7. Kapitel: mahā-vagga

A.VII. 61 Eines aufs andere gestützt

Gleichwie nämlich, ihr Mönche, an einem der Zweige und Blätter beraubten Baume auch Borke, Haut, Grünholz und Kernholz sich nicht vollkommen entwickeln können, ebenso ist, wenn kein Schamgefühl da ist und keine sittliche Scheu, in ihm, der ihrer ermangelt, die Sinnenzügelung ohne Grundlage....

(Hier folgt die Umkehrung.)

(Paralleltexte: A.V.24; A.VI.50; A.VIII.81; A.X.3. Die hier vorkommenden Begriffe sind in den Anmerkungen zu A.V.24, erklärt.)


A.VII. 62 Allvergänglichkeit

(Die sieben Sonnen)

(Im Haine der Ambapāli bei Vesālī)

"Vergänglich, ihr Mönche, sind die Gebilde! Unbeständig, ihr Mönche, sind die Gebilde! Trostlos, ihr Mönche, sind die Gebilde! Genug ist es, wahrlich, um aller Gebilde überdrüssig zu werden, genug, um sich von ihnen abzuwenden, genug, um sich von ihnen zu befreien.

Sineru, ihr Mönche, der König der Berge (auch Meru genannt; nach indischer Kosmologie der Mittelpunkt eines Weltsystems), zählt vierundachtzigtausend Yojanas in Länge, vierundachtzigtausend Yojanas in Breite, vierundachtzigtausend Yojanas tief reicht er in das Weltmeer hinein, und vierundachtzigtausend Yojanas ragt er darüber hinaus. Es kommt aber einmal die Zeit, ihr Mönche, wenn irgendwann einmal, am Ende eines langen Zeitlaufes, viele Jahre hindurch, viele hundert Jahre, viele tausend Jahre, viele hunderttausend Jahre hindurch kein Regen fällt. Was es da, ihr Mönche, an Keimlingen und Pflanzen, an Kräutern, Gräsern und Bäumen gibt, das muß, ohne Regen, verdorren, vertrocknen und verschwinden. So vergänglich, ihr Mönche, sind die Gebilde! So unbeständig, ihr Mönche, sind die Gebilde! So trostlos, ihr Mönche, sind die Gebilde! Genug ist es wahrlich, um aller Gebilde überdrüssig zu werden, genug, um sich von ihnen abzuwenden, genug, um sich von ihnen zu befreien.

Es kommt aber einmal die Zeit, ihr Mönche, wenn irgendwann einmal, am Ende eines langen Zeitlaufes, eine zweite Sonne erscheint. Ist aber, ihr Mönche, die zweite Sonne erschienen, so werden alle kleinen Flüsse und Teiche austrocknen, versiegen und schwinden. So vergänglich, ihr Mönche, sind die Gebilde! So unbeständig, ihr Mönche, sind die Gebilde! So trostlos, ihr Mönche, sind die Gebilde! Genug ist es, wahrlich, um aller Gebilde überdrüssig zu werden, genug, um sich von ihnen abzuwenden, genug, um sich von ihnen zu befreien.

Es kommt aber einmal eine Zeit, ihr Mönche, wenn irgendwann einmal, am Ende eines langen Zeitlaufes, eine dritte Sonne erscheint. Ist aber, ihr Mönche, die dritte Sonne erschienen, so werden alle die großen Ströme, die Gangā, Yamunā, Aciravatī, Sarabhū und Mahī austrocknen, versiegen und schwinden. So vergänglich, ihr Mönche . . .

Es kommt aber einmal die Zeit, ihr Mönche, wenn irgendwann einmal, am Ende eines langen Zeitlaufes, eine vierte Sonne erscheint. Ist aber, ihr Mönche, die vierte Sonne erschienen, so werden alle die großen Seen, aus denen die großen Ströme entspringen, als wie Anotattā, Sīhapapātā, Rathakārā, Kannamundā, Kunālā, Chaddantā und Mandākī, austrocknen, versiegen und schwinden. So vergänglich, ihr Mönche . . .

Es kommt aber einmal die Zeit, ihr Mönche, wenn irgendwann einmal, am Ende eines langen Zeitlaufes, eine fünfte Sonne erscheint. Ist aber, ihr Mönche, die fünfte Sonne erschienen, so gehen die Wasser des Weltmeeres hundert Yojanas zurück, gehen zweihundert, dreihundert, siebenhundert Yojanas zurück. Und das Wasser des Weltmeeres steht dann nur noch sieben Palmen hoch, nur noch sechs, fünf, vier, drei, zwei, ja bloß eine Palme hoch. Darauf steht das Wasser des Weltmeeres nur noch sieben Mann hoch, steht nur noch, sechs, fünf, vier, drei, zwei Mann hoch, sinkt auf eine Manneshöhe herab, auf eine halbe Manneshöhe, geht bloß noch bis zur Hüfte, dann nur noch bis zum Knie und schließlich nur noch bis zum Knöchel. Gleichwie, ihr Mönche, wenn zur Herbstzeit ein starker Regen niedergeht, da und dort das Wasser in den Hufspuren der Rinder stehen bleibt, ebenso auch, ihr Mönche, reicht dann das Wasser des Weltmeeres hier und da nur noch bis an die Knöchel. Nach dem Erscheinen der fünften Sonne aber steht das Wasser des Weltmeeres auch nicht einmal ein Fingerglied hoch. So vergänglich, ihr Mönche . . .

