Mahāvagga

MV.I.4.22-24

 Dann, nachdem der Erhabene, so lange es ihm beliebte am Gayā­si­sa geweilt hatte, ging er nach Rājagaha zusammen mit einer großen Mönchsgemeinde von tausend Mönchen, alle waren ehe­malige Flechtenasketen. Dann reiste der Erhabene nach und nach nach Rājagaha und kam dort an. Dort verweilte der Erhabene an der Gedenkstätte Supatittha im Latthi Hain. (1)

 

 Dies hörte der König von Magadha, Seniya Bimbisāra: Der Asket Gotama, der Sohn der Sakya, der vom Sakya­geschlecht in die Hauslosigkeit ging, ist in Rājagaha angekommen; er verweilt an der Gedenkstätte Supatittha im Latthi Hain. Diesem erhabenen Gotama eilt dieser gute Ruhmesruf voraus, nämlich: Dies ist der Erhabene, heilige, voll­kommen Er­wachte, der in Wissen und Wandel Vollendete, der Pfadvollender, der Kenner der Welt, der unübertroffene Lenker der zu zähmenden Menschen, der Lehrer der Götter und Men­schen, der Erwachte, der Erhabene, er er­klärt diese Welt mit den Göttern, Māras, Brahmas, Asketen und Brahmanen, Lebewesen, Göttern und Menschen, nachdem er (es) selbst durch Weisheit erkannt hat, verkündet er die Lehre, die am Anfang gute, in der Mitte gute, am Ende gute, er erklärt der Bedeutung und den Worten nach den völlig vollendeten, völ­lig geläuterten Reinheitswandel. Gut ist es, solche Heilige zu sehen. (2)

 

 Dann ging der König von Magadha, Seniya Bimbisāra, gefolgt von zwölf Myriaden von Brahmanen und Hausleu­ten zum Erhabenen. Nach­dem er den Erhabenen verehrt hatte, setzt er sich beiseite nieder. Von jenen zwölf Myriaden Magadhabrahmanen und Hausleuten setzten sich einige beiseite nieder, nachdem sie den Erhabenen verehrt hatten, einige wech­selten freundliche Worte mit dem Erhabenen, nachdem sie höfliche und freundliche Worte ausge­tauscht hatten, setzten sie sich beiseite nieder, einige grü­ßten den Erhabenen mit zusammen­gelegten Händen und setzten sich beiseite nieder, einige teilten Vor- und Zuna­men dem Er­habenen mit und setzten sich beiseite nieder, einige setzten sich schweigend beiseite nieder. (3)

 

 Da fiel den zwölf Myriaden Magadhabrahmanen und Hausvätern fol­gendes ein: Hat nun der große Asket bei Uruvela­kassapa den Reinheitswandel auf sich genommen oder hat Uruve­lakassapa bei dem großen Asketen den Reinheitswandel auf sich genommen? Da erkannte der Erhabene in seinem Geiste die Gedankengänge der zwölf Myriaden Magadhabrahmanen und Hausleute und trug Uruvela­kassapa folgenden Vers vor:

"Was gesehen habend, in Uruvelā Weilender (bekannt als dünner Asket), gabst du die Feuerver­ehrung auf? Ich frage dich, Kas­sa­pa, über diese Angelegenheit, warum hast du die Feuervereh­rung aufgegeben?"

[Kassapa]: "Die Opfer versprechen (schöne) Gestalten, Geräu­sche, Geschmäcker, Sinnesge­nüsse und Frauen. Wissend, dies ist Schmutz, dies ist Wiederdasein, fand ich keinen Ge­fallen am Opfern und an der Feuerver­ehrung." (4)

 

 "Wenn dein Geist, Kassapa, hier in diesen sichtbaren Gestal­ten, Geräuschen und Ge­schmäckern keinen Gefallen findet", sag­te der Erhabene, "wo findet dann dein Geist in der Götter- und Menschenwelt Gefallen, Kassapa, sage es mir?" - "(Ich) sah die Grundlage des Friedens, das was ohne Wiedergeburt, das was ohne Leidenschaften (ist), ohne Haften am Werden der Sinnesge­nüsse, das Unveränderliche, zu dem andere nicht hinbringen kön­nen, daher fand ich keinen Gefallen am Opfern und an der Feu­erverehrung." (5)

