Visuddhi Magga VIII

2. Die Betrachtung über den Körper 

(Fortsetzung 2)

 

Als "Mageninhalt" (udariya) gelten die im Magen befindlichen gegessenen, getrunkenen, gekauten und gekosteten Stoffe. An Farbe ist derselbe wie die aufgenommene Nahrung, an Gestalt wie der in einem Filtertuche lose eingepackte Reis. Was die Körpergegend betrifft, befindet er sich in der oberen Gegend. Was die Körperstelle betrifft, befindet er sich im Magen (udara). Der Magen besteht in einem Darmsacke, der aussieht wie die Anschwellung, die beim beiderseitigen Auswringen eines nassen Gewandes in dessen Mitte entsteht. Außen ist er glatt, innen sieht er aus wie die faules Fleisch bedeckenden schmutzigen Mangoblüten, oder man könnte auch sagen, wie die Innenhaut einer verfaulten Jackfrucht. Darin hausen, in Schwärmen hin- und herströmend, die 32 Arten von Lebewesen, wie die Takkotaka's (,Spinner'), Ganduppādas's (,Beulenerreger'), Pālahīraka's (,Palmsplitter'), Sūcimukhaka's (,Nadelmäuler'), Patatantuka's (,Tuchweber'), Suttaka's (,Fädchen') usw. Und wenn es an Speisen und Getränken fehlt, erheben sich dieselben und greifen unter Lärmen das Herzfleisch an. Beim Einnehmen von Speisen, Getränken u. dgl. aber ergreifen sie, nach oben gewandt, in aller Hast die zuerst verschlungenen zwei oder drei Bissen. Der Magen ist für diese Lebewesen Gebärort, Abort, Krankenstätte und Leichenstätte. Wenn da z.B. zur heißen Sommerzeit der Regen in dicken Tropfen niederströmt, so ergießen sich in den am Tore eines Candālendorfes sich befindlichen Tümpel die vielartigen Unreinheiten, wie Kot, Urin, Haut-, Knochen- und Sehnenstücke, Speichel, Rotz, Blut u. dgl. Und mit schlammigem Wasser vermengt, nach zwei bis drei Tagen von der darin entstandenen Würmerfamilie bevölkert und unter dem Einfluß der glühenden Sonnenhitze in Fäulnis übergegangen, immer wieder Schaumblasen nach oben sendend, färben sie sich blauschwarz, und sind äußerst stinkend und widerlich und erreichen einen Zustand, der sich wenig eignet zum Hingehen oder Anschauen, geschweige denn zum Beriechen oder Kosten. Genau so auch werden die verschiedenartigsten Speisen, Getränke usw. von den Zahnstampfern zermalmt, von der handartigen Zunge umhergerollt und von Speichel zusammengehalten, verlieren aber in demselben Augenblicke ihre Vorzüge an Farbe, Duft, Geschmack usw. und werden wie Weberleim oder Hundekotze, eingehüllt in Galle, Schleim und Gase. Unter dem Einfluss des Feuers und der Hitze des Magens aber in Gärung übergegangen und, mit den Würmerfamilien vermengt, immer wieder Schaumblasen nach oben aussendend, erreichen die Speisen einen widerlichen Zustand von äußerster Filzigkeit und Gestank, so daß sich schon beim bloßen Hören davon eine Abneigung gegen Essen, Trinken usw. einstellt, geschweige denn wenn man die Sache mit dem Auge der Erkenntnis betrachtet. Die in den Magen gelangten Speisen, Getränke usw. scheiden sich in fünf Teile: ein Teil wird von den Würmern verzehrt, einer von der Magensäure, einer wird zu Urin, einer zu Kot, und ein Teil wird zu Speisesaft und ernährt Blut, Fleisch usw. Was die Abgrenzung betrifft, ist der Mageninhalt durch den Magensack als auch durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

