Anguttara Nikaya

3. Kapitel: gahapati-vagga

A.VIII. 21 Ugga aus Vesālī

Einst weilte der Erhabene im Großen Walde bei Vesālī, in der Halle des Giebelhauses. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche und sprach:

"Wisset, ihr Mönche, daß bei Ugga, dem Hausvater aus Vesālī (er wurde vom Buddha an die Spitze der 'anhänglichen Spender' gestellt siehe A.I.24 unter III f.), acht außerordentliche, wunderbare Eigenschaften anzutreffen sind."

So sprach der Erhabene und nach diesen Worten erhob er sich von seinem Sitze und begab sich zu seiner Zelle. Einer der Mönche aber, nachdem er sich am frühen Morgen angekleidet hatte, begab sich, mit Gewand und Almosenschale versehen, zur Wohnung Uggas, des Hausvaters aus Vesālī. Dort angelangt, setzte er sich auf dem angewiesenen Sitze nieder. Und Ugga, der Hausvater, kam zu ihm heran, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Darauf sprach jener Mönch zu Ugga, dem Hausvater:

"Acht außerordentliche, wunderbare Eigenschaften werden bei dir angetroffen, Hausvater, hat der Erhabene erklärt. Welches sind diese acht, o Hausvater?"

-"Zwar weiß ich nicht, o Herr, welche acht Eigenschaften der Erhabene gemeint hat, doch höre dir folgende acht Eigenschaften an, die bei mir anzutreffen sind, und achte auf meine Worte."

"Ja, o Hausvater", erwiderte jener Mönch, und Ugga, der Hausvater, sprach:

"Als ich, o Herr, den Erhabenen zum ersten Male von ferne erblickte, da fühlte schon beim bloßen Anblick mein Herz Vertrauen zum Erhabenen. Dies, o Herr, ist die erste außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Vertrauenden Herzens, o Herr, wartete ich dem Erhabenen auf. Und der Erhabene gab mir eine stufenweise Belehrung über die Freigebigkeit, die Sittlichkeit, die Himmelswelten. und er beleuchtete das Elend, die Hinfälligkeit und Unreinheit der Sinnenlüste und den Segen der Entsagung. Als dann der Erhabene merkte, daß mein Geist reif war, geschmeidig, ohne innere Hemmungen, in gehobener Stimmung und voller Vertrauen, da wies er die den Erleuchteten eigene Lehrverkündung: vom Leiden, von der Entstehung des Leidens, von der Aufhebung des Leidens und vom Pfad. Und gleichwie ein sauberes, fleckenloses Gewand sofort Farbe annimmt, ebenso ging mir, während ich noch auf meinem Platze saß, das ungetrübte, fleckenlose Auge für die Lehre auf: 'Was immer entsteht, muß vergehen.' Und die Lehre schauend, die Lehre verwirklichend, die Lehre kennend, die Lehre durchdringend, zweifelentronnen, vom Schwanken befreit, von Sicherheit erfüllt, durch keinen anderen beeinflußt (im Vertrauen) zur Weisung des Meisters nahm ich auf der Stelle meine Zuflucht zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde, und ich nahm die Sittenregeln auf mich, mit der Keuschheit als fünftem. Dies, o Herr, ist die zweite außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Ich besaß da, o Herr, vier jugendliche Gattinnen. Ich aber ging zu diesen vier Gattinnen hin und sprach zu ihnen: 'Ich habe nun, Schwestern, die Sittenregeln auf mich genommen, mit der Keuschheit als fünftem. Diejenige unter euch, die es wünscht, mag hier diese Besitztümer genießen und gute Werke tun oder zu ihren Verwandten gehen. Diejenige aber, die einen Mann wünscht, möge mir sagen, wem ich sie zuführen soll.' Auf diese Worte hin bat mich die älteste Gattin, sie einem gewissen Manne zuzuführen. Darauf ließ ich, o Herr, jenen Mann kommen, und, mit der Linken die (Hand der) Gattin ergreifend und mit der Rechten das goldene Wassergefäß haltend (mit dem auch heute noch üblichen Ritus, bei dem über die Hände des Paares Wasser gegossen wird), übergab ich sie jenem Manne. Während ich aber so mein jugendliches Weib weggab, o Herr, da merkte ich keine Veränderung in meinem Herzen. Dies, o Herr, ist die dritte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Es befinden sich da in meiner Familie Reichtümer. Diese, o Herr, verteile ich unterschiedslos an sittenreine, dem Guten ergebene Menschen. Dies, o Herr, ist die vierte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Jedem Mönch, o Herr, dem ich aufwarte, warte ich mit Ehrerbietung auf, nicht unehrerbietig. Dies, o Herr, ist die fünfte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Trägt mir nun, o Herr, jener Ehrwürdige die Lehre vor, so höre ich voll Ehrerbietung zu, nicht unehrerbietig. Tut er es aber nicht, so trage eben ich ihm die Lehre vor. Dies, o Herr, ist die sechste außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Nicht ist es zwar wunderbar, o Herr, wenn da Himmelswesen zu mir herankommen und sprechen: 'Wohl dargetan, Hausvater, ist vom Erhabenen die Lehre!' und ich ihnen darauf erwidere: 'Möget ihr, o Gottheiten, mir dies sagen oder nicht, so ist doch gewiß die Lehre wohl dargetan vom Erhabenen.' Doch ich wüßte nicht, daß dadurch in meinem Herzen der Dünkel entstünde: 'Ja, mich besuchen die Himmelswesen und ich unterhalte mich mit ihnen!' Dies, o Herr, ist die siebente außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Was da, o Herr, jene fünf niederen Fesseln betrifft, die vom Erhabenen gewiesen wurden, so sehe ich keine von ihnen, die ich nicht von mir abgetan hätte. Dies, o Herr, ist die achte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Diese acht außerordentlichen, wunderbaren Eigenschaften, o Herr, finden sich bei mir. Nicht aber weiß ich, o Herr, als mit welchen acht außerordentlichen, wunderbaren Eigenschaften ausgestattet mich der Erhabene erklärt hat."

