Samyutta Nikaya

8. Vangīsathera-Samyutta - Vom Thera Vangīsa

S.8.1. Fortgegangen
S.8.2. Unlust
S.8.3. Mißachtung der Tüchtigen
S.8.4. Ananda
S.8.5. Wohlgesprochen
S.8.6. Sāriputta
S.8.7. Die Pavāranāfeier
S.8.8. Mehr als tausend
S.8.9. Kondañña
S.8.10. Moggallāna
S.8.11. Gaggarā
S.8.12. Vangīsa


S.8.1. Fortgegangen

1. Also habe ich vernommen.

Einstmals weilte der ehrwürdige Vangīsa (*1) in Ālavī (*2) in dem (Kloster) Aggālava-cetiya (*3) zusammen mit dem ehrwürdigen Nigrodhakappa, seinem Meister (*4).

 

2. Zu jener Zeit aber war der ehrwürdige Vangīsa noch ein Neuling, hatte noch nicht lange von der Welt sich abgekehrt, und mußte als Hüter des Vihāra zurückbleiben (ohiyyako vihārapālo).

 

3. Da nun begaben sich zahlreiche Frauen, schön geschmückt, dorthin, wo das Kloster sich befand, den Vihāra zu besehen.

 

4. Da nun überkam den ehrwürdigen Vangīsa, wie er die Frauen sah, Unlust (*5); Begierde verwirrte sein Denken.

 

5. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa folgender Gedanke: "Zum Schaden wahrlich gereicht es mir, nicht wahrlich gereicht es mir zum Gewinn - Schlimmes wahrlich ist mir zu teil geworden, nicht Gutes wahrlich ist mir zu teil geworden, daß mich Unlust überkommen hat, Begierde mein Denken verwirrt. Wie könnte es da nur möglich sein, daß ein anderer die Unlust verscheuchte und Lust in mir hervorriefe? Wie wäre es aber, wenn ich selber meine Unlust verscheuchte und Lust in mir hervorriefe?"

 

6. Da nun verscheuchte der ehrwürdige Vangīsa selber seine Unlust und rief Lust in sich hervor, und er sprach zu dieser Zeit die folgenden Strophen:

 

"Nachdem ich fortgegangen aus dem häuslichen Leben in das hauslose Leben,
Überfallen mich aus der Finsternis (kommend *6) kecke Zweifel.
Es sollen mich nur mächtige Krieger, treffliche Pfeilschützen,
geübt, mit starken Bogen
Von allen Seiten umringen, tausend von solchen, die niemals fliehen,
Und wenn auch Frauen, noch mehr als diese, herankommen:
Sie können mir keinen Schaden antun; ich stehe fest in der Lehre.
Aus seinem eigenen Munde (*7) habe ich vernommen
von dem Buddha, dem Verwandten der Sonne,
Den Weg der zum Nirvana führt. An ihm erfreut sich mein Herz.
Und wenn du Böser mich, der ich so lebe, angreifst,
Dann werde ich, Tod, so tun, daß du nicht einmal meinen Pfad siehst (*8)."

 

 


(*1) Vangīsa stammte aus einer Brahmanenfamilie und verstand sich auf die Kunst, aus Schädeln, die man ihm vorlegte, festzustellen, wo die Wiedergeburt des früheren Besitzers erfolgt sei. Der Buddha bekehrte ihn dadurch, daß er ihm den Schädel eines Arahant zu bestimmen gab, mit dem Vangīsa nichts anzufangen wußte, da der Arahant natürlich überhaupt nicht wiedergeboren, sondern in das Nirvana eingegangen war. S. Mrs. Rhys Davids, Psalms of the Brethren, S. 395ff. Dem Vangīsa sind in den Theragāthās die Verse 1209 -1279 zugeschrieben.

(*2) Vgl. Note zu 5. 2.

(*3) Der Komm. I. 314.16 sagt, daß in Ālavī in vorbuddhistischer Zeit viele Heiligtümer von Yakkhas, Nāgas usw. vorhanden gewesen seien, Aggālava, Gotamaka usw. genannt. In der Zeit nach Buddha habe man sie beseitigt und an ihrer Stelle Vihāras errichtet, diesen aber die alten Namen beigelegt.

(*4) upajjhāya. Der neu eintretende Mönch erhält zwei Lehrer zugewiesen, den ācariya, der ihn in das Studium der heiligen Texte einführt, und den upajjhāya, der sein väterliches Vorbild ist in der Führung des mönchischen Lebens. Vgl. Wickremasinghe, Epigraphia Zeylanica II. 276. N. 2.

(*5) anabhirati, d.i. Unlust am mönchischen Leben. Gegensatz in 5 ist abhirati Lust zum mönchischen Leben.

(*6) kanhato. Der Komm. I. 315.10 umschreibt das mit kanhapakkhato Mārapakkhato. Es ist das gewiß richtig; denn mit pāpima und maccu in den beiden letzten Zeilen redet Vangīsa den Māra an.

(*7) sakkhī, Komm. = mayā hi sammukhā etam sutam.

(*8) Die Verse sind = Theragāthā 1209 -1213.


S.8.2. Unlust

1. Einstmals weilte der ehrwürdige Vangīsa in Ālavī in dem (Kloster) Aggālava-cetiya, zusammen mit dem ehrwürdigen Nigrodhakappa, seinem Meister.

