Anguttara Nikaya

9. Kapitel: thera-vagga

A.V. 81-85 Gründe des Beliebtseins und des Unbeliebtseins

Wenn, ihr Mönche, ein älterer Mönch fünf Eigenschaften besitzt, wird er von seinen Ordensbrüdern nicht geliebt, geschätzt, geachtet und geehrt. Welches sind diese fünf Eigenschaften.

(81a) 

(82a) Wenn er nicht frei ist von 

(83a) 

(84a) Wenn er 

(85a) Wenn er nicht standhaft bleibt bei 

Wenn, ihr Mönche, ein älterer Mönch diese fünf Eigenschaften besitzt, wird er von seinen Ordensbrüdern nicht geliebt, geschätzt, geachtet und geehrt.

Wenn aber, ihr Mönche, ein älterer Mönch folgende fünf Eigenschaften besitzt, wird er von seinen Ordensbrüdern geliebt, geschätzt, geachtet und geehrt.

(81b) Wenn er 

(82b) Wenn er frei ist von 

(83b) Wenn er 

(84b) Wenn er 

(85b) Wenn er standhaft bleibt bei 

Wenn, ihr Mönche, ein älterer Mönch diese fünf Eigenschaften besitzt, so wird er von seinen Ortensbrüdern geliebt, geschätzt, geachtet und geehrt.


(*1) palāsa, wird manchmal auch mit 'Eifersucht' übersetzt.

(*2) All dies bezieht sich auf für den Mönch verwerfliche Arten, von Laien Gaben oder Unterstützung zu erlangen. Die hier erwähnten fünf verwerflichen Verhaltungsweisen sind ausführlich erklärt in VisM 28 ff.


A.V. 86-87 Weitere Gründe der Beliebtheit

Wenn, ihr Mönche, ein älterer Mönch fünf Eigenschaften besitzt, so wird er von seinen Ordensbrüdern geliebt, geschätzt, geachtet und geehrt. Welches sind diese fünf Eigenschaften?

(86) Wenn er 

  1. das Analytische Wissen von der wahren Bedeutung erreicht hat, 
  2. das Analytische Wissen von der Gesetzmäßigkeit, 
  3. das Analytische Wissen von der Sprache und 
  4. das Analytische Wissen des Scharfsinns; 
  5. wenn er ferner in all den kleinen und großen Pflichten gegen seine Ordensbrüter tüchtig und eifrig ist, sich dabei auf die richtigen Mittel versteht, zu handeln und anzuordnen.

(87) Wenn er 

  1. sittenrein ist . . ., 
  2. wissensreich . . ., 
  3. ein guter Redner . . ., 
  4. teilhaftig der vier Vertiefungen . . . (auszuführen wie vorher) und 
  5. durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung erreicht hat, sie selber erkennend und verwirklichend.

A.V. 88 Der Einfluß des Ordensälteren

Sind, ihr Mönche, bei einem Ordensälteren fünf Dinge anzutreffen, so gereicht er vielen zum Unheil, Unglück und Schaden, zum Unheil und Leiden für Himmelswesen und Menschen. Welches sind diese fünf Dinge?

Da, ihr Mönche, ist der Ordensältere bejahrt im Orden, ist vor langer Zeit in die Hauslosigkeit gezogen. Er ist bekannt, besitzt Ansehen und hat eine große Anhängerschaft unter Mönchen wie Hausleuten. Er wird beschenkt mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Er ist wissensreich, ein Träger des Wissens, hat sich großes Wissen angesammelt; und jene Lehren, die im Anfang vorzüglich, in der Mitte vorzüglich und am Ende vorzüglich sind, die dem Sinne wie dem Wortlaut nach ein ganz vollkommenes, geläutertes Reinheitsleben verkünden, diese Lehren hat er sich häufig angehört, sich eingeprägt, im Wortlaut gelernt, im Geiste erwogen und sie weise verstanden. Er besitzt aber falsche Ansichten, verkehrte Anschauungen, bringt viele vom Guten ab und bestärkt sie im Schlechten. (Vergl. A.I.29)

Seinem Beispiele aber folgt man, denn man sagt sich, daß dieser Mönch ein Ordensälterer ist, bejahrt im Orden, vor langer Zeit in die Hauslosigkeit gezogen; daß er bekannt ist und Ansehen besitzt, mit großer Anhängerschaft unter Mönchen wie Hausleuten; daß er beschenkt wird mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneien; daß er wissensreich ist, ein Träger des Wissens, sich großes Wissen angesammelt hat. Dies sich sagend, folgt man seinem Beispiele.