Nachdem nun jener Mönch in der Wohnung Uggas, des Hausvaters aus Vesālī, seine Almosenspeise in Empfang genommen hatte, erhob er sich von seinem Sitze und entfernte sich. Am Nachmittage aber, nach beendetem Mahle, begab er sich zum Erhabenen. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend berichtete jener Mönch das ganze Gespräch, das er mit Ugga, dem Hausvater aus Vesālī, geführt hatte.

(Und der Erhabene sprach:) "Gut, gut, o Mönch. Wie Ugga, der Hausvater aus Vesālī, es so richtig erklärt hat, als mit eben diesen außerordentlichen, wunderbaren Eigenschaften ausgestattet, habe ich ihn erklärt. Und als mit diesen acht Eigenschaften ausgestattet, möget ihr, o Mönche, des Hausvaters Ugga gedenken."


A.VIII. 22 Ugga aus Elefantendorf

Einst weilte der Erhabene im Lande der Vajjier bei Elefantendorf (Hatthigāma). Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche:

"Wisset, ihr Mönche, daß bei Ugga, dem Hausvater aus Elefantendorf (nicht mit dem vorerwähnten zu verwechseln, Ugga aus Elefantendorf wurde vom Buddha an die Spitze der 'Unterstützer der Mönchsgemeinde' gestellt), acht außerordentliche, wunderbare Eigenschaften anzutreffen sind."

So sprach der Erhabene und nach diesen Worten erhob er sich von seinem Sitze und begab sich zu seiner Zelle. Einer der Mönche aber, nachdem er sich am frühen Morgen angekleidet hatte, begab sich, mit Gewand und Almosenschale versehen, zur Wohnung Uggas, des Hausvaters aus Elefantendorf. Dort angelangt, setzte er sich auf dem angebotenen Sitze nieder. Und Ugga, der Hausvater aus Elefantendorf, kam heran, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Darauf sprach jener Mönch zu Ugga, dem Hausvater, also:

"Acht außerordentliche, wunderbare Eigenschaften werden bei dir angetroffen, Hausvater, hat der Erhabene erklärt. Welches sind diese acht, o Hausvater?"

-"Zwar weiß ich nicht, o Herr, welche acht Eigenschaften der Erhabene gemeint hat, doch höre dir folgende acht Eigenschaften an, die bei mir anzutreffen sind, und achte auf meine Worte."

-"Ja, o Hausvater", erwiderte jener Mönch, und Ugga, der Hausvater, sprach:

"Als ich, o Herr, im Nagahaine umhergehend, zum ersten Male den Erhabenen von ferne erblickte, da fühlte schon beim bloßen Anblick mein Herz Vertrauen zum Erhabenen und meine durch Wein hervorgerufene Berauschung schwand. Dies, o Herr, ist die erste außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Vertrauenden Herzens, o Herr, wartete ich dem Erhabenen auf. Und der Erhabene gab mir eine stufenweise Belehrung über die Freigebigkeit, die Sittlichkeit, die Himmelswelten und er beleuchtete das Elend, die Hinfälligkeit und Unreinheit der Sinnenlüste und den Segen der Entsagung. Als dann der Erhabene merkte, daß mein Geist reif war, geschmeidig, ohne innere Hemmungen, in gehobener Stimmung und voller Vertrauen, da wies er die den Erleuchteten eigene Lehrverkündung: vom Leiden, von der Entstehung des Leidens, von der Aufhebung des Leidens und vom Pfad. Und gleichwie ein sauberes, fleckenloses Gewand sofort Farbe annimmt, ebenso ging mir, während ich noch auf meinem Platze saß, das ungetrübte, fleckenlose Auge für die Lehre auf: 'Was immer entsteht, muß vergehen.' Und die Lehre schauend, die Lehre verwirklichend, die Lehre kennend, die Lehre durchdringend, zweifelentronnen, vom Schwanken befreit, von Sicherheit erfüllt, durch keinen anderen beeinflußt (im Vertrauen) zur Weisung des Meisters nahm ich auf der Stelle meine Zuflucht zum Erleuchteten, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde, und ich nahm die Sittenregeln auf mich, mit der Keuschheit als fünftem. Dies, o Herr, ist die zweite außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Ich besaß da, o Herr, vier jugendliche Gattinnen. Ich aber ging zu diesen Gattinnen hin und sprach zu ihnen: 'Ich habe nun, Schwestern, die Sittenregeln auf mich genommen, mit der Keuschheit als fünftem. Diejenige unter euch, die es wünscht, mag hier diese Besitztümer genießen und gute Werke tun oder zu ihren Verwandten gehen. Diejenige aber, die einen Mann wünscht, möge mir sagen, wem ich sie zuführen soll.' Auf diese Worte hin bat mich die älteste Gattin, sie einem gewissen Manne zuzuführen. Darauf ließ ich, o Herr, jenen Mann kommen und mit der Linken die (Hand der) Gattin ergreifend und mit der Rechten das goldene Wassergefäß haltend, übergab ich sie jenem Manne. Während ich aber so mein jugendliches Weib weggab, o Herr, da merkte ich keine Veränderung in meinem Herzen. Dies, o Herr, ist die dritte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Es befinden sich da in meiner Familie Reichtümer. Diese, o Herr, verteile ich unterschiedslos an sittenreine, dem Guten ergebene Menschen. Dies, o Herr, ist die vierte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Jedem Mönche, o Herr, dem ich aufwarte, warte ich mit Ehrerbietung auf, nicht unehrerbietig. Trägt mir nun jener Ehrwürdige die Lehre vor, so höre ich voll Ehrerbietung zu, nicht unehrerbietig. Tut er es aber nicht, so trage eben ich ihm die Lehre vor. Dies, o Herr, ist die fünfte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Nicht ist es zwar wunderbar, o Herr, wenn da bei geladener Jüngerschaft Himmelswesen zu mir herankommen und verkünden: 'Jener Mönch, o Hausvater, ist ein Beiderseitserlöster, jener ein Weisheitserlöster, jener ein Körperzeuge, jener ein Erkenntnisgereifter, jener ein Vertrauenserlöster, jener ein Lehrergebener, jener ein Vertrauensergebener (vgl. A.III.21; A.IX.44; Wtb: ariya-puggala), jener ist sittenrein und dem Guten ergeben, jener sittenlos und dem Schlechten ergeben.' Doch während ich der Jüngerschaft aufwarte, wüßte ich nicht, daß mir dabei der Gedanke aufgestiegen wäre: 'Diesem will ich wenig geben und diesem viel', sondern ich gebe eben, o Herr, mit ganz gleicher Gesinnung. Dies, o Herr, ist die sechste außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Nicht ist es zwar wunderbar, o Herr, wenn da Himmelswesen zu mir herankommen und sprechen: 'Wohl dargetan, Hausvater, ist vom Erhabenen die Lehre!' und ich ihnen darauf erwidere: 'Möget ihr, o Gottheiten, mir dies sagen oder nicht, so ist doch gewiß die Lehre wohl dargetan vom Erhabenen.' Doch ich wüßte nicht, daß dadurch in meinem Herzen der Dünkel entstünde: 'Ja, mich besuchen die Himmelswesen, und ich unterhalte mich mit ihnen!' Dies, o Herr, ist die siebente außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Sollte ich, o Herr, vor dem Erhabenen sterben, so wäre es nicht zu verwundern, wenn der Erhabene von mir erklären möchte: 'Nicht mehr besteht jene Fessel, in die verstrickt Ugga der Hausvater aus Elefantendorf wieder zu dieser Welt zurückkehren könnte.' Dies, o Herr, ist die achte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft, die bei mir anzutreffen ist.

