1.31-40 Devatā-Samyutta - Von den Devatas
Sutta 31. Mit den Guten
Die Satullapakāyikā devatāyo, die in den ersten vier Suttas sowie in
Sutta 36 und 38 unseres nach ihnen benannten Abschnittes auftreten, sind eine
Gruppe übermenschlicher Wesen, deren Geschichte im Komm. I. 67.3ff. erzählt wird.
Vgl. dazu auch Mrs. Rhys Davids, Kindred Sayings I. 25 N.2.
Eine Anzahl von Kaufleuten fuhr über das Meer. Ein Sturm kam, und ihr Schiff begann zu sinken. Die Leute auf dem Schiff brachen in lautes Jammern aus, und jeder rief seinen Schutzgeist um Hilfe an. Nur ein Mann blieb gelassen. Und saß ruhig da mit untergeschlagenen Beinen, wie ein Yogin. Von seinen Gefährten befragt, teilte er ihnen mit, daß er vor seiner Abreise der Gemeinde des Buddha Wohltaten erwiesen und bei ihr seine Zuflucht gefunden habe und darum frei sei von aller Furcht. Auf ihre Bitte, sie an diesem Segen teilnehmen zu lassen, schied er die Gefährten in sieben Gruppen zu je hundert und lehrte sie der Reihe nach die fünf Moralvorschriften (pañca sīlāni) des Buddha, die sie sich zu Herzen nehmen und als sichere Zuflucht betrachten sollten. Das Schiff sank indessen immer tiefer und tiefer. Alle fanden ihren Tod und wurden im Tāvatimsa-Himmel wiedergeboren, wo herrliche Paläste (vimānāni) ihnen als Wohnung dienten. Nun finden sie sich beim Meister ein, ihm ihre Huldigung darzubringen.
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der
Satullapa (*f68) angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen
Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich
dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie
zur Seite.
(*f68) Wortbedeutung: "die hundert Ausrufer", anscheinend mit Beziehung auf die oben erzählte Legende.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
Die sämtlichen Strophen kehren unten in S.2.21 2 wieder. Die erste sich wiederholende Verszeile findet sich auch im Jātaka Nr. 190 (= II. 112.24).
4. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Mit den Guten soll man zusammen sein,
mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt, wird Weisheit gewonnen,
nicht sonst woher."
5. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Mit den Guten soll man zusammen sein,
mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt,
leidet man mitten im Kummer keinen Kummer."
Als Beispiel nennt der Komm. I. 68.2 v.u. die in den Legendensammlungen mehrfach (z.B. Jāt. IV. 148 ff., Dhammapada-Komm. I. 349 ff., II. 7ff., 14ff. usw.) erwähnte Mallikā, und den Sāmanera Samkicca, der, von 500 Räubern umgeben, den Mut nicht verlor, sondern durch seine Seelenruhe und Gelassenheit die Räuber für die buddhistische Lehre gewann. S. Dhp.-Komm. II. 240ff.
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
Hier erzählt der Komm. I. 69.2ff. die Legende von dem Sāmanera Adhimutta, einem Schüler des Samkicca. Auch hier sind es Räuber, die von dem jungen Novizen bekehrt werden. Hohes Ansehen gewinnt dieser bei seinen Verwandten, weil er sie durch seine Wahrhaftigkeit von dem Tod durch die Hand der Räuber errettet. Vgl. Theragāthā 705-725.
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Mit den Guten soll man zusammen sein,
mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Haben sie der Guten gute Lehre erkannt,
so gehen die Wesen zu glücklicher Existenz."
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende
Strophe:
(*f72) Wtl. "bestehen die Wesen dauernd" (sātatam). Der Komm. I. 71.4
erklärt sātatam durch satatam sukham vā ciram sukham vā.
9. Darauf nun sprach eine andere Devatā zu dem Erhabenen also: "Wer,
Erhabener, hat nun da gut gesprochen?" - "Alle nach einander (*f73) haben gut
gesprochen; höret nun auch mich:
(*f73) P. pariyāyena. Anders Mrs. Rhys Davids. Sie übersetzt: as to
the matter, ye have all spoken well.
Die sämtlichen Verse unseres Sutta finden sich auch im Bilārikosiya-Jātaka (Nr.
450 = IV, 62 der Fausböll'schen Ausg.; vgl. Mrs. Rhys Davids Kindred Sayings, S.
28, N.1). Das Jātaka handelt von einem Geizhals, dessen Ahnen wegen ihrer großen
Freigebigkeit in der Götterwelt wiedergeboren worden, der aber die
Überlieferungen seines Hauses schnöde preisgegeben hat. Die Götter steigen, ihn
zu bekehren, vom Himmel herab. Sie nehmen die Gestalt von Brahmanen an, und,
indem sie der Reihe nach die Strophen in 3 bis 9 rezitieren, betteln sie bei dem
Geizhals um Almosen. Sie erhalten aber nur schlechte Speise (gonabhatta "Viehfutter"!).
