Samyutta Nikaya

Das 35., das Salāyatana-Samyutta (201-207)

S.35.201 Holzstück II
S.35.202 Überflutet
S.35.203 Leidensdinge
S.35.204 Der Judasbaum
S.35.205 Die Laute
S.35.206 Sechs Tiere
S.35.207 Das Gerstenbündel

S.35.201 Holzstück II

 

(Identisch mit Nr. 200, außer: statt bei Kosambi bei Kimbila spielend; der Frager ist der Mönch Kimbilo; für "innen verdorben" steht hier: "Da hat irgendein Mönch ein beschmutzendes Vergehen verübt, das nicht gesühnt werden kann". Und damit endet Nr. 201. Das Stück mit Nando fehlt hier.)

 


S.35.202 Überflutet

 

Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei den Sakyern von Kapilavatthu im Feigenbaumkloster. Damals aber hatten die Sakyer von Kapilavatthu ein neues Herrenhaus eben erst erbauen lassen, und niemand noch hatte darin gewohnt, kein Asket und kein Brahmane noch irgendein menschliches Wesen. Da nun begaben sich die Sakyer von Kapilavatthu zum Erhabenen, begrüßten ihn ehrfurchtsvoll und setzten sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprachen nun die Sakyer von Kapilavatthu zum Erhabenen also:

 

Es ist da, o Herr, von den Sakyern von Kapilavatthu ein neues Herrenhaus eben erst erbaut worden, und niemand noch hat darin gewohnt, kein Asket und kein Brahmane noch irgendein menschliches Wesen. Das möge, o Herr, der Erhabene zuerst benutzen: vom Erhabenen zuerst benutzt, werden es dann die Sakyer von Kapilavatthu benutzen. Dann wird es den Sakyern von Kapilavatthu lange zum Wohle, zum Heile gereichen.

Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.

 

Als nun die Sakyer von Kapilavatthu der Zustimmung des Erhabenen sicher waren, standen sie auf, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig, gingen rechts herum und begaben sich nach dem Herrenhause. Dort ließen sie den Boden ganz mit Matten bedecken, die Stühle bereit richten, einen Eimer mit Wasser aufstellen und eine Öllampe zurecht machen. Dann kehrten sie wieder zum Erhabenen zurück und sprachen also:

 

Ganz mit Matten bedeckt, o Herr, ist der Boden des Herrenhauses, die Stühle stehen bereit, ein Eimer mit Wasser ist aufgestellt, eine Lampe zurechtgemacht: wie es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben mag". Da hat denn der Erhabene sich gerüstet, Mantel und Schale genommen und ist in Begleitung der Jüngerschaft zum Herrenhause hingeschritten. Dort angelangt, spülte der Erhabene die Füße ab, trat in den Saal ein und setzte sich nahe dem mittleren Pfeiler, gegen Osten gewendet, nieder. Und auch die begleitenden Mönche spülten die Füße ab, traten in den Saal ein und setzten sich nahe der westlichen Wand, gegen Osten gewendet, nieder, so daß der Erhabene ihnen voransaß. Und auch die Sakyer von Kapilavatthu spülten die Füße ab, traten in den Saal ein und setzten sich nahe der östlichen Wand, gegen Westen gewendet, nieder, so daß der Erhabene ihnen voransaß. Alsbald nun hat der Erhabene die Sakyer von Kapilavatthu bis tief in die Nacht in lehrreichem Gespräch ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert, dann aber gemahnt: "Vorgerückt ist, ihr Gotamiden, die Nacht: Wie es euch nun belieben mag".

 

"Wohl, o Herr," sagten da gehorsam die Sakyer von Kapilavatthu, standen von ihren Sitzen auf, verneigten sich ehrerbietig vor dem Erhabenen, gingen rechts herum und entfernten sich. Bald aber, nachdem die Sakyer von Kapilavatthu gegangen waren, hat der Erhabene sich an den Ehrwürdigen Mahā-Moggallāno gewandt: "Frei von matter Müde, Moggallāno, ist die Jüngerschaft: schicke dich an, Moggallāno, zu lehrreicher Rede vor den Mönchen; der Rücken ist mir schwer geworden: den will ich ausstrecken".

 

"Gern, o Herr", sagte da der Ehrwürdige Mahā-Moggallāno, dem Erhabenen gehorchend. Da hat nun der Erhabene den Mantel, vierfach gefaltet, aufgespreitet und sich auf die rechte Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß über dem anderen, klar bewußt der Stunde des Aufstehens gewärtig.

 

Da nun wandte sich der Ehrwürdige Mahā-Moggallāno an die Mönche: "Brüder, ihr Mönche". "Bruder" erwiderten da die Mönche dem Ehrwürdigen Mahā-Moggallāno gehorsam. Der Ehrwürdige Mahā-Moggallāno sprach also:

 

Eine Darlegung des Überflutens will ich euch zeigen und wie man nicht überflutet wird. Das höret und achtet wohl auf meine Rede, ich werde sprechen". "Wohl, Bruder", stimmten die Mönche dem Ehrwürdigen Mahā-Moggallāno zu. Der Ehrwürdige Mahā-Moggallāno sprach also:

 

