Zurueck Milindapañha, Teil 7

4. Kapitel

 

Mil. 7.4.1. Die Termite

 

«Eine Eigenschaft der Termite, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches ist diese?»

«Gleichwie die Termite, o König, wenn sie auf Nahrung ausgeht, über sich eine Schutzdecke errichtet und sich dadurch gedeckt hält: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, die sittliche Beherrschung zum Schutzdache machend und dadurch sie schützend, um Almosen gehen. Denn durch das schützende Dach sittlicher Beherrschung, o König, entgeht der aller Furcht. Auch der Ordensältere Upasena, o König, der Sohn des Vanganta, hat gesagt:

 

  


Mil. 7.4.2. Die Katze

 

«Zwei Eigenschaften der Katze, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches sind diese?»

«Gleichwie die Katze, o König, wenn sie sich in einer Höhle, einem Loch oder einem Hause befindet, beständig nach Ratten sucht: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, wenn er im Dorfe oder Walde oder am Fuße eines Baumes oder in einer leeren Behausung sich befindet, allzeit, immerdar unermüdlich bloß nach der in der <Körperbetrachtung> (kāyagatā-sati) bestehenden Nahrung suchen. Das, o König, ist die erste Eigenschaft der Katze, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, die Katze bloß in der Nähe auf Beute ausgeht: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, bei eben diesen fünf mit Anhaften verbundenen Daseinsgruppen in der Betrachtung ihres Entstehens und Vergehens verweilen: <So ist die Form, so entsteht sie, so löst sie sich auf. So ist das Gefühl, so entsteht es, so löst es sich auf. So ist die Wahrnehmung, so entsteht sie, so löst sie sich auf. So sind die geistigen Bildungen, so entstehen sie, so lösen sie sich auf. So ist das Bewußtsein, so entsteht es, so löst es sich auf.> Das, o König, ist die zweite Eigenschaft der Katze, die er anzunehmen hat. Auch der Erhabene, o König, der Gott der Götter, hat gesagt:

 

  


Mil. 7.4.3. Die Ratte

 

«Eine Eigenschaft der Ratte, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches ist diese?»

«Gleichwie die Ratte, o König, bei ihrem Hin- und Herlaufen stets nach Futter sucht: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, wo immer er geht, stets auf weise Erwägung bedacht sein. Das, o König, ist die eine Eigenschaft der Ratte, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Upasena, o König, des Vanganta Sohn, hat gesagt:

 

  


Mil. 7.4.4. Der Skorpion

 

«Eine Eigenschaft des Skorpions, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches ist diese?»

«Gleichwie, o König, der Skorpion seinen Stachel als Waffe hat und ihn beim Kriechen aufgerichtet hält: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, die Erkenntnis als Waffe haben und mit aufgerichteter Erkenntnis verweilen. Das, o König, ist die eine Eigenschaft des Skorpions, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Upasena, o König, des Vanganta Sohn, hat gesagt:

 

  


Mil. 7.4.5. Der Mungo

 

«Eine Eigenschaft des Mungo, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches ist diese?»

«Gleichwie der Mungo, o König, seinen Körper mit Heilkräutern bestreicht, bevor er sich einer Schlange nähert, um sie zu erfassen: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, wenn er den von Zorn und Verdruß erfüllten, durch Hader, Zwist, Streit und Feindseligkeit überwältigten Menschen sich nähert, sein Herz mit dem Balsam der Liebe (mettā) bestreichen. Das, o König, ist die eine Eigenschaft des Mungo, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Sāriputta, o König, der Feldherr des Gesetzes, hat gesagt:

 

  


Mil. 7.4.6. Der alte Schakal

 

«Zwei Eigenschaften des alten Schakals, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches sind diese?»

