Mahāvagga

MV.I.6.31-34

 Zu jener Zeit kam ein Brahmanenjüngling zu den Mönchen und bat um die Ordination. Jenem nannten die Mönche schon vorher die Bedarfsgegenstände. Er sagte so: "Wenn mir, Vereh­rungs­würdige, im Orden die Bedarfsgegenstände genannt worden wären, hätte ich (daran) Gefallen gefunden, nicht gehe ich jetzt, Ver­ehrungswürdige, in den Orden, für mich sind die Be­darfsgegen­stände abstoßend und widerlich." Dem Erhabenen er­zählten die Mönche diesen Sachverhalt. "Nicht soll man, ihr Mönche, schon vorher die Bedarfsgegenstände nennen. Wer sie vorher nennt, begeht ein dukkata Vergehen. Ich erlaube, ihr Mönche, die Bedarfsgegenstände gleich nach der Voll­ordination zu nennen." (1)

 

 Zu jener Zeit vollordinierten die Mönche in Zweier- und Drei­ergruppen (von Mönchen, die bei der Ordination anwesend wa­ren). Dem Erhabenen erzählten die Mönche diesen Sachver­halt. "Nicht, ihr Mönche, gebt die Voll­ordination in einer Gruppe von weni­ger als zehn (Mönchen). Wer so ordi­niert, begeht ein dukkata Ver­gehen. Ich erlaube, ihr Mönche, die Vollordina­tion mit ei­ner Zehnergruppe oder einer Gruppe von mehr als zehn." (2)

 

 Zu jener Zeit vollordinierten Mönche, die ein oder zwei Jahre Mönche waren, die Auszubil­denden. Der ein Jahr (Mönch) seiende ehrwürdige Upase­na Vañgataputta voll­or­dinierte Auszubildende. Nach einem Jahr nahm er, der zwei Jah­re verbracht hatte, einen Auszubilden­den, der ein Jahr ver­bracht hatte, und ging zum Erhabenen. Dort begrüßte er den Er­habenen ehrfürchtig und setzte sich beiseite nieder. Es ist Sitte jener Erwachten, Erhabenen, mit den her­ankommenden Mön­chen freundliche Worte zu wechseln. (3)

 

 Dann sagte der Erhabene dem ehrwürdigen Upasena Vañgataputta folgendes: "Wie geht es dir, Mönch, wie fühlst du dich, seid ihr mit wenig Anstrengung hergekommen?" - "Es geht uns gut, Er­habener, wir fühlen uns gut, Erhabener, wir kamen her mit we­nig Anstrengung." Wissend fragen die Vollendeten, wissend fra­gen sie nicht, die (rechte) Zeit wissend fragen sie, die (rechte) Zeit wissend fragen sie nicht, mit Bedacht fragen Vollendete, nicht ohne Bedacht, Unbedachtes tun Vollendete nicht. In zwei Weisen befragt der Erwachte, der Erhabene die Mönche, um die Lehre zu verkünden oder den Schülern Regeln zu geben. (4)

 

 Dann sagte der Erhabene dem ehrwürdigen Upasena Vañgataputta folgendes: "Wie viele Jahre bist du schon Mönch?" - "Zwei Jahre, Erhabener." "Jener, wie viele Jahre ist er Mönch?" - "Ein Jahr, Erhabener." "Was ist dieser Mönch für dich?" - "Dieser ist mein Auszubildender, Erhabener." Der Erwachte, Erhabene tadelte: "Das ist unangebracht, du törichter Mensch, nicht lehrgemäß, nicht ordnungsgemäß, nicht asketenwürdig, unwürdig, nicht zu tun. Wie kannst du, du törichter Mensch, von anderen belehrt und unterrichtet, vermeinen, einen anderen zu belehren und zu unterrichten. Leichtsinnig hast du dich, törichter Mensch, der Üppigkeit zugewendet, dich an andere Menschen gebunden. Das ist nicht, törichter Mensch, um die Unzufriedenen zufrieden zu stellen oder die Zufriedenheit der Zufriedenen zu meh­ren." Nachdem er getadelt hatte, eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er die Mönche ­an: "(Wer) we­niger als zehn Jahre (voll­ordiniert) ist, soll nicht vollordi­nieren. Wer so vollordi­niert, begeht ein dukkata Ver­gehen. Ich erlaube, ihr Mönche, die Vollordination (an andere zu geben) nach zehn oder mehr als zehn Jahren." (5)

