‘Vertiefung', im weitesten Sinne gesprochen, ist jeder durch intensive Konzentration (siehe samādhi) auf ein einziges geistiges oder körperliches Objekt (siehe bhāvanā) hervorgerufener Versenkungszustand des Geistes.

Im Besonderen aber werden damit bezeichnet die durch zeitweiliges Schwinden der Fünfsinnentätigkeit und der geistigen Hemmungen (siehe nīvarana) bedingten 4 Vertiefungen der Feinkörperlichen Sphäre (rūpa-jjhāna oder rūpāvacara-jjhāna; siehe avacara) und bisweilen noch die 4 Unkörperlichen Gebiete (arūpāyatana = āruppā) die sog. Unkörperlichen Vertiefungen (arūpa-jjhāna oder arūpāvacara-jjhāna). Der in den Sutten immer wiederkehrende stereotype Text lautet:

1. »Da, ihr Mönche, gewinnt der Mönch, den sinnlichen Dingen entrückt, frei von unheilsamen Geisteszuständen, die mit ‘Gedankenfassung' (vitakka) und ‘Diskursivem Denken' (vicāra; siehe vitakka-vicāra) verbundene, in der Abgeschiedenheit (= ‘Sammlung' siehe citt'ekaggatā, samādhi) geborene, von ‘Verzückung' (siehe pīti) und ‘Glücksgefühl' (siehe sukha) erfüllte erste Vertiefung.
 
2. »Nach Stillung von Gedankenfassung und Diskursivem Denken aber gewinnt er den inneren Frieden, die Einheit des Geistes, die von Gedankenfassung und Diskursivem Denken freie, in der Vertiefung (samādhi) geborene, von Verzückung (pīti) und Glücksgefühl (sukha) erfüllte zweite Vertiefung.

3. »Nach Aufhebung der Verzückung aber verweilt er gleichmütig, achtsam, klarbewußt, und er fühlt in seinem Innern jenes Glück, von dem die Edlen sprechen: ‘Glückselig weilt der Gleichmütige, der Achtsame'. Und so gewinnt er die dritte Vertiefung.

4. »Nach dem Schwinden von Wohlgefühl und Schmerz und durch Untergang des früheren Frohsinns und Trübsinns gewinnt er einen leidlosen, freudlosen Zustand, die gleichmütig-geistesgeklärte vierte Vertiefung.

5. »Durch völlige Überwindung der Körperlichkeitswahrnehmungen aber, das Schwinden der Rückwirkswahrnehmungen, das Nichterwägen der Vielheitswahrnehmungen, gewinnt er in der Vorstellung: ‘Unendlich ist der Raum' das Raumunendlichkeitsgebiet (ākāsānañ-cāyatana).

 
»Als Körperlichkeitswahrnehmungen (rūpa-saññā) gelten sowohl . . . die Vertiefungen der Feinkörperlichen Sphäre als auch jene Vorstellungsobjekte selber . . .« (Vis. X. 1).

»Unter den Rückwirkswahrnehmungen (patigha-saññā) versteht man diejenigen Wahrnehmungen, die durch Rückwirkung der Sinnenorgane, wie Sehorgan usw., auf die Objekte, wie Sehobjekt usw., entstanden sind. Sie sind eine Bezeichnung für die Wahrnehmungen von Sehobjekten usw., wie es heißt (Vibh. XII): »Was sind die Rückwirkswahrnehmungen? Die Wahrnehmung von Sehobjekten, Tönen, Düften, Säften und Körpereindrücken.« »Freilich bestehen diese für den in die erste Vertiefung Eingetretenen nicht mehr, denn nicht ist zu einer solchen Zeit das Fünfsinnenbewußtsein in Tätigkeit. Trozdem aber hat man dieses Freisein davon als zum Lobe der (Unkörperlichen) Vertiefungen gesagt aufzufassen, nämlich um dadurch das Streben danach anzufeuern.« (Vis. X. 1).

Als Vielheitswahrnehmungen (nānatta-saññā) gelten »die auf vielerlei Gebieten auftretenden Wahrnehmungen, oder die vielartigen Wahrnehmungen« (ib.) oder »die Wahrnehmungen . . . eines sich nicht in der Vertiefung Befindenden.« (Vibh. XII).
 

6. »Durch völlige Überwindung des Raumunendlichkeitsgebietes aber gewinnt er in der Vorstellung ‘Unendlich ist das Bewußtsein' das Bewußtseinsunendlichkeitsgebiet (viññānañcāyatana).

7. »Durch völlige Überwindung des Bewußtseinsunendlichkeitsgebietes aber gewinnt er in der Vorstellung ‘Nichts ist da' das Nichtsheitgebiet (ākiñcaññāyatana).