 

2. Zu jener Zeit nun pflegte der ehrwürdige Nigrodhakappa nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt, in die Klosterzelle sich zu begeben und sie (erst) am Abend (wieder) zu verlassen oder am nächsten Tag zur (üblichen) Zeit (*1).

 

3. Zu jener Zeit aber überkam den ehrwürdigen Vangīsa Unlust; Begierde verwirrte sein Denken.

 

4. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa folgender Gedanke: "Zum Schaden wahrlich gereicht es mir, nicht wahrlich gereicht es mir zum Gewinn - Schlimmes wahrlich ist mir zu teil geworden, nicht Gutes wahrlich ist mir zu teil geworden, daß mich Unlust überkommen hat, Begierde mein Denken verwirrt. Wie könnte es da nur möglich sein, daß ein anderer die Unlust verscheuchte und Lust in mir hervorriefe? Wie wäre es aber, wenn ich selber meine Unlust verscheuchte und Lust in mir hervorriefe?"

 

5. Da nun verscheuchte der ehrwürdige Vangīsa selber seine Unlust und rief Lust in sich hervor, und er sprach zu dieser Zeit die folgenden Strophen:

 

"Wer Unlust und Lust (*2) aufgegeben hat
Und völlig die Grübeleien, die am häuslichen Leben hängen,
Und nach nichts mehr Verlangen hegt,
Ohne Verlangen, ohne Neigung (*3) ist: der ist ein Bhikkhu.
Was immer hier in der Welt, auf der Erde und im Luftraum,
Was zu Form gelangt ist und in die (untere) Welt hinabreicht (*4),
Alles das geht zugrunde, ist vergänglich:
Hat man das erfaßt, so wandelt man mit denkender Seele (*5),
An den Lebensgütern hängen die Menschen,
An dem, was sie gesehen und gehört,
womit sie in Berührung gekommen, was sie gedacht (*6).
Wer aber das Verlangen aufgegeben hat, wunschlos,
Und daran nicht haftet (*7), den nennt man einen Weisen.
Wer an den sechs (Sinnesbereichen) hängt (*8), voll Grübelei,
Der ist in die Unwahrheit des gewöhnlichen Menschentums geraten (*9);
Aber nicht wird irgendwo an eine Sekte sich anschließen (*10),
Und nicht wird Übles verkünden der Bhikkhu.
Tüchtig, lange Nächte hindurch gesammelten Geistes,
Ohne Heuchelei, verständig, von Mißgunst frei
Ist der Weise den Weg zum Frieden gegangen,
Der Erlösung teilhaft wartet er auf die dafür bestimmte Zeit (*11).''

 

 


(*1) Nämlich zu der für den Bettelgang üblichen Zeit (bhikkhācārakāle, Komm.).

(*2) "Unlust am Orden und Lust an den sinnlichen Genüssen" (Komm. I. 316.12).

(*3) anato; Wz. nam "sich wohin neigen."

(*4) jagatogadha. Der Komm. erklärt das mit antopathaviyam nāgabhavanam gatam "was sich in der Welt der Nāgas im Erdinnem befindet".

(*5) Die Lesung mutattā (= muta-attā) ist richtig.

(*6) ditthasute patighe ca mute ca soll sich nach dem Komm. I. 317.1 auf die Sinneseindrücke beziehen und zwar der erste Ausdruck auf Gesicht und Gehör, der zweite auf Geruch und Geschmack, der dritte auf das Gefühl. Ich glaube, daß das in der Hauptsache richtig ist; nur wird man patigha auf Geruch, Geschmack und Gefühl, muta auf den Denksinn beziehen müssen.

(*7) Man hat natürlich lippati (nicht limpati) zu lesen.

(*8) Die Stelle ist sehr schwierig und der Text unsicher. Ich lese atha satthi-sitā savitakkā und glaube, daß satthi wieder im Sinn von cha gebraucht ist. S. oben Note zu 7. 10. 4.

(*9) Ich lese puthujjanatāya adhammanivitthā.

(*10) Unter vagga "Sekte" versteht man hier eine Gruppe von Bhikkhus, die sich wegen dogmatischer Meinungsverschiedenheiten von der Gemeinde losgelöst hat.

(*11) Die Verse stehen Therag. 1214-18. Am Schluß müßte nach dem Komm. paticca zur letzten Zeile gezogen und dazu aus parinibbuto etwa ein nibbānam ergänzt werden. Der Arahant ist schon im Besitz des Nirvana und sieht dem Tod entgegen, mit dem die endgültige Erlösung eintritt.


S.8.3. Mißachtung der Tüchtigen

1. Einstmals weilte der ehrwürdige Vangīsa in Ālavī in dem (Kloster) Aggālava-cetiya, zusammen mit dem ehrwürdigen Nigrodhakappa, seinem Meister.

 

2. Zu jener Zeit nun überhob sich der ehrwürdige Vangīsa wegen seiner eigenen Fertigkeit im Disputieren über andere tüchtige Bhikkhus.

 

3. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa dieser Gedanke: "Zum Schaden wahrlich gereicht es mir, nicht wahrlich gereicht es mir zum Gewinn - Schlimmes wahrlich ist mir zu teil geworden, nicht Gutes wahrlich ist mir zu teil geworden, daß ich wegen meiner eignen Fertigkeit im Disputieren über andere tüchtige Bhikkhus mich überhebe."

