Visuddhi Magga XX 

Vis. XX.1. Die 3 Durchschauungen

 

Dies ist die hierauf bezügliche Feststellung: -

 

Es gibt 3 weltliche Durchschauungen (lokiya-pariññā): 

 

von denen gesagt wurde (Pts. I. p. 87, PTS):
 

Die erkennende Durchschauung (abhiññā-pariññā) gilt als

 

Hierunter nun gilt als die 'Durchschauung des Erkannten' (ñāta-pariññā) jenes Wissen, das da besteht auf Grund des Beobachtens der diesen und jenen Dingen selbst eigenen Merkmale, wie: 'Das Körperliche hat das Merkmal des Bedrücktwerdens, das Gefühl das Merkmal des Fühlens usw.'

Als 'Untersuchende Durchschauung' (tīrana-pariññā) aber gilt das die Merkmale (Vergänglichkeit, Elend, Unpersönlichkeit) als Objekt habende Hellblick-Wissen, das da nach Feststellung der allgemeinen Merkmale eben jener Dinge entsteht, in der Weise wie: 'Das Körperliche ist vergänglich, das Gefühl ist vergänglich usw.'

Als 'Überwindende Durchschauung' (pahāna-pariññā) gilt das jene Merkmale als Objekt habende Hellblick-Wissen, das da entsteht durch Überwindung der Unvergänglichkeits-Vorstellung usw. bei eben jenen Dingen.

Dabei erstreckt sich das Gebiet der 'Durchschauung des Erkannten' von der Zerlegung der Daseinsgebilde bis zur Erfassung ihrer Bedingungen; denn innerhalb dieses Gebietes herrscht eben bloß der Einfluß der Durchdringung (pativedha) der den Dingen selbsteigenen Merkmale.

Von der gruppenweisen Betrachtung (kalāpa-sammasana) aber ab bis zur Betrachtung des Entstehens und Hinschwindens (udayabbayānupassanā) reicht das Gebiet der 'Untersuchenden Durchschauung'; denn innerhalb dieses Gebietes herrscht bloß der Einfluß des Durchdringens der allgemeinen Merkmale.

Mit der Betrachtung der Auflösung (bhangānupassanā) der Dinge aber beginnend, erstreckt sich darüber hinaus das Gebiet der 'Überwindenden Durchschauung'; denn von da ab sind die die Überwindung der Unvergänglichkeits-Vorstellung usw. bewirkenden sieben Betrachtungen vorherrschend; und zwar überwindet man beim Betrachten der Vergänglichkeit die Unvergänglichkeitsvorstellung, beim Betrachten des Elends die Glücksvorstellung, beim Betrachten der Unpersönlichkeit die Persönlichkeitsvorstellung; und diese Dinge verabscheuend, überwindet man die Lust, sich davon abwendend die Gier, diese zur Aufhebung bringend die Daseinsentstehung, sich davon loslösend das Festhalten.

Insofern nun der Übungsbeflissene bei diesen drei Durchschauungen die Zerlegung der Daseinsgebilde und die Erfassung der Bedingungen erwirkt hat, insofern hat er die 'Durchschauung des Erkannten' (ñāta-pariññā) erreicht, und die beiden übrigen Durchschauungen hat er noch zu erreichen.

Darum wurde gesagt: "Weil, während die 'untersuchende Durchschauung' im Gange ist, die Erkenntnis des Pfades und Nichtpfades aufsteigt und die untersuchende Durchschauung unmittelbar auf die 'Durchschauung des Erkannten' folgt, auch darum soll, wer diese Reinheit des Erkenntnisblickes mit Hinsicht auf Pfad und Nichtpfad zustande zu bringen wünscht, sich zunächst in der Betrachtung der Gruppen üben."

Der kanonische Text hierzu lautet (Pts. I. p. 53. PTS): -

"Inwiefern gilt das die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Dinge zusammenfassende und feststellende Wissen als die betrachtende Erkenntnis (sammasane ñāna)?

