PĀTIMOKKHA

3. EINFÜHRUNG

-PĀTIMOKKHA-

Die Kopfzeile 'PĀTIMOKKHA' ist der Titel für die Verhaltensethik (Vinaya) der buddhistischen Bettelmönche1, so wie sie vom historischen Buddha überliefert ist. Genauer gesagt ist es die Kopfzeile zu Band Vin. iii (Pj.) und iv (Pāc.), aus dem fünfbändigen Werk zur Verhaltensethik (Vinayapitaka). Es ist das Hauptregelwerk, welches auch manchmal nur als 'Sutta' (Grundtext/ <Ordens-> satzung) [CV.97; PED] oder 'Mātikā' (Code/ Register) [MV.337] bezeichnet wird. In Band Vin. iii und iv ist es durch seine Analyse (Vibhanga) erläutert. Daher auch der Ausdruck 'Suttavibhanga'. [CV.97].

Weshalb aber heißt es das 'Hauptregelwerk'? Der Erhabene gab diese Antwort: "Dies ist der Anfang (ādi), dies ist das Haupt (mukha), dies ist die Spitze (pamukha) der karmisch-heilsamen Regeln (kusalānaη dhammānaη). Deshalb heißt es das 'Hauptregelwerk.'2 Oder wie es in Khvt.1 ausgerückt:

"Die Spitze der fehlerfreien Regeln,

Die vom großen, weisen Buddha

Zum Hauptregelwerk erklärt worden ist,

Das als Eingangstor zur Erlösung gilt."

Dort wird die Etymologie wie folgt angegeben:

PA (=vor) + ATI (=ober) + MOKKHAN (= Haupt) = PĀTIMOKKHAN,

oder

ATI (= an der) + PAMOKKHAN (= Spitze) = PĀTIMOKKHAN.

Die Bedeutung ist: ATI - SETTHAN (=äußerst, unübertroffen), ATI - UTTAMAN (= allerhöchst).

Denn einige Synonyme im Tipitaka für das Wort 'mokkhaη' in solch einem Zusammenhang sind die folgenden in dieser Reihenfolge: "Aggaη - setthaη - mokkhaη - uttamaη - pavaraη." [Pj. 133; A.ii.95 usw.]

Man findet auch den folgenden Satz im [MV.24]: "Der Uruvelakassapo ... ist der Führer (nāyako), Anführer (vināyako), der Oberste (aggo), die Spitze (pamukkho) und das Oberhaupt (pāmokkho) von 500 Jātila-Asketen"; oder des öfteren: "Buddha-pamukha-bhikkhusangho" (Der Bettelmönchsorden mit dem Buddha an der Spitze).

Wie 'mukha' zu 'mokkha' und 'pamukha' zu 'pāmokkha' wurde,. siehe Anh.II.2.

SITTLICHKEIT UND HOHE SITTLICHKEIT

Was aber genau ist dieser Anfang, dieses Haupt, diese Spitze? Die hohe Sittlichkeit (ADHI-SÍLAN) in diesen Ausführungen machte es zum 'Hauptregelwerk'. Denn von dem didaktischen Aspekt her, wer diese Sittlichkeit bewahrt und innehält (pāti), den erlöst sie (mokkheti) und befreit ihn (mocayati) von den Leiden, den höllischen usw., oder von den Ängsten wie Selbstbeschuldigung usw3. Von dem literarischen Aspekt her ist jedoch die Vorsilbe 'ati' in der Wortbildung 'pa+ati+mokkhaη' hier eingefügt, um diesen hohen und unübertroffenen Status anzudeuten.

