Samyutta Nikaya

Das 41., das Citta-Samyutta: Hausvater Citto

41.1 Fessel
41.2 Isidatto I
41.3 Isidatto II
41.4 Mahako
41.5 Kāmabhū II
41.6 Kāmabhū III
41.7 Godatto
41.8 Nigantho
41.9 Der Nacktgänger
41.10 Krankenbesuch

S.41.1 Fessel

 

Zu einer Zeit weilten viele ältere Mönche in Macchikāsanda im Mangohain. Zu der Zeit, als die vielen älteren Mönche nach dem Mahle vom Almosengang zurückgekehrt waren, kamen sie in einem Pavillon zusammen. Nachdem sie dort zusammengekommen waren, ergab sich unter ihnen folgendes Gespräch:

 

"Fesseln und fesselnde Dinge, ihr Brüder, sind diese Dinge verschieden und deshalb verschieden bezeichnet, oder sind sie dasselbe und nur die Bezeichnung ist verschieden?"

 

Da erwiderten einige der älteren Mönche: "Fesseln und fesselnde Dinge, Brüder, sind verschiedene Dinge und deshalb verschieden bezeichnet". Einige der älteren Mönche aber erwiderten: "Fesseln und fesselnde Dinge, Brüder, sind dasselbe und nur die Bezeichnung ist verschieden".

 

Zu jener Zeit nun war Citto, der Hausvater, in Migapathaka angekommen, um irgendeine Angelegenheit zu erledigen. Er hörte nun von dem Gespräch, das zwischen den älteren Mönchen im Pavillon aufgekommen war, und er begab sich dorthin, wo die älteren Mönche weilten, begrüßte sie ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun Citto, der Hausvater, also zu den älteren Mönchen, er habe von jenem Gespräch gehört. Und sie erwiderten: "So ist es Hausvater

 

"Fesseln und fesselnde Dinge, Ehrwürdige, sind verschieden und deshalb verschieden bezeichnet. Ein Gleichnis, Ehrwürdige, möchte ich euch geben. Durch ein Gleichnis werden manche verständigen Menschen den Sinn einer Rede verstehen: Gleichwie, Ehrwürdige, wenn da ein schwarzer und ein weißer Ochse mit einer Leine oder einem Joch zusammengebunden wären. Wer da nun sagen würde: 'Der schwarze Ochse ist die Fessel für den weißen Ochsen, oder der weiße Ochse ist die Fessel für den schwarzen Ochsen', würde ein solcher wohl recht reden?"

 

"Gewiß nicht, Hausvater. Nicht ist, Hausvater, der schwarze Ochse die Fessel für den weißen, und auch nicht ist der weiße Ochse die Fessel für den schwarzen, sondern durch Leine oder Joch sind sie verbunden, das ist da die Fessel".

 

"Ebenso nun auch, Ehrwürdige, ist das Auge nicht die Fessel für die Formen, das Ohr nicht die Fessel für die Töne, die Nase nicht die Fessel für die Düfte, die Zunge nicht die Fessel für die Säfte, der Körper nicht die Fessel für die Gegenstände, der Geist nicht die Fessel für die Dinge, sondern was, durch beides bedingt, an Willensreiz aufsteigt, das ist da die Fessel".

 

"Getroffen hast du es, Hausvater, gut getroffen hast du es, Hausvater, daß du mit dem Auge der Weisheit, mit der tiefen Lehre des Erwachten konform gehst".

 


S.41.2 Isidatto I

 

Zu einer Zeit weilten viele ältere Mönche in Macchikāsanda im Mangohain. Da nun begab sich Citto, der Hausvater, zu ihnen, begrüßte sie ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun Citto, der Hausvater, also zu den älteren Mönchen:

 

Möchten die älteren Mönche zustimmen, morgen das Mahl bei mir einzunehmen". Schweigend stimmten die älteren Mönche zu. Als nun Citto, der Hausvater, der Zustimmung der älteren Mönche gewiß war, erhob er sich von seinem Sitz, grüßte die älteren Mönche ehrfurchtsvoll und ging rechts herum fort. Als die Nacht vergangen war, kleideten sich die älteren Mönche morgens an, nahmen Mantel und Schale, begaben sich zur Wohnung des Hausvaters Citto und setzten sich auf die vorbereiteten Sitze. Da nun begab sich Citto, der Hausvater, zu den älteren Mönchen, begrüßte sie ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach Citto, der Hausvater, zu einem der ehrwürdigen Älteren:

 

"Verschiedenheit der Artungen, Verschiedenheit der Artungen, Ehrwürdiger, sagt man. Inwiefern wird, o Herr, vom Erhabenen Verschiedenheit der Artungen gesagt?"

 

Auf diese Worte schwieg der ehrwürdige Ältere. Und ein zweites und ein drittes Mal stellte Citto, der Hausvater, diese Frage. Und ein zweites und ein drittes Mal schwieg der ehrwürdige Ältere.

 

Zu jener Zeit war der Ehrwürdige Isidatto im Mönchsorden von allen der Jüngste. Da nun sagte der Ehrwürdige Isidatto zu dem ehrwürdigen Älteren: "Darf ich, o Herr, dem Hausvater Citto diese Frage beantworten?"

 

"Beantworte du, Isidatto, Citta, dem Hausvater, diese Frage"..

 

"Du hast, Hausvater, folgende Frage gestellt: 'Verschiedenheit der Artungen, Verschiedenheit der Artungen', o Herr, sagt man. Inwiefern wird, o Herr, vom Erhabenen Verschiedenheit der Artungen gesagt?"

