Note 78 zu D. 33

So Lieder der Mönche v. 397; vergl. auch Bruchstücke der Reden v. 203 und 502, wo noch wichtige Nachweise aus dem Anguttaram und Samyuttam verzeichnet sind.

Der Asket als der immer streitbare Kämpfer, ein Held bis zum letzten Atemzuge, weiß wenig von Schlaf und Schlummer. Wenn irgendeiner, so ist er der verkörperte devo'nimisah, wie einer der tausend Namen Vischnus lautet: der Gott, der nicht blinzelt, der die Augen nicht schließt, der wo alles schläft wach bleibt. -

Als Gotamo an die Anuruddher Mönche die Frage stellt, ob sie ernsten Sinnes, eifrig, unermüdlich verweilen, berichten sie auch, daß sie jeden fünften Tag die ganze Nacht hindurch in Gesprächen über die Lehre beisammensitzen. Recht so, recht so, Anuruddher, sagt darauf der Meister zu den edlen Söhnen, billigt also damit den jeweilig ebensowohl gesellig bewährten urasketentümlichen Brauch seiner Einsiedler im Gosingam-Walde: Mittlere Sammlung 234f., 950.

So auch mochte in späteren Zeiten der ägyptische ANTONIOS oft und oft die ganze Nacht in seiner lichten Wüste durchwachen; und nach ihm hat ARSENIOS der Große, der da ein Jahrtausend später von unserem lieben SEUSE zum Vorbild gewählt und der summus philosophus genannt wurde, es gern bestätigt, daß einem eifrigen Kämpfer eine Stunde Schlafs genüge: er selbst pflegte jede Nacht durchzuwachen und erst gegen Morgen eine Weile sitzend zu schlummern. EPICHARMOS sagte: «Alles Bedeutende wird besser bei Nacht ausgefunden», und «Wer da um Weisheit wirbt, muß es bei Nacht bedenken», nach der Hellenischen Theologie des KORNUTOS, Kapitel 14 am Ende. Mit ebendiesem Gedanken hat GOETHE das Lied an den Mond beschlossen, wo er davon spricht,

Was, von Menschen nicht gewußt, Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust Wandelt in der Nacht.

Berühmt ist der Spruch der Ilias II 24: Nicht soll schlafen ein Mann, der Rat pflegt, gänzlich die Nacht durch.

Wie aber schlafen und wachen bei den Menschen verschieden sei, das stellt Gotamo einmal in folgender Weise dar:

«Fünf sind es, ihr Mönche, die bei Nacht mehr wachen als schlafen: und welche fünf? Das Weib, ihr Mönche, das einem Manne nachhängt, schläft wenig bei Nacht und wacht lange; der Mann, ihr Mönche, der einem Weibe nachhängt, schläft wenig bei Nacht und wacht lange; der Dieb, ihr Mönche, der einem Raube nachhängt, schläft wenig bei Nacht und wacht lange; der Königsdiener, ihr Mönche, der die königlichen Geschäfte versieht, schläft wenig bei Nacht und wacht lange; der Mönch, ihr Mönche, der seiner Ablösung nachhängt, schläft wenig bei Nacht und wacht lange. Das sind fünf, ihr Mönche, die bei Nacht mehr wachen als schlafen.» Anguttaranikāyo, Pañcakanipāto 137.

Im Sattakanipāto 58 ist ein Gespräch erhalten, wobei der Meister dem ehrwürdigen Moggallano, der sich müde fühlt, den Rat gibt, sich mit Wasser die Augen zu benetzen, rings umher zu schauen und zu den Gestirnen und leuchtenden Himmelskörpern emporzublicken: da sei es wohl möglich, daß ihm bei solcher Betrachtung die Müdigkeit vergehn werde. Und er wird dann ferner das Licht aufmerksam im Sinne haben, den Tag aufmerksam in Obacht: Wie lichter Tag so Mitternacht, Wie Mitternacht so lichter Tag.

So mag er mit entschleiertem Geiste, frei von jeder Hülle, ein selbstleuchtendes Gemüt erwerben. Ebendiese Stelle - ein wichtiger Merkspruch, wie eingangs bemerkt - wird oben von Sāriputto den Jüngern angesichts des Meisters wiederholt. Eingedenk solcher Weisung sagt auch einmal ein anderer Nachfolger des Sakyerasketen, Sono Potiriyaputto, in den Liedern der Mönche v. 193:

Nicht lob' ich Schlaf in dieser Nacht 
Mit Sternenkränzen hoch gekrönt,
Zum Wachen taugt sie einzig nur 
Dem Denker, der um Wissen wirbt.

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