 

4. Da nun rief der ehrwürdige Vangīsa selber in sich Reue hervor und sprach bei dieser Gelegenheit die folgenden Strophen:

 

"Gib den Stolz auf, du Sohn des Gotama (*1),
Gib völlig auf den Pfad des Stolzes:
Wer sich auf den Pfad des Stolzes verirrt hat,
Der hat es lange Zeit hindurch bereut (*2).
Die Wegen, die durch Verblendung verblendet sind,
Die dem Stolz verfallen sind, stürzen in die Hölle.
Es leiden Schmerz die Leute lange Zeit hindurch,
Die, dem Stolz verfallen, in der Hölle wiedergeboren wurden.
Nimmermehr aber leidet, Schmerz den Bhikkhu,
Der den Weg gewonnen hat, zur Vollkommenheit gelangt ist.
Ruhm genießt er und Glück,
Einen Wahrheitsschauer nennt man ihn mit Recht.
Wenn er daher in dieser Welt ohne Fehl, angestrengt,
Die Hemmnisse beseitigt und geläutert,
Den Stolz restlos aufgegeben hat,
Macht er durch sein Wissen, zum Frieden gekommen, ein Ende (*3)."

 

 


(*1) Gotama ist = skr. Gautama. Der Komm. I. 317.19 sagt: "Weil er ein Schüler des Gotama Buddha ist, redet er sich so an".

(*2) Ich lese:

mānapatham ca jahassu asesam / mānapathasmim samucchito / vipatisār' ahuvā cirarattam.

Vipatisār' steht für -sārī.

(*3) Die Verse = Therag. 1219 -1222. Letzte Zeile: Der vijjāyantakaro (= vijjāya ant°) ist nach dem Komm. der, der durch Erkenntnis den kilesa, den weltlichen Verunreinigungen, ein Ende macht.


S.8.4. Ananda

1. Einstmals weilte der erhabene Ananda in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

 

2. Da nun kleidete sich der ehrwürdige Ananda zur Vormittagszeit an, nahm Almosenschale und Obergewand und ging Almosen zu sammeln nach Sāvatthī mit Vangīsa als begleitendem Samana (*1).

 

3. Zu jener Zeit aber überkam den ehrwürdigen Vangīsa Unlust; Begierde verwirrte sein Denken.

 

4. Da nun redete der ehrwürdige Vangīsa den ehrwürdigen Ananda mit der Strophe an:

"Ich brenne von Begierde nach sinnlichem Genuß; mein Denken wird verbrannt;
Sprich du etwas Gutes, was die Glut löscht, aus Erbarmen, o Gotama (*2)!"

 

5. (Ananda:)

"Durch Irrtum deiner Vorstellung (*3) wird dir das Denken verbrannt.
Meide einen Gedanken (*4), der angenehm ist und von Begierde begleitet!
Sieh die Gestaltungen als etwas Fremdes (*5) an, als Leiden, nicht als dein Selbst!
Lösche aus die arge Begierde, damit sie dich nicht immer wieder verbrennt!
Auf Unangenehmes richte dein Denken,
das auf eines gerichtet sei (*6) und wohl gesammelt!
Besonnenheit soll in deinem Körper wohnen, werde du völlig gleichgültig (*7).
Übe dich, von den Gedanken loszukommen, gib auf die Neigung zum Stolz.
Nach dem Erfassen (des Wesens) des Stolzes wirst du befriedet wandeln (*8)."

 

 


(*1) pacchāsamanena. Die Bhikkhus pflegen auf ihrem Bettelgang zu zweien zu gehen.

(*2) Als Vetter des Buddha gehörte Ananda zur Familie Gotama.

(*3) saññāvipariyesā. Kathāvatthu 306.27 unterscheidet saññā-, citta-, ditthipariyeso. Majjhima II. 248.14 lesen wir cetaso vipariyāsam.

(*4) nimittam, eigentlich "Objekt des Denkens". Es wird dabei an die Vorbereitungen zur Versenkung gedacht, bei denen man den Geist auf einen bestimmten Gegenstand lenkt. In Sloka 3 empfiehlt Ananda dem Vangīsa, zu solchem Gegenstand etwas Unangenehmes, Unerwünschtes (asubham) zu wählen, weil er zu Begierde neigt, die durch den Gedanken an Angenehmes (subham) entflammt wird. Das letzte Ziel ist die Aufhebung von allem Denken, das animittam (Sloka 4) im Versenkungszustand.

(*5) parato, das der Komm. sehr frei durch aniccato "als etwas Unständiges" erklärt.

(*6) ekaggam "eines als das höchste habend" ist der Begriff der geistigen Konzentration.

(*7) nibbidābahulo. Der Ausdruck nibbidā wird von der Gleichgültigkeit gegenüber den sinnlichen Eindrücken gebracht.

(*8) Sloka 1 ist = Therag. 1224, Sl. 3, 4 = Therag. 1225-6, S1. 1 cd und 3 ab = Suttanipāta 341, Sl. 4 = Suttan. 342, Sl. 3cd = Suttan. 340 cd. Vgl. auch Therīgāthā 19-20.


S.8.5. Wohlgesprochen

 

Das Sutta findet sich mit sämtlichen Versen auch im Suttanipāta, Mahāvagga 3, v. 450-4, unter dem Titel Subhāsitasutta. Die Strophe in 6 fehlt in den Theragāthā, dagegen sind die 4 Sloken in 9 = Therag. 1227-30.