Erst wie die Brahmanen sich stellen, als seien sie an dem Essen gestorben, wird
der Geizhals durch die Furcht vor den Folgen des Brahmanenmordes in höchste
Angst versetzt. Die Götter nehmen wieder ihre himmlische Gestalt an, verwarnen
den Verzweifelten und nehmen ihn, da er seine Fehler einsieht und sich zu
bessern verspricht, wieder in Gnaden an. - Wir haben hier ein Beispiel, wie
altüberlieferter Stoff im Kanon ganz verschiedenartig verwertet wird.
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende
Strophe:
"Aus Geiz und aus Nachlässigkeit, so wird keine Gabe gegeben:
Von dem, der Verdienst erstrebt, von dem kommt sie,
der die rechte Gabe kennt." (*f74)
(*f74) Ich glaube, daß deyyam als Obj. zu vijānatā und als Subj. zu hoti gehört. Unser Vers findet sich außer im folgenden Sutta auch Jāt. IV. 64.
4. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Wovor bangend der Geizige nicht gibt,
das gerade ist die Gefahr für den Nichtgeber:
Hunger und Durst, wovor der Geizige sich fürchtet,
Sie treffen den Toren in dieser Welt und in der anderen.
Darum treibe man aus den Geiz und spende Gaben,
(der Habsucht) Schmutz überwindend:
Verdienstliche Werke sind in der anderen Welt
ein fester Halt für die Lebewesen."
Die beiden letzten Verse kehren unten in S.1.43 2 und S.2.23 1,2 wieder.
5. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Die sind nicht tot unter den Toten die wie ein Genosse auf dem Wege
Von geringem Besitze spenden. Das ist ewiges Gesetz.
Die einen spenden von kleinem Besitz,
von reichlichem wollen andere nichts geben:
Gabe, aus kleinem Besitz gespendet, wird tausend gleich geschätzt."
Unter den Toten sind nach dem Komm. I. 72.2 die Geizigen verstanden, weil
diese über ihre Habe ebenso wenig verfügen, wie Tote dies nicht zu tun im stande
sind.
Die beiden letzten Verszeilen auch im folgenden Sutta.
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende
Strophe:
"Denen, die geben, was schwer zu geben ist, denen,
die ein Werk tun, das schwer zu tun,
Tun die Bösen nicht nach: schwer zu befolgen ist der Guten Lehre.
Darum ist bei Guten und Bösen verschieden der Hingang aus dieser Welt:
Die Bösen gehen in die Hölle, die Guten haben den Himmel zum Ziel."
Die beiden Strophen kommen, worauf Mrs. Rhys Davids (Kindred Sayings, S. 28, N.1) hinweist, im Jātaka 180 (= II. 86.1 der Jāt.-Ausg.) vor.
7. Darauf nun sprach eine andere Devatā zu dem Erhabenen also: "Wer, Erhabener, hat nun da gut gesprochen?" - "Alle nach einander haben gut gesprochen; höret nun auch mich:
In Frömmigkeit lebt, wer Nachlese hält (*f79)
Und, sein Weib erhaltend, (trotzdem) von seinem geringen (Besitze) spendet.
Hunderttausend von denen, die tausend opfern,
Sind auch nicht den sechzehnten Teil wert von einem solchen (Geber)."
(*f79) Es ist samuñchakam zu lesen. Gemeint ist nach dem Komm. das Auflesen von dem, was auf der Dreschtenne liegen geblieben.
8. Darauf nun redete eine andere Devatā den Erhabenen mit der Strophe an:
"Warum denn kommt ein reiches, großes Opfer von solchen Leuten
An Wert nicht gleich dem, was in Frömmigkeit gegeben ward?
(Warum) sind hunderttausend von denen, die tausend opfern,
Auch nicht den sechzehnten Teil wert von einem solchen (Geber)?"
9. Darauf nun redete der Erhabene die Devatā an mit der Strophe:
"Manche spenden, in das Böse verstrickt,
Nachdem sie geschlachtet, getötet und Schmerz verursacht haben.
Eine solche Gabe voll Tränen und voll Qual
Kommt an Wert dem nicht gleich, was in Frömmigkeit gegeben ward:
So sind hunderttausend von denen, die tausend opfern,
Auch nicht den sechzehnten Teil wert von einem solchen (Geber)."
1. Ort der Begebenheit: Im Parke von Sāvatthī.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der
Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen
Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich
dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie
zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben.
Aus Geiz und aus Nachlässigkeit, so wird keine Gabe gegeben:
Von dem, der Verdienst erstrebt, von dem kommt sie,
der die rechte Gabe kennt."
4. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben.
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben.
Die einen spenden von kleinem Besitz,
von reichlichem wollen andere nichts geben:
Gabe, aus kleinem Besitz gespendet, wird tausend gleich geschätzt."
5. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben;
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht,) ist gut das Geben.
Geben und Kämpfen (*f80) heißt es, ist gleich:
Obgleich es wenige sind, siegen sie über viele.
Wenn man gläubig auch nur wenig gibt,
Wird man dadurch schon glücklich in der anderen Welt."
