Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

187. Die Erzählung von dem vierfach Feinen (Catumatta-Jataka)

„Hinaufgestiegen in die Krone“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen hochbetagten Mönch. — Als nämlich eines Tages die beiden ersten Schüler beisammen saßen und sich gegenseitig Fragen stellten und auflösten, kam ein alter Mönch zu ihnen hin, setzte sich als dritter hinzu und sagte: „Ihr Herren, auch wir wollen an Euch Fragen stellen, auch uns sollt Ihr nach den Euch zweifelhaften Dingen fragen.“ Die Theras aber empfanden Überdruss vor ihm, standen auf und entfernten sich [1].

Die Versammlung aber, die sich niedergelassen hatte, um von den Theras die Lehre zu hören, ging, als die Zeit der Versammlung unbenutzt verstrichen war, zu dem Meister hin. Als er fragte: „Warum seid ihr zur ungewohnten Zeit gekommen?“, teilten sie ihm die Veranlassung mit. Darauf sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, haben Sāriputta und Mogallana Überdruss vor diesem empfunden und sind fort gegangen, ohne etwas zu sagen, sondern auch früher schon gingen sie so fort.“ Und er erzählte folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

 

§B. Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva eine Baumgottheit in einer Waldgegend. Da kamen zwei junge Schwäne vom Cittakuta-Berge [2] [2a] herab und setzten sich auf diesen Baum. Wenn sie sich Nahrung gesucht hatten und zurückkehrten, ruhten sie sich nur dort aus und begaben sich dann wieder nach dem Cittakuta-Berge. Mit der Zeit aber entstand zwischen ihnen und dem Bodhisattva eine vertraute Freundschaft; wenn sie kamen oder gingen, begrüßten sie sich gegenseitig, führten eine tugendhafte Unterhaltung und gingen dann fort.

Als diese nun eines Tages wieder auf der Spitze des Baumes saßen und sich mit dem Bodhisattva unterhielten, stellte sich ein Schakal unter diesen Baum und sprach, die jungen Schwäne anredend, folgende erste Strophe:

§1. „Hinaufgestiegen in die Krone

sprecht ihr, von unten weit entfernt.

Kommt doch herab und sprechet unten;

der Tiere König [3] will euch hören.“

Doch die jungen Schwäne empfanden Ekel vor ihm; sie erhoben sich und kehrten nach dem Cittakuta-Berge zurück. Als sie weg waren, sprach der Bodhisattva zu dem Schakal folgende zweite Strophe:

§2. „Wenn ein Schwan mit dem andern redet

gleich einem Gott mit seinesgleichen,

warum mit dir, dem vierfach Feinen [4]?

Geh, Schakal, nur in deine Höhle!“

 

§C. Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt, verband er das Jataka mit folgenden Worten: „Damals war der Alte der Schakal, die beiden jungen Schwäne waren Sāriputta und Mogallana, die Baumgottheit aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem vierfach Feinen


[1] Vgl. die ähnliche Vorgeschichte zum 153. Jataka.

[2] Ein Berg in Bundelkund.

[2a] Dieser Berg wird in den Jatakas häufig als Wohnort von Schwänen genannt.

[3] Damit meint der dreiste Schakal sich selbst.

[4] Dieser natürlich ironisch gemeinte Ausdruck bezieht sich nach dem Kommentator auf den Körper, die Abstammung, die Stimme und die Tugend.


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