Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

M. 136. (XIV,6) Mahākammavibhanga Sutta (Kennzeichnung der Werke II)

(Übersetzung von Karl Eugen Neumann)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rajagaham, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen. Um diese Zeit aber lebte der ehrwürdige Samiddhi im Walde, in einer Hütte.

Da kam denn ein Pilger, der junge Potali, auf einem Spaziergange sich ergehend, dorthin wo der ehrwürdige Samiddhi weilte. Dorthin gekommen tauschte er höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend wandte sich nun Potaliputto der Pilger also an den ehrwürdigen Samiddhi:

"Von Angesicht hab' ich es, Bruder Samiddhi, vom Asketen Gotamo gehört, von Angesicht vernommen: "Eitel ist Tat in Werken, eitel ist Tat in Worten, Tat in Gedanken ist einzig echt.' Gibt es nun eine Einkehr, wohin eingekehrt man nichts empfindet?"

"Nicht also, Bruder Potaliputto, wolle du reden und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen; nicht kann ja; der Erhabene gesagt haben: "Eitel ist Tat in Werken, eitel ist Tat in Worten, Tat in Gedanken ist einzig echt.' Aber es gibt, Bruder, eine Einkehr, wohin eingekehrt man nichts empfindet."

"Wie lang ist es her, Bruder Samiddhi, daß du Pilger bist?"

"Nicht lange, Bruder, drei Jahre."

"Was werden wir da erst noch die älteren Mönche angehn, wenn ja schon so ein junger Mönch den Meister verteidigen zu müssen glaubt! - Wer mit Absicht, Bruder Samiddhi, eine Tat begangen hat, in Werken, in Worten, in Gedanken, was empfindet der?"

"Wer mit Absicht, Bruder Potaliputto, eine Tat begangen hat, in Werken, in Worten, in Gedanken, der empfindet Schmerz."

Da mochte Potaliputto der Pilger des ehrwürdigen Samiddhi Worte weder billigen noch abweisen; ohne zu billigen, ohne abzuweisen erhob er sich von seinem Sitze und ging fort. Bald aber nachdem Potaliputto der Pilger gegangen war, begab sich der ehrwürdige Samiddhi zum ehrwürdigen Anando hin. Dort angelangt tauschte er höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend teilte nun der ehrwürdige Samiddhi das ganze Gespräch, das er mit Potaliputto dem Pilger geführt hatte, Wort um Wort dem ehrwürdigen älteren Anando mit. Auf diesen Bericht wandte sich der ehrwürdige Anando also an den ehrwürdigen Samiddhi:

"Es ist, Bruder Samiddhi, dieser Mitteilung halber geraten, den Erhabenen aufzusuchen. Wir wollen, Bruder Samiddhi, zum Erhabenen hingehn und davon berichten: wie es uns der Erhabene erklären wird, so wollen wir es halten."

"Gern, Bruder!" sagte da der ehrwürdige Samiddhi, dem ehrwürdigen Anando zustimmend.

Und der ehrwürdige Samiddhi begab sich nun mit dem ehrwürdigen Anando zum Erhabenen hin. Dort angelangt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend teilte nun der ehrwürdige Anando das ganze Gespräch, das der ehrwürdige Samiddhi mit Potaliputto dem Pilger geführt hatte, Wort um Wort dem Erhabenen mit. Auf diesen Bericht wandte sich der Erhabene also an den ehrwürdigen Anando:

"Auch nur vom Sehn aus ist mir, Anando, Potaliputto der Pilger nicht bekannt, geschweige denn daß ich ihm das gesagt hätte. Aber auch Samiddhi, Anando, hat da als ein Unverständiger Potaliputto dem Pilger die mehrfach zu beantwortende Frage einseitig beantwortet."

Auf diese Worte wandte sich der ehrwürdige Udayi also an den Erhabenen:

"Wenn aber, o Herr, der ehrwürdige Samiddhi es in Beziehung darauf gesagt hat: 'Was irgend empfunden wird ist schmerzlich'?"