 

 Da sagte der ehrwürdige Uruvelakassapa, nachdem er vom Sitz aufgestanden war, das Obergewand auf eine Schulter gelegt hat­te und den Kopf zu Füßen des Erhabenen gebeugt hatte, fol­gendes: "Du bist mein Lehrer, ver­ehrungswürdiger Erhabener, ich bin dein Schü­ler, du bist mein Lehrer, ver­ehrungswürdiger Erhabener, ich bin dein Schü­ler." Da kam den zwölf Myriaden Magadhabrahmanen folgender Gedan­ke: Uruvelakassapa hat beim großen Aske­ten den Reinheits­wandel auf sich genom­men. (6)

 

 Dann, nachdem der Erhabene die Gedankengänge der zwölf Myriaden Magadhabrahmanen in seinem Geist erkannt hatte, gab er ihnen eine einführende Lehre in folgender Weise: Er sprach über das Geben, die Sittlichkeit, den Himmel, das Elend und die Nich­tigkeit und die Verderbtheit der Sinnesgenüsse, die Vorteile des Verzichtes. Als der Erhabene wußte, daß sie in der Gemüts­verfassung zugänglich, sanft, unvoreingenommen, froh, hell waren, da hat (der Erhabene) diese ver­kündet, welche ist die zusammen gefaßte Lehre der Buddhas, nämlich das Leid, seine Entste­hung, seine Überwindung und den Weg dazu. (7)

 

 Genauso, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe anneh­men würde, so ging den zwölf Myriaden Magadha­brahmanen dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: Wenn irgend etwas als eine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das hat als seine Eigen­schaft das Vergehen. So nahmen zwölf Myriaden Lai­enanhänger­schaft an. (8)

 

 Dann sagte der König von Magadha, Seniya Bimbisāra, nachdem er die Wahrheit gese­hen, die Wahrheit erlangt, die Wahrheit ver­standen, die Wahrheit durchdrungen, den Zwei­fel überwunden, die Ungewißheit beseitigt, die voll­kommene Zuversicht aus ei­gener Kraft in der Lehre erlangt hatte, folgendes: "Früher, Erhabener, gab es für mich, den Prinzen, fünf Wünsche, die sich jetzt erfüllt haben. Früher, Erhabener, als Prinz dachte ich folgen­des: Daß ich als König inthroni­siert werde, dieses, Erhabener, war mein erster Wunsch, dieser ist mir in Erfüllung gegangen. Daß in meinem Königreiche ein Heiliger, vollkom­men Erwachter erscheint, dieses, Erhabener, war mein zweiter Wunsch, dieser ist mir in Erfüllung gegangen. (9)

 

 Daß ich diesen Erhabenen aufsuche, dieses war mein dritter Wunsch, dieser ist mir in Erfül­lung gegangen. Daß mir der Er­habene die Lehre verkündet, dieses war mein vierter Wunsch, dieser ist mir in Erfüllung gegangen. Daß ich die Lehre des Erhabenen verstehe, dieses war mein fünfter Wunsch, dieser ist mir in Erfüllung gegangen. Früher, Erhabener, gab es für mich, den Prinzen, diese fünf Wünsche, die sich jetzt erfüllt haben. (10)

 

 Sehr, sehr gut, Verehrungswürdiger, wie wenn (man) etwas Umge­drehtes richtig hinstellen würde oder etwas Verdecktes aufdecken würde oder einem Verirrten den Weg zeigen würde oder wie wenn man in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten würde, damit wer Augen hat, die Gestalten sieht, genauso hat der Erhabene auf ver­schiedene Weise die Lehre verkündet. Ich, Erhabener, nehme meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zum Sangha der Mönche, der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat. Möge der Erhabene das morgige Mahl annehmen zu­sammen mit dem Sangha." Durch Schweigen gab der Erhabene seine Zustimmung. (11)

 

 Nachdem der König von Magadha, Seniya Bimbisāra, wußte, daß der Erhabene zuge­stimmt hatte, stand er vom Sitz auf, verehrte den Erhabenen, ging rechts herum und ging fort. Dann ließ der König von Magadha, Seniya Bimbisāra, als jene Nacht vergangen war, vorzügliche feste und weiche Speise zubereiten. Er ließ den Erhabenen wissen: es ist Zeit, Zeit ist es, Erhabe­ner, das Essen ist bereitet. Der Erhabene, nachdem er sich am Morgen angezogen hatte, die Almosen­schale und das Obergewand genommen hatte, ging nach Rājagaha mit einem großen Sangha, mit tausend Mönchen, alles ehemalige Flechtenasketen. (12)

