Samyutta Nikaya

Das 35., das Salāyatana-Samyutta (151-200)

S.35.151 Zu welchem Zweck?
S.35.152 Gibt es eine Art und Weise?
S.35.153 Sinnesfähigkeiten
S.35.154 Ein Sprecher
S.35.155-156 Genügens-Versiegung I-II
S.35.157-158 Genügens-Versiegung III-IV
S.35.159-160 Im Mangohaine Jīvakos I-II
S.35.161-163 Kotthito I-III
S.35.164-166 Falsche Ansicht, Persönlichkeit, ichhafte Ansicht
S.35.167-172 Wille I-XVIII
S.35.173- 186 Diverses
S.35.187 Der Ozean I
S.35.188 Der Ozean II
S.35.189 Der Angelfischer
S.35.190 Der Saftbaum
S.35.191 Kotthito IV
S.35.192 Kāmabhū I
S.35.193 Udāyi
S.35.194 Durch Ausbrennen
S.35.195-196 Hand und Fuß I-II
S.35.197 Schlange
S.35.198 Erfreut
S.35.199 Die Schildkröte
S.35.200 Das Holstück I

S.35.151 Zu welchem Zweck?

 

"Wenn euch, ihr Mönche, die andersfährtigen Pilger so fragen würden: 'Zu welchem Zwecke, Bruder, wird beim Asketen Gotamo der Brahma-Wandel geführt?', dann hättet ihr, ihr Mönche, so gefragt, den andersfährtigen Pilgern also zu antworten: 'Zur Durchschauung des Leidens, Bruder, wird beim Erhabenen der Brahma-Wandel geführt'. Wenn euch aber, ihr Mönche, die andersfährtigen Pilger weiter fragen würden: 'Was ist nun, Bruder, das Leiden, zu dessen Durchschauung beim Asketen Gotamo der Brahma-Wandel geführt wird?', dann hättet Ihr, Ihr Mönche, so gefragt, den andersfährtigen Pilgern also zu antworten: 'Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle sind das Leiden, zu dessen Durchschauung beim Erhabenen der Brahma-Wandel geführt wird. Das nun, Bruder, ist das Leiden, zu dessen Durchschauung beim Erhabenen der Brahma-Wandel geführt wird'. So gefragt, hättet ihr den andersfährtigen Pilgern, ihr Mönche, also zu antworten."

 


S.35.152 Gibt es eine Art und Weise?

 

"Gibt es wohl eine Art und Weise, ihr Mönche, bei welcher der Mönch auch ohne Vertrauen, ohne Billigung, ohne Hörensagen, ohne Erwägung der Umstände, ohne geduldig in die Sätze Einsicht zu nehmen die Gewißheit bekunden kann: "Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk' und er 'Nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht?"

 

"Vom Erhabenen stammt unser Wissen, o Herr, vom Erhabenen geht es aus, auf den Erhabenen geht es zurück. Gut wär' es, o Herr, wenn doch der Erhabene den Sinn solcher Rede erklären würde! Das Wort des Erhabenen werden die Mönche bewahren".

 

"Es gibt, ihr Mönche, eine Art und Weise, bei welcher der Mönch auch ohne Vertrauen, ohne Billigung, ohne Hörensagen, ohne Erwägung der Umstände, ohne geduldig in die Sätze Einsicht zu nehmen die Gewißheit bekunden kann: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk' und er 'Nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht. Was ist das aber, ihr Mönche, für eine Art und Weise? Hat da, ihr Mönche, ein Mönch mit dem Auge eine Form gesehen, mit dem Ohr einen Ton gehört, mit der Nase einen Duft gerochen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Körper einen Gegenstand getastet, mit dem Geist ein Ding erkannt, und er empfindet noch Reiz, Abwehr und Verblendung, so weiß er 'Ich empfinde noch Reiz, Abwehr und Verblendung'; empfindet er nicht mehr Reiz, Abwehr und Verblendung, so weiß er ich empfinde nicht mehr Reiz, Abwehr und Verblendung'. Wenn nun, ihr Mönche, ein Mönch also weiß, sind dann wohl etwa, ihr Mönche, diese Dinge durch Vertrauen zu erklären oder durch Billigung, oder durch Hörensagen, oder durch Erwägung der Umstände, oder durch geduldiges Einsichtnehmen in die Sätze?"

"Gewiß nicht, o Herr".

"Sind sie da nicht, ihr Mönche, als durch Weisheit erkannt zu erklären?"

"So ist es, o Herr".

 

"Das aber ist, ihr Mönche, eine Art und Weise, bei welcher der Mönch auch ohne Vertrauen, ohne Billigung, ohne Hörensagen, ohne Erwägung der Umstände, ohne geduldig in die Sätze Einsicht zu nehmen, die Gewißheit zu bekunden vermag: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk', und er 'Nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht.

 


S.35.153 Sinnesfähigkeiten

 

Ein gewisser Mönch begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun dieser Mönch also zum Erhabenen:

Bei den Sinnen bewährt, bei den Sinnen bewährt', sagt man. Wie aber, o Herr, ist man bei den Sinnen bewährt?"

 

Wenn man, o Mönch, beim Seh-Sinn, beim Hör-Sinn, beim Riech-Sinn, beim Schmeck-Sinn, beim Tast-Sinn, beim Denk-Sinn, Aufgang und Untergang betrachtend, verweilt, dann findet man bei den Sinnen nichts daran. Nichts daran findend, wird man entreizt, entreizt wird man erlöst. 'Im Erlösten ist die Erlösung' erkennt man: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk', 'Nichts Höheres gibt es über dieses hier' versteht man do. So, o Mönch, ist man bei den Sinnen bewährt".

 


S.35.154 Ein Sprecher

 

Ein gewisser Mönch begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun dieser Mönch also zum Erhabenen:

 

"'Ein Sprecher der Lehre, ein Sprecher der Lehre', sagt man, o Herr. Wie aber, o Herr, ist man ein Sprecher der Lehre?"