 

1. In Sāvatthī, im Jetahaine.

 

2. Da nun sprach der Erhabene zu den Bhikkhus: "Ihr Bhikkhus!"

 

3. "Ja, Herr!" erwiderten die Bhikkhus aufhorchend dem Erhabenen.

 

4. Der Erhabene sprach also: "Ein mit vier Eigenschaften ausgestattetes Wort, ihr Bhikkhus, ist wohl gesprochen, nicht übel gesprochen, ist tadellos, nicht zu tadeln von den Einsichtigen. Mit welchen vier?

 

5. Da spricht, ihr Bhikkhus, ein Bhikkhu etwas wohl gesprochenes, nicht etwas übel gesprochenes. Er spricht was der Lehre gemäß ist, nicht was wider die Lehre ist. Er spricht Liebes, nicht Unliebes. Er spricht Wahres, nicht Falsches. Ein mit diesen vier Eigenschaften ausgestattetes Wort, ihr Bhikkhus, ist wohl gesprochen, nicht übel gesprochen, ist tadellos, nicht zu tadeln von den Einsichtigen."

 

6. Also sprach der Erhabene. Nachdem der Führer auf dem Heilspfad also gesprochen, sprach der Meister weiterhin noch folgendes:

 

"Wohl gesprochenes: das nennen die Guten das höchste;
Was der Lehre gemäß ist spreche er,
nicht was wider die Lehre ist: das ist das zweite;
Liebes spreche er, nicht Unliebes: das ist das dritte;
Wahres spreche er, nicht Falsches, das ist das vierte."

 

7. Da nun erhob sich der ehrwürdige Vangīsa von seinen Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es leuchtet mir etwas auf, Erhabener! Es leuchtet mir etwas auf, Pfadführer!"

 

8. "Es soll dir aufleuchten, Vangīsa!" sprach der Erhabene.

 

9. Da nun pries der ehrwürdige Vangīsa den Erhabenen in seiner Gegenwart mit den angemessenen Strophen:

 

"Das Wort soll man sprechen, durch das man sich selbst nicht peinigt
Und andere nicht verletzt: das fürwahr ist ein wohl gesprochenes Wort.
Ein liebes Wort nur soll man sprechen, ein Wort, an dem man sich freut,
Indem man, ohne ihre Fehler vorzubringen, den anderen Liebes sagt.
Wahrheit ist ein ambrosisches (*1) Wort: das ist ewiges Gesetz:
In der Wahrheit, im Heil, in der rechten Lehre
sind die Guten, sagt man, fest begründet.
Welches friedvolle Wort der Erleuchtete spricht zur Erlangung des Nirvana (*2),
Zur Beendigung des Leidens, das ist das höchste der Worte."

 

 


(*1) Komm. I. 321.17 sādhubhāvena amatasadisā "wegen seiner Güte ist es dem Ambrosia ähnlich.

(*2) vācam khemam nibbānapattiyā. Der Komm. faßt khemam als Adj. Er erklärt es mit abhayam nirupaddavam. Wir müssen es wohl auf vācam beziehen.


S.8.6. Sāriputta

1. Einstmals weilte der ehrwürdige Sāriputta in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

 

2. Zu jener Zeit aber erbaute, belehrte, ermunterte und erfreute der ehrwürdige Sāriputta die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt, die fein war, flüssig, schön vorgetragen, den Gegenstand klar darlegend (*1). Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hörten mit achtsamen Ohren die Lehre.

 

3. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa folgender Gedanke: "Dieser ehrwürdige Sāriputta erbaut, belehrt, ermuntert und erfreut die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt, die fein ist, flüssig, schön vorgetragen, den Gegenstand klar darlegend. Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hören mit achtsamen Ohren die Lehre. Wie wäre es, wenn ich nun den ehrwürdigen Sāriputta in seiner Gegenwart mit angemessenen Strophen priese?"

 

4. Da nun erhob sich der ehrwürdige Vangīsa von seinem Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der ehrwürdige Sāriputta befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem ehrwürdigen Sāriputta also "Es leuchtet mir etwas auf, lieber Sāriputta! Es leuchtet mir etwas auf, lieber Sāriputta!"

 

5. "Es soll dir aufleuchten, lieber Varigisa!"

 

6. Da nun pries der ehrwürdige Vangīsa den ehrwürdigen Sāriputta in seiner Gegenwart mit den angemessenen Strophen (*2):

 

"Von tiefer Erkenntnis, weise, des rechten und des falschen Pfades kundig,
Predigt, reich an Erkenntnis, Sāriputta den Bhikkhus die Lehre.
Er predigt in Kürze und er spricht ausführlich;
Wie des Mainavogels (*3) Stimme, so entströmt (*4) ihm die Rede.
Wenn sie des predigenden süßen Gesang vernehmen (*5),
Dann lauschen, durch den anmutigen, hörenswerten, schönen Klang
Erhobenen Herzens, erfreut mit achtsamem Ohr die Bhikkhus."

 

 


(*1) Die Attribute sind (dhammiyā kathāya) poriyā, vissatthāya. anelagalāya, atthassa viññāpaniyā. Das erste pora (f. porī) bedeutet "städtisch" (skr. paura) und bezieht sich auf die Feinheit des Ausdrucks; vissattha erklärt der Komm. I. 322.18 durch avibaddha (skr. vibaddha bedeutet "ins Stocken geraten"); anelagala bezieht sich auf die Klarheit der Aussprache (mit reiner Kehle gesprochen); atthassa viññāpaniyā umschreibt der Komm. mit "fähig den Gegenstand verständlich zu machen".

