Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

M. 122. (XIII,2) Mahāsuññata Sutta (Leerheit II)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sakker, bei Kapilavatthu, im Park der Feigenbäume.

Da nun begab sich der Erhabene eines Morgens, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schale versehn, auf den Almosengang nach Kapilavatthu, trat in der Stadt von Haus zu Hause um Almosen hin und wandte sich dann, nach dem Mahle, vom Almosengange zurückgekehrt, der Einsiedelei des Sakkers Kalakhemako zu, bis gegen Sonnenuntergang da zu verweilen.

Um diese Zeit aber waren in der Einsiedelei des Sakkers Kalakhemako viele Sitze bereitgestellt, und der Erhabene sah diese vielen Sitze dort und gedachte bei sich: 'Viele Sitze sind in der Einsiedelei des Sakkers Kalakhemako bereitgestellt: viele Mönche werden wohl hier sich aufhalten.'

Damals nun war der ehrwürdige Anando in der Einsiedelei des Sakkers Ghatayo in Gemeinschaft vieler Mönche mit dem Ausbessern der Kleidung beschäftigt.

Als nun der Erhabene gegen Abend die Gedenkensruhe aufgehoben hatte, begab er sich nach der Einsiedelei des Sakkers Ghatayo. Dort angelangt nahm der Erhabene auf dem dargebotenen Sitze Platz und wandte sich dann an den ehrwürdigen Anando:

"Viele Sitze, Anando, sind in der Einsiedelei des Sakkers Kalakhemako bereitgestellt: viele Mönche werden wohl dort sich aufhalten."

"Viele Sitze, o Herr, sind in der Einsiedelei des Sakkers Kalakhemako bereitgestellt: viele Mönche halten sich dort auf; die Kleidung herzurichten kommt uns jetzt, o Herr, zu."

"Nicht kommt, Anando; Glanz einem Mönche zu, der an Gemeinsamkeit froh wird, an Gemeinsamkeit Freude hat, an Gemeinsamkeit Befriedigung findet, gemeinsam froh, gemeinsam erfreut, gemeinsam zufrieden ist. 

Daß aber, Anando, ein Mönch, der an Gemeinsamkeit froh wird, an Gemeinsamkeit Freude hat, an Gemeinsamkeit Befriedigung findet, gemeinsam froh, gemeinsam erfreut, gemeinsam zufrieden ist, was da Wohl der Entsagung, Wohl der Einsamkeit, Wohl der Auflösung, Wohl der Erwachung ist, dieses Wohl nach Wunsch gewinnen werde, in seiner Fülle und Weite: das ist unmöglich. 

So nun aber, Anando, ein Mönch, der allein, von Gemeinsamkeit abgeschieden verweilt, ein solcher Mönch es erhoffen mag, was da Wohl der Entsagung, Wohl der Einsamkeit, Wohl der Auflösung, Wohl der Erwachung ist, dieses Wohl werde er nach Wunsch gewinnen, in seiner Fülle und Weite: das ist möglich. 

Daß aber, Anando, ein Mönch, der an Gemeinsamkeit froh wird, an Gemeinsamkeit Freude hat, an Gemeinsamkeit Befriedigung findet, gemeinsam froh, gemeinsam erfreut, gemeinsam zufrieden ist, eine zeitlich ersehnte Geisteserlösung erringen werde oder ewige Stille: das ist unmöglich. 

So nun aber, Anando, ein Mönch, der allein, von Gemeinsamkeit abgeschieden verweilt, ein solcher Mönch es erhoffen mag, er werde eine zeitlich ersehnte Geisteserlösung erringen oder ewige Stille: das ist möglich. 

Nicht weiß ich, Anando, auch nur von einer Form, wobei die Freude, wobei die Befriedigung an der Form, da sie wandelbar, veränderlich ist, nicht in Schmerz überginge und Jammer, Leiden, Trübsinn, Verzweiflung.

