Samyutta Nikaya

13. Abhisamaya-Samyutta - Vom Verständnis

S.13.1. Die Nagelspitze
S.13.2. Der Teich
S.13.3. Vereinigtes Gewässer (1)
S.13.4. Vereinigtes Gewässer (2)
S.13.5. Die Erde (1)
S.13.6. Die Erde (2)
S.13.7. Das Meer (1)
S.13.8. Das Meer (2)
S.13.9. Das Gleichnis vom Berge (1)
S.13.10. Das Gleichnis vom Berge (2)
S.13.11. Das Gleichnis vom Berge (3)

S.13.1. Die Nagelspitze

 

Der Begriff abhisamaya oder dhammābhisamaya "Verständnis der Wahrheit, nach dem unser ganzes Samyutta benannt ist, bezeichnet eine ganz bestimmte Stufe in der geistigen Entwicklung des Individuums. Es ist der Zeitpunkt, wo der puthujjana, der "gewöhnliche Mensch, zum sotāpanna wird, d. h. in den Strom der Erlösung eintritt, der ihn nunmehr mit unverbrüchlicher Gewißheit zum Nirvana führt. Wer den abhisamaya erlangt hat, heißt abhisametāvin. S. Sutta 1. 4. zum ganzen vgl. M. und W. Geiger, Pāli Dhamma S. 51-52.

 

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der Erhabene in Savathi, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

 

2. Da nun hob der Erhabene ein bischen Staub mit der Spitze des Fingernagels auf und sprach zu den Bhikkhus: "Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr, das bischen Staub, das ich mit der Spitze des Fingernagels aufgehoben habe, oder diese große Erde?

 

3. "Diese große Erde, Herr, ist mehr; wenig nur ist das bischen Staub, das der Erhabene mit der Spitze des Fingernagels aufgehoben hat. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der großen Erde, das bischen Staub, das der Erhabene mit der Spitze des Fingernagels aufgehoben hat.

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß, sattakkhattum paramatā (*f1).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

 

(*f1) Der Komm. II. 165.1 ff. gibt den ersten Ausdruck durch satta vāre sattasu attabhāvesu "siebenmal, in sieben Existenzen" und den zweiten durch idam assa param pamānanti dasseti "er gibt an, daß dies für ihn das höchste Maß sei". Es wird damit darauf hingewiesen, daß der sotāpanna höchstens noch sieben Existenzen vor sich hat, ehe er in das Nirvana eingeht.


S.13.2. Der Teich

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da ein Teich wäre, fünfzig Meilen in die Länge, fünfzig Meilen in die Breite, fünfzig Meilen in die Tiefe, ganz voll mit Wasser, bis an den Uferrand, so daß die Krähen draus trinken können; und es höbe daraus ein Mann mit der Spitze eines Kusagrases (*f2) Wasser heraus. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr, das Wasser, das man mit der Spitze eines Kusagrases herausgeholt hat, oder das Wasser in dem Teich?

 

3. "Dieses Wasser in dem Teich, Herr, ist mehr; wenig nur ist das Wasser, das man mit der Spitze eines Kusagrases herausgeholt hat. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit dem Wasser in dem Teich, das Wasser, das man mit der Spitze eines Kusagrases herausgeholt hat."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

(*f2) P. kusa = skr. kusa "das heilige, bei verschiedenen Ceremonien verwendete Gras, Poa cynosuroides Retz., ein Gras mit hohen Halmen, welche von zahlreichen, langen Blättem umgeben sind" (Petersburger Skr.Wtb.).


S.13.3. Vereinigtes Gewässer (1)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da, wo diese großen Flüsse zusammenfließen, sich vereinigen, etwa die Gangā, die Yamunā, die Aciravatī, die Sarabhū, die Mahī (*f3), ein Mann daraus zwei oder drei Wassertropfen heraus nähme. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: die zwei oder drei Wassertropfen, die er herausgeholt hat, oder das vereinigte Gewässer?"