"Kot" (kīsa) ist Auswurf. Er ist von Farbe meistens wie die aufgenommene Nahrung, von Gestalt wie der von ihm eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, entsteht er in der unteren Gegend. Was die Körperstelle betrifft, befindet er sich im Grimmdarm (,Behälter für ausgekochte oder ausverdaute Stoffe'). Der Grimmdarm ist wie ein acht Zoll hohes Bambusrohr und befindet sich unten zwischen dem Nabel und der Wurzel der Wirbelsäule am Darmende. Gleichwie das im Hochlande niederströmende Regenwasser hinabfließt und das Tiefland erfüllt, ähnlich ist es mit allen den in den Magen (,Aufnahmebehälter für noch nicht verdaute Stoffe') hinabgelangten Speisen, Getränken usw. Durch den scharfen Magensaft (,Magenfeuer') unter Schaumbildung wie auf einem Schleifsteine gewetzt und immer mehr ausgekocht und weich geworden, fließen diese durch die Darmöffnung hinab und häufen sich an, gerade als ob gelber Leim geknetet und in ein Bambusrohr eingefüllt würde. Was seine Abgrenzung betrifft, ist der Kot sowohl durch den Grimmdarm als auch durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Als "Gehirn" (matthalunga) gilt die im Schädel befindliche Markmasse. Das Gehirn ist von Farbe weiß wie das Fleisch eines Pilzes, an Gestalt wie der von ihm eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, befindet es sich in der oberen Gegend. Was die Körperstelle betrifft, ist es im Schädel an den 4 Nähten hängend angehäuft, gleichwie vier aufgeschichtete Haufen Mehl. Was seine Abgrenzung betrifft, ist das Gehirn sowohl durch die inneren Schädelflächen als auch durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Mit "Galle" (pitta) bezeichnet man zwei Arten von Galle, die gebundene und die freie. Hierbei, ist die gebundene Galle von Farbe weiß wie dickes Honigbaumöl, die freie aber wie verwelkte Ranavarablüten. Was die Körpergegend betrifft, befindet sich die gebundene Galle in der oberen Gegend, die andere in beiden Gegenden. Was die Körperstelle betrifft, durchdringt die freie Galle, gleich einem Öltropfen das Wasser, den ganzen Körper, mit Ausnahme der fleischlosen Stellen an Haaren, Zähnen und Nägeln, wie der harten, trockenen Haut. Wird sie erregt, so werden die Augen gelb und rollen, und der Körper zittert und juckt einen. Die gebundene Galle ist aufgespeichert in der wie eine große Luffagurke aussehenden und an der Leber, zwischen Herz und Lunge, befindlichen Gallenblase. Wird die Galle erregt, so werden die Menschen wahnsinnig und geistesgestört, vergessen alle Scham und Scheu und tun, reden und denken verkehrte Dinge. Was ihre Abgrenzung betrifft, ist die Galle durch sich selbst begrenzt. Dies ist ihre Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für ihre Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Mit "Schleim" (semha) ist gemeint der im Körper befindliche und eine gefüllte Almosenschale ausmachende Schleim. Derselbe ist von Farbe weiß wie der Blattsaft der Nāgabalā-Pflanze. An Gestalt ist er wie der von ihm eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, befindet er sich in der oberen Gegend. Was die Körperstelle betrifft, befindet er sich in der Magenhaut. Gleichwie, wenn ein Holzstück oder eine Scherbe ins Wasser fällt, das darauf befindliche Moos und die welken Blätter auseinandergehen und sich teilen und später wiederum sich ausbreiten, gerade so auch ist es mit dem Schleim beim Einnehmen von Speisen, Getränken u. dgl. Sobald nämlich die Speisen und Getränke (in den Magen) hinuntergelangen, zerteilt sich der Schleim, um sich alsbald wieder auszubreiten. Ist der Schleim geschwächt, so sendet der Magen einen äußerst widerlichen Aasgeruch aus, gerade wie ein reifes Geschwür oder ein faules Hühnerei. Und infolge des dort aufsteigenden Geruches ist auch das Ausgespiene sowie der Mund übelriechend wie eine verweste Leiche. Und der Mensch gerät in einen derartigen Zustand, daß man ihm sagen muß: 'Geh' weg, du stinkst!' Indem der Schleim aber anwächst und stärker wird, hält er den Aasgeruch im Innern des Magensackes fest, gerade wie in einem Aborte der Holzdeckel den Gestank festhält. Was seine Abgrenzung betrifft, ist der Schleim durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Unter "Eiter" (pubba) versteht man den durch verdorbenes Blut hervorgerufenen Eiter. Derselbe ist von Farbe wie ein fahlgelbes Blatt, an einer Leiche aber wie verfaulter dicker Schaum. An Gestalt ist er wie der von ihm eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, entsteht der Eiter in den beiden Gegenden. Was