 

 Zu jener Zeit erschuf der Götterkönig Sakka die Gestalt eines jungen Brahmanen und ging der Mönchs­gemeinde mit dem Erwachten an der Spitze voraus, diese Verse singend:

Ein Gezähmter mit gezähmten ehemaligen Flechtenasketen,
Ein Erlöster mit erlösten ehemaligen Flechtenasketen
Der goldfarbene Erhabene betritt Rājagaha

 

Ein Befreiter mit befreiten ehemaligen Flechtenasketen
Ein Erlöster mit erlösten ehemaligen Flechtenasketen
Der goldfarbene Erhabene betritt Rājagaha

 

Ein Hinübergelangter mit hinübergelangten ehemaligen Flechtenasketen
Ein Erlöster mit erlösten ehemaligen Flechtenasketen
Der goldfarbene Erhabene betritt Rājagaha.

 

Er hat die zehn Zustände, die zehn Kräfte, er weiß die zehn Gesetze, er erlangte die zehn Gesetze.
Er, der Erhabene, gefolgt von zehn mal hundert betritt Rājagaha (13)

            (10 Zustände = A.X.20, 10 Kräfte = A.X.21, 10 Gesetze = A.X.109-112)

 Als die Menschen den Götterkönig Sakka sahen, sag­ten sie fol­gendes: "Dieser Brahma­nenjüngling ist schön anzuse­hen, dieser Brahmanenjüngling ist entzückend anzusehen, von woher stammt dieser Brahmanenjüngling?" Als dies gesagt wurde, sagte Sak­ka, der Götter­könig, den Menschen diesen Vers:

"Wer standhaft, völlig gezähmt, erwacht, einzig(artig),
heilig, wohlgegangen in der Welt, dessen Diener bin ich." (14)

 

 Dann kam der Erhabene zum Haus des Königs von Magadha, Seniya Bimbisāra, setzte sich dort auf die vorbereiteten Sitze zusam­men mit dem Mönchssangha. Es bewirtete und bediente der Kö­nig von Magadha, Seniya Bimbisāra, eigenhändig den Mönchssangha mit dem Erhabe­nen an der Spitze mit vorzüglicher fester und wei­cher Speise. Als der Erhabe­ne ge­gessen hatte und die Hand von der Almosenschale zurückgezo­gen hatte, setze er (Bim­bisāra) sich beiseite nie­der. (15)

 

 Bei dem beiseite sitzenden König von Magadha, Seniya Bimbisā­ra, kam folgender Gedan­ke auf: Wo sollte der Erhabene jetzt verweilen, (ein Platz), der von hier nicht sehr entfernt ist, nicht sehr nahe ist, damit den (der Lehre) bedürftigen Men­schen das hin- und zurück­gehen, das sich annähern möglich ist, der am Tag nicht bevölkert ist, in der Nacht wenig laut, wenig geräusch­voll ist, wenig Menschen (Atem) hat, vor Men­schen ver­borgen ist, für die Abge­schiedenheit geeignet ist? (16)

 

 Da kam dem König von Magadha, Seniya Bimbisāra, folgender Ge­danke: Dieser, unser Bambushain­gar­ten ist von hier nicht sehr weit entfernt, nicht sehr nahe, da ist den (der Lehre) bedürf­tigen Menschen das hin- und zurück­gehen, das sich annähern möglich, (er) ist am Tag nicht bevölkert, in der Nacht wenig laut, wenig geräuschvoll, hat wenig Men­schen, ist vor Menschen verborgen, für die Abgeschiedenheit geeignet. Nun laß mich den Bambushaingar­ten dem Mönchs­sangha mit dem Erhabenen an der Spitze geben. (17)

 

