Samyutta Nikaya

2. Devaputta Samyutta - Von den Göttersöhnen

01-10 Pathama vagga - Der erste Abschnitt
 

S.2.1. Kassapa (1)

 
Der Kommentar (I. 122.13) sagt, daß man als devaputtā "Göttersöhne" und als devadhītaro "Göttertöchter" solche devatā bezeichne, die (aus früherer irdischer Existenz) dem Namen nach bekannt sind. Von Kassapa wird berichtet, daß er die Predigt des Buddha angehört habe, in der dieser im siebenten Jahre nach der sambodhi den Göttern des Tidasa-Himmels seine Lehre verkündigte.

 

 1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht der Devaputta Kassapa, mit seiner herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat er zur Seite. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Kassapa zu dem Erhabenen also:
"Den Bhikkhu hat der Erhabene verkündigt, aber keine Anweisung für den Bhikkhu." (*f189)

 
2. "So soll denn, o Kassapa, dir dies hier sofort aufleuchten."
(Der Devaputta Kassapa:)

3. "In guter Rede (*f190) soll er sich schulen und in Verehrung der Samanas, (*f191)
In einsamem Leben in Abgeschiedenheit und in Stillung des Denkens." (*f192)
 

4. So sprach der Devaputta Kassapa. Seine Zustimmung bekundete der Meister. Da nun dachte der Devaputta Kassapa: 'seine Zustimmung bekundet mir der Meister;' er begrüßte ehrfurchtsvoll den Erhabenen, umwandelte ihn mit Zukehrung der rechten Seite und verschwand auf der Stelle.


(*f189) D.h. du hast wohl gesagt, was ein Bhikkhu ist, und was man von ihm fordert, aber nicht (p. no ca), wie man ein Bhikkhu wird.
(*f190) P. subhāsitassa. Der Komm. I. 123.13 erklärt das durch catubbidham vacīsucaritam "der vierfältige gute Wandel im Reden", das sich auf die vier großen Wahrheiten, auf die zehn kathāvatthūni und auf die siebenunddreißig bodhipakkhiyā dhamma erstreckt.
(*f191) P. samanupāsana. Die Samanas sind hier die weisen Lehrer, die man aufsuchen muß (upās), um von ihnen zu lernen.
(*f192) Die Strophe findet sich auch in den Theragāthā 239 als Ausspruch des Thera Vārana. Nach dem Kommentar I.123.20 sind in ihr die drei Arten der sikkhā, der Schulung, gelehrt: in Z.1 die adhisīlasikkhā, und in Z.2 die adhipaññā- und die adhicittasikkhā, die Schulung in sittlicher Zucht, in rechter Erkenntnis und in Befreiung des Denkens.


S.2.2. Kassapa (2)

 


(*f193) P. hadayānuppatti. Der Komm. I. 124.4 erklärt das durch arahatta "Zustand eines Vollendeten".
(*f194) P. tadānisamso, bezieht sich zurück auf hadayānuppatti, d.i. arakatta. S. die vor. Note.


S.2.3. Magha

 
Māgha ist nach dem Komm. I. 124.11 ein Name des Gottes Sakka. Zu vergleichen ist skr. maghavan als Name Indras. Auf den gleichen Gott bezieht sich auch Vatrabhū in 4, worin der Name des von Indra besiegten Dämonen Vrtra enthalten ist. Vgl. Jātaka V. 153.2.

 

 
(Die gleichen Strophen finden sich schon 1. 71.)


S.2.4. Māgadha 
 


(*f196) Als Variante findet sich statt Māgadho auch Māgho, wie im vorigen Sutta.
(*f197) Die gleichen Strophen schon oben in 1. 26


S.2.5. Dāmali


(*f198) Der Ausdruck brāhmana hier, wie häufig, in dem Sinn von arahant "ein Vollendeter" gebraucht. S. Rhys Davids-Stede, Pāli Dict. u.d.W.
(*f199) Die Hss. schieben hier noch die Worte Dāmalīti bhagavā ein, durch die der Halbsloka gestört wird. Sie sind eine, offenbar alte, erklärende Glosse (vgl. die beiden folg. Suttas). Im folgenden ist die Verseinteilung in der Ausgabe unrichtig. Die erste Verszeile (tristubh) wird gebildet durch die Worte yāva na gādham labhati nadīsu.


S.2.6. Kāmada 
 


(*f200) Der Komm. I.125.9 erzählt von Kāmada, daß er in seiner früheren Existenz sich vergeblich bemüht habe, die höchsten Stufen des samādhi zu erreichen. Er klagt nun dem Buddha seine Enttäuschung.
(*f201) Mit dem Komm. ist sekhā sīlasamāhita thitattā zu lesen. Das letzte Wort, durch das das Metrum gestört wird, dürfte eine alte Glosse sein. Vor jenen Worten schieben die Hss. noch Kāmadāti bhagavā ein (vgl. die Note zum vor Sutta), und ebenso auch in 3 und 4 nach der ersten Halbzeile jeder Strophe.


