Anguttara Nikaya

3. Kapitel: pañcangika-vagga

A.V. 21 Stufenweise bedingter Fortschritt I

Wahrlich, ihr Mönche, 

Daß aber, ihr Mönche, 


(*1) ābhisamā-cārika-sīla; s. A.III.87 mit Anm.

Dies bezieht sich auf die Pflichten des Mönchs gegen seinen Berater (upajjhāya), Lehrer und gegen Ordensältere.

(*2) sekham (v. 1. sekkham) dhammam. In diesem Zusammenhang sind hiermit wahrscheinlich die heute sekhiya-dhamma genannten Anstandsregeln des Mönches gemeint, die sich auf das äußere Verhalten des Mönches beim Essen, Tragen des Gewandes, beim Gehen durch die Straßen und im Verkehr mit Laien beziehen.

(*3) sīlāni; lt. K: die vier 'großen Sittenregeln' (mahā-sīlāni). Gemeint ist vielleicht die 'vierfache Sittenreinheit' des Mönchs (catu-pārisuddhi-sīla); s. VisM 20; Wtb: sīla.

(*4) K: den Hellblick (vipassanā).

(*5) K: die mit den Hohen Pfaden und Früchten verbundene Sammlung (magga-samādhi, phala samādhi).


A.V. 22 Stufenweise bedingter Fortschritt II

Wahrlich, ihr Mönche, 

Daß aber, ihr Mönche, ein Mönch, der . . . das Gebiet der Sittlichkeit bemeistert hat, das Gebiet der Sammlung meistern wird, das ist wohl möglich. Und daß er, wenn er das Gebiet der Sammlung bemeistert hat, das Gebiet der Weisheit meistern wird, auch das ist wohl möglich.

(*1) Diese drei 'Gebiete' bilden die drei Teile, in die sich der achtfache Pfad gliedert.


A.V. 23 Die sechs höheren Geisteskräfte

(Vergl. A.III.102-103)

Fünf Unreinheiten, ihr Mönche, finden sich im Golde, durch die getrübt das Gold nicht geschmeidig ist, nicht formbar, ohne Glanz und sich nicht recht zur Verarbeitung eignet. Welches sind diese fünf Unreinheiten? Eisen, Kupfer, Zinn, Blei und Silber.

Ist aber, ihr Mönche, das Gold von diesen fünf Unreinheiten befreit, so ist es geschmeidig, formbar, hat Glanz und eignet sich gut zur Verarbeitung. Welche Schmuckstücke auch immer man daraus herzustellen wünscht, sei es ein Stirnband, Ohrringe, Halsschmuck oder eine goldene Kette, diesen Zweck wird es erfüllen.

Ebenso auch, ihr Mönche, gibt es fünf Unreinheiten des Geistes, durch die getrübt der Geist nicht geschmeidig ist, nicht formbar, ohne Leuchtkraft ist und sich nicht recht sammelt zur Versiegung der Triebe. 

Welches sind diese fünf Unreinheiten? (*1) 

  1. Sinnenlust, 
  2. Ärger, 
  3. Starrheit und Mattigkeit, 
  4. Aufgeregtheit und Gewissensunruhe, sowie 
  5. Zweifelsucht.

Ist aber, ihr Mönche, der Geist von diesen fünf Unreinheiten befreit, so ist er geschmeidig und formbar, hat Leuchtkraft und sammelt sich gut zur Versiegung der Triebe. Auf welchen durch höhere Geisteskräfte erreichbaren Zustand auch immer man nun seinen Geist richtet, um ihn durch die höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, so erreicht man dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Wünscht man nun, sich der verschiedenartigen magischen Kräfte zu erfreuen . . . (wie A.III.102) . . . so erreicht man dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Wünscht man nun, mit dem himmlischen Ohre, dem geklärten, übermenschlichen, beide Arten der Töne zu vernehmen, die himmlischen und die menschlichen, die fernen und die nahen, so erreicht man dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Wünscht man nun, der anderen Wesen, der anderen Personen Gesinnung mit seinem Geiste durchdringend zu erkennen . . . (wie A.III.102) . . . so erreicht man dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Wünscht man nun: 'Ach möchte ich mich doch der mannigfachen früheren Daseinsformen erinnern . . . (wie A.III.102) . . . !': wünscht man dies, so erreicht man dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Wünscht man nun: 'Ach möchte ich doch mit dem himmlischen Auge, dem geklärten, übermenschlichen, die Wesen abscheiden und wiedererscheinen sehen . . . (wie A.III.102) . . . !': wünscht man dies, so erreicht man dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Wünscht man nun durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung zu gelangen, sie selber erkennend und verwirklichend wünscht man dies, so erreicht man dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