Diese acht außerordentlichen, wunderbaren Eigenschaften, o Herr, sind bei mir anzutreffen. Nicht aber weiß ich, o Herr, als mit welchen acht Eigenschaften ausgestattet mich der Erhabene erklärt hat."

(Schluß entsprechend Text 21.)


A.VIII. 23 Hatthaka aus ālavi I

(Acht Eigenschaften)

Einst weilte der Erhabene bei ālavi am Hauptschrein der ālaver (Aggālave cetiye). Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche:

"Wisset, ihr Mönche, daß bei Hatthaka aus ālavi sieben außerordentliche, wunderbare Eigenschaften anzutreffen sind. Welche sieben?

Hatthaka aus ālavi, ihr Mönche, ist vertrauensvoll, sittenrein, schamhaft, besitzt sittliche Scheu, ist wissensreich, freigebig und weise. Wisset, ihr Mönche, daß bei Hatthaka aus ālavi diese sieben außerordentlichen, wunderbaren Eigenschaften anzutreffen sind."

Nach diesen Worten erhob sich der Erhabene von seinem Sitz und begab sich in seine Zelle. Einer der Mönche aber, nachdem er sich am frühen Morgen angekleidet hatte, begab sich, mit Gewand und Almosenschale versehen, zur Wohnung Hatthakas aus ālavi. Dort angelangt, setzte er sich auf dem angebotenen Sitze nieder. Und Hatthaka aus ālavi kam heran, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Daraüf sprach jener Mönch zu Hatthaka aus ālavi:

"Sieben außerordentliche, wunderbare Eigenschaften, Freund (*1), werden bei dir angetroffen, hat der Erhabene erklärt 'Hatthaka aus ālavi, ihr Mönche, ist vertrauensvoll, sittenrein, schamhaft, besitzt sittliche Scheu, ist wissensreich, freigebig und weise.'"

-"War da, o Herr, etwa irgendein weißgekleideter Hausner zugegen?"

-"Kein weißgekleideter Hausner war da zugegen, Freund."

-"Gut, o Herr, daß sich dort kein weißgekleideter Hausner befand."

Nachdem nun jener Mönch in der Wohnung Hatthakas aus ālavi seine Almosenspeise in Empfang genommen hatte, erhob er sich von seinem Sitze und entfernte sich. Am Nachmittage aber, nach beendetem Mahle, begab er sich zum Erhabenen und teilte ihm mit, was er mit Hatthaka aus ālavi gesprochen hatte. (Und der Erhabene sprach:)

"Recht so, recht so, o Mönch! Bescheiden, o Mönch, ist jener edle Sohn. Die guten Eigenschaften, die er besitzt, will er andere nicht wissen lassen. So wisse denn, o Mönch, daß Hatthaka aus ālavi diese achte außerordentliche, wunderbare Eigenschaft besitzt, nämlich Bescheidenheit."

(*1) Hier ist die Anrede āvuso, die in späterem Gebrauch nur für jüngere Mönche seitens älterer benutzt wird, nicht aber für Laien.