Es kommt aber einmal die Zeit, ihr Mönche, wenn irgendwann einmal, am Ende eines langen Zeitlaufes, eine sechste Sonne erscheint. Ist aber, ihr Mönche, die sechste Sonne erschienen, so beginnt diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem König der Berge, zu rauchen und zu qualmen. Gleichwie, ihr Mönche, der Ofen des Töpfers, wenn er frisch mit Lehm verschmiert wurde, zunächst raucht und qualmt; ebenso auch, ihr Mönche, beginnt beim Erscheinen der sechsten Sonne diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem König der Berge, zu rauchen und zu qualmen. So vergänglich, ihr Mönche . . .

Es kommt aber einmal die Zeit, ihr Mönche, wenn irgendwann einmal, am Ende eines langen Zeitlaufes, eine siebente Sonne erscheint. Ist aber, ihr Mönche, die siebente Sonne erschienen, so beginnt diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem König der Berge, aufzuflammen, aufzulodern, zu einer einzigen Feuermasse zu werden. Während aber, ihr Mönche, diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem König der Berge, in Flammen steht und brennt, steigen die Flammen, vom Winde getrieben, hinauf bis zur Brahmawelt. Während aber, ihr Mönche, der Sineru, der König der Berge, in Flammen steht, brennt, untergeht und von einem mächtigen Flammenmeere überflutet wird, bersten die ein-, zwei-, drei-, vier- und fünfhundert Yojanas hohen Gipfel auseinander. Während aber, ihr Mönche, diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem König der Berge in Flammen steht und brennt, zeigen sich weder Schlacken noch Asche. Gleichwie, ihr Mönche, beim Verbrennen von ausgelassener Butter oder Öl sich weder Schlacken noch Asche zeigen, ebenso auch zeigen sich weder Schlacken nod Asche, wenn diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem König der Berge, in Flammen steht und brennt. So vergänglich, ihr Mönche, sind die Gebilde! So unbeständig, ihr Mönche, sind die Gebilde! So trostlos, ihr Mönche, sind die Gebilde! Genug ist es, wahrlich, um aller Gebilde überdrüssig zu werden, genug, um sich von ihnen abzuwenden, genug, um sich von ihnen zu befreien.

Wer, ihr Mönche, mag dies wohl erkennen oder glauben, daß diese gewaltige Erde mitsamt dem Sineru, dem König der Berge, vom Feuer verzehrt werden, vergehen und schwinden wird, außer solchen, die das Ziel geschaut haben (*1)!

Einst, ihr Mönche (siehe A.VI.54; A.VII.69 ff), da lebte ein Meister und Glaubensstifter namens Sunetta, der frei war von Gier nach den Sinnendingen. Dieser Meister Sunetta aber, ihr Mönche, hatte viele Hunderte von Jüngern, und diesen Jüngern wies er den Weg zur Wiedergeburt unter den Göttern der Brahmawelt. Diejenigen nun, die, während der Meister Sunetta die Lehre zur Wiedergeburt in der Brahmawelt (*2) vortrug, seine Weisung ganz und gar erfaßten, diese gelangten beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf eine glückliche Fährte, in eine Brahmawelt. Diejenigen aber, die seine Weisung noch nicht ganz und gar erfaßten, erschienen wieder, teils unter den "Über die Erzeugnisse anderer verfügenden Gottheiten", teils unter den "Schöpfungsfreudigen Gottheiten", teils unter den "Seligen Gottheiten", teils unter den Yāma-Göttern, teils unter den Göttern der Dreiunddreißig, teils unter den Vier Großen Götterkönigen, teils unter mächtigen Adligen, unter mächtigen Brahmanen oder mächtigen Bürgern.

Da aber kam dem Meister Sunetta der Gedanke: "Nicht recht ist es für mich, wenn ich denselben künftigen Ausgang haben sollte wie meine Jünger. Wie wenn ich nun einen höheren Pfad (*3) beschritte?" Und der Meister Sunetta, ihr Mönche, übte sieben Jahre lang gütige Gesinnung, und nachdem er sieben Jahre lang gütige Gesinnung geübt hatte, kehrte er für die Zeit von sieben Weltuntergängen und Weltentstehungen nicht mehr zu dieser Welt zurück. Als die Welt am Untergehen war, da erschien er unter den Strahlenden Göttern wieder. Und als die Welt wieder neu erstand, da trat er in einem leeren Brahma-Palaste wieder in Erscheinung. Dort nun, ihr Mönche, war er der Brahma, der Große Brahma, der Sieger, der Unbesiegte, der Allsehende, der Allmächtige. Sechsundreißigmal, ihr Mönche, ward er Sakka, Herr der Götter. Einige hundert Male ward er ein Weltherrscher, ein gerechter Gesetzeskönig, Beherrscher der vier Weltteile, seinem Reiche Sicherheit gebend, im Besitze der sieben idealen Dinge. Über tausend Söhne besaß er, ihr Mönche, Helden, Heldengestalten, die es vermocht hätten, die feindlichen Heere zu vernichten. So lebte er auf dieser Erde, die er bis zum Meere hin durch das Gesetz, ohne Stock und Schwert, erobert hatte.