(*f80) Die Strophe 5 von hier ab findet sich auch im Ādittajātaka Nr. 424 (=
III. 472 der Ausg.). Ebenso die folgenden Strophen außer der sich wiederholenden
Einleitung.
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben;
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht), ist gut das Geben,
Und auch Geben aus rechtlich erworbenem Besitz ist gut.
Welcher Mann aus rechtlich erworbenem Besitz eine Gabe gibt,
Von dem, was durch Tatkraft und Energie gewonnen wurde (*f81)
Der kommt hinweg über die Vetaranī (*f82) des (Totengottes) Yama
Und geht in himmlische Stätten ein beim Tode." (*f83)
(*f81) P. utthānaviriyādhigatassa, Komm. I, 75.15: utthānena ca
viriyena ca adhigatassa.
(*f82) Vetaranī (= skr. vaitarani) ist der N. des Höllenflusses.
(*f83) P. macco = skr. martyah. Oder sollte es ein alter Loc. von
maccu sein = skr. mrtyau, wie ādo = skr. ādau zu
ādi?
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben,
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht,) ist gut das Geben,
Und auch Geben aus rechtlich erworbenem Besitz ist gut,
Und auch Geben mit Auswahl (*f84) ist gut.
Geben mit Außwahl ist empfohlen von dem Führer auf dem Heilspfad: (*f85)
Was denen, die der Spende würdig, in dieser Lebewelt
Gegeben ward, das trägt reiche Frucht,
Wie Samenkörner, gesät in gutes Feld."
(*f84) P. viceyyadānam; Komm. I. 75.18 = vicinitvā dinnadānam.
(*f85) P. sugatappasatiham, Komm. I. 76.3 = sugatena vannitam.
Über sugatas. Bd. 2 ,S. 100, N.1. Die Strophe findet sich auch in der
Dhammapadatthakathā (zu Dhp. 181.) = III. 221 und (zu Dhp. 356ff.) = IV- 81 der
Ausgabe von Norman.
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch:
"Gut ja, Herr, ist das Geben,
Und gerade bei kleinem Besitz ist gut das Geben,
Und (wenn es) im Glauben (geschieht), ist gut das Geben,
Und auch Geben aus rechtlich erworbenem Besitz ist gut,
Und auch Geben mit Auswahl ist gut,
Und gut ist auch, Selbstbeherrschung gegenüber den Lebewesen. (*f86)
Wer da wandelt, ohne lebende Wesen zu verletzen,
Und nichts Böses tut, um des Tadels der anderen willen:
Den Ängstlichen preist man da, nicht den Kecken;
Denn, aus Angst (vor der Sünde) tun die Frommen nichts Böses."
(*f86) Nach dem Komm. geht hier die Devatā über das "Geben" (dānam) hinaus und preist das "sittliche Wohlverhalten" (sīla), im besonderen das Gebot, kein Lebewesen zu verletzen, die ahimsā.
9. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen also: "Wer, Erhabener, hat nun da gut gesprochen? "Alle nach einander haben gut gesprochen; höret nun auch mich:
Das Geben im Glauben (*f87) ist ja vielfach gepriesen,
Aber besser als eine Gabe ist ein Wort der Wahrheit: (*f88)
Früher schon und noch viel früher sind die Guten,
die Erkenntnis besassen, zvm Nirvana gelangt.
(*f87) P. saddhā (= -ddhāya) hi dānam mit Bezug auf Z.3 in V.5,6,7,8.
(*f88) P. dhammapadam. Daß dies "Wort der Wahrheit", nicht "Weg d. W."
usw. bedeutet, geht aus dem Dhammapada
v.44f., 102 selber und aus andern
Stellen unzweifelhaft hervor. Auch hier ist es so zu fassen, obwohl es der Komm.
I. 76.11 durch nibbāna erklärt. Der Gedanke ist dieser: Besser noch als
materielle Gabe ist Belehrung im dhamma; denn sie führt zur Erkenntnis
und diese zum Nirvana. Nicht umsonst steht sapaññā an bedeutungsvoller
Stelle am Vers-Schluß.
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht zahlreiche der Gruppe der
Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen
Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich
dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie
zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Nicht sind die sinnlichen Genüße bei den Menschen ständig,
Hier (in dieser Welt) gibt es Dinge, die man genießt, (*f89) an die gebunden,
Durch die gelähmt der Mensch zur Nimmerwiederkehr (*f90)
Nicht gelangen kann (*f91) aus dem Bereich des Todes."
(*f89) P. kamanīyāni. Nach dem Komm. I. 76.11 sind das die begehrten
Objekte unserer Sinne: Form, Ton, Geruch, Geschmack, Gefühl und die dhammā.
(*f90) P. apunāgamanam. Es ist das ein Name für das Nirvana.
(*f91) Mit dem Komm. (Col. Ausg. 45.22) ist wohl anāgantā zu lesen; die
Siames. Ausg. (I. 76.2 v.u.) hat allerdings anāgantvā mit der Textausgabe
des S.