"Wie, Brüder, ist man überflutet? Hat da, Brüder, ein Mönch mit dem Auge eine Form gesehen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Geiste ein Ding gedacht, dann ist er angezogen vom Lieben und abgestoßen vom Unlieben. Ohne die Achtsamkeit auf den Körper gegenwärtig zu haben, verweilt er beschränkten Gemütes, und nicht versteht er wirklichkeitsgemäß jene Gemütserlösung, Weisheitserlösung, wo die aufgestiegenen bösen, unheilsamen Dinge restlos aufgelöst werden. Den nennt man, Brüder, einen Mönch, der überflutet wird von den durch das Auge ins Bewußtsein tretenden Formen, von durch durch die Zunge ins Bewußtsein tretenden Säften, von den durch den Geist ins Bewußtsein tretenden Dingen. Ein Mönch, der so verweilt, Brüder, dem nähert sich Māro über das Auge, die Zunge, den Geist und findet einen Zugang und einen Ansatzpunkt. Gleichwie, Brüder, ein Haus aus Schilfrohr oder Gras gebaut wäre, aus trockenem, saftlosem, lange abgelagertem, und ein Mann käme herbei aus dem östlichen Gebiet mit einem lodernden Feuerbrand, aus dem westlichen, nördlichen, südlichen, von unten oder oben oder wo immer, da würde das Feuer einen Zugang und Anhaltspunkt haben. Ebenso verweilend, Brüder, nähert sich Māro über das Auge, die Zunge, den Geist und findet einen Zugang und Anhaltspunkt. So verweilend, Brüder, überwältigen die Formen, die Säfte, die Gedanken den Mönch, und nicht überwältigt der Mönch sie. Diesen, Brüder, nennt man einen Mönch, der von den Formen, Säften und Gedanken überwältigt wird. Er wird überwältigt, nicht überwältigt er. Es überwältigen ihn die Bösen, unheilsamen Dinge, die besuldenden, wiederdaseinsäenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Altern und Sterben erzeugenden. So nun, Brüder, ist man überflutet.

 

Wie wird nun, Brüder, einer nicht überflutet?

Hat da, Brüder, ein Mönch, mit dem Auge eine Form gesehen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Geiste ein Ding erkannt, dann wird er vom Lieben nicht angezogen und vom Unlieben nicht abgestoßen. Die Achtsamkeit auf den Körper gewärtig habend, verweilt er unbeschränkten Gemütes, und er versteht wirklichkeitsgemäß jene Gemüterlösung, Weisheitserlösung, wo die aufgestiegenen bösen, unheilsamen Dinge restlos aufgelöst werden. Den nennt man, Brüder, einen Mönch, der nicht überflutet wird von den durch das Auge ins Bewußtsein tretenden Formen, von den durch die Zunge ins Bewußtsein tretenden Säften, von den durch den Geist ins Bewußtsein tretenden Dingen. Ein Mönch, der so verweilt, Brüder, wenn dem sich Māro über das Auge, die Zunge, den Geist nähert, dann findet er keinen Zugang, keinen Anhaltspunkt.

 

Gleichwie, Brüder, wenn da ein Haus oder eine Halle mit einem Giebel wäre, aus starkem Lehm gebaut, neu gedeckt, und es käme ein Mann von Osten, Westen, Norden oder Süden, von unten, von oben oder woher auch immer, mit einem lodernden Feuerbrand aus Stroh - da würde das Feuer, das sich nähert, keinen Zugang haben, keinen Ansatzpunkt. So verweilend, überwältigen die Formen, die Säfte, die Gedanken nicht den Mönch, sondern er überwältigt sie. Diesen, Brüder, nennt man einen Mönch, der die Formen, Säfte und Gedanken überwältigt. Er überwältigt, nicht wird er überwältigt. Er überwältigt die Bösen, unheilsamen Dinge, die besudelnden, wiederdaseinsäenden, entsetzlichen, Leiden ausbrütenden, wiederum Altern und Sterben erzeugenden. So nun, Brüder, ist man nicht überflutet".

 

Nachdem sich der Erhabene dann erhoben hatte, wandte er sich an den Ehrwürdigen Mahā-Moggallāno: "Vortrefflich, vortrefflich, Moggallāno, vortrefflich war es, wie Du den Mönchen darlegtest, wie man überflutet wird und wie man nicht überflutet wird". So hatte der Ehrwürdige Mahā-Moggallāno gesprochen, und der Meister hatte es gutgeheißen. Zufrieden freuten sich die Mönche über die Rede des ehrwürdigen Mahā-Moggallāno.

 


S.35.203 Leidensdinge

 

"Wenn da, ihr Mönche, ein Mönch aller Leidensdinge Entstehen und Vergehn der Wirklichkeit gemäß erkennt, dann sind von ihm auch die Wünsche gesehen. Wenn er die Wünsche schaut, dann neigt er nicht zu dem, was bei den Wünschen Wunscheswille, Wunschessympathie, Wunschesbetörung, Wunschesfieber ist. Wo er auch wandelt und weilt, da ist er so wach, daß bei solchem Wandel Begierde und Trübsinn, böse, unheilsame Dinge ihn nicht überfluten können.

 

Wie aber erkennt, ihr Mönche, ein Mönch aller Leidensdinge Entstehen und Vergehn der Wirklichkeit gemäß? So ist die Form, so das Entstehen der Form, so das Vergehen der Form. So ist das Gefühl, so das Entstehen des Gefühls, so das Vergehen des Gefühls. So ist die Wahrnehmung, so das Entstehen der Wahrnehmung, so das Vergehen der Wahrnehmung. So sind die Gestaltungen, so das Entstehen der Gestaltungen, so das Vergehen der Gestaltungen. So ist das Bewußtsein, so das Entstehen des Bewußtseins, so das Vergehen des Bewußtseins. So, ihr Mönche, erkennt ein Mönch aller Leidensdinge Entstehen und Vergehn der Wirklichkeit gemäß.