A.VIII. 24 Hatthaka aus ālavi II

(Vierfache Gunsterweisung)

Einst weilte der Erhabene bei ālavi, am Hauptschrein der ālaver. Da begab sich Hatthaka aus ālavi mit einem Gefolge von fünfhundert Anhängern zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Und der Erhabene sprach zu ihm also:

"Groß, wahrlich, Hatthaka, ist deine Gefolgschaft. Wie hast du denn, Hatthaka, solch eine große Gefolgschaft gewonnen?"

-"Es sind, o Herr, die vom Erhabenen gewiesenen vier Arten der Gunsterweisungen (*1); durch sie habe ich eine so große Gefolgschaft gewonnen. Von wem ich da nämlich weiß, o Herr, daß er durch Gaben zu gewinnen ist, den gewinne ich eben durch Gaben. Von wem ich weiß, daß er durch liebevolle Worte zu gewinnen ist, den gewinne ich durch liebevolle Worte. Von wem ich da weiß, daß er durch hilfreichen Wandel zu gewinnen ist, den gewinne ich durch hilfreichen Wandel. Von wem ich da weiß, daß er durch Gleichheitsbezeigung zu gewinnen ist, den gewinne ich durch Gleichheitsbezeigung. Aber auch Reichtum, o Herr, besitze ich in meinem Hause, denn auf einen Armen glaubt man nicht in dieser Weise hören zu müssen."

-"Recht so, recht so, Hatthaka! Du besitzest die Mittel dazu, eine große Gefolgschaft zu gewinnen. Denn alle diejenigen, Hatthaka, die in der Vergangenheit eine große Gefolgschaft gewannen, sie alle gewannen ihre Gefolgschaft durch diese vier Arten der Gunsterweisung. Und auch alle diejenigen, Hatthaka, die in der Zukunft eine große Gefolgschaft gewinnen werden, sie alle werden ihre Gefolgschaft durch diese vier Arten der Gunsterweisung gewinnen. Und auch diejenigen, Hatthaka, die jetzt in der Gegenwart eine große Gefolgschaft gewinnen, sie alle gewinnen ihre große Gefolgschaft durch diese vier Arten der Gunsterweisung."

Und Hatthaka aus ālavi, durch des Erhabenen Lehrgespräch belehrt, ermahnt, ermutigt und ermuntert, erhob sich von seinem Sitze, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und, ihm die Rechte zukehrend, entfernte er sich. Kurz nachdem aber Hatthaka gegangen war, da wandte sich der Erhabene an die Mönche:

"Wisset, ihr Mönche, daß Hatthaka aus ālavi acht außerordentliche, wunderbare Eigenschaften besitzt: er ist vertrauensvoll, sittenrein, schamhaft, besitzt sittliche Scheu, ist wissensreich, freigebig und bescheiden. Als mit diesen acht außerordenlichen wunderbaren Eigenschaften versehen möget ihr ihn kennen."


(*1) sangahavatthu; s. A.IV.30. - Hatthaka aus ālavi steht an der Spitze derer, die durch die vier Gunsterweisungen Anhänger gewinnen.


A.VIII. 25 Der Laienjünger I

Einstmals weilte der Erhabene im Feigenbaum-Kloster bei Kapilavatthu. Da begab sich der Sakyer Mahānāma (er steht an der Spitze der Spender erlesener Speisen) zum Erhabenen ... und sprach also:

"Inwiefern, o Herr, gilt man als Laienjünger (upāsaka)?"

-"Wenn man, Mahānāma, zum Erleuchteten Zuflucht genommen hat, zur Lehre Zuflucht genommen hat und zur Mönchsgemeinde Zuflucht genommen hat: insofern Mahānāma, ist man ein Laienjünger."

"Inwiefern aber, o Herr, ist man als Laienjünger sittenrein?"

"Wenn, Mahānāma, der Laienjünger sich des Tötens enthält; wenn er sich davon enthält, Nichtgebenes zu nehmen; sich vom schlechten Wandel in Sinnenlüsten enthält; sich der Lüge enthält und des Genusses von Rauschmitteln, die Lässigkeit verursachen - insofern, Mahānāma, ist ein Laienjünger sittenrein."

-"Inwiefern aber, o Herr, wandelt ein Laienjünger zum eigenen Heil, doch nicht zum Heile anderer?"

-"Wenn, Mahanama, ein Laienjünger zwar selber Vertrauen, Sittlichkeit und Freigebigkeit besitzt, die Mönche gerne aufsucht, gerne die Gute Lehre hört, die gehörten Lehren behält, den Sinn der gehörten Lehren erwägt, die Lehre und ihre Auslegung kennend im Einklang mit der Lehre lebt, doch nicht die anderen zu all dem anspornt - insofern, Mahānāma, wandelt ein Laienjünger zum eigenen Heil, doch nicht zum Heile anderer."

-"Inwiefern aber, o Herr, wandelt ein Laienjünger sowohl zum eigenen Heile als auch zum Heile anderer?"

-"Wenn, Mahānāma, ein Laienjünger selber Vertrauen, Sittlichkeit und Freigebigkeit besitzt, die Mönche gerne aufsucht, gerne die Gute Lehre hört, die gehörten Lehren behält, den Sinn der gehörten Lehren erwägt, die Lehre und ihre Auslegung kennend im Einklang mit der Lehre lebt, und wenn er auch die anderen zu all dem anspornt - insofern, Mahānāma, wandelt ein Laienjünger sowohl zum eigenen Heile als auch zum Heile anderer."


A.VIII. 26 Der Laienjunger II

Der Ort ist hier der Mangohain des Jīvaka; der Fragende ist der Arzt Jīvaka. Der Text ist gleichlautend mit No. 25.


A.VIII. 27 Acht Kräfte

Acht Kräfte gibt es, ihr Mönche. Welche acht?

