Peta Vatthu

I.1 Das Lied vom Acker der guten Werke 

1.

Dem fruchtbaren Acker vergleichbar sind Verdienstvollen [Arahats],
dem Ackersmann gleich ist der Geber;
gleich dem Samen die guten Werke,
daraus entsteht die Frucht.

2.

3.

 

Einleitendes Loblied (ānisamsa) auf den Geber guter Gaben, die, für die Erlösung eines Peta geschenkt, für den Geber, für den beschenkten Bettelmönch und für den Peta reichliche Frucht tragen.

v. 1. Der Sangha als Ackerboden (puññakkhetta), der die Gabe gedeihen läßt, wird auch erwähnt in II. 9 68-71. —Je besser der Boden, desto besser die Frucht: auch ausdrücklich als Bezeichnung eines Arahat gebraucht in IV. 1 33, wo es vom Kappitako bhikkhu heißt "puññassa khettam aranavihāre" "er bewegt sich im Acker der verdienstvollen Tat und in freundschaftlicher Liebe". Vgl. hierzu Av. C 38 punyatīrtha "etang de merites religieux" (Feer), und 92 6 dakkhineyyakkhette deyyadhammabījam vippakiranto "in dem Acker des der Gabe Würdigen die Saat der Gabenpflicht ausübend".—

v. 2. Das dakkhineyyadhamma (= deyyadhamma) als die religiöse Pflicht der Almosenspende, auch als dakkhinā (don attributif, Feer) bezeichnet, ist ausgeführt in I. 5. Die Stellen, welche Feer unter dakkhinā (Index Av. C p. 480) anführt, beziehen sich alle auf Peta-Gaben.—

Zum Inhalt des Ganzen siehe S. 51ff. 


I. 2. Das Lied vom Schweinemaul

(Dialog zwischen Nārada und einem Peta.)

1. Nārada

Wie von lauter Gold ist dein Körper,
der ganze Luftraum erstrahlt (davon);
dein Mund (aber) ist wie der eines Schweines,
welche Tat hast du früher begangen?

2. Peta

Im Tun bezähmte ich mich,
in (böser) Rede war ich unbezähmt,
deshalb bin ich von solcher Beschaffenheit,
wie du, o Nārada, siehst.

3.

Deshalb sage ich dir, o Nārada,
was du hier selbst siehst:
tue keine Sünde mit dem Munde,
damit du ja kein "Schweinemaul" wirst. 

Text auch in Andersens Pāli Reader I p. 84-86.—Übersetzt von Feer, Extraits du Kandjour, Annales du Musee Guimet V, p. 541-543. —


I. 3. Das Lied vom Stinkmaul

(Gespräch Nāradas mit einem Peta.)

1. Nārada

Eine göttlich-herrliche Beschaffenheit hast du,
in der Luft schwebst du,
(doch) deinen übelriechenden Mund zerfressen Schlangen:
was für eine Tat hast du früher getan?

2. Peta

Ich war ein böser Asket, Schlechtes redend,
ein Büßer im Wandel, unbezähmt im Reden,
von der Bezwingung (des Körpers) habe ich die Beschaffenheit,
mein Mund (aber) stinkt von der Verleumdung.

3.

Dies hast du, o Nārada, selbst gesehen,
wie es die mitleidigen Guten auch sagen:
sprich keine Verleumdung, keine Lüge,
dann wirst du ein wonnegenießender Yakkha werden.

Das Lied ist eine Variante von I. 2.

v. 1. Der Mund von Schlangen zerfressen auch III. 10, die Erscheinung in der Luft ebendaselbst (vgl. S. 27).


I. 4. Das Lied von der zerbrochenen Puppe

(Lob der guten Gabe; Zwecklosigkeit der Trauer.)

1.

Zu wessen Nutzen auch der Uneigennützige die Gabe gibt,
(sei es) für die früher Verschiedenen
oder auch für die Götter der Geisterwelt,

2.

und die vier großen Könige,
die ruhmreichen Wächter der Welt,
den Kuvera, den Dhatarattha,
den Virūpakkha und den Virūlhaka;
(alle) diese werden (dadurch) geehrt,
und die Geber (sind) nicht ohne Lohn.

3.

Nicht jedoch Weinen oder Grämen
oder sonstiges Wehklagen (ist von Nutzen),
nicht tun das die Verwandten
zum Vorteil für den Toten.

4.

Aber wahrlich, diese Gabe, die gegeben,
im Sañgha wohl verwendet,
wird für ewige Zeit ihm
sofort zum Heile bereitet. 