Obwohl nun dieser Meister Sunetta, ihr Mönche, solch hohes Alter erreichte, so lange am Leben blieb, so wurde er dennoch nicht befreit von Geburt, Altern und Sterben, von Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, wurde er nicht befreit vom Leiden, sage ich. Und warum nicht? Weil er vier Dinge nicht verstanden und durchdrungen hat. Welche vier? Edle Sittlichkeit, edle Sammlung des Geistes, edle Weisheit und edle Befreiung. Nun aber ist jene edle Sittlichkeit verstanden und durchdrungen, ist jene edle Sammlung des Geistes verstanden und durchdrungen, ist jene edle Weisheit verstanden und durchdrungen, ist jene edle Befreiung verstanden und durchdrungen. Abgeschnitten ist das Daseinsbegehren, das Daseinsleitseil ist gelöst, kein weiteres Dasein steht mehr bevor."

Also sprach der Erhabene. Und nach diesen Worten sprach der Gesegnete, der Meister, noch dieses:

"Tugend, Weisheit und Vertiefung, 
unvergleichliche Befreiung-
eben diese Dinge schaute er, 
der hehre Gotama. 
 
Und der Buddha, dies durchschauend, 
wies die Wahrheit seinen Jüngern, 
er, der Meister, Leidvernichter, 
Seher, der vom Wahn erlöst." (Siehe A.IV.1

(*1) ditthapadehi, wtl: 'von denen, die die (Hohe) Stätte (= Nibbāna) erkannt haben'; d.h. die Stromergriffenen (sotāpanna).

(*2) D.h. die 'Brahma-Weilungen' (brahma-vihāra), insbesondere die Allgüte (mettā).

(*3) Fast alle für PTS benutzten Manuskripte und auch K lesen hier maggam, und dieser Lesart wurde hier gefolgt; ChS liest mettam, 'Allgüte'. K: Dies bedeutet: 'Ich will Güte entfalten höher als die der ersten Vertiefung, will sie bis zur dritten Vertiefung veredeln.'


A.VII. 63 Die uneinnehmbare Festung

Wenn, ihr Mönche, eine königliche Grenzfestung mit der siebenfachen Ausrüstung gut versehen ist und in ihr die vier Lebensmittel nach Wunsch, ohne Mühe und Anstrengung erhältlich sind, so gilt diese königliche Grenzfestung als uneinnehmbar durch äußere Feinde und Gegner.

Was aber ist die siebenfache Ausrüstung, mit der die königliche Grenzfestung versehen ist? 

  1. Da, ihr Mönche, hat die königliche Grenzfestung einen Turm mit tief in die Erde eingelassenem Fundament, unbeweglich, unerschütterlich. Das, ihr Mönche, is das erste Rüstzeug, mit dem die königliche Grenzfestung versehen ist, zum Schutze der Einwohner und zur Abwehr der Fremden. - 
  2. Ferner, ihr Mönche, besitzt die königliche Grenzfestung einen breiten, tiefen Festungsgraben. Das, ihr Mönche, ist das zweite Rüstzeug. - 
  3. Ferner, ihr Mönche, besitzt die königliche Grenzfestung einen hohen, breiten Rundweg zum Beobachten. Das, ihr Mönche, ist das dritte Rüstzeug. - 
  4. Ferner, ihr Mönche, sind in der königlichen Grenzfestung viele Waffen aufgestapelt, Geschosse wie Tragwaffen. Das, ihr Mönche, ist das vierte Rüstzeug. - 
  5. Ferner, ihr Mönche, befinden sich in der königlichen Grenzfestung viele Streitkräfte, als wie Elefantentruppen, Reitertruppen, Wagentruppen, Bogenschützen, Fahnenträger, Schlachtordner, Proviantversorger, und auch stolze Königssöhne, verwegene, hochgewaltige Helden, sowie Schildträger und Söldnerknechte. Das, ihr Mönche, ist das fünfte Rüstzeug. - 
  6. Ferner, ihr Mönche, befindet sich in der königlichen Grenzfestung als Torwächter ein verständiger, erfahrener, kluger Mann, der alle Unbekannten zurückweist und nur die Bekannten einläßt. Das, ihr Mönche, ist das sechste Rüstzeug. - 
  7. Ferner, ihr Mönche, ist die königliche Grenzfestung mit einem hohen und breiten Festungswalle umgeben, der wohl verputzt und getüncht ist. Das, ihr Mönche, ist das siebente Rüstzeug, mit dem die königliche Grenzfestung versehen ist, zum Schutze der Einwohner und zur Abwehr der Fremden.

Welches aber, ihr Mönche, sind die vier Lebensmittel, die in der königlichen Grenzfestung nach Wunsch, ohne Mühe und Anstrengung, erhältlich sind? 

  1. Da ist in der königlichen Grenzfestung ein großer Vorrat an Stroh, Feuerholz und Wasser aufgestapelt, zum Gebrauche für die Einwohner, zu ihrer Beruhigung, zu ihrem Wohlbefinden und zur Abwehr der Gegner. 
  2. Ferner ist in der königlichen Grenzfestung ein großer Vorrat an Reis und Gerste aufgestapelt - 
  3. ein großer Vorrat an Sesam, Linsen, Bohnen und anderer Nahrung - 
  4. ein großer Vorrat an Heilmitteln, wie Butteröl, Butter, Öl, Honig, Zucker und Salz, zum Gebrauche für die Einwohner, zu ihrer Beruhigung, zu ihrem Wohlbefinden und zur Abwehr der Gegner. 