4. "Aus der Begierde stammt das Übel, aus der Begierde stammt das Leid;
Aus der Beseitigung der Begierde folgt Beseitigung des Übels,
aus der Beseitigung des Übels Beseitigung des Leidens."
5. "Nicht die mannigfachen sinnlichen Genüsse, die es gibt in der Welt,
Das Wollen und Begehren (vielmehr) des Menschen ist die Sinnenlust.
Es bleiben bestehen die mannigfachen Genüsse in der Welt,
Aber hier (in sich selber) beseitigen die Weisen die Begierde."
Mrs. Rhys Davids (Kindred Sayings S. 32, N.3) macht darauf aufmerksam, daß
diese Strophe auch im Anguttara (III. 411) vorkommt als ein Ausspruch des
Buddha. Der Sinn ist der: Nicht an den sinnlichen Objekten ist es gelegen,
sondern daran, daß wir durch unser Begehren zu ihnen in Beziehung treten. Dieses
Begehren auszutilgen ist also die Aufgabe des Weisen.
6. "Den Zorn soll man aufgeben, den Wahn fahren lassen,
Über alle Fesseln soll man hinweg kommen:
Den, der nicht haftet an Name und Form,
Der nichts besitzt, verfolgen die Leiden nicht."
Die Strophe ist = Dhammapada 221 und wird unten im 36. Sutta wiederholt. Über die "Fesseln" s. Bd.2, S. 246, über "Name und Form" (nāma-rūpa) ebda.,S.2.
7. "Er hat (alle) Benennung aufgegeben, ist in keine Behausung eingekehrt;
Er hat den Durst abgeschnitten nach Name und Form:
Ihn, der die Fesseln durchschnitten,
der frei ist von Leid und hoffendem Erwarten,
Haben suchend nicht gefunden
Götter und Menschen, hier und im Jenseits,
In den Himmeln und an allen Stätten."
S. oben 1.20-22. Wie die Strophen in 3 bis 7 sich verteilen, ist nicht gesagt. Vermutlich werden sie von verschiedenen Devatās gesprochen.
8. "Wenn sie keinen also Erlösten erblickten
- spricht der ehrwürdige Mogharāja -
Götter und Menschen, hier und im Jenseits,
Der Menschen. trefflichsten, der den Menschen Segen erwirkt:
Sind dann die zu preisen, die ihn verehren?"
9."Zu preisen sind auch sie, o Bhikkhu,
- Mogharāja, spricht der Erhabene -
Die ihn verehren, den also Erlösten;
Da sie die Wahrheit erkannt und den Zweifel aufgegeben haben,
Werden auch sie über die Fesseln hinweg kommen, o Bhikkhu."
Die beiden Strophen 8 und 9 sehen wie ein späterer Zusatz aus. Der Thera Mogharāja kommt im Suttanipāta (v. 1116 ff.) vor, wo ihm Fragen in den Mund gelegt werden, die der Buddha beantwortet. Die Strophe Sn.1119 ist im Khathāvatthu I, S. 64 angeführt. Es werden dem Mogharāja ferner die Theragāthā 207-208 zugeschrieben.
Der Kommentar (I. 78.11) gibt an, daß die ujjhānasaññikā devatā nicht
etwa eine besondere Klasse göttlicher Wesen in einem besonderen Himmel seien. Es
würden darunter Devatās verstanden, die unwillig waren (ujjhāyanti) über
den Widerspruch, den sie heraus zu finden glaubten zwischen den strengen
Anforderungen, die der Buddha an seine Anhänger und Schüler stellt, und dem
Leben, das er selber führt. Sie kommen zum Buddha, ihm Vorhalt zu machen, werden
aber von Ihm belehrt, daß der Erlöste von allen weltlichen Dingen unberührt
bleibt. - Das Wort ujjhānsaññin "reizbar, heftig" begegnet uns mehrfach
in der Pāli-Literatur (vgl. das Wtb. von Rhys Davids und Stede), ebenso (Dhammapadatthakathā
III. 376.13) das davon abgeleitete Abstraktum ujjhānasaññitā.
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich zahlreiche Ujjhānasaññika-Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben hatten, blieben sie in der Luft schweben.
3. In der Luft schwebend sprach dann eine Devatä zu dem Erhabenen die folgende
Strophe:
"Wer von sich anders spricht, während er doch anders ist,
Wie durch die Täuschung (*f96) eines Gauners
hat der durch Diebstahl (sich verschafft), was er genießt.
Was man tut, soll man reden, und was man nicht tut, soll man nicht reden,
Den, der spricht, ohne daß er (darnach) tut, erkennen die Weisen wohl."
(*f96) Ich lese nikaccā (= nikatyā Jāt. II. 183.9) kitavasseva (=
-ssa iva).
4. (Der Erhabene:)
"Nicht durch Reden nur oder durch bloßes Hören
Ist es möglich, dem Wege zu folgen, der da der sichere ist,
Durch den die Weisen, die Versenkung üben,
erlöst werden von Mara's Banden.
