Visuddhi Magga VII

Die sechs Betrachtungen (anussati)

Vis. VII. 1. Die Betrachtung über den Erleuchteten (buddhānussati) 

(Fortsetzung)


So nämlich hat der Erhabene die Welt der Gebilde in jeder Weise erkannt:
 

 

 

 

 

 

 

 

  • Acht Welten gibt es: die acht Weltgesetze:
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    Und auch die Welt der Lebewesen hat er in jeder Weise erkannt. Denn er kennt aller Wesen Neigung, kennt ihre Triebe, ihren Wandel, ihre Absichten; kennt die Wesen, deren Augen nur schwach mit Staub (d.i. mit den die Einsicht trübenden Leidenschaften) bedeckt sind, und die, deren Augen noch stark mit Staub bedeckt sind; kennt die Wesen mit scharfen wie mit stumpfen Fähigkeiten, mit guten wie mit schlechten Eigenschaften, belehrbare wie unbelehrbare, fähige wie unfähige.
     

    Und wie die Welt der Lebewesen, so hat er auch die Welt des Raumes erkannt. Denn er weiß, daß ein einzelnes Weltsystem (cakka-vāla) in Länge wie Breite je zwölfhundert und dreitausend vierhundertfünfzig = 1 203 450) Yojanas mißt.
     

    Betreffs ihres Umfanges heißt es:

    (*) = 3 610 350. Diese Zahl für die Länge der Peripherie ist genau dreimal so groß wie die für den Durchmesser oben angegebene Zahl (1 203 450).

    Und betreffs der darin befindlichen Erde:

    Und betreffs des sie tragenden Wassers:

    Und betreffs des die Wassermasse tragenden Windes:

    Und in der so gebildeten Welt:
     

    (*) d.i. der Rosenapfelbaum, der herrlich rote Blüten trägt und glänzend rote, etwas spitz auslaufende Früchte bringt

    Und genau so groß wie der Jambubaum ist der bunte Trompetenbaum der Asuren, der Seidenwollenbaum der Garuden (Harpien), der Kadambabaum auf Apara-Goyāna (dem Westkontinente), der Wunschbaum auf Uttara-Kuru (dem Nordkontinente), die Akazie auf Pubba-Videha (dem Ostkontinente) und der Korallenbaum im Himmel der Dreiunddreißig. Darum sagen die alten (Meister:)
     

    Darin ummißt die Mondscheibe neunundvierzig Yojanas, die Sonnenscheibe fünfzig Yojanas, der Himmel der Dreiunddreißig zehntausend Yojanas, ebenso das Asurenreich, Avīci die große Hölle und Jambudīpa. Aparagoyāna ummißt 7000 Yojanas, ebenso Pubbavideha; Uttarakuru ummißt 8000 Yojanas. Jeder von diesen (4) Großen Kontinenten ist jedesmal von 500 kleinen Inseln umgeben. Alles das zusammen gilt als ein Weltbezirk, ein Weltelement. In den Zwischenräumen aber zwischen diesen (d.i. zwischen je 3 sich an den Peripherien berührenden kreisrunden Weltscheiben) befinden sich die Zwischenwelthöllen (lokantarika-niraya) (*). So also hat der Erhabene die endlosen Weltbezirke, die endlosen Weltelemente mit seinem unbegrenzten Buddhawissen erkannt, verstanden und durchdrungen. Somit hat er auch die Welt des Raumes in jeder Weise erkannt. Weil er somit die Welt in jeder Weise erkannt hat, gilt er als der 'Weltenkenner'.

     

    (*) Nach der hier angedeuteten alt-überlieferten Kosmographie stellt sich das Weltbild folgendermaßen dar.

