Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

M. 126. (XIII,6) Bhūmija Sutta (Bhumijo)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rajagaham, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen.

Da nun begab sich der ehrwürdige Bhumijo, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schale versehn, nach dem Hause des Königsohns Jayaseno. Dort angelangt nahm er auf dem dargebotenen Sitze Platz. Und Jayaseno der Königsohn trat an den ehrwürdigen Bhumijo heran, tauschte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich zur Seite hin. Zur Seite sitzend wandte sich nun Jayaseno der Königsohn also an den ehrwürdigen Bhumijo:

"Es gibt, o Bhumijo, manche Asketen und Priester, die sagen und lehren: 

Des werten Bhumijo Meister aber, was sagt der, was lehrt der, was verkündet der?"

"Ich selber, Königsohn, habe darüber vom Erhabenen nichts gehört, nichts vernommen; doch mag es wohl sein, daß der Erhabene also aussage: 

Ich selber, Königsohn, habe darüber vom Erhabenen nichts gehört, nichts vernommen; doch mag es wohl sein, daß der Erhabene also aussage."

"Wenn des werten Bhumijo Meister solches sagt, solches lehrt, solches verkündet, dann freilich hat des werten Bhumijo Meister eben all den übrigen Asketen und Priestern gleichsam aufs Haupt geschlagen."

Und Jayaseno der Königsohn bediente nun den ehrwürdigen Bhumijo mit Speise von der eigenen Tafel.

Als nun der ehrwürdige Bhumijo, nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt war, begab er sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend erzählte nun der ehrwürdige Bhumijo dem Erhabenen Wort um Wort das ganze Gespräch, das er mit Jayaseno dem Königsohne geführt hatte. Nach diesem Berichte wandte sich dann der ehrwürdige Bhumijo also an den Erhabenen:

"Hab' ich nun, o Herr, mit solcher Antwort auf solche Frage wirklich die Worte des Erhabenen gebraucht und den Erhabenen nicht mit Unrecht angeführt und der Lehre gemäß geredet, so daß sich da kein entsprechender Folgesatz als ungehörig erweisen kann?"

"In der Tat hast du, Bhumijo, mit solcher Antwort auf solche Frage meine eigenen Worte gebraucht und mich nicht mit Unrecht angeführt und der Lehre gemäß geredet, so daß sich da kein entsprechender Folgesatz als ungehörig erweisen kann. - 

Wer da auch immer, Bhumijo, als Asket oder als Priester falsch erkennt, falsch bedenkt, falsch redet, falsch handelt, falsch wandelt, falsch bemüht ist, falsch besonnen, falsch vertieft, und 

und warum nicht? Weil er, Bhumijo, das Ziel gewinnen nicht von Grund aus versteht.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Sesamöl begehrt, Sesamöl sucht, auf Sesamöl ausgeht, einen Trog mit Sand anfüllte und mit Wasser verrührte, verquirlte, verriebe;

und warum nicht? Weil er, Bhumijo, Sesamöl gewinnen nicht von Grund aus versteht. Ebenso nun auch, Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel unmöglich gewinnen: und warum nicht? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen nicht von Grund aus verstehn.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Milch begehrt, Milch sucht, auf Milch ausgeht, eine Kuh, die gekalbt hat, am Horne zu melken begänne; 

und warum nicht? Weil er, Bhumijo, Milch gewinnen nicht von Grund aus versteht. Ebenso nun auch, Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel unmöglich gewinnen: und warum nicht? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen nicht von Grund aus verstehn.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Butter begehrt, Butter sucht, auf Butter ausgeht, Wasser in das Faß eingösse und mit dem Stempel zu kernen begänne; 

und warum nicht? Weil er, Bhumijo, Butter gewinnen nicht von Grund aus versteht. Ebenso nun auch Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel unmöglich gewinnen: und warum nicht? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen nicht von Grund aus verstehn.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, venn ein Mann, der Feuer begehrt, Feuer sucht, auf Feuer ausgeht, ein feuchtes, leimiges Holzscheit mit dem Reibholze anzureiben begänne; 

und warum nicht? Weil er, Bhumijo, Feuer gewinnen nicht von Grund aus versteht. Ebenso nun auch, Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel unmöglich gewinnen: und warum nicht? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen nicht von Grund aus verstehn.