 

"Legt ein Mönch, o Mönch, die Lehre dar, um am Auge, am Ohr, an der Nase, an der Zunge, am Körper, am Geist nichts zu finden, um sie zu entreizen und aufzulösen, dann geziemt es sich, ihn einen Sprecher der Lehre zu nennen.

 

Ist ein Mönch, o Mönch, fortgeschritten darin, am Auge, am Ohr, an der Nase, an der Zunge, am Körper, am Geist nichts zu finden, sie zu entreizen und aufzulösen, dann geziemt es sich, ihn einen Mönch zu nennen, der der Lehre lehrgemäß vorgegangen ist.

 

Ist ein Mönch, o Mönch, der am Auge, am Ohr, an der Nase, an der Zunge, am Körper, am Geist nichts findet, dabei entreizt ist, sie aufgelöst hat, ohne Ergreifen erlöst, dann geziemt es sich, ihn einen Mönch zu nennen, der schon bei Lebzeiten das Nirvāna erreicht hat".

 


S.35.155-156 Genügens-Versiegung I-II

 

(Entspricht S 22, 51-52 für die Daseinsfaktoren, hier für die 6 Innen- und Außengebiete).

 

S.35.157-158 Genügens-Versiegung III-IV

 

(Wie oben, nur mit dem Zusatz, "mit gründlicher Aufmerksamkeit wirklichkeitsgemäß zu betrachten".)

 


S.35.159-160 Im Mangohaine Jīvakos I-II

 

Zu einer Zeit weilte der Erhabene in Rājagaha im Mangohaine Jīvakos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche". "Erlauchter", antworteten da die Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach: "Entfaltet Einigung. ihr Mönche. Der einige Mönch sieht wirklichkeitsgemäß. Wie aber sieht er wirklichkeit gemäß?

 

Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle sieht er wirklichkeitsgemäß als unbeständig an.

Entfaltet Einigung, ihr Mönche. Der einige Mönch sieht wirklichkeitsgemäß".

 

(160: statt Einigung/einig steht Zurückgezogenheit/Zurückgezogen.)

 


S.35.161-163 Kotthito I-III

 

(Mahā-kotthito bittet um Meditationsanweisung wie S 35, 64s35_64: Er soll bei den 6 Innengebieten den Willen verleugnen, weil sie unbeständig, leidig, Nicht-Ich sind.)

 


S.35.164-166 Falsche Ansicht, Persönlichkeit, ichhafte Ansicht

 

Da begab sich ein gewisser Mönch zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich dieser Mönch also an den Erhabenen:

 

"Wie muß wohl, o Herr, die Kenntnis, wie das Sehen sein, damit man falsche Ansicht, Persönlichkeitsansicht, ichhafte Ansicht überwinden kann?"

 

"Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle muß man als unbeständig erkennen und sehen, damit man falsche Ansicht überwinden kann. Man muß sie als leidig erkennen und sehen, damit man die Persönlichkeitsansicht überwinden kann. Man muß sie als Nicht-Ich verstehen, damit man die ichhafte Ansicht erkennen und sehen kann".

 


S.35.167-172 Wille I-XVIII

 

(Bei den 6 Innen- und Außengebieten sind Wille, Reiz und Willensreiz zu verleugnen, weil sie unbeständig, leidig, Nicht-Ich sind.)

 


S.35.173- 186 Diverses

 

(Die 6 Innen- und Außengebiete sind in den 3 Zeiten als unbeständig, leidig, Nicht-Ich zu sehen. Dann findet man nichts daran: Formel wie in Nr. 1.)

 


S.35.187 Der Ozean I

 

"'Der Ozean, der Ozean', ihr Mönche, sagt der unbelehrte, gewöhnliche Mensch. Doch das gilt nicht in der Ordnung des Edlen als Ozean: eine gewaltige Wassermenge ist das, ihr Mönche, eine gewaltige Fülle von Wasser.

 

Das Auge, ihr Mönche, ist der Ozean des Menschen, und aus Formen besteht seine Bewegtheit. Wer diese Bewegtheit von Formen überkommen kann, von dem heißt es, ihr Mönche, daß er den Ozean des Auges gekreuzt hat mit den Wellen und Wirbeln, mit Raubtieren und Dämonen, daß er entronnen, hinübergelangt ist, als Brahmane auf festem Grund steht.

 

Das Ohr, die Nase, die Zunge, der Körper, der Geist sind der Ozean des Menschen, und aus Objekten besteht seine Bewegtheit. Wer diese Bewegtheit überkommen kann, von dem heißt es, ihr Mönche, daß er den Ozean der Sinne gekreuzt hat mit den Wellen und Wirbeln, mit Raubtieren und Dämonen, daß er entronnen, hinübergelangt ist, als Brahmane auf festem Grund steht:

 

Wer diesen Ozean, mit Raubgetier und mit Dämonen,
die Wellen furchtbar, schwer zu kreuzen, überkommen kann,
der weiß das Letzte, angelangt am Brahma-Ziel:
weltendend ist er hingelangt, so wie man sagt".

 


S.35.188 Der Ozean II

 

"'Der Ozean, der Ozean', ihr Mönche, sagt der unbelehrte, gewöhnliche Mensch. Doch das gilt nicht in der Ordnung des Edlen als Ozean: eine gewaltige Wassermenge ist das, ihr Mönche, eine gewaltige Fülle von Wasser.

 

Es gibt, ihr Mönche, durch das Auge ins Bewußtsein tretende Formen, durch das Ohr ins Bewußtsein tretende Töne, durch die Nase ins Bewußtsein tretende Düfte, durch die Zunge ins Bewußtsein tretende Säfte, durch den Körper ins Bewußtsein tretende Gegenstände, durch den Geist ins Bewußtsein tretende Dinge, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das, ihr Mönche, wird in der Ordnung des Edlen 'Der Ozean' genannt. Darin versunken ist zumeist diese Welt mit ihren Göttern, mit ihren Māros und Brahmas, mit ihrer Schar von Asketen und Brahmanen, mit ihren Göttern und Menschen. Als Garn verflochten, als Knäuel vernestelt, Bast und Bindfaden geworden, können sie dem Abweg, der üblen Fährte, dem Verderben, der Wandelwelt nicht entkommen".

