Samyutta Nikaya

18. Rāhula-Samyutta

S.18.01.-10.
S.18.11.-20.
S.18.21. Neigung
S.18.22. Ledig

S.18.01.-10.

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Rāhula zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

 

3. Seitwärts sitzend sprach der Ehrwürdige Rāhula zum Erhabenen also: "Gut wäre es, o Herr, wenn mir der Erhabene so die Lehre zeigte, daß ich nach ihrem Hören einsam, abgesondert, unermüdlich, voller Eifer und Entschlossenheit weilen mag."

 

4.-9. "Was meinst du wohl, Rāhula:

 

(1.) Ist das Auge - das Ohr - die Nase - die Zunge - der Leib - der Geist unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(2.) "Sind die Formen - die Töne - die Düfte die Säfte - die Berührungen - die Geistobjekte unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(3.) "Ist das Sehbewußtsein - das Hörbewußtsein - das Riechbewußtsein - das Schmeckbewußtsein - das Berührungsbewußtsein - das Denkbewußtsein unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(4.) "Ist der Seheindruck - der Höreindruck - der Riecheindruck - der Schmeckeindruck - der Berührungseindruck - der Denkeindruck unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(5.) "Ist das durch Seheindruck entstandene Gefühl - durch Hör-, Riech-, Schmeck-, Berührungs-, Denkeindruck entstandene Gefühl unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(6.) "Ist die Formwahrnehmung - die Ton-, Duft-, Geschmacks-, Berührungswahrnehmung - die Wahrnehmung von Geistobjekten unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(7.) "Ist der Wille nach Formen - nach Tönen nach Düften - nach Geschmäcken - nach Berührungen nach Geistobjekten unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(8.) "Ist das Begehren nach Formen - nach Tönen - nach Düften - nach Geschmäcken - nach Berührungen nach Geistobjekten unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

(9.) "Ist das Erdelement - das Wasserelement das Feuerelement - das Windelement - das Raumelement das Bewußtseinselement unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr."

 

[4.-8.]

 

(10.) "Ist Körperlichkeit - Gefühl - Wahrnehmung - sind die Gestaltungen - ist Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr. "

 

9. "Was aber vergänglich, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, ist es recht, dieses so anzusehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr. "

 

10. "So erkennend, o Rāhula, wendet sich der erfahrene, edle Jünger vom Auge ... vom Bewußtsein ab.

 

11. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist das Wissen: 'Befreit bin ich!' - 'Versiegt ist (künftige) Geburt, vollendet der Heilige Wandel, gewirkt das Werk, nichts weiteres mehr nach diesem hier!' - So versteht er."

 


S.18.11.-20.

 

(Diese Sutten sind eine genaue Wiederholung der vorhergehenden Reden 1.-10., mit der einzigen Abweichung, daß der Ehrwürdige Rāhula nicht die Bitte des Abschnittes 3 ausspricht, sondern gleich vom Erhabenen wie in Abschnitt 4 angesprochen wird.)

 


S.18.21. Neigung

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Rāhula zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

 

3. Seitwärts sitzend sprach der Ehrwürdige Rāhula zum Erhabenen also: "Wie wissend, o Herr, wie erkennend, gibt es bei diesem Körper samt dem Bewußtsein und außerhalb bei allen Vorstellungen keine Dünkens-Neigung des Ich und Mein?"

 

4. "Was es irgend, o Rāhula, an Körperlichkeit gibt an Gefühl - an Wahrnehmung - an Gestaltungen - an Bewußtsein, vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nah, von jeder Körperlichkeit - von jedem Gefühl - jeder Wahrnehmung - allen Gestaltungen - jedem Bewußtsein (gilt): 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.' So betrachtet man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit.

 

5. So wissend, o Rāhula, so erkennend, gibt es bei diesem Körper samt dem Bewußtsein und außerhalb bei allen Vorstellungen keine Dünkens-Neigungen des Ich und Mein".

 


S.18.22. Ledig

 

1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.

 

2. Es begab sich da der Ehrwürdige Rāhula zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

 

3. Seitwärts sitzend sprach der Ehrwürdige Rāhula zum Erhabenen also: "Wie wissend, o Herr, wie erkennend ist der Geist bei diesem Körper samt dem Bewußtsein und außerhalb bei allen Vorstellungen ledig vom Dünken des Ich und Mein, hat er völlig die verschiedenen Arten des Stolzes (*f17) überwunden, ist befriedet und völlig befreit?"

 

4. "Was es irgend, o Rāhula, an Körperlichkeit gibt ... (wie bei 21.4) ... dies ist nicht mein Selbst.' Wenn man dies so der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit sieht, dann ist man ohne Anhaften befreit.

 

5. So wissend, o Rāhula, so erkennend, ist der Geist bei diesem Körper samt dem Bewußtsein und außerhalb bei allen Vorstellungen ledig vom Dünken des Ich und Mein, hinweggeschritten über die verschiedenen Arten des Stolzes, befriedet und völlig befreit. "

 


(*f17) vidhā samatikkantam; die Übersetzung folgte dem Komm.: mānakotthāse sutthu atikkantum. Die 'Arten des Stolzes' sind dreifach (tividha-māno): Überlegenheitsdünkel, Minderwertigkeitsdünkel und Ebenbürtigkeitsdünkel.


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