Visuddhi Magga I

10. Die in der Reinheit des Lebensunterhalts bestehende Sittlichkeit (44a) (ājīvapārisuddhi-sīla)

 

Was nun die 'in Reinheit des Lebensunterhaltes bestehende Sittlichkeit' betrifft, die unmittelbar nach der 'in Sinnenzügelung bestehenden Sittlichkeit' erwähnt wird, so bedeutet darin der Ausdruck "die des Lebensunterhaltes wegen (begangene Übertretung der) vorgeschriebenen 6 Übungsregeln" folgendes: -

 

 

 

 

 

 

 

(Oben erwähnte Klassen von Ordensvergehen finden sich auch im Pātimokkha. Über die bei Sanghādisesa-Vergehen erforderlichen Ordenshandlungen s. A.II.201)

 

Das nun sind die sechs vorgeschriebenen Übungsregeln. Und dieser Sechs Übungsregeln Überschreitung ist hier gemeint.

 

Über Hinterlist usw. lautet der Palitext (Vibh. p.352f):

 

"Was ist da Hinterlist" (kuhanā)? Was da bei einem an Gewinn, Ehre und Ruhm Hängenden, Übelgesinnten und von Wünschen Überkommenen, bei seinem in Verweigerung der Bedarfsgegenstände bestehenden Drumherumreden sich an Anordnen, Festlegen und Zurechtlegen der körperlichen Haltungsweise zeigt, das Zusammenziehen der Augenbrauen, die Rümpferei, seine Hinterlist, seine Hinterlisten, seine Hinterlistigkeit: das nennt man Hinterlist.

 

"Und was ist da "Plappern" (lapanā)? Das Ansprechen der anderen durch den an Gewinn, Ehre und Ruhm hängenden, Übelgesinnten und von Wünschen Überkommenen, sein Plappern, Schmusen, sein Übertreiben, äußerstes Übertreiben, sein Festbinden, völliges Festbinden, Glänzenwollen, äußerstes Glänzenwollen, seine Schmeichelrede, seine Kriecherei, sein 'Bohnensuppenwesen', seine Kinderwartung: das nennt man Plappern.

 

"Und was ist da "Anspielerei" (nemittikatā)? Anspielungen eines solchen anderen gegenüber, Machen von Anspielungen, Andeutungen, Machen von Andeutungen, Drumherumreden, einkreisende Rede: das nennt man Anspielerei.

 

"Und was ist da "Verkleinerungssucht" (nippesikatā)? Das Beschimpfen der anderen durch einen solchen, sein Verleumden der anderen, Tadeln, Zurückweisen, äußerstes Zurückweisen, Verhöhnen, äußerstes Verhöhnen, Anschuldigen, äußerstes Anschuldigen, Schlechtsprechen hinter der anderen Rücken: das nennt man Verkleinerungssucht.

 

"Und was ist da das "Gieren nach immer größerem Gewinn" (lābhena lābham nijigimsanatā)? Der an Gewinn, Ehre und Ruhm Hängende Übelgesinnte und von den Wünschen Überkommene bringt die hier erhaltene Speise dorthin, und die dort erhaltene Speise bringt er hierher. Solcherart Sucht, große Sucht, äußerste Sucht, solches Suchen, großes Suchen, äußerstes Suchen nach immer mehr Speise: das nennt man Gier nach immer größerem Gewinn."

 

Die Bedeutung dieser Pali-Stelle aber ist folgendermaßen zu verstehen:

In der Darstellung der Hinterlist bedeutet:

 

 

Da nun in Mahā-Niddesa (p. 224f.) die dreifache Grundlage der Hinterlist überliefert wird, nämlich als Verweigerung der Bedarfsgegenstände, als Drumherumreden und als verbunden mit der körperlichen Haltungsweise, so wurde, um auch diese dreifache Grundlage zu erklären, hierauf begonnen mit den Worten: "Bei seinem in Verweigerung der Bedarfsartikel bestehenden Drumherumreden usw."

 

Hier nun ist die in "Verweigerung der Bedarfsgegenstände" bestehende Grundlage der Hinterlist folgendermaßen zu verstehen: Obgleich dem Mönche Gewänder usw. angeboten werden und er derselben bedarf, verweigert er sie wegen seiner üblen Gesinnung. Er weiß nämlich, daß die Hausleute ein festes Vertrauen zu ihm besitzen und denken: 'Oh, wie bedürfnislos der Ehrwürdige ist! Nichts will er annehmen! Von Segen wäre es für uns, wenn er von uns doch wenigstens irgend eine Kleinigkeit annehmen möchte!' Und wenn sie ihm darauf in vielerlei Weise kostbare Gewänder u. dergl. anbieten, dann gebärdet er sich, als ob er ihnen (mit der Gaben-Annahme) einen Gefallen tut; und infolge seiner Annahme beschenkt man ihn von da ab geradezu mit ganzen Wagenladungen. Daß er nun zu diesem Zwecke die anderen in Bewunderung versetzt, das hat man als die in 'Verweigerung der Bedarfsgegenstände' bestehende Grundlage der Hinterlist zu verstehen.

