Anguttara Nikaya

III. Die dritten fünfzig Sutten (tatiyapannāsaka)

11. Kapitel: valāhaka-vagga

A.IV. 101-102 Das Gleichnis von den Wolken I-II

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene im Jeta-Hain bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Mönche!« sprach er. »Herr!« erwiderten jene Mönche dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach:

(101 - 102) Vier Arten von Wolken gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Ebenso auch sind in der Welt vier den Wolken ähnliche Menschen anzutreffen: 

(101) Wie nun, ihr Mönche, donnert ein Mensch, aber regnet nicht? 

Da redet ein Mensch und handelt nicht. So donnert ein Mensch, aber regnet nicht. Und als ähnlich jener Wolke, die donnert, aber nicht regnet, bezeichne ich diesen Menschen. 

Wie nun regnet ein Mensch, aber donnert nicht? Da handelt ein Mensch und redet nicht. So regnet ein Mensch, aber donnert nicht. Und als ähnlich jener Wolke, die regnet, aber nicht donnert, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun donnert ein Mensch nicht noch regnet er? Da redet ein Mensch nicht und handelt auch nicht. So donnert ein Mensch nicht, noch regnet er. Und als ähnlich jener Wolke, die weder donnert noch regnet, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun donnert ein Mensch und regnet auch? Da redet ein Mensch und handelt auch. So donnert ein Mensch und regnet. Und als ähnlich jener Wolke, die sowohl donnert als auch regnet, bezeichne ich diesen Menschen.

(102) Wie nun donnert ein Mensch, aber regnet nicht? Da hat sich ein Mensch die Lehre angeeignet: nämlich Lehrtexte, vermischte Prosa, Exegese, Verse, Hymnen, Aussprüche, Geburtsgeschichten, wunderbare Dinge und Erläuterungen. Doch was das Leiden ist, versteht er nicht der Wirklichkeit gemäß. Was die Leidens-Entstehung ist, versteht er nicht der Wirklichkeit gemäß. Was die Leidens-Erlöschung ist, versteht er nicht der Wirklichkeit gemäß. Was der zur Leidens-Erlöschung führende Pfad ist, versteht er nicht der Wirklichkeit gemäß. So donnert ein Mensch, aber regnet nicht. Und als ähnlich jener Wolke, die donnert, aber nicht regnet, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun regnet ein Mensch, aber donnert nicht? Da hat sich ein Mensch nicht die Lehre angeeignet nämlich Lehrtexte, vermischte Prosa, Exegese, Verse, Hymnen, Aussprüche, Geburtsgeschichten, wunderbare Dinge und Erläuterungen. Doch er versteht der Wirklichkeit gemäß, was das Leiden ist - was die Leidens-Entstehung ist - was die Leidens-Erlöschung ist - was der zur Leidens-Erlöschung führende Pfad ist. So regnet ein Mensch, aber donnert nicht. Und als ähnlich jener Wolke, die regnet, aber nicht donnert, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun donnert ein Mensch nicht, noch regnet er? Da hat sich ein Mensch nicht die Lehre angeeignet, nämlich Lehrtexte. . .; und er versteht auch nicht der Wirklichkeit gemäß, was das Leiden ist. . . So donnert ein Mensch nicht, noch regnet er. Und als ähnlich jener Wolke, die weder donnert noch regnet, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun donnert ein Mensch und regnet auch? Da hat sich ein Mensch die Lehre angeeignet, nämlich Lehrtexte . . .; und er versteht auch der Wirklichkeit gemäß, was das Leiden ist... So donnert ein Mensch und regnet auch. Und als ähnlich jener Wolke, die sowohl donnert als auch regnet, bezeichne ich diesen Menschen.

Diese vier den Wolken ähnlichen Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen.


A.IV. 103 Das Gleichnis von den Krügen

Vier Arten von Krügen gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Krügen ähnliche Menschen anzutreffen. Welche vier? 