Diese vier Lebensmittel, ihr Mönche, sind in der königlichen Grenzfestung nach Wunsch erhältlich, ohne Mühe und Anstrengung.

Wenn, ihr Mönche, eine königliche Grenzfestung mit dieser siebenfachen Ausrüstung gut versehen ist und in ihr diese vier Lebensmittel nach Wunsch erhältlich sind, ohne Mühe und Anstrengung, so gilt diese königliche Grenzfestung als uneinnehmbar durch äußere Feinde und Gegner.

Ebenso auch, ihr Mönche, wenn der edle Jünger mit sieben guten Eigenschaften ausgestattet ist, sowie nach Wunsch, ohne Mühe und Schwierigkeit, der vier Vertiefungen teilhaftig wird, der erhaben-geistigen, gegenwärtiges Wohl gewährenden, so gilt solch edler Jünger als unbesiegbar durch Māra, den Bösen.

Welches aber sind die sieben guten Eigenschaften, mit denen er ausgestattet ist?

  1. Gleichwie, ihr Mönche, die königliche Grenzfestung einen Turm besitzt, mit tief in die Erde eingelassenem Fundament, unbeweglich und unerschütterlich, zum Schutze der Einwohner und zur Abwehr der Fremden: so, ihr Mönche, besitzt der edle Jünger Vertrauen (*1): er glaubt an die Erleuchtung des Vollendeten, so nämlich: 'Dies, wahrlich, ist der Erhabene: er ist der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Bewährte, der Gesegnete, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene.' Der mit dem Turme des Vertrauens ausgestattete edle Jünger aber überwindet das Unheilsame und entfaltet das Heilsame, überwindet das Tadelhafte und entfaltet das Untadelige, und er bewahrt sein Herz in Reinheit. Mit dieser ersten guten Eigenschaft ist er ausgestattet.
  2. Gleichwie, ihr Mönche, die königliche Grenzfestung einen tiefen, breiten Festungsgraben besitzt, so besitzt der edle Jünger Schamgefühl; er schämt sich vor schlechtem Wandel in Werken, Worten und Gedanken, schämt sich vor der Ausübung übler, unheilsamer Taten. Der mit dem Festungsgraben des Schamgefühls ausgestattete edle Jünger aber überwindet das Unheilsame und entfaltet das Heilsame, überwindet das Tadelhafte und entfaltet das Untadelige, und er bewahrt sein Herz in Reinheit. Mit dieser zweiten guten Eigenschaft ist er ausgestattet.
  3. Gleichwie, ihr Mönche, die königliche Grenzfestung einen hohen, breiten Rundweg zum Beobachten besitzt, so besitzt der edle Jünger sittliche Scheu; er scheut sich vor dem schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken, scheut sich vor der Ausübung übler, unheilsamer Taten. Der mit dem Rundwege der sittlichen Scheu ausgestattete edle Jünger überwindet das Unheilsame und entfaltet das Heilsame, überwindet das Tadelhafte und entfaltet das Untadelige, und er bewahrt sein Herz in Reinheit. Mit dieser dritten guten Eigenschaft ist er ausgestattet.
  4. Gleichwie, ihr Mönche, in der königlichen Grenzfestung viele Waffen aufgestapelt sind, wie Geschosse und Tragwaffen, so ist der edle Jünger wissensreich, ein Träger des Wissens, hat sich ein großes Wissen angesammelt; und jene Lehren, die im Anfang vorzüglich sind, in der Mitte vorzüglich und am Ende vorzüglich, die in vollendetem Sinn und Ausdruck ein ganz vollkommenes, geläutertes Reinheitsleben verkünden, diese Lehren hat er sich häufig angehört, sich eingeprägt, im Wortlaut gelernt, im Geiste erwogen und sie weise verstanden. Der mit der Waffe des Wissens ausgestattete edle Jünger überwindet das Unheilsame und entfaltet das Heilsame, überwindet das Tadelhafte und entfalter das Untadelige, und er bewahrt sein Herz in Reinheit. Mit dieser vierten guten Eigenschaft ist er ausgestattet. 
  5. Gleichwie, ihr Mönche, in der königlichen Grenzfestung sich viele Streitkräfte befinden, so besitzt der edle Jünger den Willen, die unheilsamen Dinge aufzugeben und die heilsamen Dinge zu erwerben; er ist standhaft, von gestählter Kraft und nicht pflichtvergessen in dem, was heilsam ist. Der mit der Streitkraft des Willens ausgestattete edle Jünger überwindet das Unheilsame und entfaltet das Heilsame, überwindet das Tadelhafte und entfaltet das Untadelige, und er bewahrt sein Herz in Reinheit. Mit dieser fünften guten Eigenschaft ist er ausgestattet.
  6. Gleichwie, ihr Mönche, in der königlichen Grenzfestung sich ein verständiger, erfahrener, kluger Mann als Torwächter befindet, der alle Unbekannten zurückweist und nur die Bekannten einläßt, so ist der edle Jünger achtsam, mit größter Achtsamkeit und Besonnenheit ausgestattet. Selbst was vor langer Zeit getan und gesprochen wurde, dessen entsinnt er sich, dessen erinnert er sich. Der die Achtsamkeit als Wächter besitzende edle Jünger überwindet das Unheilsame und entfaltet das Heilsame, überwindet das Tadelhafte und entfaltet das Untadelige, und er bewahrt sein Herz in Reinheit. Mit dieser sechsten guten Eigenschaft ist er ausgestattet.
  7. Gleichwie, ihr Mönche, die königliche Grenzfestung von einem gut verputzten und getünchten, hohen und breiten Festungswalle umgeben ist, so ist der edle Jünger weise, besitzt Einsicht in das Entstehen und Vergehen, die edle, durchdringende, zur völligen Leidensvernichtung führende. Der mit Weisheit gleichsam verputzte und eingekleidete edle Jünger überwindet das Unheilsame und entfaltet das Heilsame, überwindet das Tadelhafte und entfaltet das Untadelige, und er bewahrt sein Herz in Reinheit. Mit dieser siebenten guten Eigenschaft ist er ausgestattet.