(*1) Dies sind die fünf Hemmungen (nīvarana); s. A.I.2.


A.V. 24 Eines aufs andere gestützt

Gleichwie nämlich, ihr Mönche, an einem der Zweige und Blätter beraubten Baume auch Borke, Haut, Grünholz und Kernholz sich nicht vollkommen entwickeln können, ebenso, ihr Mönche, ist in einem Sittenlosen, dem Sittlichkeit mangelt, die rechte Sammlung ohne Grundlage . . . (wie oben) . . . so ist in ihm, dem Abwendung und Loslösung mangeln, der Erkenntnisblick der Erlösung ohne Grundlage.

Gleichwie nämlich, ihr Mönche, an einem Zweige und Blätter besitzenden Baume auch Borke, Haut, Grünholz und Kernholz zur vollkommenen Entwicklung gelangen, ebenso, ihr Mönche, hat im Sittenreinen, von Sittlichkeit Erfüllten die rechte Sammlung eine Grundlage . . . (wie oben) . . . so hat in ihm, der Abwendung und Loslösung besitzt, der Erkenntnisblick der Erlösung eine Stütze.


(1) upanisā, Stütze; eine Parallelform von upanissaya, das als Abhidhamma-Begriff eine bestimmte unter den 24 Abhängigkeits- oder Bedingtheitsformen (paccaya) bezeichnet: die Grundlagen- oder Anlaßbedingung (Wtb: paccaya 9). -

Erweiterte Fassungen dieses Textes finden sich in A.VI.50; A.VII.61; A.VIII.81.

(*2) K: Dies ist der noch schwach entwickelte Hellblick (vipassanā), beginnend mit dem analytischen Erkennen der körperlichen und geistigen Daseinsvorgänge (nāma-rūpa-pariccheda; s. VisM 701).

(*3) Der erste Begriff (nibbidā, 'Abscheu') bezeichnet das Stadium des intensiven Hellblicks (VisM 777), während sich der zweite Begriff (virāga) auf die Pfaderreichung (Stromeintritt usw). bezieht.

(*4) Dies bezeichnet das Pfadergebnis (oder den Fruchtzustand; phala) der Heiligkeit sowie das hierauf folgende Rückblickwissen (paccavekkhana-ñāna).


A.V. 25 Förderung rechter Erkenntnis

Rechte Erkenntnis, ihr Mönche, die durch fünf Dinge gefördert wird, zeitigt die Frucht der Gemütserlösung, hat die Frucht der Gemütserlösung zum Ergebnis, zeitigt die Frucht der Weisheitserlösung, hat die Frucht der Weisheitserlösung zum Ergebnis. Welches sind diese fünf Dinge?

Da wird, ihr Mönche, die rechte Erkenntnis durch Sittlichkeit gefördert, durch großes Wissen, durch Besprechung (*1) [der Lehre], durch Geistesruhe und durch Hellblick.

Rechte Erkenntnis, ihr Mönche, die durch diese fünf Dinge gefördert wird, zeitigt die Frucht der Gemütserlösung, hat die Frucht der Gemütserlösung zum Ergebnis, zeitigt die Frucht der Weisheitserlösung, hat die Frucht der Weisheitserlösung zum Ergebnis.

