Welcher Mensch gilt als "Zeitweilig-Befreiter" (samayavimutto)?
Da erreicht ein Mensch zu Zeiten, dann und wann, leibhaftig die "acht Freiungen", und nach weisem Erkennen ist in ihm der Wahn zum Teil erloschen. Diesen Menschen nennt man einen "Zeitweilig-Befreiten".
Note:
Unter dem "Zeitweilig-Befreiten" hat man demnach hier einen solchen Jünger zu verstehen, der, nach der Erreichung sämtlicher acht "Freiungen" (vimokhā), durch tiefe "Einsicht" (vipassanā) in die Vergänglichkeit, das Leiden und die Wesenslosigkeit aller körperlichen und geistigen Daseinsformen die teilweise Befreiung vom Wahn, m. a. W. von den zehn Fesseln (s. Nr. 41), erreicht hat.
Sind, wie der Kommentar wohl ganz richtig annimmt, in obigem Texte mit den acht Freiungen die acht "Selbstvertiefungen" (jhānā; siehe 'Wort des Buddha') gemeint, so mag der "Zeitweilig-Befreite" ein Sotāpanno, Sakadāgāmí oder Anāgāmí sein. (S. Nr. 47—49.) Sind jedoch die bekannten acht Freiungen (siehe meine Übersetzung des Anguttara-Nikayo, Einer-Buch, S. 85—87) gemeint, so kann derselbe nur ein Anāgāmí (s. Nr. 41) sein, denn nach dem Abhidhammo trifft man nur unter den Anāgāmís und Vollkommen-Heiligen (s. Nr. 50) solche Jünger an, welche die letzte dieser acht Freiungen, d. i. die "Aufhebung von Wahrnehmung und Gefühl" (saññāvedayitanirodho oder nirodhasamāpatti), zu erreichen imstande sind, während die "acht Selbstvertiefungen" für alle Grade der Heiligen, ja selbst für einen "Weltling" (s. Nr. 9) erreichbar sind.
Die vier Arten des Wahns (āsavo) sind:
Der Sotāpanno und der Sakadāgāmí sind frei vom Ansichtenwahn; der Anāgāmí ist frei vom Ansichten- und Begierdewahn; der Arahāt ist frei von allen vier Arten des Wahns. Cf.Nr.118—120.
Welcher Mensch gilt als "Dauernd-Befreiter" (asamayavimutto)?
Da erreicht ein Mensch zwar nicht zu Zeiten, dann und wann, leibhaftig die acht Freiungen, aber nach weisem Erkennen ist in ihm der Wahn erloschen. Diesen Menschen nennt man einen "Dauernd-Befreiten". — Überdies gelten alle heiligen Jünger hinsichtlich der "heiligen Befreiung" als "Dauernd-Befreite."
Die mit irgend einer der vier Stufen der Heiligkeit, d. i. der Stufe des Sotāpanno, Sakadāgāmí, Anāgāmí und Arahāt (s. Nr. 47 - 50), verbundene teilweise oder gänzliche Befreiung von den Fesseln gilt, weil darin kein Rückfall mehr möglich ist, als dauernde Befreiung.
Welcher Mensch gilt als "erschütterlich" (kuppadhammo)?
Da gewinnt ein Mensch die formhaften oder formlosen "Errungenschaften". Aber er gewinnt sie nicht nach Wunsch, nicht ohne Mühe und Anstrengung; und nicht nach Wunsch hinsichtlich des Ortes, des Gegenstandes und der Dauer versenkt er sich in dieselben und erhebt sich daraus. Da ist es wohl möglich, daß bei einem solchen Menschen aus Nachlässigkeit jene Errungenschaften ins Schwanken geraten. Diesen Menschen nennt man "erschütterlich".
Die "Errungenschaften" (samāpattiyo) sind ein anderer Name für die vier "Selbstvertiefungen" (jhānā) der formhaften und die vier Selbstvertiefungen der formlosen Sphäre, die sog. vier rúpajjhānā und vier arúpajjhānā.
Welcher Mensch gilt als "unerschütterlich" (akuppadhammo)?