"Da hat denn, Anando, der Vollendete hier eine Stätte ausgefunden; und zwar aller Vorstellungen sich begeben und in inniger Leerheit eine Stätte fassen. Wenn da nun, Anando, an den Vollendeten, der in solcher Stätte eine Stätte gefaßt hat, Leute herantreten, Mönche und Nonnen, Anhänger und Anhängerinnen, Könige und königliche Fürsten, Büßer und büßende Pilger, so pflegt, Anando, der Vollendete, gar einsam geneigt im Herzen, einsam gebeugt, einsam gesenkt, abgeschieden, in Entsagung befriedigt, lauter geworden von allen wahnhaften Dingen, einzig nur ein zur Ermunterung taugliches Gespräch zu führen.

"Darum aber, Anando, mag auch ein Mönch es wünschen, 'Innige Leerheit erfassen will ich', so hat, Anando, ein solcher Mönch das innige Herz eben zu festigen, zu beruhigen, einig zu machen und stark. 

Wie aber kann, Anando, ein Mönch das innige Herz eben festigen, beruhigen, einig machen und stark? 

Also kann, Anando, ein Mönch das innige Herz eben festigen, beruhigen, einig machen und stark.

"Er nimmt innige Leerheit im Geiste auf. Während er innige Leerheit im Geiste aufnimmt, will sich ihm das Herz in inniger Leerheit nicht erheben, nicht erheitern, nicht beschwichtigen, nicht beruhigen. Ist es also, Anando, so gedenkt der Mönch: 'Während ich innige Leerheit im Geiste aufnehme, will sich mir das Herz in inniger Leerheit nicht erheben, nicht erheitern, nicht beschwichtigen, nicht beruhigen.' So aber bleibt er da klar bewußt."

"Er nimmt von außen Leerheit im Geiste auf, er nimmt von innen und außen Leerheit im Geiste auf; er nimmt Unverstörung im Geiste auf. Während er Unverstörung im Geiste aufnimmt, will sich ihm das Herz in Unverstörung nicht erheben, nicht erheitern, nicht beschwichtigen, nicht beruhigen. Ist es also, Anando, so gedenkt der Mönch: 'Während ich Unverstörung im Geiste aufnehme, will sich mir das Herz in Unverstörung nicht erheben, nicht erheitern, nicht beschwichtigen, nicht beruhigen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Ein solcher Mönch, Anando, hat nun in jener ersteren geistigen Vertiefung das innige Herz eben zu festigen, zu beruhigen, einig zu machen und stark. Er nimmt innige Leerheit im Geiste auf. Während er innige Leerheit im Geiste aufnimmt, erhebt sich ihm das Herz in inniger Armut, erheitert sich, beschwichtigt sich, beruhigt sich. Ist es also, Anando, so gedenkt der Mönch: 'Während ich innige Leerheit im Geiste aufnehme, erhebt sich mir das Herz in inniger Armut, erheitert sich, beschwichtigt sich, beruhigt sich.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Er nimmt von außen Leerheit im Geiste auf, er nimmt von innen und außen Leerheit im Geiste auf; er nimmt Unverstörung im Geiste auf. Während er Unverstörung im Geiste aufnimmt, erhebt sich ihm das Herz in Unverstörung, erheitert sich, beschwichtigt sich, beruhigt sich. Ist es also, Anando, so gedenkt der Mönch: 'Während ich Unverstörung im Geiste aufnehme, erhebt sich mir das Herz in Unverstörung, erheitert sich, beschwichtigt sich, beruhigt sich.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn nun, Anando, bei diesem Mönche, der eine solche Stätte gefunden hat, im Herzen die Neigung vorwiegt auf- und abzugehn, so geht er auf und ab: 'Also auf- und abgehend werd' ich von Begierde und Mißmut, schlechten, unheilsamen Dingen mich nicht überwältigen lassen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn nun, Anando, bei diesem Mönche, der eine solche Stätte gefunden hat, im Herzen die Neigung vorwiegt, stehn zu bleiben, so bleibt er stehn: 'Also stehn bleibend werd' ich von Begierde und Mißmut, schlechten, unheilsamen Dingen mich nicht überwältigen lassen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn nun, Anando, bei diesem Mönche, der eine solche Stätte gefunden hat, im Herzen die Neigung vorwiegt niederzusitzen, so setzt er sich nieder: 'Also niedersitzend werd' ich von Begierde und Mißmut, schlechten, unheilsamen Dingen mich nicht überwältigen lassen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn nun, Anando, bei diesem Mönche, der eine solche Stätte gefunden hat, im Herzen die Neigung vorwiegt sich hinzulegen, so legt er sich hin: 'Also liegend werd' ich von Begierde und Mißmut, schlechten, unheilsamen Dingen mich nicht überwältigen lassen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn nun, Anando, bei diesem Mönche, der eine solche Stätte gefunden hat, im Herzen die Neigung vorwiegt zu reden, so gedenkt er: 'Ein Gespräch, das gewöhnlich, gemein, alltäglich, unheilig, ungeeignet ist, 