8. »Durch völlige Überwindung des Nichtsheitgebietes aber gewinnt er das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung (nevasañña-n'āsaññāyatana) und verweilt darin.«

 
 »Somit ist die erste Vertiefung frei von 5 Gliedern, und 5 Glieder sind zugegen. Wenn nämlich der Mönch in die erste Vertiefung eintritt, so sind erloschen: Begierde, Ärger, Stumpfheit und Mattheit, Aufgeregtheit und Gewissensunruhe, Zweifel (d. s. die 5 Hemmungen oder nīvarana), und zugegen sind die 5 Vertiefungsglieder (jhānanga): Gedankenfassung (vitakka), Diskursives Denken (vicāra), Verzückung (pīti), Glücksgefühl (sukha) und Sammlung (samādhi)« (M. 43).

 
In der 2. Vertiefung sind 3 Vertiefungsglieder anwesend: Verzückung, Glücksgefühl, Sammlung; in der 3ten: Glücksgefühl und Sammlung; in der 4ten: Gleichmut (siehe upekkhā) und Sammlung.

Genau genommen gehören die 4 Unkörperlichen Gebiete (arūpāyatana; siehe oben 5-8) noch zur vierten Vertiefung, da sie eben die beiden die vierte Vertiefung kennzeichnenden Vertiefungsglieder (Gleichmut, Sammlung) besitzen.

 
Die vierte Vertiefung der Feinkörperlichen Sphäre bildet die Grundlage (pādaka-jjhāna) zur Erreichung der Höheren Geisteskräfte (siehe abhiññā).

Im Abhidhamma gibt es eine fünffache (anstatt der vierfachen) Einteilung der feinkörperlichen Vertiefungen (siehe Tabelle) und zwar durch Unterteilung der zweiten. Hiernach fällt in der 2. Vertiefung lediglich »Gedankenfassung« (vitakka) fort, in der dritten auch »Diskursives Denken« (vicāra), die vierte und fünfte Vertiefung entsprechen dann der dritten und vierten in der Sutten-Einteilung. Diese fünffache Einteilung basiert auf Suttentext wie A.VIII.63.

 
Über die 8 Vertiefungen als Objekte für die Übung des Hellblicks (vipassanā) siehe samatha-vipassanā. Einzelheiten siehe in Vis. IV-X.

 
Jhāna in seinem weitesten Sinn (z.B. als eine der 24 Bedingungen; siehe paccaya 17), bezeichnet jede Vertiefung, sogar flüchtige oder schwache, wenn sie auf ein einzelnes Objekt gerichtet wird.

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» Da, ihr Mönche, gewinnt der Mönch, den sinnlichen Dingen entrückt, frei von unheilsamen Geisteszuständen, die mit ‘Gedankenfassung' (vitakka) und ‘Diskursivem Denken' (vicāra) verbundene, in der Abgeschiedenheit (= ‘Sammlung') geborene, von ‘Verzückung' (pīti) und ‘Glücksgefühl' (sukha) erfüllte erste Vertiefung.

» Nach Stillung von Gedankenfassung und Diskursivem Denken aber gewinnt er den inneren Frieden, die Einheit des Geistes, die von Gedankenfassung und Diskursivem Denken freie, in der Vertiefung (samādhi) geborene, von Verzückung (pīti) und Glücksgefühl (sukha) erfüllte zweite Vertiefung.

» Nach Aufhebung der Verzückung aber verweilt er gleichmütig, achtsam, klarbewußt, und er fühlt in seinem Innern jenes Glück, von dem die Edlen sprechen: ‘Glückselig weilt der Gleichmütige, der Achtsame'. Und so gewinnt er die dritte Vertiefung.

» Nach dem Schwinden von Wohlgefühl und Schmerz und durch Untergang des früheren Frohsinns und Trübsinns gewinnt er einen leidlosen, freudlosen Zustand, die gleichmütig-geistesgeklärte vierte Vertiefung.

» Durch völlige Überwindung der Körperlichkeitswahrnehmungen aber, das Schwinden der Rückwirkswahrnehmungen, das Nichterwägen der Vielheitswahrnehmungen, gewinnt er in der Vorstellung: ‘Unendlich ist der Raum' das Raumunendlichkeitsgebiet (ākāsānañ-cāyatana).
 

» Durch völlige Überwindung des Raumunendlichkeitsgebietes aber gewinnt er in der Vorstellung ‘Unendlich ist das Bewußtsein' das Bewußtseinsunendlichkeitsgebiet (viññānañcāyatana).

» Durch völlige Überwindung des Bewußtseinsunendlichkeitsgebietes aber gewinnt er in der Vorstellung ‘Nichts ist da' das Nichtsheitgebiet (ākiñcaññāyatana).

» Durch völlige Überwindung des Nichtsheitgebietes aber gewinnt er das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung (nevasañña-n'āsaññāyatana) und verweilt darin.«
 


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