Sind die Nonnenregeln geheim?

15 Sep 2002

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Hallo, eine wirklich ausführliche Seite über den Buddhismus, zu dem ich mich sehr hingezogen fühle. Leider finde ich auch hier nicht die Regeln der Nonnen. Sind diese geheim? Ich möchte mich obwohl ich noch nicht viel weis gerne an möglichst viele Regeln halten. Biggi


Hallo Biggi,

beim Buddhismus ist nichts geheim, alles ist offen für jedermann. Es ist das Geheimnis des Buddhismus alles offen darzulegen, alles so zu sehen wie es wirklich ist, unverschleiert, ohne mit Gefühlen und Emotionen überlagert. Buddha hat auch kein Wissen zurückbehalten was der Erlösung dient, auch wenn das vielleicht in Mahayana Schriften behauptet wird. Sie finden hier im Palikanon (der Theravadins) alles was zur Erlösung notwendig ist.

Und was ist dazu notwendig? Es gilt die Körper- und Geistestätigkeiten zu analisieren und zu erkennen was dahinter steckt, nämlich nichts, alles ist Leer, aber das muss ja erst erkannt werden. Das Wissen darüber bringt überhaupt nichts, es muss selbst erkannt, gefühlt, gesehen werden. Um das zu Erkennen hilft nur Geistesschulung, dazu gehört in erster Linie die Einhaltung der Regeln.

Das Einhalten der Regeln alleine bringt uns allerdings auch nicht weiter, es ist nur das Fundament auf das wir aufbauen können. Der nächste Schritt ist die Meditation, nur wenn wir uns hinsetzen und achtsam ein- und ausatmen, d.h. genau verfolgen was da an Körper und Geistestätigkeiten abläuft gelingt es uns irgendwann die Vergänglichkeit, die Wesenlosigkeit und das Leiden (ti-lakkhana) zu durchschauen. Wobei hier nicht nur die Sitzmeditation ausreicht, es gehört auch der Achtsame Gang dazu. Die Konzentration die beim Achtsamen Gang erreicht werden kann ist stärker und hält länger an als die Konzentration beim Sitzen. Auch bei den noch übrigen Körperpositionen wie Liegen und Stehen muss die Achtsamkeit aufrecht erhalten bleiben. Nichts geht - ohne Schulung der Achtsamkeit, sonst würde jede widerkäuende Kuh oder vor sich hinbrütende Henne das Nirvana erreichen, dem ist aber nicht so. Alles was wir tun, mit dem Körper oder mit dem Geist, muss bewusst getan werden. Jeder Schritt, ja sogar jeder Atemzug muss bewusst erfolgen, wir müssen darüber Bescheid wissen, nichts darf uns entgehen. Wenn wir beständig so üben wird uns eines Tages die Erkenntnis dieses Daseins durchdringen, wobei der Fortschritt stufenweise erfolgt, vielleicht auch mit einigen Rückschritten verbunden. Im Visuddhi Magga XXI finden sie eine Aufzählung (nicht unbedingt für Anfänger geeignet) von 9 Erkenntnissen (ñāna, sihe pañña)). Im Wat Rampoeng hier in Chiangmai wurde früher eine Liste mit 16 Erkenntnissen (jhāna) den Meditierenden mitgegeben. Inzwischen sieht man davon ab, weil einen dieses Wissen nicht weiterbringt, man muss es selber erfahren.


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Es gibt ein Buch über die Regeln der Nonnen: Huesken, Ute; Die Vorschriften für die buddhistische Nonnengemeinde im Vinaya-Pitaka der Theravadin. Dietrich Reimer Verlag, Dr. Friedrich Kaufmann, Unter den Eichen 57, 12203 Berlin. ISBN 3-496-02632-4.

Es sollte auch in den Bibliotheken vorhanden sein. Ich habe das Buch noch nicht digitalisiert weil es zum Einen sehr Umfangreich ist, mit vielen Fußnoten, Palitexten, Kommentaren und Vergleichen zu den Mönchregelen und zum Anderen habe ich noch nicht die Genehmigung dieses Buch in meiner Webseite aufzunehmen. Es ist mir noch nicht gelungen jemanden ausfindig zu machen, der mir diese Genehmigung erteilen könnte.

Wolfgang


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