Samyutta Nikaya

2. Devaputta Samyutta - Von den Göttersöhnen

21-30 Nānātitthiyavagga - Von den Lehren der verschiedenen Schulen

(Der Abschnitt ist nach dem letzten Sutta (Nr. 30) so genannt.)

S.2.21. Siva

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika. Da nun begab sich in vorgschrittener Nacht der Devaputta Siva (*f241), mit seiner herrlichen Schönheit den ganzen Jetahain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat er zur Seite.
 

2 Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Siva zu dem Erhabenen die folgenden Strophen: (*f242)

"Mit den Guten soll man zusammen sein, mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt, wird man besser, nicht schlimmer.
Mit den Guten soll man zusammen sein, mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt, wird Weisheit gewonnen, nicht sonst woher.
Mit den Guten soll man zusammen sein, mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt, leidet man mitten im Kummer keinen Kummer.
Mit den Guten soll man zusammen sein, mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt, glänzt man inmitten der Verwandten.
Mit den Guten soll man zusammen sein, mit den Guten soll man Umgang pflegen,
Haben sie der Guten gute Lehre erkannt, so gehen die Wesen zu glücklicher Existenz.
Mit den Guten soll man zusammen sein, mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Haben sie der Guten gute Lehre erkannt, gewinnen die Wesen ewiges Heil."

 
3. Da nun erwiderte der Erhabene dem Devaputta Siva mit der Strophe:

"Mit den Guten soll man zusammen sein, mit den Guten soll man Umgang pflegen:
Hat man der Guten gute Lehre erkannt, wird man von allem Leiden erlöst."


(*f241) Siva ist der Gott Siva der hinduistischen Mythologie. Er ist gleich den anderen brahmanischen Gottheiten in das buddhistische Weltbild aufgenommen.

(*f242) Die gleichen Strophen oben in 1. 31.


S.2.22. Khema

 

1. Zur Seite stellend sprach dann der Devaputta Khema zu dem Erhabenen die folgenden Strophen: (*f243)

"Es verfahren die unweisen Toren mit ihrer Seele, als wäre sie ihr Feind, (*f244)
Indem sie sündhafte Tat tun, die doch bittere Früchte trägt.
Nicht gut ist die vollbrachte Tat, die, wenn man sie getan hat, Reue hervorruft,
Deren Folgen man mit Tränen im Angesicht und weinend hin nimmt.
Die vollbrachte Tat aber ist gut, die, wenn man sie getan hat, keine Reue hervorruft,
Deren Folgen man froh und wohlgemut hin nimmt."
 

2. (Der Erhabene:) (*f245)

"Von Anfang an soll man tun, was man als das eigene Heil erkennt,
Nicht soll der einsichtige Weise im Denken mit dem Fuhrmann wetteifern.
Denn wie der Fuhrmann, wenn er den ebenen Weg, die Hauptstraße verlassen
Und auf unebenen Pfad sich begeben hat, mit gebrochener Achse nachsinnt, (*f246)
Ebenso sinnt der Tor, wenn er von der Wahrheit abgewichen ist und der Unwahrheit (*f247) sich zugewendet hat,
Dem Rachen des Todes verfallen, mit gebrochener Achse (über seine Torheit) nach."


(*f243) Die ersten drei Strophen (in 1) finden sich auch Dhammapada 66 bis 68. Mrs. Rhys Davids macht darauf aufmerksam, daß der Kommentar unseres Sutta seine Erklärungen erst mit Strophe 4 (in 2) beginnt. Man könnte daraus den Schluß ziehen, daß er, Buddhaghosa, auch Verfasser des Kommentars zum Dhammapada ist und sich nicht mit Erläuterungen zu Strophe 1-3 wiederholen wollte.

(*f244) P. amitteneva = -ttena iva. Vgl. Dhammapada-Komm. II. 37.1 = amittabhūtena viya, verinā viya. Der Gedanke ist: der Sünder schadet sich selber.

(*f245) Ich glaube, daß die Strophen von 2 dem Buddha in den Mund zu legen sind. Im Milindapañha (S. 66) werden sie als Buddhawort zitiert.

(*f246) P. akkhacchinno va jhāyati. Der Komm. I. 134.2 zerlegt das freilich in -nno avajjhāyati, womit ich nichts anzufangen weiß. Der Sinn ist wohl der: Wenn es zu spät ist, steht der Fuhrmann da und grübelt darüber nach, daß es wohl klüger gewesen wäre, auf der guten Straße zu bleiben.

(*f247) P. dhammā apakkamma adhammam anuvattiya.


S.2.23. Serin

 

Der Komm. I. 134.11 berichtet von Serin, daß er Beherrscher der beiden Reiche Sindhava und Sovīra war. Seine Residenz war Roruva, das auch Jātaka III. 460.6 als Hauptstadt von Sovīra erwähnt wird. Er hatte durch Abgaben von Handel und Rechtsprechung so große Einkünfte, daß er außerordentliche Reichtümer anhäufte. In frommer Verwendung derselben ließ er an den vier Stadttoren "Spendehallen" (dānasālā) errichten, wo Beamte Almosen an die Bedürftigen zu verteilen hatten.

