Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

348. Die Erzählung von dem Walde (Aranna-Jataka)

„Wenn von dem Wald ins Dorf ich komme“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf die Verlockung durch ein törichtes Mädchen.

§D. Die Begebenheit wird im Cullanaradakassapa-Jataka [Jataka 477] erzählt werden.

 

§B. Als aber ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer Brahmanenfamilie seine Wiedergeburt. Nachdem er herangewachsen war und zu Takkasila alle Künste erlernt hatte, nahm er nach dem Tode seiner Frau seinen Sohn mit sich, betätigte die Weltflucht der Weisen und wohnte im Himalaya. Er ließ seinen Sohn in seiner Einsiedelei und ging selbst fort, um Waldfrüchte zu sammeln.

Damals hatten Räuber ein Grenzdorf geplündert und waren mit ihren Gefangenen fortgezogen. Dabei lief ein Mädchen davon und kam in die Einsiedelei. Es verführte den Sohn des Asketen, veranlasste ihn, seine Tugend aufzugeben, und sagte zu ihm: „Komm, wir wollen gehen.“ Er antwortete: „Mein Vater soll zuerst zurückkehren; wenn ich ihn gesehen habe, werde ich gehen.“ „Sieh ihn also und komme dann“, versetzte das Mädchen; es verließ die Hütte und setzte sich unterwegs nieder.

Als nun der Vater kam, sprach der Sohn des Asketen folgende erste Strophe:

§1. „Wenn von dem Wald ins Dorf ich komme,
wie soll der Mann beschaffen sein,
dem ich dann diene, Väterchen?
Komm, sag es mir, da ich dich frage.“

Darauf sprach der Vater, um ihn zu ermahnen, folgende drei Strophen:

§2. „Wer dir Vertrauen zeigt, mein Sohn,
wer mit dir freundlich hat Geduld,
wer auf dich hört, langmütig ist,
dem diene, wenn von hier du scheidest.
 
§3. Wer mit dem Körper, mit der Stimme
und mit dem Geist nichts Böses tut,
wer an sein Herz dich freundlich nimmt,
dem diene, wenn von mir du scheidest.
 
§4. Wer unbeständig wie ein Affe
und wer bald Lust, bald Unlust zeigt,
dem Manne diene nicht, mein Sohn,
auch wenn du einsam müsstest sein.“ —

Als dies der junge Asket hörte, sprach er: „Wo soll ich, Vater, einen Mann finden, der mit diesen Tugenden ausgestattet ist? Ich gehe nicht fort; nur bei Euch will ich bleiben.“ Und er kehrte wieder um. Darauf verkündete ihm sein Vater die Mittel zur Herbeiführung der Ekstase. Die beiden aber gelangten, ununterbrochener Ekstase sich erfreuend, in die Brahma-Welt.

 

§C. Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jataka mit folgenden Worten: „Damals waren der Sohn und das Mädchen dieselben wie jetzt; der Asket aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Walde


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