"So ist es o Herr".

 

"Der Erhabene, Hausvater, sagt folgendes über die Verschiedenheit der Artungen: Art des Auges, Art der Form und Art des Sehbewußtseins; Art des Ohres, Art der Töne und Art des Hörbewußtseins, Art der Nase, Art der Düfte und Art des Riechbewußtseins; Art der Zunge, Art der Säfte und Art des Schmeckbewußtseins; Art des Körpers, Art der Gegenstände und Art des Tastbewußtseins; Art des Geistes, Art der Dinge und Art des Geist-Bewußtseins. Das wird vom Erhabenen zur Verschiedenheit der Artungen gesagt".

 

Da war nun Citto, der Hausvater, über die Warte des ehrwürdigen Isidatto erfreut und zufrieden, und er bediente die älteren Mönche eigenhändig mit erlesener fester und flüssiger Speise. Nachdem die älteren Mönche gegessen und die Hand von der Almosenscha1e zurückgezogen hatten, erhoben sie sich von ihrem Sitz und gingen fort. Da sagte der ehrwürdige Ältere zum Ehrwürdigen Isidatto: "Gut ist es, Bruder Isidatto, daß du diese Frage beantwortet hast und nicht ich diese Frage beantwortet habe. Darum, Bruder Isidatto, wenn bei anderer Gelegenheit eine derartige Frage aufkommen würde, beantworte sie in gleicher Weise".

 


S.41.3 Isidatto II

 

Bei gleicher Gelegenheit sprach Citto, der Hausvater, zu einem der ehrwürdigen Älteren:

 

"Mannigfaltige Ansichten, ehrwürdiger Älterer, kommen in der Welt auf: 'Ewig ist die Welt oder Nicht ewig ist die Welt; endlich ist die Welt oder nicht endlich ist die Welt; Leben und Leib sind dasselbe oder anders ist das Leben, anders ist der Leib; der Vollendete besteht nach dem Tode oder der Vollendete besteht nicht nach dem Tode; der Vollendete besteht sowohl als auch nicht nach dem Tode; der Vollendete besteht weder nach dem Tode noch besteht er nicht nach dem Tode'. Was muß sein, damit die im Priesternetz (D. 1 = Brahmajāla Sutta), geäußerten 62 Ansichten bestehen, o Herr, und was muß sein, damit sie nicht bestehen?"

 

Auf diese Worte schwieg der ehrwürdige Ältere. Und ein zweites und ein drittes Mal stellte Citto, der Hausvater, diese Frage. Und ein zweites und drittes Mal schwieg der ehrwürdige Ältere.

 

Zu jener Zeit war der Ehrwürdige Isidatto im Mönchsorden von allen der Jüngste. Da nun sagte der ehrwürdige Isidatto zu dem ehrwürdigen Älteren: "Darf ich, o Herr, Citto, dem Hausvater, diese Frage beantworten?"

"Beantworte du, Isidatto, Citto, dem Hausvater, diese Frage".

"Du hast, Hausvater, nach den verschiedenen Ansichten In der Welt gefragt".

"So ist es, o Herr".

 

"Was diese mannigfaltigen im 'Priesternetz' geäußerten 62 Ansichten betrifft, Hausvater, sie bestehen, weil Persönlichkeitsansicht besteht. Ist keine Persönlichkeitsansicht, dann bestehen sie nicht".

"Was aber ist, o Herr, Persönlichkeitsansicht?"

 

"Da, Hausvater, sieht der unerfahrene gewöhnliche Mensch nicht die Edlen, er ist der Lehre der Edlen unkundig, er ist nicht erzogen in der Lehre der Edlen. Er sieht nicht die rechten Menschen, er ist der Lehre der rechten Menschen unkundig, er ist nicht erzogen in der Lehre der rechten Menschen: Er betrachtet die Form als das Selbst oder das Selbst als formhaft oder im Selbst die Form oder in der Form des Selbst. Ebenso das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen und das Bewußtsein. So besteht Persönlichkeitsansicht, Hausvater".

 

"Wie aber, o Herr, kann Persönlichkeitsansicht nicht bestehen?"

 

"Da, Hausvater, sieht der erfahrene edle Jünger die Edlen, er ist der Lehre der Edlen kundig, er ist in der Lehre der Edlen erzogen. Er sieht die rechten Menschen, er ist der Lehre der rechten Menschen kundig, er ist erzogen in der Lehre der rechten Menschen: Er betrachtet nicht die Form als das Selbst, nicht das Selbst als formhaft, nicht im Selbst die Form oder in der Form das Selbst, ebenso das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen, das Bewußtsein. So, Hausvater besteht die Persönlichkeitsansicht nicht".

 

"Woher kommt der Ehrwürdige Isidatto, o Herr?"

"Ich komme von Avanti, Hausvater".

 

"Es gibt, o Herr, in Avanti einen Sohn aus guter Familie namens Isidatto, einen Freund, den ich noch nie gesehen habe. Der ist in die Hauslosigkeit gezogen. Hat der Ehrwürdige ihn gesehen?"

"Ja, Hausvater".

"Wo nun weilt, o Herr, dieser Ehrwürdige jetzt?"

So angeredet, schwieg der Ehrwürdige Isidatto.

"Ist der Ehrwürdige der Herr Isidatto?"

"Ja, Hausvater".

