Fussnote 68 von D.33

Was unter Schamhaftigkeit und Bescheidenheit zu verstehn sei zeigt Anguttaranikāyo, Navakanipāto No. II, wo Sāriputto so über sein Betragen Rechenschaft ablegt:

«Gleichwie etwa, o Herr, ein Tschandālenknabe oder ein Tschandālenmädchen mit einem Krug im Arme, in zerfetztem Gewande ein Dorf oder eine Stadt betretend, gar niedergebeugt im Gemüte dahinwandelt: ebenso nun bin ich, o Herr, einem jungen Tschandālen ähnlich im Geiste geworden, im weiten, tiefen, unbeschränkten, von Grimm und Groll geklärten.»

Sich etwas bedünken, Anerkennung wünschen, ausgezeichnet werden, ist einem Mönche schlimmste Gefahr, zäheste Fessel.

«Wer sich, ihr Mönche, allein mit dem schönsten Weibe das Gemüt nicht mehr umgarnen läßt, er läßt sich von Erfolg, Ehre und Ruhm das Gemüt umgarnen», sagt der Meister zu den Jüngern, Samyuttakanikāyo 17.21.

Vergl. die umfassende 39. Rede der Mittleren Sammlung und noch Anguttaranikāyo, Dasakanipāto 105:

«Das Wissen, ihr Mönche, geht der Erlangung heilsamer Dinge voran, gleich aber folgt Schamhaftigkeit und Bescheidenheit.» Diese zutiefst empfundene Demut und Scham, in der sich der Asket, wie Sāriputto so anschaulich zeigt, von jedem Dünkel, jedem Stolz, jeder Überhebung auf immer abkehrt, gleichwie der unterste Diener, die ärmste Magd: das ist das ewig Weibliche, das ihn hinanzieht. 

Darum eben soll der Mönch auch mütterliche, schwesterliche, töchterliche Liebe im Gemüt entwickeln und ausbilden, nach Gotamos Anweisung im Samyuttakanikāyo 35.127: «Geht hin, ihr Mönche, an mutterstatt mögt ihr ein Muttergemüt euch erwerben, an Schwesterstatt mögt ihr ein Schwestergemüt euch erwerben, an tochterstatt mögt ihr ein Tochtergemüt euch erwerben.» Es sind die Staffeln, gegründet auf dem Boden der freiwilligen und unbeschränkten Selbstverleugnung, die zur Auflösung der Persönlichkeit hinleiten.

Über die oben im Text sogleich angeschlossene treffliche Freundschaft sagt Anando einmal zu Gotamo: «Die Hälfte ist es, o Herr, des Asketentums: treffliche Freundschaft zu hegen, treffliche Gefährten, treffliche Vertraute zu haben.» Der Meister aber antwortet: «Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando: ist es ja doch, Anando, das ganze Asketentum, daß man da treffliche Freundschaft hegt, treffliche Gefährten, treffliche Vertraute hat. Von einem Mönch, Anando, der treffliche Freundschaft hegt, treffliche Gefährten, treffliche Vertraute hat, ist zu erwarten, daß er den heiligen achtfältigen Weg erkunden, daß er den heiligen achtfältigen Weg ausbilden wird.

Wie aber, Anando, kann ein Mönch, der treffliche Freundschaft hegt, treffliche Gefährten, treffliche Vertraute hat, den heiligen achtfältigen Weg erkunden, den heiligen achtfältigen Weg ausbilden? 

Da wird, Anando, ein Mönch die rechte Erkenntnis erkunden, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht; er wird die rechte Gesinnung, rechte Rede, das rechte Handeln, rechte Wandeln, rechte Mühn, die rechte Einsicht, rechte Einigung erkunden, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. 

Das ist, Anando, die Art, wie ein Mönch, der treffliche Freundschaft hegt, treffliche Gefährten, treffliche Vertraute hat, den heiligen achtfältigen Weg erkundet, den heiligen achtfältigen Weg ausbildet. Darum ist das, Anando, auch wechselweise zu verstehn, wie es eben das ganze Asketentum ist, wenn man treffliche Freundschaft hegt, treffliche Gefährten, treffliche Vertraute hat. Denn zu mir, Anando, als dem trefflichen Freunde gekommen, werden sie, die der Geburt unterworfen sind, frei von Geburt; werden sie, die dem Alter, dem Sterben, dem Kummer, Jammer, Schmerz, Gram, der Verzweiflung unterworfen sind, frei von Alter, frei von Sterben, frei von Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung. So ist das, Anando, wechselweise zu verstehn, wie es eben das ganze Asketentum ist, wenn man treffliche Freundschaft hegt, treffliche Gefährten, treffliche Vertraute hat.» 

Samyuttakanikāyo, 45.2.


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