Anguttara Nikaya

14. Kapitel: yodhājīva-vagga

A.III.134 Die drei Eigenschaften des Kriegers

Der mit drei Eigenschaften ausgerüstete Krieger, ihr Mönche, ist des Königs würdig, geeignet zum Königsdienst, gilt als des Königs Leibwache (*1). Welches sind diese drei Eigenschaften?

Da trifft der Krieger aus der Ferne, schießt wie der Blitz (oder 'ohne zu verfehlen'), durchdringt gar mächtige Gegenstände (*2). Der mit diesen drei Eigenschaften ausgerüstete Krieger ist des Königs würdig, geeignet zum Königsdienst, gilt als des Königs Leibwache.

Ebenso auch, ihr Mönche, ist der mit drei Eigenschaften ausgerüstete Mönch würdig der Opfer, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist in der Welt der beste Boden für gute Werke. Welches sind diese drei Eigenschaften?

Da trifft der Mönch aus der Ferne, schießt wie der Blitz und durchdringt mächtige Gegenstände.

Wie aber trifft der Mönch aus der Ferne? Was es auch immer an Körperlichkeit gibt, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe, von aller Körperlichkeit weiß der Mönch der Wirklichkeit gemäß und in rechter Weisheit: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.' Was es auch immer an Gefühl, Wahrnehmung, geistigen Bildekräften und Bewußtsein gibt, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe, von allem Gefühl, aller Wahrnehmung, allen geistigen Bildekräften, allem Bewußtsein weiß der Mönch der Wirklichkeit gemäß und in rechter Weisheit: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.' So trifft der Mönch aus der Ferne.

Wie aber schießt der Mönch wie der Blitz? Da erkennt der Mönch der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad.' So schießt der Mönch wie der Blitz.

Wie aber durchdringt der Mönch gar mächtige Gegenstände? Da durchdringt der Mönch die große Macht des Nichtwissens. So durchdringt der Mönch gar mächtige Gegenstände.

Der mit diesen drei Eigenschaften ausgerüstete Mönch, ihr Mönche, ist würdig der Opfer, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist in der Welt der beste Boden für gute Werke.

(Der gleiche Text mit einer zusätzlichen vierten Eigenschaft findet sich in A.IV.181.)


(*1) rañño angan'ti, wtl: des Königs Glied oder Zubehör; s. A.III.97.

(*2) K: wie hundert zusammengebundene Bretter, hundert Ochsenfelle, daumenstarke Metallplatten usw.


A.III. 135 Die drei Versammlungen

Drei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche drei?

(*1) ChS: yāvatā vinītā. K: geleitet in Kenntnis des rechten Maßes. K gibt als andere Lesart yāvatajjhā-vinītā (so PTS) und erklärt: in Kenntnis der Veranlagung (ajjhāsaya) der betr. Menschen geleitet.


A.III. 136 Der wahre Freund

Mit einem Freunde, ihr Mönche, der drei Eigenschaften besitzt, mag man Verkehr pflegen. Welches sind diese drei Eigenschaften?

Mit einem Freunde, ihr Mönche, der diese drei Eigenschaften besitzt, mag man Verkehr pflegen.


A.III. 137 Die drei Merkmale des Daseins

Ob, ihr Mönche, Vollendete erstehen oder ob Vollendete nicht erstehen: eine Tatsache bleibt es, eine feste und notwendige Bedingung des Daseins, 

Dies erkennt und durchschaut der Vollendete, und hat er es erkannt und durchschaut, so lehrt er es, zeigt es, macht es bekannt, verkündet es, enthüllt es, legt es auseinander und macht es offenbar, 


(*1) sabbe dhammā anattā; s. A.I.25 m. Anm.