 


S.35.189 Der Angelfischer

 

"Wer Gier entgangen, haßgeheilt,
Unwissen gänzlich hat entreizt
hat diesen ganzen Ozean,
von Ungetier, Dämonen voll,
mit seinen Wellen fürchterlich,
den schwer zu kreuzenden, gekreuzt.

 

Wer Fesseln löst, den Tod besiegt, frei von Bezug,
der überwindet Leid und Wiedersein.
Wer heimgegangen, der ist unvergleichlich worden,
geblendet hat den Todesfürsten er, so sage ich.

 

Gleichwie, ihr Mönche, ein Angelfischer einen Angelhaken mit Köder in einen tiefen See würfe und ein nach dem Fleisch lugender Fisch würde ihn verschlucken, so daß der Fisch, der den Köder des Angelfischers verschluckt hat, dadurch ins Unglück geraten, in Verderben geraten, dem Gefallen des Angelfischers ausgeliefert wäre, ganz ebenso nun auch, ihr Mönche, sind diese 6 Köder zum Unglück der Wesen, zum Schaden der Lebendigen. Welche sechs? Es sind die durch das Auge ins Bewußtsein tretenden Formen, die durch das Ohr ins Bewußtsein tretenden Töne, die durch die Nase ins Bewußtsein tretenden Düfte, die durch die Zunge ins Bewußtsein tretenden Säfte, die durch den Körper ins Bewußtsein tretenden Gegenstände, die durch den Geist ins Bewußtsein tretenden Dinge, die ersehnten, geliebten entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Wenn der Mönch sich darüber freut, sie begrüßt, sich darauf stützt, so wird er, ihr Mönche, ein Mönch genannt, der den Köder Māros verschluckt hat, ins Unglück geraten, ins Verderben geraten, dem Gefallen des Bösen ausgeliefert.

 

Es gibt, ihr Mönche, durch das Auge ins Bewußtsein tretende Formen, durch das Ohr ins Bewußtsein tretende Töne, durch die Nase ins Bewußtsein tretende Düfte, durch die Zunge ins Bewußtsein tretende Säfte, durch den Körper ins Bewußtsein tretende Gegenstände, durch den Geist ins Bewußtsein tretende Dinge, die ersehnten, geliebten, entzückenden, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Wenn der Mönch sich n i c h t darüber freut, sie nicht begrüßt, sich nicht darauf stützt, so wird er, ihr Mönche, ein Mönch genannt, der nicht den Köder Māros verschluckt hat. Zerstört hat er den Köder, völlig zerstört hat er den Köder. Er gerät nicht ins Unglück, nicht ins Verderben, ist nicht dem Gefallen des Bösen ausgeliefert".

 


S.35.190 Der Saftbaum

 

Gibt es, ihr Mönche, für irgendeinen Mönch oder eine Nonne bei den durch die Sinne ins Bewußtsein tretenden Dingen Reiz, gibt es Abwehr, gibt es Verblendung und sind Reiz, Abwehr und Verblendung nicht überwunden, dann überwältigen schon geringe, durch die Sinne ins Bewußtsein tretende Dinge, die Zugang erlangen, das Herz - was sollte man erst von mächtigen sagen? Und warum? Weil, ihr Mönche, es Reiz gibt, weil es Abwehr gibt, weil es Verblendung gibt und weil Reiz, Abwehr und Verblendung nicht überwunden sind.

 

Gleichwie, wenn da, ihr Mönche, ein Saftbaum wäre, ein Bo-Baum, eine Luftwurzelfeige, eine Parasitenfeige, eine Udumbara-Feige, oder ein kleiner, zarter, junger Baum, und ein Mann würde ihn mit scharfer Axt spalten, würde da Saft herauskommen?"

"Gewiß, o Herr".

"Und warum?"

"Weil, o Herr, Saft darin ist".

 

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist es bei irgendeinem Mönch oder einer Nonne: Gibt es da bei den durch die Sinne ins Bewußtsein tretenden Dingen Reiz gibt es Abwehr, gibt es Verblendung und sind diese nicht überwunden, dann überwältigen schon geringe durch die Sinne ins Bewußtsein tretende Dinge, die Zugang haben, das Herz - was sollte man da erst von mächtigen sagen? Und warum? Weil es Reiz gibt, weil es Abwehr gibt, weil es Verblendung gibt und weil diese nicht überwunden sind.

 

Gibt es aber bei irgendeinem Mönch oder einer Nonne bei den durch die Sinne ins Bewußtsein tretenden Dingen keinen Reiz, keine Abwehr und keine Verblendung, sind diese überwunden, dann überwältigen selbst mächtige, durch die Sinne ins Bewußtsein tretende Dinge, die Zugang haben, n i c h t das Herz - was sollte man da erst von geringen sagen? Und warum? Weil es, ihr Mönche, keinen Reiz gibt, keine Abwehr, keine Verblendung, weil diese überwunden sind.

 

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Saftbaum wäre, ein Bo-Baum, eine Luftwurzelfeige, eine Parasitenfeige, eine Udumbara-Feige, trocken, saftlos, alt geworden, und ein Mann würde ihn mit einer scharfen Axt spalten. Würde da Saft herauskommen?"

"Gewiß nicht, o Herr".

"Und warum?"

"Weil kein Saft darin ist".

 

"Ebenso nun auch ist es bei irgendeinem Mönch oder einer Nonne: Gibt es da bei den durch die Sinne ins Bewußtsein tretenden Dingen keinen Reiz, keine Abwehr, keine Verblendung, sind diese überwunden, dann überwältigen selbst mächtige, durch die Sinne ins Bewußtsein tretende Dinge, die Zugang haben, nicht das Herz - was sollte man da erst von geringen sagen? Und warum? Weil, ihr Mönche, Reiz, Abwehr und Verblendung überwunden sind".

