Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung

M. 67. (VII,7) Cātumā Sutta (Vor Catuma)

DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Catuma, im Amalakiwalde. Zu dieser Zeit nun waren mit Sariputto und Moggallano gegen fünfhundert Mönche in Catuma angekommen, den Erhabenen zu sehn. Und diese ankommenden Mönche, die sich mit den anwesenden Mönchen freundlich begrüßten und denen Sitz und Lagerstatt angewiesen und Mantel und Schale abgenommen wurde, machten lauten Lärm, großen Lärm. Da nun wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Anando:

"Was ist das nur, Anando, für lauter Lärm, großer Lärm? Als ob Fischer um die Beute rauften."

"Es sind da, o Herr, mit Sariputto und Moggallano gegen fünfhundert Mönche in Catuma angekommen, den Erhabenen zu sehn. Und diese ankommenden Mönche, die sich mit den anwesenden Mönchen freundlich begrüßen und denen Sitz und Lagerstatt angewiesen und Mantel und Schale abgenommen wird, machen lauten Lärm, großen Lärm."

"So geh' denn, Anando, und sage den Mönchen in meinem Namen: Der Meister läßt euch Ehrwürdige rufen."

"Wohl, o Herr!", erwiderte der ehrwürdige Anando, dem Erhabenen gehorchend, und begab sich dorthin wo jene Mönche weilten. Dort angelangt sprach er also zu ihnen: "Der Meister läßt euch Ehrwürdige rufen."

"Gut, o Bruder, wir kommen!" erwiderten jene Mönche dem ehrwürdigen Anando und begaben sich dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts nieder. Und zu den Mönchen, die da seitwärts saßen, sprach der Erhabene also:

"Was macht ihr nur, Mönche, für lauten Lärm, großen Lärm? Als ob Fischer um die Beute rauften."

"Es sind hier, o Herr, mit Sariputto und Moggallano gegen fünfhundert Mönche in Catuma angekommen, den Erhabenen zu sehn. Und eben diese ankommenden Mönche, die sich mit den anwesenden Mönchen freundlich begrüßen und denen Sitz und Lagerstatt angewiesen und Mantel und Schale abgenommen wird, machen lauten Lärm, großen Lärm."

"Geht weiter, Mönche, ich entlass' euch: nicht sollt ihr bei mir sein."

"Also, Herr!" erwiderten jene Mönche, dem Erhabenen gehorchend, standen von ihren Sitzen auf, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig, schritten rechts herum, brachten ihr Lager in Ordnung, nahmen Mantel und Schale und zogen von dannen.

Um diese Zeit nun waren die Sakyerfürsten von Catuma im städtischen Herrenhause zusammengekommen, irgendeine Angelegenheit zu beraten. Es sahn aber die Sakyerfürsten von Catuma jene Mönche wie sie von ferne heranzogen, und als sie die Mönche gesehn gingen sie ihnen entgegen und sprachen sie also an:

"Ei, wo geht ihr denn, Ehrwürdige, wieder hin?"

"Der Erhabene, ihr Lieben, hat die Mönchgemeinde entlassen."

"So nehmt doch, Ehrwürdige, eine Weile hier Platz: vielleicht gelingt es uns den Erhabenen zu versöhnen."

"Gern, ihr Lieben!" erwiderten jene Mönche den Sakyerfürsten von Catuma,

Und die Sakyerfürsten von Catuma begaben sich dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprachen nun die Sakyerfürsten von Catuma zum Erhabenen also:

"Annehmen möge, o Herr, der Erhabene die Mönchgemeinde, aufnehmen möge, o Herr, der Erhabene die Mönchgemeinde! Gleichwie da, o Herr, der Erhabene früher die Mönchgemeinde begnadet hat, ebenso nun auch möge der Erhabene jetzt die Mönchgemeinde begnaden! Es sind hier, o Herr, neue Mönche, erst seit kurzem Asketen, eben erst in diese Lehre und Ordnung eingetreten: und wenn diese den Erhabenen nicht zu sehn bekämen, so möchten sie verkümmern, möchten verderben. Gleichwie etwa, o Herr, zarte Schößlinge ohne Wasser zu bekommen verkümmern und verderben möchten, ebenso nun auch, o Herr, gibt es hier neue Mönche, die erst seit kurzem Asketen, eben erst in diese Lehre und Ordnung eingetreten sind: und wenn diese den Erhabenen nicht zu sehn bekämen, so möchten sie verkümmern, möchten verderben. Gleichwie etwa, o Herr, ein zartes Kalb von der Mutter getrennt verkümmern und verderben möchte, ebenso nun auch, o Herr, gibt es hier neue Mönche, die erst seit kurzem Asketen, eben erst in diese Lehre und Ordnung eingetreten sind: und wenn diese den Erhabenen nicht zu sehn bekämen, so möchten sie verkümmern, möchten verderben. Annehmen möge, o Herr, der Erhabene die Mönchgemeinde, aufnehmen möge, o Herr, der Erhabene die Mönchgemeinde! Gleichwie da, o Herr, der Erhabene früher die Mönchgemeinde begnadet hat, ebenso nun auch möge der Erhabene jetzt die Mönchgemeinde begnaden!"