    Eine einzelne Weltsphäre oder ein Weltbezirk (cakka-vāla) ist gedacht als eine größtenteils mit Wasser bedeckte gewaltig dicke kreisrunde Scheibe, welche auf dem Wasser ruht, während dieses wiederum von der Luft getragen wird. Im Mittelpunkte dieser Weltscheibe erhebt sich aus dem Meere der Berg Meru, auf dessen Gipfel die Himmelswesen der Dreiunddreißig (tāvatimsa-deva) und an dessen Fuße die Dämonen (asura) wohnen. Um diesen herum ziehen sich die 7 konzentrischen Gebirgsringe, wie Yugandhara usw., dahinter befinden sich im Süden, Norden, Osten und Westen die 4 Kontinente, wie das Indien einschließende Yambu-dīpa usw. Die ganze Weltsphäre ist ringsherum eingeschlossen von einem felsigen Gebirgsring, dem Cakkavāla-Gebirge. Jede von den unzähligen im Raume verstreuten Weltsphären hat ihre eigene Sonne und ihren Mond, ihre Himmel und Höllen. Je 3 dieser Weltsphären bilden eine Gruppe, indem sie sich an den Peripherien berühren. In den dadurch gebildeten trigonalen Zwischenräumen befinden sich die Zwischenwelt-Höllen (lokantarika).

     
    6. Als "Unvergleichlich" (anuttara) aber gilt er, weil es keinen gibt, der an Tugenden sich mehr auszeichnete als er selber und ihn somit überträfe. Denn in der Tugend der Sittlichkeit, ebenso wie in der Tugend der Sammlung, des Wissens, der Erlösung und des Erkenntnisblickes der Erlösung: darin übertrifft er die ganze Welt, darin ist er unvergleichlich, ohnegleichen, ohne Ebenbürtigen, ohne Rivalen, ohne einen der ihm ähnlich wäre. Wie es heißt (S.6.2): "Nicht aber sehe ich in der Welt mitsamt ihren Himmelswesen und Mahren . . . sowie in der Schar der Götter und Menschen auch nur einen, der vollkommener in Sittlichkeit wäre als ich." Ebenso sind auch die Sutten wie das vom Höchsten Vertrauen (A.IV.34) usw., ebenso die Verse: "Nicht habe einen Meister ich usw. - (M.26) auführlich anzugeben.

     

    "Lenker der zu bezähmenden Männer" bedeutet, daß er die zu bezähmenden männlichen Wesen lenkt. Das besagt, daß er sie zähmt, daß er sie zügelt. "Zu bezähmende Männer" bedeutet da: unbezähmte, der Zähmung bedürfende männliche Tiere, männliche menschliche Wesen und männliche übermenschliche Wesen. So hat z.B. der Erhabene folgende Tiere bezähmt, ihnen das Gift ausgetrieben und sie in der (dreifachen) Zuflucht (ti-sarana) und den Sittenregeln gefestigt: Apalāla den Nagākönig, Cūlodara, Mahodara, Aggisikha, Dhūmasikha, Aravāla den Nagakönig, Dhanapālaka den Elefanten, und andere. Auch Männer wie Saccaka den Niganther (M.35), Ambattha den Brahmanenjüngling (D.3), Pokkharasāti (D.3), Sonadanda (D.4), Kūtadanta (D.5), u.a., ebenso auch männliche nichtmenschliche Wesen, wie die Geister Alavaka, Suciloma und Kharaloma (S.10.12; Snp.I.10,II.5), den Götterkönig Sakka (D.21) u.a.: alle diese hat er durch mannigfaltige Arten der Disziplin gezähmt und gezügelt. Ausführlich wiedergegeben werden sollte auch jene Sutte (A.IV.111), in der es heißt: "Ich, Kesi, zügele die zu bezähmenden Männer durch Milde, bezähme sie durch Strenge, bezähme sie teils durch Milde, teils durch Strenge usw."

