Mahāvagga

MV.VI.31-33

 Zu jener Zeit saßen wohlbekannte Licchavi in der Versamm­lungs­halle zu­sammen, ver­sammelten sich. In verschiedener Weise lobten sie den Erwach­ten, lobten sie die Lehre, lobten sie den Sangha. Zu jener Zeit hat der Heerführer Siha, ein Anhänger der Niganthas (Jainas) mit dieser Gruppe zusammengesessen. Da kam dem Heer­führer Siha folgender Gedanke: Zweifel­los ist dieses ein Erhabe­ner, Heiliger, vollkommen Erwachter. Aus diesem Grund nämlich haben sich wohl­bekannte Licchavi in der Versamm­lungs­halle zusammen­gesetzt, versammelten sich. In verschiede­ner Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre, lob­ten sie den Sangha. So laß mich nun zum Erhabenen hingehen, um den Heili­gen, voll­kommen Erwachten zu sehen. (1)

 

 Da ging der Heerführer Siha zum Nigantha Nātaputto und sag­te folgendes: "Ich wün­sche, Verehrungswürdiger, zum Asketen Gotama zu gehen, um ihn zu sehen." - "Du, Siha, bist Anhänger der Lehre von der Tat, (warum) willst du hingehen zum Asketen Go­tama, der die Nichttat lehrt, um ihn zu sehen? Der Asket Gota­ma nämlich, Siha, der Nichttatleh­rer, verkündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein." Da ließ bei dem Heer­führer Siha der Wille zu gehen, um den Erhabenen zu sehen, nach. (2)

 

 Zum zweiten Male saßen wohlbekannte Licchavi in der Versamm­lungs­halle zu­sammen, ver­sammelten sich ..... [Wiederholung von (1) und (2)]

 

 Zu jener Zeit saßen wohlbekannte Licchavi in der Versamm­lungs­halle zu­sammen, ver­sammelten sich. In verschiedener Weise lobten sie den Erwach­ten, lobten sie die Lehre, lobten sie den Sangha. Zu jener Zeit hat der Heerführer Siha, ein Anhänger der Niganthas mit dieser Gruppe zusammen gesessen. Da kam dem Heerführer Siha folgender Gedanke: Zweifel­los ist dieses ein Erhabe­ner, Heiliger, vollkommen Erwachter. Aus diesem Grund nämlich haben sich wohl­bekannte Licchavi in der Versamm­lungs­halle zusammen­gesetzt, versammelten sich. In verschiede­ner Weise lobten sie den Erwachten, lobten sie die Lehre, lob­ten sie den Sangha. Was tun mir die Niganthas, gefragt oder ungefragt. So laß mich nun, ohne die Niganthas gefragt zu haben, hingehen, um den Erhabenen zu sehen, den Heiligen voll­kommen Erwachten. (3)

 

 Dann ist der Heerführer Siha am Mittag mit 500 Wagen von Vesāli wegge­fahren, um den Erhabenen zu sehen. Soweit der Boden für einen Wagen befahrbar ist, (fuhr er). Wieder vom Wagen herabgestiegen, ging er zu Fuß zum Erhabenen. Dort verehrte er den Erhabe­nen und setzte sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sagte der Heerführer Siha dem Erhabe­nen folgen­des: "Ich hörte folgen­des, Verehrungswürdiger: Der Asket Gota­ma nämlich, der Nichttatlehrer, ver­kündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein. Diejeni­gen, Verehrungswürdiger, die dieses sagen: Der Asket Gota­ma nämlich, der Nicht­tatlehrer, verkündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein, sagen jene, Vereh­rungswürdiger, was der Erhabene sagte, werfen sie nicht dem Erhabenen mit einer falschen Wiedergabe etwas vor? Erklären sie die Lehre gemäß der Lehre? Daß auch nicht einer, der derselben Lehre angehört, ein Darleger der Lehre, zu einem tadelnswerten Punkt kommt. Wir wollen, Vereh­rungswürdiger, dem Erhabenen nichts Falsches vorwerfen." (4)

 

