Itivuttakam 30 - 39

30./31. Reue und Reulosigkeit

Zwei reuevolle Dinge gibt es. Welche zwei? Da hat einer Treffliches, Heilsames, Schutzverleihendes unterlassen und Böses, Trotziges, Frevelhaftes hat er getan. Beim Gedanken "Treffliches hab ich versäumt" reut es ihn, beim Gedanken "Böses hab ich getan" reut es ihn. Diese beiden Dinge sind reuevoll.

 

Wer schlechte Taten hat getan,
wer schlechte Rede hat geführt,
wer schlechtes Denken hat gepflegt,
und was da sonst als Makel gilt,

 

und wer da Heilsames versäumt,
viel Unheilsames aber tat:
der Weisheit bar geht er beim Tod
geradewegs zur Hölle hin.

 

Zwei reuelose Dinge gibt es. Welche zwei? Da hat einer Treffliches, Heilsames, Schutzverleihendes getan und Böses, Trotziges, Frevelhaftes unterlassen. Beim Gedanken "Treffliches hab ich getan" reut es ihn nicht, beim Gedanken "Böses hab ich unterlassen" reut es ihn nicht. Diese beiden Dinge sind reuelos.

 

Wer schlechte Taten unterließ,
wer schlechte Rede nicht geführt,
wer schlechtes Denken nicht gepflegt
und was da sonst als Makel gilt,

 

und wer da unheilsam nichts tat,
viel Heilsames jedoch gewirkt,
von Weisheit voll geht er beim Tod
geradewegs zum Himmel hin.

(Vgl. auch A.II.3)


32./33. Das Jenseits

Mit zwei Dingen wird eine Person so schnell, wie man eine Last hinwirft, zur Hölle gelangen. Mit welchen zwei? Mit schlechten Gewohnheiten und schlechter Ansicht. Mit diesen zwei Dingen wird eine Person so schnell, wie man eine Last hinwirft, zur Hölle gelangen.

 

Ein Mann, der Schlechtes ist gewöhnt,
und bei dem auch die Ansicht schlecht,
der Weisheitslose geht beim Tod
gewißlich auf den Höllenweg.

 

Mit zwei Dingen wird eine Person so schnell, wie man eine Last hinwirft, zum Himmel gelangen. Mit welchen zwei? Mit guten Gewohnheiten und guter Ansicht. Mit diesen zwei Dingen wird eine Person so schnell, wie man eine Last hinwirft, zum Himmel gelangen.

 

Ein Mann, der Gutes ist gewohnt,
und bei dem auch die Ansicht gut,
der Weisheitsvolle geht beim Tod
gewißlich auf den Himmelsweg.

(Vgl. A.III.10 u. A.III.141ff)


34. Gegensätze

Ein Mönch, der sich nicht anstrengt und der ohne Scheu ist, ist unfähig zum Erwachen, zum Nirvana, zur Erreichung der unvergleichlichen Sicherheit. Ein Mönch, der sich anstrengt und der voll Scheu ist, ist fähig zum Erwachen, zum Nirvana, zur Erreichung der unvergleichlichen Sicherheit.

 

Wer sich nicht anstrengt, ohne Scheu,
wer träge ist und kleinen Muts,
gelangweilt ist, sich gehen läßt,
wer ohne Scham und ohn' Respekt:
Erwachung wirkt er nimmer aus.

 

Doch wer da achtsam, klug, vertieft,
sich anstrengt, scheut, ist ernsten Sinns,
zerstört Geburts- und Todes-band:
Erwachung wirkt er sich schon hier.

35./36. Ohne zu täuschen

Nicht führt man diesen Reinheitswandel, um die Leute zu täuschen und zu beschwatzen, nicht wegen Geschenken, Ehre und Ruhm, nicht um unter den Leuten bekannt zu sein, sondern eben zur Zügelung und Überwindung (36: zum Überblick und zur Durchschauung).

 

Zur Züg'lung, Überwindung zeigt
(36: Zum Überblick, zum Schauen durch)
Erhabner Reinheitswandel, der
auf Hörensagen nicht beruht,
der ins Nirvana mündet ein.

 

Dies ist der Weg der Großen ja,
dem große Seher sind gefolgt:
Wer da beschreitet diesen Pfad,
wie der Erwachte ihn gezeigt,
dem Leiden macht ein Ende er,
des Meisters Weisung folgt er nach.

(alles = A.IV.25 m. Ä.)


37. Frohsinn

Mit zwei Dingen weilt ein Mönch schon zu Lebzeiten häufig in Glück und Frohsinn und ist gründlich gerüstet zur Triebversiegung. Mit welchen zwei?

 

Ergriffenheit bei den ergreifenden Dingen und, ist man ergriffen, gründliches Kämpfen (D 33 II = A.IV.113). Mit diesen zwei Dingen lebt ein Mönch schon zu Lebzeiten häufig in Glück und Frohsinn und ist gründlich gerüstet zur Triebversiegung.

 

 


38. Zwei Erwägungen

An den Vollendeten, Heiligen, Vollkommen Erwachten treten oft folgende zwei Erwägungen heran: die Erwägung der Sicherheit und die Erwägung der Abgeschiedenheit.

Der Vollendete ist der Unbeschwertheit froh, freut sich der Unbeschwertheit. An den Vollendeten, der der Unbeschwertheit froh ist, der sich der Unbeschwertheit freut, tritt oft eben diese Erwägung heran: "Durch mein Verhalten beschwere ich niemanden, sei er schwach oder stark."

 

Der Vollendete ist der Abgeschiedenheit froh, freut sich der Abgeschiedenheit. An den Vollendeten, der der Abgeschiedenheit froh ist, der sich der Abgeschiedenheit freut, tritt oft eben diese Erwägung heran: "Was unheilsam ist, das ist überwunden."

Deshalb also weilt auch ihr so, daß ihr der Unbeschwertheit froh seid, an der Unbeschwertheit erfreut. Weilt ihr so, dann wird oft diese Erwägung an euch herantreten: "Durch unser Verhalten beschweren wir niemanden, sei er schwach oder stark."

Weilt so, daß ihr der Abgeschiedenheit froh, an ihr erfreut seid. Weilt ihr so, dann wird oft diese Erwägung an euch herantreten: "Was ist unheilsam? Was ist noch nicht überwunden? Was wollen wir überwinden?"

 

 

 

(Vers 2 Z. 4/5 = It. 46)

(Vers 3 = M 26 = D 14 = S 6.1; alle als Imperativ)


39. Zwei Lehrunterweisungen

Dem Vollendeten, Heiligen, Vollkommen Erwachten eignen zwei Lehrunterweisungen. Welche zwei? "Das Böse sehet als böse an" das ist die erste Lehrunterweisung. "Nachdem ihr das Böse als böse eingesehen habt, werdet seiner überdrüssig, entreizt es, befreit euch davon", das ist die zweite Lehrunterweisung. Dem Vollendeten, Heiligen, Vollkommen Erwachten eignen diese zwei Lehrunterweisungen.

 

 


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