Titel Band 4 und 5 


SAMYUTTA-NIKĀYA

Die Lehrreden des Buddha aus der Gruppierten Sammlung

Aus dem Pāli ins Deutsche übersetzt von Hellmuth Hecker
Vierter und Fünfter Band  (Samyutta 35-56)
In Kommission beim Octopus Verlag, Wien 1993

ISBN 3-900 290-67-9
Impressum: Octopus Verlag, Wien 1993
Verleger: Erich Skrleta, Fleischmarkt 16, A-1010 Wien


Vorbemerkung

Der Kern der Lehre des Erwachten ist in vier Hauptsammlungen der Lehrreden überliefert, die nach der Anordnung bezeichnet werden als Längere, Mittlere, Gruppierte und Angereihte Sammlung. Nach der Überlieferung wurden sie auf dem Ersten Konzil nach dem Tode des Buddha in dieser Reihenfolge von Anando vorgetragen. Die dritte Sammlung wurde, wie es in der Tradition heißt, dann im Jüngerkreise von Mahākassapo besonders bewahrt und auswendig gelernt.

Vor etwa hundert Jahren begann eine zügige Übersetzung dieser Sammlungen ins Deutsche. Zuerst übersetzten zwei Buddhisten, nämlich der Indologe Karl Eugen Neumann die Mittlere und Längere Sammlung, und dann der deutsche Buddhamönch Nyānatiloka die Angereihte Sammlung. Nachdem aber Neumann 1915 nur fünfzigjährig gestorben war und Nyānatiloka durch die Nachkriegsumstände behindert war, brach diese Übersetzungstätigkeit zunächst ab.

 
Die Geschichte der Edition der noch ausstehenden dritten Sammlung besteht nun aus einer Kette von widrigen Umständen. Die Schwierigkeiten beginnen schon beim Titel. Während sich für die übrigen drei Sammlungen sofort Titel einbürgerten, hat bis heute keine Übersetzung des Titels der dritten Sammlung allgemeine Anerkennung gefunden: Zusammengesetzte, Systematische, Gruppierte Sammlung, oder "In Gruppen geordnete Sammlung" oder "Themensammlung". Der Pāli-Titel Samyutta-Nikāya läßt alle diese Übersetzungen zu.

Die führenden deutschen Buddhisten der Zwischenkriegszeit übersetzten wohl einige Reden dieser Sammlung, aber erst ein Nicht-Buddhist, der Indologe Prof. Wilhelm Geiger, übernahm es, sie ganz zu übersetzen. Ihm verdanken wir die Übersetzung der ersten beiden der fünf Bände des Samyutta-Nikāya, die 1925 und 1930 bei dem rührigen Oskar Schloß Verlag in Neubiberg bei München erscheinen konnten. Dann aber brach Geiger mitten im 2. Band, der also unvollendet blieb, die Übersetzung ab: von den 56 Samyuttas wurden von ihm nur 16 übersetzt.
 

Im Frühjahr 1941 übertrug im Internierungslager Diyatalawa auf Ceylon der deutsche Mönch Nyānaponika, ein Schüler Nyānatilokas, den Rest des 2. Bandes und den ganzen 3. Band - als Einübung ins Pāli, wie er selber sagte. Diese überaus nützliche und gut lesbare Übersetzung blieb aber bescheiden über ein Vierteljahrhundert verborgen. Erst als ein junger deutscher Mönch das Manuskript in der Forest Hermitage von Kandy zu Gesicht bekam, konnte dieser Teil 1967 in kleiner Auflage gedruckt werden. Auf meine Frage an Nyānaponika, ob er nicht auch die restlichen beiden Bände übersetzen könne, erwiderte er, daß die Arbeiten an der Buddhist Publication Society in Kandy das wohl nicht erlaubten. Er fügte hinzu, die Texte seien aber nicht schwer: Wie wäre es, wenn ich mich selber an die Übersetzung machen würde? Dazu kam ich dann erst nach meiner Emeritierung und das Ergebnis ist die vorliegende Ausgabe. Inzwischen war 1990 vom Antiquariat Kretschmer in Wolfenbüttel ein Nachdruck der bisherigen und lange vergriffenen Teile erschienen, dabei Bd. II und III in einem Band. Diese Luxusausgabe in Leder und mit Goldschnitt kostete aber DM 360,-. Der Plan, daran anschließend dort auch Bd. IV und V herauszubringen, ließ sich aber leider nicht verwirklichen. Auch andere Verlagsmöglichkeiten erwiesen sich als undurchführbar.

In den Zwanziger Jahren bestand ein waches Interesse, aber das Problem war: Wo ist der Text? Heute ist der Text vorhanden, aber das Problem ist Wo ist das Interesse? Um überhaupt die Übersetzung herauszubringen, wurde der Weg gewählt, der sich schon 1967 beim Bd. III als einzig möglich erwiesen hatte, nämlich eine 'handgemachte' Notausgabe. zur Kostendämpfung erscheint sie in einem einzigen Band und ohne teuren Einband. Dafür mußten die Erläuterungen zu den Texten und die Einführungen in die besondere Problematik der sechs Sinnesgebiete (das ist der Hauptteil von Bd. IV) oder des Heilsweges insgesamt (das ist das Thema von Bd. V) weggelassen werden. Auch auf alle textkritischen Anmerkungen und Begriffsklärungen mußte verzichtet werden. Die Lektüre setzt eine gründliche Einführung in den Gesamtzusammenhang der Lehre des Erwachten voraus. Besonders das 35. Samyutta mit den monotonen Wiederholungen der 6 Sinne muß ermüdend wirken. Wer aber die Geduld aufbringt, weiterzulesen, der wird am Ende dieses Samyuttas reich entschädigt durch einige der tiefsten Gleichnisse des Buddha. Erst recht bietet der fünfte Band eine Fundgrube unentbehrlicher Weisheiten und wichtiger praktischer Hinweise.

 
So mag denn diese Ausgabe mit dem letzten der 16 Bände der vier Kern-Sammlungen (je drei der Längeren und Mittleren, je fünf der Gruppierten und Angereihten Sammlung) ohne Beiwerk für diejenigen erscheinen, denen das reine Buddhawort die beste Nahrung für Herz und Gemüt ist.

Hamburg, 12. Oktober 1992
Hellmuth Hecker


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