Aus RE. erfahren wir, daß Buddha dieses Lied spricht im Hause des Anāthapindika, aus einem zufälligen Anlaß, als nämlich das Töchterchen des Hausherrn über ihre zerbrochene Puppe weinte. Es bildet diese Geschichte eine reizende Episode aus Buddhas Lehrtätigkeit und ein gutes Beispiel für seine Art, menschliche Betrachtungen anzustellen.—Das Lied ist zu den sogenannten Jātaka-Vatthus zu rechnen, mit der Absicht des sokavinodanam, der Austreibung des Schmerzes um einen Verstorbenen (s. S. 16). Zur Trauer als unnütz vgl. S. 55; zur Gabe vgl. I. 1.


I. 5. Das Lied von der Pflicht der Verwandten

1.

Außerhalb der Mauern stehen sie,
an Straßenkreuzungen und Plätzen,
auf den Angeln der Türen sind sie,
nachdem sie zu ihrem Hause gekommen.

2.

Obwohl reichlich Essen und Trinken,
Kuchen und (allerlei) Nahrung vorhanden,
denkt (doch) niemand an diese Wesen,
infolge ihres (früheren) Tuns.

3.

Ebenso geben (andererseits) diejenigen Verwandten,
die mitleidig sind,
ergötzliches, reichliches, zur rechten Zeit,
passendes Essen und Trinken,
(sagend): "dies soll für unsere Verwandten sein.
unsere Verwandten sollen glücklich sein."

4.

Und diese, sich dort versammelnd,
die herbei gekommenen Geister der Verstorbenen,
freuen sich aufrichtig
über das reichliche Essen und Trinken.

5.

"Lange mögen unsere Anverwandten leben,
durch die wir (Gaben) empfangen,
uns ist Verehrung erzeigt,
die Geber sind nicht unbelohnt" (so sagen sie).

6.

Nicht gibt es dort (im Jenseits) Ackerland,
nicht gibt es dort Viehzucht;
ein Handel wie hier ist dort nicht,
(kein) Kauf und Verkauf für Geld.

7.

Von dem hier Gegebenen leben
die Seelen (der Väter), die abgeschieden, dort;
wie das auf einen hohen Ort geregnete Wasser
nach unten fließt,
so auch kommt die hier gegebene
Gabe den Petas zugute.

8.

Wie die großen Ströme, die vollen,
den Ozean überströmen lassen,
so auch kommt die hier gegebene
Gabe den Petas zugute.

9.

"Es gaben mir und taten (die Werke an) mir
die Verwandten, Freunde und Gespielen,
(jeder) möge den Petas die Gabe geben,
gedenkend des früher Getanen" (so sagen die Petas).

10.

Nicht jedoch Weinen oder Grämen
oder sonstiges Wehklagen (ist von Nutzen),
nicht tun das die Verwandten
zum Vorteil für den Toten.

11.

Aber wahrlich, diese Gabe, die gegeben,
im Sañgha wohl verwendet,
wird für ewige Zeit ihm
sofort zum Heile bereitet.

12.

Dies ist die Pflicht der Verwandtschaft, hier beschrieben;
den Petas ist reichliche Verehrung erwiesen,
Kraft ist den Bhikkhus gegeben,
von euch (aber) ist keine kleine gute Gabe geleistet. 

Ein Vatthu sehr gemischter Art, besonders was die Manen- und Petavorstellungen anbetrifft (s. Teil I, S. 21 und 51).

Die Verse 10. 11 (I.4 3,4) gehören wahrscheinlich nicht hierher und sind als gelegentliche Erweiterung zu betrachten.

Der Titel ñātidhamma bedeutet nach den K. ñātīhī ñātīnam kattabbakaranam "das was von den Verwandten für die Verwandten getan werden muß".

Die Beliebtheit dieses "Manenliedes" zeigt sich darin, daß es auch in der Sammlung der kleinen Texte, den Khuddaka Pātha des Khuddaka Nikaya aufgenommen worden ist und zwar als Tirokuddasutta (veröffentlicht zum ersten Mal, mit Übersetzung, in der Ausgabe des Khuddaka Pātha von R. C. Childers, London 1869).

Die R. E. findet sich in ganz übereinstimmender Weise bei Hardy, M. B. p. 194—195; die Pretas kommen zu Bimbisara und bitten ihn um Wasser und Brot. Nach der Speisung erzählt ihnen Buddha das Tirokudha-sutta, worauf sie von dem Pretazustande befreit werden und auf den Pfad des Nirvana kommen.


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