Dies sind die sieben guten Eigenschaften, mit denen er ausgestattet ist. Welches aber sind die vier Vertiefungen, die erhaben-geistigen, gegenwärtiges Glück gewährenden, deren er nach Wunsch, ohne Mühe und Schwierigkeit, teilhaftig wird?

  1. Gleichwie, ihr Mönche, in der königlichen Grenzfestung ein großer Vorrat an Stroh, Feuerholz und Wasser aufgestapelt ist, zum Gebrauche für die Einwohner, zu ihrer Beruhigung, zu ihrem Wohlbefinden und zur Abwehr der Fremden, so gewinnt der edle Jünger ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die mit Gedankenfassen und Überlegen verbundene, in der Abgeschiedenheit geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte erste Vertiefung, zur eigenen Freude, zu seiner Beruhigung, seinem Wohlbefinden und um zum Nibbāna zu gelangen.
  2. Gleichwie, ihr Mönche, in der königlichen Grenzfestung ein großer Vorrat an Reis und Gerste aufgestapelt ist, zum Gebrauche der Einwohner, zu ihrer Beruhigung, zu ihrem Wohlbefinden und zur Abwehr der Fremden, so gewinnt der edle Jünger nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen den inneren Frieden, die Einheit des Geistes, die von Gedankenfassen und Überlegen freie, in der Sammlung geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte zweite Vertiefung, zur eigenen Freude, zu seiner Beruhigung, seinem Wohlbefinden und um zum Nibbāna zu gelangen.
  3. Gleichwie, ihr Mönche, in der königlichen Grenzfestung ein großer Vorrat an Sesam, Linsen, Bohnen und anderer Nahrung aufgestapelt ist, zum Gebrauche für die Einwohner, zu ihrer Beruhigung, zu ihrem Wohlbefinden und zur Abwehr der Fremden, so weilt der edle Jünger gleichmütig, achtsam, klar bewußt, und ein Glücksgefühl empfindet er in seinem Inneren, von dem die Edlen künden: 'Der Gleichmütige, Achtsame weilt beglückt'; so gewinnt er die dritte Vertiefung, zur eigenen Feude, zu seiner Beruhigung, seinem Wohlbefinden und um zum Nibbāna zu gelangen.
  4. Gleichwie, ihr Mönche, in der königlichen Grenzfestung ein großer Vorrat an Heilmitteln aufgestapelt ist, wie Butteröl, Butter, Öl, Honig, Zucker und Salz, so gewinnt der edle Jünger nach dem Schwinden von Wohlgefühl und Schmerz und dem schon früheren Erlöschen von Frohsinn und Trübsinn, die leidlos-freudlose, in der völligen Reinheit von Gleichmut und Achtsamkeit bestehende vierte Vertiefung, zur eigenen Freude, zu seiner Beruhigung, seinem Wohlbefinden und um zum Nibbāna zu gelangen.

Dies sind die vier Vertiefungen, die erhaben-geistigen, gegenwärtiges Glück gewährenden, deren der edle Junger nach Wunsch teilhaftig wird, ohne Mühe und Schwierigkeit.

Wenn, ihr Mönche, der edle Jünger mit diesen sieben guten Eigenschaften ausgestattet ist, sowie nach Wunsch, ohne Mühe und Schwierigkeit der vier Vertiefungen teilhaftig wird, der erhaben-geistigen, gegenwärtiges Glück gewährenden, so gilt er als unbesiegbar durch Māra, den Bösen.


(*1) K: Er besitzt das gläubige Vertrauen (okappana-saddhā), und das Vertrauen aus Erfahrung (paccakkha-saddhā). Wenn einer daran glaubt, daß Freigebigkeit, Sittlichkeit usw. ein gutes karmisches Ergebnis zeitigen, so ist sein Vertrauen bei der Ausübung guter Werke, wie Almosen usw., ein 'gläubiges Vertrauen' Das Vertrauen aber, das sich beim Eintritt in die Hohe Pfade (des Stromeintritts usw.) einstellt, das ist das 'Vertrauen aus Erfahrung'.


A.VII. 64 Siebenfach kundig

Der mit sieben Eigenschaften ausgestattete Mönch, ihr Mönche, ist würdig der Opfer, würdig der Gastspenden, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden für gute Werke in der Welt. Welches sind diese sieben Eigenschaften?

Da, ihr Mönche, ist der Mönch der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst kundig, des rechten Maßes kundig, der rechten Zeit kundig, der Gruppen menschlicher Gesellschaft kundig und der persönlichen Unterschiede kundig.

Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der Lehre kundig? Da kennt der Mönch die Lehre, und zwar die Lehrtexte, vermischte Prosa, Exegese, Verse, Hymnen, Aussprüche, Geburtsgeschichten, die wunderbaren Dinge und die Erläuterungen. Wenn er nicht die Lehre derart kennt, so kann er nicht als der Lehre kundig gelten. Kennt er aber die Lehre in solcher Weise, so gilt er als der Lehre kundig. Insofern ist er der Lehre kundig.

Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch des Sinnes kundig? Da kennt der Mönch jedweder Rede Sinn: 'Das ist dieser Rede Sinn, das ist jener Rede Sinn.' Wenn er nicht der Rede Sinn derart kennt, so kann er nicht als sinnkundig gelten. Kennt er aber der Rede Sinn in solcher Weise, so gilt er als sinnkundig. Insofern ist er der Lehre kundig und des Sinnes kundig.

Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch seiner selbst kundig? Da kennt der Mönch sich selber: 'So steht es mit mir hinsichtlich des Vertrauens, des Wissens, der Freigebigkeit, der Weisheit und des Scharfsinns.' Wenn er sich selber derart nicht kennt, so kann er nicht als kundig seiner selbst gelten. Kennt er aber sich selber in solcher Weise, so gilt er als seiner selbst kundig. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig und seiner selbst kundig.

Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch des rechten Maßes kundig? Da kennt der Mönch das rechte Maß beim Empfangen von Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Wenn er darin nicht das rechte Maß kennt, so kann er nicht als des rechten Maßes kundig gelten. Kennt er aber darin das rechte Maß, so gilt er als des rechten Maßes kundig. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst und des rechten Maßes kundig.

Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der rechten Zeit kundig? Da kennt der Mönch die rechte Zeit und weiß: 'Dies ist die rechte Zeit zum Lehren, dies ist die rechte Zeit zur Besprechung, dies ist die rechte Zeit zur Anstrengung, dies ist die rechte Zeit zur abgeschiedenen Betrachtung.' Wenn er hierin nicht die rechte Zeit kennt, so kann er nicht als der rechten Zeit kundig gelten. Kennt er aber hierin die rechte Zeit, so gilt er als der rechten Zeit kundig. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst kundig, des rechten Maßes kundig und der rechten Zeit kundig.

Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der Gruppen der menschlichen Gesellschaft kundig? Da weiß der Mönch: 'Dies ist eine Gesellschaft von Adligen, dies eine Gesellschaft von Brahmanen, dies eine Gesellschaft von Hausleuten, dies eine Gesellschaft von Asketen. Dort hat man auf diese Weise heranzutreten, auf diese Weise zu stehen, auf diese Weise zu handeln, auf diese Weise zu sitzen, auf diese Weise zu sprechen, auf diese Weise zu schweigen.' Wenn er diese Gesellschaften nicht in solcher Weise kennt, kann er nicht als ihrer kundig gelten. Kennt er sie aber, so gilt er als kundig der Gruppen menschlicher Gesellschaft. Insofern ist er der Lehre kundig, des Sinnes kundig, seiner selbst kundig, des rechten Maßes kundig, der rechten Zeit kundig und der Gruppen der menschlichen Gesellschaft kundig.

Inwiefern aber, ihr Mönche, ist der Mönch der persönlichen Unterschiede (*1) kundig? Da, ihr Mönche, kennt der Mönch die Menschen in zweifacher Hinsicht:

Zweierlei Menschen gibt es: der eine besucht gern die Edlen, der andere nicht. Wer die Edlen nicht gern besucht, ist darum zu tadeln; wer aber die Edlen gern besucht, ist darum zu loben.

Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die die Edlen besuchen: der eine ist begierig, die Gute Lehre zu hören, der andere nicht. Wer nicht begierig ist, die Gute Lehre zu hören, ist darum zu tadeln; wer aber begierig ist, die Gute Lehre zu hören, ist darum zu loben.

Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die begierig sind, die Gute Lehre zu hören: der eine hört die Lehre mit offenen Ohren, der andere nicht. Wer die Lehre nicht mit offenen Ohren hört, ist darum zu tadeln; wer aber die Lehre mit offenen Ohren hört, ist darum zu loben.

Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die mit offenen Ohren die Lehre hören: der eine bewahrt die vernommene Lehre im Gedächtnis, der andere nicht. Wer die vernommene Lehre nicht im Gedächtnis bewahrt, ist darum zu tadeln; wer aber die vernommene Lehre im Gedächtnis bewahrt, ist darum zu loben.

Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die die vernommene Lehre im Gedächtnis bewahren: der eine erforscht den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren, der andere nicht. Wer den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren nicht erforscht, ist darum zu tadeln; wer aber den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren erforscht, ist darum zu loben.

Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die den Sinn der im Gedächtnis bewahrten Lehren erforschen der eine kennt die Lehre und ihren Sinn und lebt der Lehre gemäß; der andere kennt zwar die Lehre und ihren Sinn, lebt aber nicht der Lehre gemäß. Wer, die Lehre und ihren Sinn kennend, nicht der Lehre gemäß lebt, der ist darum zu tadeln; wer aber die Lehre und ihren Sinn kennt und der Lehre gemäß lebt, der ist darum zu loben.

