SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen
V.3. Punnaka
1043 PUNNAKA
- Zu dem Entsüchteten, der bis zur Wurzel blickt,
- Sind wir gekommen, um ihn zu befragen:
- Wodurch veranlaßt brachten hier in dieser Welt
- Die Seher und aus Manus Stamm die Krieger und Brahmanen
- Den Göttern reichlich Opfer dar?
- Dies frag' ich dich. O künd' es mir, Erhabener!
Zeile a. - Der bis zur Wurzel blickt (mūla-dassāvī).
CNidd: "Er sieht die Ursache (aller Dinge), die Wurzeln des Heilsamen und
Unheilsamen; er sieht die Unermüdlichkeit (appamāda; d.i. Ernst und
Achtsamkeit) als die Wurzel aller heilsamen Dinge; er sieht Nichtwissen als die
Ursache der Karma-Formationen usw. (in der Reihe der 'Bedingten Entstehung')."
Zeile c/e. - Vgl. Vers 458.
1044 DER ERHABENE
- All jene Seher und aus Manus Stamm die Krieger und Brahmanen
- Sie brachten reichlich Opfer dar den Göttern
- Aus Hoffnung, Punnaka, für dieses Dasein.
- Hinfälligem ergeben, bringen sie ihr Opfer dar.
1045 PUNNAKA
- All jene Seher und aus Manus Stamm die Krieger und Brahmanen,
- Sie brachten reichlich Opfer dar den Göttern.
- Die unermüdlich sind im Opferdienst, Erhabener,
- Wird wohl von ihnen, Herr, Geburt und Alter überwunden?
- Dies frag' ich dich. O künd' es mir, Erhabener!
1046 DER ERHABENE
- Sie hoffen, preisen, beten, opfern, -
- Um des Gewinnes willen beten sie um Sinnendinge.
- Die Opfer bringen und in Daseinslust entbrannt,
- Nicht überwinden sie Geburt und Alter, also künd' ich.
Zeile b. - kāmābhijappanti paticca lābham; die Übersetzung folgte
CNidd, wo Gewinn (lābha) erklärt wird als das Erlangen von angenehmen
Sinnen-Objekten, von Reichtum, glücklicher Wiedergeburt usw
1047 PUNNAKA
- Wenn jene, Herr, die Opferspende bringen,
- Geburt nicht überwinden und nicht Alter durch ihr Opfern,
- Dann wer nun in der Götter-, Menschen-Welt
- Hat überwunden wohl Geburt und Alter, o Verehrter?
1048 DER ERHABENE
- Der Niedres wie auch Hohes in der Welt ergründet,
- Dem keine Regung kommt bei irgend etwas in der Welt,
- Der still und klar, der unverstört und wunschlos,
- Er hat Geburt und Alter überwunden, künd' ich.
Zeile a. - Niederes wie auch Hohes (parovara);
vgl. Vers 475 m. Anm.
Zeile b. - Regung (iñjitam); vgl. v. 1040, 750.
1049 METTAGU
- Dies frag ich dich, o künd' es mir, Erhabener!
- Als Wissensmächt'gen acht' ich dich,
- Als einen, dessen Wesen voll entfaltet!
- Woher entstanden sind hier diese Leiden,
- Die in der Welt so mannigfach gestaltet?
1050 DER ERHABENE
- Des Leidens Ursprung, danach fragst du mich.
- Ich will ihn künden dir, wie er von mir erkannt:
- Bedingt durch Daseins-Stützen bilden sich die Leiden,
- Die in der Welt so mannigfach gestaltet.
1051
- Unwissend, wer sich Daseins-Stützen schafft,
- Stets neu gerät in Leid solch Tor.
- Daher soll, wer erkennt, nicht Daseins-Stützen schaffen.
- Er, der des Leids Geburt und Ursprung schaut.
Vers 1050c/d-1051 =
Vers 728; zu 'Daseins-Stützen' s. Anm. 364.
1052 METTAGU
- Das, was wir fragten, hast du uns verkündet.
- Ein anderes frag' ich dich, o künd' auch dies:
- Wie überschreiten Weise wohl die Flut:
- Geburt und Alter, Sorge und den Kummer?
- Dies, Muni, mögest ganz du mir erklären,
- Denn wahrhaft hast erkannt du diese Lehre!
1053 DER ERHABENE
- Die Lehre will ich dir verkünden, die hier schon sichtbar,
- Frei von Überlieferungsglauben,
- In der, ward sie erkannt, besonnen lebend,
- Man überwinden mag das Haften an der Welt.
Frei von Überlieferungs-Glauben (anītiham). K erklärt mit 'auf eigener
Erfahrung beruhend' (atta-paccakkham). CNidd zitiert hierzu: Die Rede an
die Kalamer (Angutt.-Nik., Dreier-Buch, Nr. 65).
1054 METTAGU
- So freu' ich mich, o Großer, dieser höchsten Lehre,
- In der, ward sie erkannt, besonnen lebend,
- Man überwinden mag das Haften an der Welt!
1055 DER ERHABENE
- Was immer auch du wahrnimmst,
- Sei es oben, unten oder quer inmitten,
- Ergötzen hieran meide und das Eingewöhnen!
- Verwinde das Bewußtsein, bleibe nicht im Dasein
Zeile b - Dies bezieht sich, lt. CNidd, auf: Zukunft,
Vergangenheit und Gegenwart; Götter-, Höllen- und Menschenwelt; Heilsames,
Unheilsames und karmisch Neutrales, Unkörperliche Welt, Sinnen-Welt und
Feinkörperliche Welt; freudiges, leidiges und indifferentes Gefühl.
Zeile c. - Eingewöhnen (nivesanam); hier vor allem als 'ditthinivesanam',
das Eingewöhnen in Ansichten; vgl. v. 785
m. Anm. Bewußtsein; lt. CNidd, das Karma-erzeugende Bewußtsein.
1056
- Also verweilend, achtsam, unermüdlich,
- Wenn dann der Mönch in solchem Wandel
- All das als 'Mein' Geliebte hat verwunden,
- Geburt und Alter, Sorge und den Kummer
- Hier schon erkennend, wird er lassen Leiden.
1057 (METTAGU)
- Voll Freude bin ich über dieses Wort des Großen.
- Die Stätte, die von Daseins-Stützen frei,
- Hast gut gekündet du, o Gotama!
- Gewiß, Erhabener, du hast das Leid gelassen,
- Denn wahrhaft hast erkannt du diese Lehre!
1058
- Auch die gewiß können das Leid verlassen,
- Die du zu ihrem Heil ermahnst, o Muni!
- Daher, mich nahend dir, verehr' ich dich, o Hehrer!
- Auch mich mög' der Erhabene zu meinem Heil ermahnen!
Zeile d. - Zu meinem Heil (atthitam); Bedeutung
ungewiß. K erklärt mit sakkaccam, sadā (beständig); K. E. Neumann: "was
not ist"; vielleicht auch "auf Wunsch hin".
1059. Zeile b. = v. 176b (s. Anm.).
1059 DER ERHABENE
- Den man als wissenskundigen Priester weiß,
- Entledigt, nicht am Sinnen-Dasein hängend,
- Er wird gewiß durchkreuzen diese Flut,
- Zum Anderen Ufer ist er hingelangt,
- Von Geistes-Schlacken und von Zweifel frei.
1060
- Ein Mensch, der wissend, der ein Wissensmeister hier,
- Den Hang zu immer neuem Dasein hat er abgetan.
- Der von Begehren frei, der unverstört und wunschlos,
- Er hat Geburt und Alter überwunden, künd' ich!