 

1. Zur Seite stehend redete der Devaputta Serin den Erhabenen mit der Strophe an:

"An Speise erfreuen sich beide, Götter und Menschen,
Wo wäre da ein Yakkha, der sich nicht an Speise erfreute?"
 
2. (Der Erhabene:)

"Die sie im Glauben spenden mit fromm geläuterter Seele,
Denen folgt eben diese Speise nach (*f248) in dieser Welt und in der anderen.
Darum (*f249) treibe man aus den Geiz und spende Gaben, (der Habsucht) Schmutz überwindend:
Verdienstliche Werke sind in der anderen Welt ein fester Halt für die Lebewesen."

2. "Wunderbar, Herr, unvergleichlich! Wie schön hat das der erhabene Herr gesagt:

Die sie im Glauben spenden mit fromm geläuterter Seele,
Denen folgt eben diese Speise nach in dieser Welt und in der anderen.
Darum treibe man aus den Geiz und spende Gaben, (der Habsucht) Schmutz überwindend:
Verdienstliche Werke sind in der anderen Welt ein fester Halt für die Lebewesen.
 
3. In früherer Zeit einmal, Herr, war ich ein König, mit Namen Serin, freigebig, ein Herr der Gabe, (*f250) das Geben preisend. An den vier Toren (der Stadt), Herr, wurde von mir Gabe gespendet an Samanas und Brāhmanas, an Unglückliche und Reisende, an Arme und Bettler.

4. Da begaben sich zu mir die Frauen am Hof, (*f251) Herr, und sprachen also: 'Von dem Könige (*f252) wird Gabe gespendet, von uns wird keine Gabe gespendet. Gerne möchten auch wir mit des Königs Genehmigung Gabe spenden und verdienst liche Werke tun.'

Da kam mir, Herr, folgender Gedanke: 'Ich bin doch freigebig, ein Herr der Gabe, das Geben preisend. Was soll ich da zu ihnen sagen, wenn sie sagen: wir wollen Gabe spenden?' So übergab ich denn, Herr, den Frauen am Hof das erste Tor. Dort wurde von meinen Frauen Gabe gespendet; meine Gabe kehrte (zu mir) zurück.

 
5. Da begaben sich zu mir die mir dienstpflichtigen Edelleute, (*f253) Herr, und sprachen also: 'Vom Könige wird Gabe gespendet, von den Frauen am Hof wird Gabe gespendet, von uns wird keine Gabe gespendet. Gerne möchten auch wir mit des Königs Genehmigung Gabe spenden und verdienstliche Werke tun.'

Das kam mir, Herr, folgender Gedanke:' Ich bin doch freigebig, ein Herr der Gabe, das Geben preisend. Was soll ich da zu ihnen sagen, wenn sie sagen: wir wollen Gabe spenden?' So übergab ich denn, Herr, den mir dienstpflichtigen Edelleuten das zweite Tor. Dort wurde von den mir dienstpflichtigen Edelleuten Gabe gespendet; meine Gabe kehrte (zu mir) zurück.

 
6. Da begab sich zu mir mein Kriegsvolk, Herr, und sprach also: 'Vom Könige wird Gabe gespendet, von den Frauen am Hof wird Gabe gespendet, von den dienstpflichtigen Edelleuten wird Gabe gespendet, von uns wird keine Gabe gespendet. Gerne möchten auch wir mit des Königs Genehmigung Gabe spenden und verdienstliche Werke tun.'

Da kam mir, Herr, folgender Gedanke: 'Ich bin doch freigebig, ein Herr der Gabe, das Geben preisend. Was soll ich da zu ihnen sagen, wenn sie sagen: 'Wir wollen Gaben spenden?' So übergab ich denn, Herr, meinem Kriegsvolk das dritte Tor. Dort wurde von meinem Kriegsvolk Gabe gespendet; meine Gabe kehrte (zu mir) zurück.
 

7. Da begaben sich zu mir die Brāhmanas und die Hausväter, Herr, und sprachen also: 'Vom Könige wird Gabe gespendet, von den Frauen am Hof wird Gabe gespendet, von den dienstpflichtigen Edelleuten wird Gabe gespendet, vom Kriegsvolk wird Gabe gespendet, von uns wird keine Gabe gespendet. Gerne möchten auch wir mit des Königs Genehmigung Gabe spenden und verdienstliche Werke tun.'

Da kam mir, Herr, folgender Gedanke: 'Ich bin doch freigebig, ein Herr der Gabe, das Geben preisend. Was soll ich da zu ihnen sagen, wenn sie sagen: 'Wir wollen Gabe spenden?' So übergab ich denn, Herr, den Brāhmanas und den Hausvätern das vierte Tor. Dort wurde von den Brāhmanas und von den Hausvätern Gabe gespendet; meine Gabe kehrte (zu mir) zurück.

 
8. Da begaben sich zu mir die Leute, Herr, und sprachen also: 'Jetzt wird von dem Könige nirgends mehr Gahe gespendet.' Auf dieses Wort hin, Herr, sprach ich zu den Leuten also: 'So sollt ihr denn von den Abgaben, die von auswärtigen Ländern zufließen, die eine Hälfte in die Königsburg einliefern, die andere Hälfte an Ort und Stelle als Gabe spenden den Samanas und Brāhmanas, den Unglücklichen und Reisenden, den Armen und Bettlern.