die Körperstelle betrifft, so gibt es für den Eiter keine bestimmte Stelle, wo er aufgehäuft wäre. Er findet sich, wo immer bei Verletzung einer Körperstelle durch Baumstümpfe, Dornen, Schlag oder Feuer das Blut sich ansammelt und erhitzt wird, oder Beulen, Geschwür u. dgl, entstehen. Was seine Abgrenzung betrifft, ist der Eiter durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Beim "Blut" (lohita) unterscheidet man zwei Arten: aufgespeichertes und kreisendes Blut. Unter diesen ist das aufgespeicherte Blut von Farbe wie dickgekochter roter Lacksaft, das kreisende Blut wie klarer Lacksaft. An Gestalt sind beide Arten wie der von ihnen ausgefüllte Raum. Was die Körpergegend betrifft, befindet sich das aufgespeicherte Blut in der oberen Gegend, das andere in beiden Gegenden. Was die Körperstelle betrifft, durchdringt das kreisende Blut, das Adernetz durchströmend, den ganzen stofflichen Körper mit Ausnahme der fleischlosen Stellen an Haaren, Nägeln, Zähnen und der harten, trockenen Haut. Das aufgespeicherte Blut aber erfüllt den unteren Teil des von der Leber eingenommenen Raumes und faßt eine volle Almosenschale. Indem es tropfenweise auf Herz, Niere und Lunge sickert, hält es diese feucht. Wenn das Blut nämlich Niere, Herz, Lunge usw. nicht befeuchtet, empfinden die Wesen Durst. Was seine Abgrenzung betrifft, ist das Blut durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Als "Schweiß" (seda) gilt die durch die Poren sickernde Flüssigkeit. Der Schweiß ist von Farbe wie klares Sesamöl, an Gestalt wie der von ihm eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, entsteht er in beiden Gegenden. Was die Körperstelle betrifft, gibt es für den Schweiß keine feste Stelle, wo er, wie etwa das Blut, sich beständig befände. Sondern, sobald durch Feuer oder Sonnenhitze, Temperaturveränderung u. dgl. der Körper erhitzt wird, strömt der Schweiß aus allen Poren und Löchern, genau wie das Wasser aus einem gerade aus dem Wasser herausgezogenen Bündel ungleich abgeschnittener Wurzelschossen und Stengel der Lotuspflanze. Daher hat man seine Gestalt bloß auf Grund der Poren und Öffnungen der Haut zu verstehen; und der den Schweiß erwägende Übungsbeflissene hat eben den Schweiß zu betrachten, insofern er die Poren und Öffnungen der Haut erfüllt. Was seine Abgrenzung betrifft, ist der Schweiß durch sich selbst begrenzt. Das ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Unter "Fett" (meda) ist erstarrtes Öl zu verstehen. Dasselbe ist von Farbe wie die aufgespaltene Gelbwurz. Von Gestalt ist es bei einem Dickleibigen wie ein gleichsam zwischen Haut und Fleisch gespanntes gelbseidenes Tuch. Bei einem Menschen mit dünnem Körper ist es wie ein ebensolches Tuch, das man am Fleisch an Ober- und Unterschenkel, Rückgrat und Magenhaut verdoppelt und verdreifacht hat. Was die Körpergegend betrifft, findet es sich in beiden Gegenden. Was die Körperstelle betrifft, durchdringt es bei einem dicken Menschen den ganzen Körper, bei einem dünnen aber haftet es am Schenkelfleisch usw. Obgleich man es als Öl rechnet, gebraucht man es aber wegen seiner äußersten Widerlichkeit weder als Öl für den Kopf, noch für die Nase usw. Was seine Abgrenzung betrifft, ist das Fett nach innen durch das Fleisch, nach außen durch die Haut und seitwärts durch sich selbst begrenzt. Das ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Mit "Tränen" (assu) bezeichnet man die aus den Augen hervorquellende Flüssigkeit. Die Tränen sind von Farbe wie klares Sesamöl, von Gestalt wie der von ihnen eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, entstehen sie in der oberen Gegend. Was die Körperstelle betrifft, befinden sie sich in den Augenhöhlen. Sie sind indessen nicht, wie etwa die Galle in der Gallenblase, ständig in den Augenhöhlen aufgespeichert; sondern, sobald die Menschen voller Freude laut auflachen oder voll Trübsinn weinen und jammern oder entsprechend scharfe Speisen genießen oder ihre Augen durch Rauch, Staub, Schmutz u. dgl. gequält werden, so kommt es eben infolge von Frohsinn, Trübsinn oder ungewöhnlichen Speisen und Temperatur zur Entstehung von Tränen, die entweder die Augenhöhlen erfüllen oder hervorquellen. Der die Tränen erwägende Übungsbeflissene hat also die Tränen zu erwägen, insofern sie die Augenhöhlen füllen oder hervorquellen. Was ihre Abgrenzung betrifft, sind die Tränen durch sich selber begrenzt. Dies ist ihre Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für ihre Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