"Wer da auch immer, Bhumijo, als Asket oder als Priester recht erkennt, recht bedenkt, recht redet, recht handelt, recht wandelt, recht bemüht ist, recht besonnen, recht vertieft, und 

und warum das? Weil er, Bhumijo, das Ziel gewinnen von Grund aus versteht.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Sesamöl begehrt, Sesamöl sucht, auf Sesamöl ausgeht, einen Trog mit Sesammehl anfüllte und mit Wasser verrührte, verquirlte, verriebe; mag der auch also mit Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also ohne Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also mit Hoffnung und ohne Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also weder mit Hoffnung noch ohne Hoffnung bemüht sein, Sesamöl kann er doch wohl gewinnen: und warum das? Weil er, Bhumijo, Sesamöl gewinnen von Grund aus versteht. Ebenso nun auch, Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel doch wohl gewinnen: und warum das? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen von Grund aus verstehn.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Milch begehrt, Milch sucht, auf Milch ausgeht, eine Kuh, die gekalbt hat, am Euter zu melken begänne; mag der auch also mit Hoffnung bemüht sein, Milch kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also ohne Hoffnung bemüht sein, Milch kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also mit Hoffnung und ohne Hoffnung bemüht sein, Milch kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also weder mit Hoffnung noch ohne Hoffnung bemüht sein, Milch kann er doch wohl gewinnen: und warum das? Weil er, Bhumijo, Milch gewinnen von Grund aus versteht. Ebenso nun auch, Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel doch wohl gewinnen: und warum das? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen von Grund aus verstehn.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Butter begehrt, Butter sucht, auf Butter ausgeht, Rahm in das Faß eingösse und mit dem Stempel zu kernen begänne; mag der auch also mit Hoffnung bemüht sein, Butter kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also ohne Hoffnung bemüht sein, Butter kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also mit Hoffnung und ohne Hoffnung bemüht sein, Butter kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also weder mit Hoffnung noch ohne Hoffnung bemüht sein, Butter kann er doch wohl gewinnen: und warum das? Weil er, Bhumijo, Butter gewinnen von Grund aus versteht. Ebenso nun auch, Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel doch wohl gewinnen: und warum das? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen von Grund aus verstehn.

"Gleichwie etwa, Bhumijo, wenn ein Mann, der Feuer begehrt, Feuer sucht, auf Feuer ausgeht, ein trockenes, ausgedörrtes Holzscheit mit dem Reibholze anzureiben begänne; mag der auch also mit Hoffnung bemüht sein, Feuer kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also ohne Hoffnung bemüht sein, Feuer kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also mit Hoffnung und ohne Hoffnung bemüht sein, Feuer kann er doch wohl gewinnen; mag der auch also weder mit Hoffnung noch ohne Hoffnung bemüht sein, Feuer kann er doch wohl gewinnen: und warum das? Weil er, Bhumijo, Feuer gewinnen von Grund aus versteht. Ebenso nun auch, Bhumijo, können dergleichen Asketen oder Priester das Ziel doch wohl gewinnen: und warum das? Weil sie, Bhumijo, das Ziel gewinnen von Grund aus verstehn. - 

Hättest du aber, Bhumijo, diese vier Gleichnisse Jayaseno dem Königsohne dargestellt, ohne Zweifel wäre dann Jayaseno der Königsohn mit dir zufrieden geworden und hätte zufrieden dir zugestimmt."

"Wie doch nur hätt' ich, o Herr, Jayaseno dem Königsohne diese vier Gleichnisse darzustellen vermocht, die unzweifelhaften, nie zuvor gehörten, gleichwie etwa der Erhabene!"

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Bhumijo über das Wort des Erhabenen.


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