Sind, ihr Mönche, bei einem Ordensälteren diese fünf Dinge anzutreffen, so gereicht er vielen zum Unheil, Unglück und Schaden, zum Unheil und Leiden für Himmelswesen und Menschen.

Sind aber, ihr Mönche, bei einem Ordensälteren fünf Dinge anzutreffen, so gereicht er vielen zum Heile, zum Glück und Segen, zum Heile und Glück für Himmelswesen und Menschen. Welches sind diese fünf Dinge?

Da, ihr Mönche, ist der Ordensältere bejahrt im Orden, ist vor langer Zeit in die Hauslosigkeit gezogen. Er ist bekannt, besitzt Ansehen und hat eine große Anhängerschaft unter Mönchen und Hausleuten. Er wird beschenkt mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Er ist wissensreich, ein Träger des Wissens, hat sich großes Wissen angesammelt; und jene Lehren, die im Anfang vorzüglich, in der Mitte vorzüglich und am Ende vorzüglich sind, die dem Sinne wie dem Wortlaut nach ein ganz vollkommenes, geläutertes Reinheitsleben verkünden, diese Lehren hat er sich häufig angehört, sich eingeprägt, im Wortlaut gelernt, im Geiste erwogen und sie weise verstanden. Er besitzt rechte Erkenntnis und richtige Anschauungen, bringt viele vom Schlechten ab und bestärkt sie im Guten.

Seinem Beispiele aber folgt man, denn man sagt sich, daß dieser Mönch ein Ordensälterer ist . . . (wie oben, bis:) angesammelt hat. Dies sich sagend, folgt man seinem Beispiele.

Sind, ihr Mönche, bei einem Ordensälteren diese fünf Dinge anzutreffen, so gereicht er vielen zum Heile, zum Glück und Segen, zum Heile und Glück für Himmelswesen und Menschen.


A.V. 89 Nachteilige Dinge I

Fünf Dinge, ihr Mönche, gereichen dem sich schulenden Mönche (*1) zum Schaden. Welche fünf?

  1. Gefallen an körperlicher Arbeit, 
  2. Gefallen am Plaudern, 
  3. Gefallen am Schlafen, 
  4. Gefallen an Geselligkeit und 
  5. nicht bedenken, inwieweit der Geist Befreiung fand (*2). 

Diese fünf Dinge gereichen dem sich schulenden Mönche zum Schaden.

Fünf Dinge, ihr Mönche, gereichen dem sich schulenden Mönche zur Förderung. Welche fünf?

  1. Kein Gefallen an körperlicher Arbeit, 
  2. kein Gefallen am Plaudern, 
  3. kein Gefallen am Schlafen, 
  4. kein Gefallen an Geselligkeit und 
  5. wohl bedenken, inwieweit sein Geist Befreiung fand. 

Diese fünf Dinge gereichen dem sich schulenden Mönche zur Förderung. (Vergl. A.IV.118)


(*1) sekhassa bhikkhuno. Als sekha oder 'Schulungstüchtiger' wird im strikten Sinne lediglich derjenige bezeichnet, der eine der sieben ersten von den acht Heiligkeitsstufen erreicht hat. Hier dürften aber außerdem auch alle sich ernsthaft Schulenden gemeint sein.

(*2) K: d.h. welche Schwächen noch zu überwinden und welche Tugenden und geistigen Fähigkeiten noch zu erwerben sind.


A.V. 90 Nachteilige Dinge II

Fünf Umstände, ihr Mönche, gereichen dem sich schulenden Mönche zum Schaden. Welche fünf?

Da ist, ihr Mönche, der sich schulende Mönch viel geschäftig, hat viel zu tun, ist bewandert in allerlei Arbeiten; und er meidet die Abgeschiedenheit, widmet sich nicht der inneren Ruhe des Geistes. Das ist der erste Umstand, der dem sich schulenden Mönche zum Schaden gereicht.

Ferner, ihr Mönche: da verbringt der sich schulende Mönch mit einer nichtigen Arbeit den ganzen Tag; und er meidet die Abgeschiedenheit, widmet sich nicht der inneren Ruhe des Geistes. Das ist der zweite Umstand, der dem sich schulenden Mönche zum Schaden gereicht. 

