Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

M. 119. (XII,9) Kāyagatāsati Sutta (Achtsamkeit in den Körper)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos.

Als nun manche der Mönche nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Halle des Vorhauses sich eingefunden, versammelt hatten, kam unter ihnen die Rede auf: 'Erstaunlich, ihr Brüder, außerordentlich ist es, ihr Brüder, wie sehr da von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten, Achtsamkeit in den Körper, übt man und pflegt man sie, als hochlohnend gepriesen wurde, hochförderlich.'

Bald aber nachdem dieses Gespräch der Mönche untereinander begonnen, kam der Erhabene heran, gegen Abend, nach Aufhebung der Gedenkensruhe, zur Halle hin des Vorhauses, und nahm, dort angelangt, auf dem angebotenen Sitze Platz. Da wandte sich denn der Erhabene an die Mönche:

"Zu welchem Gespräche, ihr Mönche, seid ihr jetzt hier zusammengekommen, und wobei habt ihr euch eben unterbrochen?"

"Als wir uns da, o Herr, nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, in der Halle des Vorhauses eingefunden, versammelt hatten, war unter uns die Rede aufgekommen: 'Erstaunlich, ihr Brüder, außerordentlich ist es, ihr Brüder, wie sehr da von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten, Achtsamkeit in den Körper, übt man und pflegt man sie, als hochlohnend gepriesen wurde, hochförderlich': das war, o Herr, das Gespräch unter uns, das wir unterbrachen als der Erhabene ankam."

"Wie aber übt man, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie pflegt man sie, auf daß sie hohen Lohn verleihe, hohe Förderung? 

Da begibt sich, ihr Mönche, der Mönch ins Innere des Waldes oder unter einen großen Baum oder an einen einsamen Ort Klause, setzt sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Achtsamkeit. Bedächtig atmet er ein, bedächtig atmet er aus. 

Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Eben das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch weiß wenn er geht 'Ich sehe', weiß wenn er steht 'Ich stehe', weiß wenn er sitzt 'Ich sitze', weiß wenn er liegt 'Ich liege', er weiß wenn er sich in dieser oder jener Stellung befindet, daß es diese oder jene Stellung ist. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch ist klar bewußt beim Kommen und Gehn, klar bewußt beim Hinblicken und Wegblicken, klar bewußt beim Neigen und Erheben, klar bewußt beim Tragen des Gewandes und der Almosenschale des Ordens, klar bewußt beim Essen und Trinken, Kauen und Schmecken, klar bewußt beim Entleeren von Kot und Harn, klar bewußt beim Gehn und Stehn und Sitzen, beim Einschlafen und Erwachen, beim Sprechen und Schweigen. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch betrachtet sich diesen Körper da von der Sohle bis zum Scheitel, den hautüberzogenen, den unterschiedliches Unreine ausfüllt: 

Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da ein Sack, an beiden Enden zugebunden, mit verschiedenem Korne gefüllt wäre, als wie etwa mit Reis, mit Bohnen, mit Sesam, und ein scharfsehender Mann bände ihn auf und untersuchte den Inhalt: 'Das ist Reis, das sind Bohnen, das ist Sesam': ebenso nun auch, ihr Mönche, betrachtet sich der Mönch diesen Körper da von der Sohle bis zum Scheitel, den hautüberzogenen, den unterschiedliches Unreine ausfüllt. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch schaut sich diesen Körper da wie er geht und steht als Artung an: 'Dieser Körper ist 

Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein geschickter Metzger oder Metzgergeselle eine Kuh schlachtet, auf den Markt bringt, Stück vor Stück zerlegt und sich dann hinsetzen mag: ebenso nun auch, ihr Mönche, schaut sich der Mönch diesen Körper da wie er geht und steht als Artung an. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehn, einen Tag nach dem Tode oder zwei oder drei Tage nach dem Tode, aufgedunsen, blauschwarz gefärbt, in Fäulnis übergegangen, zieht er den Schluß auf sich selbst: 'Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.' Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehn, von Krähen oder Raben oder Geiern zerfressen, von Hunden oder Schakalen zerfleischt, oder von vielerlei Würmern zernagt, zieht er den Schluß auf sich selbst: 'Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.' Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch 

als hätte er das gesehn, zieht er den Schluß auf sich selbst: 'Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden, kann dem nicht entgehn.' 

