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DAS
WORT DES BUDDHA
8. Rechte Sammlung (samma-samādhi)
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DEFINITION
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Was aber ist rechte Sammlung? Das Gerichtetsein des Geistes auf ein einzelnes
Objekt (cittassa ekaggatā, wtl.: Einspitzigkeit des Geistes), das ist
Sammlung.
Rechte Sammlung (sammā-samadhi), im weitesten Sinne, ist
diejenige geistige Konzentration, die mit jedem karmisch heilsamen
Bewußtseinszustande verbunden ist, also auch begleitet ist von rechter
Gesinnung (2. Stufe), rechter Anstrengung (6. Stufe) und rechter Achtsamkeit
(7. Stufe). Verkehrte Sammlung (micchā-samādhi) dagegen ist
anwesend in karmisch unheilsamen Bewußtseinszuständen und ist daher nur
möglich in der Sinnensphäre. Wird das Wort samādhi allein für sich
gebraucht, so bezieht es sich stets auf rechte Sammlung (samma-samādhi).
OBJEKTE DER SAMMLUNG
Die vier Grundlagen der Achtsamkeit (sati-patthāna), diese bilden
die Objekte der Sammlung.
Siehe 7. Stufe.
WERKZEUGE DER SAMMLUNG
Die vier rechten Anstrengungen (sammā-padhāna), diese bilden die
Werkzeuge der Sammlung.
Siehe 6. Stufe.
ENTFALTUNG DER SAMMLUNG
Die Ausübung, Entfaltung und häufige Pflege dieser Dinge, das nennt man die
Entfaltung (bhāvanā) der Sammlung.
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Die rechte Sammlung hat zwei Grade der Entfaltung die sich der Vertiefung
(jhāna) nähernde, aber sie noch nicht erreichende sogen.
"Angrenzende Sammlung« (upacāra-samādhi) und die die Vertiefung
erwirkende "Erreichungs-" oder "Volle Sammlung" (appanā-samādhi).
Die Erreichung der Vertiefungen ist keineswegs nötig zur Verwirklichung der
vier überweltlichen Pfade des Sotāpanna, Sakadāgāmí, Anāgāmí und Arahat.
Diese können nur gewonnen werden durch tiefen Hellblick (vipassanā)
in die Vergänglichkeit, Unzulänglichkeit und Unpersönlichkeit alles Daseins.
Wer, ohne eine der Vertiefungen gewonnen zu haben einen der vier
überweltlichen Pfade verwirklicht, gilt als ein "auf bloßen Hellblick
Gestützter" (suhkha-vipassaka) oder als einer "der den bloßen
Hellblick als Vehikel hat" (sukkha-vipassanā-yānika); s. Vis.
XVIII. Wer aber nach Erreichung
einer oder mehrerer Vertiefungen den über weltlichen Pfad gewinnt, gilt als
"einer, der die Gemütsruhe als Vehikel hat" (samatha-yānika).
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DIE VIER VERTIEFUNGEN (jhana)
M.27
Abgeschieden von den sinnlichen Dingen, abgeschieden von unheilsamen
Geisteszuständen, tritt der Mönch in die von Gedankenfassung und Überlegen
begleitete, durch Abgeschiedenheit gezeugte und von Verzückung und Glücksgefühl
erfüllte erste Vertiefung.
Dies ist die erste der Feinkörperlichen Sphäre angehörende Vertiefung (rúpāvacara-jhāna).
Sie tritt nur ein nach dem durch die Stärke der Konzentration zuwege
gebrachten Schwinden der Sinnenwahrnehmung und der geistigen Hemmungen; auch
die letzteren sind allerdings nur zeitweise aufgehoben. Näheres s. B.Wtb.:
jhāna,
kasina,
nimitta, samādhi.
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M.43
Die erste Vertiefung ist frei von fünf Dingen, und fünf Dinge sind zugegen.
Wenn nämlich der Mönch in die erste Vertiefung eintritt, so sind fünf Hemmungen
geschwunden, nämlich: Sinnengier (kāmacchanda), Übelwollen (vyāpāda),
Starrheit und Mattheit (thína-middha), Aufgeregtheit und
Gewissensunruhe (uddhacca-kukkucca) und Zweifelsucht (vicikicchā).
Anwesend aber sind: Gedankenfassung (vitakha), Überlegen (vicāra),
Verzückung (píti), Glücksgefühl (sukha) und geistige
Einspitzigkeit (citt'ekaggatā = samādhi).