hinlenkt, als da sind 

ein solches Gespräch werde ich nicht führen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn es aber, Anando, ein Gespräch ist, 

als da sind 

'ein solches Gespräch', gedenkt er, 'werde ich führen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn nun, Anando, bei diesem Mönche, der eine solche Stätte gefunden hat, im Herzen die Neigung vorwiegt zu erwägen, so gedenkt er: 'Erwägungen, die da gewöhnlich, gemein, alltäglich, unheilig, ungeeignet sind, nicht zur Abkehr, nicht zur Wendung, nicht zur Aufhebung, nicht zur Auflösung, nicht zur Vertiefung, nicht zur Erwachung, nicht zur Erlöschung hinlenken, als da sind Erwägungen des Begehrens, der Gehässigkeit, der Wut: solche Erwägungen will ich nicht erwägen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Wenn es aber, Anando, Erwägungen sind, die da heilig, ausreichend ausreichen, dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung, als da sind Erwägungen des Entsagens, der Duldsamkeit, der Milde: 'solche Erwägungen', gedenkt er, 'will ich erwägen.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Fünf Begehrungen, Anando, gibt es: welche fünf? 

Das sind, Anando, die fünf Begehrungen, wobei der Mönch oft und oft sein Herz erforschen muß: 'Kommt es wohl vor, daß mir bei diesen fünf Begehrungen, auf diesem oder auf jenem Gebiete, geistiges Zukehren erwächst?' 

Sobald, Anando, der Mönch bei seiner Erforschung merkt: 'Es kommt vor, daß mir bei diesen fünf Begehrungen, auf diesem oder auf jenem Gebiete, geistiges Zukehren erwächst': ist es also, Anando, so gedenkt der Mönch: 'Was da bei diesen fünf Begehrungen Willensreiz ist, das hab' ich nicht verloren'. So aber bleibt er da klar bewußt. Sobald aber, Anando, der Mönch bei seiner Erforschung merkt: 'Nicht kommt es vor, daß mir bei diesen fünf Begehrungen. auf diesem oder auf jenem Gebiete, geistiges Zukehren erwächst': ist es also, Anando, so gedenkt der Mönch: 'Was da bei diesen fünf Begehrungen Willensreiz ist, das hab' ich verloren.' So aber bleibt er da klar bewußt.

"Fünf gibt es, Anando, der Daseinsgruppen, wobei der Mönch das Entstehen und Vergehn beobachten muß: 

Während er bei diesen fünf Daseinsgruppen das Entstehen und Vergehn beobachtet, geht ihm dabei was Dünkel der Ichheit ist verloren. Ist es also, Anando, so gedenkt der Mönch: 'Was da bei diesen fünf Daseinsgruppen Dünkel der Ichheit war, das hab' ich verloren.' So aber bleibt er da klar bewußt. Das nun, Anando, sind Dinge, die einzig dem Heile zuführen, heilige, überweltliche, unüberkommen vom Bösen.