Ferner, ihr Mönche: da lebt der sich schulende Mönch in Geselligkeit mit Hausleuten und Mönchen, in unpassender Laiengesellschaft; und er meidet die Abgeschiedenheit, widmet sich nicht der inneren Ruhe des Geistes. Das ist der dritte Umstand, der dem sich schulenden Mönche zum Schaden gereicht.

Ferner, ihr Mönche: da geht der sich schulende Mönch sehr früh ins Dorf und kehrt erst spät am Tage zurück; und er meidet die Abgeschiedenheit, widmet sich nicht der inneren Ruhe des Geistes. Das ist der vierte Umstand, der dem sich schulenden Mönche zum Schaden gereicht.

Ferner, ihr Mönche: was da jene asketentümlichen (abhisallekhikā), der Erschließung des Geistes förderlichen (ceto-vivarana-sappāyā) Gespräche sind, als wie Gespräche über Bedürfnislosigkeit, Zufriedenheit, Einsamkeit, Abgeschiedenheit, Willenskraft, Sittlichkeit, Sammlung, Weisheit, Befreiung und den Erkenntnisblick der Befreiung, solche Gespräche werden ihm nicht nach Wunsch, nicht ohne Mühe und Schwierigkeit zuteil; und er meidet die Abgeschiedenheit, widmet sich nicht der inneren Ruhe des Geistes. Das ist der fünfte Umstand, der dem sich schulenden Mönche zum Schaden gereicht.

Fünf Umstände, ihr Mönche, gereichen dem sich schulenden Mönche zur Förderung. Welche fünf?

(Die Antwort besteht in einer Umkehrung des Vorhergehenden.)


10. Kapitel: kakudha-vagga

A.V. 91-92 Fünf Bewährungen

Fünf Bewährungen (sampadā) gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

(91) Die Bewährung in Vertrauen, Sittlichkeit, Wissen, Freigebigkeit und Weisheit.

(92) Die Bewährung in Sittlichkeit, Sammlung, Weisheit, in der Befreiung und im Erkenntnisblick der Befreiung.


A.V. 93 Bekundung des Heiligkeitswissens

Fünferlei Bekundungen des Heiligkeitswissens (aññā) gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

  1. Aus Dummheit und Torheit mag da einer das Heiligkeitswissen kundtun;
  2. in übler Absicht und aus Begehrlichkeit mag da einer das Heiligkeitswissen kundtun;
  3. in Wahnsinn und geistiger Verwirrung mag da einer das Heiligkeitswissen kundtun;
  4. aus Selbstüberschätzung mag da einer das Heiligkeitswissen kundtun;
  5. der Wahrheit entsprechend mag da einer das Heiligkeitswissen kundtun.

Diese fünf Bekundungen des Heiligkeitswissens gibt es, ihr Mönche.


A.V. 94 Wohlbefinden I

Fünf Arten des Wohlbefindens gibt es, ihr Mönche. Welche fünf?

Da gewinnt, ihr Mönche, der Mönch . . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung. . . die vierte Vertiefung.

Durch Versiegung der Triebe erreicht er noch bei Lebzeiten die triebfreie Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.

Diese fünf Arten des Wohlbefindens gibt es, ihr Mönche.


A.V. 95 Unerschütterlichkeit I

Mit fünf Dingen ausgestattet, ihr Mönche, wird der Mönch in gar nicht langer Zeit zur Unerschütterlichkeit (akuppam) vordringen. Welches sind diese fünf?

Da hat, ihr Mönche, der Mönch

das Analytische Wissen von der wahren Bedeutung erreicht,
das Analytische Wissen von der Gesetzmäßigkeit,
das Analytische Wissen von der Sprache und
das Analytische Wissen des Scharfsinns;
und er bedenkt, inwieweit sein Geist Befreiung fand.

A.V. 96-98 Unerschütterlichkeit II-IV

Mit fünf Dingen ausgestattet, ihr Mönche, wird ein Mönch, der sich der Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung widmet, in gar nicht langer Zeit zur Unerschütterlichkeit vordringen. Welches sind diese fünf Dinge?

