Anguttara Nikaya

V. Die fünften fünfzig Sutten (pañcamapannāsaka)

21. Kapitel: sikkhāpada-vagga

A.IV. 201 Die fünf Sittenregeln

»Den schlechten Menschen will ich euch weisen, ihr Mönche, und den schlechteren Menschen, den guten Menschen und den besseren Menschen. So höret denn und achtet auf meine Worte.« - »Ja, o Herr!« erwiderten da jene Mönche dem Erhabenen. Und der Erhabene sprach also:

»Wer, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch? Da tötet einer, nimmt Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich, lügt und frönt dem Genusse von Rauschmitteln. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein schechterer Mensch? Da tötet einer selber und verleitet andere zum Töten; selber nimmt er Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich, lügt, frönt dem Genusse von berauschenden Getränken, und er verleitet dazu andere. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechteren Menschen (vgl. A.III.164).

Wer aber, ihr Mönche, ist ein guter Mensch? Da meidet einer das Töten, das Nehmen von Nichtgegebenem, geschlechtliche Vergehen, das Lügen und den Genuß von Rauschmitteln. Den, ihr Mönche, nennt man einen guten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein besserer Mensch? Da meidet einer selber das Töten und spornt andere an, das Töten zu meiden; selber meidet er das Nehmen von Nichtgegebenem, meidet geschlechtliche Vergehen, das Lügen, den Genuß von Rauschmitteln und spornt andere an, dies zu meiden. Den, ihr Mönche, nennt man einen besseren Menschen.


A.IV. 202 Sieben Eigenschaften

(Die Reden 202 - 210 beginnen im Urtexte sämtlich mit denselben einleitenden Worten wie die 201. Rede).

Wer, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch? Da ist einer vertrauenslos, schamlos, gewissenlos, unwissend, träge, gedankenlos und töricht. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein schlechterer Mensch? Da ist einer selber vertrauenslos, und zur Vertrauenslosigkeit verleitet er die anderen; selber ist er schamlos, gewissenlos, unwissend, träge, gedankenlos, töricht, und [zu solchem Verhalten] verleitet er die anderen. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechteren Menschen.

Wer, ihr Mönche, ist ein guter Mensch? Da ist einer vertrauensvoll, voll Schamgefühl und sittlicher Scheu, wissensreich, tatkräftig, achtsam und weise. Den, ihr Mönche, nennt man einen guten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein besserer Mensch? Da ist einer selber vertrauensvoll, und zur Gewinnung von Vertrauen spornt er die anderen an; selber ist er voller Schamgefühl und sittlicher Scheu, wissensreich, tatkräftig, achtsam und weise, und er spornt die anderen zur Gewinnung dieser Eigenschaften an. Den, ihr Mönche, nennt man einen besseren Menschen.


A.IV. 203 Siebenfaches Wirken

Wer, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch? Da tötet einer, nimmt Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich, lügt, hinterbringt, gebraucht rohe Worte und schwätzt. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein schlechterer Mensch? Da tötet einer selber und verleitet andere zum Töten; selber nimmt er Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich, lügt, hinterbringt, gebraucht rohe Worte, schwätzt, und [zu solchem Verhalten] verleitet er die anderen. Den ,ihr Mönche, nennt man einen schlechteren Menschen.

Wer, ihr Mönche, ist ein guter Mensch? Da meidet einer das Töten, das Nehmen von Nichtgegebenem, geschlechtliche Vergehen, das Lügen, Hinterbringen, rohe Rede und Geschwätz. Den, ihr Mönohe, nennt man einen guten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein besserer Mensch? Da meidet einer selber das Töten und spornt andere an, das Töten zu meiden; selber meidet er das Nehmen von Nichtgegebenem, meidet geschlechtliche Vergehen, das Lügen, Hinterbringen, rohe Rede, Geschwätz und spornt andere an, dies zu meiden. Den, ihr Mönche, nennt man einen besseren Menschen.