Zweierlei Menschen gibt es unter denen, die, die Lehre und ihren Sinn kennend, der Lehre gemäß leben: der eine wirkt zum eigenen Heile und nicht zum Heile anderer; der andere aber wirkt sowohl zum eigenen Heile als auch zum Heile der anderen. Wer zum eigenen Heile, aber nicht zum Heile der anderen wirkt, der ist darum zu tadeln; wer aber sowohl zum eigenen Heile als auch zum Heile der anderen wirkt, der ist darum zu loben.

Auf diese Weise, ihr Mönche, kennt der Mönch die Menschen in zweifacher Hinsicht. Und so, ihr Mönche, ist der Mönch der persönlichen Unterschiede kundig.

Der mit diesen sieben Eigenschaften ausgestattete Mönch ist würdig der Opfer, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden in der Welt für gute Werke.


(*1) ChS: paroparaññū; K: parovaraññū, 'das Hohe (para) und Niedrige (ovara) kennend'; d.i. die starke oder schwache Entwicklung individueller Eigenschaften (K: tikkha-mudu-bhāva).


A.VII. 65 Der himmlische Korallenbaum

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn bei den Göttern der Dreiunddreißig der himmlische Korallenbaum mit welken Blättern bedeckt ist, zu einer solchen Zeit freuen sich die Götter der Dreiunddreißig und denken: "Mit welken Blättern bedeckt ist nun der himmlische Korallenbaum! Jetzt wird er bald seine Blätter abschütteln!"

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der himmlische Korallenbaum seine Blätter abgeschüttelt hat, zu einer solchen Zeit, ihr Mönche, freuen sich die Götter der Dreiunddreißig und denken: "Abgeschüttelt hat nun der himmlische Korallenbaum seine Blätter! Jetzt wird er bald Keime ansetzen!"

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der himmlische Korallenbaum Keime ansetzt, zu einer solchen Zeit, ihr Mönche, freuen sich die Götter der Dreiunddreißig und denken: "Nun setzt der himmlische Korallenbaum Keime an! Jetzt wird er bald Knospen tragen!"

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der himmlische Korallenbaum Knospen trägt, zu einer solchen Zeit, ihr Mönche, freuen sich die Götter der Dreiunddreißig und denken: "Knospen trägt nun der himmlische Korallenbaum! Jetzt wird er bald halbaufgebrochene Blüten tragen!"

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der himmlische Korallenbaum halbaufgebrochene Blüten trägt, zu einer solchen Zeit, ihr Mönche, freuen sich die Götter der Dreiunddreißig und denken: "Halbaufgebrochene Blüten trägt nun der himmlische Korallenbaum! Jetzt wird er bald aufgebrochene Blüten tragen!"

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der himmlische Korallenbaum aufgebrochene Blüten trägt, zu einer solchen Zeit, ihr Mönche, freuen sich die Götter der Dreiunddreißig und denken: "Aufgebrochene Blüten trägt nun der himmlische Korallenbaum! Jetzt wird er bald in voller Blüte stehen!"

Zu einer Zeit nun, ihr Mönche, wenn der himmlische Korallenbaum in voller Blüte steht, zu solcher Zeit verbringen die Götter der Dreiunddreißig voller Freude vier Himmelsmonate am Fuße des himmlischen Korallenbaumes, im Besitze und Genuß der fünf Sinnenfreuden Rings um den in voller Blüte stehenden himmlischen Korallenbaum aber, ihr Mönche, ist ein Umkreis von fünfzig Yojanas von hellem Glanze durchstrahlt; und der Duft dringt hundert Yojanas weit mit dem Winde. Solche Macht besitzt der himmlische Korallenbaum

Ebenso auch, ihr Mönche: zu einer Zeit, wenn der edle Jünger daran denkt, von Hause fort in die Hauslosigkeit zu ziehen, zu einer solchen Zeit ist der edle Jünger mit welken Blättern bedeckt, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der edle Jünger mit geschorenem Haar und Barte, mit dem fahlen Gewand bekleidet, von Hause fort in die Hauslosigkeit zieht, zu einer solchen Zeit hat der edle Jünger die Blätter abgeschüttelt, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig.

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der edle Jünger . . . die erste Vertiefung gewinnt, zu einer solchen Zeit hat der edle Jünger Keime angesetzt, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig.

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der edle Jünger . . . die zweite Vertiefung gewinnt, zu einer solchen Zeit trägt der edle Jünger Knospen, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig.

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der edle Jünger . . . die dritte Vertiefung gewinnt, zu einer solchen Zeit trägt er halbaufgebrochene Blüten, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig.

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der edle Jünger . . . die vierte Vertiefung gewinnt, zu einer solchen Zeit trägt er aufgebrochene Blüten, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig.

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der edle Jünger durch Versiegung der Triebe die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung noch bei Lebzeiten gewinnt, sie selber erkennend und verwirklichend, zu einer solchen Zeit steht der edle Jünger in voller Blüte, gleichwie der himmlische Korallenbaum bei den Göttern der Dreiunddreißig.

Bei dieser Gelegenheit aber, ihr Mönche, lassen die Erdgeister den Ruf erschallen: "Der Ehrwürdige solchen Namens, ein Schüler des Ehrwürdigen solchen Namens, der aus solchem Dorfe oder solcher Stadt von Hause fort in die Hauslosigkeit zog, hat durch Versiegung der Triebe die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung noch bei Lebzeiten gewonnen, sie selber erkennend und verwirklichend!"