«Gleichwie, o König, der alte Schakal von dem Futter, das er erlangt, ohne Ekel frißt, bis er genug hat: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, die Speise, die er erlangt, ohne Ekel verzehren, eben bloß zur Fristung des Körpers. Das, o König, ist die erste Eigenschaft des alten Schakals, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Mahā-Kassapa, o König, hat gesagt:

 

 

 

(Lieder der Mönche 1054 f)

 

Wie ferner, o König, wenn der alte Schakal eine Speise erlangt, er nicht untersucht, ob sie grob ist oder fein so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, wenn er eine Speise erhalten hat, nicht untersuchen, ob sie grob ist oder fein, ob wohlschmeckend oder nicht; sondern mit dem, was er erhalten hat, soll er zufrieden sein. Das, o König, ist die zweite Eigenschaft des alten Schakals, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Upasena, des Vanganta Sohn, hat gesagt:

 

(Lieder der Mönche 580)

  


Mil. 7.4.7. Der Hirsch

 

«Drei Eigenschaften des Hirsches, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches sind diese?»

«Gleichwie, o König, der Hirsch bei Tage im Walde und des Nachts in der Lichtung umherstreift: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, bei Tage im Walde und des Nachts in einer Lichtung verweilen. Das, o König, ist die erste Eigenschaft des Hirsches, die er anzunehmen hat. Auch der Erhabene, o König, der Gott der Götter, sagt in der Rede vom Haarsträuben: <In solchen kalten Winternächten, Sāriputta, im letzten Mondesviertel, wenn der Reif niederfiel, da weilte ich in einer Lichtung, und des Tags in dem Waldesdickicht. Im letzten Monate des Sommers aber weilte ich bei Tage in einer Lichtung, und des Nachts in einem Waldesdickicht.

(Majjhima-Nikāya, Nr. 12. Dort beziehen sich obige Worte auf die vor der vollen Erleuchtung betriebene, verkehrte Schmerzensaskese. - Das Gleichnis ist aber nicht ganz am Platze.)

Wie ferner, o König, wenn eine Lanze oder ein Pfeil heranfliegt, der Hirsch ausweicht und die Flucht ergreift, aber nicht seinen Körper preisgibt: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, wenn die Leidenschaften auf ihn eindringen, sich von ihnen abwenden, fliehen, ihnen nicht das Herz zuwenden. Das, o König, ist die zweite Eigenschaft des Hirsches, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Hirsch, sobald er Menschen erblickt, nach irgend einer Seite flieht, um sich ihren Blicken zu entziehen: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, sobald er Menschen erblickt, die Zank, Hader, Zwist und Streit lieben, sittenlos sind, träge und der Geselligkeit ergeben, sich irgendwohin retten, um sich ihren Blicken zu entziehen und sie selber nicht mehr zu sehen. Das, o König, ist die dritte Eigenschaft des Hirsches, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Sāriputta, o König, der Feldherr des Gesetzes, hat gesagt:

 

(Lieder der Mönche 987)

  


Mil. 7.4.8. Der Stier

 

«Vier Eigenschaften des Stieres, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen welches sind diese?»

«Gleichwie der Stier, o König, nie seinen Stall im Stiche läßt: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, den eigenen Körper nie aufgeben, denkend: <Vergänglich ist ja dieser Körper, dem Zerfalle und der Zerstörung, der Auflösung und dem Untergange unterworfen!> Das, o König, ist die erste Eigenschaft des Stieres, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Stier, nachdem er einmal sein Joch auf sich genommen hat, es im Glück wie im Unglück trägt: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, nachdem er einmal den Heiligen Wandel auf sich genommen hat, denselben in Freuden wie in Leiden bis zu seinem Lebensende, seinem letzten Atemzuge, aufrecht halten. Das, o König, ist die zweite Eigenschaft des Stieres, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Stier unter gierigem Beschnüffeln das Wasser schlürft: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, die Weisung seiner Lehrer und Berater willig und mit Liebe und Vertrauen entgegennehmen. Das, o König, ist die dritte Eigenschaft des Stieres, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Stier alles zieht, von wem auch immer er angetrieben wird: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, die Ermahnungen und Weisungen der älteren, mittleren und jüngeren Mönche, ja selbst der Hausleute und Anhänger, mit dem Haupte sich verneigend, annehmen. Das, o König, ist die vierte Eigenschaft des Stieres, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Sāriputta, der Feldherr des Gesetzes, hat gesagt:

 

 

  


Mil. 7.4.9. Der Eber

 

«Zwei Eigenschaften des Ebers, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches sind diese?»