Wie nun, ihr Mönche, ist ein Mensch leer und verschlossen? Da ist ein Mensch anmutig beim Kommen und Gehen, beim Hinblicken und Wegblicken, beim Beugen und Strecken, beim Tragen von Gewand und Almosenschale. Doch er versteht nicht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden'; er versteht nicht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; er versteht nicht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; er versteht nicht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad'. So ist ein Mensch [einsichts]leer und verschlossen (pihito: im Sinne von 'gezügelt im Benehmen'). Und als ähnlich jenem Krug, der leer ist und verschlossen, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun ist ein Mensch voll und unverschlossen? Da hat ein Mensch keine Anmut beim Kommen und Gehen, beim Hinblicken und Wegblicken, beim Beugen und Strecken, beim Tragen von Gewand und Almosenschale. Doch er versteht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden' - 'Dies ist die Entstehung des Leidens' - 'Dies ist die Erlöschung des Leidens' - 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad'. So ist ein Mensch [einsichts]voll und unverschlossen (vivato, 'offen': im Sinne von 'ungezügelt im Benehmen'). Und als ähnlich jenem Krug, der voll ist und unverschlossen, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun ist ein Mensch leer und unverschlossen? Da hat ein Mensch keine Anmut beim Kommen und Gehen. . . Und er versteht auch nicht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden' . . . So ist ein Mensch [einsichts]leer und unverschlossen. Und als ähnlich jenem Kruge, der leer ist und unverschlossen, bezeichne ich diesen Menschen.

Wie nun ist ein Mensch voll und verschlossen? Da ist ein Mensch anmutig beim Kommen und Gehen, beim Hinblicken und Wegblicken, beim Beugen und Strecken, beim Tragen des Gewandes und der Almosenschale. Und er versteht auch der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden'; er versteht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; er versteht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; er versteht der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad'. So ist ein Mensch [einsichts]voll und verschlossen. Und als ähnlich jenem Kruge, der voll ist und verschlossen, bezeichne ich diesen Menschen.

Diese vier den Krügen ähnliche Menschen sind in der Welt anzutreffen.


A.IV. 104 Das Gleichnis von den Teichen I

Vier Arten von Teichen gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 


A.IV. 105 Das Gleichnis von den Teichen II

Diese Rede besteht in einer Wiederholung der vorhergehenden, auf die eine Erläuterung nach der genauen Analogie der 103. Rede folgt.


Lt. Kapitelübersicht (uddāna) in den Originaltexten gibt es zwei Sutten von den 'Teichen' und nur eine von den 'Mangofrüchten'. Dieser Zählung folgte PTS und auch diese Übersetzung. ChS folgt dem K, wonach es nur eine Sutte von den 'Teichen' und zwei von den 'Mangofrüchten' gibt.


A.IV. 106 Das Gleichnis von den Mangofrüchten

Vier Arten von Mangofrüchten gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Mangofrüchten ähnliche Menschen anzutreffen. Welche vier? 

(Die folgende Erläuterung entspricht derjenigen in Text 103.)


A.IV. 107 Das Gleichnis von den Mäusen

Vier Arten von Mäusen gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Mäusen ähnliche Menschen anzutreffen. Welche vier? 

(Die folgende Erläuterung entspricht derjenigen in Text 102.)


A.IV. 108 Das Gleichnis von den Stieren

Vier Arten von Stieren gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Stieren ähnliche Menschen anzutreffen. Welche vier? 

Wie aber, ihr Mönche, wütet ein Mensch gegen die eigene Herde, aber nicht gegen die fremde? Da ist ein Mensch ein Schrecken für die eigene Umgebung, aber nicht für andere Leute.

Wie aber wütet ein Mensch gegen die fremde Herde, aber nicht gegen die eigene? Da ist ein Mensch ein Schrecken für andere Leute, nicht aber für die eigene Umgebung.

Wie aber wütet ein Mensch gegen die eigene und gegen die fremde Herde? Da ist ein Mensch ein Schrecken für die eigene Umgebung und für andere Leute.

Wie aber wütet ein Mensch weder gegen die eigene noch gegen die fremde Herde? Da ist ein Mensch weder ein Schrecken für die eigene Umgebung noch für andere Leute.

Diese vier den Stieren ähnliche Menschen sind in der Welt anzutreffen.