Und auch die Himmelswesen bei den Vier Großen Götterkönigen . . . die Götter der Dreiunddreißig . . . die Yāma-Götter . . . die Seligen Götter . . . die über die Erzeugnisse anderer verfügenden Götter die Schaffensfreudigen Götter . . . die Götter der Brahmawelt, auch sie lassen, sobald sie diese Kunde vernehmen, den Ruf erschallen: "Der Ehrwürdige solchen Namens, ein Schüler des Ehrwürdigen solchen Namens, der aus solchem Dorfe oder solcher Stadt von Hause fort in die Hauslosigkeit zog, hat durch Versiegung der Triebe die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung noch bei Lebzeiten gewonnen, sie selber erkennend und verwirklichend!"

So dringt denn in jenem Augenblick, in jenem Moment der Beifallsruf hinan bis zur Brahmawelt. Solch große Macht eignet einem triebfreien Mönche.


A.VII. 66 Sieben Gegenstände der Ehrfurcht

Als einst der ehrwürdige Sāriputta einsam und abgeschieden verweilte, da stieg ihm in seinem Geiste dieser Gedanke auf: "Worauf mag wohl der Mönch seine Ehrfurcht und Achtung gründen, um das Unheilsame zu überwinden und das Heilsame zu entfalten?" Und der ehrwürdige Sāriputta sagte sich: "Auf den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde, auf die geistige Schulung, die Geistessammlung, die Strebsamkeit und die freundliche Hilfsbereitschaft - darauf mag ein Mönch seine Ehrfurcht und Achtung gründen, um das Unheilsame zu überwinden und das Heilsame zu entfalten." Der ehrwürdige Sāriputta aber dachte nun: "Diese Dinge sind bei mir zwar rein und lauter, doch wenn ich von diesen Dingen dem Erhabenen berichten würde, so möchten sie noch reiner und lauterer werden. Gleichwie ein Mann, der einen Schmuck aus reinem, lauterem Golde erlangt hat, denken möchte: "Dieser mein Goldschmuck ist zwar rein und lauter, doch wenn ich ihn zum Goldschmied bringe, so möchte er beim Goldschmied noch reiner und lauterer werden. Ebenso auch sind bei mir diese Eigenschaften zwar rein und lauter, doch wenn ich von ihnen dem Erhabenen berichten würde, so möchten sie noch reiner und lauterer werden."

Nachdem sich nun der ehrwürdige Sāriputta am Abend aus seiner Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab er sich zum Erhabenen und teilte ihm seine Gedanken mit.

(Der Erhabene:) "Recht so, recht so, Sāriputta! Auf den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde, auf die geistige Schulung, die Geistessammlung, die Strebsamkeit und die freundliche Hilfsbereitschaft - darauf mag ein Mönch seine Ehrfurcht und Achtung gründen, um das Unheilsame zu überwinden und das Heilsame zu entfalten."

Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Sāriputta zum Erhabenen also: "Von dem, o Herr, was da der Erhabene in Kürze gesagt hat, verstehe ich den ausführlichen Sinn folgendermaßen:

Daß ein Mönch, o Herr, der den Meister nicht achtet, die Lehre achten sollte, das ist nicht möglich. Wer eben unter den Mönchen den Meister nicht achtet, der achtet auch die Lehre nicht. - Daß ein Mönch, o Herr, der den Meister und die Lehre nicht achtet, die Mönchsgemeinde achten sollte, das ist nicht möglich. Wer eben unter den Mönchen den Meister und die Lehre nicht achtet, der achtet auch die Mönchsgemeinde nicht. - Wer den Meister, die Lehre und die Mönchsgemeinde nicht achtet, der achtet auch die geistige Schulung nicht; - wer den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde und die geistige Schulung nicht achtet, der achtet auch die geistige Sammlung nicht; - wer den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde, die geistige Schulung und die Geistessammlung nicht achtet, der achtet auch die Strebsamkeit nicht; - wer den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde, die geistige Schulung, die Geistessammlung und die Strebsamkeit nicht achtet, der achtet auch die freundliche Hilfsbereitschaft nicht. Daß aber, o Herr, ein Mönch, der den Meister achtet, die Lehre nicht achten sollte, das ist unmöglich. Wer eben unter den Mönchen den Meister achtet, der achtet auch die Lehre. - Daß ein Mönch, der den Meister und die Lehre achtet, die Mönchsgemeinde nicht achten sollte, das ist unmöglich. Wer eben unter den Mönchen den Meister und die Lehre achtet, der achtet auch die Mönchsgemeinde. - Wer den Meister, die Lehre und die Mönchsgemeinde achtet, der achtet auch die geistige Schulung; - wer den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde und die geistige Schulung achtet, der achtet auch die Geistessammlung; - wer den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde, die geistige Schulung und die Geistessammlung achtet, der achtet auch die Strebsamkeit; - wer den Meister, die Lehre, die Mönchsgemeinde, die geistige Schulung, die Geistessammlung und die Strebsamkeit achtet, der achtet auch die freundliche Hilfsbereitschaft.

Auf diese Weise, o Herr, verstehe ich den ausführlichen Sinn dessen, was der Erhabene in Kürze gesagt hat."

-"Recht so, recht so, Sāriputta. Richtig verstehst du den ausführlichen Sinn dessen, was ich in Kürze gesagt habe. Das nämlich, Sāriputta, hat man als den ausführlichen Sinn anzusehen."


    Oben  


 

āriputta, hat man als den ausführlichen Sinn anzusehen."


    Oben