(*1) Subk: Für einen, der mit lauterer Sittlichkeit ein Meditationsobjekt übt, ist das Hören (d.i. Studium) der Lehre wünschenswert, danach auch die Besprechung über das richtige Verständnis (des Gelernten); wenn dadurch die Übung des Meditationsobjektes Klärung und Berichtigung gefunden hat, kommt Geistesruhe zustande (d.i. meditative Sammlung); wer sich dann derart gesammelten Geistes dem Hellblicke widmet, der wird den Hellblick zur Vollendung bringen; und vollendeter Hellblick bringt die Rechte Erkenntnis der Hohen Pfade (des Stromeintritts usw.) zur Entfaltung. Weil sich so durch die Aufeinanderfolge dieser Hilfsmittel ein sichtbarer Fortschritt ergibt, ist dieser Lehrtext als eine stufenweise Darlegung zu verstehen.


A.V. 26 Fünf Befreiungswege

Fünf Befreiungswege (*1) gibt es, ihr Mönche, auf denen dem strebsam, eifrig, selbstentschlossen verweilenden Mönche der unbefreite Geist befreit wird, die unversiegten Triebe zur Versiegung gelangen und er des bisher unerreichten höchsten Friedens (yogakkhema) teilhaftig wird. Welches sind diese fünf?

Da, ihr Mönche, weist der Meister oder ein würdiger Ordensbruder dem Mönche die Lehre. Und soweit, ihr Mönche, der Meister oder der würdige Ordensbruder dem Mönche die Lehre darlegt, soweit versteht er die Lehre und ihren Sinn. Die Lehre und ihren Sinn verstehend, steigt dabei Freude in ihm auf; im Erfreuten erhebt sich Verzückung; verzückten Herzens wird sein Inneres beruhigt; innerlich beruhigt, empfindet er Glück; und des Glücklichen Geist sammelt sich. Das, ihr Mönche, ist der erste Befreiungsweg, auf dem einem strebsam, eifrig, selbstentschlossen weilenden Mönch der unbefreite Geist befreit wird, die unversiegten Triebe zur Versiegung gelangen und er des bisher unerreichten höchsten Friedens teilhaftig wird.

Ferner, ihr Mönche: da weist zwar nicht der Meister oder ein würdiger Ordensbruder dem Mönche die Lehre, sondern soweit der Mönch die Lehre gehört und gelernt hat, soweit legt er sie den anderen ausführlich dar. Während er den anderen die gehörte und gelernte Lehre ausführlich darlegt, versteht er dabei die Lehre und ihren Sinn. Die Lehre und ihren Sinn verstehend, steigt dabei Freude in ihm auf . . . Das, ihr Mönche, ist der zweite Befreiungsweg . . .

Oder: soweit er die Lehre gehört und gelernt hat, sagt er sie sich ausführlich her . . . Das, ihr Mönche, ist der dritte Befreiungsweg . . .

Oder: soweit er die Lehre gehört und gelernt hat, soweit sinnt und denkt er über sie nach . . . Das, ihr Mönche, ist der vierte Befreiungsweg . . .

Oder: er hat einen gewissen Gegenstand der Geistessammlung (*2) gründlich erfaßt, gründlich erwogen, gut verstanden, in Weisheit gut durchdrungen. Und soweit er nun diesen Gegenstand der Geistessammlung gründlich erfaßt hat, ihn gründlich erwogen, gut verstanden und in Weisheit gut durchdrungen hat, soweit versteht er die Lehre und ihren Sinn. Die Lehre und ihren Sinn verstehend, steigt dabei in ihm Freude auf; im Erfreuten erhebt sich Verzückung; verzückten Herzens wird sein Inneres beruhigt; innerlich beruhigt, empfindet er Glück; und des Glücklichen Geist sammelt sich. Das, ihr Mönche, ist der fünfte Befreiungsweg, auf dem einem strebsamen, eifrigen, selbstentschlossen weilenden Mönch der unbefreite Geist befreit wird, die unversiegten Triebe zur Versiegung gelangen und er des bisher unerreichten höchsten Friedens teilhaftig wird.