Nicht handeln (*f97) die Weisen, kennend den Wechsel der weltlichen Dinge,
Die Weisen, die durch Erkenntnis erlöst sind,
haben überwunden das Hangen an der Welt."
(*f97) P. pakubbanti. Ohne Objekt bedeutet pa-kar "Sich auf ein
Tun einlassen" und dadurch das Kamma (die samkhārā) mehren. Vgl. na
yīdha pakubbamāno, Suttanipāta v. 790.
5. Da ließen sich die Devatās auf die Erde herab, warfen sich mit der
Stirne zu Füßen des Erhabenen nieder und sprachen zu dem Erhabenen also: "Eine
Verfehlung, Herr, hat uns übermannt wie Toren, wie Verblendete, wie Böse, da
wir glaubten, an den Erhabenen herantreten zu müssen. (*f98) Möge der erhabene
Herr dies unser Bekenntnis der Verfehlung als einer Verfehlung entgegennehmen,
damit wir fürderhin davor uns hüten." (*f99)
(*f98) Es ist mit dem Komm. (Col.-Ausg. 47.17) āsādetabbam zu lesen.
Die Siam. Ausg. I. 80.3 liest apasādetabbam. Danach wäre "tadeln zu
müssen" zu übersetzen. Das ist an sich sehr gut. Vgl. Samy. 14. 11. 10-11 (= II.
219.13,14). Aber gerade die Erklärungen, die der Komm. zu dem Begriff gibt,
sprechen dafür, daß Buddhaghosa eher āsādetabbam als apasādetabbam
vor sich hatte.
(*f99) Die übliche Form, in der Bhikkhus vor dem Buddha das Bekenntnis eines
Fehltritts abzulegen pflegen. Vgl. Samy. 12.70.58, 16.6.11 (Bd. 2, S. 177 und
256 meiner Übersetzung).
6. Da lächelte der Erhabene. Da nun wurden die Devatās noch mehr unwillig
und erhoben sich in die Luft.
7. Eine Devatā sprach zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Wer von solchen, die eine Verfehlung eingestehen,
(das Bekenntnis) nicht entgegen nimmt,
Hat Zorn im Herzen, ist auf Haß erpicht, der gürtet sich (*f100) in
Feindseligkeit."
"Gäbe es keine Verfehlung und wäre hier kein Abirren (vom rechten Weg),
Und würden alle Feindseligkeiten beigelegt,
wie könnte man da ein Guter sein?" (*f101)
"Bei wem kommen nicht Verfehlungen vor? bei wem gibt es kein Abirren?
Wer verfiel nicht in Betörung? Wer ist weise und immer besonnen?" (*f102)
(*f100) Es ist doch wohl patimuñcati (nicht -muccati) zu lesen.
Das wird vom Umbinden eines Kollers usw. gebraucht.
(*f101) Ich vermag die beiden letzten Zeilen nur in dem Sinne zu verstehen, daß
das Gute nur im Gegensatz zum Bösen zur Geltung kommt. Es ist natürlich zu
beachten, daß sie den "reizbaren Devatās", nicht einem streng gläubigen
Buddhajünger in den Mund gelegt werden. Der Text der Stelle steht übrigens nicht
ganz sicher.
(*f102) Nach der Verteilung des iti scheinen die Strophen von drei
verschiedenen Devatās gesprochen zu werden.
8. (Der Erhabene:)
"Bei dem Tathāgata, dem Buddha, der aller Wesen sich erbarmt,
Kommen keine Verfehlungen vor, gibt es kein Abirren;
Er verfällt nicht in Betörung, er ist weise und immer besonnen.
Wer von solchen, die eine Verfehlung eingestehen,
(das Bekenntnis) nicht entgegennimmt,
Hat Zorn im Herzen, ist auf Haß erpicht:
die Feindseligkeit, in die er sich gürtet,
An der habe ich keine Freude.
Ich nehme das Bekenntnis eurer Verfehlung an."
1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des
Anāthapindika.
2. Da nun begaben sich zahlreiche der Gruppe der Satullapa angehörige
Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend,
dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den
Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Der Glaube ist des Menschen (bester) Genosse.
Wenn kein Unglaube mehr zurückbleibt,
So erwächst ihm daraus Ehre und Ruhm,
Und er geht zum Himmel, wenn er den Körper verläßt." (*f103)
"Den Zorn soll man aufgeben, den Wahn fahren lassen,
Über alle Fesseln soll man hinweg kommen:
Den, der nicht haftet an Name und Form,
Der nichts besitzt, verfolgen die Leiden nicht."
(*f103) Hier hat der Text ein iti. Es schließt damit also wohl das
Wort der ersten Devatā.
4. (Der Erhabene:)
"Der Lässigkeit geben sich hin die törichten, unverständigen Leute;
Die Unermüdlichkeit wahrt der Verständige als seinen besten Reichtum.
Gebt also nicht der Lässigkeit euch hin,
der Neigung zu sinnlicher Lust und zu Genuß:
Der Unermüdliche, der geistige Versenkung übt,
erlangt das höchste Glück."