 

 Zu jener Zeit (sagten) die Mönche: "Wir haben zehn Jahre (die Vollordination), wir haben zehn Jahre (die Voll­ordination), so vollordinierten Ungebildete und Unwissende. Es gab unwissende Unterweiser, wissende Auszubildende, es gab ungebildete Unter­weiser, gebildete Auszubildende, es gab unerfahrene Unterwei­ser, erfahrene Auszubildende, es gab unweise Unterweiser, wei­se Auszu­bildende. Irgendein vorher Andersgläubiger, nachdem er vom Unterweiser in Bezug auf eine Regel angesprochen, wider­spro­chen hatte, ging zu seiner (früheren) Glaubensgemeinschaft zurück. (6)

 

 Jene Mönche, die mäßig waren, wurden verärgert unruhig, er­regt: Wie können die Mönche sagen: "Wir haben zehn Jahre (die Vollordination), wir haben zehn Jahre (die Vollordination), so vollordinierten Ungebildete und Unwissende. Es gab unwissende Unterweiser, wissende Auszubilden­de, es gab ungebildete Unter­weiser, gebildete Auszubildende, es gab unerfahrene Unterwei­ser, erfahrene Auszubildende, es gab unweise Unterweiser, wei­se Auszubildende." Dem Erhabenen erzählten die Mönche diesen Sachverhalt. "Ist es wahr, ihr Mönche, spricht (man so): 'Wir haben zehn Jahre, wir haben zehn Jahre', so voll­ordinierten Ungebildete und Un­wissende. Es gab unwissende Unterweiser, wissende Auszubilden­de, es gab ungebildete Unter­weiser, gebildete Auszubildende, es gab unerfahrene Unterwei­ser, erfahrene Auszubildende, es gab unweise Unter­weiser, wei­se Auszubildende?" - "Das ist wahr, Erhabener." (7)

 

 Da tadelte der Erwachte, Erhabene: "Wie können jene Mönche, jene törichten Menschen (sagen): 'Wir haben zehn Jahre, wir haben zehn Jahre'. So vollordinierten Ungebilde­te und Un­wissende. Es gab unwis­sende Unterweiser, wissende Auszubilden­de, es gab ungebildete Unter­weiser, gebildete Auszubildende, es gab unerfahrene Un­terwei­ser, erfahrene Auszubildende, es gab unweise Unterwei­ser, wei­se Auszubildende? Das ist nicht, um die Unzufriedenen zufrie­den zu stellen oder die Zufrieden­heit der Zufriedenen zu meh­ren." Nachdem er getadelt hatte, eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er die Mönche an: "Nicht, Mönche, soll ein Un­wissender, Ungebilde­ter die Voll­ordination geben. Wer (so) vollordiniert begeht ein dukkata Vergehen. Ich erlau­be, ihr Mönche, das Ge­bildete und Fähige nach zehn Jahren oder mehr als zehn Jahren die Vollordination geben." (8) //31//

 