A.IV. 109 Das Gleichnis von den Bäumen

Vier Arten von Bäumen gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Bäumen ähnliche Menschen anzutreffen. Welche vier? 

Wie aber, ihr Mönche, ist einer ein minderwertiger Mensch, von minderwertigen Menschen umgeben? Da ist ein Mensch sittenlos, von schlechtem Charakter, und auch seine Umgebung ist sittenlos, von schlechtem Charakter. . .

Wie aber ist einer ein minderwertiger Mensch, von wertvollen Menschen umgeben? Da ist ein Mensch sittenlos, von schlechtem Charakter, doch seine Umgebung ist sittenrein, von gutem Charakter . . . 

Wie aber ist einer ein wertvoller Mensch, von minderwertigen Menschen umgeben? Da ist ein Mensch sittenrein, von gutem Charakter, doch seine Umgebung ist sittenlos, von schlechtem Charakter . . .

Wie aber ist einer ein wertvoller Mensch, von wertvollen Menschen umgeben? Da ist einer sittenrein, von gutem Charakter und auch seine Umgebung ist sittenrein, von gutem Charakter . . .

Diese vier den Bäumen ähnlichen Menschen sind in der Welt anzutreffen.


A.IV. 110 Das Gleichnis von den Schlangen

Vier Arten von Schlangen gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier den Schlangen ähnliche Menschen anzutreffen. Welche vier? 

Wie aber, ihr Mönche, speit ein Mensch häufig Gift, doch sein Gift ist ungefährlich? Da gerät einer häufig in Zorn, doch sein Zorn hält nicht lange an . . .

Wie aber ist eines Menschen Gift gefährlich, doch er speit nur selten Gift? Da gerät einer nur selten in Zorn, doch sein Zorn hält lange an . . .

Wie aber speit ein Mensch häufig Gift, und sein Gift ist gefährlich? Da gerät einer häufig in Zorn, und sein Zorn hält lange an . . .

Wie aber speit ein Mensch Gift, und sein Gift ist ungefährlich? Da gerät einer selten in Zorn, und sein Zorn hält nicht lange an . . .

Diese vier den Schlangen ähnlichen Menschen sind in der Welt anzutreffen.


12. Kapitel: kesi-vagga

A.IV. 111 Der Rossezähmer

Einst begab sich Kesi, der Rossezähmer, dorthin, wo der Erhabene weilte. Bei ihm angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Und der Erhabene sprach zu ihm also:

»Man kennt dich, o Kesi, als einen Rossezähmer. Wie aber, Kesi, zähmst du ein zähmungsbedürftiges Roß?« -

»Mit Milde, o Herr, zähme ich ein Roß; mit Strenge zähme ich ein Roß; mit Milde und mit Strenge zähme ich ein Roß.« -

»Wenn aber, Kesi, sich das Roß von dir nicht mit Milde zähmen läßt, nicht mit Strenge zähmen läßt, nicht mit Milde und Strenge zähmen läßt, was machst du dann mit ihm?« -

»Wenn sich, o Herr, das Roß von mir nicht mit Milde zähmen läßt, nicht mit Strenge zähmen läßt, nicht mit Milde und Strenge zähmen läßt, dann töte ich es, o Herr. Und warum? Damit eben meiner Meistergilde kein Vorwurf erwächst. Der Erhabene jedoch, o Herr, ist der unvergleichliche Zähmer zähmungsbedürftiger Menschen. Wie nun, o Herr, zähmt der Erhabene den Menschen?« -

»Mit Milde, o Kesi, zähme ich den Menschen; mit Strenge zähme ich den Menschen; mit Milde und Strenge zähme ich den Menschen. So nun spreche ich in Milde: 'Derart ist ein guter Wandel in Werken, derart die Frucht eines guten Wandels in Werken; derart ist ein guter Wandel in Worten, derart die Frucht eines guten Wandels in Worten; derart ist ein guter Wandel in Gedanken, derart die Frucht eines guten Wandels in Gedanken. Derart sind die Gottheiten, derart die Menschen.'