Die beiden Strophen von 4 sind =
Dhammapada 26f. Ich nehme daher an, daß sie hier dem Buddha in den Mund
gelegt sind. Sie finden sich freilich auch in den
Theragāthās 883f. unter
den Versen des Angulimāla.
Von den fünfhundert Bhikkhus, die das Gefolge des Buddha bildeten, gibt
Buddhaghosa (Samy. Komm. I. 82.13) an, daß sie an eben dem Tage, an dem das
Sutta gepredigt wurde, die Würde von Arahants erreicht hätten, und erzählt im
Anschluß daran, (S. 82-89) eine Legende. Die Bewohner von Koliya und von
Kapilavatthu seien einmal in Streit geraten wegen des zwischen den beiden
Ortschaften fließenden Flüßchens Rohinī, dessen Wasser beide Parteien
ausschließlich für die Irrigation ihrer Felder verwerten wollten. Schon stehen
sie sich zum Kampfe gegenüber. Da erscheint zwischen den Parteien der Buddha in
der Luft schwebend und bewirkt dadurch und durch den Vortrag von Jātakas, daß
sie ihren Hader aufgeben und sich versöhnen. Zum Danke dafür, daß er sie von
ihrem verhängnisvollen Hasse abgebracht, stellen sie ihm je
zweihundertundfünfzig junge Leute als Schüler und Begleiter zur Verfügung. Der
Buddha führt sie durch die Luft nach dem Kunāla-See im Himalaya, und hier
erlangen sie sämtlich die Arahantschaft.
Die Legende wird auch im Jātakabuch (V. 412ff.) erzählt; ihr erster Teil ferner in der Dhammapadatthakathā (DhCo. III. 254ff.).
Unser ganzes Sutta deckt sich wörtlich mit den ersten drei Paragraphen des Mahāsamayasutta im Dīgha II. 253ff.
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene im Gebiet der Sakkas, in
Kapilavatthu, in dem großen Walde
(*f105) zusammen mit einer großen Bhikkhugemeinde, mit fünfhundert Bhikkhus,
lauter Arahants. Und aus den zehn Weltbereichen (*f106) kamen zumeist die
Devatās zusammen, den Erhabenen und die Buddhagemeinde zu besuchen.
(*f105) Der "große Wald" ist nach dem Komm. (I. 82.12) der an den Himalaya
grenzende Urwald, das sogen. Tarai.
(*f106) P. dasa lokadhātuyo. In der Regel werden deren zehntausend
unterschieden. Lokadhātu ist synonym zu cakkavāla "Weltsystem".
2. Da nun kam vier Devatās von der Gruppe der Suddhāvāsas (*f107) der
Gedanke: "Dieser Erhabene weilt ja jetzt im Gebiet der Sakkas, in
Kapilavatthu, in dem großen Walde zusammen mit einer großen Bhikkhugemeinde,
mit fünfhundert Bhikkhus, lauter Arahants. Und aus den zehn Weltbereichen sind
zumeist die Devatās zusammen gekommen, den Erhabenen und die Buddhagemeinde zu
besuchen. Wie wäre es, wenn auch wir uns dorthin, wo sich der Erhabene
befindet, begäben, und nachdem wir uns dorthin begeben, vor dem Erhabenen
jeder eine Strophe vortrügen?"
(*f107) Nach dem Komm. I. 91.2 ist suddhāvāsā d.i. "die Wohnstätten
der Geläuterten" eine Bezeichnung der fünf Brahmawelten.
3. Da nun verschwanden diese Devatās geradeso (schnell) wie wenn ein
starker Mann den eingebogenen Arm ausstreckt oder den ausgestreckten Arm
einbiegt, unter den Suddhāvāsa Devas und erschienen vor dem Erhabenen.
4. Nachdem sodann die Devatās den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten,
traten sie zur Seite.
5. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Eine große Versammlung, Scharen von Devas
sind im Walde zusammen gekommen.
Wir sind gekommen zu dieser heiligen Versammlung,
Zu besuchen die Gemeinde der Unbesiegten"
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Dort haben die Bhikkhus geistige Sammlung gepflegt,
Richtig haben sie ihr Denken gestaltet.
Wie Wagenlenker, die die Zülgel erfaßt haben,
Wahren ihre Sinne die Weisen."
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Zerbrechend den Bolzen, zerbrechend den Riegel (*f108),
Ausgrabend den Pfosten, frei von Gelüsten
Wandern sie geläutert, fleckenlos,
Junge Elefanten, von dem Allschauenden (*f109) gebändigt."
(*f108) P. chetvā khilam chetvā paligham. In dieser Verbindung, neben
paligha, muß khila eine konkrete Bedeutung haben. Sollte es für
khīla stehen? In übertragenem Sinne bedeuten die Wörter nach dem Komm. I.
93.13 rāgadosamoha "Begierde, Haß, Betörung". Der Gedanke ist der, daß
die Bhikkhus alle Hemmnisse auf dem Weg der Erlösung beseitigt haben.