 

Wie aber werden, ihr Mönche, von einem Mönch die Wünsche gesehen, so daß er sie so schaut, daß er nicht zu dem neigt, was da bei den Wünschen Wunscheswille, Wunschessympathie, Wunschesbetörung, Wunschesfieber ist? Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da eine Grube wäre, tiefer als Manneshöhe, voll glühender Kohlen, ohne Flammen, ohne Rauch; und es käme ein Mann herbei, der leben, nicht sterben will, der Wohlsein wünscht und Wehe verabscheut, und zwei kräftige Männer ergriffen ihn unter den Armen und schleppten ihn zu der glühenden Kohlengrube hin; was meint ihr wohl, Mönche, würde da nun dieser Mann auf jede nur mögliche Weise den Leib zurückziehen?"

"Gewiß, o Herr".

"Und warum das?"

"Gar wohl, ihr Mönche, wußte der Mann: 'Fall ich in diese glühenden Kohlen hinein, so muß ich sterben oder tödlichen Schmerz erleiden'.

 

Ebenso nun auch, ihr Mönche, sind von dem Mönch die Wünsche gleichwie glühende Kohlen gesehen, so daß er sie so schaut, daß er nicht zu dem neigt, was da bei den Wünschen Wunscheswille, Wunschessympathie, Wunschesbetörung, Wunschesfieber ist.

 

Und wie ist er, wo er auch wandelt und weilt, so wach, daß ihn bei solchem Wandel Begierde und Trübsinn, böse, unheilsame Dinge nicht überfluten können? Gleichwie, ihr Mönche, ein Mann in ein Dickicht voller Dornen geraten ist: östlich von ihm Dornen, westlich von ihm Dornen, nördlich von ihm Dornen, südlich von ihm Dornen, unten Dornen, oben Dornen. Ob er da vorwärts oder rückwärts geht, er denkt nur: 'Mögen mich die Dornen nicht verletzen'. Ebenso nun auch, ihr Mönche, was für eine liebliche, erfreuliche Form es auch in der Welt gibt, sie wird im Orden der Edlen 'Dorn' genannt. Wenn er es so erfahren hat, dann muß er Zügelung und Nichtzügelung verstehen.

 

Und wie ist, ihr Mönche, Nichtzügelung? Hat da, ihr Mönche, ein Mönch mit dem Auge eine Form gesehen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Geiste ein Ding erkannt, dann wird er vom Lieben angezogen, vom Unlieben abgestoßen. Die Achtsamkeit auf den Körper nicht gewärtig habend, verweilt er unbeschränkten Gemütes, und er versteht nicht wirklichkeitsgemäß jene Gemüterlösung, Weisheiterlösung, wo die aufgestiegenen bösen, unheilsamen Dinge restlos aufgelöst werden. So nun, ihr Mönche, ist Nichtzügelung.

 

Und wie, ihr Mönche, ist Zügelung? Hat da, Ihr Mönche, ein Mönch mit dem Auge eine Form gesehen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Geiste ein Ding erkannt, dann wird er vom Lieben nicht angezogen, vom Unlieben nicht abgestoßen. Die Achtsamkeit auf den Körper gewärtig habend, verweilt er unbeschränkten Gemütes, und er versteht wirklichkeitsgemäß jene Gemüterlösung, Weisheiterlösung, wo die aufgestiegenen bösen, unheilsamen Dinge restlos aufgelöst werden. So nun, ihr Mönche, ist Zügelung.

 

Wenn einem Mönch, ihr Mönche, der so wandelt und weilt, gelegentlich hie und da, weil er die Achtsamkeit vergißt, böse, unheilsame Dinge aufsteigen, Erinnerungen und Pläne, die ihn fesseln, dann steigt langsam die Erinnerung auf, aber schnell verleugnet er sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. Gleichwie etwa, ihr Mönche, Wenn da ein Mann auf eine tagsüber am Feuer glühende eiserne Pfanne zwei oder drei Wassertropfen herabträufeln ließe - langsam wäre der Fall der Tropfen, aber gar eilig würden sie aufgelöst und verschwunden sein. Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn einem Mönch, der so wandelt und weilt, gelegentlich, hie und da, weil er die Achtsamkeit vergißt, böse, unheilsame Dinge aufsteigen, Erinnerungen und Pläne, die ihn fesseln, dann steigen langsam die Erinnerungen auf, aber schnell verleugnet er sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. So ihr Mönche, wandelt und weilt ein Mönch so wach, daß ihn bei solchem Wandel Begehren und Trübsinn, böse, unheilsame Dinge nicht überfluten können.

 

Wenn, ihr Mönche, ein Mönch so wandelt und weilt und ein König, ein königlicher Minister oder Freunde, Gefährten, Verwandte und Blutsverwandte würden ihm Schätze anbieten: Komm, lieber Mann, was soll dich dieses fahle Gewand belästigen? Was gehst du dahin mit kahlem Kopf und Almosenschale? Kehre zum gewöhnlichen Leben zurück, genieße seine Genüsse und wirke Verdienst!' - daß dieser Mönch, der so wandelt und weilt, ihr Mönche, die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren würde - ein solcher Fall findet sich nicht.

