uparrow.gif (358 bytes) Digha Nikāya - Die Längere Sammlung  

16. Mahāparinibbāna Sutta, Teil 3


16.3.1 Buddha entscheidet ins Nibbāna einzugehen

Da hat denn der Erhabene eines Morgens sich gerüstet, Mantel und Schale genommen und den Weg nach Vesālī beschritten, um Almosenspeise. In der Stadt von Haus zu Haus tretend kehrte der Erhabene mit den erhaltenen Brocken zurück, nahm das Mahl ein, und wandte sich nun an den ehrwürdigen Anando:

«Versieh dich, Anando, mit der Sitzmatte: nach dem Pāvāler Baumfrieden, da wollen wir uns hinbegeben, bis gegen Abend dort verweilen.»

«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und er versah sich mit der Sitzmatte und ging, dem Erhabenen rückwärts immer folgend, nach.

So begab sich denn der Erhabene nach dem Pāvāler Baumfrieden ihn und nahm, dort angelangt, auf dem vorbereiteten Sitze Platz. Der ehrwürdige Anando aber verbeugte sich ehrerbietig vor dem Erhabenen und setzte sich beiseite nieder. An den ehrwürdigen Anando, der da beiseite saß, wandte sich nun der Erhabene also:

«Schön gelegen ist, Anando, Vesālī, schön gelegen der Udener Park, schön gelegen der Garten der Gotamiden, schön gelegen der Siebenmangohain, schön gelegen der Hügel mit dem Vielblätterlaub, schön gelegen das Grabmal an der Sarandadā, schön gelegen der Pāvāler Baumfrieden. -

Wer auch immer, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet hat, der könnte, Anando, wenn ihn danach verlangte, ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters. Der Vollendete hat, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet; bei Verlangen danach, Anando, könnte der Vollendete ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters.»

Ob nun gleich also dem ehrwürdigen Anando vom Erhabenen ein wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war, hat er es nicht zu merken vermocht, hat nicht den Erhabenen gebeten: "Bestehen, o Herr, möge der Erhabene das Weltalter durch, bestehen möge der Willkommene das Weltalter durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen!", als wie da vom Bösen im Geiste umgarnt.

Ein zweites Mal aber, und ein drittes Mal hat der Erhabene sich also an den ehrwürdigen Anando gewandt:

«Schön gelegen ist, Anando, Vesālī, schön gelegen der Udener Park, schön gelegen der Garten der Gotamiden, schön gelegen der Siebenmangohain, schön gelegen der Hügel mit dem Vielblätterlaub, schön gelegen das Grabmal an der Sarandadā, schön gelegen der Pāvāler Baumfrieden. -

Wer auch immer, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet hat, der könnte, Anando, wenn ihn danach verlangte, ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters. Der Vollendete hat, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet; bei Verlangen danach, Anando, könnte der Vollendete ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters.»

Ob nun gleich also dem ehrwürdigen Anando vom Erhabenen ein wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war, hat er es nicht zu merken vermocht, hat nicht den Erhabenen gebeten: "Bestehen, o Herr, möge der Erhabene das Weltalter durch, bestehen möge der Willkommene das Weltalter durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen!", als wie da vom Bösen im Geiste umgarnt.

Da hat denn der Erhabene zum ehrwürdigen Anando gesagt:

«Geh' hin, Anando, wie es dir nun belieben mag.»

«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen, stand vom Sitze auf, verbeugte sich ehrerbietig vor dem Erhabenen, ging rechts herum und setzte sich, nicht weit entfernt, an der Wurzel eines anderen Baumes nieder.

Da ist nun Māro der Böse, nicht lange nachdem der ehrwürdige Anando gegangen war, zum Erhabenen herangekommen und beiseite gestanden. Beiseite stehend hat dann Māro der Böse zum Erhabenen also gesprochen:

«Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Willkommene! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen. Verheißen hat ja einst, o Herr, der Erhabene die Worte: "Nicht eher werde ich, Böser, zur Erlöschung eingehen, solange Mönche bei mir nicht Jünger geworden sind, augenfällige, auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, vielerfahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß nachfolgend auf dem geraden Pfade vorschreiten werden und der Lehre gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft erworben haben und anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen vermögen, einen von anderen vorgebrachten Einwand mir Fug und Recht wohlabgewehrt abwehren können, gut erfaßbar die Lehre aufweisen werden."