 "Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen wür­de: Der Asket Gotama lehrt die Lehre von der Nichttat, verkündet die Lehre von der Nichttat, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglich­keit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Der Asket Gotama lehrt die Lehre von der Tat, verkündet die Lehre von der Tat, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglichkeit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Der Asket Gotama lehrt die Lehre von der Vernichtung, verkündet die Lehre von der Vernichtung, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Mög­lich­keit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verabscheuender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom Ver­abscheuen, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Mög­lich­keit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Besei­tiger ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre von der Beseiti­gung, darin über er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Möglich­keit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verbrenner ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom Verbrennen, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Mög­lich­keit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein nicht mehr Werdender ist der Asket Gotama, er verkündet die Lehre vom nicht mehr werden, darin übt er seine Hörer ein. Es gibt, Siha, eine Mög­lich­keit, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Zuversichtlicher ist der Asket Gotama, er ver­kündet die Lehre von der Zuversicht, darin übt er seine Hörer ein. (5)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Nichttat lehrt der Asket Gotama, die Lehre von der Nichttat verkündet er, darin übt er seine Hörer ein? Ich nämlich, Siha, verkünde das Nichttun; das Nichttun von verschiedenartigen schlechten, unheilsamen Dingen, von schlechten Taten des Kör­pers, schlechten Taten der Sprache, schlechten Taten in Gedan­ken. Dies ist die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Nichttat verkündet der Asket Gotama, die Lehre von der Nichttat verkündet er, darin übt er seine Hörer ein. Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Tat verkündet der Asket Gotama ... Ich näm­lich, Siha, verkünde das Tun; das Tun von ver­schieden­artigen guten, heilsamen Din­gen, von guten Ta­ten des Kör­pers, guten Taten der Sprache, guten Ta­ten in Ge­dan­ken. Dies ist die Möglich­keit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Tat verkündet der Asket Gotama .... (6)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Die Lehre von der Ver­nichtung .... Ich nämlich, Siha, verkünde die Vernichtung; die Ver­nich­tung von verschiedenarti­gen schlech­ten unheilsa­men Dingen, von Gier, von Haß, von Verblendung. Dies ist die Möglichkeit .... Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verabscheuender  ... Ich nämlich, Siha, bin ein Verabscheuender; ich verkünde das Verabscheuen von verschie­denar­ti­gen schlechten, un­heil­sa­men Dingen, von schlechten Ta­ten des Kör­pers, schlechten Taten der Sprache, schlechten Ta­ten in Gedan­ken. Dies ist die Mög­lich­keit ..... (7)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Beseitiger ist der Asket Gotama ... Ich nämlich, Siha, bin ein Beseitiger; ich verkünde das Beseitigen von verschie­den­ar­ti­gen schlechten, unheilsa­men Dingen, von Gier, von Haß, von Ver­blendung. Dies ist die Mög­lich­keit, Siha .... Worin besteht die Mög­lichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Verbrenner ist der Asket Gotama ...  Ich näm­lich, Si­ha, bin ein Verbrenner; ich verkünde das Verbrennen von ver­schie­denar­ti­gen schlechten, unheilsa­men Dingen, von schlechten Ta­ten des Kör­pers, schlechten Taten der Sprache, schlechten Ta­ten in Gedan­ken. Dies ist die Mög­lich­keit, Siha ... Wer, Siha, die zu verbren­nen­den, schlechten unheil­samen Dinge beseitigt hat, an der Wurzel abgeschnitten hat, wie bei einer Palme (die Kro­ne abge­schla­gen) hat, das Werden vernich­tet hat, dem wird in Zukunft nichts (mehr) entstehen, den nenne ich einen Verbrenner. Der Voll­endete, Siha, hat die zu verbren­nenden, schlech­ten, unheilsamen Dinge be­seitigt, an der Wur­zel abgeschnit­ten, wie bei einer Palme (die Kro­ne abgeschla­gen), das Werden ver­nich­tet, dem wird in Zukunft nichts (mehr) ent­stehen.  Dies ist die Mög­lich­keit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen wür­de: Ein Verbrenner ist der Asket Gota­ma, er übt sei­nen Hö­rern das wahre Asketentum ein. (8)

 

