Anguttara Nikaya

8. Kapitel: yodhājīva-vagga

A.V. 71-72 Zur Erlösung führende Betrachtungen II

Fünf Dinge, ihr Mönche, wenn entfaltet und häufig geübt, zeitigen die Frucht der Gemütserlösung, haben die Frucht der Gemütserlösung zum Ergebnis - (72:) zeitigen die Frucht der Weisheitserlösung, haben die Frucht der Weisheitserlösung zum Ergebnis. Welches sind diese fünf Dinge?

Da, ihr Mönche, 

  1. weilt der Mönch in Betrachtung der Unreinheit des Körpers, 
  2. ist eingedenk des Ekelhaften bei der Nahrung, 
  3. eingedenk der Reizlosigkeit des ganzen Daseins, 
  4. er betrachtet die Vergänglichkeit aller Gebilde, und 
  5. die Vorstellung des Todes hat sich in seinem Inneren wohl gefestigt.

Insofern nun aber, ihr Mönche, der Mönch ein Gemütserlöster ist und ein Weisheitserlöster, so nennt man ihn einen Schrankensprenger, einen Grabenfüller, einen Pfostenbrecher, einen Riegelheber, einen heiligen Fahnenledigen, Bürdenledigen, Losgelösten.

Wie aber ist der Mönch ein Schrankensprenger? Da ist im Mönch das Nichtwissen aufgehoben, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt. So ist der Mönch ein Schrankensprenger.

Wie aber ist der Mönch ein Grabenfüller? Da ist für den Mönch der Kreislauf der Wiedergeburten versiegt, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt. So ist der Mönch ein Grabenfüller.

Wie aber ist der Mönch ein Pfostenbrecher? Da ist im Mönche das Begehren aufgehoben, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt. So ist der Mönch ein Pfostenbrecher.

Wie aber ist der Mönch ein Riegelheber? Da sind im Mönche die fünf niederen Fesseln geschwunden, mit der Wurzel vernichtet, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt. So ist der Mönch ein Riegelheber.

Wie aber ist der Mönch ein heiliger Fahnenlediger, Lastenlediger, Losgelöster? Da ist im Mönche der Ichdünkel geschwunden, mit der Wurzel zerstört, wie eine Fächerpalme dem Boden entrissen, vernichtet und dem Neuentstehen nicht mehr ausgesetzt. So ist der Mönch ein heiliger Fahnenlediger, Bürdenlediger, Losgelöster (*1).


(*1) Wie M. 22. - Diese bildhaften Bezeichnungen eines Heiligen werden im K und Subk. durch das folgende Gleichnis erläutert: Es sind da zwei Städte: eine Stadt der Räuber und eine Stadt des Friedens. Ein großer Krieger der Friedensstadt (d.i. der Meditierende) denkt da also: 'So lange die Räuberstadt (d.i. das Ichgebilde) besteht, werden wir nie frei von Gefahren sein.' So legt er seinen Harnisch (der Sittlichkeit) an und begibt sich vor die Räuberstadt. Mit seinem Schwerte durchschlägt er den Stadttorpfosten (des Begehrens) samt den Torflügeln (der fünf niederen Fesseln), hebt dann den Querbalken (des Nichtwissens), zerstört den Festungswall (der karmischen Bildekräfte), füllt den Festungsgraben (des Daseinskreislaufs) und zieht die Flagge (des Ichdünkels) nieder. Ein solcher Heiliger hat die Bürde der Daseinsgruppen (khandha), des karmischen Gestaltens (khammābhisankhāra) und der Leidenschaften (kilesa) endgültig abgeworfen und sich vom Daseinskreislauf völlig gelöst.


A.V. 73 Der Befolger der Lehre I

(Ein gewisser Mönch kam zum Erhabenen und sprach:)

»'Ein Befolger der Lehre, ein Befolger der Lehre', so spricht man, o Herr. Inwiefern nun, o Herr, ist man ein Befolger der Lehre?« -

»Da, o Mönch, lernt ein Mönch die Lehre, nämlich Lehrtexte . . . (wie A.IV.191), und mit dem Lernen der Lehre verbringt er den ganzen Tag. Er meidet die Einsamkeit und widmet sich nicht der inneren Geistesruhe. Einen Lerneifrigen nennt man diesen Mönch, aber keinen Befolger der Lehre.

Ferner, o Mönch: da legt ein Mönch die Lehre, so wie er sie gehört und gelernt hat, anderen ausführlich dar, und mit dem Darlegen der Lehre verbringt er den ganzen Tag. Er meidet die Einsamkeit und widmet sich nicht der inneren Geistesruhe. Einen eifrigen Lehrredner nennt man diesen Mönch, nicht aber einen Befolger der Lehre.

Ferner, o Mönch: da sagt ein Mönch die Lehre, so wie er sie gehört und gelernt hat, ausführlich her, und mit dem Hersagen verbringt er den ganzen Tag. Er meidet die Einsamkeit und widmet sich nicht der inneren Geistesruhe. Einen eifrigen Hersager der Lehre nennt man diesen Mönch, nicht aber einen Befolger der Lehre.

Ferner, o Mönch: da denkt und sinnt ein Mönch über die Lehre, so wie er sie gehört und gelernt hat, und er erwägt sie im Geiste; und mit dem Nachdenken über die Lehre verbringt er den ganzen Tag. Er meidet die Einsamkeit und widmet sich nicht der inneren Geistesruhe. Einen eifrigen Denker nennt man diesen Mönch, nicht aber einen Befolger der Lehre.