Heute nun aber sind, o Herr, Mönche des Erhabenen Jünger, augenfällige, auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, vielerfahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß nachfolgend schreiten sie auf dem geraden Pfade vor, haben der Lehre gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft erworben und vermögen sie anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen, können einen von anderen vorgebrachten Einwand mit Fug und Recht wohl abgewehrt abwehren, weisen gut erfaßbar die Lehre auf. Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Willkommene!

Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen. Verheißen hat ja einst, o Herr, der Erhabene die Worte: "Nicht eher werde ich, Böser, zur Erlöschung eingehn, solange Nonnen bei mir nicht Jüngerinnen geworden sind; solange Anhänger und Anhängerinnen bei mir keine Jünger geworden sind: augenfällige, auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicherheit geboren, viel erfahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß nachfolgend auf dem geraden Pfade vorschreiten werden und der Lehre gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft erworben haben und anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen vermögen, einen von anderen vorgebrachten Einwand mit Fug und Recht wohl abgewehrt abwehren können, gut erfaßbar die Lehre aufweisen werden." -

Heute nun aber sind, o Herr, Nonnen des Erhabenen Jüngerinnen; sind Anhänger und Anhängerinnen des Erhabenen Jünger: augenfällige, auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, viel erfahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß nachfolgend schreiten sie auf dem geraden Pfade vor, haben der Lehre gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft erworben und vermögen sie anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen, können einen von anderen vorgebrachten Einwand mit Fug und Recht wohl abgewehrt abwehren, weisen gut erfaßbar die Lehre auf. Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Willkommene! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen.

«Verheißen hat ja einst, o Herr, der Erhabene die Worte: " Nicht eher werde ich, Böser, zur Erlöschung eingehn, solange da bei mir das Asketentum nicht mächtig wird aufgediehen sein, nach allen Seiten hin, unter vielem Volke verbreitet, jedem zugänglich, bis es eben den Menschen wohlbekannt geworden ist." Heute nun aber ist, o Herr, das Asketentum des Erhabenen mächtig aufgediehen, nach allen Seiten hin, unter vielem Volke verbreitet, jedem zugänglich, lange schon den Menschen wohlbekannt geworden. Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Willkommene! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen.»

Also angegangen hat der Erhabene zu Māro dem Bösen da gesagt:

«Sei du unbesorgt. Böser, binnen kurzem wird es mit dem Vollendeten zur Erlöschung kommen heute über drei Monate wird der Vollendete zur Erlöschung eingehen.»

Da hat denn der Erhabene am Pāvāler Baumfrieden klar und wohl bewußt den Dauergedanken entlassen.

Mit dem Entlassen des Dauergedankens durch den Erhabenen war aber ein gewaltiges Zittern über die Erde gegangen, ein Erschauern und ein Erschaudern, und der Wolken rollende Donner dröhnten dahin. Da ließ nun der Erhabene, bei solchem Anblick eben dazumal tief aufatmend, dies verlauten:
 

«Gemein und ungemein, was geworden ist, 
Gedanken an Dasein entlassen hat der Mönch: 
In sich beseligt, innig geeint, 
Zerriß wie ein Panzerhemd er den Selbstbestand.» 

16.3.2 Die acht Ursachen eines Erdbebens

Alsbald aber sagte sich da der ehrwürdige Anando: "Erstaunlich, fürwahr, außerordentlich, fürwahr! Ein gewaltiges Zittern war es über die Erde, ein ganz gewaltiges Zittern über die Erde war's, ein Erschauern und ein Erschaudern, und der Wolken rollende Donner dröhnten dahin. Was mag wohl der Anlaß, was der Umstand sein, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kam?" Da begab sich denn der ehrwürdige Anando zum Erhabenen hin, verbeugte sich vor dem Erhabenen ehrerbietig und setzte sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sprach nun der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:

«Erstaunlich, o Herr, außerordentlich, o Herr: ein gewaltiges Zittern, o Herr, ist über die Erde gegangen, ein ganz gewaltiges Zittern, o Herr, über die Erde war's, ein Erschauern und ein Erschaudern, und der Wolken rollende Donner dröhnten dahin. Was mag wohl, o Herr, der Anlaß, was der Umstand sein, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kam?»