«Gleichwie, o König, der Eber beim Eintritt der glühenden, heißen Sommerzeit sich zum Wasser hinbegibt: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, sobald er durch gehässige Gedanken aufgewühlt, umhergestoßen, umhergetrieben wird und haßentflammt ist, sich in die Erweckung der kühlenden, ambrosischen, erhabenen Liebe versenken. Das, o König, ist die erste Eigenschaft des Ebers, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Eber schlammiges Wasser aufsucht, mit dem Rüssel die Erde aufwühlt, sich eine Mulde macht und in dieser Mulde ausruht: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, den Körper dem Geiste anvertrauen und, sich in die Betrachtung (seiner Vergänglichkeit usw.) vertiefend, der Ruhe pflegen. Das, o König, ist die zweite Eigenschaft des Ebers, die er anzunehmen hat. Auch der Ordensältere Pindola-Bhāradvāja, o König, hat gesagt:

 


Mil. 7.4.10. Der Elefant

 

«Fünf Eigenschaften des Elefanten, sagst du, ehrwürdiger Nāgasena, habe man anzunehmen: welches sind diese?»

«Gleichwie, o König, der Elefant beim Umherwandern stets den Boden zerstampft: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, durch Betrachtung seines Körpers alle Leidenschaften in sich zerstören. Das, o König, ist die erste Eigenschaft des Elefanten, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Elefant beim Umblicken sich mit dem ganzen Körper umwendet, stets geradeaus blickt und nicht nach allen Seiten schaut: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, beim Umblicken sich mit dem ganzen Körper umwenden, nicht nach allen Seiten schauen, soll weder nach oben noch nach unten blicken, sondern seinen Blick ein Joch (yuga, etwa 1½ Meter) weit vor sich gerichtet halten. Das, o König, ist die zweite Eigenschaft des Elefanten, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Elefant keine bleibende Wohnstätte hat und, wenn er auf Futter ausgeht, niemals jenen Ort zum Wohnen nimmt und ohne festen Aufenthaltsort bleibt: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, keine bleibende Wohnstätte haben, sondern als Hausloser um Almosen gehen; und wenn der den Klarblick Übende einen anmutigen, geeigneten, lieblichen Ort entdeckt, eine Halle, oder den Fuß eines Baumes, oder eine Höhle, oder einen Abhang, so soll er eben dort seinen Aufenthalt nehmen, aber einen festen Wohnsitz soll er sich nicht wählen. Das, o König, ist die dritte Eigenschaft des Elefanten, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Elefant, wenn er baden will, in den von reinem, ungetrübtem, kühlem Wasser angefüllten und mit weißen, blauen und roten Lotusblumen bedeckten, gar großen Lotusteich hineinsteigt und sich dort nach Art der edlen Elefanten ergötzt: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, hineinsteigen in den vom reinen, unbefleckten, hellen, ungetrübten, edlen Wasser des Gesetzes angefüllten und mit den Blüten der Erlösung bedeckten großen Lotusteich der Grundlagen der Achtsamkeit (satipatthānā); und durch Erkenntnis die Gebilde abschüttelnd, von sich schüttelnd, soll er sich nach Art der Yogabeflissenen ergötzen. Das, o König, ist die vierte Eigenschaft des Elefanten, die er anzunehmen hat.

Wie ferner, o König, der Elefant seinen Fuß bedachtsam erhebt, bedachtsam niedersetzt: so auch soll der Yogi, der Yogabeflissene, achtsam und klar bewußt den Fuß erheben, achtsam und klar bewußt den Fuß niedersetzen. überall soll er achtsam und klar bewußt sein, beim Kommen und Gehen, Beugen und Strecken. Das, o König, ist die fünfte Eigenschaft des Elefanten, die er anzunehmen hat. Auch der Erhabene, o König, der Gott der Götter, sagt in der hehren Samyutta-Sammlung:

 

(Dhammapada, Vers 361)

  


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