So nun spreche ich in Strenge: 'Derart ist ein schlechter Wandel in Werken, derart die Frucht eines schlechten Wandels in Werken; derart ist ein schlechter Wandel in Worten, derart die Frucht eines schlechten Wandels in Worten; derart ist ein schlechter Wandel in Gedanken, derart die Frucht eines schlechten Wandels in Gedanken. Derart ist die Hölle, derart die Tierwelt, derart das Gespensterreich.'

So nun spreche ich in Milde und in Strenge: Derart ist ein guter Wandel in Werken, derart die Frucht eines guten Wandels in Werken; derart ist ein schlechter Wandel in Werken, derart die Frucht eines schlechten Wandels in Werken. Derart ist ein guter Wandel in Worten, derart die Frucht eines guten Wandels in Worten; derart ist ein schlechter Wandel in Worten, derart die Frucht eines schlechten Wandels in Worten. Derart ist ein guter Wandel in Gedanken, derart die Frucht eines guten Wandels in Gedanken; derart ist ein schlechter Wandel in Gedanken, derart die Frucht eines schlechten Wandels in Gedanken. Derart sind die Gottheiten, derart die Menschen; derart ist die Hölle, derart die Tierwelt, derart das Gespensterreich.'« -

»Wenn aber, o Herr, ein Mensch sich von dir nicht mit Milde zähmen läßt, nicht mit Strenge zähmen läßt, nicht mit Milde und Strenge zähmen läßt, was macht dann der Erhabene mit ihm?« -

»Wenn sich, o Kesi, ein Mensch von mir nicht mit Milde zähmen läßt, nicht mit Strenge zähmen läßt, nicht mit Milde und Strenge zähmen läßt, dann töte ich ihn, Kesi.« -

»Aber, o Herr, der Erhabene billigt doch gewiß keinen Mord? Nun aber sagt der Erhabene: 'Dann töte ich ihn, Kesi.'« -

»Ganz recht, Kesi! Nicht billigt der Erhabene einen Mord. Doch wenn jener Mensch sich nicht mit Milde zähmen läßt, nicht mit Strenge zähmen läßt, nicht mit Milde und Strenge zähmen läßt, dann glaubt der Erhabene nicht, ihn ansprechen und unterweisen zu müssen, und auch verständige Ordensbrüder glauben nicht, ihn ansprechen und unterweisen zu müssen. Wen aber der Erhabene nicht glaubt ansprechen und unterweisen zu müssen, und ebenso auch verständige Ordensbrüder, der, o Kesi, ist gleichsam getötet in der Zucht des Heiligen.«-

»Freilich, o Herr, wen der Erhabene nicht glaubt ansprechen und unterweisen zu müssen, und wen auch verständige Ordensbrüder nicht glauben ansprechen und unterweisen zu müssen, der ist ganz und gar tot.

Vortrefflich, o Herr! Vortrefflich, o Herr! Gleichwie man, o Herr, das Umgestürzte wieder aufrichtet oder das Verborgene enthüllt oder den Verirrten den Weg weist oder in die Finsternis ein Licht bringt, damit, wer Augen hat, die Gegenstände sehen kann, ebenso hat der Erhabene auf mancherlei Weise die Lehre aufgezeigt. So nehme ich, o Herr, meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde. Als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, als einen der von heute ab zeitlebens Zuflucht genommen hat.«


A.IV. 112 Das königliche Leibroß

Des Königs gutes, edles Roß, ihr Mönche, das vier Eigenschaften besitzt, ist würdig des Königs, geeignet zum Königsdienst, gilt als königliches Leibroß. Welches sind diese vier Eigenschaften? 

Ebenso auch, ihr Mönche, ist ein Mönch, der vier Eigenschaften besitzt, würdig der Almosen, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden für gute Werke in der Welt. Welches sind diese vier Eigenschaften? Aufrechter Wandel, schnelles Erfassen, Geduld und Sanftmut.

(Vgl. A.III.97-99.)


A.IV. 113 Die vier edlen Rosse

Vier gute, edle Rosse, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier?