"Acht Anlässe gibt es, Anando, acht Umstände, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt: und welche acht?

  1. Diese große Erde, Anando, hat ihren Bestand im Wasser, das Wasser hat seinen Bestand im Winde, der Wind hat seinen Bestand im Raume. Zu einer Zeit nun, Anando, wo gewaltige Winde wehen, lassen die gewaltigen Winde mit ihrem Wehen das Wasser erbeben: und erbebt das Wasser, erbebt die Erde. Das ist der erste Anlaß, der erste Umstand, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.
  2. «Ferner aber, Anando, ist da ein Asket oder ein Priester, der ist machtvoll, hat die Herrschaft über seinen Geist, oder ein Gott, hochmächtig, hochgewaltig; der hat die Vorstellung "Erde" mäßig entwickelt, unermeßlich die Vorstellung "Wasser": so macht er diese Erde beben und erbeben, wanken und schwanken. Das ist der zweite Anlaß, der zweite Umstand, daß ein gewaltiges zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.
  3. «Ferner aber, Anando: wann der Erwachsame aus Seliger Gestalt hinweggeschwunden klar bewußt in den Leib der Mutter herabkommt, dann gerät diese Erde in Beben und Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist der dritte Anlaß, der dritte Umstand, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.
  4. «Ferner aber, Anando wann der Erwachsame klar bewußt aus dem Leibe der Mutter hervorkehrt, dann gerät diese Erde in Beben und Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist der vierte Anlaß, der vierte Umstand, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.
  5. «Ferner aber, Anando: wann der Vollendete in der unvergleichlichen vollkommenen Erwachung auferwacht, dann gerät diese Erde in Beben und Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist der fünfte Anlaß, der fünfte Umstand, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.
  6. «Ferner aber, Anando: wann der Vollendete das unvergleichliche Reich der Wahrheit darstellt, dann gerät diese Erde in Beben und Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist der sechste Anlaß, der sechste Umstand, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.
  7. «Ferner aber, Anando: wann der Vollendete klar bewußt den Dauergedanken entläßt, dann gerät diese Erde in Beben und Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist der siebente Anlaß, der siebente Umstand, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.
  8. «Ferner aber, Anando: wann der Vollendete in der ohne Hangen verbliebenen Art der Erlöschung zu erlöschen kommt, dann gerät diese Erde in Beben und Erbeben, in Wanken und Schwanken. Das ist der achte Anlaß, der achte Umstand, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt. Das sind, Anando, die acht Anlässe, acht Umstände, daß ein gewaltiges Zittern über die Erde zur Erscheinung kommt.

16.3.3 Die acht Versammlungen

«Acht gibt es, Anando, der Versammlungen: und was für acht?

  1. Die Versammlung der Krieger,
  2. die Versammlung der Priester,
  3. die Versammlung der Bürger,
  4. die Versammlung der Asketen,
  5. die Versammlung der Götter der vier Gegenden,
  6. die Versammlung der Götter der Dreiunddreißig,
  7. die Versammlung der sinnlichen Götter und
  8. die Versammlung der heiligen Götter.

«Nun weiß ich wohl, Anando, daß ich eine Versammlung von etlichen hundert Kriegern besucht habe. Da hab' ich denn zuerst eben Platz genommen, zuerst die Unterredung eröffnet und zuerst die Unterhaltung in Gang gebracht. Welche Miene dort nun jene zeigten, solche Miene zeigte ich; welchen Ton jene angaben, solchen Ton gab ich an, und in lehrreichem Gespräche ermunterte, ermutigte, erregte und erheiterte ich. Während ich aber sprach, kannte mich keiner. "Wer ist es nur, der da redet, ein Gott oder ein Mensch?", sagte man. Als ich aber in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert hatte, schwand ich von dannen; und auch mich Entschwundenen kannte keiner. "Wer war es nur, der da entschwunden ist, ein Gott oder ein Mensch?", sagte man. -