"Was immer es an körperlichen Dingen gibt, ob

  • vergangen,
  • gegenwärtig oder
  • zukünftig,
  • eigen oder
  • fremd,
  • grob oder
  • fein,
  • niedrig oder
  • erhaben,
  • fern oder
  • nahe:

Daß man, was immer es gibt

 

Das zusammenfassende und feststellende Wissen,

daß alles Körperliche, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig,

  • auf Grund seines Hinschwindens sich als vergänglich erweist,
  • auf Grund seines Schreckens als elend,
  • auf Grund seiner Wesenlosigkeit als unpersönlich,

dies Wissen gilt als die betrachtende Erkenntnis.

Dasselbe gilt auch mit Hinsicht auf Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein, auf Sehorgan, Hörorgan usw., auf Alter und Tod usw. Das zusammenfassende und feststellende Wissen, daß alles Körperliche, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, vergänglich ist, erzeugt, bedingt entstanden, dem Versiegen und Vergehen, der Aufhebung und Erlöschung unterworfen, dieses Wissen gilt als die betrachtende Erkenntnis. Dasselbe gilt auch mit Hinsicht auf die anderen Dinge.

 

"Das zusammenfassende und feststellende Wissen, daß das Altern und Sterben durch die Geburt bedingt ist und daß, wenn es keine Geburt gibt, es auch kein Altern und Sterben geben kann, dieses Wissen gilt als die betrachtende Erkenntnis; dasselbe gilt auch für den vergangenen und zukünftigen Lebenslauf.

Das zusammenfassende und feststellende Wissen, daß durch den (karmischen) Werdeprozeß die Geburt bedingt ist . . . durch das Anhaften der Werdeprozeß . . . durch die Unwissenheit die Karmaformationen und daß, wenn es keine Unwissenheit gibt, es auch keine Karmaformationen geben kann: dieses zusammenfassende und feststellende Wissen gilt als die betrachtende Erkenntnis. Auch daß in der Vergangenheit und Zukunft durch die Unwissenheit die Karmaformationen bedingt sind und es auch da ohne Unwissenheit keine Karmaformationen geben kann: dieses zusammenfassende und feststellende Wissen gilt als die betrachtende Erkenntnis.

 

"Dieses aber gilt im Sinne des Erkannthabens als Erkenntnis, im Sinne des Verstehens als Wissen. Darum bezeichnet man das zusammenfassende und feststellende Wissen von den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Dingen als die betrachtende Erkenntnis." -

Was da die Worte 'Sehorgan . . . usw. . . . Alter und Tod' betrifft, so sind da unter 'usw.' folgende Gruppen von Dingen als zusammengefaßt zu betrachten, nämlich:

  • die Sinnenpforten und Objekte zusammen mit den an den Sinnenpforten auftretenden Dingen,
  • die 5 Daseinsgruppen,
  • 6 Sinnenpforten,
  • 6 Sinnenobjekte,
  • 6 Bewußtseinsarten,
  • 6 Bewußtseinseindrücke,
  • 6 Gefühle,
  • 6 Wahrnehmungen,
  • 6 Willensarten,
  • 6 Begehrensarten,
  • 6erlei Gedankenfassung,
  • 6erlei Diskursives Denken,
  • 6 Elemente,
  • 10 Kasinas,
  • 32 Körperteile,
  • 12 Grundlagen,
  • 18 Elemente,
  • 22 Fähigkeiten,
  • 3 Elemente,
  • 9 Daseinsaspekte,
  • 4 Vertiefungen,
  • 4 Unermeßlichkeiten,
  • 4 Errungenschaften und
  • die 12 Glieder der Bedingten Entstehung.