(*f109) P. cakkhumatā. Gemeint ist damit der Buddha, der auch der
pañcacakkhu "mit den fünf Augen, d.h. den fünf Arten natürlichen und
geistigen Schauens ausgestattet heißt.
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
"Sie alle, die bei dem Buddha ihre Zuflucht genommen,
Nicht werden die auf die Stufe niedriger Daseinsform (*f110) kommen.
Haben sie aufgegeben, ihre menschliche Gestalt,
Werden sie einen himmlischen Körper annehmen." (*f111)
(*f110) P. apāyaohūmim. Vgl. Samy. 12. 41. 3 (meine Übers. II. 98,
N.2).
(*f111) Die Strophe wird auch anderwärts zitiert, z.B. Jātaka I. 97.
Die schwierige Stelle in 11 findet sich auch im Anguttara, III.100.4 (= I.
254.28,31). Danach und nach dem Komm. läßt sich auch die Lesung des Textes
feststellen, der in der Samy.-Ausg. nicht richtig wiedergegeben ist. Es ist zu
lesen: samādhim ca subhāvitam, cittam ca suvimuttam, na cābhinatam na
cāpanatam na sasamkhāra-niggayha-vārita-vatam.
Aus der Parallelstelle des Anguttara ergibt sich, daß cittam ca suvimutam eine Parenthese oder Glosse ist, und die folgenden Akkusative zu samādhim gehören. Ein samādhi, der noch sasamkhāra-niggayha-vārita-vata ist, ist unvollkommen; vollkommen wird er erst, wenn das negiert, beseitigt ist.
Der Ang. Komm. (II. 301.7 = 437.17 der Colombo-Ausg.) gibt nun die Erklärung sasamkhārena, sappayogena, kilese nigganhitvā vāretvā, vārito, na kilesānam chinnante uppanno, kilese pana vāretva uppanno. Es handelt sich also um eine geistige Konzentration, bei der noch Hemmungen durch die kilesā, die weltlichen Beeinflussungen, vorhanden sind.
Meine Auffassung unterscheidet sich von der des Komm. dadurch, daß ich in sasamkhāra das unmittelbare Objekt zu niggayha sehe.
1. Also habe ich vernommen
Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha in dem Antilopenhain Maddakucchi.
2. Zu jener Zeit aber war der Fuß des Erhabenen von einem Splitter
verletzt. Heftig waren die körperlichen Schmerzen des Erhabenen, übel,
peinigend, schlimm, qualvoll, unlieb, unangenehm. Der Erhabene aber ertrug sie
besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren.
Nach dem Komm. I. 94.17 handelt es sich hier um das im Vinaya II. 193
erzählte Attentat des Devadatta. Dieser ließ vom Gijjhakūta-Berge einen
Felsblock herabrollen, der den Buddha erschlagen sollte. Durch ein Wunder aber
wurde der Fels aufgehalten, nur ein abspringender Splitter verletzte den Buddha.
S. Mrs. Rhys Davids, I. 38, n.1.
3. Da nun breitete der Erhabene seinen Mantel vierfach zusammengefaltet aus
und nahm, auf der rechten Seite ruhend, die Löwenlage ein, Fuß auf Fuß legend,
besonnen und vollbewußt.
4. Da nun begaben sich in vorgeschrittener Nacht siebenhundert der Gruppe
der Satullapa angehörige Devatās, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen
Maddakucchihain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie
sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten
sie zur Seite.
5. Zur Seite stehend sprach dann eine Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Elefant wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Elefant
(*f113) erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen,
peinigenden, schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie)
besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
(*f113) P. nāgavatā. Es wird hier (und ebenso im folgenden) der Instrumental des Adj. nāgavant adverbiell im Sinne eines Vergleiches gebraucht, wie im Skr. sonst nur das Neutr. nāgavat. Whitney, Ind. Gramm.§ 1107 und 1223 d. - Die edlen Tiere, mit denen der Buddha verglichen wird, sind der Reihe nach P. nāga, simha, ājānīya, nisabha, dhorayha.
6. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Löwe wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Löwe erträgt er
die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden, schlimmen,
qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt,
ohne den Mut zu verlieren."
7. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch "Ein edles Roß wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein edles Roß
erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden,
schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und
vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
8. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Stier wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Stier erträgt
er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden, schlimmen,
qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt,
ohne den Mut zu verlieren."
9. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden Spruch "Ein Lastochse wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein Lastochse erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen, peinigenden, schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie) besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
10. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Ein Gebändigter wahrlich ist der Samana Gotama, und wie ein
Gebändigter erträgt er die entstandenen körperlichen Schmerzen, die üblen,
peinigenden, schlimmen, qualvollen, unlieben, unangenehmen, (er erträgt sie)
besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren."
11. Darauf sprach dann eine andere Devatā zu dem Erhabenen den folgenden
Spruch: "Siehe die wohl geübte geistige Versenkung und das wohl erlöste
Denken, (die Versenkung) die nicht abweicht nach vorwärts, nicht abweicht nach
rückwärts, deren Übung nicht mehr gehemmt ist durch die Unterdrückung der
eigenen Gestaltungen. (*f114) Wer da glaubt, daß solch ein Mann, der wie ein
Elefant (*f115) ist, wie ein Löwe, wie ein edles Roß, wie ein Stier, wie ein
Lastochse, wie ein Gebändigter, mißachtet werden darf, könnte der das glauben,
es sei denn, aus Blindheit?