"Hautschmiere" (vasā) ist ein flüssiges Öl, von Farbe wie das Kokosöl, oder, man könnte auch sagen, wie das auf Schaum gegossene Öl. Von Gestalt ist sie wie ein beim Baden auf dem klaren Wasser umherschwimmender und sich ausbreitender Öltropfen. Was die Körpergegend betrifft, befindet sich die Hautschmiere in den beiden Gegenden. Was die Körperstelle betrifft, befindet sie sich in den Handflächen und dem Handrücken, der Fußsohle und dem Fußrücken, in den Nasenlöchern, an der Stirne und dem Schultervorsprung. Nun ist die Hautschmiere an diesen Stellen nicht zu jeder Zeit flüssig. Sondern nur, wenn diese Stellen durch Feuer oder Sonnenglut, oder durch ungewöhnliche Temperatur oder ungewöhnliche Innere Zustände erhitzt sind, breitet sie sich an der betreffenden Stelle aus, gleich wie beim Baden der Öltropfen sich auf dem klaren Wasser ausbreitet und hier und dorthin treibt. Was ihre Abgrenzung betrifft, ist die Hautschmiere durch sich selbst begrenzt. Dies ist ihre Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für ihre Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Mit "Speichel" (khela) ist gemeint die im Munde befindliche, mit Schaum vermischte Flüssigkeit. Der Speichel ist von Farbe wie weißer Schaum, von Gestalt wie der von ihm eingnommene Raum; oder, man könnte auch sagen, er hat dieselbe Form wie der Schaum. Was die Körpergegend betrifft, befindet sich der Speichel in der oberen Körpergegend. Was die Körperstelle betrifft, so fließt er beide (inneren) Backenwände herab und bleibt auf der Zunge hängen. An der Zungenspitze ist er dünnflüssig, an der Zungenwurzel dick. Gleichwie nun das Wasser eines am sandigen Flußufer gegrabenen Brunnens niemals versiegt, so auch vermag der Speichel, ohne jemals zu versiegen, ein in den Mund gestecktes flaches Korn oder Reiskorn oder irgend ein anderes Kaumittel zu befeuchten. Was seine Abgrenzung betrifft, ist der Speichel durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Mit "Rotz" (singhānikā) bezeichnet man den aus dem Gehirn sickernden unreinen Stoff. Derselbe ist von Farbe wie das Mark eines jungen Palmyrakernes, von Gestalt wie der von ihm eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, befindet sich der Rotz in der oberen Gegend. Was die Körperstelle betrifft, erfüllt er die Nasenlöcher. Doch ist er dort nicht beständig aufgespeichert. Sondern, gleichwie, wenn ein Mann Dickmilch in einem Lotusblatt einwickelt und dann dasselbe unten mit einem Dorn durchsticht, die Molke durch dieses Loch sickert und herausfließt, so auch strömt zu einer Zeit, wo die Menschen weinen oder durch ungewöhnliche Nahrung oder Temperatur in ihnen Störungen der Säfte entstanden sind, die in faulen Rotz verwandelte Gehirnsubstanz aus dem Kopfinnern, fließt durch die Öffnung oberhalb des Gaumens herab, um die Nasenlöcher zu erfüllen oder herabzutropfen. Bei Erwägung des Rotzes hat also der Übungbeflissene den Rotz zu erwägen, insofern er die Nasenlöcher erfüllt. Was seine Abgrenzung betrifft, ist der Rotz durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Die "Gelenkschmiere" (lasikā) ist ein klebriger widerlicher Stoff in den körperlichen Gelenken. Von Farbe ist die Gelenkschmiere wie das Harz des Kannikāra-Baumes, von Gestalt wie der von ihr eingenommene Raum. Was die Körpergegend betrifft, befindet sie sich in beiden Gegenden. Was die Körperstelle betrifft, findet sie sich im Innern der einhundertundachtzig Gelenke, wo sie die Funktion des Einschmierens derselben besorgt. Wer wenig von dieser Gelenkschmiere besitzt, dessen Knochen knacken beim Aufstehen und Niedersitzen, Hin- und Hergehen, Biegen und Strecken; und beim Umhergehen verursacht er gleichsam ein klapperndes Geräusch. Hat er einen Weg selbst bloß von einer oder zwei Meilen zurückgelegt, so werden die Körpergase in ihm erregt, und die Glieder schmerzen ihn. Wer aber viel von dieser Gelenkschmiere besitzt, dessen Knochen knacken nicht beim Aufstehen, Niedersitzen usw.; und hat er selbst einen langen Weg zurückgelegt, so werden die Körpergase in ihm nicht erregt, und die Glieder schmerzen ihn nicht. Was die Abgrenzung betrifft, ist die Gelenkschmiere durch sich selbst begrenzt. Dies ist ihre Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für ihre Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