Diese fünf Befreiungswege gibt es, ihr Mönche.


(*1) vimutt'āyatana: K: vimuccana-kāranāni, Ursachen der Befreiung. āyatana wird übrigens in den Kommentaren meist als kārana erklärt. So auch im Falle der sechs āyatana, d.i. der sechs inneren und sechs äußeren Sinnengrundlagen (Organe und Objekte), die als die Ursachen oder Quellen des betr. Sinnen-, bzw. Geistbewußtseins aufgefaßt werden. Westliche Gelehrte haben den Begriff auch in diesem Zusammenhang meist mit 'Gebiet' (K.E. Neumann), 'domain', 'sphere' (Rhys Davids u.a.) wiedergegeben.

(*2) K: Eine gewisse geistige Sammlung, erreicht bei einer der achtunddreißig (meditativen) Vorstellungen (ārammana), das ist samādhi-nimitta, 'Gegenstand der Sammlung'.


A.V. 27 Fünf Rückblicks-Wissen

Die unbegrenzte Sammlung (*1) entfaltet, ihr Mönche, weise und besonnen! Denen, ihr Mönche, die weise und besonnen unbegrenzte Sammlung entfalten, kommen als persönliche Erfahrung (*2) fünf Wissen (*3) zur Entstehung. Welche fünf?

'Diese Sammlung des Geistes ist ein gegenwärtiges Wohl und hat künftiges Wohl zum Ergebnis', solches Wissen steigt auf als persönliche Erfahrung.

'Diese Sammlung des Geistes ist edel und überweltlich', solches Wissen steigt auf als persönliche Erfahrung.

'Diese Sammlung des Geistes wird nicht von schlechten Menschen geübt', solches Wissen steigt auf als persönliche Erfahrung.

'Diese Sammlung des Geistes ist friedvoll, erhaben, voll Ruhe und Harmonie, ist keine durch mühsame Unterdrückung erzwungene Übung' (*4), solches Wissen steigt auf als persönliche Erfahrung.

'Besonnen trete ich in diese Sammlung des Geistes ein, und besonnen erhebe ich mich aus ihr', solches Wissen steigt auf als persönliche Erfahrung.

Die unbegrenzte Sammlung entfaltet, ihr Mönche, weise und besonnen! Denen, die weise und besonnen unbegrenzte Sammlung entfalten, kommen als persönliche Erfahrung diese fünf Wissen zur Entstehung.


(*1) samādhim . . . appamānam; vgl. appamāno ceto-samādhi in A.IV.51, Anm. 119. Hierunter, sagt K, hat man die 'überweltliche Sammlung' (lokuttara-samādhi) zu verstehen, d.h. die mit den überweltlichen Bewußtseinsmomenten des Stromeintritts usw. verbundene sogenannte 'edle Sammlung' (ariya-samādhi).

(*2) paccattaññeva; wtl.: 'ganz aus sich selber heraus'. K: aparapaccaya-ñānam, 'mit von anderen unabhängiger Erkenntnis'.

(*3) K: und zwar als ein Rückblickswissen (paccavekkhana-ñāna). Vgl. D. 34 (pañca-ñāniko sammā-samādhi).

(*4) ChS: na sasnkhāra-niggayha-vārita-gato (K: vārita-vato). - Für die weltliche Geistessammlung (lokiya-samādhi; d.h. die von einem Unerlösten geübte) bestehen noch solche Hindernisse wie die fünf Hemmungen oder Abträgliches wie das haftende Gefallen an der Vertiefung (jhāna-nikanti), und diese müssen beim Auftreten mit mehr oder minder starker Willensanstrengung überwunden werden. Dies ist nicht mehr erforderlich in der von solchen Begrenzungen freien und daher 'unbegrenzten' Sammlung des Heiligen, in dem alle Befleckungen des Geistes getilgt sind. - Gleichlautend in AIII.102.