"Was bedünkt dich, Anando: aus welchem zureichenden Grunde darf wohl ein Jünger dem Meister nachfolgen, so lange bis er ihn von sich weist?"

"Vom Erhabenen stammt unser Wissen, o Herr, vom Erhabenen geht es aus, auf den Erhabenen geht es zurück. Gut wär' es, o Herr, wenn doch der Erhabene den Sinn dieser Rede erläutern wollte: das Wort des Erhabenen werden die Mönche bewahren."

"Nicht wohl, Anando, darf ein Jünger dem Meister nachfolgen, um nur Reden, Aussprüche, Erklärungen zu hören: und warum nicht? 

Lange Zeit habt ihr ja, Anando, die Dinge gehört, gehütet, mit der Rede beherrscht, im Gedächtnis bewahrt, von Grund aus verstanden. 

Was aber da, Anando, ein Gespräch ist, 

hinlenkt, als da sind 

um eines solchen Gespräches willen, Anando, darf wohl ein Jünger dem Meister nachfolgen, so lange bis er ihn von sich weist. -

"Daher kommt es, Anando, daß ein Lehrer Unbill erfährt; daher kommt es, daß ein Schüler Unbill erfährt; daher kommt es, daß ein Asket Unbill erfährt. Wie aber, Anando, erfährt ein Lehrer Unbill? 

Da sucht, Anando, irgendein Lehrer einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Während er also zurückgezogen weilt, gehn in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nach. Und während in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nachgehn, wird er aus Ohnmacht begehrlich, gerät in Leidenschaft, kehrt sich der Üppigkeit zu. Den heißt man, Anando, einen Lehrer, der unbillig Unbill des Lehrers erfahren hat: überzogen haben ihn schlechte, unheilsame Dinge, besudelnde, Wiederdasein säende, entsetzliche, Leiden ausbrütende, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugende. Also, Anando, erfährt ein Lehrer Unbill.

"Wie aber, Anando, erfährt ein Schüler Unbill? 

Da ist eben einer, Anando, eines solchen Meisters Jünger, und der Einsamkeit des Meisters gemäß übt er sich ein und sucht einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Während er also zurückgezogen weilt, gehn in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nach. Und während in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nachgehn, wird er aus Ohnmacht begehrlich, gerät in Leidenschaft, kehrt sich der Üppigkeit zu. Den heißt man, Anando, einen Schüler, der unbillig Unbill des Schülers erfahren hat: überzogen haben ihn schlechte, unheilsame Dinge, besudelnde, Wiederdasein säende, entsetzliche, Leiden ausbrütende, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugende. Also, Anando, erfährt ein Schüler Unbill.

"Wie aber, Anando, erfährt ein Asket Unbill? 

Da erscheint, Anando, der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er sucht einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Während er also zurückgezogen weilt, gehn in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nach. Und während in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nachgehn, wird er nicht aus Ohnmacht begehrlich, gerät in keine Leidenschaft, kehrt sich der Üppigkeit nicht zu. 

Da ist nun einer, Anando, eines solchen Meisters Jünger, und der Einsamkeit des Meisters gemäß übt er sich ein und sucht einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Während er also zurückgezogen weilt, gehn in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nach. Und während in der Umgegend Priester und Hausleute, Bürger wie Bauern, ihren Geschäften nachgehn, wird er aus Ohnmacht begehrlich, gerät in Leidenschaft, kehrt sich der Üppigkeit zu. Den heißt man, Anando, einen Asketen, der unbillig Unbill des Asketen erfahren hat: überzogen haben ihn schlechte, unheilsame Dinge, besudelnde, Wiederdasein säende, entsetzliche, Leiden ausbrütende, wiederum Leben, Altern und Sterben erzeugende. Also, Anando, erfährt ein Asket Unbill. Was da nun, Anando, eine Unbill des Lehrers und Unbill des Schülers anlangt, so ist eine Unbill des Asketen reicher an Leiden als jene, reicher an Bitterkeit, und führt zum Verderben hin. -

"Darum aber, Anando, mögt ihr mit Liebe mir begegnen und nicht mit Feindschaft; das wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen.