Ferner, o Mönch: da lernt ein Mönch die Lehre, doch mit dem Lernen der Lehre verbringt er nicht den ganzen Tag. Er meidet nicht die Einsamkeit und widmet sich der inneren Geistesruhe. So wahrlich, o Mönch, ist der Mönch ein Befolger der Lehre.

Erklärt habe ich so, o Mönch, den Lerneifrigen, erklärt den eifrigen Lehrredner, erklärt den eifrigen Hersager, erklärt den eifrigen Denker und erklärt den Befolger der Lehre. Was, o Mönch, ein Meister für seine Jünger tun mag, ihr Wohl wünschend, aus Mitleid für sie, von Mitleid bewogen, das habe ich für euch getan. Hier sind Plätze unter den Bäumen, hier sind leere Behausungen! Übe Vertiefung, o Mönch, und sei nicht lässig, auf daß du nicht später Reue empfindest! Das ist meine Weisung für euch.«


A.V. 74 Der Befolger der Lehre II

(Wie 73, mit folgender Abänderung: statt »Er meidet die Einsamkeit und widmet sich nicht der inneren Geistesruhe« steht hier jedesmal: »Doch hierüber hinaus kennt er nicht in Weisheit das Ziel der Lehre«.)


A.V. 75 Die fünf Krieger I

(Vergl. Pug. 270f.)

Fünf Krieger, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche fünf?

Da, ihr Mönche, ist ein Krieger schon beim Anblick der Staubmassen niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, in den Kampf zu ziehen. Von solcher Art ist da mancher Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der erste Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält ein Krieger zwar die Staubmassen aus, doch beim Anblick der Fahnenspitzen ist er niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, in den Kampf zu ziehen. Auch von solcher Art ist da mancher Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der zweite Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält zwar ein Krieger die Staubmassen aus, hält den Anblick der Fahnenspitzen aus, doch beim Vernehmen des Kampfgeschreies ist er niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, in den Kampf zu ziehen. Auch von solcher Art ist da mancher Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der dritte Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält zwar ein Krieger die Staubmassen aus, hält den Anblick der Fahnenspitzen und das Kampfgeschrei aus, doch im Kampfe erliegt er, gibt sich verloren. Auch von solcher Art ist da mancher Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der vierte Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält zwar ein Krieger die Staubmassen aus, hält den Anblick der Fahnenspitzen und das Kampfgeschrei aus, hält auch den Kampf aus. Und er gewinnt das Gefecht, bleibt als Sieger auf dem Schlachtfeld. Auch von solcher Art ist da mancher Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der fünfte Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Diese fünf Krieger, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen.

Ebenso auch, ihr Mönche, trifft man unter den Mönchen solche, die den fünf Kriegern ähneln.