(*2) = Theragāthā 1231-3.

(*3) sālikā (skr. sārikā), der sälalihiniyā der Singhalesen. nach Clough gracula religiosa.

(*4) Ich lese udiyyati = skr. udīryate, wie in der Ausg. Therag. 1232. Die S. Ausg. hat udīrayi, der Komm. udīriyi. Der Komm. trennt die zweite Hälfte der Zeile ganz von der ersten, gewiß mit Unrecht.

(*5) Es ist sunantā (so Therag. 1233) statt -nti zu lesen.

 


S.8.7. Die Pavāranāfeier

1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Pubbārāma, in dem Hause der Mutter des Migara (*1) mit einer großen Bhikkhugemeinde, mit fünfhundert Bhikkhus an Zahl, lauter Arahants.

 

2. Zu jener Zeit aber saß der Erhabene am Uposathatage, am fünfzehnten (des Monats) zur Pavāranāfeier (*2) von der Bhikkhugemeinde umgeben im Freien.

 

3. Da nun überschaute der Erhabene die schweigende Bhikkhugemeinde und forderte die Bhikkhus auf:

 

4. "Wohlan, ihr Bhikkhus, jetzt lade ich euch ein (*3): habt ihr an mir irgend etwas zu tadeln, sei es körperlich oder mit Worten begangen?"

 

5. Auf dieses Wort hin erhob sich der ehrwürdige Sāriputta von seinem Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Wir haben, Herr, nichts an dem Erhabenen zu tadeln, sei es körperlich oder mit Worten begangen. Der Erhabene ist es ja, der den noch nicht entstandenen Pfad hat entstehen lassen, den noch nicht geschaffenen Pfad geschaffen, den noch nicht verkündeten Pfad verkündet hat; er ist's, der den Pfad kennt, den Pfad weiß, des Pfades kundig ist. Die Schüler aber, Herr, folgen dir jetzt nach auf dem Pfade, den sie nach dir betreten haben. Hat aber der Erhabene nicht an mir etwas zu tadeln, sei es körperlich oder mitWorten begangen?"

 

6. "Nichts habe ich an dir Sāriputta, zu tadeln, sei es körperlich oder mit Worten begangen. Gelehrt bist du, Sāriputta, von großem Wissen bist du, Sāriputta, von umfassendem Wissen bist du, Sāriputta, von heiterem Wissen bist du, Sāriputta, von raschem Wissen bist du, Sāriputta, von scharfem Wissen bist du, Sāriputta, von eindringendem Wissen bist du, Sāriputta! Gerade so, Sāriputta, wie wenn der älteste Sohn eines Königs, der das Rad (der Herrschaft) hat rollen lassen (*4), dieses ins Rollen gebrachte Rad in trefflicher Weise weiter rollen läßt, ganz ebenso lässest du, Sāriputta, das von mir ins Rollen gebrachte erhabene Rad der Lehre in trefflicher Weise weiter rollen."

 

7. "Wenn wirklich, Herr, der Erhabene an mir nichts zu tadeln hat, sei es körperlich oder mit Worten begangen, hat aber dann, Herr, der Erhabene nicht an diesen fünfhundert Bhikkhus hier irgend etwas zu tadeln, sei es körperlich oder mit Worten begangen?"

 

8. "Auch an diesen fünfhundert Bhikkhus, Sāriputta, habe ich nichts zu tadeln, sei es körperlich oder mit Worten begangen. Von diesen fünfhundert Bhikkhus, Sāriputta, sind sechzig Bhikkhus der drei Wissenschaften kundig, sechzig Bhikkhus besitzen die sechs Wunderkräfte (*5), sechzig sind in doppelter Weise erlöst (*6) und die übrigen sind durch Erkenntnis erlöst."

 

9. Da nun erhob sich der ehrwürdige Vangīsa von seinem Sitz, schlug den Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es leuchtet mir etwas auf, Erhabener! Es leuchtet mir etwas auf, Pfadführer!"

 

10. "Es soll dir aufleuchten, Vangīsa!" sprach der Erhabene.

 

11. Da nun pries der ehrwürdige Vangīsa den Erhabenen in seiner Gegenwart mit den angemessenen Strophen (*7):

 

"Heute am fünfzehnten Tag der Entsühnung (*8)
Sind fünfhundert Bhikkhus zusammen gekommen,
Die Fesseln und Bande abgeschnitten haben,
Die schuldlos sind, Weise, für die die Wiedergeburt vernichtet ist.
Wie ein weltbeherrschender König, von seinen Würdenträgern umgeben,
Nach allen Richtungen diese vom Ozean begrenzte Erde umwandert,
So umgeben ihn, den Sieger im Kampf, den erhabenen Karawanenführer (*9)
Verehrend seine Schüler, der drei, Wissenschaften kundig,
Überwinder des Todes.
Alle sind Söhne des Buddha, keine Spreu (*10) ist darunter.
Den Zerbrecher des Speeres des Durstes, den Verwandten der Sonne verehre ich."

 

 


(*1) S. oben 3. 11. 1 mit der Note.

(*2) Eine Feier am Ende der Regenzeit, bei der die Bhikkhus etwa während dieser Zeit begangenen Fehltritte bekennen und sich gegenseitig um Vergebung bitten.