Also gefragt, wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando und sagte:

"Sieh' doch, Anando, wie da Udayi als ein Unverständiger irrt: gewußt hab' ich es, Anando, daß da eben jetzt Udayi als ein Unverständiger in Irrtum geraten, unachtsam sich irren wird. Gleich am Anfang, Anando, hat Potaliputto der Pilger drei Arten von Gefühlen gemeint. Hätte da, Anando, Samiddhi, der Unverständige, Potaliputto dem Pilger auf seine Frage also geantwortet: 

so würde mit dieser Antwort, Anando, Samiddhi, der Unverständige, Potaliputto dem Pilger recht geantwortet haben. Sind nun freilich, Anando, jene anderen Büßer und Pilger töricht und unerfahren, wer soll dann des Vollendeten mächtige Kennzeichnung der Werke verstehn, es sei denn daß ihr, Anando, zuhört, wann der Vollendete mächtige Kennzeichnung der Werke kennzeichnet."

"Da ist es, Erhabener, Zeit, da ist es, Willkommener, Zeit, daß der Erhabene mächtige Kennzeichnung der Werke kennzeichne: des Erhabenen Wort werden die Mönche bewahren."

"Wohlan denn, Anando, so höre und achte wohl auf meine Rede."

"Gewiß, o Herr!" sagte da aufmerksam der ehrwürdige Anando zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:

"Vier Arten von Menschen, Anando, finden sich hier in der Welt vor: welche vier? 

"Da hat, Anando, irgend ein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da ein Mörder und Dieb gewesen, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt. Der sagt sich nun: 'Es gibt ja wahrlich böse Taten, es gibt eine Ernte schlechter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der da also übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt.' Der sagt sich nun: "Wer da wahrlich also übel gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.' So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: "Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.'

"Da hat wieder, Anando, irgendein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da ein Mörder und Dieb gewesen, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt. Der sagt sich nun: 'Es gibt ja wahrlich keine bösen Taten, es gibt keine Ernte schlechter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt.' Der sagt sich nun: 'Wer da wahrlich also übel gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.' So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: 'Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.'

"Da hat, Anando, irgendein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da kein Mörder und Dieb gewesen, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt. Der sagt sich nun: 'Es gibt ja wahrlich günstige Taten, es gibt eine Ernte guter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt.' Der sagt sich nun: "Wer da wahrlich also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.' So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: 'Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.'

"Da hat wieder, Anando, irgendein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da kein Mörder und Dieb gewesen, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt. Der sagt sich nun: "Es gibt ja wahrlich keine günstigen Taten, es gibt keine Ernte guter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt.' Der sagt sich nun: "Wer da wahrlich also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.' So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: 'Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.'

"Hat da nun, Anando, ein Asket oder ein Priester gesagt: 'Es gibt ja wahrlich böse Taten, es gibt eine Ernte schlechter Handlungen', so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er dann weiter sagt: 'Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der da übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt', so gesteh' ich ihm auch das zu. Wenn er aber dann sagt: 'Wer da wahrlich also übel gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab', so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: 'Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: 'Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Anando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

"Hat da nun, Anando, ein Asket oder ein Priester gesagt: 'Es gibt ja wahrlich keine bösen Taten, es gibt keine Ernte schlechter Handlungen', so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er aber dann sagt: 'Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt', so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er aber dann sagt: 'Wer da wahrlich also übel gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf', so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: 'Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: 'Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Anando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

"Hat da nun, Anando, ein Asket oder ein Priester gesagt: 'Es gibt ja wahrlich günstige Taten, es gibt eine Ernte guter Handlungen', so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er dann weiter sagt: 'Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt', so gesteh' ich ihm auch das zu. Wenn er aber dann sagt: 'Wer da also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf', so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: 'Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: 'Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Anando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

"Hat da nun, Anando, ein Asket oder ein Priester gesagt: 'Es gibt ja wahrlich keine günstigen Taten, es gibt keine Ernte guter Handlungen', so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er aber dann sagt: 'Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt', so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er aber dann sagt: 'Wer da wahrlich also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab', so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: 'Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: 'Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes', so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Anando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

"Ist da nun, Anando, ein Mensch, der ein Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt, so hat er seine böse Tat, die leidig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine falsche Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab geraten. Wenn er aber hier also übel gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr.