Auch weiß ich wohl, Anando, daß ich eine Versammlung von etlichen hundert Priestern, Versammlung von etlichen hundert Bürgern, Versammlung von etlichen hundert Asketen, daß ich eine Versammlung von etlichen hundert Göttern der vier Gegenden, Versammlung von etlichen hundert Göttern der Dreiunddreißig, Versammlung von etlichen hundert sinnlichen Göttern, Versammlung von etlichen hundert heiligen Göttern besucht habe. Da hab' ich denn zuerst eben Platz genommen, zuerst die Unterredung eröffnet und zuerst die Unterhaltung in Gang gebracht. Welche Miene dort nun jene zeigten, solche Miene zeigte ich; welchen Ton jene angaben, solchen Ton gab ich an, und in lehrreichem Gespräche ermunterte, ermutigte, erregte und erheiterte ich. Während ich aber sprach, kannte mich keiner. "Wer ist es nur, der da redet, ein Gott oder ein Mensch?", sagte man. Als ich aber in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert hatte, schwand ich von dannen; und auch mich Entschwundenen kannte keiner. "Wer war es nur, der da entschwunden ist, ein Gott oder ein Mensch?" sagte man. - Das sind, Anando, die acht Versammlungen.


16.3.4 Die acht Überwindungen

«Acht Grade gibt es, Anando, der Überwindung (abhibhāyatana): und welche acht?

  1. Innen nimmt man Formen wahr, einig; außen sieht man Formen, wenig, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der erste Grad der Überwindung.
  2. Innen nimmt man Formen wahr, einig; außen sieht man Formen, unermeßlich, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der zweite Grad der Überwindung.
  3. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, wenig, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der dritte Grad der Überwindung.
  4. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, unermeßlich, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der vierte Grad der Überwindung.
  5. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, blaue, die blau schimmern, blau scheinen, blau aussehn. Gleichwie etwa eine Hanfblüte blau ist, blau schimmert, blau scheint, blau aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten blaugefärbt, blau schimmert, blau scheint, blau aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, blaue, die blau schimmern, blau scheinen, blau aussehn; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der fünfte Grad der Überwindung.
  6. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, gelbe, die gelb schimmern, gelb scheinen, gelb aussehn. Gleichwie etwa eine Zimtblüte gelb ist, gelb schimmert, gelb scheint, gelb aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten gelbgefärbt, gelb schimmert, gelb scheint, gelb aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, gelbe, die gelb schimmern, gelb scheinen, gelb aussehn; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der sechste Grad der Überwindung.
  7. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, rote, die rot schimmern, rot scheinen, rot aussehn. Gleichwie etwa eine Malvenrose rot ist, rot schimmert, rot scheint, rot aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten rotgefärbt, rot schimmert, rot scheint, rot aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, rote, die rot schimmern, rot scheinen, rot aussehn; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der siebente Grad der Überwindung.
  8. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, weiße, die weiß schimmern, weiß scheinen, weiß aussehn. Gleichwie etwa der Morgenstern weiß ist, weiß schimmert, weiß scheint, weiß aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten weißgebleicht, weiß schimmert, weiß scheint, weiß aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, weiße, die weiß schimmern, weiß scheinen, weiß aussehn; solche überwindend sagt man sich 'Ich weiß es, ich seh' es', nimmt es also wahr: das ist der achte Grad der Überwindung. -

Das sind, Anando, die acht Grade der Überwindung.


16.3.5 Die acht Befreiungen

«Acht gibt es, Anando, der Freiungen (vimokha): und was für acht?

  1. Formhaft ist man und sieht die Formen: das ist die erste Freiung.
  2. Innen ohne Formwahrnehmung sieht man außen Formen: das ist die zweite Freiung.
  3. Schönheit nur hat man im Sinne: das ist die dritte Freiung.
  4. Durch völlige Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen gewinnt man in dem Gedanken "Grenzenlos ist der Raum" das Reich des unbegrenzten Raumes: das ist die vierte Freiung.
  5. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre gewinnt man in dem Gedanken "Grenzenlos ist das Bewußtsein" das Reich des unbegrenzten Bewußtseins: das ist die fünfte Freiung.
  6. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre gewinnt man in dem Gedanken "Nichts ist da" das Reich des Nichtdaseins: das ist die sechste Freiung.
  7. Nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre errreicht man die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung: das ist die siebente Freiung.
  8. Nach völliger Überwindung der Grenzscheide möglicher Wahrnehmung erreicht man die Auflösung der Wahrnehmbarkeit: das ist die achte Freiung.