 

"Möchte doch, o Herr, der Ehrwürdige Isidatto in Macchikāsanda sich in diesem entzückenden Mangohain erfreuen. Ich werde eifrig bemüht sein, den Ehrwürdigen Isidatto mit Gewand und Schale, Wohnung und Arznei im Fall einer Krankheit zu versehen".

"Das ist freundlich gesagt, Hausvater".

 

Da nun war Citto, der Hausvater, über die Worte des Ehrwürdigen Isidatto erfreut und erheitert. Er bediente und versorgte die älteren Mönche eigenhändig mit erlesener fester und flüssiger Speise. Nachdem dann die älteren Mönche gegessen und ihre Hand von der Schale zurückgezogen hatten, erhoben sie sich und gingen fort. Da nun sagte der ehrwürdige Ältere zum Ehrwürdigen Isidatto: Gut ist es, Bruder Isidatto, daß du diese Frage beantwortet hast und nicht ich diese Frage beantwortet habe. Darum, Bruder Isidatto, wenn bei anderer Gelegenheit eine derartige Frage aufkommen würde, beantworte sie in gleicher Weise .

 

Nachdem nun der ehrwürdige Isidatto seine Lagerstatt in Ordnung gebracht hatte, nahm er Mantel und Schale und verließ Macchikāsanda. Nachdem er Macchikāsanda verlassen hatte, verließ er es für immer und kehrte nie mehr dorthin zurück.

 


S.41.4 Mahako

 

Bei gleicher Gelegenheit in seiner Meierei weilend, bediente und versorgte Citto, der Hausvater, die älteren Mönche eigenhändig mit erlesener klarer Butter und Milchreis. Als nun die älteren Mönche gegessen und die Hand von der Almosenschale zurückgezogen hatten, erhoben sie sich von ihrem Sitz und gingen fort. Citto, der Hausvater, aber folgte den älteren Mönchen Schritt für Schritt nach und sprach: "Nehmt die Reste mit". Zu jener Zeit nun war es aber dort sehr heiß, und die älteren Mönche zerflossen unterwegs sozusagen körperlich, da sie reichlich gegessen hatten. Zu jener Zeit nun war aber der Ehrwürdige Mahako in dieser Mönchsschar der allerneueste. Da nun sprach der Ehrwürdige Mahako zu einem ehrwürdigen Älteren: Gut wäre es, Herr Älterer, wenn ein kühler Wind blasen würde, wenn ein Gewitter aufkäme und wenn es ordentlich regnen würde.

 

"Gut wäre es, Bruder Mahako, wenn ein kühler Wind blasen würde, wenn ein Gewitter aufkäme und wenn es ordentlich regnen würde .

 

Da nun ließ der Ehrwürdige Mahako eine magische Gestaltung von solcher Art erscheinen, daß ein kühler Wind blies, ein Gewitter aufkam und es ordentlich regnete. Da nun dachte Citto, der Hausvater: 'Schon der allerneueste in dieser Mönchsschar hat solche magischen Fähigkeiten!'

 

Als nun der Ehrwürdige Mahako die Freude ausgekostet hatte, sprach er zu dem älteren Mönch: Ist's nun genug, Herr Älterer?

 

"Genug ist es, Bruder Mahako, genug hast du getan, Bruder Mahako, einen Dienst hast du uns erwiesen".

 

Da nun gingen die älteren Mönche in ihr Kloster, der Ehrwürdige Mahako aber in sein eigenes Kloster. Da nun begab sich Citto, der Hausvater, zum Ehrwürdigen Mahako, wechselte höflichen Gruß und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun Citto, der Hausvater, zum Ehrwürdigen Mahako:

 

"Gut wäre es, o Herr, wenn mir der Ehrwürdige Mahako überirdische Dinge, magische Wunder zeigen würde".

"Dann, Hausvater, lege dein Obergewand auf die Veranda und streue ein Bündel Gras darüber".

 

"Wohl, o Herr", stimmte Citto, der Hausvater, dem Ehrwürdigen Mahako zu, legte sein Obergewand auf die Veranda und streute ein Bündel Gras darüber.

 

Da ging der ehrwürdige Mahako ins Kloster, verriegelte die Tür und ließ eine magische Erscheinung solcher Art erscheinen, daß eine Flamme durch das Schlüsselloch kam, die das Gras verbrannte, nicht aber das Obergewand.

 

Als nun Citto, der Hausvater, das Obergewand derart unversehrt sah, war er erschüttert und stand mit gesträubten Haaren da.

 

Als dann der Ehrwürdige Mahako aus dem Kloster gekommen war, sagte er zu Citto, dem Hausvater: "Genug davon, Hausvater".

 

"Genug ist es, Herr Mahako, genug hast du getan, Herr Mahako, einen Dienst hast du mir erwiesen, Herr Mahako. Möchte doch, o Herr, der Ehrwürdige Mahako in Macchikāsanda sich erfreuen. Entzückend ist der Mangohain. Ich werde eifrig bemüht sein, den Ehrwürdigen Mahako mit Mantel und Schale, Lagerstatt und Arznei für den Fall einer Krankheit zu versorgen".

 

"Das ist freundlich gesagt, Hausvater".

 

Nachdem nun der Ehrwürdige Mahako seine Lagerstatt in Ordnung gebracht hatte, nahm er Mantel und Schale und verließ Macchikāsanda. Nachdem er es verlassen hatte, verließ er es für immer und kehrte nie mehr dorthin zurück.