"Ist da nun, Anando, ein Mensch, der ein Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt, so hat er seine günstige Tat, die freudig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine rechte Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf geraten. Wenn er aber hier also übel gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr.

"Ist da nun, Anando, ein Mensch, der kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt, so hat er seine günstige Tat, die freudig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine rechte Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf geraten. Wenn er aber hier also wohl gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr.

"Ist da nun, Anando, ein Mensch, der kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt, so hat er seine böse Tat, die leidig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine falsche Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab geraten. Wenn er aber hier also wohl gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr."

"So gibt es denn, Anando, ein Wirken, das unmöglich ist und unmöglich erscheint; gibt ein Wirken, das unmöglich ist und möglich erscheint; gibt ein Wirken, das möglich ist und auch möglich erscheint; gibt ein Wirken, das möglich ist und unmöglich erscheint."

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Anando über das Wort des Erhabenen.


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136. Unterscheidung beim Karma II – Mahākammavibhanga Sutta

(Übersetzung von Kurt Schmidt)

Siehe die Vorbemerkung zum 135. Sutta!

So habe ich es gehört:

Einst weilte der Erhabene am Eichhörnchenfutterplatz im Bambushain bei Rājagaha. Damals hielt sich der ehrwürdige Samiddhi in einer Waldhütte auf. Auf einem Spaziergang kam der Wanderasket Potaliputta zu Samiddhi, begrüßte ihn, setzte sich zu ihm und sprach:

                «Aus dem Munde des Samana Gotama habe ich folgendes gehört: <Unwichtig ist das Handeln in Werken, unwichtig ist das Handeln in Worten, nur auf das Handeln in Gedanken kommt es an. Es gibt eine Versenkung (samāpatti[1]), in der man keine Empfindung hat>» – «Sage das nicht!» erwiderte ihm Samiddhi, «verleumde den Erhabenen nicht! Es ist nicht gut, den Erhabenen zu verleumden. Der Erhabene würde Derartiges nicht sagen.» – «Lieber Samiddhi», sagte darauf der andere, «wie lange bist du eigentlich schon Bhikkhu?» – «Noch nicht lange, erst drei Jahre.» – «Wozu soll ich dann noch mit älteren Bhikkhus reden, wenn schon ein so junger Bhikkhu glaubt, seinen Meister verteidigen zu müssen!» Und er fügte hinzu: «Wenn jemand wissentlich in Werken, Worten oder Gedanken etwas getan hat, welche Vergeltung hat er dann zu erwarten?» Samiddhi erwiderte. «Dann ist die Vergeltung Leiden oder Übel.»

                Ohne zuzustimmen und ohne zu widersprechen stand Potaliputta auf und ging fort. Bald darauf suchte Samiddhi den ehrwürdigen Ananda auf und berichtete ihm das Gespräch mit Potaliputta. Ananda sagte darauf: «Wir müssen den Gegenstand dieser Unterredung dem Erhabenen unterbreiten. Komm, wir wollen zusammen zum Erhabenen gehen und ihm berichten. Wie er es uns erklären wird, so wollen wir es festhalten.» Dann gingen beide zum Erhabenen und trugen ihm die Sache vor.

                Der Erhabene sprach: «Nicht einmal vom Sehen kenne ich den Wanderasketen Potaliputta, geschweige denn, daß ich mit ihm ein solches Gespräch gehabt hätte. Der unwissende Samiddhi hat die unterschiedlich zu beantwortende Frage Potaliputtas einseitig beantwortet.» Darauf sagte der ehrwürdige Udayi zum Erhabenen: «Hat der ehrwürdige Samiddhi es vielleicht so gemeint: Alles, was (als Vergeltung) empfunden wird, das ist vom Übel?»