(*3) pavārayāmi. Von dieser "Einladung" hat die ganze Feier den Namen.

(*4) rañño cakkavattissa, Bezeichnung für den Weltbeherrscher.

(*5) chalabhiñña. S. Bd. 2, S. 165-6.

(*6) Neben der paññāvimutti, der Erlösung durch Erkenntnis, gibt es die cetovimutti, die Herzenserlösung. S. Beckh, Buddhismus II. 133.

(*7) = Theragāthā 1234-7.

(*8) visuddhiyā, wtl. der Reinigung oder Läuterung. Der Komm. I. 323.18 sagt nur, daß auch visuddhipavāranā Name der Pavāranā-Feier gewesen sei.

(*9) satthavāha ein häufiges Epitheton der Buddha, nach dem Komm., weil er die Menschheitskarawane aus dem Samsāra heraus führte.

(*10) palāpa, Begriff für das Wertlose.


S.8.8. Mehr als tausend

1. Einstmals weilte der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika mit einer großen Bhikkhugemeinde, mit zwölf und ein halb hundert Bhikkhus.

 

2. Zu jener Zeit aber erbaute, belehrte, ermunterte und erfreute der Erhabene die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt, die sich auf das Nirvana bezog. Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hörten mit achtsamen Ohren die Lehre.

 

3. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa folgender Gedanke: "Der Erhabene hier erbaut, belehrt, ermuntert und erfreut die Bhikkhus durch eine Lehrpredigt, die sich auf das Nirvana bezieht. Und die Bhikkhus, sie begreifend, erwägend und mit ganzem Herzen aufnehmend, hören mit achtsamen Ohren die Lehre. Wie wäre es, wenn ich nun den Erhabenen in seiner Gegenwart mit angemessenen Strophen priese?"

 

4. Da nun erhob sich der ehrwürdige Vangīsa von seinem Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es leuchtet mir etwas auf, Erhabener, es leuchtet mir etwas auf, Pfadführer!"

 

5. "Es soll dir aufleuchten, Vangīsa!" sprach der Erhabene.

 

6. Da nun pries der ehrwürdige Vangīsa den Erhabenen in seiner Gegenwart mit den angemessenen Strophen (*1):

 

"Mehr als tausend Bhikkhus umgeben verehrend den Führer auf dem Heilspfad,
Wie er die fehllose Lehre predigt, das Nirvana, das von nirgends her gefährdete.
Sie hören die fleckenlose Lehre, gepredigt von dem Vollkommen Erleuchteten.
Es strahlt fürwahr der Erleuchtete an der Spitze der Bhikkhugemeinde.
Der Elefant mit Namen bist du, Erhabener, der bestes (*2) Seher unter den Sehern.
Eine große Wolke gleichsam übergießest du deine Schüler.
Aus dem Tagesaufenthalt kommend, mit dem Wunsche, den Meister zu sehen,
Verehrt, du großer Held, deine Füße dein Schüler Vangīsa."

 

7. "Sind von dir, Vangīsa, diese Strophen früher ausgedacht oder leuchten sie dir an Ort und Stelle auf?"

 

8. "Nicht sind, Herr, diese Strophen früher von mir ausgedacht, sondern sie leuchten mir an Ort und Stelle auf."

 

9. "So sollen dir denn, Vangīsa, noch mehr früher nicht ausgedachte Strophen aufleuchten."

 

10. "Ja, Herr!" erwiderte aufhorchend der ehrwürdige Vangīsa dem Erhabenen, und er pries noch mehr den Erhabenen in seiner Gegenwart mit früher nicht ausgedachten Strophen (*3):

 

"Überwindend die hundert Schleichwege (*4) des Māra
Brichst du auf die Öden (*5);
Seht ihn, der aus den Fesseln Befreiung schafft,
Wie er, von nichts abhängig, nach Bedarf austeilt (*6).
Zum Entkommen aus der Flut (*7)
Hat er ja vielfältigen Pfad verkündet:
In dieser von ihm verkündeten Unsterblichkeit (*8)
Verbleiben unerschütterlich die, welche die Wahrheit schauen.
Licht bringend durch und durch (*9)
Hat er geschaut das Hinwegkommen über alle Beziehungen (*10).
Nachdem er sie erkannt und verwirklicht hat,
Hat er die höchste der fünf (Kräfte) gepredigt (*11).
Wenn so die Wahrheit wohl gepredigt ist,
Wie könnte da Ermüdung eintreten bei denen, die die Wahrheit verstehen?
Darum schule ich mich in der Lehre des Erhabenen
Unermüdlich immer, vor ihm mich neigend."

 

 


(*1) = Theragāthā 1238-41.

(*2) Der Komm. I. 326.17 nimmt sattamo in dem Sinne von "der siebente (Buddha",) von Vipassin (Mahāvamsa 1. 9) gerechnet!

(*3) = Theragāthā 1242-5.

(*4) Der Komm. liest ummaggasatam. In den Therag. haben wir -patham.

(*5) pabhijja khilāni. Die urspr. Bed. von khila ist "Brachland". Übertragen wird (z. B. Majjhima I. 101) von fünf cetokhilā gesprochen, die aus Zweifel hervorgehen (s. Rhys Davids und Stede, Pali Dict. u. d. W.