 


S.41.5 Kāmabhū II

 

Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Kāmabhū in Macchikāsanda im Mangohain. Da nun begab sich Citto, der Hausvater, dorthin, wo der Ehrwürdige Kāmabhū weilte, wechselte höflichen Gruß und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun der Ehrwürdige Kāmabhū zu Citto, dem Hausvater:

"Also ist gesagt worden, Hausvater:

 

'So wie ein Wagen fehlerlos

mit weißem Dach einachsig rollt,

naht da ein Ungezwung'ner, seht,

ein Stromabschneider, bindungsfrei'.

 

Wie ist nun, Hausvater, der Sinn dieser kurz gefaßten Worte ausführlich zu verstehen?" "Wurde dies, o Herr, vom Erhabenen gesagt?"

"Gewiß, Hausvater".

"Dann, o Herr, warte einen Augenblick, damit ich den Sinn betrachten kann".

 

Nachdem nun Citto, der Hausvater, einen Augenblick geschwiegen hatte, sprach er zum Ehrwürdigen Kāmabhū:

"Fehlerlos, o Herr, ist eine Bezeichnung für die Tugend.

Weißes Dach, o Herr, ist eine Bezeichnung für die Erlösung.

Einachsig, o Herr, ist eine Bezeichnung für die Achtsamkeit.

Er rollt, o Herr, ist eine Bezeichnung für Kommen und Gehen.

 

Wagen, o Herr, ist eine Bezeichnung für den Körper, aus den vier Hauptstoffen gebildet, von Vater und Mutter gezeugt, durch Reis und Grütze entwickelt, dem Vergehen, dem Untergang, der Aufreibung, Auflösung, der Zerstörung verfallen.

 

Reiz, o Herr, ist ein Zwang, Abwehr ist ein Zwang, Verblendung ist ein Zwang. Diese hat der triebversiegte Mönch überwunden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, ausgerodet, auf daß sie künftig nicht mehr sich entwickeln könne. Darum nennt man den triebversiegten Mönch ungezwungen.

Der sich naht, o Herr, ist eine Bezeichnung für den Helligen.

 

Strom, o Herr, ist eine Bezeichnung für den Durst. Diesen hat der triebversiegte Mönch überwunden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, ausgerodet, auf daß er künftig nicht mehr sich entwickeln kann. Darum heißt es, daß der triebversiegte Mönch den Strom abgeschnitten hat.

 

Reiz, o Herr, ist eine Bindung, Abwehr ist eine Bindung, Verblendung ist eine Bindung. Diese hat der triebversiegte Mönch überwunden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstrumpf gleichgemacht, ausgerodet, auf daß sie künftig nicht mehr sich entwickeln können Darum heißt es, daß der triebversiegte Mönch bindungsfrei ist.

 

Darum, o Herr, ist vom Erhabenen dieses gesagt worden:

 

'So wie ein Wagen fehlerlos

mit weißem Dach einachsig rollt,

naht da ein Ungezwung'ner, seht,

ein Stromabschneider, bindungsfrei'.

 

So möchte, o Herr, der Sinn dieser kurz gefaßten Worte des Erhabenen ausführlich zu verstehen sein".

 

"Getroffen hast du es, Hausvater, gut getroffen hast du es, Hausvater, daß du mit dem Auge der Weisheit mit der tiefen Lehre des Erwachten konform gehst".

 


S.41.6 Kāmabhū III

 

Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Kāmabhū in Macchikāsanda im Mangohain. Da nun begab sich Citto, der Hausvater, dorthin, wo der Ehrwürdige Kāmabhū weilte, wechselte höflichen Gruß und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach Citto, der Hausvater, zum Ehrwürdigen Kāmabhū:

 

I.

 

"Wieviele Gestaltungen, o Herr, gibt es?"

"Es gibt, Hausvater, drei Gestaltungen:

 

Körperliche Gestaltungen,

sprachliche Gestaltungen,

Gestaltungen des Herzens".

 

"Gut, o Herr," sagte Citto, der Hausvater, über die Worte des Ehrwürdigen Kāmabhū erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage an ihn: "Was aber ist, o Herr, körperliche Gestaltung, was sprachliche Gestaltung, was Gestaltung des Herzens?"

 

"Ein- und Ausatmung, Hausvater, ist körperliche Gestaltung;

Erwägen und Sinnen ist sprachliche Gestaltung;

Wahrnehmung und Gefühl ist Gestaltung des Herzens".

 

"Gut, o Herr", sagte Citto, der Hausvater, und stellte eine weitere Frage: "Und warum, o Herr, ist Ein- und Ausatmung körperliche Gestaltung, warum ist Erwägen und Sinnen sprachliche Gestaltung, warum ist Wahrnehmung und Gefühl Gestaltung des Herzens?"

 

"Ein- und Ausatmung, Hausvater, sind körperliche Eigenschaften, sind an den Körper gebunden: darum ist Ein- und Ausatmung körperliche Gestaltung.

 

Was man vorher erwogen und gesonnen hat, Hausvater, das spricht man nachher aus: darum ist Erwägen und Sinnen sprachliche Gestaltung.

 

Wahrnehmung und Gefühl sind Eigenschaften des Gemütes, an das Herz gebunden: darum ist Wahrnehmung und Gefühl Gestaltung des Herzens".

 

"Gut, o Herr," sagte Citto, der Hausvater, und stellte eine weitere Frage: "Und wie kann man, o Herr, die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreichen?"