Daher gibt es eine Unterscheidung zwischen der gewöhnlichen Sittlichkeit (SÍLAN), die einfach als: "Sīlaη eva uttamaη, sīlall pāmokkhaη" [J.i.369], ohne 'ati' angegeben ist und der höheren Sittlichkeit (ADHI-SÍLAN), so wie es folgendermaßen erklärt wurde: "Erstens die Sittlichkeit mit den fünf Gliedern (PAÑCANGA): <Enthaltung vom 1. Töten jeglicher Lebewesen, 2. Stehlen, 3. falschen Benehmen in <sexuellen> Sinnesvergnügen, 4. Lügen, und 5. Trinken von gebrannten oder ungebrannten alkoholischen Getränken, die eine Grundlage für Unachtsamkeit sind>, und zweitens, die der zehn Glieder (DASANGA): <Die vorher genannten fünf und Enthaltung 6. vom Essen nach der Mittagszeit, 7. von Tanzen, Singen, Musik, und Schauspielen <Theatervorführungen, Unterhaltungsfilme sehen, hören und machen>, 8. vom Tragen bzw. Benutzen von Blumen, Kränzen, Parfüm, Kosmetik, die den Zweck der Verzierung und Verschönerung haben, 9. von hochbeinigen und breiten Betten und Sitzen, und 10. vom Empfangen von Gold und Silber/ Geld85>, ist eben nur Sittlichkeit. Ob nun Buddhas erscheinen oder nicht, diese Sittlichkeit existiert sowieso in der Welt. Wenn Buddhas erscheinen, dann spornen sie und ihre Schüler die Leute in dieser Sittlichkeit an. Wenn Buddhas nicht erscheinen, dann sind es die Einzelerleuchteten (PACCEKABUDDHAS), die karmagläubigen und gerechten Einsiedler und Geistlichen, der große Kaiser "Cakkavatti" und die Mahābodhisattas, die sie anspornen. Einsiedler, weise Männer und Geistliche übernehmen diese Sittlichkeit aus sich selbst heraus. Alle diese Menschen, die diese karmisch-heilsamen Regeln erfüllt haben, genießen Seligkeit unter Göttern und Menschen. Die Sittlichkeit aber durch die Selbstbeherrschung gemäß dem Hauptregelwerk (pātimokkhasaηvarasīlaη) heißt höhere Sittlichkeit, weil wie unter den Glühwürmchen die Sonne und unter den Bergen, 'Sineru'4 die höchsten sind, so ist von allen weltlichen Sittlichkeiten diese die höchste. Sie kommt nur während der Existenz eines Buddhas vor, nicht ohne eines solchen Erscheinung, weil kein anderes Wesen sie erlassen und sie unter den Menschen festigen kann. Nur die Buddhas, die den Strom des schlechten Benehmens durch das Tor des Körpers und der Rede ganz und gar zum Versiegen bringen, erlassen für dieses oder jenes Fehlverhalten diese - maßgeschneiderte - Sittlichkeit zur Selbstbeherrschung." [Smps.173]

BEFREIUNG

Vom psychoethischen Aspekt her ist Sittlichkeit der karmisch-heilsame Wille (kusala-cetanā), der sich als Reinheit in Gedanken, Worten und Werken äußert. [s. A.i.271]. Schamgefühl (hiri) und Gewissensscheu (ottappa) sind ihre Grundlage. Denn sind Schamgefühl und Gewissensscheu anwesend, so entsteht die Sittlichkeit und dauert an; fehlen diese aber, so kann Sittlichkeit weder entstehen noch andauern. [Vism.9]

Wenn völlig geläutert, bildet die Sittlichkeit die erste von den drei Schulungen (sikkhā), nämlich hohe Sittlichkeits-, Geistes-, Weisheitsschulung (adhi-sīla-,-citta,-paññāsikkhā), und damit die Grundlage und den Ausgangspunkt [S.v.143] der ganzen Praxis zur Befreiung. In D.ii.81 heißt es :

Die höhere Sittlichkeit besteht aus 227 Schulungsregeln (sikkhāpadā), die in fünf Rezitationen (uddesā) eingeteilt sind. Sie werden seit der Lebenszeit des Erhabenen halbmonatlich in einer Versammlung der Bettelmönche rezitiert. Diese vom Erhabenen erlassene Sittlichkeit, die auf verschiedene und besondere Art und Weise die Beherrschung von Körper und Rede erfordert, heißt ebenso 'Vinaya' (vi+√ni = 'führen, leiten, lenken, verhalten' <hier im ethischen Sinne>). Und so wie der große Ozean nur einen Geschmack hat, nämlich den von Salz, ebenso hat auch diese Lehre und Verhaltensethik (Vinaya) nur einen Geschmack, nämlich den der Befreiung (Vimuttirasaη). [CV.239]