 Da nahm der König von Magadha, Seniya Bimbisāra, eine gol­de­ne Wasserschale und gab ihn (den Bambushain­garten) dem Erhabenen (durch eine Handwa­schung, indem er sagte:) "Ich gebe den Bam­bushaingarten dem Sangha mit dem Erhabenen an der Spitze." Durch Schwei­gen nahm der Erhabene an. Dann, nachdem der Erha­bene den König von Magadha, Seniya Bimbisāra durch eine Lehr­rede veranlaßt hat­te, zu verstehen, auf­zunehmen, davon moti­viert zu sein, sich dar­an zu erfreuen, stand er vom Sitz auf und ging fort. Dann, nach­dem der Erhabene in diesem Zusammen­hang eine Lehrre­de ge­geben hatte, sprach er die Mönche an: "Ich erlaube, ihr Mön­che, Hai­ne (Klöster) (anzunehmen)." (18) //22//

 

 Zu jener Zeit verweilte der Wandermönch Sañjaya in Rājagaha mit einer großen Gruppe Wander­mön­chen, (mit) zweihundertfünfzig Wandermön­chen. Zu jener Zeit nahmen Sāriputta und Mogga­lāna bei dem Wandermönch Sañjaya den Reinheitswandel auf sich. Von denen war eine Verein­barung getroffen: Wer zuerst das Todlose er­reicht, sollte (es dem anderen) sagen. (1)

 

 Es ging der ehrwürdige Assaji, nachdem er am Morgen aufge­stan­den war, sich angezogen hatte, Almosenschale und Oberge­wand genommen hatte, nach Rājagaha auf Almosengang. (Er war) ange­nehm anzusehen beim Kommen und Gehen, beim vorwärts und rück­wärts Sehen, beim Beugen und Strecken, hielt die Augen nieder­geschlagen, war beherrscht in der Körperhaltung. (Dort) sah der Wander­mönch Sāriputta den ehrwürdigen Assaji in Rāja­gaha auf dem Almosengang, angenehm anzusehen beim Kommen und Ge­hen, beim vorwärts und rückwärts Sehen, beim Beugen und Strecken, (er) hielt die Augen niedergeschlagen, war be­herrscht in der Körperhaltung. Nachdem er ihn gesehen hatte, kam ihm fol­gender Gedanke: Dies ist von den Mönchen einer, die wirklich Heilige in der Welt sind oder in den Weg zur Hei­lig­keit eingetreten sind. So laß mich nun (mich) zu jenem Mönche be­geben und fragen: Für wen bist du, Bruder, in die Haus­lo­sig­keit gegangen, wer ist dein Lehrer, zu wessen Lehre be­kennst du dich? (2)

 

 Da kam dem Wandermönch Sāriputta folgender Gedanke: Jetzt ist die falsche Zeit, jenen Mönch zu fragen, er ist von Haus zu Haus auf Almosengang, so laß mich ihm auf dem Fuße folgen, (ihm) der den Weg weiß für die Bedürf­tigen. Dann, nachdem der ehrwürdige Assaji in Rājagaha auf Almosen­gang gegangen war, Almosen genommen hatte, kam (er) zurück. Da kam der Wander­mönch Sāriputta zum ehrwürdigen Assaji, tauschte dort freund­liche Worte aus und nachdem er freundli­che und höfliche Worte ausgetauscht hatte, stand er beiseite, beiseite stehend sagte der Wandermönch Sāriputta dem ehrwürdigen Assaji folgen­des: "Bruder, deine Er­scheinung ist klar, rein und hell ist deine Hautfarbe. Bei wem hast du die Ordination ge­nommen oder wer ist dein Lehrer oder wessen Lehre bekennst du?" (3)

 

 "Also, Bruder, (das ist) der große Asket, der Sohn der Sakya, der aus dem Sakyageschlecht in die Hauslosigkeit gegan­gen ist, ich ging bei dem Erhabenen in die Hauslosigkeit, die­ser ist mein erhabener Lehrer, zu dessen Lehre bekenne ich mich." - "Welche Lehre, oh Asket, verkündet der Lehrer?" - "Ich, Bruder, bin  ein Neuling, erst seit kurzem in der Hauslosig­keit, in dieser Leh­re und Zucht ein Neuling, nicht kann ich die aus­führliche Leh­re darlegen, aber ich kann den Sinn in Kürze sa­gen."  Darauf­hin sagte der Wandermönch Sāriputta dem ehrwürdi­gen Assaji fol­gen­des: "So sei es Bruder, sage viel oder sage wenig, aber sage mir den Sinn, mein Interesse gilt dem Sinn, warum soll­test du viele Worte machen." (4)