Das sind, Anando die acht Freiungen.


16.3.6 Anandos Versäumnis

«Es war einmal, Anando, da bin ich bei Uruvelā geweilt, am Flußgestade der Nerañjarā, unter dem Feigenbaum der Ziegenhirten, soeben erst vollkommen auferwacht. Da ist nun, Anando, Māro der Böse zu mir herangekommen und beiseite gestanden. Beiseite stehend, Anando, hat dann Māro der Böse zu mir also gesprochen:

"Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Willkommene! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen."

Also angegangen, Anando, hab' ich zu Māro dem Bösen da gesagt: "Nicht eher werde ich, Böser zur Erlöschung eingehen, solange Mönche bei mir nicht Jünger geworden sind, augenfällige, auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, viel erfahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß nachfolgend auf dem geraden Pfade vorschreiten werden und der Lehre gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft erworben haben und anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen vermögen, einen von anderen vorgebrachten Einwand mit Fug und Recht wohl abgewehrt abwehren können, gut erfaßbar die Lehre aufweisen werden.

Nicht eher werde ich, Böser, zur Erlöschung eingehen, solange Nonnen bei mir nicht Jüngerinnen geworden sind; solange Anhänger und Anhängerinnen bei mir keine Jünger geworden sind: augenfällige, auserprobte, mit freiem Antlitz, in Sicherheit geborgen, viel erfahren, Hüter der Lehre, der Lehre lehrgemäß nachfolgend auf dem geraden Pfade vorschreiten werden und der Lehre gemäß wandelnd die eigene Meisterschaft erworben haben und anzuzeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen vermögen, einen von anderen vorgebrachten Einwand mit Fug und Recht wohl abgewehrt abwehren können, gut erfaßbar die Lehre aufweisen werden.

Nicht eher werde ich, Böser, zur Erlöschung eingehen, solange da bei mir das Asketentum nicht mächtig wird aufgediehen sein, nach allen Seiten hin, unter vielem Volke verbreitet, jedem zugänglich, bis es eben den Menschen wohlbekannt geworden ist."

Jetzt aber eben, Anando, heute am Pāvāler Baumfrieden, ist Māro der Böse zu mir herangekommen und beiseite gestanden. Beiseite stehend, Anando, hat nun Māro der Böse zu mir also gesprochen: "Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Willkommene! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen. Verheißen hat ja einst, o Herr, der Erhabene die Worte: 'Nicht eher werde ich, Böser, zur Erlöschung eingehen, solange Mönche bei mir nicht Jünger geworden sind, solange Nonnen bei mir nicht Jüngerinnen geworden sind, solange Anhänger und Anhängerinnen bei mir keine Jünger geworden sind, solange da bei mir das Asketentum nicht mächtig wird aufgediehen sein, nach allen Seiten hin, unter vielem Volke verbreitet, jedem zugänglich, bis es eben den Menschen wohlbekannt geworden ist.'

Heute nun aber ist, o Herr, das Asketentum beim Erhabenen mächtig aufgediehen, nach allen Seiten hin, unter vielem Volke verbreitet, jedem zugänglich, lange schon den Menschen wohlbekannt geworden. Erlöschen möge jetzt, o Herr, der Erhabene, erlöschen möge der Willkommene! Zur Erlöschung ist es jetzt Zeit, o Herr, für den Erhabenen." Also angegangen, Anando, hab' ich zu Māro dem Bösen da gesagt: "Sei du unbesorgt, Böser, binnen kurzem wird es mit dem Vollendeten zur Erlöschung kommen: heute über drei Monate wird der Vollendete zur Erlöschung eingehn." Jetzt eben hat, Anando, heute am Pāvāler Baumfrieden, der Vollendete klar und wohlbewußt den Dauergedanken entlassen.»

Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige Anando den Erhabenen also an:

«Bestehen, o Herr, möge der Erhabene das Weltalter durch, bestehen möge der Willkommene das Weltalter durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen!»

«Laß' es gut sein, Anando, bitte nicht den Vollendeten, die Zeit ist vorbei, Anando, den Vollendeten zu bitten.»

Ein zweites Mal aber, und ein drittes Mal sprach nun der ehrwürdige Anando den Erhabenen also an:

«Bestehen, o Herr, möge der Erhabene das Weltalter durch, bestehen möge der Willkommene das Weltalter durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen!»

«Hast du, Anando, Vertrauen zur Wachheit des Vollendeten?»

«Gewiß, o Herr!»

«Wie denn also nur magst du, Anando, den Vollendeten bis zur dreimaligen Wiederholung bedrängen?»

«Von Angesicht hab' ich es, o Herr, vom Erhabenen gehört, von Angesicht vernommen "wer auch immer, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet hat, der könnte, Anando, wenn ihn danach verlangte, ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters. Der Vollendete hat, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet; bei Verlangen danach, Anando, könnte der Vollendete ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters."»

«Und du hast es geglaubt, Anando?»

«Freilich, o Herr!»

«Darum aber, Anando, hast du eben hier es versehn, hast du eben hier es versäumt, der du, ob dir gleich also vom Vollendeten ein wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war, es nicht zu merken vermochtest, den Vollendeten nicht gebeten hast "Bestehen möge der Erhabene das Weltalter durch, bestehen möge der Willkommene das Weltalter durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen." Hättest du, Anando, den Vollendeten gebeten, so hätte wohl zweimal deine Worte der Vollendete abgewiesen, aber das dritte Mal ihnen entsprochen. Darum aber, Anando, hast du eben hier es versehn, hast du eben hier es versäumt.

«Es war einmal, Anando, da bin ich bei Rājagaham geweilt, am Geierkulm, im Gebirge. Auch dort, Anando, hab' ich zu dir gesagt: "Schön gelegen ist, Anando, Rājagaham, schön gelegen der Geierkulm, das Gebirge. -

Wer auch immer, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet hat, der könnte, Anando, wenn ihn danach verlangte, ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters. Der Vollendete hat, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet; bei Verlangen danach, Anando, könnte der Vollendete ein Weltalter durch bestehen oder bis zu Ende des Weltalters."

Ob dir gleich also, Anando, vom Vollendeten ein wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war, hast du es nicht zu merken vermocht, hast nicht den Vollendeten gebeten: 'Bestehen möge der Erhabene das Weltalter durch, bestehen möge der Willkommene das Weltalter durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.' Hättest du, Anando, den Vollendeten gebeten, so hätte wohl zweimal deine Worte der Vollendete abgewiesen, aber das dritte Mal ihnen entsprochen. Darum aber, Anando, hast du eben hier es versehn, hast du eben hier es versäumt.

«Es war einmal, Anando, da bin ich wieder eben bei Rājagaham geweilt, unter dem Feigenbaum im Hirtenhain; und wieder bei Rājagaham, am Räubersprung; und wieder einmal am Abhange des Brockensteins, in der Siebenblätterlaubgrotte (sattapannaguhā); und wieder am Seherschlunde (Vergl. M 116), in der Schlucht beim Schwarzen Felsen; und im Kühlen Walde, in der Bucht am Schlangenweiher; und auch in der Aue am Tapodo (baden im Tapodo erwähnt M. 133); auch wieder im Bambuspark, am Hügel der Eichhörnchen; und wieder auch im Mangohaine Jīvakos (Vergl. M. 55); und auch eben bei Rājagaham im Wildgarten ober dem Engpaß. Auch dort, Anando, hab' ich also zu dir gesprochen. -

Es war einmal, Anando, da bin ich wieder hier, bei Vesālī geweilt, im Udener Park; und hier bei Vesālī, im Garten der Gotamiden; und wiederum hier im Siebenmangohain; auch wieder am Hügel mit dem Vielblätterlaub; und wieder auch am Grabmal an der Sarandadā, bei Vesālī. Auch da, Anando, hab' ich also zu dir gesprochen.