Sich deshalb gemäß den Büchern der Verhaltensethik zu üben, und die der Verhaltensethik entsprechende Sittlichkeit durch Selbstbeherrschung gemäß dem Hauptregelwerk zu erfüllen, hat ausschließlich die eigene Befreiung zu Nutzen und Vorteil. Nämlich die Befreiung vom Leiden der beständigen Daseinswanderung (SANSĀRA-DUKKHAN), des immer wieder Geborenwerdens, Alterns, Erkrankens und Sterbens. Denn der Erhabene lehrte: "Durch das Nichtverstehen, Nichtdurchdringen der edlen Sittlichkeit ... Geistessammlung ... Weisheit ... und Befreiung, haben sowohl ich als auch ihr lange Zeit Geburten durchwandert und durcheilt ..." [D.ii.122]. Durch das Lernen, Verstehen, Ausüben und Durchdringender edlen Sittlichkeit und Verhaltensethik erfolgt jedoch die eigene Befreiung und auch die lange Dauerhaftigkeit der Botschaft (SĀSANA: ganze Lehre). Deswegen wurde gesagt: "Solange die Vinaya-Bücher nicht zerstört sind, dauert die Botschaft weiter an, selbst wenn die Sutta- und Abhidhamma-Bücher in Vergessenheit geraten." [MV.98]

"Die wahre Lehre (saddhamma) wird also fortgeführt, wenn die Verhaltensethik andauert, d.i. die Codes, Analysen und die Khandhakas (= MV & CV)." [PV. 87]. Denn "die Verhaltensethik betrifft das Lebensalter der Botschaft der Buddhas. Wenn die Verhaltensethik dauert, dann dauert auch die Botschaft." (Smps.7) Und nachdem der Erhabene in das vollständige (Pari-) Nibbāna eingegangen ist, bleiben eben die Lehre und die Verhaltensethik der Meister, so wie der Erhabene es bestimmte.6 Deshalb, und nicht aus materieller u.ä. Absicht, sondern um allem Leiden zu entkommen und auf dem Weg zur Verwirklichung des Nibbāna (Begehrenslosigkeit) voranzukommen, übertreten die Schüler (SĀVAKĀ) des Erhabenen auch nicht um des Lebens Willen die Schulungsregeln, die der Erhabene für seine Schüler erlassen hat; so wie auch der Ozean stabil ist und seine Ufer nicht übertritt. [CV.238]. Daraus folgt eigentlich, daß diejenigen, die sie bewußt übertreten eben nicht mehr seine Schüler sind.

DIE WINZIGEN UND GERINGEN SCHULUNGSREGELN

(Khuddānukhuddakāni sikkhāpadāni)

Es gibt eine Textstelle in D.ii.154, wo der Buddha, kurz vor seinem Parinibbāna, den Ew. Ānanda anwies: "Wenn der Orden es wünscht, Ānanda, möge er nach meinem Ableben die winzigen und geringen Schulungsregeln abschaffen (samūhanatu)."

Man kann sich darüber wunderen, weswegen eigentlich der Buddha diese Angabe nicht mit bestimmten Wörtern auf diese Weise formuliert hat: "Schafft sie ab (samūhanatha)", und stattdessen unbestimmte Wörter: "Wenn der Orden es wünscht" benutzt hat. Außerdem hat er niemals eine Demarkationslinie gezogen: "Diese sind die winzigen und geringen Schulungsregeln und die restlichen sind es nicht." Und der Ew. Ānanda hat es auch versäumt, ihn zu fragen, welche Regeln als "gering" gelten.