 

 Da sagte der ehrwürdige Assaji dem Wandermönch Sāriputta fol­genden Lehrspruch: "Welche Dinge durch Ursa­chen entstehen, diese Ursachen verkündet der Vollendete und auch deren Aufhö­ren, so ist die Lehre des Großen Asketen." Während dieser Lehrspruch verkündet wurde, kam bei dem Wandermönch Sāriputta das klare, reine Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigen­schaft das Entstehen hat, alles das hat als Eigen­schaft das Vergehen. "Wenn das die Lehre ist, dann hast du die Stätte, die frei von Sorge ist, durchdrungen, die unzählig vie­le Kalpas (Weltperioden) nicht geschaut, nicht erkannt wur­de." (5)

 

 Dann kam der Wandermönch Sāriputta zum Wandermönch Moggalāna. Da sah der Wander­mönch Mogga­lāna den Wandermönch Sāriputta von Ferne kommen. Als er ihn sah, sagte er dem Wandermönch Sāri­putta folgendes: "Deine Erscheinung ist klar, rein und hell ist deine Hautfarbe, könntest du, Bruder, das Todlose erreicht haben?" - "Ja, Bruder, ich habe das Todlose er­reicht." - "Wie hast du, Bruder, das Todlose erreicht?" (6)

 

 "Also, Bruder, ich sah den ehrwürdigen Assaji in Rājaga­ha beim Almosengang. (Er war) angenehm anzusehen beim Kommen und Gehen, beim vorwärts und rückwärts Sehen, beim Beugen und Strecken, hielt die Augen nieder­geschlagen, war beherrscht in der Körperhaltung. Als ich ihn gesehen hatte, kam mir folgen­der Gedanke: Dies ist von den Mönchen einer, die wirklich Heilige in der Welt sind oder in den Weg zur Hei­lig­keit eingetreten sind. So laß mich nun (mich) zu jenem Mönche be­geben und fragen: Für wen bist du, Bruder, in die Haus­lo­sig­keit gegangen, wer ist dein Lehrer, zu wessen Lehre be­kennst du dich? ... "Welche Dinge durch Ursachen entstehen, diese Ursa­chen verkündet der Vollendete und auch deren Aufhö­ren, so ist die Lehre des Großen Asketen." Als dieser Lehr­spruch ver­kün­det wurde, kam bei dem Wandermönch Moggalāna das klare, reine Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigen­schaft das Entstehen hat, alles das hat als Eigen­schaft das Vergehen. "Wenn das die Lehre ist, dann hast du die Stätte, die frei von Sorge ist, durchdrungen, die unzählig vie­le Kalpas (Weltperioden) nicht geschaut, nicht erkannt wur­de." (7-10) //23//

 

 Da sagte der Wandermönch Moggalāna dem Wandermönch Sāriputta folgendes: "Gehen wir, Bruder, zum Erhabe­nen, er ist unser erhabener Lehrer." - "Hier, Bruder, verweilen zweihundertfünfzig Wan­dermönche, unseretwe­gen, zu uns aufsehend, wir befragen sie, was sie mei­nen, das sollen sie tun." Dann gingen Sāriputta und Moggalāna zu den Wandermönchen. Dort sagten sie den Wandermön­chen fol­gendes: "Wir gehen, Brüder, zum Erhabenen, er ist unser erha­bener Lehrer." - "Wir ver­weilen hier wegen der Ehrwürdigen, se­hen zu den Ehrwürdigen auf, wenn die Ehrwürdigen den Reinheit­swandel beim großen Asketen auf sich nehmen, nehmen wir alle (auch) den Reinheits­wandel beim großen Asketen auf uns." (1)

 

 Dann gingen Sāriputta und Moggalāna zum Wandermönch Sañjaya. Dort sagten sie dem Wandermönch Sañjaya folgendes: "Wir gehen, Bruder, zum Erhabenen, er ist unser erhabener Lehrer." - "Nein, mögen die Ehrwürdigen nicht gehen, wir drei werden uns um die Gruppe (Wandermönche) sorgen." Zum zweiten Male, zum dritten Male sagten Sāri­putta und Moggalāna dem Wander­mönch Sañjaya folgendes: "Wir gehen, Bruder, zum Erhabenen, er ist unser erhabener Lehrer." (2)