Da gewinnt ein Mensch die formhaften oder formlosen Errungenschaften. Und er gewinnt sie nach Wunsch, ohne Mühe und Anstrengung; und nach Wunsch hinsichtlich des Ortes, des Gegenstandes und der Dauer versenkt er sich in dieselben und erhebt sich daraus. Unmöglich ist es da, kann nicht sein, daß bei einem solchen Menschen aus Nachlässigkeit jene Errungenschaften ins Schwanken geraten. Diesen Menschen nennt man "unerschütterlich". — Überdies gelten alle heiligen Jünger hinsichtlich der heiligen Befreiung als "unerschütterlich".
Der in den Errungenschaften "Unerschütterliche" ist imstande, wo immer es ihm beliebt, durch Betrachtung irgend eines geeigneten Meditationsobjektes in die "Selbstvertiefungen (jhānā) einzutreten, und die Zeit, welche er darin zu verweilen beabsichtigt, vorher genau festzusetzen.—Nach dem Kommentar ist obiger Jünger ein Anāgāmí oder ein Arahāt.
Welcher Mensch ist "dem Rückfall ausgesetzt" (parihānadhammo)?
Da gewinnt ein Mensch die formhaften oder formlosen Errungenschaften. Aber er gewinnt sie nicht nach Wunsch, nicht ohne Mühe und Anstrengung; und nicht nach Wunsch hinsichtlich des Ortes, des Gegenstandes und der Dauer versenkt er sich in dieselben und erhebt sich daraus. Da ist es wohl möglich, daß ein solcher Mensch aus Nachlässigkeit jener Errungenschaften verlustig geht. Diesen Menschen nennt man "dem Rückfall ausgesetzt".
Welcher Mensch ist "vor Rückfall gesichert" (aparihānadhammo)?
Da gewinnt ein Mensch die formhaften oder formlosen Errungenschaften. Und er gewinnt sie nach Wunsch, ohne Mühe und Anstrengung; und nach Wunsch hinsichtlich des Ortes, des Gegenstandes und der Dauer versenkt er sich in dieselben und erhebt sich daraus. Unmöglich ist es da, kann nicht sein, daß ein solcher Mensch aus Nachlässigkeit jener Errungenschaften verlustig geht. Diesen Menschen nennt man "vor Rückfall gesichert". — Überdies sind alle heiligen Jünger hinsichtlich der heiligen Befreiung "vor Rückfall gesichert."
Welcher Mensch gilt als "Willenswalt" (cetanābhabbo)?
Da gewinnt ein Mensch die formhaften oder formlosen Errungenschaften. Aber er gewinnt sie nicht nach Wunsch, nicht ohne Mühe und Anstrengung; und nicht nach Wunsch hinsichtlich des Ortes, des Gegenstandes und der Dauer versenkt er sich in dieselben und erhebt sich daraus. Wenn er aber seinen Willen darauf gerichtet hält, geht er jener Errungenschaften nicht verlustig. Diesen Menschen bezeichnet man als "Willenswalt".
Welcher Mensch gilt als "wachensmächtig" (anurakkhanābhabbo)?
Da gewinnt ein Mensch die formhaften oder formlosen Errungenschaften. Aber er gewinnt sie nicht nach Wunsch, nicht ohne Mühe und Anstrengung; und nicht nach Wunsch hinsichtlich des Ortes, des Gegenstandes und der Dauer versenkt er sich in dieselben und erhebt sich daraus. Wenn er aber wachsam ist, geht er jener Errungenschaften nicht verlustig. Diesen Menschen nennt man "wachensmächtig".
Welcher Mensch gilt als "Weltling" (puthujjano)?
Wer nicht von den "drei Fesseln" befreit ist und auch nicht gerade auf dem Wege ist, jene drei Dinge zu verlieren: diesen Menschen bezeichnet man als "Weltling".
Die drei Fesseln (saññojanāni) sind:
Der Sotāpanno-Pfad, (s. Nr. 37 und 47) ist der Weg, um diese drei Fesseln zu verlieren.
Welcher Mensch gilt als "Anwärter auf Heiligkeit" (gotrabhú)?
Wer jenen Zustand erreicht hat, auf welchen unmittelbar der Eintritt der Heiligkeit erfolgt. Diesen Menschen bezeichnet man als "Anwärter auf Heiligkeit".