A.IV. 204 Die zehn Wirkensfährten

Wer, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch? Da tötet einer, nimmt Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich, lügt, hinterbringt, gebraucht rohe Worte, schwätzt, ist habsüchtig, gehässig und hegt falsche Ansichten. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein schlechterer Mensch? Da tötet einer selber und verleitet andere zum Töten; selber nimmt er Nichtgegebenes . . . hegt falsche Ansichten und verleitet andere dazu. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechteren Menschen.

Wer, ihr Mönche, ist ein guter Mensch? Da meidet einer das Töten, das Nehmen von Nichtgegebenem, geschlechtliche Vergehen, das Lügen, Hinterbringen, rohe Rede, Geschwätz; er ist frei von Habsucht und Gehässigkeit und besitzt rechte Erkenntnis. Den, ihr Mönche, nennt man einen guten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein besserer Mensch? Da meidet einer selber das Töten und spornt andere an, das Töten zu meiden; selber meidet er das Nehmen von Nichtgegebenem, meidet geschlechtliche Vergehen, das Lügen, Hinterbringen, rohe Rede und Geschwätz; selber ist er frei von Habsucht und Gehässigkeit, besitzt rechte Erkenntnis und spornt andere dazu an. Den, ihr Mönche, nennt man einen besseren Menschen.


A.IV. 205-206 Der achtfache und der zehnfache Pfad

Wer, ihr Mönche, ist ein schlechter Mensch? Da eignet einem Menschen verkehrte Ansicht, verkehrte Gesinnung, verkehrte Rede, verkehrtes Tun, verkehrter Lebensunterhalt, verkehrte Anstrengung, verkehrte Achtsamkeit, verkehrte Geistessammlung (Zusatz in 206: verkehrtes Wissen, verkehrte Befreiung). Den, ihr Mönche, nennt man: einen schlechten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein schlechterer Mensch? Da eignet einem selber verkehrte Ansicht . . . verkehrte Geistessammlung (206: verkehrtes Wissen, verkehrte Befreiung), und er verleitet auch andere dazu. Den, ihr Mönche, nennt man einen schlechteren Menschen.

Wer, ihr Mönche, ist ein guter Mensch? Da eignet einem Menschen rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Tun, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Geistessammlung (206: rechtes Wissen, rechte Befreiung). Den, ihr Mönche, nennt man einen guten Menschen.

Wer aber, ihr Mönche, ist ein besserer Mensch? Da eignet einem selber rechte Erkenntnis . . . rechte Geistessammlung (206: rechtes Wissen, rechte Befreiung) und er spornt auch andere dazu an. Den, ihr Mönche, nennt man einen besseren Menschen.


A.IV. 207 Edel und übel - I

(Dieser Text ist eine Verbindung von 204 und 205, mit Einsetzung der obigen beiden Begriffe statt »gut« und »schlecht«.)


A.IV. 208 Edel und übel -II

(Analog 206, mit Einsetzung der obigen beiden Begriffe statt »gut« und »schlecht«.)


A.IV. 209 Edelgeartet und übelgeartet - I

(Dieser Text ist eine Verbindung von 204 und 205, mit Einsetzung der obigen beiden Begriffe statt »gut« und »schlecht«.)


A.IV. 210 Edelgeartet und übelgeartet -II

(Analog 206, mit Einsetzung der obigen beiden Begriffe statt »gut« und »schlecht«.)


22. Kapitel

A.IV. 211 Schandfleck und Zierde

Vier Menschen, ihr Mönche, sind ein Schandfleck der Gesellschaft. Welche vier?

Ein Mönch, der sittenlos ist und von schlechtem Charakter, ist ein Schandfleck der Gesellschaft. Eine Nonne, die sittenlos ist und von schlechtem Charakter, ist ein Schandfleck der Gesellschaft. Ein Laienanhänger, der sittenlos ist und von schlechtem Charakter, ist ein Schandfleck der Gesellschaft. Eine Laienanhängerin, die sittenlos ist und von schlechtem Charakter, ist ein Schandfleck der Gesellschaft. Diese vier Menschen sind ein Schandfleck der Gesellschaft.

Vier Menschen, ihr Mönche, sind eine Zierde der Gesellschaft (vgl. A.IV.7). Welche vier?