 

Im Mahā-Niddesa (p.224) nämlich heißt es:

 

"Was ist die in Verweigerung der Bedarfsartikel bestehende Grundlage der Hinterlist? Da warten die Hausleute dem Mönche auf mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den Arzneimitteln gegen Krankheiten. Und in übler Gesinnung und von Wünschen überkommen, verweigert er dieselben, obgleich er ihrer bedarf, und zwar in der Hoffnung noch mehr zu bekommen. Und er sagt: 'Was braucht der Mönch ein kostbares Gewand? Es geziemt sich, daß der Mönch vom Leichenfelde oder Kehrrichthaufen oder auf dem Markte weggeworfene Stoffetzen auflese, daraus ein Gewand anfertige und sich darin kleide. Was braucht der Mönch kostbare Speisen! Es geziemt sich, daß der Mönch mit den beim Einsammeln erlangten Almosenbrocken sein Leben friste. Was braucht der Mönch eine kostbare Lagerstätte! Es geziemt sich, daß der Mönch am Fuße eines Baumes oder unter freiem Himmel wohne. Was braucht der Mönch kostbare Arzneien für Krankheiten? Es geziemt sich, daß der Mönch sich aus abgestandenem (Kuh-) Urin oder zerbröckelten Myrobalanfrüchten eine Arznei herstelle (*). Und darum trägt er ein rauhes Gewand, genießt rauhe Almosenspeise, bewohnt eine rauhe Lagerstatt und gebraucht rauhe Arzneimittel gegen Krankheiten. Von ihm nun nehmen die Hausleute an, daß er ein bedürfnisloser Mönch sei, genügsam, abgekehrt, der Geselligkeit abhold, voll Tatkraft, ein Lehrer der Askese. Und mehr und mehr warten ihm die Hausleute mit den Bedarfsgegenständen auf. Er aber spricht also: 'Angesichts dreier Dinge erzeugt der vertrauensvolle edle Sohn großes Verdienst, nämlich: angesichts des Vertrauens, angesichts der zu gebenden Gabe und angesichts der der Gaben Würdigen. Ein solches Vertrauen aber besitzt ihr, die zu gebende Gabe habt ihr, und der Empfänger bin ich. Würde ich da die Gaben nicht annehmen, so würdet ihr von dem Verdienst ausgeschlossen sein. Ich habe kein Bedürfnis nach der Gabe. Doch aus Mitleid mit euch will ich sie annehmen.' Auf diese Weise erlangt er eine Menge Gewänder, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneimittel gegen Krankheiten. Solcherart Zusammenziehen der Augenbrauen und Rümpferei, solche Hinterlist, solches Hinterlisten, solche Hinterlistigkeit: das nennt man die in Verweigerung der Bedarfsgegenstände bestehende Grundlage der Hinterlist."


(*) Unmittelbar nach einer Mönchsweihe (upasampadā) wird jedesmal dem neu aufgenommenen Mönche (bhikkhu) die Mahnung gegeben, daß er gegebenfalls auf 4 Arten von Grundlagen (nissaya) angewiesen sei und sich dann damit zu begnügen habe. Diese sind: die Almosenspeise als Nahrung, der Fuß eines Baumes als Wohnstätte, ein aus gefundenen Fetzen zusammengeflicktes Gewand und abgestandenen Rinderurin als Arznei. In A.IV.27 heißt es, daß diese 4 Dinge unscheinbar und leicht zu erlangen, aber untadelhaft seien. Weiteres s.B.Wtb.: dhutanga. - Rinderurin gilt übrigens in ganz Indien seit Jahrtausenden als eines der wirksamsten Universal-Heilmittel.


 

Daß er, in übler Gesinnung, auf diese oder jene Weise durch seine Worte in Bewunderung versetzt, in denen er seine Erreichung von übermenschlichen Fähigkeiten andeutet: das ist als die mit "Drumherumreden" bezeichnete Grundlage der Hinterlist zu verstehen. Es heißt nämlich (ib.226):

 

 

 

Denn es heißt (ib. 225):

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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