A.III. 138 Makkhali Gosāla

Wie, ihr Mönche, unter allen gewobenen Gewändern das härene (*1) Gewand als das schlechteste gilt - denn das härene Gewand ist in der Kälte kalt, in der Hitze heiß, häßlich, übelriechend und fühlt sich rauh an - , ebenso auch, ihr Mönche, gilt unter all den zahlreichen Lehren, der Asketen und Priester die Lehre des Makkhali (siehe A.I.30; A.III.62.) als die schlechteste; denn Makkhali, dieser törichte Mensch, lehrt und ist der Ansicht, daß es keine Tat, kein Handeln und keine Willenskraft (*2) gibt.

Die aber in der Vergangenheit Heilige waren, vollkommen Erwachte, auch jene Erhabenen waren Lehrer der Tat, Lehrer des Handelns, Lehrer der Willenskraft. Jenen auch widerspricht Makkhali, der törichte Mensch, indem er behauptet, es gebe keine Tat kein Handeln und keine Willenskraft.

Die in der Zukunft Heilige sein werden, vollkommen Erwachte, auch jene Erhabenen werden Lehrer der Tat sein, Lehrer des Handelns, Lehrer der Willenskraft. Jenen auch widerspricht Makkhali, der törichte Mensch, indem er behauptet, es gebe keine Tat, kein Handeln und keine Willenskraft.

Und auch ich, der gegenwärtige Heilige, vollkommen Erwachte, bin ein Lehrer der Tat, ein Lehrer des Handelns, ein Lehrer der Willenskraft. Und auch mir widerspricht Makkhali, der törichte Mensch, indem er behauptet, es gebe keine Tat, kein Handeln und keine Willenskraft.

Gleichwie, ihr Mönche, wenn man an einer Flußmündung ein Netz auswirft, vielen Fischen zum Unheil und Leiden, zum Verderben und Mißgeschick: ebenso auch ist Makkhali, der törichte Mensch, gleichsam als ein Menschennetz in der Welt erschienen, vielen Wesen zum Unheil und Leiden, zum Verderben und Mißgeschick.


(*1) kesakambalo, härene Decke oder Schurz; K: aus Menschenhaaren gewoben (s. A.III.94). Vielleicht eine Anspielung auf Ajita Kesakambali, einen anderen nichtbuddhistischen Asketenlehrer, der ähnliche Ansichten vertrat (s.D.2).

(*2) Keine Tat mit künftiger Vergeltung (kamma), kein sittlich verantwortliches Handeln, keine Willenskraft, die zu einem Erfolg im Erlösungsstreben führen könnte.


A.III. 139-140 Bewährung und Fortschritt

Drei Arten der Bewährung gibt es, ihr Mönche. Welche drei?

Drei Arten des Fortschritts gibt es, ihr Mönche. Welche drei?


A.III. 141 Die drei Rosse I

»Drei Arten junger Rosse (*1) will ich euch weisen, ihr Mönche, und drei den jungen Rossen gleichende Männer. So höret denn und achtet wohl auf meine Worte!« - »Ja, o Herr erwiderten die Mönche dem Erhabenen, und der Erhabene sprach also:

»Welches aber sind die drei Arten junger Rosse? 

Diese drei Arten junger Rosse gibt es.

Welches aber sind die drei den jungen Rossen gleichenden Männer? 

Wie aber ist ein dem jungen Rosse gleichender Mann vollkommen in Geschwindigkeit, aber nicht in Gestalt, nicht in Höhe und Umfang? Da erkennt ein Mönch der Wirklichkeit gemäß, was Leiden ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was die Entstehung des Leidens ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was die Erlöschung des Leidens ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was der Pfad ist, der zur Erlöschung des Leidens führt. Das nenne ich seine Geschwindigkeit. Doch wird er über die höhere Lehre und die höhere Zucht (*2) befragt, so gerät er ins Stocken und kann nicht antworten. Das nenne ich seine Mangelhaftigkeit an Gestalt. Nicht erlangt er das Nötige an Gewändern, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneimitteln. Das nenne ich seine Mangelhaftigkeit an Höhe und Umfang. Derart, ihr Mönche, ist ein dem jungen Rosse gleichender Mann vollkommen in Geschwindigkeit, aber nicht in Gestalt, nicht in Höhe und Umfang.