 


S.35.191 Kotthito IV

 

Zu einer Zeit weilten der Ehrwürdige Sāriputto und der Ehrwürdige Mahā-Kotthito zu Benares am Sehersteine im Wildparke. Da nun begab sich der Ehrwürdige Mahā-Kotthito am Abend nach Aufhebung der Gedenkensruhe zum Ehrwürdigen Sāriputto, wechselte höflichen Gruß und freundliche denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun der Ehrwürdige Mahā-Kotthito zum Ehrwürdigen Sāriputto also:

 

"Wie ist es wohl, Bruder Sāriputto, ist das Auge die Fessel der Formen oder sind die Formen die Fessel des Auges? Ist die Zunge die Fessel der Säfte oder sind die Säfte die Fessel der Zunge? Ist der Geist die Fessel der Dinge oder sind die Dinge die Fessel des Geistes?"

 

Nicht ist, Bruder Sāriputto, das Auge die Fessel der Formen und nicht sind die Formen die Fessel des Auges, sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel. Nicht ist die Zunge die Fessel der Säfte und nicht sind die Säfte die Fessel der Zunge, sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel. Nicht ist der Geist die Fessel der Dinge und nicht sind die Dinge die Fessel des Geistes, sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel.

 

Gleichwie, wenn da, Bruder, ein schwarzer Ochse und ein weißer Ochse mit einer Leine oder einem Joch verbunden wären. Wer da nun sagen würde: Der schwarze Ochse ist die Fessel des weißen Ochsen oder der weiße Ochse ist die Fessel des schwarzen, würde ein solcher wohl recht reden?"

"Gewiß nicht, Bruder".

 

"Nicht ist also, Bruder, der schwarze Ochse die Fessel für den weißen oder der weiße die Fessel für den schwarzen, sondern durch eine Leine oder ein Joch sind sie verbunden: das ist dabei die Fessel. Ebenso nun auch, Bruder, ist nicht das Auge die Fessel der Formen, sind nicht die Formen die Fessel des Auges. Nicht ist die Zunge die Fessel der Säfte und nicht sind die Säfte die Fessel der Zunge. Nicht ist der Geist die Fessel der Dinge und nicht sind die Dinge die Fessel des Geistes, sondern was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist dabei die Fessel. Wenn, Bruder, das Auge die Fessel der Formen wäre und die Formen die Fessel des Auges, wenn die Zunge die Fessel der Säfte wäre und die Säfte die Fessel der Zunge, wenn der Geist die Fessel der Dinge wäre und die Dinge die Fessel des Geistes, dann gäbe es hier keinen Brahma-Wandel zur vollkommenen Leidensversiegung. Da nun aber, Bruder, nicht das Auge die Fessel der Formen und nicht die Formen die Fessel des Auges, nicht die Zunge die Fessel der Säfte und nicht die Säfte die Fessel der Zunge, nicht der Geist die Fessel der Dinge und nicht die Dinge die Fessel des Geistes sind, sondern es der Willensreiz ist, der, durch beide bedingt, aufsteigt, darum gibt es hier einen Brahma-Wandel zur völligen Leidensversiegung

 

Durch diese Darlegung, Bruder, ist zu verstehen, daß das Auge nicht die Fessel der Formen ist und die Formen nicht die Fessel des Auges sind, daß die Zunge nicht die Fessel der Säfte ist und die Säfte nicht die Fessel der Zunge sind, daß der Geist nicht die Fessel der Dinge und die Dinge nicht die Fessel des Geistes sind, sondern daß, was da, durch beide bedingt, an Willensreiz aufsteigt, dabei die Fessel ist.

 

Es findet sich beim Erhabenen ein Auge, eine Zunge, ein Geist. Und der Erhabene sieht mit dem Auge eine Form, schmeckt mit der Zunge einen Saft, denkt mit dem Geiste ein Ding, aber beim Erhabenen gibt es keinen Willensreiz. Wohl erlöst ist das Herz des Erhabenen".

 


S.35.192 Kāmabhū I

 

(Identisch mit 191, nur daß der Mönch Kāmabhū hier Anando fragt und daß es in Kosambi in der Gartenstiftung vor sich geht.)

 


S.35.193 Udāyi

 

Zu einer Zeit weilten der Ehrwürdige Anando und der ehrwürdige Udāyi zu Kosambi in der Gartenstiftung. Da begab sich der ehrwürdige Udāyi am Abend nach Aufhebung der Gedenkensruhe zum Ehrwürdigen Anando, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte sich der Ehrwürdige Udāyi also an den Ehrwürdigen Anando:

 

"Wie da, Bruder Anando, dieser Körper vom Erhabenen in mancherlei Weise gezeigt, enthüllt, erklärt ist: 'So ist dieser Körper nicht das Ich', ist es da möglich, vom Bewußtsein ebenso zu zeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen: 'So ist dieses Bewußtsein nicht das Ich'?"

 

"Wie da, Bruder Anando, dieser Körper vom Erhabenen in mancherlei Weise gezeigt, enthüllt, erklärt ist: 'So ist dieser Körper nicht das Ich', ist es auch möglich, vom Bewußtsein ebenso zu zeigen, aufzuweisen, darzulegen, darzustellen, zu enthüllen, zu entwickeln, offenbar zu machen: 'So ist dieses Bewußtsein nicht das Ich'?"

"Steigt da nicht, Bruder, durch das Auge und die Formen bedingt, Sehbewußtsein auf, durch die Zunge und die Säfte bedingt Schmeckbewußtsein, durch den Geist und die Dinge bedingt Denkbewußtsein?"

"Gewiß, Bruder".

 

"Was da nun, Bruder, der Grund und die Bedingung für das Aufsteigen des Sehbewußtseins, des Schmeckbewußtseins, des Denkbewußtseins ist - wenn dieser Grund und diese Bedingung vollkommen, ganz und gar völlig ohne Überrest aufgelöst würden, könnte dann noch Sehbewußtsein, Schmeckbewußtsein, Denkbewußtsein zum Vorschein kommen?"

"Gewiß nicht, Bruder".

 

"So ist also durch solche Darlegung des Erhabenen gezeigt, enthüllt, erklärt, wie dieses Bewußtsein nicht das Ich ist.