War dann vielleicht die obere unbestimmte Angabe dazu gemeint die Bettelmönche auf die Probe zu stellen? Was auch immer der Fall sei, seine wahren Schüler, mit dem Ew. Mahā Kassapa an der Spitze, haben diese nicht abgeschafft. Siehe CV. Kap. 11 & 12. Teilweise, weil keine Demarkationslinie gezogen war und auch einige (unbekannte=ekacce) Theras verschiedene Meinungen darüber geäußert haben, und größtenteils, weil sie absolute Vollmacht hatten, diese nicht abzuschaffen. Denn während seiner Lebenszeit erteilte der Buddha den Bettelmönchen (Orden) die völlige Verantwortung der Pātimokkharezitation [CV.240; s. Anm. 11] und die Vollmacht für alle Vinayaverfahren. Außerdem wurden sie vom Ew. Mahā Kassapa an die Worte des Erhabenen erinnert, die die Einigkeit und Harmonie des Ordens zum Ausdruck bringen: "So lange die Bettelmönche keine Schulungsregeln erlassen, die ich nicht erlassen habe, keine Schulungsregeln abschaffen, die ich erlassen habe, und sich in den auf sich genommenen Schulungsregeln üben, so wie ich sie erlassen habe, dann hat man nur Wachstum (Fortschritt) für die Bettelmönche zu erwarten und keinen Untergang". [D.ii.77]

Der Erhabene erwähnte ja auch mehrere Male, daß die Schulungsregeln, einschließlich der winzigen und geringen, nicht nutzlos (anavañjjhāni) sind. [A.i.234]

Aus diesen und anderen Gründen haben fünfhundert Arahats, die sich des Wertes der Schulungsregeln bewußt waren, die die vier analytischen Wissen (Patisambhidā) erreicht hatten, die meisten von ihnen vom Buddha als "höchst" (etadagga) erklärt wurden, alle Älteren, seit langer Zeit im Mönchsleben stehend, und Väter und Leiter des Ordens, mit einem Antrag, einem Beschluß und drei Endurteilen endgültig entschieden, diese nicht abzuschaffen. Es bleibt auch zweifelhaft, ob sie sie abgeschafft hätten, selbst wenn vom Erhabenen die Demarkationslinie gezogen worden wäre.

Viele Generationen von Schülern haben sie auch nicht abgeschafft. Im Gegenteil, sie bewahrten sie wie ihr Leben. Denn sie erinnerten sich an die Worte des Buddha: "So lange die Bettelmönche jene Bettelmönche hochachten und ehren, die Ältere sind, seit langer Zeit im Mönchsleben stehend, Väter und Leiter des Ordens (sangha-pitaro, -parināyakā) sind, und gedenken, ihre Worte anzuhören und ihnen nachzufolgen, dann hat man nur Wachstum für die Bettelmönche zu erwarten und keinen Untergang". [D.ii.77]

Lies auch Pāc. Nr. 54, Anm. 137 und Pāc. Nr. 72.

NEUERE ZEIT

Die ganze Lehre und Verhaltensethik des Buddha ist an kein Zeitalter gebunden oder beschränkt, und nachdem sie in die Praxis umgesetzt wird, braucht man zu keiner Zeit um eigene gute Ergebnisse zu fürchten. Deshalb heißt sie 'A-KĀLIKA' [A.i.221]. Und der Erhabene drückt sich sehr bestimmt aus: "Wenn die Bettelmönche richtig (sammā) verweilen, dann wird die Welt nicht leer (a-suñña) von Arahats". [D.ii.151]

Begierde und Gier; Zorn, Ärger, Haß und Aggression; Verwirrung, Täuschung und Verblendung und vulgäres und unziemliches Benehmen, hauptsächlich durch die Geistesbefleckungen/ Leidenschaften (kilesas) verursacht und unter den Menschen vor und während der Lebenszeit des Buddha vorherrschend, all diese existieren auch heutzutage in derselben oder noch schlimmeren Art und Weise. Für diejenigen, die von jeder Art und Form niedrigen körperlichen und verbalen Verhaltens angewidert sind und den edlen Zustand der sieben Stufen der Reinheit (Sittlichkeits-, Geistes-, Ansichtsreinheit usw.) erreichen möchten, ist dieses Vinayabuch ein ausgezeichneter Berater, der den Weg (magga) durch Selbstbeherrschung dahin zeigt; denn es wurde gesagt: "Die Verhaltensethik (vinaya) hat die Selbstbeherrschung (saηvara) zum Zwecke, die Selbstbeherrschung die Reuelosigkeit, => die Begeisterung, => die Freude, => die Stille, => die Glückseligkeit, => die Geistessammlung, =>...das völlige Nibbāna. Dies also ist der Zweck der Belehrung, ...des Hinhörens, nämlich die Erlösung des Geistes ohne Anhaftung (anupādā cittassa vimokkho)." [PV.164]

