Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

268. Die Erzählung von dem Gartenzerstörer (Aramadusa-Jataka) [1]

„Fürwahr, der unter allen diesen“

 

§A. Dies erzählte der Meister im Süden auf dem Lande [2] mit Beziehung auf einen jungen Parkwächter. Nachdem nämlich der Meister die Regenzeit im Jetavana zugebracht hatte, verließ er dieses und wanderte im Südlande umher. Hier lud ein Laienbruder die Mönchsgemeinde mit Buddha, ihrem Haupte, ein und ließ sie in seinem Parke Platz nehmen. Nachdem er sie mit Reisschleim, Kuchen und anderem mehr bewirtet hatte, sprach er: „Die Edlen, welche im Parke herumwandeln wollen, mögen mit diesem Parkwächter gehen“, und gab dem Parkwächter den Auftrag, er solle den Edlen Baumfrüchte geben.

Bei ihrem Umherwandeln sahen die Mönche eine baumlose Stelle. Sie fragten: „Diese Stelle ist öde und nicht mit Bäumen bewachsen; was ist daran schuld?“ Darauf erklärte ihnen der Parkwächter: „Ein junger Parkwächter hat, als er die Pflanzen mit Wasser begoss, gedacht, er wolle sie nach der Größe ihrer Wurzeln begießen, sie daher herausgerissen und sie je nach der Größe ihrer Wurzeln begossen. Dadurch wurde die Stelle baumlos.“

Als die Mönche zum Meister zurückkehrten, meldeten sie ihm dies. Darauf sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch schon früher war dieser Knabe ein Gartenzerstörer.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

 

§B. Als ehedem zu Benares Vissasena regierte, wurde ein Fest ausgerufen. Der Parkwächter dachte: „Ich will das Fest begehen“. Er sprach daher zu den im Parke wohnenden Affen: „Dieser Park bringt euch viel Nutzen. Ich möchte sieben Tage lang das Fest feiern; begießt am siebenten Tage die Pflanzen mit Wasser.“ Sie stimmten zu mit dem Worte: „Gut“. Darauf gab er ihnen Lederschläuche und ging fort.

Die Affen aber gossen das Wasser auf die Pflanzen. Da sprach ihr Ältester zu ihnen: „Kommt her! Das Wasser ist schwer zu bekommen; deshalb muss man es aufsparen. Reißt die Pflanzen heraus und seht nach, wie groß ihre Wurzeln sind; auf die mit langen Wurzeln müsst ihr viel, auf die mit kleinen Wurzeln aber wenig Wasser gießen.“ Sie erwiderten: „Gut“, rissen einige Pflanzen heraus und gingen fort; einige pflanzten sie wieder ein und begossen sie mit Wasser.

Zu der Zeit war der Bodhisattva ein Sohn aus edler Familie zu Benares. Er begab sich aus irgendeinem Grunde nach dem Parke. Als er die Affen so tun sah, fragte er: „Wer lässt euch dies tun?“ Sie antworteten: „Der Älteste von uns Affen“. Darauf sagte er: „Der Älteste von euch hat eine solche Einsicht; wie wird dann erst die eure sein?“ Und indem er dies verkündete, sprach er folgende erste Strophe:

§1. „Fürwahr, der unter allen diesen

der Ältste ist und hochgeehrt,

dem ist 'ne solche Einsicht eigen;

wie ist es bei den übrigen?“

Als die Affen seine Worte hörten, sprachen sie folgende zweite Strophe:

§2. „Nur deshalb tadelst du, Brahmane,

weil du die Sache nicht verstehst.

Denn wenn wir nicht die Wurzel sehen,

wie können wir den Baum erkennen?“

Da dies der Bodhisattva vernahm, sprach er folgende dritte Strophe:

§3. „Ich tadle ja durchaus nicht euch

und nicht die andren Affen hier;

Vissasena ist wohl zu tadeln,

für welchen diese Bäume wachsen“.

 

§C. Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen, verband er das Jataka mit folgenden Worten: „Damals war der Älteste der Affen der Knabe, der den Park zerstörte, der weise Mann aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Gartenzerstörer


[1] Dies Jataka entspricht im Inhalt genau dem 46.

[2] Dakkhinagiri ist derselbe Name wie das heutige Dekhan; doch ist hier nur die Gegend im Süden des Ganges damit gemeint.


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