 

Gleichwie etwa, Bruder, wenn ein Mann, der Kernholz begehrt, Kernholz sucht, auf Kernholz ausgeht, mit scharfer Axt in den Wald geht. Dort sähe er nun einen großen, geraden, jungen Stamm einer Bananenstaude von gewaltiger Höhe, schnitte ihn an der Wurzel ab, schnitte dann die Spitze ab und würde dann die Blattscheiden entfernen. Da würde er nicht einmal Grünholz finden, geschweige denn Kernholz.

 

Ebenso nun, Bruder, betrachtet der Mönch die 6 Berührungsgebiete weder als Ich noch als Mein. Indem er sie so betrachtet, hängt er an nichts in der Welt. Unangehangen wird er nicht erschüttert. Unerschütterlich gelangt er eben bei sich zur Wahnerlöschung: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nicht Höheres gibt es über dieses hier' erkennt er da".


S.35.194 Durch Ausbrennen

 

Eine Darlegung des Ausbrennens, ihr Mönche, eine Lehrdarlegung will Ich euch zeigen. Das höret. Und was ist, ihr Mönche, diese Darlegung des Ausbrennens, die Lehrdarlegung?

 

Ein Gutes, ihr Mönche, hätte es, wenn mit einem glühenden Eisenpflock, einem brennenden, lodernden, flammenden der Sehsinn zerstört wäre. Dann könnte man jedenfalls nicht bei den durch das Auge ins Bewußtsein tretenden Formen bis in die Assoziationen hinein nach den Vorstellungen greifen. An die Labsal der Vorstellungen gebunden, ihr Mönche, kann das bestehende Bewußtsein weiterbestehen, oder an die Labsal der Assaziationen gebunden. Sollte jemand zu einer solchen Zeit das Zeitliche segnen, so könnte es der Fall sein, daß er eine von zwei Fährten einschlägt; zur Hölle oder in tierischen Schoß. Weil ich dieses Elend gesehen habe, ihr Mönche, deshalb sage ich das.

 

Ein Gutes, ihr Mönche, hätte es, wenn mit einem glühenden Eisenstift, einem brennenden, lodernden, flammenden der Hörsinn zerstört würde; wenn mit einer scharfen Nagelschere, einer brennenden, lodernden, flammenden der Riechsinn zerstört würde; wenn mit einem scharfen Rasiermesser, einem brennenden, lodernden, flammenden der Schmecksinn zerstört würde; wenn mit einem scharfen Schwert, einem brennenden, lodernden, flammenden der Tastsinn zerstört würde. Dann könnte man jedenfalls nicht bei den durch das Ohr ins Bewußtsein tretenden Tönen, bei den durch die Nase ins Bewußtsein tretenden Düften, bei den durch die Zunge ins Bewußtsein tretenden Säften, bei den durch den Körper ins Bewußtsein tretenden Tastungen bis in die Assoziationen hinein noch den Vorstellungen greifen. An die Labsal der Vorstellungen gebunden, ihr Mönche, kann das bestehende Bewußtsein weiterbestehen oder an die Labsal der Assoziationen gebunden. Sollte jemand zu einer solchen Zeit das Zeitliche segnen, so könnte es der Fall sein, daß er eine von zwei Fährten einschlägt: zur Hölle oder in tierischen Schoß. Weil ich dieses Elend gesehen habe, ihr Mönche, deshalb sage ich das.

 

Ein Gutes, ihr Mönche, hätte der Schlaf. Den Schlaf nenne ich allerdings, ihr Mönche, die unergiebige Lebenszeit, die fruchtlose Lebenszeit, die blinde Lebenszeit. Immerhin aber kann man dabei gewiß nicht solche Gedanken denken, unter deren Einfluß man den Orden spalten könnte. Diese unergiebige Lebenszeit, ihr Mönche, habe ich als Elend gesehen, deshalb sage ich das.

Der erfahrene edle Jünger aber, ihr Mönche, führt sich vor Augen: Sei es um den glühenden Eisenpflock, den glühenden Eisenstift, die scharfe Nagelschere, das scharfe Rasiermesser, das scharfe Schwert, die brennenden, lodernden, flammenden, um damit den Sehsinn, den Hörsinn, den Riechsinn, den Schmecksinn, den Tastsinn zu zerstören. Wohlan denn, ich will die Aufmerksamkeit auf folgendes richten: Die 5 Innen- und Außengebiete, die 5 Arten des Bewußtseins, die 5 Berührungen, die 15 Gefühle - sie alle sind unbeständig.

 

Sei es um den Schlaf. Wohlan denn, ich will die Aufmerksamkeit auf folgendes richten: Der Geist ist unbeständig, die Dinge sind unbeständig, das Denkbewußtsein ist unbeständig, die Geistberührung ist unbeständig und was da durch Geistberührung bedingt an Fühlbarem aufsteigt, sei es wohl oder oder weder wehe noch wohl, alles das ist unbeständig.

 

Also sehend, ihr Mönche, findet der erfahrene edle Jünger nichts bei alledem. Nichts dabei findend, wird er reizlos. Durch Reizlosigkeit wird er erlöst. 'Im Erlösten ist die Erlösung' erkennt er: 'Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier', versteht er da.

Das ist, ihr Mönche, die Darlegung des Ausbrennens, eine Lehrdarlegung".

 


S.35.195-196 Hand und Fuß I-II

 

Wenn, ihr Mönche, Hände da sind, gibt es Fassen und Lassen; wenn Füße da sind, gibt es Kommen und Gehen; wenn Glieder da sind, gibt es Einziehen und Ausstrecken; wenn ein Bauch da ist, gibt es Hunger und Dürsten: Ganz ebenso, ihr Mönche, steigt, wenn ein Auge da ist, durch Augberührung bedingt, innen Wohl und Wehe auf, steigt, wenn eine Zunge da ist, durch Zungenberührung bedingt, innen Wohl und Wehe auf, steigt, wenn ein Geist da ist, durch Geistberührung bedingt, innen Wohl und Wehe auf.