Die Kraft der Kinder, ihr Mönche, besteht in ihrem Weinen; die Kraft der Weiber besteht in ihrer Ärgerlichkeit (kodha-balī; schelten, nörgeln); die Kraft der Räuber besteht in ihren Waffen; die Kraft der Fürsten besteht in ihrer Herrschermacht; die Kraft der Toren besteht in ihrer Reizbarkeit (ujjhatti; Erregbarkeit, Empfindlichkeit, Ressentiment); die Kraft der Verständigen besteht in ihrer Nachdenklichkeit (nijjhatti); die Kraft der Wissensreichen besteht in ihrer reiflichen Überlegung; die Kraft der Asketen und Priester besteht in ihrer Geduld. Diese acht Kräfte gibt es, ihr Mönche.


A.VIII. 28 Die Selbsterkenntnis des Heiligen

Der Erhabene sprach zum ehrwürdigen Sāriputta:

"Wieviele Kräfte, Sāriputta, besitzt wohl der triebversiegte Mönch, mit denen ausgerüstet er die Versiegung seiner Triebe also erkennt: 'Versiegt sind in mir die Triebe'?"

-"Acht Kräfte sind es, o Herr. Und welche acht?

"Da hat, o Herr, der triebversiegte Mönch der Wirklichkeit gemäß, in rechter Weisheit klar erkannt, daß alle Gebilde vergänglich sind. Das, o Herr, ist eine Kraft des triebversiegten Mönches, auf die gestützt er die Versiegung seiner Triebe also erkennt: 'Versiegt sind in mir die Triebe.'

Ferner, o Herr, hat der triebversiegte Mönch der Wirklichkeit gemäß, in rechter Weisheit klar erkannt, daß die Sinnenlüste einer Grube voll glühender Kohlen gleichen....

Ferner, o Herr, ist das Herz des triebversiegten Mönches zur Loslösung geneigt, der Loslösung ergeben, der Loslösung zugewandt, in der Loslösung verharrend, in der Entsagung Freude findend, völlig entledigt von den die Triebe hervorrufenden Dingen. ...

Ferner, o Herr, hat der triebversiegte Mönch die vier Grundlagen der Achtsamkeit entfaltet und gut entwickelt - hat die vier rechten Anstrengungen - hat die vier Machtfährten entfaltet und gut entwickelt - hat die fünf Fähigkeiten entfaltet und gut entwickelt - hat die fünf Kräfte entfaltet und gut entwickelt - hat die sieben Erleuchtungsglieder entfaltet und gut entwickelt - hat den Edlen achtfachen Pfad entfaltet und gut entwickelt (*1). Auch dies, o Herr, sind Kräfte des triebversiegten Mönches, auf die gestützt er die Versiegung seiner Triebe also erkennt: 'Versiegt sind in mir die Triebe.'

Diese acht Kräfte, o Herr, besitzt der triebversiegte Mönch, mit denen ausgerüstet er die Versiegung seiner Triebe also erkennt: 'Versiegt sind in mir die Triebe.'"

(*1) Die vorstehenden sieben Begriffsgruppen bilden die 37 zur Erleuchtung führenden Dinge (bodhipakkhiya-dhamma).


A.VIII. 29 Die günstige Gelegenheit zum heiligen Leben

'Im rechten Augenblicke wirkt die Welt ihre Werke', so, ihr Mönche, redet der unerfahrene Weltling, doch er kennt weder die günstige noch die ungünstige Zeit. Acht ungünstige Zeiten, ungünstige Gelegenheiten gibt es, ihr Mönche, das heilige Leben zu führen. Welche acht?

Da, ihr Mönche, erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der im Wissen und Wandel Vollendete, der Gesegnete, der Weltenkenner, der beste Lenker der führungsbedürftigen Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Und auch die Lehre wird verkündet, die Frieden gebende, völlig erlösende, zur Erleuchtung führende, vom Gesegneten gewiesene. Der Mensch aber ist in einer Hölle wiedererschienen - oder im Tierschoße - oder im Gespensterreiche - oder in einer Welt langlebiger Gottheiten - oder in den Grenzländern unter unverständigen Barbaren, wo die Mönche, Nonnen, Laienjünger und Laienjüngerinnen nicht hinkommen. - Oder er ist zwar in den mittleren Landgebieten (*1) wiedergeboren, hegt aber falsche Ansichten und hat den verkehrten Glauben: 'Almosen und Opfer sind nichtig, es gibt keine Frucht, kein Ergebnis der guten und bösen Taten; es gibt nicht so etwas wie diese Welt und die nächste Welt; Vater, Mutter und geistgeborene Wesen sind leere Worte; es gibt keine Asketen und Priester von rechtem und vollkommenem Wandel, die sowohl diese wie die nächste Welt selber erkannt und erfahren haben und sie erklären können. - Oder der Mensch ist wohl in den mittleren Landgebieten wiedergeboren, doch er ist ohne Einsicht, ist dumm und stumpfsinnig und unfähig, rechte und falsche Rede zu unterscheiden. - Oder der Vollendete ist nicht in der Welt erschienen, und die Lehre wird nicht verkündet, obgleich der Mensch in den mittleren Landgebieten wiedergeboren ist und voll Einsicht ist, nicht stumpfsinnig, sondern fähig, rechte und falsche Rede zu unterscheiden. Das, ihr Mönche, ist die achte ungünstige Zeit und Gelegenheit, das heilige Leben zu führen.

Das, ihr Mönche, sind die acht ungünstigen Zeiten und Gelegenheiten zum Führen des heiligen Lebens. Nur eine einzige günstige Zeit und Gelegenheit gibt es, ihr Mönche, das heilige Leben zu führen. Welche ist sie?