 
9. Also kam ich so lange Zeit, (*f254) Herr, mit verdienstvollen Werken, die ich vollbrachte, so lange Zeit mit guten Taten, die ich vollbrachte, nicht zu Ende, (in der Gewißheit:) so groß das Verdienst ist, so groß wird auch der Lohn für das Verdienst sein, oder so lange wird man im Himmel verbleiben können."

 
10. "Wunderbar, Herr, unvergleichlich, Herr! Wie schon hat das der erhabene Herr gesagt:

Die sie im Glauben spenden mit fromm geläuterter Seele,
Denen folgt eben diese Speise nach in dieser Welt und in der anderen.
Darum treibe man aus den Geiz und spende Gaben, (der Habsucht) Schmutz überwindend:
Verdienstliche Werke sind in der anderen Welt ein fester Halt für die Lebewesen."


(*f248) P. bhajati (Subj. ist annam) im Sinne von "zugehören, angehören zugetan sein, sich halten zu jem., bei ihm verbleiben.

(*f249) S. oben 1. 32. 4 mit Note.

(*f250) P. dānapati. Nach dem Komm. I. 134.6 ist der, welcher minderes gibt als er selber genießt, "Sklave" der Gabe, des deyyadhamma. Wer das nämliche gibt, ist ihr "Freund". Ein "Herr der Gabe" ist aber der, der von dem hergibt, wovon er selber lebt.

(*f251) P. itthāgāram, wtl. "Frauenhaus", wie unser "Frauenzimmer" in älterer Sprache, von der Gesamtheit der zum Hofstaat gehörigen Frauen gebraucht.

(*f252) P. devassa. Die Anrede mit deva entspricht etwa unserem "Majestät".

(*f253) P. khattiyā anuyuttā. Vgl. dazu Dīgha III. 83.26, wo das Wort anuyutta von Komm. durch vasavattin wiedergegeben wird.

(*f254) Der Komm. I. 135.10 sagt: "Achtzigtausend Jahre; denn so lange Zeit währte die Spende des Königs."


S.2.24. Ghatīkara

 
1. Zur Seite stehend sprach der Devaputta Ghatīkara (*f255) zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Wiedergeboren im Aviha-Himmel, die sieben erlösten Bhikkhus,
Bei denen Begierde und Haß vernichtet sind, die das Verlangen nach der Welt aufgegeben haben."
 
2. (Der Erhabene:)

"Wer sind sie, die hinweg kamen über den Sumpf, über den Bereich des Todes, den schwer zu überwindenden?
Wer (sind sie), die, nachdem sie den menschlichen Leib aufgegeben, zur himmlischen Gesellschaft gelangten?"
 
3. (Der Devaputta Ghatīkara:)

"Upaka und Phalaganda und Pukkusa: diese drei,
Und Bhaddiya und Khandadeva, Bāhuraggi und Pingiya:
Diese sind, nachdem sie den menschlichen Leib aufgegeben, zur himmlischen Gesellschaft gelangt."
 
4. (Der Erhabene:)

"Liebes sagst du von ihnen, die Māra's Fessel abstreiften;
Dessen Lehre haben sie vernommen, daß sie die Bande des Werdens sprengten?"
 
5. (Der Devaputta Ghatīkara:)

"Kein anderer als der Erhabene, keine andere Verkündigung war es als die von dir,
Dessen Lehre sie vernommen haben, daß sie die Bande des Werdens sprengten.
Wodurch Name und Form restlos aufgehoben werden,
Diese Lehre haben sie vernommen, daß sie die Bande des Werdens sprengten."
 

6. (Der Erhabene:)

"Ein tiefsinniges Wort sprichst du da aus, schwer zu begreifen, gar schwer zu erkennen;
Wessen Lehre hast du vernommen, daß du ein solches Wort sprichst?"
 
7. (Der Devaputta Ghatīkara:)

"Ein Töpfer war ich ehedem in Vebhalinga, Ghatīkara (mit Namen);
Der Ernährer war ich von Vater und Mutter, Laienanhänger des Kassapa,
Abgewendet von geschlechtlicher Lust, heiligen Wandel führend, weltlichen Genüssen fern;
Ich war dein Gefährte, ich war vordem dein Freund.
So kenne ich diese hier, die sieben erlösten Bhikkhus,
Bei denen Begierde und Haß vernichtet sind, die das Verlangen nach der Welt aufgegeben haben."
 
8. (Der Erhabene:)

"Das war wirklich so, wie du sagst, du Erhabener:
Ein Töpfer warst du ehedem in Vebhalinga, Ghatīkara (mit Namen).
Der Ernährer von Vater und Mutter, Laienanhänger des Kassapa,
Abgewendet von geschlechtlicher Lust, heiligen Wandel führend, weltlichen Genüssen fern;
Du warst mein Gefährte, du warst ehedem mein Freund."
 
9. (Schluß:)

So war die Zusammenkunft der alten Freunde,
Der beiden, die ihre Seele vervollkommnet haben,
die zum letzten mal leibliche Gestalt getragen.
 