In der Erklärung der 'zu durchschauenden Dinge' (Pts. I, No 5 f) nämlich heißt es: "Alles, ihr Mönche, hat man zu durchschauen. Und was ist dieses alles, das man zu durchschauen hat? Sinnenpforten, Objekte usw.:

 

Da dies alles bereits ausführlich dargelegt wurde, wird es hier in dem Wörtchen 'usw.' zusammengefaßt. Da aber bei solcher Zusammenfassung die hier eingeschlossenen überweltlichen (mit Pfad und Pfad-Ergebnis verbundenen geistigen) Dinge sich nicht für die Betrachtungen eignen, so braucht man sie in diesem Zusammenhange nicht zu erwähnen. Wem nun unter jenen zur Betrachtung sich eignenden Dingen einige deutlich sind und von ihm leicht erfaßt werden, der soll eben mit der Betrachtung dieser Dinge beginnen. 


Vis. XX.1.1 Betrachtung der 5 Gruppen als vergänglich usw.

Hierbei nun ist folgendes die Anweisung zur Ausübung, beginnend mit Hinsicht auf die 5 Gruppen: -

Was immer es an Körperlichem gibt, das alles stellt er als vergänglich (anicca) fest: dies gilt als eine gesonderte Betrachtung.

Daß er sie als elend (dukkha) . . . als unpersönlich (anattā) feststellt: dies gilt als eine gesonderte Betrachtung.

Auf solche Weise teilt der Mönch die in den Worten 'Was immer es an Körperlichem gibt' unbestimmt ausgedrückte gesamte Körperlichkeit nach 11 Gesichtspunkten ein, nämlich nach den 3 Zeiten sowie nach den 4 Paaren, wie eigen und fremd, grob und subtil, gemein und edel, fern und nahe. Und alle Körperlichkeit stellt er als vergänglich fest, betrachtet sie als vergänglich, u. zw. in der folgenden Weise. Es wurde nämlich gesagt: "Körperlichkeit, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, gilt im Sinne des Hinschwindens als vergänglich." Darum erwäge er die vergangene Körperlichkeit, sofern sie eben in der Vergangenheit dahingeschwunden ist und dieses Dasein nicht mehr erreicht hat, als vergänglich im Sinne des Hinschwindens. Und weil auch die zukünftige Körperlichkeit in dem unmittelbar folgenden Dasein entstehen und eben dort hinschwinden und nicht mehr von dort zum nächstfolgenden Dasein gelangen wird, darum erwägt er auch die zukünftige Körperlichkeit als vergänglich im Sinne des Hinschwindens. Weil auch die gegenwärtige Körperlichkeit schon hier hinschwindet und von hier aus nicht mehr weitergeht, so betrachtet er auch die gegenwärtige Körperlichkeit als vergänglich im Sinne des Hinschwindens. Weil auch die eigene Körperlichkeit als eigene Körperlichkeit hinschwindet und nicht zu etwas Fremden wird, darum betrachtet er auch die eigene Körperlichkeit als vergänglich im Sinne des Hinschwindens. Weil auch die fremde . . . grobe . . . subtile . . . gemeine . . . edle . . . nahe Körperlichkeit eben gerade dort hinschwindet und nicht zu etwas Fernem wird, darum betrachtet er auch die nahe Körperlichkeit als vergänglich im Sinne des Hinschwindens.

Daß dies alles im Sinne des Hinschwindens vergänglich (anicca) ist: das ist im Sinne dieser Betrachtung eine gesonderte Betrachtung. Zerlegt aber ist sie von elffacher Art (s. oben Zeile 1-5).

Alles dieses aber gilt im Sinne von Schrecken als elend (dukkha), weil es eben mit Schrecken verknüpft ist. Was nämlich vergänglich ist, das erregt Schrecken, wie es sich z. B. bei den Himmelswesen zeigte, als sie die Sutte vom Löwengleichnis vernommen hatten. Die Betrachtung also, daß etwas elend ist im Sinne von Schrecken, gilt als eine gesonderte Betrachtung. Zerlegt aber ist sie von elffacher Art.