Da ist der Mönch nicht betriebsam, nicht geschäftig, genügsam und leicht zu befriedigen in seinen Lebensbedürfnissen. Er begnügt sich mit wenig Speise, ist dem leiblichen Genusse nicht zugetan. Er schläft wenig, pflegt der Wachsamkeit. Er ist wissensreich, hat sich ein großes Wissen angesammelt . . .

(Diese vierte Eigenschaft wird in den Texten 97 und 98 durch folgendes ersetzt:)

(97) Was da jene asketentümlichen, der Erschließung des Geistes förderlichen Gespräche sind, als wie Gespräche über Bedürfnislosigkeit, Zufriedenheit, Einsamkeit, Abgeschiedenheit, Willenskraft, Sittlichkeit, Sammlung, Weisheit, Befreiung und den Erkenntnisblick der Befreiung, solche Gespräche werden ihm nach Wunsch, ohne Mühe und Schwierigkeit zuteil.

(98) Er ist ein Waldbewohner, lebt in abgeschiedenen Behausungen.

(96-98) Er bedenkt wohl, inwieweit sein Geist Befreiung fand.

Mit diesen fünf Dingen ausgestattet, ihr Mönche, wird ein Mönch, der sich der Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung widmet, in gar nicht langer Zeit zur Unerschütterlichkeit vordringen.

(Im Rahmentext von No. 97 heißt es zu Beginn und am Schluß: 'der die Achtsamkeit . . . entfaltet'; in No. 98: . . . häufig betätigt.)


A.V. 99 Der Löwe

Der Löwe, ihr Mönche, der König der Tiere, tritt des Abends aus seiner Höhle heraus. Aus der Höhle herausgetreten, springt er empor. Emporgesprungen, späht er nach allen vier Seiten. Nachdem er nach allen vier Seiten gespäht hat, stößt er dreimal sein Löwengebrüll aus. Hat er dreimal sein Löwengebrüll ausgestoßen, dann zieht er auf Beute aus. Versetzt er nun einen Schlag, sei es einem Elefanten, Büffel, Rind oder Panther oder auch einem kleinen Tiere, ja selbst einem Hasen oder einer Katze, so trifft er eben gründlich, nicht oberflächlich. Und warum? Damit er seiner Würde nicht verlustig gehe.

Der Löwe, ihr Mönche, ist eine Bezeichnung des Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erleuchteten. Daß nämlich der Vollendete einer Versammlung die Lehre kündet, das gilt als sein Löwenruf. Weist aber der Vollendete die Lehre, sei es den Mönchen, Nonnen, Laienjüngern oder Laienjüngerinnen, ja selbst Futterknechten oder Vogelstellern (*1), so weist der Vollendete eben gründlich die Lehre, nicht oberflächlich. Und warum? Weil der Vollendete eben die Lehre würdigt, die Lehre hochhält.


(*1) annabhāra-nesādānam. Lt. K. ist der erste Teil dieses Kompositums ein Synonym für den zweiten und gleichbedeutend mit yāvasikā, d.h. solchen, die Gerste (yava) als Köder für Vogelnetze mit sich führen.


A.V. 100 Die fünf Meister

Einst weilte der Erhabene im Ghosita-Kloster bei Kosambi. Damals nun war der Koliyer Kakudha, des ehrwürdigen Mahā-Moggallāna Begleiter, gerade gestorben und in einer geisterzeugten Welt wiedererschienen; und er besaß einen Körper, der so groß war wie zwei oder drei Magadher Bauernfelder. Mit diesem Körper aber belästigte er weder sich selber noch andere. Und Kakudha der Himmelssohn begab sich dorthin, wo der ehrwürdige Mahā-Moggallāna weilte. Dort angelangt, begrüßte er den ehrwürdigen Mahā-Moggallāna ehrerbietig und blieb seitwärts stehen. Seitwärts stehend sprach nun Kakudha der Himmelssohn zum ehrwürdigen Mahā-Mogallāna also:

»In Devadatta, o Ehrwürdiger, ist der Wunsch aufgestiegen, selber die Mönchsgemeinde zu leiten. Gleichzeitig mit dem Aufsteigen dieses Gedankens aber hat Devadatta seine magischen Fähigkeiten verloren.« (Vergl. A.IV.68)

Also sprach Kakudha der Himmelssohn. Nach diesen Worten begrüßte er den ehrwürdigen Mahā-Moggallāna ehrerbietig und, ihm die Rechte zukehrend, verschwand er von jenem Platze. Der ehrwürdige Mahā-Moggallāna aber begab sich zum Erhabenen [und berichtete ihm, was sich zugetragen hatte].