(*6) Ich lese asitam (Komm. = anissitam) bhāgaso pavibhajam und halte dieses für Akk. Sing. des Part. Praes. statt pavibhajantam. S. meine Pāli-Gramm. § 97. 2. Die Stelle ist sehr schwierig und die Übersetzung zweifelhaft.

(*7) Nach dem Komm. wäre ogha=caturogha. Es wäre also an die vier āsava (kāmāsava, bhavāsava, ditthāsava, avijjāsava), die weltlichen Einflüsse, gedacht. Mir ist wahrscheinlicher, daß die Flut des Samsāra gemeint ist.

(*8) Die Erklärung des Komm. I. 327.11 möchte auf die Lesung tasmim ten' amate akkhāte hinführen (statt te amate akkh°).

(*9) Ich beziehe ativijha auf das vorangehende pajjotakaro, nicht auf das folgende.

(*10) thiti in sabbatthitīnam ist synonym zu paccaya.

(*11) Es ist sicher dasaddhānam zu lesen. Auch die Erklärung des Komm. durch pañcannam zeigt dies deutlich, obwohl die siames. Ausgabe dasatthānam aufgenommen hat. Ich glaube, daß an die fünf balāni, oder Kräfte gedacht ist, von denen pañña "Erkenntnis" die höchste ist. Die vier vorhergehenden sind Glaube, Energie, Besonnenheit, geistige Sammlung.


S.8.9. Kondañña

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, im Bambushain, im Kalandakanivāpa.

 

2. Da nun begab sich der ehrwürdige Aññāsi-Kondañña nach langer Zeit dorthin, wo sich der Erhabene befand. Nachdem er sich dorthin begeben, fiel er mit dem Haupte zu den Füßen des Erhabenen nieder, küßte die Füße des Erhabenen mit dem Munde und umschlang sie mit den Händen und verkündete seinen Namen: "Ich bin Kondañña, Erhabener! Ich bin Kondañña, Pfadführer!"

 

3. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa folgender Gedanke: "Dieser ehrwürdige Aññasi-Kondañña hat sich nach langer Zeit dorthin begeben, wo sich der Erhabene befindet. Nachdem er sich dorthin begeben, ist er mit dem Haupte zu den Füßen des Erhabenen niedergefallen, küßt die Füße des Erhabenen mit dem Munde und umschlingt sie mit den Händen und verkündet seinen Namen: ,Ich bin Kondañña, Erhabener! Ich bin Kondañña, Pfadführer!' Wie wäre es, wenn ich nun den ehrwürdigen Aññasi-Kondañña in Gegenwart des Erhabenen mit angemessenen Strophen priese?"

 

4. Da nun erhob sich der ehrwürdige Vangīsa von seinen Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es leuchtet mir etwas auf, Erhabener! Es leuchtet mir etwas auf, Pfadführer!"

 

5. "Es soll dir aufleuchten, Vangīsa!" sprach der Erhabene.

 

6. Da nun pries der ehrwürdige Vangīsa den ehrwürdigen Aññasi-Kondañña in Gegenwart des Erhabenen mit den angemessenen Strophen (*1):

 

"Nach dem Erleuchteten erleuchtet ist dieser Thera, Kondañña, voll frischer Tatkraft,
Der allezeit glückliche, abgeschiedene Aufenthaltsorte findet.
Was von einem Schüler erreicht werden kann,
der die Vorschriften seines Lehrers ausführt,
Das alles ist von ihm, dem unermüdlich sich schulenden, erreicht worden.
Von hoher Würde, in den drei Wissenschaften bewandert,
fähig der anderen Gedanken zu durchschauen,
Verehrt Kondañña, der Schüler des Buddha, die Füße seines Lehrers."

 

 

(*1) = Theragāthā 1246-8. Über die Legende von Kondañña s. Mrs. Rhys Davids, Psalms of the Brethren S. 284ff. Nach dem Komm. I. 328.2 hat er vor dem Besuch beim Buddha 12 Jahre im Chaddantabhavana am Mandākini-Teich einem Aufenthaltsort von Paccekabuddhas, gewohnt.


S.8.10. Moggallāna

1. Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha, am Hange des Isigili, beim Schwarzen Stein (*1) mit einer großen Bhikkhugemeinde, zusammen mit fünfhundert Bhikkhus an Zahl, lauter Arahants. Der würdige Mahāmoggallāna aber erkannte im Herzen prüfend ihr Denken als losgelöst, ledig der Daseinssubstrate.

 

2. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa folgender Gedanke: "Der Erhabene hier weilt in Rājagaha, am Hange des Isigili, beim Schwarzen Stein mit einer großen Bhikkhugemeinde, zusammen mit fünfhundert Bhikkhus an Zahl, lauter Arahants. Der ehrwürdige Mahāmoggallāna aber erkennt im Herzen prüfend ihr Denken als losgelöst, ledig der Daseinssubstrate. Wie wäre es, wenn ich nun den ehrwürdigen Mahāmoggallāna in Gegenwart des Erhabenen mit angemessenen Strophen priese?"

 

3. Da nun erhob sich der ehrwürdige Vangīsa von seinem Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es leuchtet mir etwas auf, Erhabener! Es leuchtet mir etwas auf, Pfadführer !"

 

4. "Es soll dir aufleuchten, Vangīsa!" sprach der Erhabene.