Nun aber gewahrte Brahma Sāhampati des Erhabenen Herzenserwägung im Herzen; und so schnell wie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, verschwand er da aus der Brahmawelt und erschien vor dem Erhabenen. Und Brahma Sāhampati entblößte eine Schulter, faltete die Hände zum Erhabenen und sprach zum Erhabenen also:

"Annehmen möge, o Herr, der Erhabene die Mönchgemeinde, aufnehmen möge, o Herr, der Erhabene die Mönchgemeinde! Gleichwie da, o Herr, der Erhabene früher die Mönchgemeinde begnadet hat, ebenso nun auch möge der Erhabene jetzt die Mönchgemeinde begnaden! Es sind hier, o Herr, neue Mönche, erst seit kurzem Asketen, eben erst in diese Lehre und Ordnung eingetreten: und wenn diese den Erhabenen nicht zu sehn bekämen, so möchten sie verkümmern, möchten verderben. Gleichwie etwa, o Herr, zarte Schößlinge ohne Wasser zu bekommen, verkümmern und verderben möchten, ebenso nun auch, o Herr, gibt es hier neue Mönche, die erst seit kurzem Asketen, eben erst in diese Lehre und Ordnung eingetreten sind: und wenn diese den Erhabenen nicht zu sehn bekämen, so möchten sie verkümmern, möchten verderben. Gleichwie etwa, o Herr, ein zartes Kalb von der Mutter getrennt verkümmern und verderben möchte, ebenso nun auch, o Herr, gibt es hier neue Mönche, die erst seit kurzem Asketen, eben erst in diese Lehre und Ordnung eingetreten sind: und wenn diese den Erhabenen nicht zu sehn bekäme, so möchten sie verkümmern, möchten verderben. Annehmen möge, o Herr, der Erhabene die Mönchgemeinde, aufnehmen möge, o Herr, der Erhabene, die Mönchgemeinde! Gleichwie da, o Herr, der Erhabene früher die Mönchgemeinde begnadet hat, ebenso nun auch möge der Erhabene jetzt die Mönchgemeinde begnaden!"

Und es gelang den Sakyerfürsten von Catuma und dem Brahma Sāhampati den Erhabenen zu versöhnen, durch das Gleichnis vom Schößling und durch das Gleichnis vom Kalbe (*1). Und der ehrwürdige Mahamoggallano wandte sich an die Mönche:

"Steht auf, ihr Brüder, und nehmt Mantel und Schale: versöhnt ist der Erhabene von den Sakyerfürsten aus Catuma und von Brahma Sāhampati, durch das Gleichnis vom Schößling und durch das Gleichnis vom Kalbe."

"Wohl, o Bruder!" sagten da jene Mönche, dem ehrwürdigen Mahamoggallano willfahrend; und sie standen auf, nahmen Mantel und Schale und begaben sich dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts nieder. Und zum ehrwürdigen Sariputto, der an der Seite saß, sprach der Erhabene also:

"Was dachtest du, Sariputto, da ich die Mönchgemeinde entließ?"

"Also dacht' ich, o Herr, da der Erhabene die Mönchgemeinde entließ: 'Selbstgenugsam will jetzt der Erhabene seliger Gegenwart genießen, und auch wir wollen jetzt selbstgenugsam seliger Gegenwart genießen.'

"Gehe du, Sariputto, gehe du, Sariputto: und nicht wieder, Sariputto, sollst du einen solchen Gedanken hegen."

Und der Erhabene wandte sich an den ehrwürdigen Mahamoggallano:

"Was dachtest du, Moggallano, da ich die Mönchgemeinde entließ?"

"Also dacht' ich, o Herr, da der Erhabene die Mönchgemeinde entließ: 'Selbstgenugsam will jetzt der Erhabene seliger Gegenwart genießen, ich aber und der ehrwürdige Sariputto werden uns jetzt der Mönchgemeinde annehmen.'"

"Gut, gut, Moggallano: sei es eben ich, der sich da der Mönchgemeinde annimmt, sei es eben Sariputto und Moggallano."

Und der Erhabene wandte sich nun an die Mönche:

"Vier Gefahren, ihr Mönche, sind da bei einem Badenden zu gewärtigen: welche vier? 

Das, ihr Mönche, sind die vier Gefahren, die bei einem Badenden zu gewärtigen sind. Ebenso nun auch, ihr Mönche, sind da vier Gefahren bei manchem Menschen zu gewärtigen, der in diese Lehre und Ordnung, aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen ist: welche vier? 

"Was ist aber, ihr Mönche, die Gefahr der Woge? 

"Was aber, ihr Mönche, ist die Gefahr des Krokodils? 

"Was aber, ihr Mönche, ist die Gefahr des Strudels? 

"Und was ist, ihr Mönche, die Gefahr des Haies? 

"Das sind, ihr Mönche, die vier Gefahren, die man da bei manchem Menschen, der in diese Lehre und Ordnung, aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen ist, zu gewärtigen hat."

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.


(*1) Vergleiche hierzu die 48.Rede. Ähnlich ist auch das Gleichnis vom Säugling und der Amme, Anguttara Nikaya Vol.III, p.6, welches um seiner Anschaulichkeit willen dem großen Asoko so gefallen hat, daß er es in seinem IV. Säulenedikt aufgenommen hat. 


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