Wie aber alles elend ist, so ist es auch unpersönlich (anattā) im Sinne von etwas Wesenlosem, da es eben eine solche eingebildete persönliche Wesenheit gar nicht gibt, d. i. ein Selbst, einen Lebenden, einen Handelnden, Fühlenden, Selbstmächtigen. Was nämlich vergänglich ist, das ist elend und außerstande, die durch Entstehen und Hinschwinden bedingte eigene Vergänglichkeit oder Bedrückung zurückzuhalten. Wie sollte ihm da wohl die Rolle eines Handelnden eignen? Darum heißt es (S. 22.59):

"Wäre nämlich, ihr Mönche, die Körperlichkeit eine Persönlichkeit, so würde diese Körperlichkeit nicht zum Siechtum führen usw."

Daß somit auch diese etwas Unpersönliches ist im Sinne von etwas Wesenlosem, das gilt als eine gesonderte Betrachtung. Zerlegt aber ist sie von elffacher Art. Dieselbe Erklärung gilt auch für Gefühl usw.

Um daher nun den Vorgang dessen zu zeigen was vergänglich (anicca) ist, oder auf mannigfache Weise den Vorgang der Erwägung klar zu machen, darum wurde, weil jenes eben seiner Natur nach in Bedingt Entstandenes usw. eingeteilt wird, fernerhin im Kanon (S. 22.21) gesagt:

"Körperlichkeit, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, ist vergänglich, erzeugt, bedingt entstanden, dem Versiegen und Hinschwinden, der Aufhebung und Erlöschung unterworfen."

Dieselbe Erklärung gilt auch für Gefühl und alle anderen Dinge.

Um eben jene Betrachtung der Vergänglichkeit, des Elends und der Unpersönlichkeit zu festigen, betrachtet der Mönch diese Daseinsgruppen auch im Einklang mit der Betrachtung der Vergänglichkeit usw., die der Erhabene bei Darlegung der 'Anpassungserkenntnis' (anuloma-ñāna) ausführlich erklärt hat (Pts. II. p. 238 PTS) auf die Frage, auf welche vierzigfache Weise man das Sichanpassende Verständnis erlange, und auf welche vierzigfache Weise man eintrete in den Pfad zur Vollendung, nämlich:

"Er betrachtet die 5 Daseinsgruppen als vergänglich, als leidvoll, Siechtum, Beule, Dorn, Übel, Bedrängnis, als etwas Fremdes, Hinfälliges, als Unheil, Unglück, Schrecken, Plage, als wandelbar, zerbrechlich, unbeständig, als keinen Schutz, kein Versteck und keine Zuflucht bietend, als hohl, nichtig, leer, unpersönlich, elend, dürftig, dem Wechsel unterworfen, als ohne Kern, des Übels Wurzel, als Mörder, nicht seiend, mit üblen Trieben verknüpft, als erzeugt, als Lockspeise des Mahr, als Geburt, Alter, Krankheit, Sterben, Kummer, Jammer, Verzweiflung und den befleckenden Leidenschaften unterworfen. Und während er auf diese vierzigfache Weise die Daseinsgruppen als vergänglich erkennt, erlangt er das Sichanpassende Verständnis (anulomika-khanti). Während er aber erkennt, daß in Erlöschung der 5 Gruppen das Unvergängliche, das Nirwahn, besteht, tritt er ein in den Pfad zur Vollendung (samatta-niyāma) usw." 