 

3. "Dieses vereinigte Gewässer, Herr, ist mehr; wenig nur sind die zwei oder drei Wassertropfen, die er heraus geholt hat. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, im Vergleich mit dem vereinigten Gewässer, die zwei oder drei Wassertropfen, die er heraus geholt hat."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

(*f3) Von den hier genannten Flüssen sind die beiden ersten, Ganges und Jamna, wohl bekannt. Die Mahī dürfte wohl der Fluß dieses Namens sein, der in den Aravalli-Bergen entspringt und in den Golf von Cambay mündet.

 


S.13.4. Vereinigtes Gewässer (2)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da, wo diese großen Flüsse zusammenfließen, sich vereinigen, wie etwa die Gangā, die Yamunā, die Aciravatī, die Sarabhū, die Mahī, das Gewässer aufgebraucht würde und zu Ende ginge bis auf zwei oder drei Wassertropfen. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: das vereinigte Gewässer, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, oder die zwei oder drei Wassertropfen, die übrig geblieben?"

 

3. "Dieses vereinigte Gewässer, Herr, das aufgebraucht ist und zu Ende gegangen, ist mehr; wenig nur sind die zwei oder drei Wassertropfen, die übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, im Vergleich mit dem vereinigten Gewässer, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, die zwei oder drei Wassertropfen, die übrig geblieben."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

 


S.13.5. Die Erde (1)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da von der großen Erde ein Mann sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere (*f4) niederlegte. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: die sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere, die er niedergelegt hat, oder die große Erde?"

 

3. "Diese große Erde, Herr, ist mehr; wenig nur sind die sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere, die er niedergelegt hat. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, im Vergleich mit der großen Erde, die sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere, die er niedergelegt hat."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

(*f4) P. kola = skr. kola, die Frucht von Zizyphus jujuba. Die "Kügelchen" sind aus Erde geformt; mattikagulikā sagt der Kommentar.


S.13.6. Die Erde (2)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn die große Erde aufgebraucht würde und zu Ende ginge bis auf sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: das, was von der großen Erde aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, oder die sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere, die übrig geblieben?"

 

3. "Das, Herr, was von der großen Erde aufgebraucht ist und zu Ende gegangen, ist mehr; wenig nur sind die sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere, die übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, in Vergleich mit dem, was von der großen Erde aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, die sieben Kügelchen von der Größe des Kernes einer Brustbeere, die übrig geblieben."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

 


S.13.7. Das Meer (1)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da aus dem großen Meere ein Mann zwei oder drei Wassertropfen heraus nähme. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: die zwei oder drei Wassertropfen, die er heraus geholt hat, oder das Wasser in dem großen Meere?"

 

3. "Das Wasser in dem großen Meere, Herr, ist mehr, wenig nur sind die zwei oder drei Wassertropfen, die er heraus geholt hat. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Tei1 machen aus, im Vergleich mit dem Wasser in dem großen Meere, die zwei oder drei Wassertropfen, die er heraus geholt hat."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

 


S.13.8. Das Meer (2)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn das große Meer aufgebraucht würde und zu Ende ginge bis auf zwei oder drei Wassertropfen. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: das Wasser in dem großen Meere, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, oder die zwei oder drei Wassertropfen, die übrig geblieben?"

 

3. "Das Wasser in dem großen Meere, Herr, das aufgebraucht ist und zu Ende gegangen, ist mehr; wenig nur sind die zwei oder drei Wassertropfen, die übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, im Vergleich mit dem Wasser in dem großen Meere, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, die zwei oder drei Wassertropfen, die übrig geblieben."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

 


S.13.9. Das Gleichnis vom Berge (1)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da vom Himavant (Himalaya), dem König der Berge, ein Mann sieben Kieselsteinchen von der Größe eines Senfkornes (sāsapattiyo pāsānasakharā) niederlegte. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: die sieben Kieselsteinchen von der Größe eines Senfkorns, die er niedergelegt hat, oder der Himavant, der König der Berge?"