Ein Mönch, der sittenrein ist und von gutem Charakter, ist eine Zierde der Gesellschaft. Eine Nonne, die sittenrein ist und von gutem Charakter, ist eine Zierde der Gesellschaft. Ein Laienanhänger, der sittenrein ist und von gutem Charakter, ist eine Zierde der Gesellschaft. Eine Laienanhängerin, die sittenrein ist und von gutem Charakter, ist eine Zierde der Gesellschaft.

Diese vier Menschen sind eine Zierde der Gesellschaft.


A.IV. 212-220 Der Weg zum Himmel und der Weg zur Hölle

Mit vier Dingen behaftet, ihr Mönche, verfällt man, wie man sich's erwirkt, der Hölle. Welche vier Dinge sind es?

(212a) Schlechter Wandel in Werken, Worten und Gedanken sowie verkehrte Ansichten.

(213a) Schlechter Wandel in Werken, Worten und Gedanken sowie Undank und mangelnde Erkenntlichkeit.

(214a) Da tötet einer, nimmt Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich und lügt.

(215a) Da eignen einem verkehrte Ansicht, verkehrte Gesinnung, verkehrte Rede, verkehrtes Tun.

(216a) Da eignen einem verkehrter Lebensunterhalt, verkehrte Anstrengung, verkehrte Achtsamkeit und verkehrte Geistessammlung.

(217a) Da behauptet einer, gesehen zu haben, was er nicht gesehen hat; gehört zu haben, was er nicht gehört hat; empfunden zu haben, was er nicht empfunden hat; erkannt zu haben, was er nicht erkannt hat.

(218a) Da behauptet einer, nicht gesehen zu haben, was er gesehen hat; nicht gehört zu haben, was er gehört hat; nicht empfunden zu haben, was er empfunden hat; nicht erkannt zu haben, was er erkannt hat.

(219a) Da ist einer vertrauenlos, sittenlos, schamlos und gewissenlos.

(220a) Da ist einer vertrauenlos, sittenlos, träge und unverständig.

Mit diesen vier Dingen behaftet, ihr Mönche, verfällt man, wie man sich's erwirkt, der Hölle.

Mit vier Dingen ausgerüstet, ihr Mönche, gelangt man, wie man sich's erwirkt, zum Himmel. Welches sind diese vier?

(212b) Guter Wandel in Werken, Worten und Gedanken sowie rechte Erkenntnis. 

(213b) Guter Wandel in Werken, Worten und Gedanken sowie Dankbarkeit und Erkenntlichkeit.

(214b) Da meidet einer das Töten, das Nehmen von Nichtgegebenem, geschlechtliche Vergehen und das Lügen.

(215b) Da eignen einem rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede und rechtes Tun.

(216b) Da eignen einem rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Geistessammlung.

(217b) Da erklärt einer, nicht gesehen zu haben, was er nicht gesehen hat; nicht gehört zu haben, was er nicht gehört hat; nicht empfunden zu haben, was er nicht empfunden hat; nicht erkannt zu haben, was er nicht erkannt hat.

(218b) Da erklärt einer, gesehen zu haben, was er gesehen hat; gehört zu haben, was er gehört hat; empfunden zu haben, was er empfunden hat; erkannt zu haben, was er erkannt hat.

(219b) Da ist einer vertrauensvoll, sittenrein, voll Schamgefühl und sittlicher Scheu.

(220b) Da ist einer vertrauensvoll, sittenrein, besitzt Willenskraft und ist verständig.

Mit diesen vier Dingen ausgerüstet, ihr Mönche, gelangt man, wie man sich's erwirkt, zum Himmel.


23. Kapitel: duccarita-vagga

A.IV. 221 Vierfacher Wandel in Worten

Vier Arten des schlechten Wandels in Worten gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Lüge, Hinterbringen, rohe Rede und Geschwätz. Vier Arten des guten Wandels in Worten gibt es, ihr Mönche. Welche vier?

Wahre Rede, versöhnliche Rede, sanfte Rede und verständige Rede.