Da, ihr Mönche, gerät ein gutes, edles Roß, sobald es den Schatten der Peitsche sieht, in Feuer, beschleunigt seinen Lauf und denkt: »Was wird mich wohl heute der Rosselenker tun lassen? Warum sollte ich ihm dabei nicht gehorchen?« Solcherart ist ein gutes, edles Roß. Das, ihr Mönche, ist das erste gute, edle Roß, das in der Welt anzutreffen ist.

Und ferner noch, ihr Mönche: da gerät ein gutes, edles Roß zwar nicht in Feuer und beschleunigt nicht seinen Lauf, wenn es den Schatten der Peitsche sieht. Doch sobald man es auf die Haare trifft, da gerät es in Feuer, beschleunigt seinen Lauf und denkt: »Was wird mich wohl heute der Rosselenker tun lassen? Warum sollte ich ihm dabei nicht gehorchen?« Solcherart ist ein gutes, edles Roß. Das, ihr Mönche, ist das zweit gute, edle Roß, das in der Welt anzutreffen ist.

Und ferner noch, ihr Mönche: da gerät ein gutes, edles Roß zwar nicht in Feuer und beschleunigt nicht seinen Lauf, wenn es den Schatten der Peitsche sieht, und auch nicht, wenn man es auf die Haare trifft. Doch sobald man es auf die Haut trifft, da gerät es in Feuer, beschleunigt seinen Lauf und denkt: »Was wird mich wohl heute der Rosselenker tun lassen? Warum sollte ich ihm dabei nicht gehorchen?« Solcherart ist ein gutes, edles Roß. Das, ihr Mönche, ist das dritte gute, edle Roß, das in der Welt anzutreffen ist.

Und ferner noch, ihr Mönche: da gerät ein gutes, edles Roß zwar nicht in Feuer und beschleunigt nicht seinen Lauf, wenn es den Schatten der Peitsche sieht, und auch nicht, wenn man es auf die Haare oder die Haut trifft. Doch sobald man es auf die Knochen trifft, gerät es in Feuer, beschleunigt seinen Lauf und denkt: »Was wird mich wohl heute der Rosselenker tun lassen? Warum sollte ich ihm dabei nicht gehorchen?« Solcherart ist ein gutes, edles Roß. Das, ihr Mönche, ist das vierte gute, edle Roß, das in der Welt anzutreffen ist.

Diese vier guten, edlen Rosse, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen.

Ebenso auch, ihr Mönche, sind in der Welt vier gute, edle Menschen anzutreffen. Welche vier?

Da, ihr Mönche, vernimmt ein guter, edler Mensch die Kunde: 'In solchem Dorfe oder solcher Stadt ist ein Mann oder eine Frau der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen.' Das erschüttert ihn und ergreift ihn. Ergriffen aber, kämpft er weise. Und kämpfend verwirklicht er in seinem Inneren die höchste Wahrheit und schaut sie, indem er sie weise durchdringt. Und als ähnlich jenem guten, edlen Rosse, das in Feuer gerät und seinen Lauf beschleunigt, sobald es den Schatten der Peitsche sieht, als dem ähnlich bezeichne ich diesen guten, edlen Menschen. Das, ihr Mönche, ist der erste gute, edle Mensch, der in der Welt anzutreffen ist.

Und ferner noch, ihr Mönche: da vernimmt ein guter, edler Mensch zwar nicht die Kunde: 'In solchem Dorfe oder solcher Stadt ist ein Mann oder eine Frau der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen.' Doch er sieht selber einen Mann oder eine Frau, der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen. Das erschüttert ihn und ergreift ihn. Ergriffen aber, kämpft er weise. Und kämpfend verwirklicht er in seinem Inneren die höchste Wahrheit und schaut sie, indem er sie weise durchdringt. Und als ähnlich jenem guten, edlen Rosse, das in Feuer gerät und seinen Lauf beschleunigt, sobald es auf die Haare getroffen wird, als dem ähnlich bezeichne ich diesen guten, edlen Menschen. Das, ihr Mönche, ist der zweite gute, edle Mensch, der in der Welt anzutreffen ist.