Da, ihr Mönche, ist ein Mönch schon beim Anblick der Staubmassen niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, den heiligen Wandel zu führen. Seine Unfähigkeit zur Askese bekennend, gibt er die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Was aber gilt ihm als Staubmassen? Da erfährt der Mönch: 'In diesem Dorfe oder in dieser Stadt lebt eine Frau oder ein Mädchen von schöner und stattlicher Erscheinung, mit Anmut und unvergleichlicher Schönheit begabt.' Dies hörend, wird er niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, den heiligen Wandel zu führen. Seine Unfähigkeit zur Askese bekennend, gibt er die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Das aber gilt ihm als Staubmassen. Und jenem Krieger, der schon beim Anblick der Staubmassen nicht standhält, ist dieser Mensch zu vergleichen. Von solcher Art, ihr Mönche, ist da mancher Mensch. Dies aber, ihr Mönche, ist der erste den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält zwar der Mönch die Staubmassen aus, doch beim Anblick der Fahnenspitzen wird er niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, den heiligen Wandel zu führen. Seine Unfähigkeit zur Askese bekennend, gibt er die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Was aber gilt ihm als Fahnenspitzen? Da erfährt der Mönch zwar nicht: 'In diesem Dorfe oder dieser Stadt lebt eine Frau oder ein Mädchen von schöner und stattlicher Erscheinung, mit Anmut und unvergleichlicher Schönheit begabt'; sondern er selber erblickt eine Frau oder ein Mädchen von schöner und stattlicher Erscheinung, mit Anmut und unvergleichlicher Schönheit begabt. Und bei diesem Anblick wird er niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, den heiligen Wandel zu führen. Seine Unfähigkeit zur Askese bekennend, gibt er die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Das aber gilt ihm als Fahnenspitzen. Und jenem Krieger, der die Staubmassen aushält, doch beim Anblick der Fahnenspitzen nicht standhält, dem ist dieser Mensch zu vergleichen. Auch von solcher Art, ihr Mönche, ist da mancher Mensch. Dies aber, ihr Mönche, ist der zweite den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält zwar der Mönch den Anblick der Staubmassen und der Fahnenspitzen aus, doch beim Vernehmen des Kampfgeschreies ist er niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, den heiligen Wandel zu führen. Seine Unfähigkeit zur Askese bekennend, gibt er die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Was aber gilt ihm als Kampfgeschrei? Da hat sich ein Mönch in den Wald begeben, an den Fuß eines Baumes oder in eine leere Klause. Und ein Weib kommt zu ihm heran, lacht über ihn, ruft ihn an, lacht ihn aus, verspottet ihn. Von dem Weibe aber verlacht, angerufen, ausgelacht und verspottet, wird er niedergeschlagen und entmutigt, hält nicht stand und ist unfähig, den heiligen Wandel zu führen. Seine Unfähigkeit zur Askese bekennend, gibt er die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Das aber gilt ihm als Kampfgeschrei. Und jenem Krieger, der den Anblick der Staubmassen und der Fahnenspitzen aushält, doch beim Vernehmen des Kampfgeschreis nicht standhält, dem ist dieser Mensch zu vergleichen. Auch von solcher Art, ihr Mönche, ist da mancher Mensch. Dies aber, ihr Mönche, ist der dritte den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält der Mönch den Anblick der Staubmassen und der Fahnenspitzen und auch das Kampfgeschrei aus, doch im Kampfe erliegt er, gibt sich verloren. Was aber gilt ihm als Kampf? Da hat sich der Mönch in den Wald begeben, an den Fuß eines Baumes oder in eine leere Klause. Und ein Weib kommt zu ihm heran, setzt sich zu ihm, legt sich hin, umfängt ihn. Von jenem Weibe aber nieder gezerrt, zu Boden gezogen und umfaßt, begeht er, ohne das Asketenleben aufzugeben und seine Schwäche zu bekennen, den Geschlechtsakt. Das aber gilt ihm als Kampf. Und jenem Krieger, der den Anblick der Staubmassen und der Fahnenspitzen und auch das Kampfgeschrei aushält, doch im Kampfe erliegt und sich verloren gibt, dem ist dieser Mensch zu vergleichen. Auch von solcher Art, ihr Mönche, ist da mancher Mensch. Dies aber, ihr Mönche, ist der vierte den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Ferner, ihr Mönche: da hält der Mönch den Anblick der Staubmassen und der Fahnenspitzen und auch das Kampfgeschrei aus; er hält im Kampfe aus, gewinnt im Gefecht und bleibt als Sieger auf dem Schlachtfeld. Was aber gilt ihm als Sieg? Da hat sich der Mönch in den Wald begeben, an den Fuß eines Baumes oder in eine leere Klause. Und ein Weib kommt zu ihm heran, setzt sich zu ihm, legt sich hin, umfängt ihn. Von jenem Weibe aber niedergezerrt, zu Boden gezogen und umfaßt, entwindet er sich, reißt er sich los und geht, wohin er will. Er wählt sich ein abgeschiedenes Lager im Walde, am Fuß eines Baumes, auf einem Berge, in einer Kluft, einer Felsenhöhle, auf dem Leichenfelde, im Waldesdickicht, unter freiem Himmel oder auf einem Strohhaufen. Mit gekreuzten Beinen setzt er sich nieder, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit gegenwärtig haltend.

Weltliche Begierde hat er verworfen; begierdelosen Herzens verweilt er; von Begierde läutert er sein Herz. Ärger und Mißmut hat er verworfen; sein Herz ist frei von Groll; auf das Wohl aller lebenden Wesen bedacht, läutert er sein Herz von Ärger und Mißmut. Starrheit und Mattigkeit hat er verworfen; frei von Starrheit und Mattigkeit weilt er; hellen Geistes, achtsam und wissensklar läutert er sein Herz von Starrheit und Mattigkeit. Aufgeregtheit und Gewissensunruhe hat er verworfen; frei von Unruhe weilt er; von innerem Frieden erfüllt, läutert er sein Herz von Aufgeregtheit und Gewissensunruhe Zweifelsucht hat er verworfen; zweifelsentronnen weilt er; er zweifelt nicht am Guten, läutert sein Herz von Zweifelsucht.

Hat er nun diese fünf Hemmungen beseitigt, die den Geist beflecken und die Weisheit lähmen, so gewinnt er. . . die erste Vertiefung . . . die zweite Vertiefung . . . die dritte Vertiefung . . die vierte Vertiefung. Mit derart gesammeltem Geiste, der geläutert ist, rein, fleckenlos, ungetrübt, geschmeidig, gefügig, fest und unerschütterlich, richtet er seinen Geist auf die Erkenntnis der Triebversiegung. 'Dies ist das Leiden', erkennt er der Wirklichkeit gemäß; 'Dies ist die Entstehung des Leidens', erkennnt er der Wirklichkeit gemäß; 'Dies ist die Erlöschung des Leidens', erkennt er der Wirklichkeit gemäß; 'Dies ist der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad', erkennt er der Wirklichkeit gemäß. 'Dies sind die Triebe', erkennt er der Wirklichkeit gemäß; 'Dies ist die Entstehung der Triebe', erkennt er der Wirklichkeit gemäß; 'Dies ist die Erlöschung der Triebe', erkennt er der Wirklichkeit gemäß; 'Dies ist der zur Trieberlöschung führende Pfad', erkennt er der Wirklichkeit gemäß. Also erkennend, also schauend wird sein Geist befreit vom Sinnlichkeits-Trieb, befreit vom Daseins-Trieb, befreit vom Nichtwissens-Trieb. Im Befreiten aber erhebt sich die Erkenntnis des Befreitseins, und er weiß: 'Versiegt ist die Wiedergeburt, erfüllt der heilige Wandel; getan ist, was zu tun war; nichts weiteres gibt es mehr zu tun nach diesem hier.'

Das aber gilt ihm als Sieg im Kampfe.

