DAS WORT DES BUDDHA  

5. Rechter Lebensunterhalt (samma-ājíva)

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Was aber ist rechter Lebensunterhalt?

D 22.

Wenn der edle Jünger einem verkehrten Lebensunterhalt entsagt und auf rechte Weise seinen Lebensunterhalt gewinnt.

 

In A. Vers 177 heißt es: "Fünf Arten des Handels sollte der Anhänger vermeiden:

Handel mit

  • Waffen,
  • lebenden Wesen,
  • Fleisch,
  • berauschenden Getränken und
  • Gift."

Ferner in M.117: "Betrügen, Beschwatzen, Andeutungen machen, andere anschwärzen und nach immer mehr Gewinn suchen solches gilt als verkehrte Art des Lebensunterhaltes.« — Die letzten fünf Begriffe werden, in Hinsicht auf die Sittlichkeit des Mönchs, ausführlich in Vis.I erläutert.

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WELTLICH UND ÜBERWELTLICH

M.117

Rechter Lebensunterhalt, sage ich, ist von zweierlei Art: es gibt einen rechten Lebensunterhalt, der noch den Trieben unterworfen ist, verdienstlich ist und weltlichen Lohn bringt; und es gibt einen rechten Lebensunterhalt, der edel ist, triebfrei, überweltlich und zum edlen Pfade gehört.

1. Wenn der edle Jünger einem verkehrten Lebensunterhalt entsagt und auf rechte Weise seinen Lebensunterhalt gewinnt, das ist ein rechter Lebensunterhalt, der noch den Trieben unterworfen ist, verdienstlich ist und weltlichen Lohn bringt.

2. Was da aber bei einem, der mit heiligem, ungetrübtem Herzen auf dem heiligen Pfade verweilt und den heiligen Pfad entfaltet, Abwendung, Wegwendung, Enthaltsamkeit und Abstehen von verkehrtem Lebensunterhalt ist: das ist rechter Lebensunterhalt, der edel ist, triebfrei, überweltlich und zum edlen Pfade gehört.

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VON DREI DINGEN BEGLEITET

Wenn man nun verkehrten Lebensunterhalt als verkehrt und rechten Lebensunterhalt als recht erkennt, so hat man rechte Erkenntnis. Während man sich aber bemüht, den verkehrten Lebensunterhalt zu überwinden und rechten Lebensunterhalt zu erwecken, zu einer solchen Zeit übt man rechte Anstrengung. Während man aber voll Achtsamkeit den verkehrten Lebensunterhalt überwindet und rechten Lebensunterhalt erweckt, zu einer solchen Zeit übt man rechte Achtsamkeit. Somit gibt es drei Dinge, die den rechten Lebensunterhalt begleiten und ihm folgen, nämlich: rechte Erkenntnis, rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit.


6. Rechte Anstrengung (sammā-vāyāma)

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Was aber ist rechte Anstrengung?

A.IV.13f

Vier rechte Anstrengungen gibt es: Anstrengung zur Vermeidung, Anstrengung zur Überwindung, Anstrengung zur Erweckung und Anstrengung zur Erhaltung.

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ANSTRENGUNG ZUR VERMEIDUNG

1. Was aber ist die Anstrengung zur Vermeidung (samvara-padhāna) ?

Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, nicht aufgestiegene üble, unheilsame Dinge nicht aufsteigen zu lassen; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich.

Erblickt da der Mönch mir dem Auge eine Form, hört er mit dem Ohr einen Ton, riecht er mit der Nase einen Duft, schmeckt er mit der Zunge einen Saft, fühlt er mit dem Körper einen Körpereindruck, erkennt er mit dem Geiste ein Geistobjekt, so haftet er weder an der Gesamterscheinung noch an den Einzelheiten. Da ihn, unbewachten Geistes weilend, Begehrsucht und Kummer, üble, unheilsame Dinge ankommen möchten, so wacht er darüber, hütet er den Geist, wacht über den Geist. Das nennt man die Anstrengung zur Vermeidung.

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ANSTRENGUNG ZUR ÜBERWINDUNG

2. Was aber ist die Anstrengung zur Überwindung (pahāna-padhāna)? Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, aufgestiegene üble, unheilsame Dinge zu überwinden; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich.

Da läßt der Mönch einen aufgestiegenen Gedanken der Begierde, des Hasses, der Grausamkeit nicht Fuß fassen, läßt die immer wieder aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt, vernichtet sie, bringt sie zum Schwinden. Das nennt man die Anstrengung zur Überwindung.

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FÜNF WEGE ZUR ÜBERWINDUNG ÜBLER GEDANKEN

M.20

Wenn beim Erwägen eines Objektes dadurch im Mönch üble, unheilsame Gedanken aufsteigen, mit Gier, Haß oder Verblendung verbundene, so soll er aus dieser Vorstellung eine andere, heilsame gewinnen; oder er soll den Unsegen solcher Gedanken erwägen: ,Da sind sie ja, diese unheilsamen Gedanken, diese verwerflichen leidgebärenden!'; oder er soll solchen Gedanken keine Beachtung schenken; oder er soll ihren Entstehungsgrund feststellen; oder er soll, die Zähne aufeinander beißend und die Zunge gegen den Gaumen gepreßt, die Gedanken mit seinem Geiste niederzwingen, unterdrücken und überwältigen. Dabei aber kommen jene mit Gier, Haß und Verblendung verbundenen, üblen unheilsamen Gedanken zum Schwinden und zur Aufhebung; und nach ihrem Schwinden festigt sich innerlich der Geist, beruhigt sich, wird einig und sammelt sich.

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ANSTRENGUNG ZUR ERWECKUNG

A.IV.15

3. Was aber ist die Anstrengung zur Erweckung (bhāvanā-padhāna)? Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, nicht aufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen zu lassen; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich.

Da erweckt der Mönch das auf Entsagung, Gierentfremdung und Erlöschung gerichtete und zur Befreiung führende Erleuchtungsglied der Achtsamkeit, Wahrheitsergründung, Willenskraft, Verzückung, Ruhe, Sammlung und des Gleichmuts. Das nennt man die Anstrengung zur Erweckung.

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ANSTRENGUNG ZUR ERHALTUNG

4. Was aber ist die Anstrengung zur Erhaltung (anurakkhana-padhāna)? Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, aufgestiegene heilsame Dinge zu festigen, nicht schwinden zu lassen, sie zum Anwachsen und zur vollen Entfaltung zu bringen; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich. So hält er z. B. ein aufgestiegenes Objekt der Sammlung fest, wie die Vorstellung eines Skeletts, einer von Würmern angefressenen Leiche, einer blau verfärbten Leiche, einer mit Eiter bedeckten Leiche, einer durchlöcherten Leiche, einer aufgedunsenen Leiche. Das nennt man die Anstrengung zur Erhaltung.

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M.70

Ein Jünger, der Vertrauen besitzt und des Meisters Weisung durchdrungen hat, ist erfüllt von dem Gedanken: ,Mögen, wahrlich, eher Muskeln, Haut und Sehnen, mitsamt den Knochen, dem Fleisch und dem Blute auftrocknen und zusammenschrumpfen, als daß ich meine Willenskraft aufgebe, bevor ich nicht erreicht habe, was mit männlicher Kraft, Anstrengung und Ausdauer zu erreichen ist!'

A.V.14

Verwindung und Vermeidung,
Erweckung und Erhaltung;
Diese vier gewalt'gen Kämpfe
Wies des Lichtes hehrer Sproß.
Wer sich darin standhaft zeiget,
Mag des Leidens Ende schauen. 

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