 

"Das ist nicht so, Hausvater, als ob ein Mönch, der die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreicht, dächte: 'Ich werde die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreichen' oder 'Ich erreiche die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit' oder 'Ich habe die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreicht', sondern er hat sein Herz vorher soweit ausgebildet, daß es zu diesem Zustand geführt wird."

 

"Gut, o Herr", sagte da Citto, der Hausvater, und stellte eine weitere Frage: "Und wenn ein Mönch die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreicht hat, o Herr, welche Dinge lösen sich zuerst auf, die körperliche Gestaltung, die sprachliche Gestaltung oder die Gestaltung des Herzens?"

 

"Wenn ein Mönch, Hausvater, die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreicht, dann löst sich zuerst die sprachliche Gestaltung auf, dann die körperliche und dann die des Herzens".

 

II.

 

"Gut, o Herr", sagte Citto, der Hausvater, und stellte eine weitere Frage: "Welcher Unterschied besteht nun, o Herr, zwischen einem Toten, der die Zeit erfüllt hat, und einem Mönch, der die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreicht hat?"

 

"Wer da, Hausvater, tot ist, wer die Zeit erfüllt hat, dessen körperliche Gestaltungen sind aufgelöst und zur Ruhe gekommen, dessen sprachliche Gestaltungen sind aufgelöst und zur Ruhe gekommen, dessen Gestaltungen des Herzens sind aufgelöst und zur Ruhe gekommen, die Lebenskraft ist aufgezehrt, die Wärme ist verflogen, die Sinne sind zerstört. Der Mönch aber, Hausvater, der die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreicht hat, dessen körperliche, sprachliche und Herzensgestaltungen sind zwar aufgelöst und zur Ruhe gekommen, aber die Lebenskraft ist nicht aufgezehrt, die Wärme ist nicht verflogen, die Sinne sind gestillt. Das ist der Unterschied, Hausvater, zwischen einem Toten, der die Zeit erfüllt hat, und einem Mönch, der die Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit erreicht hat".

 

III.

 

'Gut, o Herr", sagte da Citto, der Hausvater, und stellt eine weitere Frage: "Und wie kann man, o Herr, die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Gefühl aufheben?"

 

"Das ist nicht so, Hausvater, als ob ein Mönch, der die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit aufhebt, denkt: 'Ich werde sie aufheben' oder 'Ich hebe sie auf oder 'Ich habe sie aufgehoben', sondern er hat sein Herz vorher soweit ausgebildet, daß es zu diesem Zustand geführt wird".

 

"Gut, o Herr", sagte da Citto, der Hausvater, und stellte eine weitere Frage: "Wenn ein Mönch, o Herr, die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit aufhebt, welche Dinge steigen zuerst wieder auf, die körperliche Gestaltung, die sprachliche Gestaltung oder die Gestaltung des Herzens?"

 

"Dem Mönch, Hausvater, der die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit aufhebt, dem steigt zuerst die Gestaltung des Herzens auf, dann die körperliche, dann die sprachliche Gestaltung".

 

"Gut, o Herr", sagte da Citto, der Hausvater, und stellte eine weitere Frage: "Und was für Berührungen, o Herr, berühren den Mönch, der die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit aufhebt?"

 

"Den Mönch, Hausvater, der die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit aufhebt, berühren drei Berührungen: die Berührung der Leerheit, die Berührung der Vorstellungslosigkeit, die Berührung der Nicht-gerichtetheit".

 

"Gut, o Herr", sagte da Citto, der Hausvater, und stellte eine weitere Frage: "Und wohin, o Herr, ist das Herz eines Mönches, der die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit aufhebt, geneigt, gebeugt, gesenkt?"

 

"Das Herz, eines Mönches, Hausvater, der die Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit aufhebt, ist zur Einsamkeit geneigt, zur Einsamkeit gebeugt, zur Einsamkeit gesenkt".

 

IV.

 

"Gut, o Herr", sagte da Citto, der Hausvater, über die Worte des Ehrwürdigen Kāmabhū erfreut und befriedigt, und stellte ihm eine weitere Frage:

 

"Welche Dinge, o Herr, sind zur Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit am nützlichsten?"

 

"Wirklich, Hausvater, du fragst zuletzt, was du zuerst hättest fragen sollen, doch ich werde es dir beantworten: Zur Erreichung der Auflösung von Wahrnehmung und Fühlbarkeit sind zwei Dinge am nützlichsten: Ruhe und Klarsicht".

 


S.41.7 Godatto

 

Zu einer Zeit weilte der Ehrwürdige Godatto in Macchikāsanda im Mangohain. Da nun begab sich Citto, der Hausvater, dorthin, wo der Ehrwürdige Godatto weilte, wechselte höflichen Gruß und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sagte Godatto zu Citto, dem Hausvater:

 

"Die unermeßliche Gemüterlösung, Hausvater, die etwaslose Gemüterlösung, die leere Gemüterlösung, die vorstellungslose Gemüterlösung, sind das voneinander verschiedene Dinge, die auch eine verschiedene Bezeichnung haben oder sind sie einander gleich und ist nur die Bezeichnung eine verschiedene?"

 

"Es gibt, o Herr, eine Betrachtungsart, nach welcher diese Dinge verschieden sind und verschiedene Bezeichnungen haben, und es gibt, o Herr, eine Betrachtungsart, nach welcher diese Dinge gleich sind, aber verschiedene Bezeichnungen haben".