     

    Ferner zähmt der Erhabene auch selbst die bereits Gezähmten, insofern er den in Sittlichkeit Reinen usw. die 1. Vertiefung und dann der Reihe nach die weiteren Vertiefungen erklärt, oder wenn er den 'Stromeingetretenen' und den übrigen edlen Jüngern das Fortschreiten zu dem jedesmal höheren Pfade zeigt. Oder, der Ausdruck 'Der unvergleichliche Lenker der zu bezähmenden Männer' hat eben diese eine Bedeutung, daß der Erhabene die zu bezähmenden Männer auf solche Weise lenkt, daß sie schon bei einer einzigen Sitzung mit gekreuzten Beinen die acht Richtungen (gemeint sind die 8 Befreiungen; s.B.Wtb.: vimokkha) ohne Hemmung durchlaufen. Daher wird er als 'der unvergleichliche Lenker der zu bezähmenden Männer' bezeichnet. Hier ist die Sutte (M.137) ausführlich anzugeben, in der es heißt: "Von dem Elefantenbändiger gelenkt, ihr Mönche, läuft der zu bezähmende Elefant in einer geraden Richtung."
     

    7. Als "Meister" (satthā, Skr. sāstar; sās lehren) gilt er, weil er in den höchsten Wahrheiten hinsichtlich des Diesseits wie des Jenseits in angemessener Weise Belehrung erteilt.
     

    Ferner bedeutet sattha (skr. sārtha) auch Karawane. Und der Erhabene ist der "Karawanenführer" (sattha-vāha). Wie nämlich der Karawanenführer den Reisenden die Wüste zu durchkreuzen hilft, da wo Räuber oder wilde Tiere hausen, wo es an Nahrung oder Wasser fehlt, und sie hindurch führt, hinaus führt und sie an einen sicheren Ort bringt: genau so auch ist der Erhabene ein Meister und Karawanenführer, der den Reisenden die Wüste zu durchkreuzen hilft, nämlich die Wüste voll Geburt usw. Auch in dieser Auslegungsweise mag man hier den Sinn aufassen.

     

    "Himmelswesen und Menschen" (deva-manussā) wird gesagt mit Beschränkung auf die hochstehenden und fähigen Wesen. Insofern aber der Erhabene auch den Tieren Unterweisung zukommen ließ, ist er auch selbst der Meister der Tiere: auch diese nämlich erreichen beim Hören der Lehre des Erhabenen die Grundlage (der Heiligkeit) (Gemeint ist die zur Erreichung der 4 Pfade der Heiligkeit erforderliche Grundlage, d.i. die mit den 3 Wurzelbedingungen des Guten verbundene Wiedergeburt), und aufgrund eben dieser Grundlage werden sie in der nächsten oder übernächsten Daseinsform der 'Pfade' und 'Ziele' teilhaftig. Der Himmelssohn Mandūka (d.i. Frosch) u.a. liefern Beispiele hierfür. Wie man nämlich sagt, hatte, während der Erhabene den Bewohnern der Stadt Campā am Gackersee die Lehre darlegte, ein Frosch in der Stimme des Erhabenen das 'geistige Bild' erlangt. Ein Kuhhirt aber, der auf seinen Stock gestützt dastand, drückte ihm mit diesem auf den Kopf, und auf der Stelle starb jener Frosch und wurde im Himmel der Dreiunddreißig in einem zwölf Yojana langen schwebenden Goldpalaste wiedergeboren. Dort gleichsam vom Schlafe erwacht und sich von einer Schar Nymphen umgeben sehend, dachte er: 'Hallo! Auch ich bin hier wiedergeboren? Welche gute Tat habe ich denn vollbracht?' So nachdenkend fand er nichts anderes als die Erlangung des geistigen Bildes in der Stimme des Erhabenen. Und auf der Stelle begab er sich zusammen mit seinem schwebenden Palaste zum Erhabenen und verneigte sich zu seinen Füßen. Der Erhabene, ihn wohl erkennend, fragte ihn also:
     
     

    Der Erhabene legte ihm nun die Lehre dar. Und vierundachtzigtausend Lebewesen drangen in die Lehre ein. Auch der Himmelssohn faßte festen Fuß im Ziel des Stromeintrittes, und lächelnd zog er darauf fort.