Weiter sodann, ihr Mönche: als hätte der Mönch einen Leib auf der Leichenstätte liegen sehn, Gebeine, blank, muschelfarbig; Gebeine, zuhauf geschichtet, nach Verlauf eines Jahres; Gebeine, verwest, in Staub zerfallen; als hätte er das gesehn, zieht er den Schluß auf sich selbst: 'Und auch dieser Körper ist so beschaffen, wird das werden,kann dem nicht entgehn. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, verweilt in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Verzückung, in der Weihe der ersten Vertiefung. Diesen Körper durchdringt und durchtränkt er nun, erfüllt ihn und sättigt ihn mit ruhegeborener seliger Verzückung, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von ruhegeborener seliger Verzückung ungesättigt bleibt. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein gewandter Bader oder Badergeselle auf ein erzernes Becken Seifenpulver streut und mit Wasser versetzt, verreibt und vermischt, so daß sein Schaumball völlig durchfeuchtigt, innen und außen mit Feuchtigkeit gesättigt ist und nichts herabträufelt: ebenso nun auch, ihr Mönche, durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt der Mönch diesen Körper da mit ruhegeborener seliger Verzückung, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von ruhegeborener seliger Verzückung ungesättigt bleibt. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch erreicht nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens die innere Stille, die Einheit des Geistes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene selige Verzückung, die Weihe der zweiten Vertiefung. Diesen Körper durchdringt und durchtränkt er nun, erfüllt ihn und sättigt ihn mit der in der Einigung geborenen seligen Verzückung, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von der in der Einigung geborenen seligen Verzückung ungesättigt bleibt. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein See mit unterirdischer Quelle, in den sich kein Bach von Osten oder Westen, von Norden oder Süden ergösse, keine Wolke von Zeit zu Zeit mit tüchtigem Gusse darüber hinwegzöge, in welchem nur die kühle Quelle des Grundes emporwellte und diesen See völlig durchdränge, durchtränkte, erfüllte und sättigte, so daß nicht der kleinste Teil des Sees von kühlem Wasser ungesättigt bliebe: ebenso nun auch, ihr Mönche, durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt der Mönch diesen Körper da mit der in der Einigung geborenen seligen Verzückung, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von der in der Einigung geborenen seligen Verzückung ungesättigt bleibt. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch weilt in heiterer Ruhe gleichmütig, achtsam, klar bewußt, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: 'Der gleichmütig Achtsame lebt beglückt'; so erwirkt er die Weihe der dritten Vertiefung. Diesen Körper da durchdringt und durchtränkt er nun, erfüllt ihn und sättigt ihn mit entseligter Verzückung, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von entseligter Verzückung ungesättigt bleibt. Gleichwie etwa, ihr Mönche, in einem Lotusweiher einzelne blaue oder rote oder weiße Lotusrosen im Wasser entstehen, im Wasser sich entwickeln, unter dem Wasserspiegel bleiben, aus der Wassertiefe Nahrung aufsaugen und ihre Blüten und ihre Wurzeln von kühlem Wasser durchdrungen, durchtränkt, erfüllt und gesättigt sind, so daß nicht der kleinste Teil jeder blauen oder roten oder weißen Lotusrose von kühlem Naß ungesättigt bleibt: ebenso nun auch, ihr Mönche, durchdringt und durchtränkt, erfüllt und sättigt der Mönch diesen Körper da mit entseligter Verzückung, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von entseligter Verzückung ungesättigt bleibt. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Weiter sodann, ihr Mönche: der Mönch erwirkt nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Vertiefung. Er setzt sich hin und bedeckt diesen Körper da mit geläutertem Gemüte, mit geklärtem, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von dem geläuterten Gemüte, dem geklärten, unbedeckt bleibt. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn sich ein Mann vom Scheitel bis zur Sohle in einen weißen Mantel eingehüllt niedersetzte, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von dem weißen Mantel unbedeckt bliebe: ebenso nun auch, ihr Mönche, setzt sich der Mönch nieder und hat diesen Körper mit geläutertem Gemüte, mit geklärtem, überzogen, so daß nicht der kleinste Teil seines Körpers von dem geläuterten Gemüte, dem geklärten, unbedeckt bleibt. Während er also ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilt, schwinden ihm die hausgewohnten Erinnerungen dahin; und weil sie dahingeschwunden, festigt sich eben das innige Herz, beruhigt sich, wird einig und stark. Auch das ist, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper, wie sie der Mönch übt.