A.IV. 222-230 Der Weise und der Tor

Im Besitze von vier Eigenschaften, ihr Mönche, untergräbt und schädigt der Tor, der unverständige, unedle Mensch seinen Charakter, ist tadelnswert, wird von Weisen gerügt und schafft sich große Schuld. Welches sind die vier Eigenschaften? (Antwort wie in 212a - 220a)

Im Besitze von vier Eigenschaften, ihr Mönche, hält der Weise, der verständige, edle Mensch seinen Charakter unversehrt und unbeeinträchtigt, bleibt tadelfrei, wird von Weisen nicht gerügt und schafft sich viel Gutes. Welches sind die vier Eigenschaften? (Antwort wie in 212b - 220b)


A.IV. 231 Der Dichter

Viererlei Dichter gibt es, ihr Mönche. Welche vier? 

Diese vier Dichter gibt es, ihr Mönche.


24. Kapitel: kamma-vagga

A.IV. 232a Das Wirken - I

Vier Arten des Wirkens (kamma), ihr Mönche, wurden von mir kundgetan, nachdem ich sie selber verstanden und erfahren habe (vgl. M. 57). Welche vier?

Diese vier Arten des Wirkens, ihr Mönche, wurden von mir kundgetan, nachdem ich sie selber verstanden und erfahren habe.


A.IV. 232b Das Wirken - II (wie A.III.23)

(Beginn = Text 232a)

Was aber, ihr Mönche, ist das dunkle Wirken, das dunkle Früchte bringt? Da vollzieht einer eine beschwerhafte Willenshandlung in Werken, beschwerhafte Willenshandlung in Worten, beschwerhafte Willenshandlung in Gedanken. Da er aber in Werken, Worten und Gedanken beschwerhafte Willenshandlungen vollzieht, wird er in beschwerhafter Welt wiedergeboren. In beschwerhafter Welt wiedergeboren, treffen ihn beschwerhafte Eindrücke; und von beschwerhaften Eindrücken getroffen, empfindet er beschwerhaftes Gefühl, äußersten Schmerz, gleichwie die Wesen der Höllenwelten.

Was aber, ihr Mönche, ist das lichte Wirken, das lichte Früchte bringt? Da vollzieht ein Mensch beschwerlose Willenshandlung in Werken, beschwerlose Willenshandlung in Worten, beschwerlose Willenshandlung in Gedanken. Da er aber in Werken, Worten und Gedanken beschwerlose Willenshandlungen vollzieht, wird er in beschwerloser Welt wiedergeboren. In beschwerloser Welt wiedergeboren, treffen ihn beschwerlose Eindrücke; und von beschwerlosen Eindrücken getroffen, empfindet er beschwerloses Gefühl, äußerstes Glück, gleichwie die all-leuchtenden Götter.

Was aber, ihr Mönche, ist das teils lichte, teils dunkle Wirken, das teils lichte, teils dunkle Früchte bringt? Da vollzieht ein Mensch teils beschwerhafte, teils beschwerlose Willenshandlung in Werken, teils beschwerhafte, teils beschwerlose Willenshandlung in Worten, teils beschwerhafte, teils beschwerlose Willenshandlung in Gedanken. Da er aber in Werken, Worten und Gedanken teils beschwerhafte, teils beschwerlose Willenshandlungen vollzieht, wird er in einer teils beschwerhaften, teils beschwerlosen Welt wiedergeboren. In einer teils beschwerhaften, teils beschwerlosen Welt wiedergeboren, treffen ihn teils beschwerhafte, teils beschwerlose Eindrücke; und von teils beschwerhaften, teils beschwerlosen Eindrücken getroffen, empfindet er teils beschwerhaftes, teils beschwerloses Gefühl, Schmerzen, mit Freuden gemischt, gleichwie die Menschen, einige Himmelswesen und einige Wesen der Daseinsabgründe.