"Wie aber, Anando, begegnen einem Meister die Jünger mit Feindschaft und nicht mit Liebe? 

Da legt, Anando, ein Meister den Jüngern die Lehre dar, mitleidig, wohlwollend, von Mitleid bewogen: 'Das dient euch zum Wohle, das dient euch zum Heile.' Und die Jünger horchen nicht auf ihn, leihen ihm kein Gehör, wenden das Herz nicht dem Verständnisse zu, und übertreten in ihrem Betragen die Satzung des Meisters. Also, Anando, begegnen einem Meister die Jünger mit Feindschaft und nicht mit Liebe.

"Wie aber, Anando, begegnen einem Meister die Jünger mit Liebe und nicht mit Feindschaft. Da legt, Anando, ein Meister den Jüngern die Lehre dar, mitleidig, wohlwollend, von Mitleid bewogen: 'Das dient euch zum Wohle, das dient euch zum Heile.' Und die Jünger horchen auf ihn, leihen ihm Gehör, wenden das Herz dem Verständnisse zu, und nicht übertreten sie in ihrem Betragen die Satzung des Meisters. Also, Anando, begegnen einem Meister die Jünger mit Liebe und nicht mit Feindschaft.

"Darum aber, Anando, mögt ihr mit Liebe mir begegnen und nicht mit Feindschaft; das wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Nicht brauch' ich, Anando, mit euch umzugehn wie der Töpfer mit den ungebrannten Tongefäßen. Einfüllend einfüllen, Anando, kann meine Rede, ausgießend ausgießen: der Gehalt bleibt derselbe."

Also sprach der Erhabene, Zufrieden freute sich der ehrwürdige Anando über das Wort des Erhabenen.


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Zur Bezeichnung Sakker in dieser Rede und Sakyer in der vorhergehenden sei bemerkt, daß die Namen, obwohl an sich identische Denominativa von sak « vermögen», insofern leicht differenziert erscheinen als einige nördlichere Städte und Burgen wie etwa Kapilavatthu oder Devadaham stetig den Sakkern, und wieder andere südlichere wie z.B. Nagarakam oder Metalumpam stetig den Sakyern zugesprochen sind. Gotamo nennt seinen Vater Sakko, in der 36. und 85. Rede: er selbst aber wird allgemein Sakyaputto, Sohn der Sakyer, geheißen, so in der 41. Rede usw.

Der engere Kreis Sakkos, des stolzen Sakras als der er gegolten, und seiner Sakker, Sākrer, mag sich immerhin dem umfassenderen der Sakyer, Sakyer eingeordnet haben, die Linie der Dynastie, der Zweig dem Stamme. Darum also haben auch die nächsten Verwandten Gotamos auf der Urneninschrift um die kristallene Phiole, die sie den Aschenresten ihres erlauchten Bruders gewidmet, sich selber als Sakyer bekannt:

Das ist ein Leichenschrein des Erwachten, Erhabenen:
Der Sakyer Stiftung, der Brüder mit Schwestern, mit Kindern und Frauen.

Diesem nüchternen und doch beredten Epitaph ist wohl ferner noch zu entnehmen, daß die Brüder, bzw. Halbbrüder Gotamos das Erbe Sakkos gemeinsam angetreten hatten. Zerstörender Habsucht an 2400 Jahre verborgen wurde Urne und Phiole im Januar 1898 aus einem kostbar schützenden Topenhügel bei Piprāvā an der nepalischen Grenze ausgegraben und noch von BÜHLER als das erste historische Sakyer-Dokument erkannt, Journ. Roy. As. Soc. 1898 p.389, die Inschrift aber erst von PISCHEL Im 56. Bande d. Zeitschr. deutsch. morgenländ. Ges. S. 157f. richtig erklärt. - Der Unfug mit dem Sakasākagargādibhyo yañ ist späterer Mißverstand, wie die gute alte Theragāthā 533 und 536 zeigt.