Da, ihr Mönche, erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der in Wissen und Wandel Vollendete, der Gesegnete, der Weltenkenner, der beste Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Und auch die Lehre wird verkündet, die Frieden gebende, völlig erlösende, zur Erleuchtung führende, vom Gesegneten gewiesene. Und der Mensch wird in den mittleren Landgebieten wiedergeboren, ist voll Einsicht, nicht dumm oder stumpfsinnnig, und ist fähig, richtige und falsche Rede zu unterscheiden. Das, ihr Mönche, ist die einzige Zeit und Gelegenheit, das heilige Leben zu führen.

Wer dort als Mensch ins Dasein tritt,
wo das Gesetz verkündet wird,
doch die Gelegenheit nicht nutzt,
der hat die rechte Zeit verpaßt.
Denn viele schlechte Zeiten gibt's,
der Pfaderreichung hinderlich.
Gar selten ist ein solcher Fall,
daß in der Welt ein Buddha lebt.
Wem aber das beschieden ist,
was gar so selten in der Welt-
daß er als Mensch geboren wird
und hören kann der Lehre Wort-
Solch Wesen sollte danach streben,
wenn ihm an seinem Heile liegt:
'Wie kann die Lehre ich verstehen?
wie kann ich nutzen rechte Zeit?'
Wer rechten Zeitpunkt hat versäumt,
der Lehre sicheren Pfad verfehlt,
der fällt der Hölle Qual anheim
und wird es lange Zeit bereuen.
Gleichwie entgangenem Gewinn
ein Kaufmann nachklagt lange Zeit,
so klagt der wahnbefangene Mensch,
der nicht genutzt die gute Lehr':
Der Kreislauf von Geburt und Tod
wird ihm noch lang beschieden sein.
Doch wer als Mensch geboren ward,
dort wo man kündet das Gesetz,
des Meisters Weisung hat erfüllt,
sie jetzt erfüllt und künftig auch:
Der hat die rechte Zeit erkannt
und höchste Heiligkeit der Welt,
so er den Pfad gewandelt ist,
den der Vollendete ihm wies.-
In Sinnenzügelung, die uns wies
der Seher, der dem Licht entsproß,
behütet, stets voll Achtsamkeit,
verweile man, von Flecken frei.
Wer jene Neigungen zerstört,
die hin zum Reiche Māras dräng'n,
der ist von jedem Trieb befreit,
der hat des Daseins Strom gekreuzt.

(*1) majjhimesu janapadesu. Hiermit ist wohl ursprünglich Mittelindien gemeint, als das Wirkensgebiet des Buddha und das Kulturzentrum des damaligen Indiens, im Gegensatz zu den vorher erwähnten unzivilisierten Grenzgebieten. Im weiteren und auch heute gültigen Sinne da man es wohl auf solche Kulturländer beziehen, in denen die Buddhalehre bekannt ist und Wurzel gefaßt hat.


A.VIII. 30 Die Gedanken eines großen Mannes

Einst weilte der Erhabene im Lande der Bhagger, bei Sumsumāragira, im Bhesakalā-Walde, im Wildpark. Zu jener Zeit nun lebte der ehrwürdige Anuruddha im Lande der Cetiyer, im östlichen Bambushain. Während nun der ehrwürdige Anuruddha einsam und abgeschieden verweilte, stieg ihm im Geiste folgender Gedanke auf:

"Nur für den Bescheidenen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unbescheidenen. Nur für den Genügsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Anspruchsvollen. Nur für den Abgeschiedenen eignet sich diese Lehre, nicht für den die Geselligkeit Suchenden. Nur für den Willensstarken eignet sich diese Lehre, nicht für den Trägen. Nur für den Achtsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unachtsamen. Nur für den geistig Gesammelten eignet sich diese Lehre, nicht für den Ungesammelten. Nur für den Weisen eignet sich diese Lehre, nicbt für den Unweisen."

Der Erhabene aber, in seinem Geiste die Erwägungen des ehrwürdigen Anuruddha erkennend, verschwand - so schnell, wie ein starker Mann den gebeugten Arm ausstrecken und den gestreckten Arm beugen möchte - aus dem Bhesakalā-Walde und trat im Lande der Cetiyer, im östlichen Bambushaine, vor dem ehrwürdigen Anuruddha wieder in Erscheinung. Es setzte sich der Erhabene auf dem angebotenen Sitze nieder. Und der ehrwürdige Anuruddha begrüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich gleichfalls zur Seite nieder. Darauf sprach nun der Erhabene zu ihm also:

"Gut so, gut so, Anuruddha! Gut hast du die sieben Gedanken eines großen Mannes erwogen. So mögest du denn, Anuruddha, auch noch diesen achten Gedanken eines großen Mannes erwägen: 'Nur für den dem Nichtweltlichen (nippapañca; das Freisein von der Vielheitswelt, Nibbāna) Hingegebenen, am Nichtweltlichen Erfreuten eignet sich diese Lehre, nicht für den dem Weltlichen Hingegebenen, am Weltlichen Erfreuten.'

Wenn du, Anuruddha, diese acht Gedanken eines großen Mannes erwägst, so kannst du, nach Wunsch, ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die erste Vertiefung erreichen, die mit Gedankenfassen und Überlegen verbunden, in der Abgeschiedenheit geboren ist und erfüllt ist von Verzückung und Glücksgefühl.

Wenn du, Anuruddha, diese acht Gedanken eines großen Mannes erwägst, so kannst du, nach Wunsch, die zweite ... dritte ... vierte Vertiefung erreichen.