Wie aber ist ein dem jungen Rosse gleichender Mann vollkommen in Geschwindigkeit und Gestalt, aber nicht in Höhe und Umfang? Da erkennt ein Mönch der Wirklichkeit gemäß, was Leiden ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was die Entstehung des Leidens ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was die Erlöschung des Leidens ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was der Pfad ist, der zur Erlöschung des Leidens führt. Das nenne ich seine Geschwindigkeit. Und wird er über die höhere Lehre und die höhere Zucht befragt, so antwortet er, gerät nicht ins Stocken. Das nenne ich seine Gestalt. Doch nicht erlangt er das Nötige an Gewändern, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneimitteln. Das nenne ich seine Mangelhaftigkeit an Höhe und Umfang. Derart, ihr Mönche, ist ein dem jungen Rosse gleichender Mann vollkommen in Geschwindigkeit und Gestalt, aber nicht in Höhe und Umfang.

Wie aber ist ein dem jungen Rosse gleichender Mann vollkommen in Geschwindigkeit, Gestalt, Höhe und Umfang? Da erkennt ein Mönch der Wirklichkeit gemäß, was Leiden ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was die Entstehung des Leidens ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was die Erlöschung des Leidens ist; erkennt der Wirklichkeit gemäß, was der Pfad ist, der zur Erlöschung des Leidens führt. Das nenne ich seine Geschwindigkeit. Und wird er über die höhere Lehre und die höhere Zucht befragt, so antwortet er, gerät nicht ins Stocken. Das nenne ich seine Gestalt. Er erlangt auch das Nötige an Gewändern, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneimitteln. Das nenne ich seine Höhe und seinen Umfang. Derart, ihr Mönche, ist ein dem jungen Rosse gleichender Mann vollkommen in Geschwindigkeit, Gestalt, Höhe und Umfang.

Diese drei den jungen Rossen gleichenden Männer gibt es, ihr Mönche.«


(*1) assa-khalunke erklärt in K als 'Füllen' (assa-pote). Vgl. A.III.97; A.IV.259; A.VIII.14; A.IX.22; A.X.87; A.XI.10.

(*2) abhidhamme ... abhivinaye. In den älteren Texten bezeichnen diese beiden Begriffe nicht die damals ja noch nicht bestehenden kanonischen Textsammlungen (pitaka), sondern haben die in der Übersetzung zum Ausdruck gebrachte allgemeine Bedeutung.


A.III. 142-143 Die drei Rosse II-III

(Die Reden 142 und 143 sind Wiederholungen der Rede 141 mit folgenden Änderungen: statt »junges Roß« steht durchweg in 142 »gutes Roß« und in 143 »würdiges, edles Roß«. Ferner ist statt der Worte »Da erkennt ein Mönch der Wirklichkeit gemäß, was Leiden ist...« das folgende einzusetzen:)

(142) Da erscheint ein Mönch nach dem Schwinden der fünf niederen Fesseln unter den geistgeborenen Wesen wieder, und dort erlischt er vom Wahne, kehrt nicht mehr zurück von jener Welt.

(143) Da gelangt ein Mönch durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.

(Diese beiden Texte beziehen sich auf den Niewiederkehrer und den Heiligen, während Text 141 sich auf den Stromergriffenen (sotāpanna) bezieht.)


A.III. 144-146 Die höchste Vollendung

Einst weilte der Erhabene bei Rājagaha, bei der Fütterungsstelle der Pfauen, im Kloster der Wanderasketen. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Mönche!« sprach er. »Herr!« erwiderten jene Mönche dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach: »Ein Mönch, dem drei Dinge eignen, hat die höchste Vollendung erreicht, den höchsten Frieden, die höchste Heiligkeit, das höchste Ziel, ist der Beste unter Göttern und Menschen. Welches sind diese drei Dinge?

(144) 

(145) 

(146) 

Ein Mönch, dem diese drei Dinge eignen, hat die höchste Vollendung erreicht, den höchsten Frieden, die höchste Heiligkeit, das höchste Ziel, ist der Beste unter Göttern und Menschen.«


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