Vis. XX.1.2 Alle Gruppen nämlich betrachtet er eine nach der anderen:

als 'vergänglich', weil sie eben ohne Dauer sind, Anfang und Ende haben;

als 'leidvoll', weil sie durch Entstehen und Hinschwinden hinfällig werden und eine Grundlage zum Leiden bilden;

als 'Siechtum', weil sie durch Bedingungen im Gange gehalten werden müssen und eine Quelle der Krankheiten bilden;

als 'Beule', weil sie verbunden sind mit dem als Leiden geltenden Stachel und der Schmutz der befleckenden Leidenschaften aus ihnen heraussickert und sie durch Geburt, Alter und Zerfall anschwellen, reifen und aufplatzen;

als 'Dorn', weil sie Qualen erzeugen, innerlich stechen und schwer zu entfernen sind;

als 'Übel', weil sie verwerflich sind, zum Unsegen führen und die Grundlage zum Übel bilden;

als 'Bedrängnis', weil sie Unfreiheit erzeugen und die Grundlage zu Gebrechen bilden;

als etwas 'Fremdes', weil man keine Macht darüber hat und nicht darüber bestimmen kann;

als 'hinfällig', weil sie durch Krankheit, Alter und Sterben zerstört werden;

als 'Unheil', weil sie mancherlei Mißgeschick herbeiführen;

als 'Unglück', weil sie zu ganz unvorhergesehenem großen Unsegen führen und die Grundlage zu allem Unglück bilden;

als 'Schrecken', weil sie die Quelle aller Gefahren sind und dem als Leidensstillung geltenden höchsten Troste entgegenwirken;

als 'Plage', weil sie von vielerlei Nachteil gefolgt und mit Fehlern behaftet sind und, genau wie jedes Unheil, nicht verdienen, daß man sie dulde;

als 'wandelbar', weil sie infolge von Krankheit, Alter und Tod als auch infolge der (acht) Weltgesetze, wie Gewinn und Verlust, Achtung und Verachtung, Glück und Unglück, Lob und Tadel, sich beständig verändern;

als 'zerbrechlich', weil sie die Eigenschaft haben, durch Verfall oder auf Grund ihrer Natur, zur Auflösung zu kommen;

als 'unbeständig', weil sie auf jeder Lebensstufe dem Zerfalle entgegeneilen und keine Beständigkeit besitzen;

als 'keinen Schutz bietend', weil sie keinen Schutz gewähren und man durch sie keine Sicherheit erlangen kann;

als 'kein Versteck bietend' 'weil sie ungeeignet sind, sich darin zu verstecken, und sie den nach einem Verstecke Suchenden kein Versteck gewähren;

als 'keine Zuflucht bietend', weil sie den nach einer Zuflucht Suchenden vor den Gefahren keine Zuflucht gewähren;

als 'hohl', weil ihnen die als wahr eingebildeten Merkmale wie Unvergänglichkeit, Schönheit, Glück und Persönlichkeit fehlen;

als 'nichtig' wegen eben dieses Hohlseins oder auch wegen ihrer Minderwertigkeit, denn auch das Minderwertige gilt in der Welt als nichtig;

als 'leer', weil da ein Eigentümer fehlt, ein darin Hausender, Handelnder, Fühlender, Beaufsichtigender;

als 'unpersönlich', weil sie selber kein Eigentümer usw. sind;

als 'elend', weil der Lebensvorgang ein Leiden und das Leiden ein Elend (ādīnava) ist; oder aber besagt, daß die Dürftigkeit (ādīna) sich verbreitet (vā, eig., weht'), fortschreitet und im Gange ist. Als 'dürftig' bezeichnet man einen notleidenden Menschen; weil aber auch die Gruppen etwas Dürftiges sind und somit den dürftigen Menschen gleichen, gelten sie als elend;

als 'dem Wechsel unterworfen' gelten sie, weil sie in zweifacher Weise, nämlich infolge von Altern und Sterben, eine wechselvolle Natur besitzen;

als 'ohne Kern', weil sie wie Grünholz leicht zerbrechlich sind;

als 'des Übels Wurzel', weil sie eine Grundlage des Übels sind;

als 'Mörder', weil sie wie ein Feind mit Freundesmiene das Vertrauen mißbrauchen;