(*f255) Vgl. oben 1. 50 mit den Vorbemerkungen.


S.2.25. Jantu

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilten zahlreiche Bhikkus im Kosalalande am Himavant in ihrer Waldeinsiedelei, hochmütig, aufgeblasen, unstät, lärmend, geschwätzig, vergeßlich, unbesonnen, nicht gesammelt, zerstreut, mit ungezügelten Sinnen.

 
2. Da nun begab sich der Devaputta Jantu am Uposathatage, am fünfzehnten (des Monats) dahin, wo jene Bhikkhus sich befanden. Nachdem er sich dorthin begeben, redete er jene Bhikkhus mit den Strophen (*f256) an:

 
"Genügsam in ihrem Leben (*f257) waren vordem die Bhikkhus, die Schüler des Gotama,
Ohne Begehrlichkeit suchend ihre Almosenspeise, ohne Begehrlichkeit ihre Liegestätte.
Da sie die Unstätigkeit der Welt erkannt hatten, machten sie dem Leiden ein Ende.
In unersättliche Leute sich wandelnd (*f258), wie Dorfvorsteher im Dorfe (*f259)
Liegen sie da, immer wieder essend, gefesselt an der anderen häusliches Gut:

- Die Gemeinde (sonst) mit gefalteten Händen grüßend meine ich hier (nur) einzelne (*f260) -
Augestoßen, herrenlos sind sie, wie die Gespenster, so sind sie.
Die da lässig sind, von denen spreche ich,
Die unermüdlich bleiben, denen zolle ich Verehrung."


(*f256) Die Strophen kehren unten in 9. 13 wieder.

(*f257) P. sukhajīvino, im Komm. I. 136.16 durch supposa, subbhara "anspruchslos," wiedergegeben.

(*f258) P. dupposam katvā attānam. Zu dupposa wtl. "schwer zu ernähren'. vgl. dupposatā "Unersättlichkeit" Vinaya, ed. Oldenberg I. 45.20, II. 2.13 III. 21.10.

(*f259) P. gāme gāmanikā viya. Gemeint sind die vom König eingesetzten Beamten, die die Steuern erheben.

(*f260) Die Zeile ist als Parenthese aufzufassen. Der Sprechende will betonen, daß die Einzelerscheinungen ihn in seiner Verehrung für die Gemeinde im allgemeinen nicht irre machen. Es ist vadām'aham zu lesen.


S.2.26. Rohitassa

 

Das Sutta findet sich auch A.IV.45.

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 
2. Zur Seite stehend sprach der Devaputta Rohitassa zu dem Erhabenen also:" Ist es wohl möglich, Herr, durch Wandern das Ende der Welt kennen zu lernen oder zu sehen oder zu erreichen, wo man, o Herr, nicht geboren wird, nicht altert, nicht stirbt, nicht aus dem Dasein scheidet, nicht wiedergeboren wird?"

 
3. (Der Erhabene:)

"Daß durch Wandern das Ende der Welt kennen zu lernen oder zu sehen oder zu erreichen sei, wo man nicht geboren wird, nicht altert, nicht stirbt, nicht aus dem Dasein scheidet, nicht wiedergeboren wird - das behaupte ich nicht."
 

4. (Rohitassa:)

"Wunderbar, Herr, unvergleichlich, Herr! Wie schön hat das der erhabene Herr gesagt: 'Daß durch Wandern das Ende der Welt kennen zu lernen oder zu sehen oder zu erreichen sei, wo man nicht geboren wird, nicht altert, nicht stirbt, nicht aus dem Dasein scheidet, nicht wiedergeboren wird - das behaupte ich nicht.'
 

5. In früherer Zeit einmal war ich der Weise Rohitassa mit Namen, der Sohn des Bhoja, mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet, durch die Luft zu wandern im stande, und ich besaß, Herr, eine solche Schnelligkeit, wie wenn ein geschulter, geschickter, geübter, ausgelernter Bogenschütze mit starkem Bogen mit seinem leichten Pfeil mühelos quer über den Schatten einer Weinpalme wegschießt. (*f261) Herr, ein solches Schrittmaß, (*f262) wie der westliche Ozean vom östlichen Ozean (entfernt ist).
 

6. Da entstand mir, Herr, solcher Wunsch: ich will durch Wandern das Ende der Welt erreichen.
 

7. Trotzdem ich aber, Herr, mit solcher Schnelligkeit ausgestattet war und mit solchem Schrittmaß, ohne daß ich essen, trinken, kauen, schmecken oder Urin und Kot ausleeren oder Schlaf und Müdigkeit scheuchen mußte, bin ich, der ich doch die Lebenszeit eines Jahrhunderts hatte und mein Jahrhundert auslebte, hundert Jahre gewandert und ohne der Welt Ende zu erreichen, unterwegs gestorben.

 
8. Wunderbar, Herr, unvergleichlich! Wie schön hat das der erhabene Herr gesagt: 'Daß durch Wandern das Ende der Welt kennen zu lernen oder zu sehen oder zu erreichen sei, wo man nicht geboren wird, nicht altert, nicht stirbt, nicht aus dem Dasein scheidet, nicht wiedergeboren wird - das behaupte ich nicht.'