Und jenem Krieger, der den Anblick der Staubmassen und der Fahnenspitzen aushält, das Kampfgeschrei aushält, im Kampfe aushält, das Gefecht gewinnt und als Sieger auf dem Schlachtfelde bleibt, dem ist dieser Mensch zu vergleichen. Auch von solcher Art, ihr Mönche, ist da mancher Mensch. Dies aber, ihr Mönche, ist der fünfte den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Diese fünf den Kriegern ähnliche Menschen, ihr Mönche, sind unter den Mönchen anzutreffen.


A.V. 76 Die fünf Krieger II

Fünf Krieger, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche fünf?

Da, ihr Mönche, nimmt ein Krieger Schwert und Schild, gürtet sich Kocher und Bogen um und zieht kampfgerüstet ins Treffen hinaus; und in jenem Treffen bekundet er Mut und Tapferkeit. Während er aber mutig und tapfer kämpft, schlagen ihn die Feinde nieder, überwältigen ihn. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der erste Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Oder: während der Krieger mutig und tapfer kämpft, bringen ihm die Feinde eine Verletzung bei; und man trägt ihn fort und geleitet ihn zu seinen Angehörigen. Während er aber zu seinen Angehörigen geleitet wird und noch bevor er sie erreicht, ereilt ihn unterwegs der Tod. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der zweite Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Oder: zu den Angehörigen geleitet, warten ihm diese auf und pflegen ihn. Während ihm aber die Angehörigen aufwarten und ihn pflegen, erliegt er jener Verletzung. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der dritte Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Oder: während die Angehörigen dem Krieger aufwarten und ihn pflegen, genest er von jener Verletzung. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der vierte Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Oder: der Krieger gewinnt das Gefecht und bleibt als Sieger auf dem Schlachtfelde. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Krieger. Dies aber, ihr Mönche, ist der fünfte Krieger, der in der Welt anzutreffen ist.

Diese fünf Krieger, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Ebenso auch, ihr Mönche, trifft man unter den Mönchen solche, die den fünf Kriegern ähneln.

Da, ihr Mönche, wohnt ein Mönch in der Nähe eines Dorfes oder einer Stadt. In der Frühe kleidet er sich an, nimmt Gewand und Schale und geht in jenes Dorf oder jene Stadt um Almosenspeise, doch ohne dabei auf seinen Körper acht zu haben, ohne auf seine Rede acht zu haben, ohne auf seine Gedanken acht zu haben, unachtsam, mit unbeherrschten Sinnen. Da erblickt er nun ein Weib, halb bekleidet oder spärlich verhüllt. Bei ihrem Anblick aber bemächtigt sich die Begierde seines Herzens. Und gierüberwältigten Herzens begeht er, ohne das Asketenleben aufzugeben und seine Schwäche zu bekennen, den Geschlechtsakt. Jenem Krieger aber, den die Feinde niederschlagen und überwältigen, ihm ähnlich nenne ich jenen Menschen. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Menschen. Dies aber, ihr Mönche, ist der erste den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Oder: gierüberwältigten Herzens wird da jener Mönch von körperlichen und geistigen Qualen verzehrt, und er denkt bei sich: 'So will ich denn zum Kloster gehen und den Mönchen mitteilen, daß ich von Gier überwältigt, von Gier übermannt bin; daß ich nicht länger den keuschen Wandel aushalte, daß ich hiermit meine Unfähigkeit zur Askese bekenne und die Askese aufgeben und zum niederen Weltleben zurückkehren will.' Während er sich aber auf dem Wege zum Kloster befindet, noch bevor er es erreicht hat, bekennt er schon unterwegs seine Unfähigkeit zur Askese, gibt die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Jenem Krieger nun, der verwundet zu seinen Angehörigen geführt, doch noch bevor er sie erreicht, unterwegs den Tod erleidet, ihm ähnlich nenne ich jenen Menschen. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Menschen. Dies aber, ihr Mönche, ist der zweite den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Oder: da erreicht jener Mönch das Kloster und spricht zu den Mönchen: 'Von Gier überwältigt bin ich, o Brüder, von Gier übermannt. Nicht kann ich länger den keuschen Wandel aushalten. Ich bekenne euch hiermit meine Unfähigkeit zur Askese und will die Askese aufgeben und zum niederen Weltleben zurückkehren.' Seine Ordensbrüder aber ermahnen und belehren ihn:

'Unbefriedigend, Bruder, sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden und Qualen, das Elend dabei überwiegt.

Kahlen Knochen gleichen die Begierden;
Fleischfetzen gleichen die Begierden;
einer Strohfackel gleichen die Begierden;
einer Grube voll glühender Kohlen gleichen die Begierden;
Traumbildern gleichen die Begierden;
geliehenem Gut gleichen die Begierden;
Baumfrüchten gleichen die Begierden;
einer Schlachtbank gleichen die Begierden;
Schwerterspitzen gleichen die Begierden;
Schlangenköpfen gleichen die Begierden (*1),