A.V. 28 Die fünfgliedrige Sammlung

»Die Entfaltung der edlen fünfgliedrigen Rechten Sammlung will ich euch weisen. So höret denn und achtet wohl auf meine Worte!« - »Ja, o Herr!« erwiderten die Mönche dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach:

»Was ist nun, ihr Mönche, die Entfaltung der edlen fünfgliedrigen Rechten Sammlung?

Da, ihr Mönche, gewinnt der Mönch ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die mit Gedankenfassen und Überlegen verbundene, in der Abgeschiedenheit geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte erste Vertiefung und verweilt in ihr. Und eben diesen Körper läßt er von der in der Abgeschiedenheit geborenen Verzückung und Glückseligkeit durchströmen; er durchsättigt, erfüllt und durchtränkt ihn damit, so daß an seinem ganzen Körper auch nicht eine Stelle undurchtränkt bleibt von der in der Abgeschiedenheit geborenen Verzückung und Glückseligkeit.

Gleichwie, ihr Mönche, ein geschickter Bader oder Badergehilfe in einen Messingnapf Seifenpulver schüttet und dieses mit wiederholt hinzugefügtem Wasser mischt; dann würde der Seifenschaumball voller Feuchtigkeit sein, von Feuchtigkeit durchsetzt, innen und außen von Feuchtigkeit durchtränkt sein und nichts würde herabträufeln. Ebenso auch, ihr Mönche, läßt der Mönch diesen Körper von der in der Abgeschiedenheit geborenen Verzückung und Glückseligkeit durchströmen; er durchsättigt, erfüllt und durchtränkt ihn damit, so daß an seinem ganzen Körper auch nicht eine Stelle undurchtränkt bleibt von der in der Abgeschiedenheit geborenen Verzückung und Glückseligkeit. Das, ihr Mönche, ist die erste Entfaltung der edlen fünfgliedrigen Rechten Sammlung.

Und ferner, ihr Mönche: nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen gewinnt da der Mönch den inneren Frieden, die Einheit des Geistes, die von Gedankenfassen und Überlegen freie, in der Sammlung geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte zweite Vertiefung und verweilt in ihr. Und eben diesen Körper läßt er von der in der Sammlung geborenen Verzückung und Glückseligkeit durchströmen; er durchsättigt, erfüllt und durchtränkt ihn damit, so daß an seinem ganzen Körper auch nicht eine Stelle undurchtränkt bleibt von der in der Sammlung geborenen Verzückung und Glückseligkeit.

Wie wenn da, ihr Mönche, ein tiefer See wäre, mit quellendem Wasser [an seinem Grunde], ohne einen Zufluß, sei es von Osten, Westen, Norden oder Süden her, und auch zeitweilige Regenschauer ergössen sich nicht über ihn; doch eben die kühlen Wasserströme, die aus seiner Tiefe hervorquellen, sie durchströmen jenen See mit kühlem Wasser, durchsättigen, erfüllen und durchtränken ihn damit, so daß auch nicht eine Stelle im ganzen See undurchtränkt bleibt von jenem kühlen Wasser. Ebenso auch, ihr Mönche, läßt der Mönch diesen Körper von der in der Sammlung geborenen Verzückung und Glückseligkeit durchströmen; er durchsättigt, erfüllt und durchtränkt ihn damit, so daß an seinem ganzen Körper auch nicht eine Stelle undurchtränkt bleibt von der in der Sammlung geborenen Verzückung und Glückseligkeit. Das, ihr Mönche, ist die zweite Entfaltung der edlen fünfgliedrigen Rechten Sammlung.