 

Gleichwie, ihr Mönche, der Ganges-Strom nach Osten geneigt ist, nach Osten gesenkt, noch Osten gebeugt, und es würden viele Leute herbeikommen, mit Korb und Spaten, sagend: 'Wir werden diesen Ganges-Strom nach Westen geneigt machen, nach Westen senken, nach Westen beugen' - was meint ihr, Mönche, könnten da wohl die vielen Leute den Ganges-Strom nach Westen geneigt machen, nach Westen senken, nach Westen beugen?"

"Gewiß nicht, o Herr".

"Und warum?"

"Der Ganges-Strom, o Herr, ist nach Osten geneigt, nach Osten gesenkt, nach Osten gebeugt. Es ist nicht gut möglich, ihn nach Westen geneigt zu machen, ihn nach Westen zu senken, nach Westen zu beugen, so viel sich die große Menschenmenge auch plagen und verausgaben würde".

 

"Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn einem Mönch, der so wandelt und weilt, ein König oder königlicher Minister oder Freunde, Gefährten, Verwandte oder Blutsverwandte ihm Schätze anbieten würden: 'Komm, lieber Mann, was soll dich dies fahle Gewand belustigen? Was gehst du dahin mit kahlem Kopf und Almosenschale? Kehre zum gewöhnlichen Leben zurück, genieße seine Genüsse und wirke Verdienst!' - daß dieser Mönch, der so wandelt und weilt, ihr Mönche, die Übung aufgeben und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren würde - ein solcher Fall findet sich nicht. Und warum? Daß, ihr Mönche, ein Herz, das lange Zeit zur Einsamkeit geneigt ist, zur Einsamkeit gesenkt, zur Einsamkeit gebeugt ist, zum gewöhnlichen Leben zurückkehren könnte - ein solcher Fall findet sich nicht!"

 


S.35.204 Der Judasbaum

 

Zu einer Zeit begab sich ein gewisser Mönch zu einem anderen Mönch und sprach:

"Inwiefern, Bruder, ist der Anblick eines Mönches wohl geläutert?"

 

Wenn da, Bruder, ein Mönch der sechs Berührungsgebiete Entstehen und Vergehn der Wirklichkeit gemäß erkennt, dann ist insofern der Anblick eines Mönches wohl geläutert".

 

Da nun war dieser Mönch mit der Beantwortung seiner Frage nicht zufrieden und er begab sich zu einem anderen Mönch und sagte:

 

"Inwiefern, Bruder, ist der Anblick eines Mönches wohl geläutert?"

 

"Wenn da, Bruder, ein Mönch der fünf Faktoren des Ergreifens Entstehen und Vergehn der Wirklichkeit gemäß erkennt, dann ist insofern der Anblick eines Mönches wohl geläutert".

 

Da war nun dieser Mönch mit der Beantwortung seiner Frage nicht zufrieden, und er begab sich zu einem anderen Mönch und sagte: "Inwiefern, Bruder, ist der Anblick eines Mönches wohl geläutert?"

 

"Wenn da, Bruder, ein Mönch der vier Hauptstoffe Entstehen und Vergehn der Wirklichkeit gemäß erkennt, dann ist insofern der Anblick eines Mönches wohl geläutert".

 

Da war nun dieser Mönch auch mit dieser Beantwortung seiner Frage nicht zufrieden, und er begab sich zu einem anderen Mönch und sagte:

 

'Inwiefern, Bruder, ist der Anblick eines Mönches wohl geläutert?"

 

"Wenn da, Bruder, ein Mönch der Wirklichkeit gemäß versteht:

 

'Was irgend auch entstanden ist,

muß alles wieder untergehn',

 

dann ist insofern der Anblick eines Mönches wohl geläutert'.

Da war nun dieser Mönch auch mit dieser Beantwortung seiner Frage nicht zufrieden und begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, berichtete dieser Mönch dem Erhabenen Wort für Wort seine Gespräche und fragte: "Inwiefern, o Herr, ist der Anblick eines Mönches wohl geläutert?"

 

"Gleichwie, o Mönch, wenn da ein Mann wäre, der nie zuvor einen Judasbaum gesehen hätte. Er würde zu einem Manne gehen, der einen Judasbaum gesehen hätte. Nachdem er sich zu ihm begeben, würde er ihn also fragen: 'Lieber Mann, wie sieht ein Judasbaum aus?' Der würde antworten: 'Schwarz, lieber Mann, ist der Judasbaum, gleichwie ein verkohlter Stumpf'. Zu jener Zeit war nämlich der Judasbaum gerade so, wie ihn der Mann erblickt hatte.

 

Da wäre nun der Mann nicht zufrieden mit der Beantwortung seiner Frage, und er würde zu einem anderen Manne gehen, der einen Judasbaum gesehen hätte. Nachdem er sich zu ihm begeben, würde er ihn also fragen: 'Lieber Mann, wie sieht ein Judasbaum aus? Der würde antworten: 'Rötlich, lieber Mann, ist der Judasbaum, gleichwie ein Stück Fleisch'. Zu jener Zeit war nämlich der Judasbaum gerade so, wie ihn der Mann erblickt hatte.