 Worin besteht die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein nicht mehr wie­dergeboren Werdender ist der Asket Gotama ....  Wer, Siha, beseitigte, in Zukunft in den Mutter­schoß ein­zutreten, wiederge­boren zu werden zu neuer Exi­stenz, ­die zu verbrennenden, schlech­ten un­heilsamen Dinge besei­tigte, an der Wurzel abgeschnit­ten hat, wie bei einer Palme (die Kro­ne abge­schlagen), das Werden vernichtet, den nenne ich ei­nen nicht mehr wie­dergeboren Werden­den. Der Vollendete, Siha, be­seitigte, in Zukunft in den Mutter­schoß einzutreten, wiederge­boren zu werden zu neuer Exi­stenz, (besei­tigte) ­die zu verbrennen­den, schlech­ten unheilsamen Dinge, hat sie an der Wurzel abgeschnit­ten, wie bei einer Palme (die Kro­ne abgeschlagen), das Wer­den ver­nichtet, dem wird in der Zu­kunft nichts (mehr) entstehen. Dies ist die Möglichkeit, Siha .... Worin besteht die Mög­lichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde: Ein Zuversicht­licher ist der Asket Gotama .... Ich näm­lich, Siha, bin ein Zuver­sicht­licher, mit der allerhöchsten Zuver­sicht, verkünde ich die Lehre von der Zuver­sicht, darin übe ich meine Hörer ein. Dies ist die Möglichkeit, Siha, daß von mir jemand mit Recht sagen würde .... er übt seinen Hörern die Zuversicht ein." (9)

 

 Als dies gesagt wurde, sagte der Heerführer Siha dem Erhabe­nen folgen­des: "Sehr, sehr gut, Verehrungs­würdiger, wie wenn (man) etwas Umge­dreh­tes richtig hinstellen würde oder etwas Verdecktes aufdecken würde oder einem Verirrten den Weg zeigen würde, oder wie wenn man in der Dunkel­heit eine Öllampe hinhal­ten würde, damit, wer Augen hat, die Gestalten sieht, genauso hat der Erhabe­ne auf verschiedene Weise die Lehre ver­kün­det. Ich, Erhabener, nehme meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zum Mönch­ssangha, der Erhabene möge mich als Lai­enan­hän­ger an­neh­men, der von heute an für das ganze Leben sei­ne Zu­flucht genommen hat." - "Überlege (es) gut, Siha, gut ist es, wenn bekannte Menschen wie du gut überlegen." - "Dadurch, Ver­ehrungswürdiger, bin ich höch­sterfreut und be­friedigt über den Erhabenen, weil näm­lich der Erhabe­ne dieses sagte: 'Überlege (es) gut, Siha, gut ist es, wenn bekannte Menschen wie du gut überlegen.' Wür­den sie mich als Hörer erhalten, würden die An­dersgläubi­gen in ganz Vesāli die Fahnen hissen: Der Heerführer Siha ist unser Hörer geworden, aber mir sagte der Erhabe­ne: 'Über­lege (es) gut, Siha, gut ist es, wenn bekannte Menschen wie du gut überlegen.' Ich nehme zum zweiten Mal meine Zuflucht zum Erhabe­nen, zur Lehre und zum Mönchssangha. Der Erha­be­ne möge mich als Lai­enan­hän­ger an­nehmen, der von heute an für das gan­ze Leben sei­ne Zu­flucht genommen hat." (10)

 

 "Deine Familie, Siha, war lange Zeit eine Quelle für die Ni­ganthas. Meinst du, denen, die zu euch kommen, wirst du (weiterhin) Almosen ge­ben?" - "Da­durch, Ver­ehrungs­würdiger, bin ich höchsterfreut und befriedigt über den Erhabenen, weil näm­lich der Erha­bene dieses sagte: 'Deine Familie, Siha, war lange Zeit eine Quelle für die Ni­ganthas. Meinst du, jenen, die zu euch kommen, wirst du (weiterhin) Almosen geben?' Gehört habe ich, Ver­eh­rungs­würdi­ger, der Asket Gotama hat dieses gesagt: 'Nur mir soll man Ga­ben geben, nicht soll man anderen Gaben geben, nur meinen Hörern soll man Gaben geben, nicht soll man Hörern der anderen Gaben geben, nur mir Gege­benes bringt gro­ße Früchte, nicht bringt anderen Gegebenes große Früch­te, mei­nen Hörern Gegebe­nes bringt große Früchte, nicht bringt an­deren Hörern Gegebenes große Früch­te'. Trotzdem ver­anlaßt mich der Erha­bene, auch den Niganthern zu geben. Dann, Ver­ehrungswürdiger, wis­sen wir hierin die (rechte) Zeit (zu han­deln). Ich nehme zum dritten Mal meine Zu­flucht zum Erhabenen, zur Lehre und zum Mönch­ssangha, der Erhabe­ne möge mich als Lai­enan­hän­ger an­nehmen, der von heute an für das gan­ze Leben sei­ne Zu­flucht genommen hat." (11)