Und ferner, ihr Mönche: nach Loslösung von der Verzückung weilt er gleichmütig, achtsam, klar bewußt, und ein Glücksgefühl empfindet er in seinem Inneren, von dem die Edlen künden: 'Der Gleichmütige, Achtsame weilt beglückt'; so gewinnt er die dritte Vertiefung und weilt in ihr. Und eben diesen Körper läßt er von dem von Verzückung freien Glücksgefühl durchströmen; er durchsättigt, erfüllt und durchtränkt ihn damit, so daß an seinem ganzen Körper auch nicht eine Stelle undurchtränkt bleibt von dem von Verzückung freien Glücksgefühl.

Gleichwie da, ihr Mönche, in einem Weiher voll blauer, roter oder weißer Lotuspflanzen einige der im Wasser entstandenen, im Wasser aufgewachsenen Lotuspflanzen, die noch nicht über den Wasserspiegel ragen, darin eingetaucht ihre Nahrung entnehmen, von der Spitze bis zur Wurzel vom kühlen Wasser durchtränkt und durchsättigt, vollgesogen und durchdrungen werden, so daß auch nicht eine von ihnen undurchtränkt bleibt vom kühlen Wasser. Ebenso auch, ihr Mönche, läßt der Mönch diesen Körper von dem von Verzückung freien Glücksgefühl durchströmen; er durchsättigt, erfüllt und durchtränkt ihn damit, so daß an seinem ganzen Körper auch nicht eine Stelle undurchtränkt bleibt von dem von Verzückung freien Glücksgefühl. Das, ihr Mönche, ist die dritte Entfaltung der edlen fünfgliedrigen Rechten Sammlung.

Und ferner noch, ihr Mönche: nach dem Schwinden von Wohlgefühl und Schmerz und dem schon früheren Erlöschen von Frohsinn und Trübsinn, gewinnt er die leidlos-freudlose, in der völligen Reinheit von Gleichmut und Achtsamkeit bestehende vierte Vertiefung und weilt in ihr. Und während er dasitzt, durchtränkt er mit dem geläuterten, geklärten Geiste eben diesen Körper, so daß auch nicht eine Stelle an seinem ganzen Körper undurchtränkt bleibt von dem geläuterten, geklärten Geiste.

Wie wenn da, ihr Mönche, ein Mann bis über den Kopf in ein weißes Gewand gehüllt dasitzt, so daß auch nicht eine Stelle seines ganzen Körpers unverhüllt ist vom weißen Gewande. Ebenso auch, ihr Mönche, läßt der Mönch diesen Körper von dem geläuterten, geklärten Geiste durchströmen; er durchsättigt, erfüllt und durchtränkt ihn damit, so daß an seinem ganzen Körper auch nicht eine Stelle undurchtränkt bleibt von dem geläuterten, geklärten Geiste. Das, ihr Mönche, ist die vierte Entfaltung der edlen fünfgliedrigen Rechten Sammlung. (Bis hierhin wie in M. 119)

Und ferner noch, ihr Mönche: da hat der Mönch den Gegenstand der Rückblicks-Erkenntnis (*1) gut festgehalten, ihn gut im Geiste erwogen, mit Weisheit klar durchdrungen.

Gleichwie, ihr Mönche, einer einen anderen betrachten möchte, der Stehende eine Sitzenden, der Sitzende einen Liegenden; ebenso auch, ihr Mönche, hat da der Mönch den Gegenstand der Rückblicks-Erkenntnis gut festgehalten, ihn gut im Geiste er wogen, mit Weisheit klar durchdrungen. Das, ihr Mönche, ist die fünfte Entfaltung der edlen fünfgliedrigen Rechten Sammlung.

Hat man, ihr Mönche, die edle fünfgliedrige Rechte Sammlung also entfaltet und häufig geübt, so [mag man dies erwarten]: auf welchen durch höhere Geisteskräfte erreichbaren Zustand auch immer man seinen Geist richtet, um ihn durch die höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, dabei erreicht man stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Angenommen, ihr Mönche, es befindet sich da auf einem Gestell ein Krug, bis zum Rande gefüllt mit Wasser, selbst für Krähen trinkbar. Wenn nun diesen Krug ein starker Mann mehr und mehr umkippt, würde da nicht das Wasser ausfließen?« -

(Dieses Gleichnis und die folgenden finden sich gleichfalls in M. 119.)