Was aber, ihr Mönche, ist das weder lichte, noch dunkle Wirken, das weder lichte, noch dunkle Frucht bringt und zu des Wirkens Erlöschen führt? Es ist jener Willenszustand, der zum Erlöschen desjenigen Wirkens führt, das dunkel ist und dunkle Früchte bringt; jener Willenszustand, der zum Erlöschen desjenigen Wirkens führt, das licht ist und lichte Früchte bringt; jener Willenszustand, der zum Erlöschen desjenigen Wirkens führt, das teils licht, teils dunkel ist und teils lichte, teils dunkle Früchte bringt (*1). Das, ihr Mönche, nennt man das weder lichte, noch dunkle Wirken, das weder lichte, noch dunkle Früchte bringt und zu des Wirkens Erlöschen führt.

Diese vier Arten des Wirkens, ihr Mönche, wurden von mir kundgetan, nachdem ich sie selber verstanden und erfahren habe.


(*1) Mit diesem Willenszustand (cetanā) sind gemeint die 4 überweltlichen Pfadmomente (magga) des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Nichtwiederkehr und der Heiligkeit.


A.IV. 233 Sonakāyana

Es begab sich Sikhā-Moggallāna, der Brahmane, dorthin, wo der Erhabene weilte, . . . und sprach zu ihm also:

»Vor einigen Tagen, Herr Gotama, kam der junge Brahmane Sonakāyana zu mir und sprach: 'Der Asket Gotama lehrt das Nichttun (akiriyam; vgl. A.II.35) aller Taten. Insofern er aber das Nichttun aller Taten lehrt, lehrt er die Vernichtung der Welt. Denn die Taten sind ja das wahre Wesen der Welt, auf die Verrichtung von Taten ist die Welt gegründet.'« -

»Nicht einmal vom Sehen her, Brahmane, kenne ich Sonakāyana, den jungen Brahmanen. Wie kommt er da zu solcher Rede?

Vier Arten des Wirkens wurden von mir kundgetan, nachdem ich sie selber verstanden und erfahren habe. Welche vier?

Es gibt, Brahmane, ein dunkles Wirken, das dunkle Früchte bringt. Es gibt ein lichtes Wirken, das lichte Früchte bringt. Es gibt ein teils lichtes, teils dunkles Wirken, das teils lichte, teils dunkle Früchte bringt. Es gibt ein weder lichtes, noch dunkles Wirken, das weder lichte, noch dunkle Früchte bringt und zu des Wirkens Erlöschen führt.«

(Fortsetzung wie Text 232 b, mit der Anrede Brahmane)


A.IV. 234a Die fünf Sittenregeln

(Den Beginn der Reden 234 - 237 bildet durchweg der Text 232a.)

Was aber, ihr Mönche, ist das dunkle Wirken, das dunkle Früchte bringt? Da tötet einer, nimmt Nichtgegebenes, vergeht sich geschlechtlich, lügt und frönt dem Genusse von Rauschmitteln.

Was aber ist das lichte Wirken, das lichte Früchte bringt? Da meidet einer das Töten, das Nehmen von Nichtgegebenem, geschlechtliche Vergehen, das Lügen und den Genuß von Rauschmitteln.

Was aber ist das teils lichte, teils dunkle Wirken, das teils lichte, teils dunkle Früchte bringt? (Antwort wie in 232b)

Was aber ist das weder lichte, noch dunkle Wirken, das weder lichte, noch dunkle Früchte bringt und zu des Wirkens Erlöschen führt?

(Antwort wie in 232b)


A.IV. 234b Die fünf schweren Untaten

Was aber, ihr Mönche, ist das dunkle Wirken, das dunkle Früchte bringt? 

Da ist einer 

(dies sind die fünf 'schweren Untaten' (ānantariya-kammāni); s. A.I.25). 

Was aber ist das lichte Wirken, das lichte Früchte bringt? Da meidet einer das Töten, das Nehmen von Nichtgegebenem, geschlechtliche Vergehen, das Lügen, Hinterbringen, rohe Rede und Geschwätz; er ist frei von Habsucht und Gehässigkeit und besitzt rechte Erkenntnis. (Fortsetzung wie in 232b)

In PTS irrtümlich unter Text 235. Fehlt in der früheren Auflage dieser Übersetzung.