«Nun aber hab' ich dir, Anando, heute am Pāvāler Baumfrieden gesagt: "Schön gelegen ist, Anando, Vesālī, schön gelegen der Udener Park, schön gelegen der Garten der Gotamiden, schön gelegen der Siebenmangohain, schön gelegen der Hügel mit dem Vielblätterlaub, schön gelegen das Grabmal an der Sarandadā, schön gelegen der Pāvāler Baumfrieden. -

Wer auch immer, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet hat, der könnte, Anando, wenn ihn danach verlangte, ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters. Der Vollendete hat, Anando, die vier Machtgebiete geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet; bei Verlangen danach, Anando, könnte der Vollendete ein Weltalter durch bestehen, oder bis zu Ende des Weltalters."

Ob dir gleich also, Anando, vom Vollendeten ein wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war, hast du es nicht zu merken vermocht, hast nicht den Vollendeten gebeten: 'Bestehen möge der Erhabene das Weltalter durch, bestehen möge der Willkommene das Weltalter durch, vielen zum Wohle, vielen zum Heile, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.' Hättest du, Anando, den Vollendeten gebeten, so hätte wohl zweimal deine Worte der Vollendete abgewiesen, aber das dritte Mal ihnen entsprochen. Darum aber, Anando, hast du eben hier es versehn, hast du eben hier es versäumt (Note 30).

 

«Hab ich denn das, Anando, nicht vorher schon verkündet, daß eben alles, was einem lieb und angenehm ist, verschieden werden, aus werden, anders werden muß? Woher könnte das hier, Anando, erlangt werden, daß was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte: das gibt es nicht. Weil nun aber, Anando, der Vollendete sich davon losgemacht, entledigt, befreit, abgewandt, entäußert, den Dauergedanken entlassen hat, hat der Vollendete schlechthin gültig gesprochen: "Binnen kurzem wird es mit dem Vollendeten zur Erlöschung kommen: heute über drei Monate wird der Vollendete zur Erlöschung eingehen." Daß aber der Vollendete dieses Wort, um am Leben zu bleiben, wieder zurücknehmen sollte: das gibt es nicht. - Laß' uns, Allando, nach dem Großen Walde aufbrechen, zur Halle der Einsiedelei, dahin wollen wir gehen.»


16.3.7 Die zur Erleuchtung gehörenden Dinge

«Wohl, o Herr», sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Da ist denn der Erhabene mit dem ehrwürdigen Anando nach dem Großen Walde, zur Halle der Einsiedelei hingewandert. Dort angelangt wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:

«Gehe du, Anando: soviel da Mönche um Vesālī her sich aufhalten, alle die laß' in der Halle des Vorhauses sich einfinden.»

«Ja, o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen; und soviel der Mönche um Vesālī her sich aufhielten, alle die hieß er in der Halle des Vorhauses sich einfinden, kehrte dann zum Erhabenen zurück, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und stand beiseite. Beiseite stehend sprach nun der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:

«Versammelt, o Herr, ist die Jüngerschaft: wie es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben mag.»

Da begab sich nun der Erhabene nach der Halle des Vorhauses hin und nahm, dort angelangt, auf dem angebotenen Sitze Platz. Dann wandte sich der Erhabene an die Mönche:

«Darum aber, ihr Mönche, habt ihr die Dinge, die von mir zur Durchschauung euch aufgewiesen wurden, wohl zu bewahren, zu behüten, zu üben und zu pflegen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehme, lange bestehen kann, daß es vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen. Was sind das aber, ihr Mönche, für Dinge, die von mir zur Durchschauung euch aufgewiesen wurden, die ihr da wohl zu bewahren, zu behüten, zu üben und zu pflegen habt, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehme, lange bestehen kann, daß es vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen? Als wie da sind:

(Einzeln angegeben und erklärt in M.77, siehe auch bodhipakkhiya dhamma)

Das sind, ihr Mönche, die Dinge, die von mir zur Durchschauung euch aufgewiesen wurden, die ihr da wohl zu bewahren, zu behüten, zu üben und zu pflegen habt, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehme, lange bestehen kann, daß es vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.»