"Pātimokkha" ist also nicht nur ein Studierbuch, sondern es ist vielmehr die Sittlichkeit in den Schulungsregeln, die von den Schülern in die Praxis umgesetzt und bewahrt werden soll. Es behandelt mannigfache Themen besonderer Art, Schulungsregeln, die vom Erhabenen für die Bettelmönche aus zehn Gründen erlassen wurden:

Gerade wegen dieser Schulungsregeln bemerkt man einen großen Unterschied zwischen dem Orden und der Laiengemeinde. Deshalb hat der Erhabene den Bettelmönchen geraten, über diese Tatsache täglich (ABHINHAN) nachzudenken: "Ich habe eine andere Erscheinung <mit Schale und Gewand, usw.> angenommen... Ich soll mich in einer ...anderen Manier benehmen... Tadelt mich mein Gewissen <wrtl.: Selbst> nicht wegen meiner Sittlichkeit? ... Tadeln mich meine verständigen Gefährten im Reinheitswandel, die es erfahren haben, nicht wegen meiner Sittlichkeit?" [A.v.87].

Es bleibt zu hoffen, daß dieses Buch seinen Zweck erfüllt, die Potenz und das Gewicht des Buddhawortes in Bezug auf die Sittlichkeit im Hauptregelwerk zu überliefern und eine Hilfe zum Fortbestehen von Uposatha und Vinaya zu sein. Es liegt in diesem Umfang erstmals in Deutsch vor. Möge sich der Orden in Übereinstimmung versammeln, in Übereinstimmung Sitzungen schließen und in Übereinstimmung die Ordensaufgaben ausführen.

Bhikkhu Ñānadassana


1. 'Bhikkhu': s. Anh.II, Diskussion Nr.1

2. [MV. 103]. 'Pātimokkhaη'; s. Anh.II, Diskussion Nr.2

3. [Khvt. 1] -

NB: Die Vorteile der Sittlichkeit bestehen in der Erlangung der Reuelosigkeit (avippatisāra) and vieler anderer Vorzüge. [A.v.2; s. 'Sutten zum Thema']. Ferner wird im A.iii.252 gesagt, daß der Sittenreine, sittlich Vollkommene, selbstsicher und nicht angsterfüllt ist [s. auch M.i.33] und nach dem Tode auf glückliche Daseinsfährte (sugati), in himmlische Welt (sagga) gelangt; und daß, andersherum, der sittenlose Mensch unsicher und angsterfüllt ist und nach dem Tode auf Leidensfährte (duggati), in die Qualen der Abgründe (apāya: Tier-, Gespenster-, Dämonenreich, Höllen) gelangt.

Obwohl dies die Regel ist, wird im M.i.193 gesagt, daß ein Bettelmönch, der durch seinen Erfolg in Sittlichkeit (sīla - sampadā) hochmütig wird und die anderen verachtet: "Ich bin sittenrein, bin tugendreich, bin gutmütig, diese anderen Bettelmönche aber sind sittenlos, sind bösartig!", und dieser Erfolg ihn berauscht, ihn nachlässig macht und leichtsinnig, dann trifft den Leichtsinnigen Leiden (dukkha). Das gleiche gilt für Erfolg bei der Geistessammlung (samādhi - sampadā) usw. Ob er jedoch deswegen auf Leidensfährte (Höllen usw.) gelangt, ist nicht erwähnt. Man kann annehmen, daß seine Leichtsinnigkeit ein Hindernis für seinen Fortschritt ist.

4. In der hinduistischen Kosmologie ist 'Sineru' der höchste Berg.

6. "Yo kho, Ānanda, mayā dhammo ca vinayo ca desito, paññatto, so vo mamaccayena Satthā'ti." [D. Nr.16]

85. <Gold und Silber bilden seit altersher die Deckung für Münz- und Papiergeld. Der Buddha erklärt hier die Reichweite der Begriffe Gold und Silber wie folgt:> "i) Goldwährung heißt die <Währung>, die goldene Farbe hat <gelb glänzend>. ii) Zur Silberwährung gehören: Silbergeld <zur Härtung mit etwas Kupfer legiert. Kann auch Gold enthalten>; Metallmünzen, Holz-, Papiergeld, Wachsmünzen, und was auch immer handelsüblich (YOHARAN) ist." [Pj. 238].