[Und der Erhabene sprach:] »Wie ist es, Moggallāna? Hast du wohl im Geiste die Gedanken Kakudhas des Himmelssohnes durchschaut und erkannt, daß, was er da sagt, sich alles so verhält und nicht anders?« -

»Durchschaut habe ich, o Herr, im Geiste die Gedanken Kakudhas des Himmelssohnes und ich habe erkannt, daß, was er sagte, sich alles so verhält und nicht anders.«

»Bewahre diese Worte, Moggallāna! Bewahre diese Worte, Moggallāna! Denn gar bald wird jener nichtswürdige Mensch sich selber verraten.

Fünf Meister, Moggallāna, sind in der Welt anzutreffen. Welche fünf?

Da, Moggallāna, behauptet ein Meister, obwohl von unlauterem Wandel: 'Einen lauteren Wandel führe ich, lauter ist mein Sittenwandel, rein und unbefleckt.' Seine Jünger aber wissen: 'Obwohl unser Herr Meister nicht lauter ist in seinem Wandel, so behauptet er doch, es zu sein. Wenn wir dies aber den Hausleuten mitteilten, so wäre das nicht angenehm für ihn. Wie aber können wir ihm antun, was für ihn unangenehm ist? Man beehrt ihn mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Durch das, was er selber (*1) tut, wird er sich schon selber verraten!' Einen solchen Meister aber, Moggallāna, nehmen die Jünger wegen seines Sittenwandels in Schutz, und auch er erwartet es von seinen Jüngern, daß sie ihn wegen seines Sittenwandels schützen.

Ferner, Moggallāna, behauptet da ein Meister, obwohl von unlauterem Lebenserwerb, daß sein Lebenserwerb lauter sei; obwohl er eine Lehre darlegt, die nicht lauter ist, behauptet er, daß er lautere Lehre darlegt; obwohl er Erläuterungen gibt, die nicht klar sind, behauptet er, daß er klare Erläuterungen gibt; obwohl er einen ungeläuterten Erkenntnisblick besitzt, behauptet er, daß sein Erkenntnisblick lauter sei, rein und unbefleckt. Seine Jünger aber wissen: 'Obwohl unser Herr Meister nicht lauter ist in all dem, behauptet er doch, es zu sein. Wenn wir dies aber den Hausleuten mitteilten, so wäre das nicht angenehm für ihn. Wie aber können wir ihm antun, was für ihn unangenehm ist? Man beehrt ihn mit Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und den nötigen Heilmitteln und Arzneien. Durch das, was er selber tut, wird er sich schon selber verraten!' Einen solchen Meister aber, Moggallāna, nehmen die Jünger wegen all dieser Dinge in Schutz, und auch er erwartet es von seinen Jüngern, daß sie ihn deshalb schützen. Diese fünf Meister, Moggallāna, sind in der Welt anzutreffen.

Ich aber, Moggallāna, der ich lauter in meinem Wandel bin, behaupte: 'Einen lauteren Wandel führe ich, lauter ist mein Sittenwandel, rein und unbefleckt.' Nicht nehmen mich meine Jünger wegen meines Sittenwandels in Schutz, und auch ich erwarte nicht von meinen Jüngern, daß sie mich wegen meines Sittenwandels schützen.

Ferner, Mogallāna, behaupte ich, der ich einen lauteren Lebenserwerb habe, daß mein Lebenserwerb lauter ist; ich, der ich eine lautere Lehre darlege, behaupte, daß meine Lehre lauter ist; ich, der ich klare Erläuterungen gebe, behaupte, daß meine Erläuterungen klar sind; ich, der ich einen lauteren Erkenntnisblick besitze, behaupte, daß mein Erkenntnisblick lauter ist. Nicht nehmen mich meine Jünger wegen all dieser Dinge in Schutz, und auch ich erwarte nicht von meinen Jüngern, daß sie mich dieserhalb in Schutz nehmen.

(Jeder einzelne in diesem Abschnitt genannte Fall ist im Original in allen Einzelheiten ebenso ausgeführt, wie im vorhergehenden Abschnitt.)


(*1) tumo = ātumo; eine altertümliche Form von attā, ātman. K: = esa.


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