"Harn" (mutta) hat die Farbe von Bohnenlauge. Von Gestalt ist er wie das in einem umgestülpten Wassertopfe noch zurückgebliebene Wasser. Was die Körpergegend betrifft, befindet er sich in der unteren Gegend. Was die Körperstelle betrifft, befindet er sich in der Harnblase. Damit wird der Blasensack bezeichnet. Gleichwie nun in den in eine Pfütze geworfenen Filtrirkrug ohne Öffnung der Pfützensaft eindringt, man aber da keinen Eingang bemerkt, durch den derselbe eindringt, so auch ist, wo immer der Harn aus dem Körper (in die Blase) eindringt, kein Eingang zu sehen, durch den er eintritt; wohl aber ist sein Ausflußweg sichtbar. Ist nun die Blase mit Harn überfüllt, so beeilen sich die Menschen zu harnen. Was seine Abgrenzung betrifft, ist der Harn sowohl durch das Innere der Harnblase, als auch durch sich selbst begrenzt. Dies ist seine Abgrenzung durch gleichartige Dinge. Für seine Abgrenzung durch ungleichartige Dinge aber gilt dasselbe wie bei den Kopfhaaren.

 

 

Wer so die Körperbestandteile, wie die Kopfhaare usw., nach Farbe, Gestalt, Gegend, Stelle und Abgrenzung festgestellt hat und der Reihe nach, auf nicht zu schnelle Weise usw., als widerlich erwägt, der überwindet schließlich die bloßen Begriffe, und beim Betrachten dieses Körpers: 'An diesem Körper gibt es Kopfhaare (usw)', - treten alle jene Dinge als ob zu gleicher Zeit deutlich in Erscheinung. Es ist gerade so, wie wenn einem klarsichtigen Manne beim Betrachten einer auf einem einzigen Faden aufgereihten Kette von Blumen von zweiunddreißig verschiedenen Farben diese Blumen alle gewissermaßen auf einmal sichtbar sind. Daher heißt es in der Besprechung der Fertigkeit der Erwägung: "Während nämlich der Anfänger die Kopfhaare erwägt, schreitet die Erwägung voran, bis sie schließlich den letzten Bestandteil, den Harn, erreicht hat."