 

3. "Dieser Himavant, Herr, der König der Berge, ist mehr; wenig nur sind die sieben Kieselsteinchen von der Größe eines Senfkornes, die er niedergelegt hat. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, im Vergleich mit dem Himavant, dem König der Berge, die sieben Kieselsteinchen von der Größe eines Senfkornes, die er niedergelegt hat."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 

 


S.13.10. Das Gleichnis vom Berge (2)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, wie wenn der Himavant, der König der Berge, aufgebraucht würde und zu Ende ginge bis auf sieben Kieselsteinchen von der Größe eines Senfkornes. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: das, was vom Himavant, dem König der Berge, aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, oder die sieben Kieselsteinchen von der Größe eines Senfkornes, die übrig geblieben?"

 

3. "Das, Herr, was vom Himavant, dem König der Berge aufgebraucht ist und zu Ende gegangen, ist mehr; wenig nur sind die sieben Kieselsteinchen von der Größe eines Senfkornes, die übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, im Vergleich mit dem, was vom Himavant, dem König der Berge, aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, die sieben Kieselsteinchen, die übrig geblieben."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, ist bei einem edlen Jünger, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, mehr das Leiden, das aufgebraucht und zu Ende gegangen ist; wenig nur das, was übrig geblieben. Nicht den hundertsten Teil macht aus, nicht den tausendsten Teil macht aus, nicht den hunderttausendsten Teil macht aus, im Vergleich mit der früheren Masse des Leidens, die aufgebraucht und zu Ende gegangen ist, das, was höchstens noch sieben mal (getragen werden muß).

 

5. So segensreich, ihr Bhikkhus, ist das Verständnis der Wahrheit, so segensreich ist die Erlangung des Auges der Wahrheit."

 


S.13.11. Das Gleichnis vom Berge (3)

 

1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.

 

2. "Das ist gerade so, ihr Bhikkhus, wie wenn da vom Sineru (*f7), dem König der Berge, ein Mann sieben Kieselsteinchen von der Größe einer Bohne (*f8) niederlegte. Was haltet ihr davon, ihr Bhikkhus? Was ist wohl mehr: die sieben Kieselsteinchen von der Größe einer Bohne, die er niedergelegt hat, oder der Sineru, der König der Berge?"

 

3. "Dieser Sineru, Herr, der König der Berge, ist mehr; wenig nur sind die sieben Kieselsteinchen von der Größe einer Bohne, die er niedergelegt hat. Nicht den hundertsten Teil machen aus, nicht den tausendsten Teil machen aus, nicht den hunderttausendsten Teil machen aus, im Vergleich mit dem Sineru, dem König der Berge, die sieben Kieselsteinchen von der Größe einer Bohne, die er niedergelegt hat."

 

4. "Ganz ebenso, ihr Bhikkhus, macht, im Vergleich zu dem Wissen (*f9) eines edlen Jüngers, einer Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt, die zum Verständnis (der Wahrheit) gelangt ist, das Wissen der andersgläubigen Samanas, Brāhmanas und Bettelgänger nicht den hundertsten Teil aus, macht nicht den tausendsten Teil aus, macht nicht den hunderttausendsten Teil aus.

 

5. So wissensreich, ihr Bhikkhus, ist eine Persönlichkeit, die mit (richtiger) Anschauung begabt ist, so wunderkräfte reich."

 


(*f7) Der sonst Meru genannte mythische Berg, der als Mittelpunkt der Welt gedacht wird. Kirfel, Kosmographie der Inder, S. 182-3.

(*f8) P. muggamattiyo pāsānasakhharā. P. mugga = skr. mudga ist die Mungobohne (Phaseolus Mungo Roxb. und Phaseolus radiatus Roxb.). Über ihren Anbau s. Engelbrecht, Die Feldfrüchte Indiens in ihrer geographischen Verbreitung, S. 112 ff.

(*f9) P. adhigama "Studium, Kenntnis, Wissen". In 5 mahādhigama neb. mahābhiñña.


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