voller Leiden und Qualen sind sie, das Elend dabei überwiegt. Möge doch der Ehrwürdige am keuschen Wandel Gefallen finden! Möge er sich nicht als unfähig zur Askese erklären, nicht die Askese aufgeben und nicht zum niederen Weltleben zurückkehren!' Von seinen Ordensbrüdern so er mahnt und belehrt, spricht aber jener: 'Wohl hat, ihr Brüder, der Erhabene erklärt, daß die Begierden unbefriedigend sind, voller Leiden und Qualen und daß das Elend dabei überwiegt. Doch ich halte das keusche Leben nicht länger aus. Ich bekenne euch somit meine Unfähigkeit zur Askese, gebe die Askese auf und kehre zum niedere Weltleben zurück.' Und er bekennt seine Unfähigkeit zur Askese, gibt die Askese auf und kehrt zum niederen Weltleben zurück. Jenem Krieger nun, der trotz Aufwartung und Pflege seitens seiner Verwandten seiner Verletzung erliegt, ihm ähnlich nenne ich jenen Menschen. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Menschen. Dies aber, ihr Mönche, ist der dritte den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Oder: da erreicht jener Mönch das Kloster und spricht zu den Mönchen: 'Von Gier überwältigt bin ich, o Brüder . . . ich bekenne euch hiermit meine Unfähigkeit zur Askese und will die Askese aufgeben und zum niederen Weltleben zurückkehren.' Seine Ordensbrüder aber ermahnen und belehren ihn: 'Unbefriedigend, Bruder, sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt . . .' Von seinen Ordensbrüdern so ermahnt und belehrt, sagt er nun: 'Ich will mich bemühen, o Brüder, ich will mich anstrengen und will wieder am keuschen Wandel Gefallen finden. Nicht mehr will ich meine Unfähigkeit zur Askese erklären, die Askese nicht aufgeben und nicht zum niederen Weltleben zurückkehren: 'Jenem Krieger nun, der nach Pflege von seiner Verletzung genest, vergleiche ich jenen Menschen. Dies aber, ihr Mönche, ist der vierte den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Oder: es lebt da ein Mönch in der Nähe eines Dorfes oder einer Stadt. In der Frühe kleidet er sich an, nimmt Gewand und Schale und geht in jenes Dorf oder jene Stadt um Almosenspeise, mit bewachtem Körper, bewachter Rede und bewachten Gedanken, achtsam, mit beherrschten Sinnen. Erblickt er nun mit dem Auge eine Form, so haftet er weder am Ganzen, noch an den Einzelheiten. Und weil bei unbewachtem Auge Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, daher bemüht er sich, dem zu wehren; er bewacht das Auge und zügelt es. Vernimmt er mit dem Ohre einen Ton - riecht er mit der Nase einen Duft - schmeckt er mit der Zunge einen Saft - fühlt er mit dem Körper etwas Tastbares - ist er sich im Geiste eines Gedankens bewußt, so haftet er weder am Ganzen, noch an den Einzelheiten. Und weil bei unbewachtem Geiste Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, daher bemüht er sich, dem zu wehren; er bewacht den Geist und zügelt ihn.

Am Nachmittage nun, nachdem er vom Almosengang zurückgekehrt ist, wählt er sich ein abgeschiedenes Lager im Walde, am Fuß eines Baumes, auf einem Berge, in einer Kluft, einer Felsenhöhle, auf dem Leichenfelde, im Waldesdickicht, unter freiem Himmel oder auf einem Strohhaufen. Mit gekreuzten Beinen setzt er sich nieder, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit gegenwärtig haltend.

Weltliche Begierde hat er verworfen. . . (wie Text 75, bis zu) 'Versiegt ist die Wiedergeburt, erfüllt der heilige Wandel; getan ist, was zu tun war; nichts Weiteres gibt es mehr zu tun nach diesem hier.'

Jenem Krieger nun, der das Gefecht gewinnt und als Sieger auf dem Schlachtfelde bleibt, ihm ähnlich nenne ich jenen Menschen. So, ihr Mönche, steht es mit manchem Menschen. Dies aber, ihr Mönche, ist der fünfte den Kriegern ähnliche Mensch, der unter den Mönchen anzutreffen ist.

Dies, ihr Mönche, sind die fünf den Kriegern ähnlichen Menschen, die unter den Mönchen anzutreffen sind.


(*1) Diese zehn Gleichnisse finden sich auch in M. 22; die ersten sieben sind erläutert in M. 54.


A.V. 77 Gefahren für den Waldasketen

Angesichts fünf drohender Gefahren, ihr Mönche, sollte der im Walde lebende Mönch eifrig, unermüdlich, selbstentschlossen verweilen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerrungene zu erringen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Welches sind diese fünf Gefahren?

Da, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Ich lebe da jetzt allein im Walde. Und während ich allein im Walde lebe, mag mich eine Schlange beißen, oder ein Skorpion oder Tausendfuß mag mich stechen, und so möchte ich ums Leben kommen. Das aber wäre für mich ein Hindernis. So will ich denn meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen!' Das, ihr Mönche, ist die erste drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Ich lebe da jetzt allein im Walde. Und während ich allein im Walde lebe, möchte ich straucheln und hinfallen, oder die Nahrung möchte mir schlecht bekommen, oder Galle, Schleim oder stechende Gase möchten erregt werden; und dadurch möchte ich ums Leben kommen. Das aber wäre für mich ein Hindernis. So will ich denn meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen!' Das, ihr Mönche, ist die zweite drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Ich lebe da jetzt allein im Walde. Und während ich allein im Walde lebe, möchte ich wildem Getier begegnen, einem Löwen, einem Tiger, einem Leoparden, einem Bären oder einer Hyäne, und diese möchten mir das Leben nehmen; und dadurch möcht ich ums Leben kommen. Das aber wäre für mich ein Hindernis. So will ich denn meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen!' Das, ihr Mönche, ist die dritte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Ich lebe da jetzt allein im Walde. Und während ich allein im Walde lebe, möchte ich Räubern (*1) begegnen, nach vollbrachter Tat oder unvollbrachter Tat, und diese möchten mir das Leben nehmen; und dadurch möchte ich ums Leben kommen. Das aber wäre für mich ein Hindernis. So will ich denn meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen!' Das, ihr Mönche, ist die vierte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Wilde Unholde hausen da im Walde. Die möchten mir das Leben nehmen; und dadurch möchte ich ums Leben kommen. So will ich denn meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen!' Das, ihr Mönche, ist die fünfte drohende Gefahr.

