Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

 

Zur Übertragung des Jatakam in digitale Form

 

Das Jatakam hat sicherlich nicht den Gehalt anderer Lehrreden wie etwa der Mittleren Sammlung, aber er führt die Leser oder Hörer fast spielerisch, „fabelhaft“ oder „märchenhaft“ in die Gedankenwelt des Buddhismus und dient so zu ihrer Erbauung. In Asien sind die Erzählungen deshalb insbesondere unter Laien sehr beliebt. Unter den „ernsthaften“ westlichen Buddhisten finden die Jatakas weniger Beachtung, was sicherlich einerseits an ihrem „märchenhaften“ Charakter liegt, aber vielleicht auch daran, dass die Texte nur schwer verfügbar sind. Die Jatakas einer breiten interessierten Leserschaft verfügbar zu machen, ist daher der Zweck diese Unternehmens.

 

Das Jatakam wurde vor knapp 100 Jahren vom Gymnasiallehrer Dr. Julius Dutoit erstmals ins Deutsche übersetzt und in den Jahren 1906-1916 bzw. 1921 in sieben Bänden veröffentlicht. Der hohe Aufwand für die Veröffentlichung und der eher beschränkte Käuferkreis ließen die Veröffentlichung schon damals offensichtlich zu einem finanziellen Verlustgeschäft werden. Davon zeugt der mehrfache Verlagswechsel. Umso dankbarer müssen wir sein, dass dieses Vorhaben überhaupt zu Ende geführt wurde.

 

In späteren Jahren hat es ausgewählte Übersetzungen und Veröffentlichungen gegeben, das Gesamtwerk führte jedoch ein Schattendasein in den Regalen weniger Bibliotheken und Privatpersonen. Bezeichnenderweise habe ich in dem von mir antiquarisch erworbenen teilweise „jungfräulichen“ Exemplar viele Seiten im Jahre 2004 erstmals aufgeschlagen – nach fast hundert Jahren.

 

Mein Ziel ist es, wie gesagt, das Jatakam einer breiten Leserschaft kostengünstig oder besser kostenlos verfügbar zu machen. Ein Weg dazu ist heute die Veröffentlichung im Internet. Andere Wege sind ebenfalls denkbar, Voraussetzung ist jedoch in jedem Fall die Digitalisierung des Textes. Dies hat dann auch weitere Vorteile einer verbesserten Auswertbarkeit.

 

Die Digitalisierung erfolgte über das Scannen der mir vorliegenden Originalbücher. Anschließend mussten die unvermeidlichen Fehler bei der Texterkennung korrigiert und der Text in ein „lesbares“ Format gebracht werden. Die Digitalisierung mit dem Ziel einer Internet-Veröffentlichung hat natürlich Konsequenzen:

  1. gingen alle diakritischen Zeichen verloren. Der Aufwand, sie wiederherzustellen, wäre einfach zu groß. Außerdem bestände die Gefahr, dass diese Sonderzeichen bei der Darstellung nicht richtig wiedergegeben werden und die Lesbarkeit zerstören.
  2. geht der Seitenbezug des Originals verloren.
  3. wurde deshalb als primäre Orientierung die Nummer des Jatakas verwendet.
  4. habe ich zur Verbesserung der Orientierung die Strophen durchnummeriert (§1. usw.) entsprechend der Nummerierung von Fausböll in seiner Veröffentlichung der Pali Text Society.
  5. habe ich die Fußnoten zu durchlaufend nummerierten Endnoten ([1] usw.) eines jeden Jatakas gemacht.
  6. habe ich die Seitenverweise im Original auf Jataka- und Strophen-Verweise umgestellt.
  7. habe ich als „Basislayout“ eine möglichst einfache Formatierung gewählt mit einheitlicher Schriftart (Times New Roman), Schriftgröße (12 Punkt), ohne Fett-, Kursiv- und sonstigen Spezialformatierungen, einem einzeiligen Zeilenabstand ohne Einzug, lediglich die Strophen wurden durch einen 1-cm-Einzug abgesetzt.
  8. habe ich die „Gegenwartsgeschichte“ mit „§A.“ (Vorgeschichte) bzw. §A2. (Nachgeschichte) und eine blaue Schriftfarbe, die „Geschichte aus der Vergangenheit“ mit „§B.“ und eine schwarze Schriftfarbe, die Auflösung des Jataka durch „§C.“ und eine grüne Schriftfarbe, redaktionelle Anmerkungen und Verweise des Jataka-Redakteurs durch „§D. und eine violette Schriftfarbe und weiteren Kommentar durch „§E.“ und eine braune Schriftfarbe von einander abgehoben. Die Farben wurden so gewählt, dass sie auch bei einer Schwarz-Weiß-Darstellung gut lesbar sind.
  9. habe ich in den längeren Jatakas, soweit vorhanden, die Kapiteleinteilung durch „§B1.“, §B2.“ usw. und die Zwischentitel hervorgehoben. (Die Paragrafen-Zeichen sollen das Suchen mit Suchfunktion erleichtern.) An einigen Stellen, in denen eigenständige Geschichten ohne überlieferte Titel aneinandergefügt sind, habe ich vorsichtig eigene Zwischentitel ergänzt. Sie sind entsprechend gekennzeichnet.

Außerdem habe ich folgende formale Änderungen zur Anpassung an das 21. Jahrhundert vorgenommen, ohne selbstverständlich den Text inhaltlich zu verändern:

  1. habe ich den Text in die neue deutsche Rechtschreibung überführt.
  2. habe ich die Kombination aus Pali-Begriff und deutschem Wort konsequent mit einem Bindestrich versehen, z.B. „Videha-König“, „Naga-Mädchen“.
  3. habe ich zusätzliche Kommata gesetzt, um die Lesbarkeit zu erhöhen, insbesondere bei erweiterten Infinitiven.
  4. habe ich bei den „Worten des Meisters“ die Anführungszeichen weggelassen, da ja die ganze Geschichte aus der Vergangenheit Ausführungen des Meister darstellt.
  5. habe ich den Gebrauch des Apostrophs zur Kennzeichnung des in den Versen aus metrischen Gründen ausgefallenen Vokals „e“ entsprechend den geltenden Rechtschreib-Regeln auf die Fälle beschränkt, in denen die Worte sonst schwer lesbar oder missverständlich wären.
  6. habe ich in den Anmerkungen die Pali-, Sanskrit- und Englisch-Zitate, sowie die wörtlichen Übersetzungen – soweit im Original noch nicht geschehen - konsequent in Anführungszeichen gesetzt.

 

Das im Süddeutschen häufig entfallene Binnen-„e“ (z.B. „andern“ statt „anderen“) auch in den Prosa-Passagen habe ich als stilistische Note des Münchners Dutoit unverändert beibehalten, auch wenn es einem heutigen Norddeutschen etwas fremd vorkommt.

 

Hin und wieder erschien es mir angezeigt, zusätzliche Anmerkung aufzunehmen, z.B. wenn Dutoit veraltete, heute nicht mehr gängige Begriffe benutzt. Diese sind als Zwischen­anmerkungen kenntlich gemacht (z.B. [1a]).

 

Bei alledem möchte ich betonen, dass ich des Pali nicht mächtig bin und die Übersetzungs­leistung von Dutoit in keiner Weise antasten möchte.

 

Das Ergebnis habe ich sorgfältig Korrektur gelesen, einen Wort-für-Wort- bzw. Zeichen-für-Zeichen-Vergleich habe ich allerdings nicht vorgenommen. Ich hoffe, dass die übersehenen Scan-Fehler und andere Fehler möglichst gering geblieben sind.

 

Dank den Unzähligen, die das Werk überliefert haben ! Dank dem Übersetzer Julius Dutoit ! Möge das Werk dem Leser zum Segen gereichen ! sarvamangalam !

 

Volker Junge


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