"Wer auch immer, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt hat, einbegriffen hat er die heilsamen Dinge, die nur irgend Wissen einbringen. Gleichwie da, ihr Mönche, ein jeder, der das große Meer im Geiste gefaßt hat, einbegriffen die Flüsse hat, die nur irgend ins Meer sich ergießen: ebenso nun auch, ihr Mönche, hat ein jeder, der da Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt hat, einbegriffen die heilsamen Dinge, die nur irgend Wissen einbringen.

"Wer auch immer, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper nicht geübt, nicht gepflegt hat, in den kann der Tod hineingleiten, in den kann der Tod hinabschleichen. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann eine schwere Steinkugel auf einen feuchten Lehmhaufen hinwürfe; was meint ihr wohl, Mönche: würde da nicht diese schwere Steinkugel in den feuchten Lehmhaufen hineingleiten?"

"Gewiß, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper nicht geübt, nicht gepflegt, kann der Tod in den hineingleiten, kann der Tod in den hinabschleichen. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein trockenes, ausgedörrtes Holzscheit da wäre, und es käme ein Mann herbei, mit einem Reibholz versehn: 'Ich will Feuer erwecken, Licht hervorbringen'; was meint ihr wohl, Mönche: könnte da nicht dieser Mann, mit dem Reibholz das trockene, ausgedörrte Holzscheit reibend, Feuer erwecken, Licht hervorbringen?"

"Gewiß, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper nicht geübt, nicht gepflegt, kann der Tod in den hineingleiten, kann der Tod in den hinabschleichen. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Wassereimer, ungefüllt, ohne Inhalt, auf der Staffel stände, und es käme ein Mann herbei, mit einer Kufe Wasser; was meint ihr wohl, Mönche: könnte da nicht dieser Mann das Wasser hineinschütten?"

"Gewiß, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper nicht geübt, nicht gepflegt, kann der Tod in den hineingleiten, kann der Tod in den hinabschleichen. - Wer auch immer, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt hat, nicht in den kann der Tod hineingleiten, nicht in den kann der Tod hinabschleichen. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Mann einen leichten Fadenknäul gegen ein ganz aus Kernholz gehobeltes Türbrett schleuderte; was meint ihr wohl, Mönche: könnte da etwa dieser leichte Fadenknäul in das ganz aus Kernholz gehobelte Türbrett hineingleiten?"

"Gewiß nicht, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt, kann der Tod nicht in den hineingleiten, kann der Tod nicht in den hinabschleichen. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein feuchtes, leimiges Holzscheit da wäre, und es käme ein Mann herbei, mit einem Reibholz versehn: 'Ich will Feuer erwecken, Licht hervorbringen'; was meint ihr wohl, Mönche: könnte da etwa dieser Mann, mit dem Reibholz das feuchte, leimige Holzscheit reibend, Feuer erwecken, Licht hervorbringen?"

"Gewiß nicht, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt, kann der Tod nicht in den hineingleiten, kann der Tod nicht in den hinabschleichen. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Wassereimer, voll von Wasser, bis zum Rande gefüllt, Krähen schlürfbar, auf der Staffel stände, und es käme ein Mann herbei, mit einer Kufe Wasser; was meint ihr wohl, Mönche: könnte da etwa dieser Mann das Wasser hineinschütten?"