 

"Nach welcher Betrachtungsart nun, o Herr, sind diese Dinge verschieden und haben verschiedene Bezeichnungen?"

 

"Da strahlt, o Herr, ein Mönch liebevollen, erbarmenden, mitfreudigen, gleichmütigen Gemütes weilend nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend, durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem, erbarmendem, mitfreudigem, gleichmütigem Gemüte, mit weitem, tiefem, unermeßlichem, von Grimm und Groll geklärtem. Das nennt man, o Herr, unermeßliche Gemüterlösung".

"Und was ist, o Herr, etwaslose Gemüterlösung?"

 

"Da weilt, o Herr, der Mönch nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinssphäre im Gedanken, 'Nichts ist da' und erreicht die Nichtdaseinssphäre Das nennt man, o Herr, etwaslose Gemüterlösung".

"Und was ist, o Herr, leere Gemüterlösung?"

 

"Da weilt, o Herr, der Mönch im Walde oder am Fuß eines Baumes oder in einer leeren Klause und führt sich vor Augen: 'Leer ist das von Ich und Mein'. Das nennt man, o Herr, leere Gemüterlösung".

"Und was ist vorstellungslose Gemüterlösung?"

 

"Da weilt, o Herr, der Mönch, indem er keine Vorstellungen beachtet, in der Erreichung der vorstellungslosen Gemütseinigung. Das nennt man, o Herr, vorstellungslose Gemüterlösung .

Das ist, o Herr, die Betrachtungsart, nach welcher diese Dinge verschieden sind und verschiedene Bezeichnungen haben."

 

"Und was ist, o Herr, die Betrachtungsart, nach welcher diese Dinge gleich sind und nur verschiedene Bezeichnungen haben?"

 

'Der Reiz, o Herr, läßt messen, die Abwehr läßt messen, die Verblendung läßt messen. Die hat der triebversiegte Mönch überwunden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Soweit nun, o Herr, die unermeßlichen Gemüterlösungen unerschütterlich geworden sind, so gilt eine solche Gemüterlösung als Höchstes. Eine solche unerschütterliche Gemüterlösung ist leer an Reiz, leer an Abwehr, leer an Verblendung.

 

Der Reiz, o Herr, ist eine Etwasheit, die Abwehr ist eine Etwasheit, die Verblendung ist eine Etwasheit. Die hat der triebversiegte Mönch überwunden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Soweit nun, o Herr, die etwaslosen Gemüterlösungen unerschütterlich geworden sind, so gilt eine solche Gemüterlösung als Höchstes. Eine solche unerschütterliche Gemüterlösung ist leer an Reiz, leer an Abwehr, leer an Verblendung.

 

Der Reiz, o Herr, schafft Vorstellungen, die Abwehr schafft Vorstellungen, die Verblendung schafft Vorstellungen. Die hat der triebversiegte Mönch überwunden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln können. Soweit nun, o Herr, die vorstellungslosen Gemüterlösungen unerschütterlich geworden sind, so gilt eine solche Gemüterlösung als das Höchste. Eine solche unerschütterliche Gemüterlösung ist leer an Reiz, leer an Abwehr, leer an Verblendung.

Das ist, o Herr, die Betrachtungsart, welcher diese Dinge einander gleich sind und nur die Bezeichnung eine verschiedene ist".

 


S.41.8 Nigantho

 

Einstmals war der Freie Bruder Nātaputto nach Macchikāsanda gekommen mit einer großen Schar von Freien Brüdern. Dies hörte Citto, der Hausvater, und er begab sich mit vielen Laienanhängern zum Freien Bruder Nātaputto, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun der Freie Bruder Nātaputto zu Citto, dem Hausvater:

 

"Glaubst du, Hausvater, dem Asketen Gotamo: 'Es gibt eine Einigung ohne Erwägen und Sinnen, es gibt eine Auflösung von Erwägen und Sinnen'?"

 

"Nicht gehe ich hierin, o Herr, nach Glauben an den Erhabenen: 'Es gibt eine Einigung ohne Erwägen und Sinnen, es gibt eine Auflösung von Erwägen und Sinnen'".

 

Nach diesen Worten blickte Nigantha Nātaputto auf seine Schar und sagte: "Mögen die Verehrten sehen, wie ehrlich dieser Citto der Hausvater ist, wie er ohne Heimtücke und Heuchelei ist! Wer da meinen sollte, man könne Erwägen und Sinnen auflösen, der würde meinen, man könne den Wind mit einem Netz fangen oder man könne den Gangesstrom mit der eigenen Faust anhalten".

 

"Was meinst du wohl, Herr, was ist vorzüglicher: Erkenntnis oder Vertrauen?"

 

"Im Vergleich zu Vertrauen ist Erkenntnis vorzüglicher, Hausvater".

 

"Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch, fern von Begierden und unheilsamen Dingen, in erwägendem, sinnendem, einsamkeitgeborenem Verzückungswohl, in der Weihe der ersten Schauung. Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch, nach Beruhigung des Erwägens und Sinnens in der inneren Meeresstille, in der Einheit des Gemütes ohne Erwägen und Sinnen, in dem einigungsgeborenen Verzückungswohl, in der Weihe der zweiten Schauung.

 

Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch, nach Entreizung der Verzückung gleichmütig, achtsam, klarbewußt und empfinde ein Glück im Körper, von dem die Edlen sagen, 'Der gleichmütig Achtsame lebt beglückt'. So verweile ich in der Weihe der dritten Schauung.