                Der Erhabene aber sagte zu Ananda: «Sieh doch diese Ablenkung des unwissenden Udayi! Ich wußte schon, daß Udayi eine solche Ablenkung machen würde. Von Anfang an hat Potaliputta bei seiner Frage an drei Arten von Vergeltung gedacht. Samiddhi hätte ihm antworten sollen: <Wenn jemand wissentlich in Werken, Worten oder Gedanken etwas getan hat, das eine glückliche Vergeltung verdient, dann hat er eine glückliche Vergeltung zu erwarten; hat er wissentlich etwas getan, das eine üble, leidvolle Vergeltung verdient, dann hat er eine üble, leidvolle Vergeltung zu erwarten; hat er wissentlich etwas getan, das eine weder glückliche noch üble Vergeltung verdient, dann hat er eine weder glückliche noch üble Vergeltung zu erwarten.> So hätte Samiddhi richtig geantwortet. Ganz abgesehen von den törichten und unwissenden andersdenkenden Wanderasketen, – wer wird die große Lehre eines Vollendeten von den Unterschieden beim Karma[2] erstehen, wenn nicht ihr, Ananda, hört, wie ein Vollendeter die Unterschiede beim Karma auseinanderhält?»

                Hierauf bat Ananda den Erhabenen, diese Lehre darzulegen, und der Erhabene sprach:

                «Vier Arten von Menschen sind in der Welt anzutreffen: die einen sind Mörder, Diebe, Lüstlinge, Lügner, Verleumder, Schwätzer, Habsüchtige, Mißgünstige und haben falsche Ansichten. Solche sinken nach dem Tode hinab in die Hölle. Die zweite Art ist ebenso, sie steigen aber nach dem Tode hinauf in den Himmel. Die dritte Art enthält sich alles bösen Tuns und hat rechte Einsicht. Solche steigen nach dem Tode hinauf in den Himmel. Die vierte Art ist ebenso wie die dritte, sie sinken aber nach dem Tode hinab in die Hölle.

                Nun erlangt irgendein Samana oder Brahmane eine solche Geistessammlung, daß er mit dem himmlischen Auge sieht, wie ein Übeltäter nach dem Tode zur Hölle hinabsinkt. Der sagt dann: <Es gibt wirklich eine Vergeltung für Übeltaten, denn ich selbst habe gesehen, wie ein Übeltäter nach dem Tode zur Hölle hinabsank.> Und er sagt weiter: <Jeder, der Übles tut, kommt in die Hölle. Dies ist die Wahrheit, anderes ist Irrtum.> So hält er hartnäckig an dem fest, das er selbst erkannt und geschaut hat.

                Ein anderer Samana oder Brahmane schaut in der Geistessammlung, wie ein Übeltäter in den Himmel kommt; der behauptet dann hartnäckig, Übeltäter kämen in den Himmel; nur dies sei Wahrheit, anderes Unsinn.

                Wieder ein anderer schaut in der Geistessammlung, wie ein guter Mensch in den Himmel kommt; der behauptet dann hartnäckig, alle guten Menschen kämen in den Himmel; nur dies sei Wahrheit, anderes Unsinn.

                Ein vierter schaut in der Geistessammlung, wie ein guter Mensch nach dem Tode in die Hölle kommt; der behauptet dann hartnäckig, alle guten Menschen kämen in die Hölle; dies sei Wahrheit, anderes Unsinn.

                Dem Samana oder Brahmanen, der sagt, es gebe eine Vergeltung für Übeltaten; Übeltäter kämen in die Hölle; er habe es selbst gesehen, – diesem stimme ich zu. Dem aber, der sagt, alle Übeltäter kämen in die Hölle, stimme ich nicht zu, und zwar deshalb, weil ein Vollendeter über die große Lehre von den Unterschieden beim Karma anderes weiß.