»Gewiß, o Herr.« -

»Ebenso auch, ihr Mönche: hat man die edle fünfgliedrige Rechte Sammlung entfaltet und häufig geübt, so [mag man dies erwarten]: auf welchen durch höhere Geisteskräfte erreichbaren Zustand auch immer man seinen Geist richtet, um ihn durch die höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, dabei erreicht man stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Oder angenommen, ihr Mönche, auf ebenem Gelände befindet sich ein an allen vier Seiten eingedämmter Teich, bis zum Rande gefüllt mit Wasser, selbst für Krähen trinkbar. Wenn nun da ein starker Mann den Damm mehr und mehr öffnet, würde da nicht das Wasser ausfließen?« -

»Gewiß, o Herr.« -

»Ebenso auch, ihr Mönche: hat man die edle fünfgliedrige Rechte Sammlung entfaltet und häufig geübt, so [mag man dies erwarten]: auf welchen durch höhere Geisteskräfte erreichbaren Zustand auch immer man seinen Geist richtet, um ihn durch die höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, dabei erreicht man stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

Oder angenommen, ihr Mönche, es stände da auf ebenem Gelände, am Treffpunkt von vier Straßen, ein mit edlen Rossen bespannter Wagen, mit einem Treibstock versehen. Den besteigt nun ein Meister der Fahrkunst, ein geübter Rosselenker; er nimmt die Zügel in die Linke und den Treibstock in die Rechte und fährt nach seinem Wunsche hin und her. Ebenso auch, ihr Mönche: hat man die edle fünfgliedrige Rechte Sammlung entfaltet und häufig geübt, so [mag man dies erwarten]: auf welchen durch höhere Geisteskräfte erreichbaren Zustand auch immer man seinen Geist richtet, um ihn durch die höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, dabei erreicht man stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.

(Hier folgen wieder die sechs 'höheren Geisteskräfte' (abhiññā), wie in A.V.23; voller Text in A.III.102.)


(*1) paccavekkhana-nimitta. Auch in D. 34 in einer unterschiedlichen Aufzählung der fünfgliedrigen Sammlung.


A.V. 29 Vorteile des Auf- und Abwandelns

Fünf Vorteile, ihr Mönche, gewährt das Auf- und Abwandeln (*1). Welche fünf?

  1. Lange Wegstrecken hält man aus; 
  2. Anstrengungen erträgt man; 
  3. man bleibt gesund; 
  4. was man ißt, trinkt, kaut und schmeckt, wird gründlich verdaut; 
  5. die beim Auf- und Abwandeln erzielte Sammlung des Geistes hält lange an (*2). 

Diese fünf Vorteile. ihr Mönche, gewährt das Auf- und Abwandeln.


(*1) Bei einsam gelegenen Mönchsbehausungen finden sich häufig für meditierendes Auf- und Abgehen bestimmte Wandelgänge.

(*2) K: »Das beim Stehen erzielte geistige Bild (des Meditationsobjektes; nimitta) schwindet nämlich, wenn man sich niedersetzt, das beim Sitzen erlangte schwindet, wenn man sich hinlegt. Wer sich aber dem Auf- und Abwandeln widmet, dem schwindet das bei einem sich bewegenden (d.i. unruhigen) Objekt erzielte geistige Bild weder beim Stehen noch beim Sitzen oder Liegen.« Die Gewinnung geistiger Konzentration ist natürlich beim Gehen schwieriger als beim Sitzen, doch wird sie erlangt, so ist sie dann von längerer Dauer und schwindet auch nicht bei Veränderung der Körperstellung.


