Anguttara Nikaya, I. Die ersten fünzig Sutten (pathamapannāsaka)

1. Kapitel: bāla-vagga

A.III. 1 Gefahr

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene im Jetahaine bei Sāvatthī, im Kloster des Anāthapindika. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Mönche!« - »Herr« erwiderten jene Mönche dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach:

»Alle Gefahr, (*1) ihr Mönche, die da aufsteigt, geht vom Toren aus, (*2) nicht vom Weisen. Aller Verdruß, der da aufsteigt, geht vom Toren aus, nicht vom Weisen. Alle Bedrängnis, die da aufsteigt, geht vom Toren aus, nicht vom Weisen.

Gleichwie, ihr Mönche, das in einem rohr- oder strohgedeckten Hause ausgebrochene Feuer auch Giebelhäuser ergreift, die außen und innen getüncht sind, windgeschützt, verriegelt, mit geschlossenen Fenstern - ebenso auch, ihr Mönche, geht alle Gefahr, die da aufsteigt, vom Toren aus, nicht vom Weisen; geht aller Verdruß, der da aufsteigt, vom Toren aus, nicht vom Weisen; geht alle Bedrängnis, die da aufsteigt, vom Toren aus, nicht vom Weisen.

So also, ihr Mönche, bringt der Tor Gefährdung, keine Gefährdung bringt der Weise; bringt der Tor Verdruß, keinen Verdruß bringt der Weise; bringt der Tor Bedrängnis, keine Bedrängnis bringt der Weise. Durch einen Weisen, ihr Mönche, gibt es keine Gefahr, durch einen Weisen gibt es keinen Verdruß, durch einen Weisen gibt es keine Bedrängnis (*3).

Darum, ihr Mönche, sollt ihr danach streben: 'Jene drei Eigenschaften, (*4) an denen man den Toren erkennt, diese wollen wir überwinden! Jene drei Eigenschaften aber, an denen man den Weisen erkennt, diese wollen wir uns zu eigen machen!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!«


(*1) bhayāni. Das Paliwort bhaya kann zwei Bedeutungen haben;

Daß hier die zweite Bedeutung gemeint ist, wird durch das folgende Gleichnis nahegelegt. Doch auch die Bedeutung 'Furcht', als eine Auswirkung der Gefahr, mag hier mitgedacht werden.

(*2) Bālato ist Ablativ und kann nicht, wie häufig geschehen, mit dem Lokativ 'im Toren' übersetzt werden. K: durch den Toren veranlaßt. Daß dies der beabsichtigte Sinn ist, ergibt sich gleichfalls aus dem Gleichnis.

(*3) Bis hierher gleichlautend in M.115.

(*4) Die 'drei Eigenschaften' werden im folgenden Text genannt.


A.III. 2 Die Merkmale des Toren und des Weisen - I

Die Tat, ihr Mönche, kennzeichnet den Toren, die Tat kennzeichnet den Weisen; im Verhalten zeigt sich die Weisheit. Wem, ihr Mönche, drei Dinge eignen, den hat man als Toren zu betrachten. Welche drei Dinge?

Wem diese drei Dinge eignen, den hat man als Toren zu betrachten.

Wem, ihr Mönche, drei Dinge eignen, den hat man als Weisen zu betrachten. Welche drei Dinge? 

Wem diese drei Dinge eignen, den hat man als Weisen zu betrachten.

Darum, ihr Mönche, sei euer Streben: 'Jene drei Dinge, an denen man den Toren erkennt, diese wollen wir überwinden! Jene drei Dinge aber, an denen man den Weisen erkennt, diese wollen wir uns zu eigen machen!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!


A.III. 3 Die Merkmale des Toren und des Weisen - II

Drei Merkmale des Toren gibt es, ihr Mönche, drei Kennzeichen, drei Verhaltungsweisen. Welche drei?

Da, ihr Mönche, denkt der Tor schlechte Gedanken, spricht schlechte Worte, verübt schlechte Taten. Würde nämlich der Tor keinerlei schlechte Gedanken denken, keinerlei schlechte Worte sprechen, keinerlei schlechte Taten verüben, woran sollten da die Weisen erkennen, daß er ein Tor ist, ein unedler Mensch? Daran aber, daß der Tor schlechte Gedanken denkt, schlechte Worte spricht und schlechte Taten verübt, erkennen die Weisen, daß er ein Tor ist, ein unedler Mensch. Diese drei Merkmale des Toren gibt es, diese drei Kennzeichen, diese drei Verhaltungsweisen.

