Therigāthā - Siebener-Bruchstück

Uttarā (II)

175
«In Mörsern stampft man Reis zurecht,
Zerstößt das Korn in mildes Mehl:
Um Weib und Kinder sorgen sie,
Erwerben Geld, erwerben Gut.

(Vergl. v. 117-121)
 
176
«Des Ordens Regel nehmt genau,
Daß keine Reue keimen mag;
Den Staub der Füße, wascht ihn ab,
Und setzt euch dann zur Seite still.
 
177
«Das Herz, das müßt ihr meistern
Und innig einen, fassen fest:
Erscheinung seht und Unterschied
Als Null und nicht als Eigen an.»
 
178
Ihr Wort, ich hab' es wohl gehört,
Der Patācārā Heilgebot:
Ich wusch mir ab der Füße Staub
Und einsam saß ich still beiseit.
 
179
Am Abend, um die Dämmerzeit,
Erkannt' ich Sein und Wiedersein;
Um Mitternacht ward himmlisch hell
Mein Antlitz, innen abgeklärt;
 
180
Und als der junge Tag erschien
War Nacht und Nebel fortgescheucht;
Drei Wissen weiß ich nun, getrost:
«Getan ist was getan du willst!
 
181
«Den Dreiunddreißig Göttern gleich,
Die Sakko dienen weil er siegt,
Sieh' mich zu Füßen, die du führst,
Dreifach gewitzigt, ausgewähnt.»
 

Cālā

182
ALS Nonne nüchtern, klar bewußt,
In hoher Tugend rein gereift,
Erspäht' ich Spuren ruhevoll,
Wo selig endet Unterschied.

(Vergl. v. 6; Therag.11; Dhp v. 368)

183
Der Versucher:
Warum doch gehst du kahl und fahl,
Asketengleich verkleidet um:
Wenn andre glauben, glaubst du nicht?
Ach, sei doch nicht so düster, dumpf!
 
184
CĀLĀ:
In andern Orden glaubt man gern:
Man glaubt und meint und meint und glaubt
Und weiß nicht was man wissen muß,
Und kennt nicht was man kennen soll.
 
185
Ersprossen ist ein Sakyersproß,
Ein Sieger, herrlich überall!
Der hat gewiesen Wahrheit mir
Gar köstlich, kein Vermuten mehr:
 
186
Das Leiden, was da Leiden wirkt,
Was Leiden überwinden läßt,
Den heil'gen achtgeteilten Pfad,
Der uns entführt aus Leiden weg.

(Vergl. Therag. 1259)

187
Sein Wort, ich nahm es willig auf,
Die frohe Botschaft merkt' ich wohl;
Drei Wissen fand ich, unvertrübt
Erfüllt ist was der Herr befiehlt.
 
188
Und alle Neigung ist vertilgt,
Und Nacht und Nebel durchgeteilt;
Ich raun' es dir, Verruchter, zu:
Zermalmt ist deine Todesmacht.

(= v. 59, 62, 142, 195, 203, 235)
 

Upacālā

189
Upacālā:
Mit offnem Auge, wohl gewahr,
In hoher Tugend rein gereift,
Erspäht ich Spuren ruhevoll,
Wo kein Gemeiner wandeln mag.
 
190
DER VERSUCHER:
Warum nur liebst du Leben nicht?
Lebendig lebt man, liebt Genuß:
Genieße doch der Liebeslust,
Erspare späte Reue dir!

(Vergl. v. 57)

191
UPACĀLĀ:
Lebendig dient man um den Tod,
Lebendig büßt man Hand und Fuß,
Wird eingekerkert, aufgehenkt:
Lebendig kiest man Leid um Leid.
 
192
Ersprossen ist ein Sakyersproß,
Ein Sieger, herrlich offenbar!
Der hat gewiesen Wahrheit mir,
Wie Leben überwältigt wird:
 
193
Das Leiden, was da Leiden wirkt,
Was Leiden überwinden läßt,
Den heil'gen achtgeteilten Pfad,
Der uns entführt aus Leiden weg.
 
194
Sein Wort, ich nahm es willig auf,
Die frohe Botschaft merkt' ich wohl;
Drei Wissen fand ich, unvertrübt:
Erfüllt ist was der Herr befiehlt.
 
195
Und alle Neigung ist vertilgt,
Und Nacht und Nebel durchgeteilt:
Ich raun' es dir, Verruchter, zu:
Zermalmt ist deine Todesmacht. 


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