Angesichts dieser fünf drohenden Gefahren, ihr Mönche, sollte der im Walde lebende Mönch eifrig, unermüdlich, selbstentschlossen verweilen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen.


(*1) mānavehi . . . katakammehi vā akatakammehi vā. Gewöhnlich bedeutet mānava entweder (Brahmanen-) Jüngling oder Mensch im allgemeinen. K erklärt es hier als 'Räuber' (corā) und sagt, daß diese Menschen töten, um ihrer Schutzgottheit ein Blutopfer darzubringen. Mānava im Sinne von 'Räuber' ist offenbar idiomatischer Gebrauch im Pāli. K zu D. 1 gibt es gleichfalls als eine der Bedeutungen dieses Wortes (satto pi coro pi taruno pi) und führt als einen der Belege unseren Text an. Vgl. VisM (PTS 180; Übers. 211): katakammā pi akatakammā pi corā. - In der ersten Auflage dieses Werkes wurde hier die übliche Wortbedeutung wiedergegeben: »Junge Burschen, die zur Arbeit gehen oder von der Arbeit kommen.«


A.V. 78 Gefahren für den Mönch I

Angesichts fünf drohender Gefahren, ihr Mönche, sollte der Mönch eifrig, unermüdlich, selbstentschlossen verweilen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Welches sind diese fünf Gefahren?

Da, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Noch bin ich jung, ein Jüngling, dunkelhaarig, in der besten Jugend, im ersten Mannesalter. Doch die Zeit wird kommen, wenn diesen Körper das Alter befällt. Für einen aber, der alt ist, vom Alter gebeugt, ist es nicht leicht, die Weisung des Erleuchteten zu beachten; nicht leicht, im Walde in waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen zu leben. Bevor mich also jener unerwünschte, unliebsame, unangenehme Zustand ereilt, will ich schon vorher meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen, in dessen Besitz ich dann selbst noch im Alter glücklich leben werde!' Das, ihr Mönche, ist die erste drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Noch bin ich gesund, frei von Siechtum; meine Säfte bewirken eine gleichmäßige Verdauung, sind weder zu kalt noch zu heiß, sondern besitzen mittlere Wärme und machen mich dem Kampf gewachsen. Doch die Zeit wird kommen, wenn diesen Körper Krankheit befällt. Für einen Kranken aber, von Krankheit Geplagten ist es nicht leicht, die Weisung des Erleuchteten zu beachten; nicht leicht, im Walde, in waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen zu leben. Bevor mich also jener unerwünschte, unliebsame, unangenehme Zustand ereilt, will ich schon vorher meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen, in dessen Besitz ich dann selbst während einer Krankheit glücklich leben werde!' Das, ihr Mönche, ist die zweite drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Gegenwärtig gibt es reichlich Nahrung, und die Ernte ist gut; leicht ist es, Almosenspeise zu erhalten und vom Eingesammelten zu leben. Doch die Zeit wird kommen, wenn Nahrungsmangel herrscht und die Ernte schlecht ist; Almosenspeise ist dann schwer zu erlangen, und es ist nicht leicht, vom Eingesammelten zu leben. Bei Nahrungsmangel aber begeben sich die Menschen dorthin, wo es reichlich Nahrung gibt. Dort aber lebt man in Gesellschaft, lebt man gedrängt zusammen. Lebt man aber in Gesellschaft und gedrängt zusammen, so ist es nicht leicht, die Weisung des Erleuchteten zu beachten; nicht leicht, im Walde, in waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen zu leben. Bevor mich also jener unerwünschte, unliebsame und unangenehme Zustand ereilt, will ich schon vorher meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen, in dessen Besitz ich dann selbst während der Nahrungsnot glücklich leben werde!' Das, ihr Mönche, ist die dritte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Gegenwärtig leben die Menschen in Eintracht und Freundschaft, ohne Streit, haben ein mildes Wesen und begegnen einander mit freundlichen Blicken. Es kommt jedoch eine Zeit, wo Gefahr besteht durch Aufruhr in den waldigen Gebirgsgegenden; und die Bewohner des Landes besteigen dann ihre Gefährte und suchen zu entkommen. Bei einer Gefahr aber begeben sich die Leute zu einem sicheren Ort; dort aber lebt man in Gesellschaft, lebt man gedrängt zusammen. Lebt man aber in Gesellschaft und gedrängt beisammen, so ist es nicht leicht, die Weisung des Erleuchteten zu beachten; nicht leicht, im Walde, in waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen zu leben. Bevor mich also jener unerwünschte, unliebsame und unangenehme Zustand ereilt, will ich schon vorher meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen, in dessen Besitz ich dann selbst während der Gefahr glücklich leben werde!' Das, ihr Mönche, ist die vierte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, sagt sich der Mönch: 'Gegenwärtig lebt die Mönchsgemeinde in Frieden und Eintracht, ohne Streit und befolgt ein und dieselben Vorschriften. Es kommt jedoch eine Zeit, in der die Mönchsgemeinde gespalten ist. Ist aber die Mönchsgemeinde gespalten, dann ist es nicht leicht, die Weisung des Erleuchteten zu beachten; nicht leicht, im Walde, in waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen zu leben. Bevor mich also jener unerwünschte, unliebsame und unangenehme Zustand ereilt, will ich schon vorher meine Willenskraft daransetzen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen, in dessen Besitz ich dann, auch bei einer Spaltung der Mönchsgemeinde, glücklich leben werde!' Das, ihr Mönche, ist die fünfte drohende Gefahr.