Dann hat der Erhabene zu den Mönchen gesagt:

«Wohlan denn, ihr Mönche, laßt euch gesagt sein: schwinden muß jede Erscheinung, unermüdlich mögt ihr da kämpfen; binnen kurzem wird es mit dem Vollendeten zur Erlöschung kommen: heute über drei Monate wird der Vollendete zur Erlöschung eingehn.»

Also sprach der Erhabene. Als der Willkommene das gesagt hatte, sprach fernerhin also der Meister:
 

«Zarte Jugend, rauhes Alter, 
Ob nun töricht, oder weise, 
Ob es Arme sind, ob Reiche: 
Todesuntertan ist alles. 
 
«Wie des Hafners Töpferware, 
Vielgeformte Tongefäße, 
Große Krüge, kleine Schalen, 
Ob gebrannt schon, ungebrannt noch: 
Alle doch zerbrechen endlich; 
Unser Dasein ist nicht anders (*32).» 
 

Ferner aber sprach noch also der Meister:
 

«Mein Tagewerk ist abgereift, 
Zur Neige senkt mein Leben sich: 
Von euch nun scheidend geh' ich hin, 
In eigne Zuflucht eingekehrt. 
 
«Seid unermüdlich, klar bewußt, 
Ihr Mönche, tugendecht bewährt: 
Geeinigt innen, recht gesinnt, 
Laßt euch das Herz behütet sein.
 
«In solcher Lehre, solcher Zucht 
Wer unermüdlich ausbeharrt: 
Geburtenwandel bald entflohn 
Zu Ende wirkt er alles Weh.» 

 

ENDE DES DRITTEN BERICHTES


 Home Oben Zum Index Zurueck Voraus


(*30) BackDer oben wiederholt vorgetragene mythische Gedanke, daß nämlich magischer Macht des Willens in der Natur unermeßliche Wirkung zukomme, ist altes vedisches Erbe. Von Gotamo selbst ist er immer nur mittelbar, zum hohen asketischen Ziele hinleitend, angewandt worden; die Entwicklung magischer Kräfte soll da stets nur als fördernde Vorschule des Willens dienen, um diesen zu kräftigen, auszubilden, zu stählen und auch auf solche Art dahin zu bringen, die letzte Selbstvollendung und Aufhebung zu erreichen: sehr klar dargelegt z.B. in M. 77., zu welcher die Ausführungen der Rede M. 119. den weiteren Aufschluß geben. 

Gotamo hatte als Meister die Gewißheit erfahren, daß der Wille, im Herzen wurzelnd, jeden Augenblick sich finden und fassen und, noch zwischen gut und böse unterscheidend, Schritt um Schritt allmählich zu einem anderen Pfade erziehen sich kann. Diese veränderte Richtung, lehrt Gotamo, kann nun unvergleichlich besser in diesem Leben als durch lange Irr- und Umwege nach dem Tode erreicht werden, und die Erweckung der schlummernden Wunderkräfte, die Entwicklung der latenten gewaltigen Energien, von den unteren Graden der Atemübungen an immer höher je nach der Wirkensart, führt zu den tauglichen Stufen empor, wo man alsbald alle Fesseln und Schlacken persönlicher Beschränkung verlieren lernt, so daß der Mensch - natürlich nur der rüstige Kämpfer - noch hier und heute im hinfälligen Leben, mit diesem Körper da, der acht Spannen hoch ist, zur Freiheit, zur ethischen Allmacht gelangt. 

So hat denn Gotamo gezeigt: was der Mensch betreibt, das wird er; der Schauplatz des Handelns und Werdens ist in diesem Leben gelegen und nicht jenseits. Darum spricht er oft wie in M.135: Was da ein Mönch lange erwägt und überlegt, dahin neigt sich der Sinn.


- noch hier und heute im hinfälligen Leben, mit diesem Körper da, der acht Spannen hoch ist, zur Freiheit, zur ethischen Allmacht gelangt. 

So hat denn Gotamo gezeigt: was der Mensch betreibt, das wird er; der Schauplatz des Handelns und Werdens ist in diesem Leben gelegen und nicht jenseits. Darum spricht er oft wie in M.135: Was da ein Mönch lange erwägt und überlegt, dahin neigt sich der Sinn.