                Dem Samana oder Brahmanen, der sagt, es gebe keine Vergeltung für Übeltaten; er habe gesehen, wie ein Übeltäter nach dem Tode in den Himmel kam, – diesem stimme ich zu; dem aber, der sagt, alle Übeltäter kämen in den Himmel, stimme ich nicht zu[3].

                Dem Samana oder Brahmanen der sagt, es gebe eine Vergeltung für gute Taten; gute Menschen kämen in den Himmel; er selbst habe es gesehen, – diesem stimme ich zu; dem aber, der sagt, alle guten Menschen kämen in den Himmel, stimme ich nicht zu.

                Dem Samana oder Brahmanen, der sagt, es gebe keine Vergeltung für gute Taten; er habe gesehen, wie ein guter Mensch in die Hölle kam, – diesem stimme ich zu; dem aber, der sagt, alle guten Menschen kämen in die Hölle, stimme ich nicht zu.

                Ein Übeltäter sinkt hinab in die Hölle, wenn er früher oder später Übles getan hat, das für ihn Leiden zur Folge hat, und wenn er in der Sterbestunde falsche Ansicht hat. Dafür, daß er hier ein Übeltäter ist, erhält er die Vergeltung entweder schon in diesem Leben oder bei der Wiedergeburt oder in einem späteren Dasein.

                Ein Übeltäter steigt aber hinauf zum Himmel, wenn er früher oder später Gutes getan hat, das für ihn Glück zur Folge hat, oder wenn er in der Sterbestunde rechte Einsicht hat; darum kommt er in den Himmel. Wenn er nun hier ein Übeltäter war, so erhält er doch die Vergeltung in diesem Leben oder bei der Wiedergeburt oder in einem späteren Dasein.

                Ein Mensch, der sich hier übler Taten enthält und in der Sterbestunde rechte Einsicht hat, steigt nach dem Tode hinauf in den Himmel. Weil er früher oder später Gutes getan hat oder in der Sterbestunde rechte Einsicht hat, darum kommt er nach dem Tode in den Himmel. Er erhält in diesem Leben oder bei der Wiedergeburt oder in einem späteren Dasein die Vergeltung.

                Ein Mensch, der sich übler Taten enthält und in der Sterbestunde rechte Einsicht hat, sinkt hinab in die Hölle, wenn er früher oder später Übles getan hat, das für ihn üble Folgen hat; darum kommt er nach dem Tode in die Hölle. Dafür, daß er sich hier übler Taten enthalten hat und in der Sterbestunde rechte Einsicht hat, erhält er die Vergeltung in diesem Leben oder bei der Wiedergeburt oder in einem späteren Dasein.

                So, Ananda, ist ein Karma

  • ungünstig und erscheint ungünstig
  • ist ungünstig und erscheint günstig
  • ist günstig und erscheint günstig
  • ist günstig und erscheint ungünstig.»

                So sprach der Erhabene. Ananda freute sich über diese Rede.


 

[1]samāpatti (wörtlich: <Erreichung>), ein Wort, das im älteren Pali, das Buddha sprach, nicht vorkam; er sagte dafür jhāna oder samādhi.

[2]mahākammavibhangam So soll Buddha die hier vorgetragene Lehre selbst bezeichnet haben. kammavibhanga bedeutet: <Unterscheidung beim Karma>. Warum steht hier mahā (groß)? Dies scheint sich auf vibhanga (Unterscheidung) zu beziehen, aber die Unterscheidung ist nicht besonders groß. Des Rätsels Lösung liegt darin, daß das vorhergehende Sutta 135 die Bezeichnung Cūlakammavibhangasutta (kleines oder geringes Sutta von der Unterscheidung beim Karma) führt. Offenbar ist mahāvibhanga das Gegenstück dazu. Es wird also vorausgesetzt, daß Buddha, als er seine Lehrrede ankündigte, wußte, daß ihr im Majjhimanikāya, den es damals noch nicht gab, als 135. Stück das Cūlakammavibhangasutta vorhergehen würde!

[3]Im Text jedesmal derselbe Schlußsatz wie zuvor.


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