Und ferner noch, ihr Mönche: da vernimmt ein guter, edler Mensch zwar nicht die Kunde: 'In solchem Dorfe oder solcher Stadt ist ein Mann oder eine Frau der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen'; und auch er selber sieht nicht einen Mann oder eine Frau, der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen. Doch ein Angehöriger oder Blutsverwandter ist der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen. Das erschüttert ihn und ergreift ihn. Ergriffen aber, kämpft er weise. Und kämpfend verwirklicht er; in seinem Inneren die höchste Wahrheit und schaut sie, indem er sie weise durchdringt. Und als ähnlich jenem guten, edlen Rosse, das in Feuer gerät und seinen Lauf beschleunigt, sobald es auf die Haut getroffen wird, als dem ähnlich bezeichne ich diesen guten, edlen Menschen. Das, ihr Mönche, ist der dritte gute, edle Mensch, der in der Welt anzutreffen ist.

Und ferner noch, ihr Mönche: da vernimmt ein edler, guter Mensch zwar nicht die Kunde: 'In solchem Dorfe oder solcher Stadt ist ein Mann oder eine Frau der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen.' Auch sieht er nicht selber einen Mann oder eine Frau, der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen; und auch keine Angehörige oder Blutsverwandte sind der Krankheit oder dem Tode anheimgefallen. Doch er selber wird von körperlichen Schmerzen getroffen, von scharfen, stechenden, brennenden, bitteren, unangenehmen, das Leben gefährdenden. Das erschüttert ihn und ergreift ihn. Ergriffen aber, kämpft er weise. Und kämpfend verwirklicht er in seinem Inneren die höchste Wahrheit, indem er sie weise durchdringt. Und als ähnlich jenem guten, edlen Rosse, das in Feuer gerät und seinen Lauf beschleunigt, sobald es auf die Knochen getroffen wird, als dem ähnlich bezeichne ich diesen guten, edlen Menschen. Das, ihr Mönche, ist der vierte gute, edle Mensch, der in der Welt anzutreffen ist.

Diese vier guten, edlen Menschen sind in der Welt anzutreffen.


A.IV. 114 Der Königselefant

(Gleichlautend mit A.V.140; doch fehlt hier, im Vierer-Buch, die im Fünfer-Buch enthaltene dritte Eigenschaft, »Ein Wachsamer«.)


A.IV. 115 Angenehme und unangenehme Handlungen

Vier Handlungen gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Diejenige Handlung nun, die auszuführen unangenehm ist und deren Ausführung Unheil bringt, diese Handlung glaubt man eben aus diesen beiden Gründen nicht ausführen zu sollen. Weil es unangenehm ist, diese Handlung auszuführen, schon aus diesem Grunde glaubt man, sie nicht tun zu sollen. Und weil ihre Ausführung Unheil bringt, auch aus diesem Grunde glaubt man, sie nicht tun zu sollen. Aus beiden Gründen eben, ihr Mönche, glaubt man, diese Handlung nicht tun zu sollen.

Bei einer Handlung nun, die auszuführen unangenehm ist, deren Ausführung aber Segen bringt, bei dieser Handlung, ihr Mönche, kann man den Toren und den Weisen erkennen, an der männlichen Kraft, der männlichen Anstrengung, der männlichen Ausdauer. Der Tor nämlich, ihr Mönche, überlegt nicht: 'Wenn es auch unangenehm ist, diese Handlung auszuführen, so bringt ihre Ausführung doch Segen.' Und er unterläßt jene Handlung. Daß er aber jene Handlung unterläßt, das gereicht ihm zum Unheil. Der Weise aber, ihr Mönche, überlegt: 'Wenn es auch unangenehm ist, diese Handlung auszuführen, so bringt ihre Ausführung doch Segen.' Und er führt dann jene Handlung aus. Daß er sie aber ausführt, das gereicht ihm zum Segen.