Heute umfaßt dies jede Form von Papiergeld, Scheck, Kreditkarte, Bankkonto, Postscheckkonto u.ä., kurz gesagt, jede Form des Zahlungsverkehrs. Diese Regel gilt ebenso für Sāmaneras, Dasasīla-upāsakas/ -upāsikās.

Siehe auch Lexika und Enzyklopädien unter: Währungssysteme, Deckung, Notenbanken, Geld, Gold-, Silber-währung, Currency-Theorie; Stoffwert (Natural-Geld), stoffwertloses Geld: z.B. Papier-Geld (bar), Giral-Geld (unbar), Geld-, Kreditwirtschaft usw. Laut Pj. 238/ 240 Gold und Silber sind gleich wie 'Rūpiyaη' s. auch Anm. 88.

GELD & KAMA (Sinnenfreuden/ -lust).

Der Buddha sprach: "Ist Geld zulässig für jemanden, dann sind auch die fünf Sinnenfreuden (hedonistische Vergnügen = Kāma-gunā) zulässig für ihn. Und sind die fünf Sinnenfreuden zulässig für ihn, dann soll man, mit Bestimmheit, von ihm annehmen: 'Er hat nicht die Beschaffenheit eines Einsiedlers und nicht die eines Sakyaputtiyas (Sohnes des Buddha). Denn, auf gar keinen Fall sage ich, daß man Geld annehmen oder danach suchen soll." [S. iv. 326]

Der Mitttelpfad:

"Diese zwei Extreme, o Bettelmönche, hat der in die Hauslosigkeit Gezogene (Mönch) zu vermeiden: a) sich der Sinnenlust (kāma-sukha) hinzugeben, der niedrigen, gemeinen, weltlichen, unedlen und sinnlosen, und b) sich der Selbstkasteiung (atta-kilamatha) hinzugeben, der leidvollen, unedlen und sinnlosen. Diese beiden Extreme hat der Wirklichkeitsfinder (Tathāgata) gemieden und den mittleren Weg aufgefunden, der die Augen öffnet, Erkenntnis erzeugt und zum Frieden, zur Durchschauung, Erleuchtung und zum Nibbāna führt, nämlich rechte Ansicht, ...rechte Geistessammlung." [MV. 10]

NB: Da Geld mit Sinnenfreuden/ -lust (kāma) eng verbunden ist, kann man durch die oben erwähnten Sutten sehen, daß für Bettelmönche die Annahme von Geld dem mittleren Weg entgegengesetzt ist. Für Laienanhänger gilt es, ihren Lebensunterhalt nicht auf unheilsame Weise, (z.B. durch Handel mit Waffen, lebenden Wesen, Fleisch, Alkohol, Gift usw.) zu verdienen. Zulässige lebensnotwendige Bedarfsgegenstände und Ausstattungen für Bettelmönche sind Gewänder, Nahrung, Lagerstätte, Medizin, bzw. Bücher, Fahr-, Flug-, Eintrittskarten usw. Aber jede Art von Zahlungsmittel ist unzulässig. Deshalb wurde auch im Nis. Pāc. 10 gesagt: "Wir Bettelmönche nehmen kein Geld entgegen. Wir nehmen nur ein Gewand <usw.> entgegen, und das nur, wenn die Zeit dazu passend ist, und nur eines, das zulässig ist".

Fahrkarten u.ä. sind zulässig, insofern sie als Beweis dienen, daß das Geld für die Fahrt, den Eintritt usw. vorher von einem Laien bezahlt wurde. Auf diese Weise dienen sie nicht als ein Zahlungsmittel, sondern als ein Zulassungsmittel.

Siehe auch Anh. I, Kap. 5. B, Nis. Pāc. 18 über das Aushändigen von Geld usw.


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