 Zu jener Zeit gingen die Unterweiser von den Mönchen fort, verließen sie (den Orden), starben oder gingen zu anderen Gruppen. (Die Mönche,) ohne Lehrer, nicht belehrt, nicht un­terwiesen, gingen schlecht angezogen, schlecht bekleidet, schlecht angekleidet auf Almosengang. Jene (Mönche) halten die Almosenschale, während die Leute essen, für den Rest der wei­chen Speisen hin, halten die Almosenschale für den Rest der harten Speisen hin, halten die Almosen­schale für den Rest der schmackhaften Speisen hin, für den Rest der Getränke hin, selber gekochten Reis und Beilagen bestellt habend, aßen sie. Am Ende des Essens verweilten sie mit großer und lauter Unterhaltung. Die Leute (sagten) verärgert, unruhig, erregt: Wie können die Asketen, die Söhne aus dem Sakyageschlecht falsch angezogen, falsch gekleidet, ohne richtig bekleidet zu sein auf den Almo­sengang gehen. Jene (Mönche) halten die Almosenschale, während die Leute essen, für den Rest der weichen Speisen hin, halten die Almosen­schale für den Rest der harten Speisen hin, halten die Almosenschale für den Rest der schmackhaf­ten Spei­sen hin, für den Rest der Getränke hin, selber gekochten Reis und Bei­lagen bestellt habend, aßen sie. Am Ende des Essens verweilen sie mit großer und lauter Unterhaltung. Die Mönche hörten, daß die Leute verärgert, unruhig, erregt waren. Die Mönche, die mäßig, zufrieden, gewissenhaft, getreu, lernwillig waren, jene waren verärgert, unruhig erregt: Wie können die Mönche falsch angezogen, falsch geklei­det, ohne richtig bekleidet zu sein auf den Almosengang gehen. Jene (Mönche) halten die Almosenschale, während die Leute essen, für den Rest der weichen Speisen hin ... Am Ende des Essens verweilen sie mit großer und lauter Unter­hal­tung. Jene Mönche erzählten dem Erhabenen jenen Sach­verhalt. Der Erha­bene veranlaßte die Mönche sich zu sammeln und be­fragte sie in diesem Zusammen­hang und aus diesem Anlaß: "Ist es wahr, oh Mönche, daß die Mönche falsch angezo­gen, falsch geklei­det, ohne richtig bekleidet zu sein auf den Almosengang gehen. Jene (Mönche) halten die Almosen­schale, während die Leute essen, für den Rest der weichen Speisen hin ... Am Ende des Essens verweilen sie mit großer und lauter Unterhal­tung?" - "Das ist wahr, Erha­be­ner." Nac­hdem (er) getadelt hatte, eine Lehrrede gehalten hatte, sprach der Erhabene die Mön­che an: "Ich erlaube euch, ihr Mön­che, einen Lehrer. Der Leh­rer, ihr Mönche bringt für seinen Schüler die Gemütsver­fassung (wie für) einen Sohn auf. Der Schü­ler bringt für den Leh­rer die Gemüts­verfassung (wie für) einen Vater auf. So leben jene gegen­seitig mit Ver­ehrung, mit Ach­tung, in gegen­seitigem Re­spekt, und sie er­langen in der Lehre und Zucht Wachstum, Ent­wicklung und Größe. Ich erlaube, ihr Mönche, zehn Jahre mit Lehreran­leitung zu leben, nach zehn Jahren mag er selber An­leitung geben. (1)

 

 In dieser Weise ist der Lehrer zu nehmen: Nachdem das Oberge­wand auf eine Schulter gelegt wurde, sich zu seinen Füßen ver­beugt wurde, sich in die Hocke niedergesetzt wurde, die Hände zusammengelegt wurden, soll man in dieser Weise zu ihm spre­chen: Möge der Verehrungswürdige mein Lehrer werden, ich lebe unter der An­leitung des Ehr­würdigen. Möge der Verehrungswürdige mein Lehrer werden, ich lebe unter der An­leitung des Ehrwürdigen. Möge der Verehrungswürdige mein Lehrer werden, ich lebe unter der An­leitung des Ehrwürdigen. Dieser zeigt durch den Körper ... [= MV I 25/7 - 25/24 jeweils "Lehrer" statt "Un­terweiser", jeweils "Schüler" statt "Auszubilden­der"]

 

Was der Lehrer tun soll, ist beendet. //32//

 

[Wiederholung von MV I 26/1 - 26/11 und MV I 27/1 - 27/8 jeweils mit "Lehrer" statt "Unter­weiser" und "Schüler" statt "Auszubildender" //33//

 

Ende des 6. Kapitels. //34//


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