Wenn du, Anuruddha, diese acht Gedanken eines großen Mannes erwägst und du diese vier Vertiefungen, die erhaben-geistigen, zeitliches Wohl gewährenden, ganz nach Wunsch, ohne Mühe und Anstrengung erreichst, ... dann wird dir, Anuruddha, in deiner Genügsamkeit dein Fetzengewand so erscheinen, wie einem Hausvater oder seinem Sohn die mit vielerlei bunten Gewändern angefüllte Kleidertruhe erscheint; dies wird dir dienlich sein zur Freude, zur Unverstörbarkeit, zum Wohlbefinden und zum Eintritt ins Nibbāna. Und wie einem Hausvater oder seinem Sohne unter all den Reisarten der von schwarzen Körnern gereinigte, mit mancherlei Brühen und Zutaten versehene Reis erscheint, genauso wird dir dann in deiner Genügsamkeit die aus Brocken bestehende Almosenspeise erscheinen, dienlich zur Freude, zur Unverstörbarkeit, zum Wohlbefinden und zum Eintritt ins Nibbāna. Und wie einem Hausvater oder seinem Sohne sein Giebelhaus erscheint, innen und außen verputzt, vor Wind geschützt, verriegelt, mit verschließbaren Fenstern, genauso wird dir dann in deiner Genügsamkeit das Lager am Fuße eines Baumes erscheinen, dienlich zur Freude, zur Unverstörbarkeit, zum Wohlbefinden und zum Eintritt ins Nibbāna. Und wie etwa einem Hausvater oder seinem Sohne sein Ruhelager erscheint, das bedeckt ist mit einer befranzten, weiß-wollenen, blumengewirkten Decke oder einem schönen Antilopenfell und versehen mit einer Überdecke und purpurenen Kissen an beiden Bettenden, genauso wird dir dann in deiner Genügsamkeit ein Strohlager als Schlafstätte erscheinen, dienlich zur Freude, zur Unverstörbarkeit, zum Wohlbefinden und zum Eintritt ins Nibbāna. Und wie einem Hausvater oder seinem Sohne die verschiedenen Heilmittel erscheinen, wie Butteröl, Butter, Öl, Honig und Zucker, genauso wird dir dann fauler Rinderurin als Arznei (*1) erscheinen, dienlich zur Freude, zur Unverstörbarkeit, zum Wohlbefinden und zum Eintritt ins Nibbāna.

So magst du denn, Anuruddha, auch die kommende Regenzeit hier im Lande der Cetiyer, im östlichen Bambushain, verbringen!"

"Ja, o Herra, erwiderte der ehrwürdige Anuruddha dem Erhabenen.

Nachdem nun der Erhabene den ehrwürdigen Anuruddha mit diesen Worten ermahnt hatte, verschwand er aus dem östlichen Bambushain im Lande der Cetiyer; und gerade wie ein starker Mann den gebeugten Arm ausstrecken oder den gestreckten Arm beugen möchte, so schnell trat der Erhabene bei Sumsumāragira im Lande der Bhagger, im Bhesakalā-Walde, wieder in Erscheinung. Und der Erhabene setzte sich auf dem angebotenen Sitze nieder und sprach zu den Mönchen:

"Die acht Gedanken eines großen Mannes will ich euch weisen, ihr Mönche. So höret denn und achtet wohl auf meine Worte! Welches nun, ihr Mönche, sind die acht Gedanken eines großen Mannes?

Nur für den Bescheidenen, ihr Mönche, eignet sich diese Lehre, nicht für den Unbescheidenen. Nur für den Genügsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Ungenügsamen. Nur für den Abgeschiedenen eignet sich diese Lehre, nicht für den die Geselligkeit Suchenden. Nur für den Willensstarken eignet sich diese Lehre, nicht für den Trägen. Nur für den Achtsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unachtsamen. Nur für den geistig Gesammelten eignet sich diese Lehre, nicht für den ungesammelten. Nur für den Einsichtigen eignet sich diese Lehre, nicht für den Einsichtslosen. Nur für den dem Nichtweltlichen Hingegebenen, am Nichtweltlichen Erfreuten eignet sich diese Lehre, nicht für den dem Weltlichen Hingegebenen, am Weltlichen Erfreuten.