 

Aber auch wenn man nach Außen hin (auf die Körper der anderen Wesen) seine Aufmerksamkeit gerichtet hält, verlieren, während einem so alle diese Bestandteile deutlich sind, alle die sich umherbewegenden Menschen; Tiere usw. für einen das Aussehen von Lebewesen und erscheinen einem bloß wie Haufen von verschiedenen Bestandteilen. Und es sieht aus, als ob die von ihnen verzehrt werdenden Speisen, Getränke usw. in diesen Haufen von Bestandteilen eingefügt würden. Während man aber darauf immer wieder den Gedanken: 'Widerlich! Widerlich!' erwägt, indem man der Reihe nach (einige Bestandteile) fahren läßt usw. steigt einem in der Folge die volle Sammlung auf. Dabei gilt das Erscheinen von Farbe, Gestalt, Gegend, Stelle und Abgrenzung hinsichtlich der Kopfhaare usw. als das 'Aufgefaßte Bild' (uggaha-nimitta), das Erscheinen der Widerlichkeit hinsichtlich aller Merkmale aber als das 'Gegenbild' (patibhāga-nimitta). Dieses übend und entfaltend, steigt einem in der betreffs der Ekelobjekte gezeigten Weise die Volle Sammlung auf, doch nur in Form der ersten Vertiefung. Wenn nun bloß ein einziger Bestandteil sich deutlich zeigt, oder wer, bei einem einzigen Bestandteile die Volle Sammlung erreichend, hinsichtlich eines anderen Bestandteiles keine weitere Anstrengung mehr macht, bei dem steigt jene Volle Sammlung nur als eine einzige auf. Wem aber mehrere Bestandteile sich deutlich zeigen, oder wer, bei irgend einem Bestandteile die Vertiefung erreichend, auch hinsichtlich eines weiteren Bestandteiles Anstrengungen macht, dem steigen gemäß der Anzahl der Bestandteile so und so viele erste Vertiefungen auf, gleichwie dem Ordensälteren Mallaka.

 

Jener Ehrwürdige nämlich, so erzählt man, nahm einst den Ordensälteren Abhaya bei der Hand und sprach: "Bruder Abhaya! Vorerst lerne dieses Problem kennen" und fuhr dann fort: "Der Ordensältere Mallaka hat bei den zweiunddreißig Bestandteilen zweiunddreißig erste Vertiefungen erreicht. Tritt er bei Tag und Nacht in je eine Vertiefung ein, so vollzieht sich das Ganze in etwas mehr als einem halben Monat. Tritt er aber täglich nur in eine Vertiefung ein, so vollzieht sich das Ganze in etwas mehr als einem Monat."

 

Weil nun diese in Form der ersten Vertiefung zustandekommende Übung auf Grund der Achtsamkeit bei Farbe, Gestalt usw. (der Körperbestandteile) erreicht wird, so bezeichnet man sie als die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

 

"Der dieser Körperbetrachtung hingegebene Mönch aber hat Gewalt über Lust und Unlust, und nicht hat die Unlust über ihn Gewalt; sobald sie aufsteigt, überwindet er sie. Er hat Gewalt über Furcht und Angst, und nicht haben Furcht und Angst Gewalt über ihn; sobald sie aufsteigen, überwindet er sie. Er erduldet Kälte und Hitze .... erträgt geduldig lebensgefährdende Schmerzen." Auf Grund der verschiedenen Merkmale, wie Farbe u. dgl., wird er der vier Vertiefungen teilhaftig und erwirkt die sechs höheren Geisteskräfte.
 

Dies nun ist die ausführliche Darlegungsweise der auf den Körper gerichteten Achtsamkeit.


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