Drei Merkmale des Weisen gibt es, ihr Mönche, drei Kennzeichen, drei Verhaltungsweisen. Welche drei?

Da, ihr Mönche, denkt der Weise gute Gedanken, spricht gute Worte, verübt gute Taten. Würde nämlich der Weise keinerlei gute Gedanken denken, keinerlei gute Worte sprechen, keinerlei gute Taten verüben, woran sollten da die Weisen erkennen, daß er ein Weiser ist, ein edler Mensch? Daran aber, daß der Weise gute Gedanken denkt, gute Worte spricht und gute Taten verübt, erkennen die Weisen, daß er ein Weiser ist, ein edler Mensch. Diese drei Merkmale des Weisen gibt es, diese drei Kennzeichen, diese drei Verhaltungsweisen.

(Gleichlautend in M. 129.)


A.III. 4 Ordensvergehen

Bei wem, ihr Mönche, drei Umstände anzutreffen sind, den hat man als Toren zu betrachten. Welche drei Umstände?

Wenn einer ein Vergehen nicht als Vergehen anerkennt; wenn einer, nachdem er ein Vergehen als solches anerkannt hat, es nicht ordnungsgemäß sühnt; wenn einer das Vergehen, welches ein anderer bekennt, nicht ordnungsgemäß entgegen nimmt.

Bei wem, ihr Mönche, drei Umstände anzutreffen sind, den hat man als Weisen zu betrachten. Welche drei Umstände?

Wenn einer ein Vergehen als Vergehen anerkennt; wenn einer, nachdem er ein Vergehen als solches anerkannt hat, es ordnungsgemäß sühnt; wenn einer das Vergehen, das ein anderer bekennt, ordnungsgemäß entgegen nimmt.


A.III. 5 Frage und Antwort

Bei wem, ihr Mönche, drei Umstände anzutreffen sind, den hat man als Toren zu betrachten. Welche drei Umstände?

Bei wem, ihr Mönche, drei Umstände anzutreffen sind, den hat man als einen Weisen zu betrachten. Welche drei Umstände?


A.III. 6-8 Die drei Taten

Wem, ihr Mönche, drei Dinge eignen, den hat man als Toren zu betrachten. Welche drei?

Wem, ihr Mönche, drei Dinge eignen, den hat man als Weisen zu betrachten. Welche drei?

Darum, ihr Mönche, sollt ihr da also streben: 'Jene drei Dinge, an denen man den Toren erkennt, diese wollen wir überwinden! Jene drei Dinge aber, an denen man den Weisen erkennt, diese wollen wir uns zu eigen machen!' Das, ihr Mönche sei euer Streben!


A.III. 9 Der Verständige und der Unverständige

Im Besitze dreier Eigenschaften, ihr Mönche, untergräbt und schädigt der Tor, der unverständige, unedle Mensch, seinen Charakter, ist tadelnswert, wird von Weisen gerügt und schafft sich große Schuld. Welches sind diese drei Eigenschaften?

Im Besitze dreier Eigenschaften, ihr Mönche, hält der Weise, der verständige, edle Mensch, seinen Charakter unversehrt und unbeeinträchtigt, bleibt tadelfrei, wird von Weisen gelobt und schafft sich viel Gutes. Welches sind diese drei Eigenschaften?

Guter Wandel in Werken, guter Wandel in Worten und guter Wandel in Gedanken.


A.III. 10 Die drei Makel

Wenn da einer, ihr Mönche, drei Eigenschaften besitzt und drei Makel nicht entfernt hat, verfällt er, wie er sich's erwirkt, der Hölle. Welches sind diese drei?

Besitzt einer diese drei Eigenschaften, hat er diese drei Makel nicht entfernt, so verfällt er, wie er sich's erwirkt, der Hölle.

Wenn einer drei Eigenschaften besitzt und drei Makel entfernt hat, gelangt er, wie er sich's erwirkt, in himmlische Welt. Welche drei?

Besitzt er diese drei Eigenschaften, hat er diese drei Makel entfernt, so gelangt er, wie er sich's erwirkt, in himmlische Welt.


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