 

 Jenem gab der Erhabene eine einführende Lehre in folgender Weise: Er sprach über das Geben, die Sitt­lichkeit, den Himmel, das Elend und die Nichtigkeit und die Verderbtheit der Sinnes­genüsse, die Vorteile des Ver­zichtes. Als der Erhabene wußte, daß er in der Gemütsverfassung zugäng­lich, sanft, unvor­eingenommen, froh, hell war, da hat (der Erhabene) diese ver­kündet, wel­ches die zusammengefaßte Lehre der Buddhas ist, nämlich das Leid, seine Entste­hung, seine Überwindung und den Weg dazu. Ge­nauso, wie ein sauberer flecken­loser Stoff gut Farbe anneh­men würde, so ging ihm dort auf dem Sitz das reine klare Auge der Wahr­heit auf: Wenn irgendwas als seine Eigen­schaft das Ent­stehen hat, alles das hat als seine Eigenschaft das Verge­hen. Dann sagte er, nachdem er die Wahrheit gesehen, die Wahr­heit er­langt, die Wahrheit ver­standen, die Wahrheit durchdrun­gen, den Zweifel über­wunden, die Ungewißheit beseitigt, die voll­kommene Zuversicht aus eigener Kraft in der Lehre erlangt hatte, fol­gendes: "Annehmen möge der Erwachte, Erhabene für morgen das Essen zusammen mit dem Mönch­ssangha." Durch Schweigen nahm der Erhabene an. Als der Heerführer Siha wußte, daß der Erhabene angenommen hatte, stand er vom Sitz auf, ver­ehrte den Erhabe­nen, umrundete ihn rechts und ging fort. Da hat der Heerfüh­rer Siha einen gewissen Menschen beauftragt: Gehe, Freund, suche frisches, rohes Fleisch. Dann hat der Heerführer Siha, als die Nacht ver­gangen war, nachdem er vorzügliche feste und weiche Speisen hatte zube­reiten lassen, dem Erhabenen die Zeit ankündigen lassen: Es ist Zeit, Ver­ehrungs­würdiger, das Essen ist berei­tet. Dann hat der Erhabene, nachdem er am Morgen sich angezo­gen hatte, Robe und Almosen­schale genommen hatte, zur Behau­sung des Heerführers Siha gegangen war, sich auf den vorbereiteten Sitz nieder­gelassen zusam­men mit dem Mönch­ssan­gha. (12)

 

 Zu jener Zeit haben viele Niganthas in Vesāli von Straße zu Straße von Kreuzung zu Kreuzung mit den Armen schwenkend weh­geklagt: "Heute hat der Heerführer Siha ein großes Tier getötet und dem Asketen Gotama Essen (davon) bereitet, der Asket Gota­ma ißt wissend für ihn gemachtes Fleisch, (das Töten) war seinetwegen getan." Dann ist jener gewisse Mensch zum Heerfüh­rer Siha gekommen. Dort hat er dem Heerführer Siha in das Ohr gesagt: "Höre, Verehrungswürdiger, du sollst wissen. Hier ha­ben viele Ni­ganthas in Vesāli von Straße zu Straße von Kreu­zung zu Kreuzung mit den Armen schwenkend weh­geklagt: "Heute hat der Heerführer Siha ein großes Tier getötet und dem Aske­ten Gotama Essen (davon) bereitet, der Asket Gota­ma ißt wis­send für ihn gemachtes Fleisch, (das Töten) war seinetwegen getan." - "Gut, Meister, lange Zeit wünschten jene Ehrwürdigen (Nigant­has) den Erwachten zu tadeln, die Lehre zu tadeln, den Sangha zu tadeln, nicht zerstören jene Ehrwürdigen die Unwah­ren, Leeren, Falschen den Erhabenen, indem sie ihm Fehldeutun­gen vor­werfen, nicht einmal für unser Leben wür­den wir mit Absicht ein Wesen vom Leben trennen." (13)

