Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

173. Die Erzählung von dem Affen (Makkata-Jataka)

„O Vater, der Brahmanenjüngling“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Betrüger.

§D. Die Begebenheit wird im Pakinnaka-Buche [1] im Uddala-Jataka [2] berichtet werden.

Damals aber sprach der Meister: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, ist dieser Mönch ein Betrüger, sondern auch schon früher verübte er Betrug wegen eines Feuers.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

 

§B. Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva in einer Brahmanenfamilie in einem Dorfe des Königreiches Kasi seine Wiedergeburt. Als er herangewachsen war und zu Takkasila die Wissenschaften erlernt hatte, gründete er sich einen Hausstand. Seine Brahmanin gebar ihm einen Sohn; als dieser so alt war, dass er hin und her laufen konnte, starb sie. Nachdem der Bodhisattva ihren Leichnam verbrannt hatte, dachte er: „Was soll ich jetzt noch im Hause wohnen bleiben?“ Und er nahm seinen Sohn und sprach: „Wir wollen die Welt verlassen.“ Darauf verließ er die Schar seiner Verwandten und Freunde, die Tränen im Auge hatten, begab sich mit seinem Sohne nach dem Himalaya und betätigte dort die Weltflucht der Weisen. Er lebte daselbst und nährte sich von den Wurzeln und Früchten der Bäume.

Als es nun eines Tages zur Regenzeit stark regnete, zündete er einige feste Hölzer [3] an und legte sich, um sich am Feuer zu wärmen, auf seine Lagerbank. Sein Sohn, der Asketenknabe, setzte sich auch nieder, die Füße seines Vaters reibend. — Ein Waldaffe aber, der von der Kälte gequält wurde, sah das Feuer in der Laubhütte. Er dachte: „Wenn ich da hineingehe, so werden sie rufen: ‘Ein Affe, ein Affe’, und werden mich schlagen und hinausstoßen. Auf diese Weise werde ich mich nicht am Feuer wärmen können. Ich kenne aber eine List. Ich will ein Asketengewand nehmen, sie dadurch täuschen und auf diese Weise hineinkommen.“ Darauf bekleidete er sich mit dem Bastgewande eines verstorbenen Asketen, nahm dessen Korb und seinen Hakenstock und stellte sich gebückt neben die Tür der Laubhütte neben eine Fächerpalme. Als der Asketenknabe ihn sah, merkte er nicht, dass es ein Affe war, sondern er dachte: „Ich will dem Asketen sagen, dass ein hochbetagter Asket von der Kälte gequält gekommen ist, um sich am Feuer zu wärmen; dann will ich ihn in die Laubhütte einlassen und ihn sich wärmen lassen.“ Und zu seinem Vater gewendet, sprach er folgende erste Strophe:

§1. „O Vater, ein Brahmanenjüngling [4]

steht an den Palmbaum angelehnt.

Da dieses unser Häuschen ist,

wohlan, so lassen wir ihn ein.“

Als der Bodhisattva die Worte seines Sohnes vernahm, stand er auf, stellte sich an die Tür der Laubhütte und sah nach. Da merkte er, dass jener ein Affe war, und er sagte: „Mein Sohn, Menschen haben kein solches Antlitz. Dies ist ein Affe; man darf ihn nicht hereinrufen.“ Nach diesen Worten sprach er folgende zweite Strophe:

§2. „Nicht rufe ihn herein, mein Sohn,

er richtet sonst das Haus zugrunde.

Ein solches Antlitz passt doch nicht

zu einem löblichen Brahmanen.“

Darauf ergriff der Bodhisattva einen Feuerbrand, warf ihn nach jenem mit den Worten: „Was stehst du da?“, und vertrieb ihn damit. Der Affe warf die Bastgewänder ab, erklomm einen Baum und flüchtete in das Gehölz. Der Bodhisattva aber betätigte die vier Vollendungen und gelangte danach in die Brahma-Welt.

 

§C. Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, verband er das Jataka mit folgenden Worten: „Der damalige Affe war dieser betrügerische Mönch, der Asketenknabe war Rahula, der Asket aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Affen


[1] Dies ist das 14. Buch des Jatakam.

[2] Jataka 387.

[3] Damit ist meist das Khadira-Holz (= Akazienholz) gemeint.

[4] Der Knabe spricht von einem „Jüngling“, obwohl er ihn gerade vorher als hochbetagt bezeichnet hatte.


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