 

Wenn, ihr Mönche, keine Hände da sind, gibt es kein Fassen und Lassen; wenn keine Füße da sind, gibt es kein Kommen und Gehen; wenn keine Glieder da sind, gibt es kein Einziehen und Ausstrecken, wenn kein Bauch da ist, gibt es kein Hungern und Dürsten. Ganz ebenso, ihr Mönche, steigt, wenn kein Auge, keine Zunge, kein Geist da ist, kein durch Augberührung, Zungenberührung, Geistberührung bedingtes inneres Wohl und Wehe auf".

 


S.35.197 Schlange

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene in Sāvatthi. Da wandte sich der Erhabene an die Mönche:

"Gleichwie, ihr Mönche, wenn da vier Schlangen wären, von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift. Und es käme ein Mann daher, der zu leben und nicht zu sterben wünscht, der Wohl wünscht und Wehe verabscheut. Da würde man zu ihm sagen: 'Diese vier Schlangen, lieber Mann, von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift, müssen von Zeit zu Zeit aufgehoben werden, müssen von Zeit zu Zeit gebadet werden, müssen von Zeit zu Zeit gefüttert werden, müssen von Zeit zu Zeit gebettet werden. Wenn aber, lieber Mann, die eine oder andere dieser vier Schlangen von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift zornig wird, dann wirst du, lieber Mann, den Tod erleiden oder tödlichen Schmerz. Was du, lieber Mann tun willst, das tue'.

 

Da nun, ihr Mönche, würde der Mann, erschrocken über die vier Schlangen von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift hierhin und dorthin laufen. Da würde man also zu ihm sagen: 'Lieber Mann, da sind 5 mörderische Feinde, die dir Schritt für Schritt nachfolgen im Gedanken: Wo immer wir dich sehen, werden wir dir das Leben rauben. Was du, lieber Mann, tun willst, das tue'.

 

Da nun, ihr Mönche, würde der Mann, erschrocken über die vier Schlangen von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift, erschrocken über die fünf mörderischen Feinde hierhin und dorthin laufen. Da würde man also zu ihm sagen: 'Lieber Mann, dieser sechste Raubmörder folgt dir mit gezücktem Schwert Schritt für Schritt nach im Gedanken: Wo immer ich dich sehen werde, werde ich dir das Haupt abschlagen. Was du, lieber Mann, tun willst, das tue'.

 

Da nun, ihr Mönche, würde der Mann, erschrocken über die vier Schlangen von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift, erschrocken über die fünf mörderischen Feinde, erschrocken über den sechsten Raubmörder mit gezücktem Schwert hierhin und dorthin laufen, bis er ein leeres Dorf erblicken würde. Welches Haus er aber betreten würde, er würde ein unbewohntes Haus betreten, ein ödes Haus betreten, ein leeres Haus betreten. Welches Gefäß er auch anfassen würde, er wurde ein ödes Gefäß anfassen, würde ein leeres Gefäß anfassen. Da würde man also zu ihm sprechen: 'Lieber Mann, Räuber, die Dörfer plündern, werden dies leere Dorf noch heimsuchen. Was du, lieber Mann, tun willst, das tue'.

 

Da nun, ihr Mönche, würde dieser Mann, erschrocken über die vier Schlangen von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift, erschrocken über die fünf mörderischen Feinde, erschrocken über den sechsten Raubmörder mit gezücktem Schwert, erschrocken über die Räuber, die Dörfer plündern, hierhin und dorthin laufen.

 

Er würde nun ein großes Gewässer sehen: das diesseitige Ufer voller Schrecken und Gefahren, das jenseitige Ufer sicher und gefahrlos. Aber es gäbe kein Boot zum Übersetzen und keine Brücke, um von dieser Seite auf die andere zu gehen. Da nun, ihr Mönche, würde dieser Mann denken: 'Da ist dieses große Gewässer, das diesseitige Ufer voller Schrecken und Gefahren, das jenseitige Ufer sicher und gefahrlos. Aber es gibt kein Boot zum Übersetzen und keine Brücke, um von hier nach dort zu kommen. Wie wäre es, wenn ich Gras und Stöcke, Zweige und Laub sammeln, zu einem Floß zusammenbinden und, mit Händen und Füßen mich mühend, heil an das andere Ufer gelangen würde?' Da nun würde dieser Mann, ihr Mönche, Gras und Stöcke, Zweige und Laub sammeln, ein Floß zusammenbinden und, mit Händen und Füßen sich mühend, heil an das andere Ufer gelangen. Nachdem er das andere Ufer erreicht, steht er als Brahmane auf festem Boden.

 

Ein Gleichnis, ihr Mönche, habe ich euch gegeben, um den Sinn zu verstehen. Dies nun ist der Sinn:

 

Die vier Schlangen von mächtiger Hitze und schrecklichem Gift, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der vier Hauptstoffe: der Erden-art, Wasser-art, Feuer-art, Luft-art.

 

Die fünf mörderischen Feinde, ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung der fünf Faktoren des Ergreifens, nämlich das Ergreifen des Faktors Form, das Ergreifen des Faktors Gefühl, das Ergreifen des Faktors Wahrnehmung, das Ergreifen des Faktors Gestaltungen, das Ergreifen des Faktors Bewußtsein.

 

Der sechste, der Raubmörder mit gezücktem Schwert, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung des Genügensreizes.

 

Das leere Dorf, ihr Mönche ist eine Bezeichnung der 6 inneren Gebiete. Untersucht man, ihr Mönche, weise, erfahren, klug das Auge, das Ohr, die Nase, die Zunge, den Körper, den Geist, dann erscheinen sie verlassen, erscheinen öde, erscheinen leer.

 

Die Räuber, die Dörfer plündern, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung der 6 äußeren Gebiete. Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist werden geschlagen von den angenehmen und unangenehmen Formen, Tönen, Düften, Säften, Gegenständen und Dingen.

 

Das große Gewässer, ihr Mönche, das ist eine Bezeichnung der vier Wogen: die Woge der Sinnlichkeit, die Woge des Daseins, die Woge der Ansichten, die Woge des Unwissens.