 

 Dann, nachdem der Heerführer Siha den Mönchssangha mit dem Erwach­ten an der Spitze mit vor­züg­licher fester und weicher Speise bedient hatte, als der Er­ha­bene geges­sen hatte und die Hand von der Almosenschale zu­rück­gezo­gen hatte, setzte er sich beiseite nie­der. Der Erha­be­ne, nachdem er den beiseite sitzen­den Heerführer Siha durch ein Lehr­gespräch ver­an­laßt hatte zu verste­hen, aufzunehmen, davon motiviert zu sein, sich daran zu erfreuen, ist aufgestan­den und fortgegan­gen. Nachdem der Erhabene in diesem Zusam­men­hang eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er die Mönche an: "Nicht soll man, ihr Mön­che, wissend für einen gemachtes Fleisch essen. Wer so ißt, begeht ein dukkata Ver­gehen. Ich erlaube, ihr Mönche, in drei Fällen reinen Fisch und Fleisch: nicht wissend, nicht gehört, nicht ver­mu­tet." (14) //31//

 

 Zu jener Zeit gab es in Vesāli reichlich Essen, eine gute Ernte, Almosen waren leicht zu erhalten, einfach war es zu leben durch Gunsterweisungen und auflesen (von z. B. Früchten oder Beeren). Dann ist dem Erhabenen, als er allein und abgeson­dert weilte, im Geiste jener Gedanke entstanden: Dasjenige, was ich den Mönche erlaubt habe bei Hungersnot, schlechter Ernte, wenn Al­mosen schwer zu erhal­ten sind: Drinnen Getrocknetes, drinnen Gekoch­tes, selber Gekoch­tes, (selbst) Aufgesam­meltes und (später) An­genom­menes, von daher Hergebrachtes, vor Mittag An­genom­menes, im Wald und im See Wachsendes, essen die Mönche dieses auch heute noch? Dann hat der Erhabene, als er abends sich aus der Abge­schieden­heit erhoben hatte, den ehrwürdigen Ānanda angespro­chen: "Dasjenige, was ich den Mönche erla­ubt habe bei Hungers­not, schlechter Ernte, wenn Almosen schwer zu erhalten sind: Drin­nen Ge­trocknetes, drinnen Gekochtes, selber Gekoch­tes, (selbst) Aufgesammeltes und (später) An­genom­menes, von da­her Hergebrachtes, vor Mittag An­genommenes, im Wald und im See Wachsendes, essen die Mönche dieses auch heute noch?" - "Sie essen, Erhabener." (1)

 

 Dann hat der Erhabene, nachdem er aus diesem Anlaß, in diesem Zusam­menhang eine Lehrrede gehalten hatte, die Mönche ange­sprochen: "Dasjeni­ge, was ich den Mönche er­laubt habe bei Hun­gersnot, schlechter Ernte, wenn Almosen schwer zu erhalten sind: Drin­nen Getrocknetes, drinnen Ge­kochtes, selber Gekoch­tes, (selbst) Aufgesammeltes und (später) Angenom­me­nes, von da­her Hergebrachtes, vor Mittag Angenommenes, im Wald und im See Wachsendes, dieses lehne ich von heute an ab. Nicht soll man ihr Mön­che essen: Drinnen Getrock­netes, drinnen Gekochtes, selber Gekochtes, (selbst) Aufgesammeltes und (später) Angenom­menes, wer so tut, begeht ein dukkata Vergehen. Auch nicht soll man, ihr Mönche, essen: von daher Her­gebrachtes, vor Mittag Angenommenes, im Wald und im See Wachsen­des, und nicht übrig geblieben ist, auch von ei­nem genügend gegessen Haben­den. Wer so ißt, soll nach dem Ge­setz behandelt werden (= Pācc XXXV)." (2) //32//

 