     

    8. Als "Buddha", der "Erleuchtete", gilt er aufgrund der höchsten Erlösungserkenntnis, weil er nämlich alles, was es irgend an erkennbaren Dingen gibt, erkannt hat. Oder, weil er die vier Edlen Wahrheiten (XVI.2) sowohl selber erkannt als auch die anderen Wesen hat erkennen lassen, so gilt er auch aus diesem und ähnlichen Gründen als der Buddha. Um diese Tatsache klarzumachen, möge man ausführlich die ganze sich hierauf beziehende Erklärung in Niddesa (p.457) und Patisambhidā (I.174) angeben, wo es heißt: "Weil er ein 'Erkenner' (bujjhitā) der Wahrheiten ist, darum gilt er als der Buddha. Weil er ein 'Erleuchter' (bodhetā) der Welt ist, darum gilt er als der Buddha.".

     

    9. Der "Erhabene" (bhagavā) aber ist eine ehrerbietige, ehrfurchtsvolle Bezeichnung für jenen an Tugenden Hervorragenden Höchsten unter allen Wesen. Daher sagen die alten Meister:

     

    Oder, ein Name mag von viererlei Art sein: naturgemäß, durch äußere Abzeichen bedingt, ursächlich bedingt, oder zufällig entstanden; und der zufällig entstandene Name, heißt es, ist je nach Belieben durch weltlichen Sprachgebrauch entstanden. Hierbei nun gelten z.B. 'Kalb', 'Stier', 'Ochs' usw. als naturgemäße Namen. 'Stockträger', 'Schirmträger', 'Berüsselter' (Elefant) gelten als durch äußere Abzeichen bedingte Namen. 'Dreiwissensbegabter', 'Sechsfach-Geistesmächtiger' usw. gelten als ursächlich bedingte Namen. Sirivaddhaka, Dhanavaddhaka usw. gelten als ohne Rücksicht auf die Bedeutung des Wortes entstandene, zufällige Narnen. Dieser Name 'Erhabener' aber ist ein ursächlich bedingter Name, der nicht etwa gegeben wurde von Mahā-Māyā oder König Suddhodana, nicht von den achtzigtausend Verwandten, nicht von Sakka, Santusita oder anderen höheren Himmelswesen. Auch der Heerführer des Gesetzes (d.i. Sariputta) hat gesagt: "Der Name 'Erhabener' wurde ihm nicht von seiner Mutter gegeben ... er entsteht bei Abschluß der Erlösung. Und diese wirkliche Bezeichnung 'Erhabener' wird den Erleuchteten, den Erhabenen, gleichzeitig mit ihrer Erlangung der Allwissenserkenntnis am Fuße des Bodhibaumes zuteil." Zur Erläuterung jener Tugenden, aufgrund derer dieser Name entsteht, hat man folgenden Vers verfaßt:

     

     
    Der Sinn dieser verschiedenen Worte ist hier genau in der in Niddesa (p.142) angegebenen Weise zu verstehen. Folgendes indessen ist eine weitere Erklärung:
     
     

    Betrachten wir nun hier die in Hinzufügung oder Umstellung von Silben usw. bestehenden sprachlichen Eigentümlichkeiten, oder nach der grammatischen Methode die Eigentümlichkeit der Einschiebung, wie z.B. In pisodara (= pasata + udara, einen gefleckten Bauch habend) usw. so wird eben, weil der Erleuchtete die weltliches wie überweltliches Glück erzeugenden, in vollendeter Freigebigkeit, Sittlichkeit usw. bestehenden Güter (bhāgya) besitzt - trotzdem es eigentlich Bhāgyavā (,Begüterter') heißen müßte - er dennoch Bhagavā genannt, wie man sich zu merken hat.
     