Im Kommentar heißt es: "Wer infolge des Einblicks in Nibbānam der ganzen Zahl der Weltlinge (s. Nr. 9), der Familie der Weltlinge, dem Kreis der Weltlinge, der Bezeichnung eines Weltlings entrinnt und eintritt in die Zahl der Heiligen (ariyā, s. Nr. 21 und 22), die Familie der Heiligen, den Kreis der Heiligen und die Bezeichnung eines Heiligen erhält: diesen Menschen bezeichnet man als "Anwärter auf Heiligkeit". Es ist demnach hier der Augenblick des Überganges vom Pfade eines "Weltlings. (s. Nr. 9) zum Sotāpanno-Pfad (cf. Anm. zu Nr. 20) gemeint. — Der Gotrabhu wird erwähnt im A.X.16.
11. Welcher Mensch steht aus Furcht vom Bösen ab (bhayúparato)?
Die sieben "Kämpfer" stehen aus Furcht vom Bösen ab und solche "Weltlinge", die sittenrein sind.
12. Der "Vollkommen-Heilige" steht ohne Furcht vom Bösen ab.
Aus Furcht und Schrecken vor dem als Leiden erkannten Kreislauf der Wiedergeburten kämpft der Jünger, solange er noch nicht das "Ziel der vollkommenen Heiligkeit" erreicht hat, gegen allen Daseinstrieb und Daseinshang, die Ursachen der sich stets erneuernden Geburten, an und bemüht sich so von allem Bösen abzustehen. Cf. Majjhima-Nikayo, 70. Rede (übers. v. K. E. Neumann).
Über die sieben Kämpfer s. Nr. 23.
Welcher Mensch ist "des Fortschritts unfähig" (abhabbāgamano)?
Diejenigen Menschen, die infolge von Taten gehemmt sind, durch "Verderbtheit" gehemmt sind, durch die Früchte böser Taten gehemmt sind, die ohne Vertrauen sind, willensschwach, unverständig, unfähig den rechten Pfad zu gewinnen, die Vollkommenheit im Guten: diese Menschen nennt man "des Fortschritts unfähig".
Mit Taten sind hier die fünf "Taten mit unmittelbarem Ausgang" (ānantarika-kammāni) gemeint, unter "Verderbtheit (kilesā) die "mit bestimmtem Ausgang verbundenen schlechten Ansichten" (niyatamicchāditthi). Hierüber s. Anm. zu Nr. 15, 16.
Welcher Mensch ist "des Fortschritts fähig" (bhabbāgamano)?
Solche Menschen, die weder durch Taten, noch durch Verderbtheit, noch durch die Früchte böser Taten gehemmt sind, die voll Vertrauen sind, willensstark, verständig, fähig den rechten Pfad zu gewinnen, die Vollkommenheit im Guten. Diesen Menschen nennt man "des Fortschritts fähig".
15. Welcher Mensch ist "hinsichtlich der Zukunft gewiß" (niyato)?
Solche Menschen, denen die fünf "Taten mit unmittelbarem Ausgang" (ānantarika-kammāni) eignen, die den "mit bestimmtem Ausgang verbundenen schlechten Ansichten" (niyata-micchāditthí) zugetan sind, und die acht heiligen Jünger: diese sind "hinsichtlich der Zukunft gewiß".
16. Die übrigen Menschen sind "hinsichtlich der Zukunft ungewiß".
Hinsichtlich der Zukunft der acht heiligen Jünger s. Nr. 37—50.
17. Welcher Mensch befindet sich "auf dem Pfade" (patipannako)?
Die vier pfadkundigen Jünger befinden sich "auf dem Pfade".—
18. Die vier zielkundigen Jünger aber weilen "am Ziele".
Die vier Pfade und die vier Ziele der Heiligkeit sind:
Siehe Nr. 37—50.
Welcher Mensch gilt als "Zweifach-Endender" (samasísí)?
Einen Menschen, bei dem zu ein und derselben Zeit die Wahn-Erlöschung und das Lebensende eintritt, den bezeichnet man als "Zweifach-Endenden".
Im Anguttara-Nikayo, VII.16 heißt es: "Da verweilt ein Mönch in der Betrachtung der Vergänglichkeit aller Daseinsformen, die Vergänglichkeit gewahrend, die Vergänglichkeit erkennend, allzeit, immerdar, unbeirrt, standhaften Geistes, weise versenkt; und es tritt bei ihm zu ein und derselben Zeit die Wahnerlöschung und das Lebensende ein."