Es wurde also gesagt, ihr Mönche: 'Nur für den Bescheidenen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unbescheidenen.' Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Obwohl da, Ihr Mönche, der Mönch bescheiden ist, wünscht er nicht, daß man ihn als bescheiden kenne. Obwohl er genügsam ist, wünscht er nicht, daß man ihn als genügsam kenne. Obwohl er abgeschieden ist, wünscht er nicht, daß man ihn als abgeschieden kenne. Obwohl er willensstark ist, wünscht er nicht, daß man ihn als willensstark kenne. Obwohl er achtsam ist, wünscht er nicht, daß man ihn als achtsam kenne. Obwohl er gesammelt ist, wünscht er nicht, daß man ihn als gesammelt kenne. Obwohl er einsichtig ist, wünscht er nicht, daß man ihn als einsichtig kenne. Obwohl er dem Nichtweltlichen hingegeben ist, sich am Nichtweltlichen erfreut, wünscht er nicht, daß man ihn als dem Nichtweltlichen hingegeben kenne, als einen, der sich am Nichtweltlichen erfreut. Wurde gesagt: 'Nur für den Bescheidenen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unbescheidenen', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Nur für den Genügsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Ungenügsamen.' Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Da gibt sich der Mönch zufrieden mit jederart Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und Arznei. Wurde gesagt: 'Nur für den Genügsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Ungenügsamen', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Nur für den Abgeschiedenen eignet sich diese Lehre, nicht für den die Geselligkeit Suchenden.' Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Wird da, ihr Mönche, der abgeschieden weilende Mönch aufgesucht von Mönchen, Nonnen, Laienjüngern, Laienjüngerinnen, Fürsten, königlichen Beamten, Glaubenslehrern und Jüngern der Glaubenslehrer, so spricht er lediglich Worte, die dazu angetan sind [die Besucher] zu entlassen (*2), und zwar mit einem der Abgeschiedenheit geneigten, der Abgeschiedenheit hingegebenen, der Abgeschiedenheit zugewandten, abgeschieden verharrenden, entsagungsfreudigen Geiste. Wurde gesagt: 'Nur für den Abgeschiedenen eignet sich diese Lehre, nicht für den die Geselligkeit Suchenden', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Nur für den Willensstarken eignet sich diese Lehre, nicht für den Trägen.' Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Da, ihr Mönche, setzt der Mönch seine Willenskraft ein, um die unheilsamen Dinge zu überwinden, die heilsamen Dinge aber zum Entstehen zu bringen; er ist standhaft, von eisernem Willen erfüllt, nicht nachlässig im Guten. Wurde gesagt: 'Nur für den Willensstarken eignet sich diese Lehre, nicht für den Trägen', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Nur für den Achtsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unachtsamen.' Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Da, ihr Mönche, besitzt der Mönch Achtsamkeit, ist mit höchster Achtsamkeit und Besonnenheit ausgestattet. Selbst was vor langer Zeit getan oder gesprochen wurde, dessen entsinnt er sich, dessen erinnert er sich. Wurde gesagt: 'Nur für den Achtsamen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unachtsamen', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Nur für den geistig Gesammelten eignet sich die Lehre, nicht für den Ungesammelten.' Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Da, ihr Mönche, gewinnt der Mönch, ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen die erste Vertiefung... die zweite... dritte... vierte Vertiefung. Wurde gesagt: 'Nur für den geistig Gesammelten eignet sich die Lehre, nicht für den Ungesammelten', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Nur für den Weisen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unweisen.' Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Da, ihr Möndhe, ist der Mönch von Weisheit erfüllt; er besitzt Weisheit hinsichtlich des Entstehens und Vergehens, edle, durchdringende, zur völligen Leidenserlöschung führende. Wurde gesagt: 'Nur für den Weisen eignet sich diese Lehre, nicht für den Unweisen', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt.

Es wurde gesagt: 'Nur für den dem Nichtweltlichen Hingegebenen, am Nichtweltlichen Erfreuten eignet sich diese Lehre, nidht für den dem Weltlichen Hingegebenen, am Weltlichen Erfreuten. 'Mit Rücksicht worauf aber wurde dies gesagt? Da, ihr Mönche, drängt der Geist des Mönches nach Aufhebung des Weltlidhen, erheitert sich darin, festigt sich darin, findet darin seine Erlösung. Wurde gesagt: 'Nur für den dem Nichtweltlichen Hingegebenen, am Nichtweltlichen Erfreuten eignet sich diese Lehre, nicht für den dem Weltlichen Hingegebenen, am Weltlichen Erfreuten', so wurde dies eben mit Rücksicht hierauf gesagt?"

Und der ehrwürdige Anuruddha verbrachte nun auch die kommende Regenzeit am selben Platze, im Lande der Cetiyer, im östlichen Bambushain. Während aber der ehrwürdige Anuruddha einsam, abgeschieden, unermüdlich, eifrig und entschlossen verweilte, da gelangte er nach nicht langer Zeit in den Besitz jenes höchsten Ziels des Reinheitslebens, um dessentwillen edle Söhne gänzlich von Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, indem er es selber erkannte und verwirklichte. Und er erkannte: "Versiegt ist die Wiedergeburt, erfüllt der heilige Wandel; getan ist, was zu tun war; nichts Weiteres mehr nach diesem hier." So war der ehrwürdige Anuruddha einer der Heiligen geworden. Als aber der ehrwürdige Anuruddha die Heiligkeit erreicht hatte, da sprach er zu jener Stunde die folgenden Verse:

"Als die Gedanken in mir schaute
der höchste Meister in der Welt,
kam er mit geistgezeugtem Leib,
durch Zauberkraft zu mir heran.
"Was ich in meinem Geist erwog,
noch weiter wies der Meister mich:
Der überweltlich sel'ge Buddha
wies mir die Überweltlichkeit.
"Durchschauend aber sein Gesetz,
fand Freude ich an seinem Wort.
Drei Wissen (*3) hab' ich nun erlangt,
des Meisters Weisung ist erfüllt (*4)."

(*1) Mit der bitteren Myrobalan-Frucht (Pāli: harītakī) versetzter, in der Erde vergrabener und abgelagerter Rinderurin gilt als wirksames Heil- und Kräftigungsmittel.

(*2) uyyojanika-patisamyuttam katham, wtl: Gespräch mit Bezug auf das Wegsenden, Verabschieden. K: upatthāna-gamanakam yevā'ti attho, was wohl zu verstehen ist als upatthānam katvā gamanam, d.i. das Gehen (der Besucher) nach Begrüßung. Ein auf Abgeschiedenheit bedachter Mönch antwortet höflich auf die Begrüßung und Ehrerweisung der Besucher, ihre Erkundigung nacb Wohlbefinden usw., doch darüber hinaus sagt er nichts, das einer Fortführung des Gespräches dienen könnte.

(*3) Identisch mit den drei 'Durchbrechungen' in VIII, 11.

(*4) Wie Theragāthā 901-903.


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Identisch mit den drei 'Durchbrechungen' in VIII, 11.

(*4) Wie Theragāthā 901-903.


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