"Gewiß nicht, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt, kann der Tod nicht in den hineingleiten, kann der Tod nicht in den hinabschleichen. - Wer auch immer, ihr Mönche, Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt hat: auf was für ein durch Erkenntnis erwirkbares Ding der sein Herz nur irgend hinlenkt, um es durch Erkenntnis zu erwirken, eben da und da wird ihm Erwirkung zuteil, je und je nach der Wirkensart. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein Wassereimer, voll von Wasser, bis zum Rande gefüllt, Krähen schlürfbar, auf der Staffel stände, und diesen ein kräftiger Mann mehr und mehr tiefte: triefte da Wasser?"

"Gewiß, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt: auf was für ein durch Erkenntnis erwirkbares Ding der sein Herz nur irgend hinlenkt, um es durch Erkenntnis zu erwirken, eben da und da wird ihm Erwirkung zuteil, je und je nach der Wirkensart. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn in flacher Landschaft ein Teich läge, an den vier Seiten von einem Damme umfriedet, voll von Wasser, bis zum Rande gefüllt, Krähen schlürfbar, und diesen Damm ein kräftiger Mann mehr und mehr tiefte: triefte da Wasser?"

"Gewiß, o Herr!"

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt: auf was für ein durch Erkenntnis erwirkbares Ding der sein Herz nur irgend hinlenkt, um es durch Erkenntnis zu erwirken, eben da und da wird ihm Erwirkung zuteil, je und je nach der Wirkensart. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da auf gutem Boden, am Ausgangsplatze vierer Straßen, ein treffliches Wagengespann in Bereitschaft stände, mit dem zugehörigen Treibstock versehn, und diesen Wagen bestiege ein Meister der Fahrkunst, ein gewandter Rosselenker, nähme die Zügel in die linke Hand, den Treibstock in die rechte, und führe nach Wunsch und Willen hin und her: ebenso nun auch, ihr Mönche, hat irgendeiner da Achtsamkeit in den Körper geübt und gepflegt, auf was für ein durch Erkenntnis erwirkbares Ding der sein Herz nur irgend hinlenkt, um es durch Erkenntnis zu erwirken, eben da und da wird ihm Erwirkung zuteil, je und je nach der Wirkensart.

"Ist Achtsamkeit, ihr Mönche, in den Körper genommen, geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden, mag man da zehn förderliche Eigenschaften an sich erfahren. 

  1. Über Unmut hat man Gewalt nicht läßt man sich von Unmut bewältigen, aufgestiegenen Unmut überwindet, übersteht man. 

  2. Furcht und Angst bewältigt man, nicht läßt man sich von Furcht und Angst bewältigen, aufgestiegene Furcht und Angst überwindet, übersteht man. 

  3. Man erträgt Kälte und Hitze, Hunger und Durst, Wind und Wetter, Mücken und Wespen und plagende Kriechtiere, boshafte, böswillige Redeweisen, körperliche Schmerzgefühle, die einen treffen, heftige, schneidende, stechende, unangenehme, leidige, lebensgefährliche dauert man duldend aus. 

  4. Die vier Vertiefungen, die das Herz erquicken, schon im Leben beseligen, die kann man nach Wunsch gewinnen, in ihrer Fülle und Weite. 

  5. Auf mannigfaltige Weise mag man Machtentfaltung an sich erfahren, bis zu den Brahmawelten hat man den Körper in seiner Gewalt. 

  6. Mit dem himmlischen Gehör, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, kann man beide Arten der Töne hören, die himmlischen und die irdischen, die fernen und die nahen. 

  7. Der anderen Wesen, der anderen Personen Herz im Herzen schaut und erkennt man je gemäß. 

  8. An manche verschiedene frühere Daseinsform erinnert man sich, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, und so weiter, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. 

  9. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, kann man die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, man kann erkennen wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren. 

  10. Den Wahn kann man versiegen und die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen. 

Ist Achtsamkeit, ihr Mönche, in den Körper genommen, geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden, mag man diese zehn förderlichen Eigenschaften an sich erfahren."

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.


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