 

Da wäre nun der Mann nicht zufrieden mit der Beantwortung seiner Frage, und er würde zu einem anderen Manne gehen, der einen Judasbaum gesehen hätte. Nachdem er sich zu ihm begeben, würde er ihn also fragen: 'Lieber Mann, wie sieht ein Judasbaum aus? Der würde antworten: 'Aufgeplatzte Fruchtschoten, lieber Mann' hat der Judasbaum gleichwie eine Akazie'. Zu jener Zeit war nämlich der Judasbaum gerade so, wie der Mann ihn erblickt hatte.

 

Da wäre nun der Mann nicht zufrieden mit der Beantwortung seiner Frage, und er würde zu einem anderen Mann gehen, der einen Judasbaum gesehen hätte. Nachdem er sich zu ihm begeben, würde er ihn also fragen: 'Lieber Mann, wie sieht ein Judasbaum aus?' Der würde antworten: 'Voll belaubt, lieber Mann, ist der Judasbaum: er gibt dichten Schatten wie eine Luftwurzelfeige'. Zu jener Zeit war nämlich der Judasbaum gerade so, wie der Mann ihn erblickt hatte.

 

Da haben nun, o Mönch, diese rechten Menschen je nach ihrer Neigung ihren Anblick wohl geläutert und haben dementsprechend geantwortet.

 

Gleichwie, o Mönch, wenn da eine königliche Grenzfestung wäre, fest gebaut mit Wällen und Türmen, mit sechs Toren und einem weisen, klugen, verständigen Torhüter, der Fremde abweist und Bekannte einläßt. Da kämen von Osten zwei Eilboten und sprächen zu dem Torhüter: 'Wo, lieber Mann, ist der Herr dieser Grenzfestung?' Der Torhüter würde antworten: 'Er wohnt in der Mitte, wo die vier Wege sich treffen'. Nachdem nun die beiden Eilboten die wirklichkeitsgemäße Botschaft dem Herrn der Grenzfestung übergeben hätten, würden sie auf demselben Weg, auf dem sie gekommen, auch zurückgehen. Das gleiche würde mit Boten von Westen, von Norden, von Süden geschehen.

 

Ein Gleichnis habe ich, Mönch, gegeben, um den Sinn zu erläutern. Dies aber ist der Sinn:

 

Die Grenzfestung - das ist eine Bezeichnung für diesen Körper aus den vier Hauptstoffen, von Vater und Mutter gezeugt, durch Reis und Grütze genährt der Unbeständigkeit, dem Untergang, der Aufreibung, Auflösung, Zerstörung verfallen.

Die sechs Tore - das ist eine Bezeichnung der sechs inneren Gebiete.

Der Torhüter - das ist eine Bezeichnung der Achtsamkeit.

Die beiden Eilboten - das ist eine Bezeichnung für Ruhe und Klarsicht.

Der Herr der Stadt - das ist eine Bezeichnung des Bewußtseins.

Die Mitte, wo sich die vier Wege treffen - das ist eine Bezeichnung der vier Hauptstoffe, der Art des Festen, des Flüssigen, des Feurigen, des Luftigen.

Die wirklichkeitsgemäße Botschaft - das ist eine Bezeichnung für das Nirvāna.

Derselbe Weg, auf dem sie gekommen sind - das ist eine Bezeichnung für den edlen achtfältigen Pfad, nämlich rechte Anschauung, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Wandel, rechtes Mühen, rechte Achtsamkeit, rechte Einigung".

 


S.35.205 Die Laute

 

"Steigen da, ihr Mönche, einem Mönch oder einer Nonne bei den durch das Auge ins Bewußtsein tretenden Formen, bei den durch die Zunge ins Bewußtsein tretenden Säften, bei den durch den Geist ins Bewußtsein tretenden Dingen Wille auf, Reiz, Abwehr oder Widerstand, dann sollen sie mit dem Gemüt das Herz zurückhalten: 'Furchtbar ist dieser Weg, voller Gefahren, voller Dornen, voller Raubtiere. Er ist ein Umweg, ein Abweg, voller Räuber. Unrechte Menschen folgen diesem Weg, nicht wird dieser Weg von rechten Menschen befolgt. Dies ziemt sich nicht für mich'. So ist mit dem Gemüt das Herz dabei zurückzuhalten.

 

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein reifes Kornfeld wäre und ein lässiger Hüter des Kornfeldes, und eine Kuh würde in dieses Kornfeld eindringen, über das Korn herfallen und sich nach Belieben daran berauschen. Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist es beim unerfahrenen, gewöhnlichen Menschen, der bei den 6 Berührungsgebieten und den 5 Begehrungen zügellos handelt und sich nach Belieben daran berauscht.

 

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein reifes Kornfeld wäre und ein nicht lässiger Hüter des Kornfeldes. Wenn nun eine Kuh in das Kornfeld eindringen und über das reife Korn herfallen würde, dann würde der Hüter sie einfach an der Nase fassen und festhalten. Nachdem er sie, einfach an der Nase fassend, festgehalten hätte, würde er sie einfach an der Stirn fassen und festhalten. Nachdem er sie, einfach an der Stirn fassend, festgehalten hätte, würde er ihr mit einem Stock einen kräftigen Schlag geben. Nachdem er ihr mit einem Stock einen kräftigen Schlag gegeben hat, würde er sie loslassen. Aber ein zweites und ein drittes Mal wurde die Kuh kommen und dasselbe erleben.

 

Da würde dann, ihr Mönche, diese kornfressende Kuh im Dorf oder im Wald, stehend oder liegend, nicht wieder über das Korn herfallen, weil sie sich an die früheren Stockschläge erinnert.