Angesichts dieser fünf drohenden Gefahren, ihr Mönche, sollte der Mönch eifrig, unermüdlich und selbstentschlossen leben, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen.


(Diese Lehrrede wird in Kaiser Asokas 2. Bharāt-Felsenedikt unter den dort für Mönche und Laienjünger empfohlenen sieben Texten erwähnt, und zwar unter dem gleichen Titel: anāgata-bhayāni, 'Künftige Gefahren'.)


A.V. 79 Drohende Gefahren für den Orden

Fünf drohende Gefahren, gegenwärtig noch nicht entstanden, werden dereinst erstehen. Diese Gefahren sollt ihr erkennen und, habt ihr sie erkannt, nach ihrer Überwindung streben. Welches sind diese fünf Gefahren?

Einst, ihr Mönche, in späteren Zeiten, wird es Mönche geben, die ohne körperliche Zucht sind, unentwickelt in Sittlichkeit, unentwickelt in Geistigkeit, unentwickelt in Weisheit. Ohne körperliche Zucht und unentwickelt in Sittlichkeit, Geistigkeit und Weisheit, werden sie andere als Mönche aufnehmen (*1). Aber nicht werden sie imstande sein, diese in hoher Sittlichkeit, hoher Geistigkeit und hoher Weisheit zu erziehen. So werden auch diese wieder ohne körperliche Zucht sein, unentwickelt in Sittlichkeit, Geistigkeit und Weisheit. Auch diese werden dann wieder andere als Mönche aufnehmen und werden gleichfalls nicht imstande sein, sie in hoher Sittlichkeit, hoher Geistigkeit und hoher Weisheit zu erziehen. So werden auch diese wieder ohne körperliche Zucht sein, unentwickelt in Sittlichkeit, Geistigkeit und Weisheit. Auf diese Weise, ihr Mönche, kommt es durch den Verfall der Lehre zum Verfall der Ordenszucht, und durch den Verfall der Ordenszucht zum Verfall der Lehre. Das, ihr Mönche, ist die erste drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die ohne körperliche Zucht sind, unentwickelt in Sittlichkeit, unentwickelt in Geistigkeit, unentwickelt in Weisheit. Ohne körperliche Zucht und unentwickelt in Sittlichkeit, Geistigkeit und Weisheit, werden sie den Beistand (*2) anderer übernehmen. Aber nicht werden sie imstande sein, diese in hoher Sittlichkeit, hoher Geistigkeit und hoher Weisheit zu erziehen. So werden auch diese wieder ohne körperliche Zucht sein und unentwickelt in Sittlichkeit, Geistigkeit und Weisheit. Auch sie werden dann wieder den Beistand anderer übernehmen und gleichfalls nicht imstande sein, sie in hoher Sittlichkeit, hoher Geistigkeit und hoher Weisheit zu erziehen. So werden auch diese wieder ohne körperliche Zucht sein und unentwickelt in Sittlichkeit, Geistigkeit und Weisheit. Auf diese Weise, ihr Mönche, kommt es durch den Verfall der Lehre zum Verfall der Ordenszucht und durch den Verfall der Ordenszucht zum Verfall der Lehre. Das, ihr Mönche, ist die zweite drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die ohne körperliche Zucht sind, unentwickelt in Sittlichkeit, unentwickelt in Geistigkeit, unentwickelt in Weisheit. Ohne körperliche Zucht und unentwickelt in Sittlichkeit, Geistigkeit und Weisheit, werden sie beim Vortrag der hohen Lehre und der Erklärungen die üblen Dinge (kanham dhammam), auf die sie verfallen, nicht erkennen. Auf diese Weise, ihr Mönche, kommt es durch den Verfall der Lehre zum Verfall der Ordenszucht und durch den Verfall der Ordenszucht zum Verfall der Lehre. Das, ihr Mönche, ist die dritte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die ohne körperliche Zucht sind, unentwickelt in Sittlichkeit, unentwickelt in Geistigkeit, unentwickelt in Weisheit. Werden da jene vom Vollendeten verkündeten Lehrtexte vorgetragen, jene tiefen, tiefsinnigen, überweltlichen, die von der Leerheit handeln, so werden jene Mönche nicht den Wunsch haben, sie zu hören, werden ihnen kein Gehör schenken, sich nicht ihrem Verständnis öffnen und es nicht für nötig halten, jene Lehren zu lernen und sich anzueignen. Werden jedoch jene von Dichtern verfaßten Texte vorgetragen, poetische Werke mit schönen Worten, schönen Phrasen, die [der Lehre] fremd sind, verbreitet von den Anhängern [jener Außenseiter] (Vergl. A.II.48), so werden jene Mönche gern zuhören, werden Gehör schenken, ihren Geist dem Verständnis öffnen und es wohl für nötig halten, sie zu lernen und sich anzueignen. Auf diese Weise, ihr Mönche, kommt es durch den Verfall der Lehre zum Verfall der Ordenszucht und durch den Verfall der Ordenszucht zum Verfall der Lehre. Das, ihr Mönche, ist die vierte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die ohne körperliche Zucht sind, unentwickelt in Sittlichkeit, unentwickelt in Geistigkeit, unentwickelt in Weisheit. Als ältere Mönche werden sie der Üppigkeit ergeben sein und dem Müßiggang: werden das Abträgliche vorziehen, die Einsamkeit als eine Last scheuen und nicht ihre Kraft anstrengen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Ihre Schüler aber werden das Gesehene nachahmen: auch sie werden sich der Üppigkeit ergeben und dem Müßiggang, werden das Abträgliche vorziehen, die Einsamkeit als eine Last scheuen und werden nicht ihre Kraft anstrengen, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Auf diese Weise, ihr Mönche, kommt es durch den Verfall der Lehre zum Verfall der Ordenszucht und durch den Verfall der Ordenszucht zum Verfall der Lehre. Das, ihr Mönche, ist die fünfte drohende Gefahr.