    Und da er alle Gefahren 'zerbrochen' hat, wird er - obzwar es eigentlich Bhaggavā (,Zerbrecher') heißen müßte - dennoch der Bhagavā genannt; zerbrochen nämlich hat er:

     

    Oder kurz gesagt: vernichtet hat er die 5 Arten von Mahren (māra), nämlich 

    1. die befleckenden Leidenschaften, 
    2. die Daseinsgruppen, 
    3. die Karmaformationen, 
    4. den himmlischen Mahr und 
    5. den Tod. (māra)

     
    Hierzu heißt es: 
     

    Durch 'Begütertsein' wird die Vollendung seines Hunderte von Tugendabzeichen tragenden stofflichen Körpers angedeutet, durch 'Zerbrochensein' des Übels aber die Vollendung seines Tugendkörpers. Ebenso wird dadurch (d.i. durch diese beiden Bezeichnungen) angedeutet, daß weltliche sowie einsichtige Menschen ihn hochschätzen; daß er würdig ist, von Hausleuten wie von Hauslosen aufgesucht zu werden; daß er die Fähigkeit besitzt, in seinen Besuchern körperliche wie geistige Leiden zu entfernen; daß er sie durch weltliche wie geistige Gaben unterstützt, daß er es vermag, ihnen weltliches wie überweltliches Glück zuteil werden zu lassen.

     

    Bhagavā wird er ferner auch aus dem Grunde genannt, weil er von folgenden 'Segnungen (bhaga) erfüllt' ist und jene Segnungen besitzt. Denn das Wort bhaga wird für sechs Dinge gebraucht: für Herrschaft, Zustand, Ruhm, Schönheit, Wunsch, Anstrengung. 

    Er besitzt nämlich die höchste 'Herrschaft' über seinen eigenen Geist, oder die in allen Teilen vollkommene und als weltlich geltende magische Fähigkeit, sich unendlich klein zu machen, die Lüfte zu durchfliegen u.dgl. 

    Ebenso besitzt er den überweltlichen 'Zustand'; ferner einen die drei Welten erfüllenden, durch wirkliche Tugenden erworbenen äußerst lauteren 'Ruhm'. 

    Seine Gliedmaßen, große wie kleine, besitzen alle eine in jeder Weise vollkommene 'Schönheit', die imstande ist, in den nach dem Anblick seines stofflichen Körpers begierigen Menschen einen verklärten Blick zu erzeugen. 

    Sein 'Wunsch' rechnet als Wunscherfüllung, denn was immer er wünscht und begehrt, zum eignen oder fremden Wohle, das geht jedesmal genau so in Erfüllung. Ihm eignet die als Rechte Anstrengung geltende 'Anstrengung', die die Grundlage bildet zu seiner Erreichung der Führerschaft der ganzen Welt.

     

    Bhagavā wird er ferner genannt, weil er, wie es heißt, ein 'Zerteiler ist - wenn es auch eigentlich Vi-bhattavā (,Zerteiler') heißen müßte. Denn zerteilt, zerlegt, enthüllt und erklärt hat er alle Dinge nach ihrer Einteilung als 

    oder die heilsamen und anderen Dinge nach ihrer Einteilung in 

    oder die edle Wahrheit vom Leiden 

     

    Weil er ferner den himmlischen, göttlichen und edlen Zuständen hingegeben ist, hingegeben der körperlichen, der geistigen und der von allen Daseinssubstraten abgewandten Abgeschiedenheit, hingegeben der als Leerheit. Wunschlosigkeit und Bedingungslosigkeit geltenden Erlösung, hingegeben auch den anderen weltlichen und überweltlichen, übermenschlichen Zuständen, und weil er diese Dinge geübt und gepflegt hat, darum wird er - obwohl es eigentlich Bhattavā (der 'Hingegebene') heißen müßte - dennoch der Bhagavā genannt.
     