 

Ebenso nun auch, ihr Mönche, wenn das Herz des Mönches bei den 6 Berührungsgebieten gerade geworden ist, vollkommen gerade, dann steht es bei sich fest, setzt sich, wird einheitlich und einig. Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein König oder ein königlicher Minister den Klang einer Laute noch nie zuvor gehört hätte. Jetzt aber hörte er den Klang der Laute, und er würde sagen: 'Lieber Mann, was ist das für ein Klang' so entzückend, so lieblich, so berauschend, so hinreißend, so fesselnd?' Darauf würde ihm gesagt: Das ist, o Herr, eine Laute, wie man sagt: die hat diesen Klang, der so entzückend ist, so lieblich, so berauschend, so hinreißend, so fesselnd'. Er aber spräche: Geht, ihr Lieben, und bringt mir jene Laute herbei'. Die würde ihm gebracht, und man sagte zu ihm: 'Da ist sie, o Herr, die Laute, die jenen entzückenden Klang hat, jenen lieblichen, berauschenden, hinreißenden, fesselnden'. Darauf sagte der König: 'Was soll ich, ihr Lieben, mit der Laute? Ihr sollt mir doch jenen Klang herbeischaffen! Da würde ihm gesagt: 'Das ist, o Herr, eine Laute, wie man sagt; die ist aus gar vielen Teilen zusammengebaut worden, aus einer großen Zahl von Teilen. Sie klingt, weil die verschiedenen Teile zusammenwirken. Sie klingt, bedingt durch einen gewölbten Kasten, eine Zarge, einen Steg, einen Hals, die Saiten, den Bogen und die entsprechende Mühe des Spielers. Dann kann die Laute, wie man sagt, die aus vielen Teilen zusammengebaut wurde, aus einer großen Zahl von Teilen, erklingen'.

 

Jener König aber würde die Laute in 10 oder 100 Stücke schlagen. Nachdem er sie in 10 oder 100 Stücke zerschlagen hätte, wurde er die Teile zersplittern und zersplittern. Nachdem er die Teile zersplittert und zersplittert hätte, würde er sie ins Feuer werfen. Nachdem er sie ins Feuer geworfen, würde er einen Haufen Asche machen. Nachdem er einen Haufen Asche gemacht hätte, wurde er ihn in den Sturm streuen oder durch einen reißenden Strom davonspülen lassen. Und dann würde er sagen: 'Ein ohnmächtiges Ding, wahrlich, ist das, was man da Laute nennt. Was ist denn da irgend an dem gewesen, was man Laute nennt? Da werden nur viele Leute übermäßig berauscht und verführt'.

 

Ganz ebenso nun auch, ihr Mönche, erforscht ein Mönch die Form, soweit sie reicht, erforscht das Gefühl, soweit es reicht, erforscht die Wahrnehmung, soweit sie reicht, erforscht die Gestaltungen, soweit sie reichen, erforscht das Bewußtsein, soweit es reicht. Und wenn er so untersucht, und es kommt ihm ein 'Ich' oder 'Mein' oder Ich bin' auf, dann kommt es nicht ihm zu".

 


S.35.206 Sechs Tiere

 

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Mann mit verwundenen Gliedern, mit eitrigen Gliedern einen sumpfigen Dschungel betreten würde. Die scharfen Gräser und Dornen würden in seine Füße eindringen, und die wunden und eitrigen Glieder wurden zerkratzt werden. So würde der Mann, ihr Mönche, dadurch bedingt, immer noch mehr Schmerz und Trübsal erfahren.

 

Ebenso nun auch, ihr Mönche, erfährt irgendein Mönch in Dorf oder Wald Tadel: 'So wie hier dieser Ehrwürdige handelt, so wie er wandelt, ist er eine Unreinheit für das Dorf, ein Dorn'. Nachdem er gemerkt hat: 'So bin ich ein Dorn', muß er Sinnenzügelung und Nichtsinnenzügelung kennen.

 

Wie ist nun, ihr Mönche, ein Nichtgezügelter? Hat da, ihr Mönche, ein Mönch mit dem Auge eine Form erblickt, mit dem Ohr einen Ton gehört, mit der Nase einen Duft gerochen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Körper einen Gegenstand getastet, mit dem Geiste ein Ding gedacht, so ist er vom Lieben angezogen und vom Unlieben abgestoßen. Die Achtsamkeit auf den Körper nicht gegenwärtig habend, verweilt er unbeschränkten Gemütes, und er versteht nicht wirklichkeitsgemäß jene Gemüterlösung, Weisheitserlösung, wo die aufgestiegenen bösen, unheilsamen Dinge restlos aufgelöst werden.