Dieses, ihr Mönche, sind die fünf drohenden Gefahren, gegenwärtig noch nicht entstanden, die dereinst entstehen werden. Diese Gefahren sollt ihr erkennen und, habt ihr sie erkannt, nach ihrer Überwindung streben.


(*1) upasampādessanti, d.i. sie werden die volle Bhikkhu-Weihe (upasampadā) erteilen.

(*2) Jeder Mönch hat die ersten fünf Jahre seiner Ordensangehörigkeit in Abhängigkeit von seinem 'Berater' (upajjhāya) zu leben; oder, wenn dieser abwesend oder gestorben ist, in Abhängigkeit von einem anderen, von ihm selber gewählten Ordensälteren. Dieser ist dann der Vertreter oder Nachfolger des Beraters und wird als der 'Beistand' (nissaya) bezeichnet.


A.V. 80 Gefahren für den Mönch II

Fünf drohende Gefahren, ihr Mönche, gegenwärtig noch nicht entstanden, werden dereinst entstehen. Diese Gefahren sollt ihr erkennen und, habt ihr sie erkannt, nach ihrer Überwindung streben. Welches sind diese fünf Gefahren?

Einst, ihr Mönche, in späteren Zeiten wird es Mönche geben, die nach guten Gewändern begehren; und indem sie nach guten Gewändern begehren, meiden sie die Fetzenkleidung, meiden sie die waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen und begeben sich nach dem Dorfe oder der Stadt oder der königlichen Residenz. Dort nehmen sie ihren Aufenthalt, und um des Gewandes willen benehmen sie sich in vielerlei Weise aufdringlich und ungehörig. Das, ihr Mönche, ist die erste drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die nach guter Almosenspeise begehren; und indem sie nach guter Almosenspeise begehren, meiden sie den Almosengang, meiden sie die waldeinsamen, abgeschiedenen Behausungen und begeben sich nach dem Dorfe oder der Stadt oder der königlichen Residenz. Dort nehmen sie ihren Aufenthalt, und um der Almosenspeise willen benehmen sie sich in vielerlei Weise aufdringlich und ungehörig. Das, ihr Mönche, ist die zweite drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die nach guten Wohnstätten begehren; und indem sie nach guten Wohnstätten begehren, meiden sie das Wohnen am Fuß eines Baumes, meiden sie waldeinsame, abgeschiedene Behausungen und begeben sich nach dem Dorfe oder der Stadt oder der königlichen Residenz. Dort nehmen sie ihren Aufenthalt, und um der Wohnstätte willen benehmen sie sich in vielerlei Weise aufdringlich und ungehörig. Das, ihr Mönche, ist die dritte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die in Gesellschaft von Nonnen, Klosterschülerinnen (sikkhamānā) und Mönchszöglingen leben. Wenn sie aber in Gesellschaft von Nonnen, Klosterschülerinnen und Mönchszöglingen leben, steht zu erwarten, daß sie entweder den heiligen Wandel ohne Begeisterung führen oder sich eines befleckenden Vergehens schuldig machen oder die Askese aufgeben und zum niederen Weltleben zurückkehren werden. Das, ihr Mönche, ist die vierte drohende Gefahr.

Ferner, ihr Mönche, wird es in späteren Zeiten Mönche geben, die in Gesellschaft von Klosterdienern und Mönchszöglingen leben. Wenn sie aber in Gesellschaft von Klosterdienern und Mönchszöglingen leben, steht zu erwarten, daß sie sich mit vielerlei aufgespeichertem Besitz zu schaffen machen und grobe Arbeiten an Grund und Boden vornehmen lassen. Das, ihr Mönche, ist die fünfte drohende Gefahr.

Dieses, ihr Mönche, sind die fünf drohenden Gefahren, gegenwärtig noch nicht entstanden, die dereinst entstehen werden. Diese Gefahren sollt ihr erkennen und, habt ihr sie erkannt, nach ihrer Überwindung streben.


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Gefahren, gegenwärtig noch nicht entstanden, die dereinst entstehen werden. Diese Gefahren sollt ihr erkennen und, habt ihr sie erkannt, nach ihrer Überwindung streben.


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