 

Das diesseitige Ufer (orimam tīram) voller Schrecken und Gefahren, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für die Persönlichkeit; das jenseitige Ufer, das sichere und gefahrlose, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für das Nirvāna.

 

Das Floß, ihr Mönche, ist eine Bezeichnung für den edlen achtfältigen Pfad, nämlich: rechte Ansicht, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Wandel, rechtes Mühen, rechte Achtsamkeit, rechte Einigung.

 

Das Mühen mit Händen und Füßen, das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für den Einsatz der Tatkraft.

 

Nachdem er hinübergelangt ist, steht der Brahmane auf festem Boden - das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für den Heiligen".

 


S.35.198 Erfreut

 

"Mit drei Dingen ausgestattet, ihr Mönche, verweilt ein Mönch schon zu Lebzeiten in einer Fülle von Wohl und Frohsinn, und er hat den Ausgangspunkt zur Triebversiegung. Welche drei? Er wacht über die Tore der Sinne, weiß Maß zu halten beim Essen, ist der Wachsamkeit angejocht.

 

Und wie, ihr Mönche, wacht ein Mönch über die Tore der Sinne? Hat da, ihr Mönche, ein Mönch mit dem Auge eine Form erblickt, mit dem Ohr einen Ton gehört, mit der Nase einen Duft gerochen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Körper einen Gegenstand getastet, mit dem Geist ein Ding gedacht, dann greift er nicht nach den Vorstellungen, greift nicht noch den Assoziationen. Da Begierde und Mißmut, böse, unheilsame Dinge, gar bald den überwältigen, der die Sinne nicht bewacht, so befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet die Sinne, er wacht eifrig über die Sinne.

 

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da auf gutem Boden, an der Kreuzung vierer Straßen, ein treffliches Wagengespann in Bereitschaft stünde mit dem dazugehörigen Treibstock versehen, und diesen Wagen bestiege ein Meister der Fahrkunst, ein gewandter Rosselenker, nähme die Zügel in die Linke, den Treibstock in die Rechte und führe nach Wunsch und Willen hin und her, ebenso nun auch, ihr Mönche, übt sich ein Mönch in der Bewachung dieser sechs Sinne, übt sich in Zurückhaltung, übt sich in Bezähmung, übt sich in Beruhigung. So nun, ihr Mönche, hat ein Mönch die Sinne gezügelt.

 

Und, wie, ihr Mönche, hält ein Mönch Maß beim Essen? Da nimmt der Mönch gründlich besonnen die Nahrung ein: Nicht zur Letzung, nicht zur Ergetzung; nicht zur Schmuckheit und Zier, sondern eben nur, um diesen Leib zu erhalten, zu fristen, um Schaden zu verhüten, den Brahma-Wandel zu fuhren: 'So werde ich das frühere Gefühl abtöten und ein neues nicht aufkommen lassen, werde ein Auskommen haben, ohne Tadel bestehen, mich wohlbefinden'.

 

Gleichwie, ihr Mönche, ein Mann eine Wunde einsalben würde, damit sie heilen kann, oder gleichwie er die Achse eines Rades schmieren würde, damit Lasten befördert werden können, ebenso nun auch, ihr Mönche, nimmt der Mönch gründlich besonnen die Nahrung ein. So nun, ihr Mönche, hält ein Mönch beim Essen Maß.

 

Und wie nun, ihr Mönche, ist der Mönch an die Wachsamkeit angejocht? Da läutert, ihr Mönche, ein Mönch, bei Tage gehend und sitzend, das Herz von hinderlichen Eigenschaften; läutert in den ersten Stunden der Nacht, gehend und sitzend, das Herz von hinderlichen Eigenschaften; legt sich in den mittleren Stunden der Nacht auf die rechte Seite wie der Löwe hin, einen Fuß über dem anderen, achtsam, klar bewußt, der Zeit des Aufstehens gedenkend; läutert in den letzten Stunden der Nacht, wieder aufgestanden, gehend und sitzend, das Herz von hinderlichen Eigenschaften. So nun, ihr Mönche, ist ein Mönch an die Wachsamkeit angejocht.

 

Ist ein Mönch, ihr Mönche, mit diesen drei Dingen ausgestattet, so verweilt er schon zu Lebzeiten in einer Fülle von Wohl und Frohsinn, und er hat den Ausgangspunkt zur Triebversiegung".

 


S.35.199 Die Schildkröte

 

"Einstmals, ihr Mönche, suchte eine Schildkröte zur Abendzeit am Ufer eines Flusses ihr Futter. Auch ein Schakal, ihr Mönche, suchte zur Abendzeit am Flußufer seine Nahrung. Es sah nun, ihr Mönche, die Schildkröte von ferne den futtersuchenden Schakal. Als sie ihn gesehen hatte, zog sie die Glieder und den Nacken zufünft in ihre Schale zurück, untätig, still und reglos. Auch der Schakal, ihr Mönche, sah die Schildkröte von ferne. Als er sie gesehen hatte, schlich er näher und näher und belauerte sie im Gedanken: 'Sobald nun die Schildkröte den Kopf oder das eine oder andere der Glieder herausstrecken wird, werde ich sie packen, zerknacken und auffressen'. Als nun aber, ihr Mönche, die Schildkröte weder den Kopf noch eines der Glieder herausstreckte, da war der Schakal enttäuscht und trollte sich, weil ihm die Schildkröte keine Chance gegeben hatte.

 

Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist Māro, der Böse, ständig, immer auf der Lauer im Gedanken: 'Möchte ich doch auch nur eine kleine Chance haben, diese beim Auge, beim Ohr, bei der Nase, bei der Zunge, beim Körper, beim Geist zu erwischen'.