S.2.7. Pañcālacanda

 


(*f202) P. sambādha. Nach dem Komm. I. 126.16 ist die "Einengung" durch die pañca nīvaranāni, die fünf Hemmnisse, gemeint. Vgl. dazu oben, Einl. zu 1.6. Gegensatz zu sambādha ist okāsa.
(*f203) P. dhammam nibbānapattiyā. Über dhamma im Sinne von "geistiger Zustand, Heilszustand" s. M. und W. Geiger, Pāli Dhamma, S. 97-8. Nach der ersten Halbzeile ist wieder Pañcālacandāti bhagavā eingeschoben.
(*f204) Das Verhältnis der beiden Strophen zu einander ist nicht ganz klar. Mir scheint, daß der Devaputta die Erlösung auf den Buddha allein beschränkt glaubt. Ihm entgegnet der Meister, daß der Weg dazu allen denen offen steht, die seiner Lehre folgen.


S.2.8. Tāyana 
 

 

 
 


(*f205) P. purānatitthakaro. Der Kommentator (I. 127.7) nennt als solche Sektenlehrer Nanda, Maccha, Kisa, Sankicca und Pārana und wirft die Frage auf, wie ein Sektenlehrer überhaupt ein devaputta werden könne. Er findet die Erklärung darin, daß Tāyana eine große Anzahl anderweitiger guter Werke verrichtet habe.
(*f206) Gemeint ist der Strom der āsavā, der weltlichen Einflüsse. Der Komm I. 127.14 erklärt es durch tanhāsotam.
(*f207) P. ekattam, gleichbedeutend mit ekodi von dem einheitlich gesammelten, nur auf das eine Ziel des Nirvana gerichteten Denken. Vgl. unten 2.11.2, Note. Die erste Verszeile der Strophe ist gleich Dhammapada 383.
(*f208) Die folgenden Verse entsprechen den Versen 313, 314, 311, 312 des Dhammapada.
(*f209) Über paribbāja(ka) s. Bd. II, S. 32, N.
(*f210) P. rajo, vom Staub und Schmutz der Sünde gebraucht.


S.2.9. Candima

 
Nach indischem Volksglauben kommen Sonnen- und Mondfinsternis dadurch zustande, daß ein dämonisches Wesen, Rāhu, die Gestirne verfolgt und verschlingt. Gleich anderen volkstümlichen Vorstellungen ist auch diese in den Buddhismus übergegangen. Vgl. Anguttara II. 53.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

Zu jener Zeit aber war der Devaputta Candima von dem Dämonenfürsten Rāhu ergriffen worden. (*f211) Da nun sprach der Devaputta Candima, an den Erhabenen gedenkend, zu jener Frist die folgende Stophe:

 

2. "Verehrung sei dir, Held Buddha, du bist vollkommen erlöst,
Ich bin in drangvolle Enge geraten: sei du meine Zuflucht!"

 

3. Da nun redete der Erhabene mit Bezug auf den Devaputta Candima den Dämonenfürsten Rāhu mit der Strophe an:
"Zu dem Tathagata, (*f212) dem Vollendeten,
hat Candima seine Zuflucht genommen:
Rāhu, gib den Mond frei, es haben die Buddhas Erbarmen mit der Welt."

 

4. Da nun ließ der Dämonenfürst Rāhu den Devaputta Candima frei und begab sich eilends dorthin, wo der Dämonenfürst Vepacitti (*f213) sich befand. Nachdem er sich dorthin begeben hatte, trat er entsetzt, mit gesträubten Haaren zur Seite. Den zur Seite stehenden Dämonenfürsten Rāhu redete nun der Dämonenfürst Vepacitti mit der Strophe an:

 

5. "Warum denn gibst du, Rāhu, so eilig den Mond frei,
Und warum kommst du so entsetzt und stehst da so voll Angst?"
 

6. (Rāhu:)

"In sieben Stücke würde das Haupt mir zerspringen,
im Leben würde ich kein Glück erlangen,
- So bin ich mit einer Strophe vom Buddha angeredet worden (*f214)
- wenn ich den Candima nicht los ließe."
 


(*f211) Candima ist der Mondgott, nach Komm. I. 1289 "der im Mondpalast wohnende Devaputta." Der Sinn ist: es fand eine Eklipse statt.
(*f212) Eine häufig gebrauchte Bezeichnung des Buddha über die R.O. Franke Dīgha übers. S. 287 ff. erschöpfend gehandelt hat. Nach ihm ist tathāgata "der so Gegangene", d.h. derjenige, der diesen Weg zurückgelegt hat, und prägnant: derjenige, der diesen Weg (den er lehrt, zuerst selbst) zurückgelegt hat. Ich meinerseits bin geneigt die Deutung "der zur Wahrheit gelangt ist" (tatha-āgata) vorzuziehen.
(*f213) Vepacitti (skr. Vipracitti) ist der Vater des Rāhu.
(*f214) P.buddhagāthābhihito'mhi. Die Worte sind Parenthese. Die erste Verszeile enthält den Vordersatz, der vierte Pāda den Nachsatz. Rāhu legt den Fluch, den der Buddha nicht ausgesprochen hat, in dessen Worte hinein.


S.2.10. Suriya 
 


(*f215) Der Sonnengott. Komm. I. 128.11 "der im Sonnenpalast wohnende Devaputta".

(*f216) Der Komm. I. 128.12 beschäftigt sich hier mit der Frage, wie es denn möglich sei, daß Rāhu die Sonne verschlingt. Er gibt die körperlichen Dimensionen des Rāhu, in Meilen (yojana) berechnet!

(*f217) Nach dem Komm. I. 129.12 bezeichnet der Buddha den Suriya als seinen Sohn (pajā), weil dieser nach Anhörung des von den Göttern handelnden Mahāsamaya-Sutta (= Dīgha Nr. 20) in den Strom der Erlösung eintrat.


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