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Diese fünf in der ersten Vertiefung anwesenden Faktoren werden als die
Vertiefungsglieder (jhān'anga) bezeichnet. Gedankenfassen (vitakka)
und Überlegen (vicāra) gelten als im Geiste sich vollziehende
sprachliche Funktionen (vací-sankhāra), das "innere Sprechen" ("parole
inérieure").—"Gedankenfassung ist dasselbe wie Erfassen eines Gedankens und
bezeichnet das (geistige) Aufnehmen, ihr Merkmal ist, daß sie das Bewußtsein
in der Vorstellung (dem Objekt) festigt . . . Als Überlegen (Diskursives
Denken) gilt das Umherwandern, das Hin- und Herwandern (des Geistes). Es
äußert sich in fortgesetzter Geistestätigkeit" (Vis.
IV). Ihr Verhältnis zu einander wird verglichen mit dem Anschlagen (=
vitakka) und dem Nachklingen (= vicāra) einer Glocke, oder
mit dem Anfassen und dem Auswischen eines Topfes.
Gedankenfassen und Überlegen sind jedoch in der ersten Vertiefung nur
noch in einem sehr abgeschwächten Grade vorhanden.
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M.27
Und ferner: nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen gewinnt der Mönch
die innere Ruhe und Einheit des Geistes, die von Gedankenfassung und Überlegung
freie, durch Sammlung gezeugte, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte zweite
Vertiefung.
In der zweiten Vertiefung sind drei Vertiefungsglieder vorhanden:
Verzückung, Glücksgefühl, Sammlung.
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Und ferner: nach Abwendung von der Verzückung verweilt der Mönch gleichmütig,
achtsam, klar bewußt und er empfindet in seinem Innern ein Glück, von dem die
Edlen sagen: ,Der Gleichmütige, Achtsame lebt glücklich'—so gewinnt er die
dritte Vertiefung.
Die Vertiefungsglieder der dritten Vertiefung sind Glücksgefühl und
Sammlung.
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Und ferner: nach dem Schwinden von Wohlgefühl und Schmerz und dem Überwinden
von Frohsinn und Trübsinn gewinnt er die freudlos-leidlose, durch Gleichmut und
Achtsamkeit geläuterte vierte Vertiefung.
Die Vertiefungsglieder der vierten Vertiefung sind: Sammlung und
Gleichmut (upekkhā).
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Im Vis. werden vierzig Meditationsobjekte (kammatthāna) genannt,
durch welche die folgenden Vertiefungen, bzw. Konzentrationsstufen, gewonnen
werden können:
Alle vier Vertiefungen: durch die Betrachtung von Ein- und Ausatmung (s.
Vis. VIII, 3), die 10
Kasina-Übungen (s. B.Wtb.) und die
Betrachtung des Gleichmuts (die 4. Brahmavihāra-Übung; s.
Vis.IX, 4)
die ersten drei Vertiefungen: durch die Entfaltung von Güte, Mitleid und
Mitfreude (die ersten drei Brahmavihāra-Übungen; s.
Vis. IX, 1-3)
die erste Vertiefung durch die 10 Ekelobjekte (Vis.
VI) und die Körperbetrachtung (Vis.
VIII, 2);
die »angrenzende Sammlung« (upacāra-samādhi): durch die
Betrachtung über den Buddha, die Lehre, die Jüngergemeinde, die
Sittlichkeit, die Freigebigkeit, den Frieden und über den Tod (Vis.
VI, VII); die Betrachtung des Ekels der Nahrung (Vis.
XI, 1); die Analyse der vier Elemente (Vis.
IX, 2);
die vier unkörperlichen Vertiefungen (arupa-jjhāna oder
āruppa), die, auf der vierten Vertiefung basierend, nach ihren
folgenden Objekten benannt werden: Gebiet der Raumunendlichkeit, der
Bewußtseinsunendlichkeit, der Nichtsheit, der
Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung. Von einer Behandlung dieser vier
unkörperlichen Vertiefungen wurde hier abgesehen; s.
Vis. X. Das gesamte Gebiet der
Sammlung und Meditation wird behandelt in
Vis. III—XIII.
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D. 22,5
Entfaltet die geistige Sammlung, o Jünger, denn der geistig Gesammelte
erkennt die Dinge der Wirklichkeit gemäß. Welche Dinge? Das Entstehen und
Hinschwinden von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistformationen und
Bewußtsein.
M. 149
Somit also habt ihr diese fünf Daseinsgruppen (1. Wahrheit) weise zu
durchschauen, Unwissenheit und Begehren (2. Wahrheit) weise zu überwinden,
Gemütsruhe und Hellblick (4. Wahrheit) weise zu entfalten.
S. 56.11
Das, ihr Jünger, ist der mittlere Pfad, den der Vollendete entdeckt hat, der
schauend und wissend macht, und der zum Frieden, zur Durchschauung und zum
Nirwahn (3. Wahrheit) führt.
Dhp. 275
Wenn ihr diesem Pfade folget, werdet ihr dem Leiden ein Ende machen!

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