    Weil er ferner das als Begehren geltende Kreisen (ga<gam, eigentlich gehen) in den drei Daseinswelten (bhava) aufgegeben (vanta, eigentlich ausgespien) hat, so wird er - obzwar es eigentlich Bhavesu vanta-gamana (,der das Kreisen im Dasein aufgegeben hat') heißen müßte - doch als der Bhagavā bezeichnet, indem man eben die Silbe 'bha' von dem Wort bhava (Dasein), 'ga' von gamana (Gehen, Kreisen) und 'va' von vanta (ausgespien) nimmt und diese Silbe (vā) dehnt, genau so wie man in aller Welt mekhala (Gürtel) sagt, obwohl es eigentlich 'mehanassa khassā mālā' (,des wässernden Raumes Kranz'!) heißen müßte.

     

    Wer der Tugenden des Erleuchteten gedenkt, nämlich daß der Erhabene aus diesem und jenem Grunde ein Heiliger (arahat) ist . . . daß er aus diesem und jenem Grunde ein Erhabener (bhagavā) ist, dessen Geist ist zu einer solchen Zeit weder von Gier besessen, noch von Haß besessen, noch von Verblendung besessen; ganz aufgerichtet ist zu einer solchen Zeit sein Geist angesichts des Vollendeten. Und bei wem so, infolge des Nichtgefesseltseins durch Gier und andere Leidenschaften, die geistigen Hemmungen zurückgedrängt sind und, durch das Hingewendetsein auf das Übungsobiekt, der Geist aufgerichtet ist, bei dem ist das 'Gedankenfassen' (vitakka) und 'Diskursive Denken' (vicāra) auf die Tugenden des Erleuchteten hingewandt. Während er aber der Tugenden des Erleuchteten gedenkt und darüber nachsinnt, steigt die 'Verzückung' (pīti) in ihm auf. In dem geistig Verzückten aber kommen, durch die in der Verzückung wurzelnde Ruhe, die körperlichen und geistigen Qualen zur Ruhe. Bei wem aber die Qualen zur Ruhe gekommen sind, in dem steigt körperliches (kāyika) wie geistiges (cetasika) 'Glücksgefühl' (sukha) auf. Und in dem Glücklichen erreicht der die Tugenden des Erleuchteten zur Vorstellung habende Geist die 'Sammlung' (samādhi), und so steigen gleichzeitig der Reihe nach die Vertiefungsglieder auf.

     

    Infolge der Unergründlichkeit der Buddhatugenden aber, oder infolge des Bestrebens, sich der vielartigen Tugenden zu erinnern, erreicht die Vertiefung nicht die 'volle' (appanā), sondern bloß die 'angrenzende' (upacāra) Stufe. Weil diese nun aufgrund der Erinnerung an die Buddhatugenden aufgestiegen ist, darum gilt sie als die Betrachtung über den Erleuchteten. Der Mönch aber, der dieser Betrachtung über den Erleuchteten hingegeben ist, hat Achtung und Ehrfurcht vor dem Meister; erreicht volles Vertrauen, volle Achtsamkeit, volle Einsicht, und volles Verdienst; ist stets voll Verzückung und Freude; überwindet Furcht und Angst; vermag Schmerzen zu ertragen; bekommt ein Gefühl, als ob er mit dem Meister zusammen lebte; und sein die Betrachtung der Buddhatugenden bergender Körper ist verehrungswürdig wie ein Heiligenschrein; sein Geist neigt zum Bereiche der Erleuchteten; kommt er mit einem verwerflichen Gegenstande in Berührung, so erhebt sich in ihm Schamgefühl und Gewissenangst, und es ist ihm, als ob er den Meister vor sich sähe. Sollte ein solcher auch nicht weiter vordringen, so ist er doch einer glücklichen Daseinsfährte gewiß.

     

    Dies nun ist zunächst die ausführliche Darlegungsweise der Betrachtung über den Erleuchteten.


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