 

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Mann sechs Tiere ergriffen hätte, aus unterschiedlichen Gegenden und mit unterschiedlichen Wohngewöhnungen, und er würde sie mit einem kräftigen Tau festbinden: Nachdem er eine Schlange ergriffen hätte, würde er sie mit kräftigem Tau festbinden. Nachdem er einen Alligator ergriffen hätte, würde er ihn mit einem kräftigen Tau festbinden. Nachdem er einen Vogel ergriffen hätte, würde er ihn mit einem kräftigen Tau festbinden. Nachdem er einen Hund ergriffen hätte, würde er ihn mit einem kräftigen Tau festbinden. Nachdem er einen Schakal ergriffen hätte, würde er ihn mit einem kräftigen Tau festbinden. Nachdem er einen Affen ergriffen hätte, würde er ihn mit einem kräftigen Tau festbinden. Nachdem er sie mit einem kräftigen Tau festgebunden hätte, würde er in der Mitte einen Knoten machen und sie gewähren lassen. Da nun, ihr Mönche, würden diese sechs Tiere aus unterschiedlichen Gegenden und mit unterschiedlichen Wohngewöhnungen nach der je eigenen Gegend der Wohngewöhnung ziehen: Die Schlange würde zum Termitenhaufen ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Der Alligator würde zum Wasser ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Der Vogel würde in den Luftraum ziehen und denken: 'Da will ich fliegen'. Der Hund würde zum Dorfe ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Der Schakal würde zum Leichenfeld ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Der Affe würde zum Walde ziehen und denken: 'Da will ich hinein'.

 

Wenn nun, ihr Mönche, diese sechs Tiere hungrig und müde würden, dann müßten sie dem kräftigsten der Tiere folgen, ihm sich anpassen und seinem Willen sich unterwerfen.

 

Ebenso nun auch, ihr Mönche, wer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit nicht ausgebildet, nicht häufig gepflegt hat, den zieht das Auge zu den lieben Formen und bei den unlieben ist er abgeneigt, den zieht der Geist zu den lieben Dingen, und bei den unlieben ist er abgeneigt. So nun, Ihr Mönche, ist einer ein Nichtgezügelter.

 

Und wie, ihr Mönche, ist einer ein Gezügelter? Hat da, ihr Mönche, ein Mönch mit dem Auge eine Form gesehen, mit der Zunge einen Saft geschmeckt, mit dem Geiste ein Ding gedacht, dann wird er vom Lieben nicht angezogen und beim Unlieben nicht abgeneigt. Die Achtsamkeit auf den Körper gewärtig habend, verweilt er unbeschränkten Gemütes, und er versteht wirklichkeitsgemäß jene Gemüterlösung, Weisheiterlösung, wo die aufgestiegenen bösen, unheilsamen Dinge sich restlos auflösen.

 

Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein Mann sechs Tiere ergriffen hätte aus unterschiedlichen Gegenden und mit unterschiedlichen Wohngewöhnungen, und er würde sie mit einem kräftigen Tau festbinden: Nachdem er eine Schlage ergriffen hätte, wurde er sie mit kräftigem Tau festbinden. Nachdem er einen Alligator ergriffen hätte, würde er ihn mit festem Tau festbinden. Nachdem er einen Vogel ergriffen hätte, würde er ihn mit kräftigem Tau festbinden. Nachdem er einen Hund ergriffen hätte, würde er ihn mit kräftigem Tau festbinden. Nachdem er einen Schakal ergriffen hätte, würde er ihn mit kräftigem Tau festbinden. Nachdem er einen Affen ergriffen hätte, würde er ihn mit kräftigem Tau festbinden. Nachdem er sie mit einem kräftigen Tau festgebunden hätte, würde er sie an einen kräftigen Pfeiler oder Pfosten anbinden. Da nun, ihr Mönche, würden diese sechs Tiere aus unterschiedlichen Gegenden und mit unterschiedlichen Wohngewöhnungen nach je der eigenen Gegend der Wohngewöhnung ziehen: Die Schlange würde zum Termitenhaufen ziehen und denken: 'Da will ich hinein': Der Alligator würde zum Wasser ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Der Vogel würde zum Luftraum ziehen und denken: 'Da will ich fliegen'. Der Hund würde zum Dorfe ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Der Schakal würde zum Leichenfeld ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Der Affe würde zum Walde ziehen und denken: 'Da will ich hinein'. Wenn nun diese sechs Tiere, ihr Mönche, hungrig und müde würden, dann müßten sie am Pfeiler oder Pfosten stehen bleiben oder sich hinsetzen oder sich hinlegen.

 

Ebenso nun auch, ihr Mönche, wer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig gepflegt hat, den zieht das Auge nicht zu den lieben Formen, und den unlieben ist er nicht abgeneigt, den zieht der Geist nicht zu den lieben Dingen, und bei den unlieben ist er nicht abgeneigt. So nun, ihr Mönche, ist einer ein Gezügelter.

 

'An einen kräftigen Pfeiler oder Pfosten gebunden', das ist, ihr Mönche, eine Bezeichnung für die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit. Darum, ihr Mönche, habt ihr euch also zu üben: 'Die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit wird von uns entfaltet werden, häufig geübt, zum Fahrzeug gemacht, zur Grundlage gemacht, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet werden'. So habt ihr euch, ihr Mönche, zu üben".

 


S.35.207 Das Gerstenbündel

 

"Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn da am Kreuzpunkt vierer Straßen Gerstenbündel hingeworfen wären, und es kämen sechs Männer mit Dreschflegeln in den Händen und würden die Gerstenbündel mit den sechs Dreschflegeln dreschen. Da würden, ihr Mönche, diese Gerstenbündel, von den sechs Dreschflegeln gedroschen, gut ausgedroschen werden. Dann käme noch ein siebter Mann mit einem Dreschflegel in der Hand herbei und würde mit diesem siebten Dreschflegel die Gerstenbündel ausdreschen. Da würden, ihr Mönche, die Gerstenbündel, mit dem siebten Dreschflegel gedroschen, noch besser ausgedroschen werden.