(Der Erhabene:)

 
9." Ich behaupte aber auch nicht, Verehrter, daß es, ohne daß man das Ende der Welt (*f263) erreicht hat, möglich sei, dem Leiden ein Ende zu machen. Auch schon in diesem klaftergroßen mit Wahrnehmung und Denksinn ausgestatteten Körper, (*f264) Verehrter, tue ich kund der Welt Ursprung, der Welt Aufhebung und den zur Aufhebung der Welt führenden Pfad. (*f265)

 
10. Durch Wandern ist nimmermehr zu erreichen der Welt Ende,

Und ohne daß man der Welt Ende erreicht hat, gibt es keine Erlösung vom Leiden.
Darum wird wohl der Weise, der die Welt kennt,
An der Welt Ende kommen, heiligen Wandel führend.
Hat er aber, zur Ruhe gelangt, der Welt Ende kennen gelernt,
So begehrt er nimmer nach dieser Welt noch nach der jenseitigen."


(*f261) Die ganze Stelle seyyathāpi... atipāteyya findet sich auch Majjhima I. 82, wo die Schüler des Buddha wegen ihrer Geisteskraft mit solch einem Bogenschützen verglichen werden. Der Komm. zu unserer Stelle (137.18) gibt dalhadhammo durch dalhadhanu uttamappamānena dhanunā samannāgato "mit festem Bogen, mit einem Bogen von größtem Ausmaß ausgerüstet" wieder. Das ganze Bild ist aber doch recht dunkel und schwer zu verstehen.

(*f262) T. padavītihāra, wtl. Schrittwechsel, d.h. Doppelschritt wie lat. passus 'Ausmaß der schreitenden Füße.'

(*f263) Das Wort loka wird, wie der Kommentar ausführt, in doppeltem Sinne verstanden, einmal als räumliche Welt (cakkavālaloka), wie Rohitassa es gebraucht, und dann als Welt der Gestaltungen (samkhāraloka), worauf nun der Buddha den Devaputta hinführt.

(*f264) P. imasmim yeva vyāmamatte kalevare saññimhi (mit sañña ausgestattet) samanake (mit manas ausgestattet).

(*f265) Wie sonst dukkhasamudaya, dukkhanirodha, dukkhanirodhagāminī patipadā. Der samkhāraloka ist eben das dukkha.


S.2.27. Nanda

1. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Nanda zu dem Erhabenen die folgende Strophe:
 

2. "Es vergehen die Tage, es enteilen die Nächte,

Die Lebensstufen schwinden eine nach der andern:
So die Gefahr des Todes im Auge behaltend
Sollte man wohl glückbringende verdienstliche Werke tun."
 

3. (Der Erhabene:)

"Es vergehen die Tage, es enteilen die Nächte,
Die Lebensstufen schwinden eine nach der andern:
So die Gefahr des Todes im Auge behaltend
Sollte man wohl die Lockung der Welt meiden,
auf den seligen Frieden schauend."

 
(Die gleichen Strophen oben in 1. 4.) 


S.2.28. Nandivisāla

 
1. Zur Seite stehend redete dann der Devaputta Nandivisāla den Erhabenen mit folgender Strophe an:

" Vierrädrig, mit neun Pforten, voll, mit Begierde beladen,
Aus Schlamm geboren, du großer Held, wie kann es da ein Entkommen geben?"

2. (Der Erhabene:)

"Hat man Seil und Riemen abgeschnitten, Wunsch und Begierde, die bösen,
Hat man den Durst mit der Wurzel ausgemerzt: so wird es ein Entkommen geben."
 

(Die gleichen Strophen oben I. 29. Vgl. die Noten.)


S.2.29. Susīma

1. Schauplatz ist Sāvatthī.

2. Da nun begab sich der ehrwürdige Ananda dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, setzte er sich zur Seite nieder. Zu dem zur Seite sitzenden ehrwürdigen Ananda sprach dann der Erhabene also: "Findet auch bei dir, Ananda, unser Sāriputta Beifall?"

 
3. "Bei wem denn, Herr, wenn er nicht töricht, nicht böse, nicht verblendet, nicht verkehrten Denkens ist, sollte der ehrwürdige Sāriputta nicht Beifall finden? Gelehrt, (*f268) Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Von großem Wissen, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Von umfassendem Wissen, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Von heiterem Wissen, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Von raschem Wissen, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Von scharfem Wissen, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Von eindringendem Wissen, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Genügsam, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Zufrieden, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Freund der Einsamkeit, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Dem Verkehr abgeneigt, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Energisch, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Beredt, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Ein Mahner, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Ein Tadler der Sünde, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Bei wem denn, Herr, wenn er nicht töricht, nicht böse, nicht verblendet, nicht verkehrten Denkens ist, sollte der ehrwürdige Sāriputta nicht Beifall finden?"