als 'nichtseiend', weil ihr Dasein schwindet und sie zunichte werden;

als 'mit üblen Trieben verknüpft', weil sie die Grundlage für die üblen Triebe bilden;

als 'erzeugt', weil sie durch Ursachen und andere Bedingungen gewirkt sind;

als 'Lockspeise des Mahrs', weil sie die Lockspeise sind des Todesmahrs und des Mahrs der Leidenschaften;

als 'Geburt, Alter, Krankheit und Sterben unterworfen', weil ihre Natur im Geborenwerden, Altern, Erkranken und Sterben besteht;

als 'Kummer, Jammer und Verzweiflung unterworfen', weil sie die Bedingungen sind für Kummer, Jammer und Verzweiflung;

als 'den befleckenden Leidenschaften unterworfen', weil sie dem Gebiete der befleckenden Leidenschaften wie Begehren, Ansichten und üblem Wandel unterworfen sind.

 

Im Sinne der solcherart ausführlich erklärten Betrachtung der Vergänglichkeit usw. übt er sich in den Betrachtungen.

Hierbei nun erhält man 50 Vergänglichkeitsbetrachtungen, wenn man hinsichtlich jeder einzelnen Daseinsgruppe die folgenden 10 Betrachtungen übt, d.h. sie betrachtet

  1. als vergänglich '
  2. als hinfällig,
  3. wandelbar,
  4. zerbrechlich,
  5. unbeständig,
  6. dem Wechsel unterworfen,
  7. ohne Kern,
  8. nicht-seiend,
  9. erzeugt,
  10. dem Sterben unterworfen.

25 Unpersönlichkeitsbetrachtungen erhält man, wenn man bei jeder einzelnen Daseinsgruppe folgende 5 Betrachtungen übt, d.h. sie betrachtet

  1. als etwas Fremdes,
  2. als hohl,
  3. nichtig,
  4. leer und
  5. unpersönlich.

Die übrigen bilden 125 Leidensbetrachtungen, wenn man bei jeder einzelnen Daseinsgruppe folgende 25 Betrachtungen übt, d.h. sie als leidvoll betrachtet, als Siechtum usw. Während der Mönch so vermittels dieser 200fachen Betrachtung der Vergänglichkeit usw. die 5 Daseinsgruppen erwägt, festigt sich in ihm jene als die methodisch geltende Betrachtung der Vergänglichkeit, des Elends und der Unpersönlichkeit. Dies ist hier vorerst das mit der im Kanon überlieferten Methode übereinstimmende Verfahren, wie man die Betrachtung zu beginnen hat.

 

Wem aber trotz eifrigen Strebens um methodischen Hellblick (naya-vipassanā) der methodische Hellblick nicht gelingt, der soll in neunfacher Weise die geistigen Fähigkeiten (Vertrauen usw.) schärfen, nämlich:

  1. er betrachtet lediglich das Hinschwinden der jeweils aufsteigenden Gebilde, und dabei verfährt er
  2. sorgfältig,
  3. beharrlich und
  4. angemessen;
  5. durch Erfassen des geistigen Bildes der (Hellblick-) Sammlung;
  6. durch Hervorbringen der (dem Geisteszustand) gemäßen Erleuchtungsglieder;
  7. durch Unbekümmertsein um Leib und Leben;
  8. durch Bemeisterung der dabei (entstehenden Schmerzen) mittels Entsagung;
  9. und dadurch, daß er nicht auf halbem Wege (mit der Übung) aufhört.

Nachdem er so in dieser neunfachen Weise seine Fähigkeiten geschärft hat, meidet er nach der in der Darlegung des Erdkasina gegebenen Methode die sieben ungeeigneten Dinge; und indem er die sieben geeigneten Dinge pflegt, erwägt er bisweilen das Körperliche, bisweilen das Geistige.


 Home Oben Zum Index Zurueck Voraus