 

5. Da nun pries der ehrwürdige Vangīsa den ehrwürdigen Mahāmoggallāna in Gegenwart des Erhabenen mit den angemessenen Strophen (*2):

 

"Den am Hange des Berges sitzenden Weisen, den Überwinder des Leidens,
Umgeben verehrend die Schüler, der drei Wissenschaften kundig,
Überwinder des Todes.
Diese prüft im Herzen der wundermächtige Mogallāna,
Ihr Denken erkennt er prüfend als losgelöst, ledig der Daseinssubstrate.
So umgeben sie verehrend den mit allen Tugenden begabten Weisen,
den Überwinder des Leidens,
Den Gotama, der mit allen Fähigkeiten ausgestattet ist."

 

 

(*1) Siehe oben 4. 23. 2.

(*2) = Theragāthā 1249-51.


S.8.11. Gaggarā

1. Einstmals weilte der Erhabene in Campā (*1), am Ufer des Lotosteiches Gaggarā mit einer großen Bhikkhugemeinde, zusammen mit fünfhundert Bhikkhus an Zahl, mit siebenhundert Laienbrüdern, mit siebenhundert Laienschwestern und mit vielen tausenden von Devatās. Es überstrahlte sie aber der Erhabene mit seiner Schönheit und seinem Ruhm.

 

2. Da nun kam dem ehrwürdigen Vangīsa folgender Gedanke: "Der Erhabene hier weilt in Campā, am Ufer des Lotosteiches Gaggarā mit einer großen Bhikkhugemeinde, zusammen mit fünfhundert Bhikkhus an Zahl, mit siebenhundert Laienbrüdern, mit siebenhundert Laienschwestern und mit vielen tausenden von Devatās. Es überstrahlt sie aber der Erhabene mit seiner Schönheit und seinem Ruhm. Wie wäre es, wenn ich nun den Erhabenen in seiner Gegenwart mit angemessenen Strophen priese?"

 

3. Da nun erhob sich der ehrwürdige Vangīsa von seinem Sitz, schlug seinen Mantel über die eine Schulter, und indem er in der Richtung, wo sich der Erhabene befand, die zusammengelegten Hände vorstreckte, sprach er zu dem Erhabenen also: "Es leuchtet mir etwas auf, Erhabener! Es leuchtet mir etwas auf, Pfadführer!"

 

4. "Es soll dir aufleuchten, Vangīsa!" sprach der Erhabene.

 

5. Da nun pries der ehrwürdige Vangīsa den Erhabenen in seiner Gegenwart mit der angemessenen Strophe (*2):

 

"Wie der Mond am entwölkten Himmel,
Wie die fleckenlose Sonne strahlt,
so überstrahlst du, Angīrasa, großer Weiser,
Mit deinem Ruhm die ganze Welt."

 

 


(*1) Hauptstadt der Angas, die im Osten von Magadha wohnten, unweit des jetzigen Bhagalpur gelegen. Zu des Buddha Zeit waren die Anga den Magadhas unterworfen. Rhys Davids, Buddhist India, S. 23 f.

(*2) = Theragāthā 1252.


S.8.12. Vangīsa

1. Einstmals wei1te der Erhabene in Sāvatthī, im Jetahaine, im Parke des Anāthapindika.

 

2. Zu jener Zeit aber hatte der ehrwürdige Vangīsa noch nicht lange die Arahantwürde erreicht und sprach, die Wonne der Erlösung genießend, bei dieser Gelegenheit die folgenden Strophen (*1):

 

"Berauscht von Wahrsagerei (*2) zogen wir früher von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt.
Da sahen wir den Erleuchteten, und Glaube entstand in uns.
Er predigte mir die Lehre von den Wesensbestandteilen und den Sinnesbereichen (*3).
Wie ich seine Lehre gehört, floh ich aus der Welt in das Leben der Heimlosigkeit.
Zu vieler Leute Segen wahrlich hat der Weise die höchste Erleuchtung erreicht,
(Zum Segen) von Bhikkhus und Bhikkhunīs,
die den Wandel auf rechtem Wege schauten (*4).
Ein schöner Zugang wahrlich war es mir (*5) in meines Buddha Nähe:
Die drei Wissenschaften hab ich erfaßt, des Buddha Vorschrift ausgeführt,
Ich kenne meine früheren Daseinsformen, das himmlische Auge ist geläutert;
Ich bin einer, der die drei Wissenschaften beherrscht,
wundermächtig, die Gedanken der anderen kennend."

(*1) Vgl. Theragāthā 1253ff.

(*2) kāveyyamatto. Bezieht sich ohne Zweifel auf die von Vangīsa in früherer Zeit gepflegte Wahrsagekunst, die oben Anm. zu 8.1.1 erwähnt wurde. Vgl. auch Mrs. Rhys Davids, Psalms of the Brethren, S.406, N. 4. Der Ausdruck kāveyya wird auch Dīgha I. 11.10 von einer bestimmten Art Wahrsagerei gebraucht.

(*3) Dhātuyo hinter āyatanāni erweist sich durch das Metrum als späterer Zusatz.

(*4) niyāmagataddasā. Ich fasse gata substantivisch = gamana. Der Komm I. 336.11 hat "die den niyāma gegangen sind und den niyāma schauten. Vgl. aber folg. Note.

(*5) Ich lese svāgatam vata me āsi (für asi), wofür auch das Metrum spricht; svāgatam gibt der Komm. richtig durch suāgamanam wieder.


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