 

Darum, ihr Mönche, verweilt mit gezügelten Sinnestoren. Habt ihr mit dem Auge eine Form erblickt, mit dem Ohr einen Ton gehört, mit der Nase einen Duft gerochen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Körper einen Gegenstand getastet, mit dem Geist ein Ding gedacht, dann ergreift nicht die Vorstellungen und ergreift nicht die Assoziationen, da Begierde und Mißmut, böse und unheilsame Gedanken gar bald den überwältigen, der die Sinne nicht bewacht. Darum befleißigt euch dieser Bewachung, hütet die Sinne, wacht eifrig über die Sinne:

 

Gleichwie in ihrem eignen Haus
die Schildkröte die Glieder birgt,
so halte wohl gesammelt fest
der Mönch des Geist's Gedankenflug:
Uneingepflanzt verletzt er niemand,
versiegten Wahns er tadelt keinen".

S.35.200 Das Holzstück I

 

Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Kosambi am Ufer des Gangesstromes. Dort nun sah der Erhabene ein großes Stück Holz stromabwärts treiben. Als der Erhabene dies gesehen hatte, wandte er sich also an die Mönche: "Ihr Mönche, seht ihr dort jenes große Stück Holz stromabwärts treiben?" - "Gewiß, o Herr". - "Wenn dieses Stück Holz, ihr Mönche, weder hüben noch drüben hängenbleibt, wenn es nicht mitten im Strom untersinkt, wenn es nicht auf einer Sandbank strandet, wenn es weder von Menschen noch von Geistern ergriffen wird, wenn es nicht in einen Strudel gerät, wenn es auch nicht innen faul wird - dann, ihr Mönche, wird das Stück Holz zum Meere sich neigen, zum Meere sich beugen, zum Meere sich senken. Und warum? Weil ja ihr Mönche, der Gangesstrom zum Meere sich neigt, zum Meere sich beugt, zum Meere sich senkt. Ebenso nun auch, ihr Mönche: Wenn ihr weder hüben noch drüben hängenbleibt, wenn ihr nicht mitten im Strom untersinkt, wenn ihr nicht auf einer Sandbank strandet, wenn ihr weder von Menschen noch von Geistern ergriffen werdet, wenn ihr nicht in einen Strudel geratet und wenn ihr nicht innen faul werdet - dann, ihr Mönche, werdet ihr zum Nirvāna euch neigen, zum Nirvāna euch beugen, zum Nirvāna euch senken. Und warum? Weil ja, ihr Mönche, rechte Anschauung zum Nirvāna sich neigt, zum Nirvāna sich beugt, zum Nirvāna sich senkt".

 

Auf diese Worte sprach ein gewisser Mönch zum Erhabenen also: "Was, o Herr, bedeutet 'hüben', was 'drüben', was 'mitten im Strom untersinken', was 'auf einer Sandbank stranden', was 'von Menschen oder Geistern ergriffen werden', was 'in einen Strudel geraten', was 'innen faul werden'?"

 

'Hüben', Mönch, ist eine Bezeichnung für die sechs inneren Gebiete. 'Drüben', Mönch, ist eine Bezeichnung für die sechs äußeren Gebiete. 'Mitten im Strom untersinken', Mönch, ist eine Bezeichnung für die Genügensgier. 'Auf einer Sandbank stranden', Mönch, ist eine Bezeichnung für den Dünkel der Ichheit.

 

Und was, Mönch, bedeutet 'von Menschen ergriffen werden'? Da weilt ein Mönch in Gesellschaft von Hausnern: er freut sich mit, er trauert mit, mit den Glücklichen ist er glücklich, mit den Unglücklichen ist er unglücklich. Wo immer es etwas zu tun und zu besorgen gibt, da gerät er ins Joch. Das, Mönch, bedeutet, 'von Menschen ergriffen werden'.

 

Und was, Mönch, bedeutet 'von Geistern ergriffen werden'? Da führt, Mönch, irgendeiner den Brahma-Wandel mit der Absicht auf diese oder jene Götterkreise: Möchte ich doch durch diese Tugend, durch diese Gelübde, durch diese Askese, durch diesen Brahma-Wandel ein Gott werden oder ein Göttlicher! Das, Mönch, bedeutet 'von Geistern ergriffen werden'.

 

'In einen Strudel geraten', Mönch, ist eine Bezeichnung für fünf Begehrungen.

 

Und was, Mönch, ist 'innen faul werden'? Da ist, Mönch, einer ohne Tugend, dem Bösen ergeben, unrein, von schwankendem Benehmen, ein Heimlichtuer. Er ist kein Asket, gibt sich aber als Asket aus. Er führt keinen Brahma-Wandel, gibt aber vor, es zu tun. Er ist im Innern verdorben, leck, ein Schmutzhaufen. Das bedeutet 'innen faul werden'".

 

Damals nun stand Nando, ein Rinderhirt, unweit vom Erhabenen. Und Nando, der Rinderhirt, wandte sich also an den Erhabenen:

 

Ich will nicht hüben noch drüben hängenbleiben. Ich will nicht mitten im Strom untersinken, ich will nicht auf einer Sandbank stranden, ich will nicht von Menschen oder Geistern ergriffen werden, ich will in keinen Strudel geraten und nicht von innen faul werden. Möge mir der Erhabene Aufnahme gewähren, die Ordensweihe erteilen". "Wohlan denn, Nando, so bringe die Kühe den Eignern zurück".

"Die werden schon gehen, aus Liebe zu ihren Kälbern".

"Bringe sie doch erst, Nando, den Eignern zurück".

 

Nachdem Nando, der Rinderhirt, die Kühe den Eignern zurückgebracht hatte, kehrte er zum Erhabenen zurück und sprach also: "Die Kühe, o Herr, sind den Eignern zurückgegeben. Möge mir der Erhabene Aufnahme gewähren, die Ordensweihe erteilen".

 

So wurde nun Nando, der Rinderhirt aufgenommen, erhielt vom Erhabenen die Ordensweihe. Nicht lange aber war der Ehrwürdige Nando in den Orden aufgenommen worden, da hatte er, einsam, abgesondert, unermüdlich in heißem, innigem Ernste gar bald, was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Brahma-Wandels noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. "Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, nichts Höheres gibt es über dieses hier", verstand er da. Auch einer war nun der Ehrwürdige Nando der Heiligen geworden.

 


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