 Zu jener Zeit hatten die Menschen einer Provinz viel Salz, Öl, Reis und Speise auf Wagen geladen, (damit) umstellten sie einen außerhalb des Klosters (liegenden) Vor­raum, (den­kend): Wenn wir an der Reihe sind, dann werden wir Essen bereiten. Eine große Wolke kam auf. Da gingen die Menschen zum ehr­würdigen Ānanda. Dort sagten sie dem ehr­würdigen Ānanda folgendes: "Hier, ehrwürdiger Ānanda ist viel Salz, Öl, Reis und Speise auf Wagen geladen, und (diese) stehen hier, und jetzt kommt eine große Wolke auf. Was sollen wir, verehrungswürdiger Ānanda, tun?" Da erzählte der ehrwürdige Ānanda dem Erhabe­nen den Sachverhalt. (1)

 

 "Wenn das so ist, Ānanda, soll sich über ein Lagerhaus[4] in der Nähe der (Mönchs)behausung geeinigt werden: Eine Behausung, ein Haus mit einem Dach, ein großes Haus, ein mehrgeschossiges Haus, eine Höhle. Was der Sangha wünscht, soll dort aufbewahrt werden. Und so, ihr Mön­che, soll man sich eini­gen: Ein erfah­rener und fähiger Mönch soll dem Sangha ankündigen: 'Höre mich, verehrungswürdiger Sangha, wenn es dem Sangha recht ist, möge sich der Sangha über den so und so genannten Ort als La­ger­haus einigen.' Das ist die Ankündi­gung. 'Höre mich, verehrungswürdiger Sangha, wenn es dem Sangha recht ist, ei­nigt sich der Sangha über den so und so genannten Ort als La­gerhaus. Wenn es den Ehrwürdigen recht ist, die Einigung über den so und so genannten Ort als Lagerhaus, so mögen sie schw­eigen, wenn es nicht recht ist, so mögen sie sprechen. - Geei­nigt hat sich der Sangha über den so und so ge­nannten Ort als Lagerhaus. Es ist dem Sangha recht, daher das Schwei­gen; so nehme ich es an." (2)

 

 Zu jener Zeit haben die Menschen in dem Lagerhaus, über das sich geei­nigt war, Reis­schleim gekocht, Speise gekocht, Suppe vorbereitet, Fleisch zer­kleinert, Holz gehackt. Dann hörte der Erhabene, der kurz vor Sonnen­aufgang aufgestan­den war, lautes Geräusch, großes Geräusch, krächzen wie von Krähen. Dieses gehört, sprach er den ehrwürdigen Ānanda an: "Was ist das, Ānanda, für lautes Geräusch, großes Geräusch, krächzen wie von Krä­hen?" (3)

 

 "Jetzt, Verehrungswürdiger, haben die Menschen in dem Lager­haus, über das sich geeinigt war, Reisschleim gekocht, Speise gekocht, Suppe vorberei­tet, Fleisch zerkleinert, Holz gehackt. Darum, Erhabener, ist lautes Ge­räusch, großes Geräusch, kräch­zen wie von Krä­hen." Dann, nachdem der Erhabene aus diesem Grund eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er die Mönche an: "Nicht soll man, ihr Mönche, ein Lagerhaus, über das sich ge­einigt wurde, (derartig) benutzen. Wer so benutzt begeht ein dukkata Ver­gehen. Ich erlaube, ihr Mönche, drei Arten von Lagerhaus: ein (als Lagerhaus) bekanntgegebenes Haus, ein zufällig sich dort befindendes Haus, ein ge­spendetes Haus." (4)

 

 Zu jener Zeit wurde der ehrwürdige Yasojo krank. Die Medika­mente wurden ihm dorthin gebracht. Diese stellten die Mönche draußen hin. Würmer aßen (sie). Diebe stahlen (sie). Dem Erha­benen erzählten sie diesen Sachverhalt. "Ich erlaube, ihr Mön­che, vier Arten von Lagerhaus: Ein (als Lagerhaus) be­kannt­gegebe­nes Haus, ein zufällig sich dort befindendes Haus, ein gespen­detes Haus, ein (Not)lagerhaus über das sich geeinigt wurde." (5) //33//

 

Das 24. Kapitel ist beendet.



 

[4] kap­piyabhūmi - Hier werden Bedarfsgegenstände gelagert, die spä­ter von den Laien den Mönchen übergeben werden und erst dann erlaubt sind sie anzunehmen.


  Oben