 

Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch nach Überwindung von Wohl und Wehe, nach Zur-Ruhekommen des einstigen Frohsinns und Trübsinns ohne Wehe und Wohl in der gleichmütig achtsamen vollkommenen Reine, in der Weihe der vierten Schauung.

 

Der ich so erkenne, o Herr, der ich so sehe, brauche nicht nach dem Glauben an irgendeinen Asketen oder Brahmanen zu gehen: 'Es gibt eine Einigung ohne Erwägen und Sinnen, es gibt eine Auflösung von Erwägen und Sinnen'".

 

Nach diesen Worten blickte der Freie Bruder Nātaputto auf seine Schar und sagte: "Mögen die Verehrten sehen, wie unehrlich dieser Citto der Hausvater ist, wie heimtückisch und heuchlerisch er ist".

 

"Jetzt verstehen wir, o Herr, deine Worte: 'Mögen die Verehrten sehen, wie ehrlich dieser Citto der Hausvater ist, wie er ohne Heimtücke und Heuchelei ist'. Und jetzt verstehen wir deine Worte: 'Mögen die Verehrten sehen, wie unehrlich dieser Citto der Hausvater ist, wie heimtückisch und heuchlerisch'.

 

Wenn, o Herr, das erstere wahr ist, ist das letztere falsch. Wenn aber das letztere wahr ist, ist das erstere falsch.

Da gehen dich nun, o Herr, 10 lehrgemäße Fragen an, wenn du ihren Sinn verstehst, magst du mir mit der Schar deiner Freien Brüder Widerpart bieten: eine Frage, einen Stempel und eine Erläuterung. Zwei Fragen, zwei Stempel und zwei Erläuterungen. Drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn Fragen, Stempel und Erläuterungen".

 

Als nun Citto, der Hausvater, 10 lehrgemäße Fragen angeboten hatte, erhob er sich von seinem Sitz und ging fort.

 


S.41.9 Der Nacktgänger

 

Einstmals war der Nacktgänger Kassapo nach Macchikāsanda gekommen, ein früherer Freund des Hauses. Dies hörte Citto, der Hausvater, und er begab sich zu ihm, begrüßte ihn ehrfurchsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, sprach nun Citto, der Hausvater, zu dem Nacktgänger Kassapo:

 

"Wie lange ist es her, daß du in die Hauslosigkeit gezogen bist, Herr Kassapo?"

 

"Dreißig Jahre, Hausvater, ist es her, daß ich in die Hauslosigkeit gezogen bin".

 

"Hast du nun, o Herr, in diesen dreißig Jahren irgendeine übermenschliche Erfahrung erreicht, ein reiches Heiltum edler Wissensklarheit, Wohlbefinden?"

 

In diesen dreißig Jahren, Hausvater, seit ich in die Hauslosigkeit gezogen bin, habe ich keine übermenschliche Erfahrung erreicht, kein reiches Heiltum edler Wissensklarheit, kein Wohlbefinden: nichts als Nacktheit, kahlgeschorenen Kopf und Sand abwischen".

 

Nach diesen Worten sprach Citto, der Hausvater, zu dem Nacktgänger Kassapo: "Erstaunlich fürwahr, außerordentlich fürwahr ist die Verkündung einer solchen Lehre, wonach man in dreißig Jahren keine überirdische Erfahrung erreicht, kein reiches Heiltum edler Wissensklarheit, kein Wohnbefinden, sondern nichts als Nacktheit, einen kahlgeschorenen Kopf und Sand abwischen".

 

"Wie lange aber ist es her, daß du, Hausvater, ein Anhänger geworden bist?"

 

"Dreißig Jahre ist es her, o Herr, daß ich ein Anhänger geworden bin".

 

"Hast du denn, Hausvater, in diesen dreißig Jahren irgendeine überweltliche übermenschliche Erfahrung erreicht, ein reiches Heiltum edler Wissensklarheit, Wohlbefinden?"

 

"Wie denn nicht, o Herr? Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch fern von Begierden und unheilsamen Dingen, in erwägendem, sinnendem, einsamkeitsgeborenem Verzückungswohl, in der Weihe der ersten Schauung.

 

Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch, nach Beruhigung des Erwägens und Sinnens in der inneren Meeresstille, in der Einheit des Gemütes ohne Erwägen und Sinnen, in dem einigungsgeborenen Verzückungswohl, in der Weihe der zweiten Schauung.

 

Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch nach Entreizung der Verzückung gleichmütig, achtsam, klarbewußt und empfinde ein Glück im Körper, von dem die Edlen sagen, 'Der gleichmütig Achtsame lebt beglückt'. So verweile ich in der Weihe der dritten Schauung.

 

Ich nun, o Herr, verweile ganz nach Wunsch nach Überwindung von Wohl und Wehe, nach Zur-Ruhekommens des einstigen Frohsinns und Trübsinns ohne Wehe und Wohl in der gleichmütig achtsamen vollkommenen Reine, in der Weihe der vierten Schauung.

 

Wenn ich nun aber, o Herr, vor dem Erhabenen sterben würde, so wäre es nicht verwunderlich, wenn der Erhabene von mir sagen würde, 'Es gibt keine Fessel, durch die gefesselt Citto, der Hausvater, in diese Welt zurückkehren könnte'".