A.IV. 235-236 Der achtfache Pfad und die sieben Erleuchtungsglieder

Was aber, ihr Mönche, ist das dunkle Wirken, das dunkle Früchte bringt? (Antwort wie in 232b)

Was aber ist das lichte Wirken, das lichte Früchte bringt?

(Antwort wie in 232 b)

Was aber ist das teils dunkle, teils lichte Wirken, das teils dunkle, teils lichte Früchte bringt? (Antwort wie in 232b)

Was aber ist das weder dunkle noch lichte Wirken, das weder dunkle noch lichte Früchte bringt und zu des Wirkens Erlöschen führt?

(235) Rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Tun, rechter Lebensunterhalt, rechtes Streben, rechte Achtsamkeit und rechte Sammlung des Geistes.

(236) Das Erleuchtungsglied der Achtsamkeit, der Wirklichkeitsergründung, der Willenskraft, der Verzückung, der Ruhe, der Sammlung und des Gleichmuts.

Diese vier Arten des Wirkens, ihr Mönche, wurden von mir kundgetan, nachdem ich sie selber verstanden und erfahren habe.


A.IV. 237-238 Himmel und Hölle

Mit vier Dingen behaftet, ihr Mönche, verfällt man, wie man sich's erwirkt, der Hölle. Welche vier Dinge sind es?

(237a) Tadelnswertes Wirken in Taten, Worten und Gedanken sowie verkehrte Ansichten.

(238a) Beschwerhaftes Wirken in Taten, Worten und Gedanken sowie beschwerhafte Ansichten.

Mit vier Dingen ausgerüstet, ihr Mönche, gelangt man, wie man sich's erwirkt, zum Himmel. Welche vier Dinge sind es?

(237b) Untadeliges Wirken in Taten, Worten und Gedanken sowie rechte Erkenntnis.

(238b) Beschwerloses Wirken in Taten, Worten und Gedanken sowie beschwerlose Erkenntnis.


A.IV. 239 Die vier Asketen

'Nur hier, ihr Mönche, findet man den ersten Asketen, hier den zweiten Asketen, hier den dritten Asketen, hier den vierten Asketen. Leer an Asketen sind die Schulen der Andersgläubigen (wie in D.16, M.11).' Diesen rechten Löwenruf, ihr Mönche, lasset erschallen!

Welches aber, ihr Mönche, ist der erste Asket? Da ist ein Mönch nach dem Schwinden der drei Fesseln in den Strom eingetreten, den niederen Welten entronnen, gesichert, der vollen Erleuchtung gewiß. Das, ihr Mönche, ist der erste Asket.

Welches aber, ihr Mönche, ist der zweite Asket? Nach dem Schwinden der drei Fesseln und nach Abschwächung von Gier, Haß und Verblendung kehrt da ein Mönch noch einmal wieder. Nur noch einmal zu dieser Welt zurückgekehrt, macht er dem Leiden ein Ende. Das, ihr Mönche, ist der zweite Asket.

Welches aber, ihr Mönche, ist der dritte Asket? Nach dem Schwinden der fünf niederen Fesseln erscheint da ein Mönch unter den geistgeborenen Wesen wieder, und dort erlischt er vom Wahne, kehrt nicht mehr zurück von jener Welt. Das, ihr Mönche, ist der dritte Asket.

Welches aber, ihr Mönche, ist der vierte Asket? Durch Versiegung der Triebe gelangt da ein Mönch noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend. Das, ihr Mönche, ist der vierte Asket (über diese vier Arten der Heiligen s. A.III.87-89).

'Nur hier, ihr Mönche, findet man den ersten Asketen, hier den zweiten Asketen, hier den dritten Asketen, hier den vierten Asketen. Leer an Asketen sind die Schulen der Andersgläubigen!' Diesen rechten Löwenruf, ihr Mönche, lasset erschallen!


A.IV.240 Vierfacher Segen

Vom Umgang mit einem guten Menschen, ihr Mönche, ist ein vierfacher Segen zu erwarten. Welcher vierfache Segen?

Vom Umgang mit einem guten Menschen, ihr Mönche, ist dieser vierfache Segen zu erwarten.


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