A.V. 30 Das Glück der Loslösung

So habe ich gehört. Einst gelangte der Erhabene auf seiner Wanderung im Lande der Kosaler, von einer großen Schar von Mönchen umgeben, zu einem Brahmanendorfe der Kosaler, namens Icchānangala. Und dort verweilte der Erhabene, im Waldgelände bei Icchānangala. Es vernahmen nun die brahmanischen Hausväter von Icchānangala die Kunde: »Der Asket Gotama, der Sakyersohn, der aus dem Sakyergeschlecht in die Hauslosigkeit zog, ist bei Icchānangala eingetroffen und verweilt im Waldgelände bei Icchānangala. Über diesen erhabenen Gotama aber hat sich solch schöner Ruhmesruf verbreitet: 'Dies fürwahr ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene!' Er erklärt diese Welt mit ihren guten und bösen Geistern und ihren Brahma-Göttern, mit ihrer Schar von Asketen und Priestern, mit ihren Göttern und Menschen, nachdem er sie selber erkannt und durchschaut hat. Er verkündet die Lehre, die am Anfang schöne, in der Mitte schöne und am Ende schöne; dem Sinne wie dem Wortlaut nach verkündet er den ganz vollkommenen, lauteren Reinheitswandel. Gut ist es, solche Heilige zu sehen.«

Nach Ablauf der Nacht nun begaben sich die brahmanischen Hausleute von Icchānangala, reichlich harte und weiche Speise mitnehmend, zum Waldgelände bei Icchānangala. Dort angelangt, blieben sie unter großem, lautem Lärm vor dem Eingang stehen.

Zu jener Zeit aber war der ehrwürdige Nāgita des Erhabenen Begleiter. Und der Erhabene sprach zum ehrwürdigen Nāgita also:

»Wer macht da, Nāgita, diesen großen, lauten Lärm? Man sollte meinen, es seien Fischer beim Feilbieten ihrer Fische.« - (Die Übersetzung folgt der Erklärung im K.)

»Es sind brahmanische Hausleute aus Icchānangala, o Herr. Sie haben allerlei harte und weiche Speisen mitgebracht und stehen nun am Eingang, um dem Erhabenen und der Mönchsgemeinde aufzuwarten.« -

»Möge ich nichts zu tun haben mit dem Ruhme, Nāgita! Möge mir nur kein Ruhm beschieden sein! Wer da nicht, wie ich, dieses Glückes der Entsagung, des Glückes der Loslösung, des Friedensglückes und des Erleuchtungsglückes nach Wunsch ohne Mühe und Schwierigkeit teilhaftig wird, den freilich mag es nach jenem kotigen, trägen Glücke, nach der Freude an Besitz, Ehre und Ruhm gelüsten.« -

»Möge doch jetzt, o Herr, der Erhabene Nachsicht üben! Möge doch jetzt, o Herr, der Gesegnete Nachsicht üben! Der rechte Zeitpunkt ist es jetzt, o Herr, daß der Erhabene Nachsicht übe. Denn wo auch immer der Erhabene sich jetzt hinbegibt, dort eben werden die brahmanischen Hausleute sowie die Stadt- und Landbevölkerung hinströmen. Gleichwie nämlich, o Herr, wenn sich eine geballte Regenwolke entlädt, das Regenwasser in das Tal hinabströmt, ebenso auch, o Herr, wo immer der Erhabene sich jetzt hinbegibt, dort werden die brahmanischen Hausleute sowie die Stadt- und Landbevölkerung hinströmen. Und aus welchem Grunde? Wegen der Tugend und Weisheit des Erhabenen.«

»Möge ich nichts zu tun haben mit dem Ruhme, Nāgita! Möge mir nur kein Ruhm beschieden sein! Wer da nicht, wie ich, dieses Glückes der Entsagung, des Glückes der Loslösung, des Friedensglückes und des Erleuchtungsglückes nach Wunsch ohne Mühe und Schwierigkeit teilhaftig wird, den freilich mag es nach jenem kotigen, trägen Glücke, nach der Freude an Besitz, Ehre und Ruhm gelüsten.

Dieser Text findet sich in erweiterter Form auch in A.VI.42 und A.VIII.86.


    Oben  


 

LIGN="RIGHT">

    Oben