 

Nach diesen Worten sprach der Nacktgänger Kassapo zu Citto, dem Hausvater: "Erstaunlich fürwahr, außerordentlich fürwahr ist die Verkündung einer solchen Lehre, wonach man als weißgekleideter Hausner solche übermenschlichen Erfahrungen erreicht, ein reiches Heiltum edler Wissensklarheit, Wohlbefinden!

Ich möchte, Hausvater, in dieser Lehre und Ordnung aufgenommen werden, die Ordensweihe erhalten".

 

Da nun nahm Citto, der Hausvater, den Nacktgänger Kassapo dorthin mit, wo ältere Mönche weilten und sprach zu diesen:

 

"Dieser Nacktgänger Kassapo, ihr Herren, ist ein früherer Freund des Hauses von mir: ihn mögen die Älteren aufnehmen, die Ordensweihe erteilen. Ich werde bemüht sein, ihn mit Gewand und Schale, Lagerstatt und Arznei für den Fall einer Krankheit zu versorgen".

 

Da wurde der Nacktgänger Kassapo in diese Lehre und Ordnung aufgenommen, erhielt die Ordensweihe.

 

Nicht lange aber, nachdem der Ehrwürdige Kassapo aufgenommen, verweilte er einsam, abgesondert, ernsthaft, unermüdlich, selbstentschlossen. Nach langer Zeit hatte er das Ziel, um dessentwillen Familiensöhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit ziehen, das unübertreffliche Ziel des Brahma-Wandels noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen: Versiegt ist die Geburt, vollendet der Brahma-Wandel, gewirkt das Werk, 'Nichts Höheres nach diesem hier', verstand er da. Auch einer der Heiligen war der Ehrwürdige Kassapo geworden.

 


S.41.10 Krankenbesuch

 

Einstmals war Citto, der Hausvater, unwohl, leidend, schwer krank. Da nun versammelten sich viele Haingottheiten, Waldgottheiten, Baumgottheiten und Gottheiten, die in Heilkräutern, Gräsern und hohen Wipfeln wohnen und sprachen also zu Citto, dem Hausvater:

 

"So sollst du streben, Hausvater: 'In künftigen Zeiten möchte ich König sein, ein Kaiser'".

 

Auf diese Worte sprach Citto, der Hausvater, zu diesen Gottheiten: "Auch das ist unbeständig, nicht dauernd, auch das muß man verlassen".

 

Als Citto, der Hausvater, dies gesagt hatte, sprachen die Freunde, Genossen und Blutsverwandten zu ihm: "Halte die Achtsamkeit gegenwärtig, lieber Sohn, sprich nicht verworren!"

 

"Was sagte ich denn, daß ihr so zu mir sprecht: 'Halte die Achtsamkeit gegenwärtig, lieber Sohn, sprich nicht verworren'?"

 

"Du sagtest, lieber Sohn: 'Auch das ist unbeständig, nicht dauernd, auch das muß man verlassen'".

 

"Haingottheiten, Waldgottheiten, Baumgottheiten und Gottheiten, die in Heilkräutern, Gräsern und hohen Wipfeln wohnen, sprachen also zu mir: 'So sollst du streben, Hausvater: In künftigen Zeiten möchte ich König sein, Kaiser'. Zu denen aber sagte ich: 'Auch das ist unbeständig, nicht dauernd, auch das muß man verlassen'".

"Welchen Sinn, lieber Sohn, sehen jene Gottheiten darin, so zu sprechen: 'So sollst du streben, Hausvater in künftigen Zeiten möchte ich König sein, Kaiser".

 

Die Haingottheiten, Waldgottheiten, Baumgottheiten, die Gottheiten, die in Heilkräutern, Gräsern und hohen Wipfeln wohnen, dachten: Dieser Citto, der Hausvater, ist tugendhaft, hat treffliche Eigenschaften. Würde er danach streben, in Zukunft ein König, ein Kaiser zu werden, dann wird tugendhaftes Gemütsstreben anwachsen, und der Rechtschaffene wird rechtschaffene Frucht nachfolgen lassen. Diesen Sinn sahen jene Gottheiten darin, so zu sprechen, und deshalb sagte ich: 'Auch das ist unbeständig, nicht dauernd, auch das muß man verlassen"'.

 

"Dann ermahne uns, lieber Sohn!"

 

"Da habt ihr euch also zu üben: 'Beim Erwachten, bei der Lehre, bei der Jüngerschaft wollen wir mit unerschütterlicher Klarheit ausgestattet sein, so zwar:

 

Das ist der Erhabene, Heilige, Vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandels-Bewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unübertreffliche Leiter der Menschenherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene'

 

Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, die ersichtliche, zeitlose, einladende, hinführende, dem Verständigen von selbst verständlich.

 

Wohl fortgeschritten ist beim Erhabenen die Jüngergemeinde, aufrecht, methodisch, zielstrebig, fortgeschritten ist beim Erhabenen die Jüngergemeinde, und zwar 4 Paare der Menschen nach 8 Arten von Menschen: das ist des Erhabenen Jüngergemeinde, die Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdient, unübertreffliches Feld für Verdienst in der Welt.

 

Was es in unserer Familie an würdigen Gaben gibt, all das soll ungeschmälert für die Tugendhaften da sein, für die mit trefflichen Eigenschaften. So habt ihr euch zu üben".

 

Nachdem nun Citta, der Hausvater, seine Freunde, Genossen und Blutsverwandten zum Erwachten, zur Lehre und zur Jüngerschaft geneigt gemacht und in Freigebigkeit bestärkt hatte, starb er.

 


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