 
4. "So ist das, Ananda; so ist das, Ananda! Bei wem denn, Ananda, wenn er nicht töricht, nicht böse, nicht verblendet, nicht verkehrten Denkens ist, sollte Sāriputta nicht Beifall finden? Gelehrt, Ananda, ist Sāriputta. Von großem Wissen, Ananda, ist Sāriputta. Von umfassendem Wissen, Ananda, ist Sāriputta. Von heiterem Wissen, Ananda, ist Sāriputta. Von raschem Wissen, Ananda, ist Sāriputta. Von scharfem Wissen, Ananda, ist Sāriputta. Von eindringendem Wissen, Ananda, ist Sāriputta. Genügsam, Ananda, ist Sāriputta. Zufrieden, Ananda, ist Sāriputta. Freund der Einsamkeit, Ananda, ist Sāriputta. Dem Verkehr abgeneigt, Ananda, ist Sāriputta. Energisch, Ananda, ist Sāriputta. Beredt, Ananda, ist Sāriputta. Ein Mahner, Ananda, ist Sāriputta. Ein Tadler der Sünde, Ananda, ist Sāriputta. Bei wem denn, Ananda, wenn er nicht töricht, nicht böse, nicht verblendet, nicht verkehrten Denkens ist, sollte Sāriputta nicht Beifall finden?"
 

5. Da nun begab sich der Devaputta Susīma, (*f269) wie der Lobpreis des ehrwürdigen Sāriputta verkündet wurde, von einer großen Gefolgschaft von Devaputtas umgeben, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatte, trat er zur Seite.

 
6. Zur Seite stehend sprach dann der Devaputta Susīma zu dem Erhabenen also:

 
7. "So ist das, Erhabener; so ist das, Pfadführer! Bei wem denn, Herr, wenn er nicht töricht, nicht böse, nicht verblendet, nicht verkehrten Denkens ist, sollte der ehrwürdige Sāriputta nicht Beifall finden? Gelehrt, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta usw. usw. (-3).... Ein Tadler der Sünde, Herr, ist der ehrwürdige Sāriputta. Bei wem denn, Herr, wenn er nicht töricht, nicht böse, nicht verblendet, nicht verkehrten Denkens ist, sollte der ehrwürdige Sāriputta nicht Beifall finden?"

 
7. Da nun ließ die Devaputtagefolgschaft des Devaputta Susīma, wie der Lobpreis des ehrwürdigen Sāriputta verkündet wurde, zufriedenen Herzens und erfreut, aus Wonne und Wohlgefühl entstandene mannigfaltige Farbenglanzerscheinungen (*f270) sehen.
 

8. Wie nämlich ein Berylljuwel, ein schönes, edles, achtkantiges, wohlgeschliffenes, wenn es auf einem weißen Wolltuch niedergelegt ist, glänzt und glüht und funkelt, so ließ die Devaputtagefolgschaft des Devaputta Susīma, wie der Lobpreis des ehrwürdigen Sāriputta verkündet wurde, zufriedenen Herzens und erfreut, aus Wonne und Wohlgefühl entstandene mannigfaltige Farbenglanzerscheinungen sehen.

 
9. Wie nämlich ein Halsschmuck aus Edelgold, (*f271) von einem geübten Goldschmied geschickt poliert, (*f272) wenn er; auf einem weißen Wolltuch niedergelegt ist, glänzt und glüht und funkelt, so ließ die Devaputtagefolgschaft des Devaputta Susīma, wie der Lobpreis des ehrwürdigen Sāriputta verkündet wurde, zufriedenen Herzens und erfreut, aus Wonne und Wohlgefühl entstandene mannigfaltige Farbenglanzerscheinungen sehen.

 
10. Wie nämlich während der Zeit des Lichtwerdens der Nacht der Morgenstern (*f273) glänzt und glüht und funkelt, so ließ die Devaputtagefolgschaft des Devaputta Susīma, wie der Lobpreis des ehrwürdigen Sāriputta verkündet wurde, zufriedenen Herzens und erfreut, aus Wonne und Wohlgefühl entstandene mannigfaltige Farbenglanzerscheinungen sehen.

 
11. Wie nämlich in der Herbstzeit, wenn der Himmel, vom Gewölke frei, durchgebrochen ist, (*f274) die Sonne, den Luftraum erhellend (*f275) und alles am Firmament befindliche Dunkel vernichtend, glänzt und glüht und funkelt, so ließ die Devaputtagefolgschaft des Devaputta Susīma, wie der Lobpreis des ehrwürdigen Sāriputta verkündet wurde, zufriedenen Herzens und erfreut, aus Wonne und Wohlgefühl entstandene mannigfaltige Farbenglanzerscheinungen sehen.

 
12. Da nun sprach der Devaputta Susima mit Bezug auf den ehrwürdigen Sāriputta zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Als gelehrt anerkannt ist Sāriputta, der zornlose,
Der genügsame, gütige, gezügelte, der Weise, der durch des Meisters Lobpreis geziert ist.." (*f276)

 
13. Da nun antwortete der Erhabene mit Bezug auf den ehrwürdigen Sāriputta dem Devaputta Susīma mit der Strophe;

"Als gelehrt anerkannt ist Sāriputta, der zornlose,
Der genügsame, gütige, gezügelte, er wartet auf die Zeit, ein wohl gezügelter Arbeitsmann." (*f277)


(*f268) Vgl. zu der Stelle unten 8.7.6. sowie andere Parallelen wie M. III. 25. Im Kommentar werden die einzelnen Attribute in scholastischer Weise ausführlich erklärt.