 

Ebenso nun auch, ihr Mönche, wird der unerfahrene gewöhnliche Mensch beim Auge von den angenehmen und unangenehmen Formen gedroschen, wird bei der Zunge von den angenehmen und unangenehmen Säften gedroschen, wird beim Geiste von den angenehmen und unangenehmen Dingen gedroschen. Wenn aber der unerfahrene gewöhnliche Mensch, ihr Mönche, noch über künftiges Weitersein nachsinnt, dann würde, ihr Mönche, dieser törichte Mann noch mehr gedroschen werden, gleichwie jene Gerstenbündel, die von dem siebten Dreschflegel gedroschen wurden.

 

Einstmals, ihr Mönche, war ein Kampf zwischen den Göttern und den Dämonen ausgebrochen. Da wandte sich nun, ihr Mönche, Vepacitti, der Dämonenkönig, an die Dämonen: 'Wenn, ihr Lieben, in dem ausgebrochenen Kampf zwischen den Göttern und den Dämonen die Dämonen siegen und die Götter besiegt würden, dann sollt ihr Sakko, den Götterkönig, am Nacken zufünft binden und so gebunden zu mir in die Dämonenstadt bringen.'

 

Auch Sakko, der Götterkönig, ihr Mönche, wandte sich an die Götter der Dreiunddreißig: 'Wenn, ihr Lieben, in dem ausgebrochenen Kampf zwischen den Göttern und den Dämonen die Götter siegen und die Dämonen besiegt werden, dann sollt ihr Vepacitti, den Dämonenkönig, am Nacken zufünft binden und so zu mir in die Götterhalle der Rechtschaffenheit bringen'.

 

In diesem Kampf siegten nun aber die Götter und besiegten die Dämonen. Da nun banden die Götter der Dreiunddreißig Vepacitti, den Dämonenkönig, am Nacken zufünft und brachten ihn so gebunden zu Sakko, dem Götterkönig, in die Götterhalle der Rechtschaffenheit. Da nun, ihr Mönche, war Vepacitti der Dämonenkönig am Nacken zufünft gebunden. Wenn nun, ihr Mönche, Vepacitti, der Dämonenkönig, dachte: 'Im Recht sind die Götter, im Unrecht sind die Dämonen - jetzt gehe ich in die Götterstadt, dann sah er sich von den Banden am Nacken zufünft befreit und wandelte im Besitz und Genuß der himmlischen fünf Begehrungen. Wenn aber, ihr Mönche, Vepacitti, der Dämonenkönig, dachte: 'Im Recht sind die Dämonen, im Unrecht sind die Götter - jetzt werde ich in die Dämonenstadt gehen', dann sah er sich am Nacken zufünft gebunden, und die himmlischen fünf Begehrungen waren verschwunden.

 

So fein nun, ihr Mönche, sind die Bande Vepacittis, aber noch feiner sind die Bande Māros. Vermeinend, ihr Mönche, ist man gebunden durch Māro, nicht vermeinend ist man befreit vom Bösen: 'Ich bin', ihr Mönche, das ist Vermeinen. 'Dieses, das bin ich ist Vermeinen. 'Ich werde sein', das ist Vermeinen. 'Ich werde nicht sein', das ist Vermeinen. 'Formhaft werde ich sein', das ist Vermeinen. 'Formlos werde ich sein, das ist Vermeinen. 'Wahrnehmend werde ich sein', das ist Vermeinen. 'Nicht wahrnehmend werde ich sein', das ist Verneinen. 'Weder wahrnehmend noch nicht-wahrnehmend werde ich sein', das ist Vermeinen. Vermeinen, ihr Mönche, das ist Reiz. Vermeinen, das ist ein Geschwür. Vermeinen, das ist ein Stachel. Darum, ihr Mönche, 'Nicht vermeinenden Gemütes wollen wir verweilen', so habt ihr euch, ihr Mönche, zu üben.

 

'Ich bin', ihr Mönche, das ist Regung. 'Dieses, das bin ich', ist Regung. 'Ich werde sein', das ist Regung. 'Ich werde nicht sein', das ist Regung. 'Formhaft werde ich sein, das ist Regung. 'Formlos werde ich sein', das ist Regung. 'Wahrnehmend werde ich sein', das ist Regung. 'Nicht wahrnehmend werde ich sein', das ist Regung. Weder wahrnehmend noch nicht-wahrnehmend werde ich sein', das ist Regung. Regung, ihr Mönche, das ist Reiz. Regung, das ist ein Geschwür. Regung, das ist ein Stachel. Darum, ihr Mönche: 'Nicht erregten Gemütes wollen wir verweilen', so habt ihr euch, ihr Mönche, zu üben.

 

'Ich bin', das ist Zuckung, das ist Ausbreitung, das ist Bedünken. 'Dieses, das bin ich; ich werde sein; ich werde nicht sein; formhaft werde ich sein; formlos werde ich sein; wahrnehmend werde ich sein; nicht-wahrnehmend werde ich sein; weder wahrnehmend noch nicht-wahrnehmend werde ich sein' - das ist Zuckung, das ist Ausbreitung, das ist Bedünken. Zuckung, Ausbreitung, Bedünken: das Ist Reiz, das ist ein Geschwür, das ist ein Stachel. 'Mit einem Gemüt ohne Zuckung, ohne Ausbreitung, ohne Bedünken wollen wir verweilen', so habt ihr euch, ihr Mönche, zu üben".


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