(*f114) Der samkhārā, d.h. des Tuns, das unser Kamma bildet. S. m.
Übers. II.7, Note 4.
(*f115) P. purisanāgo, purisasīho usw. Über diese im klassischen Skr.
häufigen Komposita s. Wackernagel, Altind. Gramm. II.1, S. 252.
Hunderte von Kennern der fünf Veden, (*f116)
Büßer und Brahmanen, haben ein asketisches Leben geführt. (*f117)
Aber ihr Denken wurde nicht völlig losgelöst;
Da sie von niedriger Art waren, gelangten sie nicht ans rettende Ufer.
(*f116) P. pañcavedasatam. Der fünfte Veda soll nach dem Komm. I. 98.9
itihāsa, d.h. die erzählende Literatur, das Epos sein.
(*f117) 'Der Komm. a.a.O. verbindet satam samam "hundert Jahre" (von
samā). Das ist gewiß unrichtig. Samam gehört als Obj. zu (a)caram
(3. Pl.Aor.); die Phrase samam car in der Bed. "der Askese sich hingeben"
findet sich auch Dhammapada 142.
Von Durst beherrscht, an (äußeren) Übungen und (äußerer) Zucht haftend
Haben sie hundert Jahre lang schmutzige Askese geübt.
Aber ihr Denken wurde nicht völlig losgelöst;
Da sie von niedriger Art waren, gelangten sie nicht ans rettende Ufer.
Die beiden letzten Strophen s. oben S.1.9.2.
Nicht gibt es Zügelung bei dem, der liebt den Wahn;
Nicht gibt es Weisheit bei dem, der sich nicht geigtig gesammelt.
Wer, allein in der Wildnis hausend, lässig ist,
Nicht wird der über des Todes Bereich
hinweg ans rettende Ufer gelangen.
Wer, den Wahn meidend, geistig stets gesammelt ist,
Guten Herzens, durchaus losgelöst,
Allein in der Wildnis lebend, unermüdlich:
Der wird wohl über des Todes Bereich hinweg ans rettende Ufer gelangen."
S.1.39. Die Tochter des Pajjunna (1)
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Vesālī,
in dem Großen Walde, in der Kūtāgārasālā.
2. Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht Kokanadā, die Tochter des Pajjunna, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Großen Wald erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat sie zur Seite.
3. Zur Seite stehend sprach dann die Devatā Kokanadā, die Tochter des Pajjunna, zu dem Erhabenen die folgenden Strophen:
"Den im Walde zu Vesālī weilenden
Allbuddha, den höchsten in der Wesenswelt
Verehre ich - Kokanadā bin ich,
Kokanadā, des Pajjunna Tochter.
Schon früher habe ich es gehört: die Wahrheitslehre
ist erkannt von dem Allschauenden;
Nun aber lerne ich sie unmittelbar kennen,
Wie der Weise, der Führer auf dem Heilspfad sie lehrt.
Alle die Einfältigen, die da immer
Die edle Wahrheitslehre tadeln,
Sie geraten in die schreckliche Roruva-Hölle;
Lange Zeit erdulden sie Leiden.
Die aber mit Lust zur edlen Wahrheitslehre
Und mit Seelenfrieden ausgestattet sind,
Haben sie aufgegeben ihre menschliche Gestalt,
Werden sie einen himmlischen Körper annehmen."
S.1.40. Die Tochter des Pajjunna (2)
1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte der Erhabene in Vesālī, in dem Großen Walde, in der
Kūtāgārasālā.
2. Da nun begab sich in vorgeschrittener Nacht Cūlakokanadā (*f121), die
Tochter des Pajjunna, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Großen Wald
erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin
begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat sie zur Seite.
(*f121) D.h. "die kleine Kokanadā", anscheinend eine jüngere Schwester der im
vorigen Sutta genannten Devatā.
3. Zur Seite stehend sprach dann die Devatā Culakokanadā, die Tochter des Pajjunna, zu dem Erhabenen die folgenden Strophen:
"Hierher gekommen ist in Blitzglanzschönheit
Kokanadā, des Pajjunna Tochter,
Den Buddha und seine Lehre verehrend,
Und hat die folgenden inhaltsreichen Strophen gesprochen:
Mit langer Darlegung könnte ich es
Zergliedern: so ist die wahre Lehre;
In Kürze aber will ich ihren Inhalt aussprechen,
Wie mein Geist ihn erfaßt hat:
Man soll kein Böses tun mit Worten oder Gedanken
Oder körperlich in der ganzen Welt;
Die sinnlichen Genüsse aufgebend, besonnen, voll bewußt
Soll man dem Leiden nicht nachgehen,
das mit Unsegen verknüpft ist."
S. oben S.1 20-23.