(*f269) Nach dem Kommentar I. 146.16 war Susīma in seiner letzten Existenz ein Schüler (saddhivihārika) des Sāriputta gewesen.

(*f270) P. uccāvacā vannanibhā, im Kommentar (I. 1473) mit nānāvidhā vannā ca vannanibhā erklärt. Von der Lichterscheinung der Devatās und der Devaputtas ist ja oft die Rede: sie erhellt die Nacht. In solchen Momenten froher Ekstase nun leuchten sie, wie der Kommentar sagt, ganz besonders hell in gelben, roten und blauen Farben.

(*f271) P. jambonada = skr. jāmbūnada. Der Kommentar bringt das Wort mit dem Namen der Jambufrucht (Rosenapfel) und nadī "Fluß" zusammen.

(*f272) Ich lese dakkhakammakārena sukusālām (Adv.) sampahattham.

(*f273) Aus unserer Stelle geht wohl klar hervor, daß osadhītāraka den Morgenstern bezeichnet. Auch Vimanavatthu 9.1 wird der Lichtglanz einer Devatā dem jenes Sternes verglichen. Der Akk. paccūsamayam ist ein solcher der Zeitdauer.

(*f274) Buddhaghosa (Komm. I. 147.11) ist der Stelle und der Satzkonstruktion nicht gerecht geworden. Vigatavalāhake ist adjektivisches Kompos., muß also zu dem folgenden deve (Komm. richtig = ākāse) gehören. Dann kann aber viddhe unmöglich = dūrībhute sein. Vielmehr muß viddhe deve Lok. abs. sein und viddha kann nur "der (durch die Wolken) hindurchgebrochen ist" bedeuten. Parallelstellen sind Dīgha II. 183, Majjh. I. 317. Vgl. auch Vin.I. 3.22 viddham vigatavalāhakam devam viditvā.

(*f275) Der Komm. gibt abbhussukkamāno durch abhilanghanto "hinaufsteigend" wieder. Das ist unrichtig. Wir müssen auf sukka = skr. sukla "weiß, licht" zurückgehen.

(*f276) P. satthuvannnābhato. Die Deutung im Kommentar (I. 147.19) satthārā ābhatavanno ist schwerlich befriedigend. Für die von mir angenommene Bedeutung "geschmückt, geziert" für ābhata (skr. ābhrta) ist auf ābharana "Schmuck" zu verweisen.

(*f277) Der Gedanke ist nach dem Komm. I 148.1 - folgender: Einer, bei dem die weltlichen Einflüsse vernichtet sind, ein khīnāsava, hängt weder am Leben, noch sehnt er den Tod herbei. Er wartet auf die ihm beschiedene Zeit ins Nirvana einzugehen so ruhig, wie ein Arbeitsmann auf seinen Lohn. Der gleiche Gedanke ist mit fast gleichen Worten ausgesprochen Theragāthā 606.


S.2.30. Die verschiedenen Sektenlehrer

 

1. Also habe ich gehört.

Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushain, beim Kalandaka-nivāpa.
 

2. Da nun begaben sich zahlreiche Devaputtas, Anhänger der verschiedenen Sektenlehrer: Asama und Sahalī und Nimka und Ākotaka und Vetambarī und Mānavagāmiya in vorgeschrittener Nacht, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Bambushain erhellend, dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem sie sich dorthin begeben und den Erhabenen ehrfurchtsvoll begrüßt hatten, traten sie zur Seite.
 
 

3. Zur Seite stehend sprach der Devaputta Asama mit Bezug auf Pūrana Kassapa (*f278) zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Hier sieht im Verwunden und Töten, in Gewalttat und listigem Betrug (*f279) Kassapa
Keinerlei Sünde, noch auch (erkennt er irgend) ein Verdienst (an) für das eigne Selbst.
Wenn er so Verlässiges (*f280) lehrt, verdient der Meister Verehrung."
 

4. Da nun sprach der Devaputta Sahalī mit Bezug auf Makkhali Gosala (*f281) zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Mit einem durch Kasteiung und Entsagung wohl behüteten Selbst,
Aufgebend das Gerede und den Hader mit den Leuten,
Gerecht, von dem was tadelnswert sich ferne haltend, die Wahrheit redend:
Nicht begeht der jetzt mehr solch eine Sünde."
 

5. Da nun sprach der Devaputta Nimka mit Bezug auf Nigantha Nātaputta (*f282) zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Entsagend und verständig, ein Bhikkhu, der durch die vierfache Schranke wohl behütet ist,
Der da lehrt, was er gesehen und gehört hat: (*f283) der dürfte wohl nicht schuldbehaftet sein."

 
6. Da nun sprach der Devaputta Ākotaka mit Bezug auf die verschiedenen Sektenlehrer zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Pakudhaka Kātiyāna, (*f284) Nigantha,
Und die beiden, Makkhali und Pūrana,
Die Lehrer ihrer Schule, die zu Samanas geworden:
Nicht sind die jetzt den vollkommenen Menschen ferne."
 