Bei einer Handlung nun, die auszuführen angenehm ist, deren Ausführung aber Unheil bringt, auch bei dieser Handlung kann man den Toren und den Weisen erkennen, an der männlichen Kraft, der männlichen Anstrengung, der männlichen Ausdauer. Der Tor nämlich, ihr Mönche, überlegt nicht: 'Wenn es auch angenehm ist, diese Handlung auszuführen, so bringt ihre Ausführung doch Unheil.' Und er führt dann jene Handlung aus. Daß er sie aber ausführt, das gereicht ihm zum Unheil. Der Weise aber, ihr Mönche, überlegt: 'Wenn es auch angenehm ist, diese Handlung auszuführen, so bringt ihre Ausführung doch Unheil.' Und er unterläßt jene Handlung. Daß er sie aber unterläßt, das gereicht ihm zum Segen.

Diejenige Handlung nun, die auszuführen angenehm ist und deren Ausführung Segen bringt, diese Handlung glaubt man eben aus diesen beiden Gründen ausführen zu sollen. Weil ihre Ausführung angenehm ist, schon aus diesem Grunde glaubt man, sie ausführen zu sollen. Und weil ihre Ausführung Segen bringt, auch aus diesem Grunde glaubt man, sie ausführen zu sollen. Aus beiden Gründen eben, ihr Mönche, glaubt man, diese Handlung ausführen zu sollen.

Diese vier Handlungen gibt es, ihr Mönche.


A.IV. 116 Unermüdlichkeit

Nach vier Dingen, ihr Mönche, müßt ihr unermüdlich streben. Nach welchen vier Dingen?

Hat aber, ihr Mönche, der Mönch schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken gelassen, den guten Wandel in Werken, Worten und Gedanken gepflegt, hat er falsche Ansicht gelassen und rechte Erkenntnis gepflegt, so schreckt ihn kein künftiger Tod (Dies bezieht sich lt. K auf den Heiligen, der, von allem Haften befreit, den ihm in seinem gegenwärtigen Leben bevorstehenden Tod nicht fürchtet und, da er von jeder Wiedergeburt befreit ist, einen künftigen Tod nicht mehr zu erwarten hat.).


A.IV. 117 Der Wächter des Geistes

Aus vier Gründen, ihr Mönche, hat man um seiner selbst willen unermüdliche Achtsamkeit zum Wächter des Geistes zu machen. Aus welchen vier Gründen?

'Möge mir bei den Gier erregenden Dingen der Geist nicht gieren!' So hat man um seiner selbst willen unermüdliche Achtsamkeit zum Wächter des Geistes zu machen.

'Möge mir bei den Haß erregenden Dingen der Geist nicht hassen!' So hat man um seiner selbst willen unermüdliche Achtsamkeit zum Wächter des Geistes zu machen.

'Möge mir bei den Wahn erregenden Dingen der Geist nicht wähnen!' So hat man um seiner selbst willen unermüdliche Achtsamkeit zum Wächter des Geistes zu machen.

Möge mir bei den betörenden Dingen der Geist nicht betört sein!' So hat man um seiner selbst willen unermüdliche Achtsamkeit zum Wächter des Geistes zu machen.

Wenn nun einem Mönch, weil er von Gier, Haß, Wahn und Betörtsein frei ist, sein Geist bei den Gier erregenden, Haß erregenden, Wahn erregenden und betörenden Dingen nicht giert, nicht haßt, nicht wähnt und nicht betört wird, dann wankt er nicht, bebt er nicht, erzittert er nicht, gerät nicht in Furcht und verfällt nicht mehr den Meinungen Andersgesinnter (wtl: geht nicht mehr nach den Worten [andersfährtiger] Asketen.


A.IV. 118 Die vier sehenswürdigen Orte

Vier sehenswürdige, ergreifende Orte, ihr Mönche, gibt es für einen von Vertrauen erfüllten edlen Menschen. Welche vier?

Diese vier sehenswürdigen, ergreifenden Orte, ihr Mönche, gibt es für einen von Vertrauen erfüllten edlen Menschen.


A.IV.119-120 Schrecken I - II

Viererlei Schrecken gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

(119) 

(120) 

Diese vier Schrecken gibt es, ihr Mönche.


(*1) Wir würden heute sagen: verursacht durch politische Ereignisse


    Oben  


den Schrecken verursacht durch Räuber.

Diese vier Schrecken gibt es, ihr Mönche.


(*1) Wir würden heute sagen: verursacht durch politische Ereignisse


    Oben