 

 Da gingen Sāriputta und Moggalāna zum Bambushain und nahmen die zweihundertfünfzig Wandermön­che mit. Auf der Stelle kam dem Wandermönch Sañ­jaya heißes Blut aus dem Mund heraus. Der Erhabene sah Sā­ri­putta und Moggalāna von Ferne herankommen. Als er sie gese­hen hatte, sprach (er) die Mönche an: "Diese, ihr Mönche, die zwei Freunde Kolita und Upatissa (die Namen von Sāriputta und Moggalāna) kommen, jene werden meine beiden Hörer werden, die höchsten und besten zwei."  Wenn (sie) den tiefen, unübertroffenen Be­reich der Weisheit, die Ver­nichtung der Wiedergeburt erreicht haben (seltene Konstruktion des Textes, in Singh. Version: Wenn (sie) nicht den tiefen, unübertroffenen Bereich ...), dann verkündete der Lehrer im Bambushain über sie: "Diese zwei Freunde, Kolita und Upatissa, kom­men, jene werden meine beiden Hörer werden, die höchsten und besten zwei." (3)

 

 Dann kamen Sāriputta und Moggalāna zum Erhabenen. Dort fielen sie nieder, indem sie den Kopf zu Füßen des Erhabenen beugten und sag­ten folgendes: "Wir möchten beim verehrungs­würdigen Erhabenen die Ordination nehmen, die Vollordination nehmen." - "Kommt, ihr Mönche, sagte der Erhabene, gut dargelegt ist die Lehre, nehmt den Reinheitswandel auf euch, um allem Leid ein Ende zu ma­chen." Das war für diese Ehrwürdigen die Vollordina­tion. (4)

 

 Zu jener Zeit nahmen wohlbekannte Magadhasöhne aus gutem Haus den Reinheitswandel beim Erha­be­nen auf sich. Die Men­schen wur­den (darüber) verärgert, unruhig, erregt: Der Asket Gotama lei­tet zur Sohnlosigkeit, der Asket Gotama leitet zu Verwit­wung, der Asket Gotama leitet zur Familien­zerstörung. Jetzt wurden tausend Flechten­asketen von ihm in die Hauslosigkeit ge­sandt, und jetzt wurden auch zweihundertfünfzig Wandermönche von Sañjaya in die Hauslo­sigkeit ge­sandt; auch die wohlbekannten Magadhasöhne aus gutem Haus nahmen beim Aske­ten Gotama den Rein­heitswandel auf sich. Nachdem sie diese Mönche gesehen hatten tadelten (sie diese) mit die­sem Vers:

Der große Asket kam nach Giribbaja in Magadha.
nachdem er die Wandermönche von Sañjaya führte,
wen wird er jetzt wohl (ver)führen? (5)

 

 Die Mönche hörten, daß jene Menschen verärgert, unruhig, er­regt sind. Da erzählten jene Mönche dem Erhabenen den Sachver­halt. "Nicht, ihr Mönche, werden diese Worte lange da sein, sieben Tage werden sie da sein, nach sieben Tagen werden sie verschwunden sein. Deshalb näm­lich, ihr Mönche, welche euch mit diesem Vers tadeln: (wie oben), diese tadelt wider mit diesem Vers:

Die Vollendeten, großen Helden
führen durch die wahre Lehre,
Warum ist da Neid,
wenn Wahrheit den Verständ`gen leitet? (6)

 

 Zu jener Zeit, als die Leute die Mönche sahen (und) sie mit diesem Vers tadelten: Der große Asket kam nach Giribbaja in Magadha, nachdem er die Wandermönche von Sañjaya führte, wen wird er jetzt wohl (ver)führen? Tadelten die Mönche jene Leute mit diesem Vers wider: Die Voll­endeten, großen Helden führen durch die wahre Lehre, warum ist da Neid, wenn Wahrheit den Verständ`gen leitet? Die Leute dachten: Man sagt, durch die Wahr­heit leiten die Asketen, die Sakyasöh­ne, nicht durch die Unwahrheit. Sieben Tage waren jene Reden, nach sieben Tagen ver­schwan­den sie. (7)

 

Der Gang von Sāriputta und Moggalāna in die Hauslosigkeit ist beendet. //24//

Ende des 4. Kapitels.


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