7. Da nun erwiderte der Devaputta Vetambarī dem Devautta Ākotaka mit der Strophe:

"Er mag tun, was er will, (*f285) der gemeine Schakal,
Der Heuler (*f286) wird nimmermehr einem Löwen gleich.
Der nackte lügenhafte Lehrer seiner Schule
Mit seinem unzuverlässigen (*f287) Wandel ist den Vollkommenen nicht ähnlich."

 
8. Da nun sprach Māra, der Böse, in den (Leib des) Devatta Vetambarī eingehend zu dem Erhabenen die folgende Strophe:

"Die da ausgerüstet sind mit Askese und Entsagung, Enthaltsamkeit wahrend; (*f288)
Die da (menschliche) Form angenommen haben, nach der Götterwelt verlangend:
Diese Sterblichen sind vortreffliche Lehrer für die jenseitige Welt."
 

9. Da nun erwiderte der Erhabene, der wohl erkannte, daß das Māra, der Böse sei, Māra, dem Bösen mit der Strophe:

"Was es immer für Formen gibt, hier auf Erden und im Himmel,
Und die da im Luftraume sind, (*f289) leuchtenden Glanzes: (*f290)
Alle die hast du, Namuci, gepriesen, (*f291)
Wie Köder, ausgelegt zum Mord der Fische."
 

10. Da nun sprach der Devaputta Mānavagāmiya mit Bezug auf den Erhabenen zu dem Erhabenen die folgenden Strophen:

"Der Vipula (*f292) wird der beste Berg genannt unter denen von Rājagaha,
Der Weiße Berg der beste unter denen des Himavat, die Sonne unter denen, die am Himmel wandeln;
Das Meer ist das beste der Gewässer, derMond (das beste) der Gestirne:
In dieser Welt samt der der Götter wird der Buddha der höchste genannt."


(*f278) Die Lehren dieses Philosophen werden wiedergegeben im Dīgha I. 52. und ohne Nennung des Namens Majjhima I. 516 und Samyutta IV. 349. Ihr Kern ist nach dem Kommentar I. 148.14: Es gibt weder eine Strafe für die Sünden noch einen Lohn für die verdienstlichen Werke.

(*f279) Dies scheint mir der Sinn von hatajānīsu zu sein. Komm.: pothane ca dhanajānīsu ca.

(*f280) P. vissāsam, Komm.: avassayam pattittham "Zuflucht, fester Stand".

(*f281) S. Dīgha I. 53-4, (Majjh.I. 516-7). Vgl. über diesen Lehrer O.R. Franke, Dīghanikāya übers.,S. 56, Anm.2.

(*f282) Der im Kanon mehrfach erwähnte Stifter der Jainasekte. Als Hauptpunkt seiner Lehre wird cātuyāmasamvara "die durch die vierfache Schranke bedingte Selbstzucht" angegeben (Dīgha I. 57, bei R.O. Franke,S. 61; Maijh. I 377.1). Es werden auch die vier Schranken aufgezählt, aber nur die erste sabbavārivārito ist uns verständlich, wenn wir Buddhaghosa glauben dürfen (z.B. Samy. Komm. I.149.4), der den Ausdruck auf die Enthaltsamkeit von kaltem Wasser deutet, in dem die Jainas Lebewesen vermuten. Vgl. übrigens Jacobi, Sacred Books of the East XLV, S. XXI.

(*f283) Komm. I.149.6 "der nichts verbirgt, nichts vorenthält" (na nigūhanto).

(*f284) Offenbar der Dīgha I. 56 genannte Pakudha Kaccāyana, der die Unveränderlichkeit der sieben Elementarstoffe lehrt. Von den in der Dīghastelle sonst noch erwähnten Sektenlehrern werden hier nicht genannt Ajita Kesakambalī und Sañjaya Belatthiputta.

(*f285) Es ist mit dem Kommentar (I. 149.14) saha racitena zu lesen. Es ist das offenbar iln vulgärer Ausdruck, etwa unserem "mit all seinem Gehabe oder Getue" entsprechend.

(*f286) Lies kotthuko oder kotthako (skr. krostar, krostuka): ein Name für den Schakal.

(*f287) P. sankassara, das in ähnlicher Verbindung schon in 2.8.2 in dem aus Dh. 312 entlehnten Zitat vorgekommen ist.

(*f288) Der Kommentar (I. 150.1-4) zählt die verschiedenen Arten der "Enthaltsamkeit" des Asketen auf. Er enthält sich des Barbiers, indem er die Haare sich ausreißt, der Kleidung, indem er nackt geht, der Almosenspeise, indem er wie ein Hund vom Boden wegißt, was er findet, des Lagers, indem er auf Dornen schläft.

(*f289) Es ist wohl ye c'antalikkhasmi zu lesen.

(*f290) Nach dem Komm. sind das Sonne, Mond, Abendrot (? sañjhārāga), Regenbogen, Sterne.

(*f291) Es ist mit dem Komm. (I. 150.11) sabbe va te te (dieses = tayā), Namuci (Voc.), ppasatthā zu lesen.

(*f292) In dieser Form kommt der Name Jā. VI. 518.9; JāCo. VI. 519.21 vor. Häufiger ist die Form Vepulla, z.B. JāCo. IV. 232.14. Daß er in der Nähe von Rājagaha lag, wird JāCo. VI. 271.23 gesagt.


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